Stadtgespräch Berlin / dies und das

  • ^^ Ich geb`s auf. So wollen nicht verstehen. Was aber hat der Länderfinanzausgleich mit den feuchte-Träume Rekofantasien für grauhaarige Touristen zu tun? - Nichts! Und Berlin muss sich gar nichts erarbeiten. Berlin hat. Wer damit nicht zufrieden ist, der muss halt in die Drosselgasse.

    Einmal editiert, zuletzt von DerBe ()

  • ^ Bau-Lcfr scheint offenbar nicht gewillt, auf Argumente einzugehen, die seine eklatant einseitige und beschränkte Position natürlich evozieren muss. Das muss man zur Kenntnis nehmen, aber natürlich muss auch er akzeptieren, dass es dadurch immer schwerer fällt, in ihm einen ernsthaften Gesprächspartner zu erkennen.


    Danke aber für die eindrucksvollen Links, die von Konflikten eines maßlosen Massentourismus zeugen, bei dem nicht nur Sozialgefüge zerstört werden, sondern auch (Venedig) der wertvolle Baubestand durch eine läppische, weil oberflächliche, massenhedonistische Schaulust gefährdet wurde. (Gegen die Kreuzfahrtschiffe, immerhin, ist man mittlerweile offenbar vorgegangen: http://www.spiegel.de/reise/eu…hrtschiffe-a-1176994.html)

  • Lol...Bau-Lcfr (steht Lucifer hier eigentlich für "The Devil's Advocate"?) ist doch das beste Argument warum eine Stadt sich NIEMALS komplett dem Tourismus verschreiben sollte. Denn viele Touristen sind anspruchsvolle, verwöhnte, launische Gäste, denen es heute noch hier, morgen dann lieber woanders gefällt. Und Berlin verliert gerade durch Gentrifizierung und Ausrichtung auf Touristen einen Teil von dem, woführ viele Gäste Berlin schätzen.


    Was definitiv voll daneben ist, ist dieses ewige Rumgehacke auf den Finanzen! Ich habe bisher in Wuppertal, Düsseldorf und Essen gewohnt, nun lebe ich in Berlin und erlebe zum ersten Mal wie man von manchem Forumsmitglied als Bürger einer Stadt sozusagen als grundsätzlicher Schmarotzer des Staates betrachtet wird.


    Also ich arbeite seid meinem 18. Lebensjahr und habe in jeder Stadt Steuern gezahlt. Ich sehe mich als Bürger der Bundesrepublik Deutschland und habe in keiner Stadt in der ich lebe speziell für Touristen "zu liefern".


    Bau-Lcfrs Argumente sind so all-inclusive Pauschaltourismus "da hab ich für bezahlt, das steht mir zu!" klischeehaft dass ich sie -mit Verlaub- einfach nicht ernst nehmen kann.


    Ich wünsche mir schon dass auch im Zentrum Berlins wieder ein lebens - und liebenswertes Viertel entsteht und das Frankfurter Projekt kann da sicher Vorbild sein, aber eher um der Bürger Willen als nur um irgendwelche Forderungen von Außen zu bedienen.

  • Lustig Venedig und vermeintliche "Klagen" ob des Massentourismus zu zitieren - wenn man dort keine anderen Wirtschaftszweige sieht, sondern nur diesen. Würden Besucher tatsächlich ausbleiben, wäre manch eine Stadt in kürzester Zeit bankrott und von Massenarbeitslosigkeit geplagt.


    Sie verwechseln hier teilweise Ursache und Wirkung! Zwar hat Tourismus sicher positive wirtschaftliche Aspekte, das will ich nicht abstreiten. Aber es gibt Städte und Gegenden in denen das gerade kippt, wie z.B. in Venedig.


    Ich habe selbst Freunde in Venedig. Die Venezianer die noch in der Altstadt wohnen möchten durchaus von anderen Einkünften leben, aber es bleibt ihnen keine Wahl mehr, weil durch den Tourismus alles so überteuert wird, dass ein Leben innerhalb der Altstadt nicht mehr mit z.B. Handwerk finanziert werden kann. Mein Freund dort findet z.B. keinen normalen Barbier mehr in der Nähe weil ein durchschnittlicher Friseur sich die Miete einfach nicht mehr leisten kann! Genauso mit einem einfachen Herrenausstatter, der durchschnittlich preisige Hosen verkaufen würde. Bei Boss und Hermangildo Zenga kann aber ein Venezianer auch nicht jeden Tag einkaufen! (Der durchschnittliche Tourist allerdings auch nicht...)

  • ^ Wenn die gesamte "Argumentation" auf der Distanz zum Ort aufgebaut ist - ich bin gespannt, wie Du nachweisen willst, in Berlin zu leben und nicht in China oder Patagonien. Im weltweiten Internet dürfte schwierig sein.


    Absurd. Natürlich wohne ich in Berlin. Aber das ist völlig egal. Wenn Sie die von Ihnen als "Argumentation" diffamierte Argumentation verstanden hätten, wüssten Sie, dass es mir nicht um mich geht, sondern um den Gegenstand. Das Problem trifft alle Städte, in denen die Einwohner um ihr Zuhause fürchten müssen, weil die Mietpreise durch die Decke gehen. Wo Leute wie Sie auftreten, die den Betroffenen sagen, sie hätten "kein Recht" dort zu wohnen, wo sie wohnen. Ich habe lange in Göttingen gelebt und kannte Berlin nur als Besucher. Mein Standpunkt war damals kein anderer als heute.


    P.S.: Ich bin zum "Sie" übergegangen, weil mir das forenübliche "Du" in Ihrem Falle inzwischen als unangemessen kumpelhaft erscheint.

  • Regt euch bloß nicht über den Bauteufel auf. Ich wiederhole mich erneut, er macht es doch auch laufend: Wenn jemand behauptet, im Jahre 43 sei in Düsseldorf ein großes Kaufhaus gebaut worden

    ...Links vom Eingang steht ein 9 Jahre älteres Datum als 1952. In manchen Regionen droht die kleinste Berührung mit dieser 12 Jahre andauernden Zeitspanne (die zwei Jahre später endete) mit ausufernden Debatten, ob das Bauwerk überhaupt existieren darf. Interessant, dass der Bau dem Aussehen nach für die frühen 1950er Jahre geschätzt wird. Leider zeigt Google nur undeutlich das Baujahr, doch ich habe vorgesorgt:....


    und es partout nicht einsehen will, wie erschreckend dämlich es ist, eine Inschrift am Eingang der im Jahre 52 gebauten Karstadt – Filiale, die nur an die im Jahre 43 erfolgte Zerstörung der auf diesem Grundstück befindlichen Tonhalle erinnern soll, für eine Art Grundstein zu halten, dann hat der doch auf diesem Gebiet jegliche Reputation verspielt. Dieses ganze anschließende Herumeiern zeugt doch nur noch von einer vorhandenen Borniertheit.

    3 Mal editiert, zuletzt von Betonrüttler () aus folgendem Grund: Wort "noch" ergänzt

  • Immer wieder ärgert mich die in Berlin verbreitete Ansicht, dass alles Gaga sei, was keine Sozialsiedlung (für Dauerbewohner) ist, sondern verstärkt von Unterme... Touristen bewohnt wird.


    Bitte bleiben Sie im Rheinland, Berlin und dessen Bewohner braucht ihresgleichen nicht.


    Hi hi! Hier ist ja richtig Stimmung im Forum. :)


    Zurück zum eigentlich Argument. Es ging ja darum, daß man in Berlin das wiederaufgebaute Dom-Römer-Areal als Vorbild nehmen könnte für die weitere Stadtentwicklung. Und dieses Argument scheint mir nicht ganz verkehrt zu sein.

  • Mediatheken-Tipp: Es gibt eine interessante Doku über Kreuzberg beim RBB: Bisschen dick aufgetragen (versteht sich), aber dennoch informativ. Vor allem die Bilder aus den 70ern und 80ern fand ich beeindruckend, weil sie zeigen, dass SO36 im Verfall der Bausubstanz dem Prenzlauer Berg kaum nachstand. Auch die Flächenabrisse der damaligen Zeit kommen vor. Völlig neu war mir, was der Görlitzer Bahnhof früher für ein dicker Klotz war. Ich hatte gedacht, er wäre in erster Linie ein Güterbahnhof gewesen.


    Der Film zeigt viel Nebensächliches, aber auch schön das Nebeneinander verschiedener Zeitschichten: Einen Kohle-Lieferanten (angeblich den letzten seiner Art im Bezirk), Demonstranten und Partyvolk, einen italienischen Edelbäcker aus der Markthalle IX (dessen Brot ich wärmstens empfehlen kann) und das neue Luxushotel am Oranienplatz. Sehenswert.

  • ... Wo Leute wie Sie auftreten, die den Betroffenen sagen, sie hätten "kein Recht" dort zu wohnen, wo sie wohnen. ...


    Ich verlinkte einen Artikel über das Frankfurter Dom-Römer-Areal als denkbare Anregung für ähnliche Bebauung um den Molkenmarkt, wo Parkplätze und zurückgebaute Straßen bebaut werden sollten. Wer genau wohnt im Augenblick auf den dortigen Parkplätzen? Es gibt sicherlich sehr viele Leute, die gerne dorthin ziehen würden, bestimmt mehr als die erreichbare WE-Anzahl. Wenn die Neubau-WEs (mit altwürdiger Gestaltung) nicht normal verkauft, sondern nach sonst welchen Kriterien zugeteilt werden sollten, wüsste ich keine plausible Begründung, wieso die Person X an genau dem konkreten Ort mehr Recht auf Zuteilung als Y haben sollte - oder umgekehrt.


    Architektur-Fan hat kürzlich versucht, zum sachlichen Kern zurückzukommen, leider vergeblich. Bevor jemand beschwört, was für Wunder der Moderne dort möglich wären, würde man von der Wiederherstellung des Altstadtbildes absehen - und warum diese Wunder nicht ein Stückchen weiter auf dem Haus-der-Statistik-Areal und auf angrenzenden an der KMA planen?

  • Bevor jemand beschwört, was für Wunder der Moderne dort möglich wären, würde man von der Wiederherstellung des Altstadtbildes absehen - und warum diese Wunder nicht ein Stückchen weiter auf dem Haus-der-Statistik-Areal und auf angrenzenden an der KMA planen?


    Ich weiß ja nicht in welcher Realität Du so unterwegs bist, aber weder hat irgendein ernstzunehmender politischer oder planungsrelevanter Akteur vor, im Bereich des Rathaus/Marx-Engels-Forums ein "Altstadtbild" wiederherzustellen (der Drops ist gelutscht, es hat einen langwierigen und hier im Forum mit gefühlt Hunderten Seiten betexteten Strang begleiteten Entscheidungsprozess dazu gegeben), noch steht das Areal Haus der Statistik oder KMA BAII grundsätzlich zur Disposition, da es auch für diese Bereiche andere Pläne (HdS) bzw. die Entscheidung für eine behutsame Entwicklung des Bestands gibt.
    Ich weiß, es ist ein Diskussionsforum, aber eine Diskussion so neben jeder politischen und gesellschaftlichen Realität (die hier außerdem schon tausendmal geführt worden ist) hat langsam was von La-La-Land.

    Einmal editiert, zuletzt von Urbanist ()

  • ^Isso! Danke für die sachliche Erläuterung. Dann kann ich mir diese sparen. Dass es rund um Stadtschlossreko, Bauakademie und Friedrichswerdersche Kirche auch hier Rekonstruktionen historischer Fassaden und Stadtstrukturen gibt und auch zuvor schon gab, dürfte dem ein oder anderen vielleicht aufgefallen sein. Von Potsdam mal ganz zu schweigen. Dass es so etwas nur nach und nach mit ausgewählten Projekten gibt, ist mE tragbar. Zumal man oft gerade nach Berlin kommt, um Weltgeschichte des 20. Jahrhunderts zu atmen. Das bedeutet eben auch Wunden (Holocaustmahnmal/ jüdisches Museum, Gedächtniskirche, alles bezüglich Mauer) und moderne Überbauung historischer Strukturen, teils gelungen, teils durchwachsen - aber eben authentisch. Ich persönlich habe auch lieber eine Frau, die in Würde altert aber sie selbst bleibt, als eine aufgespritzte Plastikbarbie, die ich eher gruselig als sexy finde. Und dass Berlin weiterhin sexy für Touristen ist, braucht man wohl nicht zu diskutieren. Dass ein Großteil davon aus allen Teilen der Bundesrepublik stammt, ist ebenfalls erwiesen. "Kommen Sie nach Berlin, Ihre Steuergelder sind auch schon hier!", "Ich habe dafür bezahlt, jetzt will ich das auch sehen!" Oder so ähnlich.


    Bau-Lcfr: Warum genau musste Architektur-Fan denn einen Versuch zur Versachlichung unternehmen? Ich habe das alles leider nicht so genau mitbekommen, weil ich hier permanent mit Deiner Tante, Architektenkind und diversen weiteren Schmarotzerassis am Party machen bin. Meine Arbeit habe ich jetzt auch gekündigt. Ist so schön geil: Der Rest der Republik arbeitet täglich hart und hat dann nicht mal gute Laune, wie man an Dir deutlich merkt. Wir hingegen feiern einfach bis zum Ende der Welt und das mit Eurem sauer verdienten Geld. Und damit Ihr nicht alle herkommt, bleibt hier alles schön trashig. Im Rausch stört uns das eh nicht weiter. Immerhin verschafft Dir die Gentrifizierung etwas Ersatzbefriedigung. Dann kannst Du zwar immer noch nicht Deine Vorstellungen durchsetzen aber immerhin müssen wir Assis uns dann immer ranzigere Wohnungen irgendwo am Stadtrand suchen. Wer sonst keine Freude hat, muss halt nehmen, was er bekommt. Wir nehmen es mit Größe und freuen uns lieber über das schöne Wetter, das wir ja mangels Arbeit 24/7 genießen können.

  • ^^ Deswegen meinte ich auch nicht das MEF (die große freie Fläche kann ja auch warten, noch einige Jahre - sie wird schon nicht weglaufen), sondern das Areal auf der anderen Seite des Roten Rathauses, welches aktuell beplant wird. Zum Teil steht im B-Plan was von 6 Geschossen, um weitere Bauten von einer verkehrsreichen Straße abzuschirmen - darauf zeigte ich mal sogar ein Foto der Altstadthäuser am Warschauer Marktplatz, die nicht niedriger sind.


    Das Thema schwenkte ab als manche auf den Gedanken kamen, die Beteiligung einer kommunalen GmbH wie in Frankfurt, die nicht gewinnmaximierend arbeitet, würde beliebige Sozialexperimente erlauben. Mein Eindruck ist, dass die Frankfurter GmbH für das Dom-Römer-Areal zwar nicht den Gewinn maximierte, dafür die gestalterische Qualität - was ich an derart prominenten zentralen Standorten für die richtige Priorität halte. Sozialwohnungen in Billigstbau kann man auch woanders errichten.

  • Millionenstädte und Dichte

    In dem Projektthread wird es viel zu allgemein:


    ... Deine Sichtweise auf die Megacitys und Dein Gerede von den "urbanen Netzwerkvorteilen" ist entweder naiv oder auf eine Art und Weise zynisch, die an Bosheit grenzt. Hast Du Dir die Slums dieser Städte mal angeschaut? Hast Du Dir die Arbeitsverhältnisse in den Fabriken angeschaut, in denen die Leute 12, 14 Stunden am Tag für unsere Konsumprodukte schuften, bis sie mit Mitte 40 tot umfallen? ...


    Wo genau schuften in der EU Leute grundsätzlich 14 Stunden pro Tag und fallen Mitte 40 tot um? Hier habe ich u.a. diesen Artikel zusammengefasst, laut dem Paris für bis zu 15 Mio. EW plant - Megacities beginnen ab 10. Weder fallen die Leute massenweise tot um noch habe ich mehr Slums als im Ruhrgebiet gesehen. Irgendwie seltsam, dass jede Nachverdichtungsüberlegung hier im Unterforum in allgemeiner Kapitalismuskritik münden muss.


    Stattdessen sollte man auch in Berlin nachdenken, wie man 4 oder 5 Mio. EW unterbringen könnte, falls es mal so viele sein sollten.

  • Im Tagesspiegel bringt einen interessanten Artikel, der sich mit dem Überhang an genehmigten Wohnungen beschäftigt. Demnach gibt es 60.000 Wohnungen, die zwar genehmigt sind, die aber dennoch nicht gebaut werden. Die Investitionsbank Berlin erklärt dieses Problem vor allem mit fehlenden Baukapazitäten und Fachkräftemangel. Stadtentwicklungssenatorin Lompscher sieht darüber hinaus auch die Spekulation mit Baugrundstücken. Sie fordert gesetzliche Regelungen, die die Spekulation begrenzen.


    https://www.tagesspiegel.de/po…er-baut-sie/22726928.html

  • ...Stadtentwicklungssenatorin Lompscher sieht darüber hinaus auch die Spekulation mit Baugrundstücken. Sie fordert gesetzliche Regelungen, die die Spekulation begrenzen.


    Spekulation ist es wohl allenthalben. Bundesweite Gesetze wären hilfreich, aber war es nicht kürzlich Hamburg, dass erfolgreich einen Riegel vor allzuviel Spekulation geschoben hat, indem es an die Genehmigung gekoppelte Enteigungen durchführte, wenn jemand trotz Genehmigung nicht baut? Da müsste auch bei uns was auf Landesebene gehen.

  • Typisch Deutsch

    Hier von Schandfleck zu sprechen, ist sooooo deutsch. Fahrt mal nach Marseille, New York und dann bemerkt Ihr das es eben mal genau solche Ecken braucht, wo nicht alles sauber geleckt ist, was eine Stadt auch liebenswert macht, Ihr Charakter gibt - denkt mal an das Europaviertel - wird das mal der Grund sein nach Berlin zu fahren? Nein, es sind die kleinen Schmuddelecken die man in Paderborn, München und Stuttgart eben alle schön beseitigt hat - unsere Stadt soll schöner werden - ein großes Missverständnis wie ich finde. Denn leider wird häufig so renoviert das es völlig steril wirkt. Typisch Deutsch eben. Steril, weiß, keine Idee wenn es darum geht Stadtplätze zu entwickeln...Kennt jemand beispielsweise in Berlin ein Platz wo ein alter Brunnen wieder reaktiviert wurde? Ich nicht...


    Da muss man also kein Hellseher sein um bsp. den Europaviertel vorher zu sagen - da wird sich kein Tourist hin verirren - wenn da nicht die Idee wäre auch mit Parks zu arbeiten, Kultur und Kunsthallen zu integrieren die die Menschen anziehen. Die Architektur ist es garantiert nicht. Die 50 Hertz Zentrale da dann zu loben ist schon fast witzig - die steht doch so fast in jeder zweiten Stadt in Europa. (ich übertreibe etwas)


    Die Städte wohin wir in den Urlaub fahren bsp. im Mittelmeerraum, haben entweder eine sehr alte Innenstadt (morbide) was uns anzieht, die vielen Gestaltungselemente an den Fassaden und die verwendeten Farben eine echte Lebensqualität ausstrahlen, kleine Brunnen etc.. Man möchte gerne verweilen...


    Demgegenüber stehen große urbane Städte wie NewYork, London und Paris. Auch hier fahren die Leute hin um Dinge zu sehen die wir bsp. so in Europa nicht so ausgeprägt haben wie in den USA oder China, wie eine entsprechende Skyline, aber gerade in NewYork eben auch sehr kreative Stadteile die super Urban daher kommen, wie Conney Island beispielsweise (ich hoffe ich verwechsele das nicht), viel Graffitti, kleinere Häuser, bunt und ein wenig "schräg". Ein wahrer Toursitenmagnet weil man verstanden hat, daß es eben zur Stadt gehört.


    Kurz:
    Es braucht die charaktergebenden Ecken, die dürfen dann auch mal alte Garagen stehen, evtl. gerade mit anspruchsvollen Grafitti, Kunst und alternative Wohnprojekte im Stil des Holzmarkt. Für mich hat da Berlin aktuell noch so eine Mischung die die Stadt "NOCH" interessant macht - ich sage Euch aus meiner Erfahrung der vielen Bekannten aus dem Ausland - wegen dem Potsdamer Platz kommt kein ausländischer Tourist nach Berlin - oder fast keiner. Die Menschen wollen eben auch mal dieses urbane sehen, die Grafittis, wie die Menschen leben, wie hier Lebensqualität verstanden wird. Kunst und Kultur, oder möglicherweise auch wie sich die Stadt verändert und wie man hier attraktive Lebensräume zu gestalten gedenkt...letzteres Fehlanzeige...oder?


    Was mir gravierend auffällt, das wir fast schon krankhaft dazu neigen, alles sauber und steril haben zu wollen und wenn dann alles rennoviert ist, die alternativen Lebensmodelle bsp. wie Künstler verdrängt, die schicken Wohnungen gebaut und die beliebige Architektur ala Europaviertel steht - ja DANN, dann melden sich plötzlich alle zu Wort um festzustellen daß Berlin seinen einst existierenden Charme verloren hätte und man in der Politik nach dem Fehler sucht "Wie konnte das nur passieren..."?


    Die Konservativen zeigen sich hier meist besonders fantasielos - denn dort ist man am wenigsten in der Lage alternative Lebensmodelle, alternative Architektur zu denken. Das spürt mann wenn man mit Investoren über das Anschutz-Areal, das RAW-Gelände spricht und auch über den Holzmarkt - aber gut, daß nur am Rande.


    Nein, es sind wir Alle, wir sollten uns überlegen wie wir unsere Städte lebendig, durchmischt und wie wir Lebensqualität definieren. Das ist für mich eine Kernfrage von Stadtentwicklung. Und da sollte für jeden etwas dabei sein dürfen...und noch ein Denkanstoss - ohne die Alternativen in den 80ér und den besetzten Häusern hätten wir heute viele viele Häuser weniger OHNE Stuck und hübsche Fassaden - denken wir auch mal darüber nach was das im übertragenen Sinne für das heutige Berlin heißt.


    Mich würde daher interessieren, was macht für Euch Lebensqualität in der Stadt aus;...große Parks mit Wasserläufen, Cafe´s, Kunst und Kultur, die von mir angesprochene Schmuddelecke die so ein wenig die Lust darauf macht mal da rein zu schnuppern und man sich fragt: "was verbirgt sich hier eigentlich...?"und und und...


    Aus Wedding-Thread hierher verschoben.
    Bato

    Einmal editiert, zuletzt von alexsb73 ()

  • ^ Man sollte Grafittis, ergo Wandschmierereien (irgendwelche Tags usw.) mit richtiger Fassadenkunst nicht verwechseln - solcher wie die East Side Gallery. Wie jemand mal in einem Thread bemerkte, es muss nicht beschmiert sein um als lebendig zu gelten - wichtig ist auch die Nutzungsmischung oder schön gestaltete Fassaden wie diese Höfe mit Backsteinfassaden in der Nähe des U-Bahnhofs Warschauer Straße - wo heute viel zu oft simple weiß-graue Verputzung drauf kommt. Kleinteiliger, wo es geboten ist; individuell, mit Seele und manchmal auch Witz.
    In München wird von den Kommunalpolitikern bereits bewußt angesprochen, dass bessere architektonische Gestaltung mehr Lebensqualität schaffen würde. Und das genauso für Besucher wie auch für Dauerbewohner.

  • Tourismus wächst

    Der Tourismus in (bzw. nach) Berlin boomt munter vor sich hin: Laut Statistischem Landesamt sei die Zahl der Übernachtungen im ersten Halbjahr 2018 um mehr als 4 Prozent auf 15,3 Mio. gestiegen – so berichtet es unter anderem die Berliner Morgenpost. Das liegt über den Erwartungen des Senats, der von einem Wachstum um die 3 Prozent ausgegangen war. Dem Bericht zufolge verlagert sich der Tourismus von den berühmten Sehenswürdigkeiten in Richtung der Kieze, weil viele Gäste "in der Stammkneipe" ein authentisches Berlin-Gefühl erleben wollten. Das führe bisweilen zu Spannungen mit den "Dauerbewohnern" (Begriffsrechte bei Bau-Lcfr ;)).

  • Wohnen

    ^^^ Darüber wird das Thema der genehmigten, aber nicht gebauten Wohnungen angesprochen - in den letzten Tagen sah ich in einem der Artikel um die Wohngipfel-Ergebnisse die Feststellung, der Überhang sei bundesweit größer als je in den letzten Jahren (verschiedene Beschlüsse hier beschrieben).


    In vielen Debatten sah ich Aussagen, viele Leute in Berlin seien an größere Wohnungen gewöhnt - einige Fälle der Wohnungen um 100 Qm für 1-2 Personen kenne ich auch selber. In diesem Zusammenhang fiel mir diese Pressemeldung aus Barcelona auf - Schlafzellen mit 2,4 Qm finde ich bereits übertrieben klein, doch die offizielle Wohnungen-Mindestgröße in der Stadt von laut Artikel 40 Qm - übertrieben üppig. Beim Recherchieren fand ich diese Berliner iLive-Apartments mit je 21-23 Qm Fläche (die Firma baut gerade eine weitere Wohnanlage ähnlicher Art in Essen) - in Barcelona hätte man sie wohl nicht genehmigt, trotz etlichen Klagen über das Fehlen der Wohnungen auch dort. Durchaus ein Angebot für Einzelpersonen mit wenig Geld, etwa Studenten.


    Fazit daraus - für die Lösung des Wohnproblems wird entscheidend sein, wie groß die Bereitschaft für Kompromisse ist - ob bei der Wohnungsgröße oder der Dichte im Umfeld.


    Ich habe gezielter nach der Situation in Berlin gegoogelt - dabei fand ich u.a. diesen TS-Artikel, in dem den Stadtoberen ein Versagen vorgeworfen wird - dort wird u.a. mehr Nachverdichtung im Zentrum gefordert. Etwas verwunderlich finde ich die Aussage zum Ende, beim Senat wären die Genossenschaften wie die Privatwohnwirtschaft suspekt - sonst gelten sie vielerorts als Non-Profit-Körperschaften als eine erwünschte Alternative. (Ich wohne übrigens auch selbst bei einer Wohngenossenschaft.)