Graffiti-Hauptstadt Berlin

  • Graffiti an Baudenkmälern

    Schlimm wie die frisch sanierte U2-Hochbahn an der Schönhauser Allee - ein geschütztes Baudenkmal - innerhalb weniger Wochen gnadenlos und bisher auch talentfrei beschmiert wird.


    Hier wäre ein wesentlich strengeres Vorgehen m. E. angebracht.


    Leider gehören die teilweise durchaus ansprechenden und witzigen Ausführungen z. B. an Abbruchhäusern oder Brandwänden zu der selben Subkultur. Ich denke, dass hier tatsächlich ein Wandel in der öffentlichen Wahrnehmung und eine weitgehende Ächtung dieser Zerstörungswut notwendig ist - stattdessen wird es gerne romantisiert.

  • Vor 20 Jahren "stolperte" man in New York alle paar Meter über Tags und Graffitis.
    Heute ist davon kaum noch ´was zu sehen, jedenfalls nicht in den mittleren und besseren Lagen.
    So what? :cool:

  • Berlin leidet furchtbar unter diesen Schmierereien. Wenn das politisch durchgesetzt werden will, dann wird man dieses Problem erheblich dezimieren können.


    Aber das ist politisch wohl nicht gewollt ... :Nieder:

  • Gegen Kunstwerke, die graue Mauern ansehnlich machen spricht nicht das geringste: http://www.grund-und-wohneigen…iti-Haus-an-der-Spree.jpg


    Das Problem aber sind Schmiereien wie das hier: http://www.muhs.de/data/media/408/38627MUHS.JPG


    Diese Schmierereien bezeichnen manche als "Ausdruck künstlerischer Freiheit", hat aber durchaus ernsthafte und nicht tolerierbare Folgen: http://www.berliner-zeitung.de…en,10810590,10601766.html

  • ^ Solche Einstellungen habe ich noch nie verstanden. Es handelt sich offensichtlich um eine versiffte Backsteinwand, die ohne Graffitis in einem hässlichen Zustand wäre. Welche Kosten werden hier also verursacht und welchen finanziellen Nachteil hat der Besitzer durch das Graffiti, für das offensichtlich extra die Wand vorher geweisst wurde?


    @ Jack: glaub mir, die Leute und Bewohner vom Farbfernseher-Haus stören die Schmierereien unten nicht im geringsten und Eingebrochen wurde bei denen m.W. bisher auch nicht. Die Untersuchung der Wissenschaftler hatte laut Science auch eher gesellschaftliche Normen zum Thema, untersucht wurde, ob gesellschaftliche Normen in ordentlichen Zuständen besser befolgt wurden. Untersucht wurden dabei Graffiti, Vermüllung und Anderes. Ähnlich effektiv wie Graffiti ist zum Beispiel das Abschiessen von Feuerwerkskörpern außerhalb von Silvester - auch da haben die Probanden fast doppelt so häufig den Zettel weggeschmissen, genauso, wenn in einer Untergrundgarage die Einkaufswagen kreuz und quer standen. Erkenntnis: in einem Ordnungsstaat, in dem keinerlei Vergehen gegen die Norm in der Öffentlichkeit sichtbar ist, begehen auch Individuen mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit Ordnungswidrigkeiten... :daumen:

    Einmal editiert, zuletzt von DaseBLN () aus folgendem Grund: Nochmal genauer mit der Untersuchung beschäftigt.

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    Die Frage ist, ob es der Besitzer so wollte. Wenn ja, dann kann man sich freilich über Geschmack streiten. Wenn nicht, ist das einfach in meinen Augen nur Vandalismus, bei dem ich persönlich das Argumente "Sieht besser aus, als vorher" nur als vorgeschoben empfinde. Es sagt auch eine Menge über diese Künstler aus: "Es gehört zwar nicht uns, aber wir nehmen uns einfach das Recht da Graffiti zu setzen. Wir bestimmen, was gut aussieht, basta!".

  • ^ Was ist denn an einem Argument "sieht schlechter aus als Vorher" weniger geschoben? Oder daran, dass mit vorauseilendem Gehorsam von einem "Besitzer" gesprochen wird, dem da Schaden entsteht, ohne überhaupt über die Besitzverhältnisse Bescheid zu wissen und man damit eigentlich nur sagen will, dass das Ergebnis den eigenen ästhetischen Bedürfnissen nicht passt? Erinnert mich immer daran, wenn echauffierte Leserbriefe geschrieben werden, weil irgendeine nagelneue Sichtbeton-Autobahnbrücke bemalt ist. Als ob jemand davon in seiner Lebensrealität eingeschränkt würde.


    Fakt ist: heutzutage gibt es viele Möglichkeiten, Graffiti zu verhindern, wenn man denn als Besitzer eines potentiell zu beschmierenden Gegenstandes daran interessiert ist. Beispiel dafür ist die italienische Eisenbahn, früher eine der versifftesten der Welt, fats unmöglich, auch nur ein Fahrzeug ohne Graffiti zu sichten. Innerhalb kürzester Zeit ist das aufgrund neuer Anti-Graffiti-Bemalungen erheblich zurückgegangen.

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    Nun, Du scheinst es gut zu finden, ich weniger. ich spreche aber auch aus Erfahrung an einer eigenen Immobilie im Familienumfeld.


    Und daß der Besitzer doch bitte selbst dafür sorgen soll, daß die Schmierereien zu unterlassen sind, ist doch völlig verkehrte Welt. Am besten bewaffne ich mich in der S-Bahn und vor dem Haus schmeiße ich präparierte Häppchen für die Köter hin, damit die Besitzer auch wirklich mangels Hund nicht mehr deren Kot dort liegen lassen.


    Was ist denn das für eine Einstellung? Solange keiner was sagt/merkt, ist es erlaubt? Anstand ist wohl nur noch ein Wort aus vergangener Zeit und heute nichts mehr wert? Schöne neue Welt.

  • Spreeblick heute

    So sieht es aktuell am Bauplatz des Humboldtforums aus:


    Die Rathausbrücke hat schonmal ein großes Graffiti abbekommen. Und überall sind diverse Schmierereien. Selbst die Museumsinsel und das Regierungsviertel sind inzwischen betroffen. Manchmal denke ich, dass man sich mit einer schönen Gestaltung gar keine Mühe geben muss, wenn alles so verschandelt wird :nono:.


    Naja; vielleicht kommen mal wieder andere Zeiten, aber kaputtmachen geht immer noch viel einfacher als aufbauen.


    Beiträge bis #36 themenspezifisch von dort hierher verschoben.
    Bato

  • ^Ach Gott, ach nu, ach ja. Das ist eben der Unterschied zwischen einem Freiluftmuseum (respektive Puppenstube) und einer Millionenmetropole des 21. Jahrhunderts. Urbanes Leben ist vieles, aber nett und adrett wie ein schwäbischer Reihenhaus-Vorgarten ist es selten. Will heißen: Man muss kein Freund von Graffiti sein (zumal, wenn sie so kunstlos daherkommen), aber man sollte dem Phänomen mit ein bisschen Gelassenheit begegnen.

    Einmal editiert, zuletzt von Architektenkind ()

  • Nur das Grafiti in Berlin zu 90 Prozent aus Schmiererei besteht. Gegen die wirkliche Kunst oder an Industriebrachen, dagegen hat wohl niemand was.


    Jedoch nimmt es in Berlin seit mind. 15 Jahren überhand.
    Ich als Berliner, der seit ein paar Jahren in Paris lebt, bin auf Berlinbesuchen immer wieder geschockt.


    Hier in Paris kann man in die schlimmste Banlieue gehen (10 mal gefährlicher als jedes noch so "böse" Viertel in Berlin) und doch findet man kaum Grafiti. Auch die Busse in diesen Orten, wenn sie nicht gerade komplett angezündet werden, sind immer tip top innen. Es ist also kein Zeugnis von Armut oder Jugendarbeitslosigkeit, denn die ist hier in Paris viel höher.


    Es ist einfach eine Frage der Gleichgültigkeit der Berliner gegen dieses unschöne Phänomen.

  • Und zwischen Gleichgültigkeit und Gelassenheit gibt es einen Unterschied. Man muss nicht gleich die Polizei rufen oder mit der Flasche Fit anrücken wenn man ein Grafiti sieht aber es einfach nach dem Motto "gehört halt zu einer Großstadt" hinzunehmen ist inakzeptabel und schädlich. Es handelt sich nicht zuletzt um Vandalismus und der ist auch in Berlin verboten.


  • Hier in Paris kann man in die schlimmste Banlieue gehen (10 mal gefährlicher als jedes noch so "böse" Viertel in Berlin) und doch findet man kaum Grafiti. Auch die Busse in diesen Orten, wenn sie nicht gerade komplett angezündet werden, sind immer tip top innen. Es ist also kein Zeugnis von Armut oder Jugendarbeitslosigkeit, denn die ist hier in Paris viel höher.


    Das gleiche gilt für Wien. Die Stadt ist auch wenig mit Graffitis überzogen. Auf die Frage, warum das so sei, erklärte mir eine Wienerin, dass man den Kindern früh genug Achtung vor dem historischen Bauerbe beibrächte. Sie meinte das ernst. Hat mich beeindruckt, diese Haltung.

  • Grafiti gelten, abgesehen von echter Kunst, in London, Paris oder New York längst als "out", ein Relikt aus den 80ern. Nur in Berlin findet man sie überall und die Berliner tun auch noch so als wäre das was total hippes. :nono:


    Das Gro verdient auch eher den Begriff Schmiererei und ist weniger die Arbeit eines Straßenkünstlers denn adoleszenter Milchbubis mit Kapuzenpulli.

  • Sehe ich wie meine Vorredner: In aller Regel sind es bloße Tags - absolut häßlich und auch eher als eine Art "Reviermarkierung" zu verstehen und nicht als Kunst. Ich glaube nur, dass es ebenso wie bzw. in Kombination mit sonstigem Vandalismus, Müll, Hundekot, rücksichtslosen Hundebesitzern, Auto- und Radfahrern langsam bei vielen zu einer weit verbreiteten Resignation geführt hat. Ähnlich wie Besucher aus Wien oder Paris macht so was auch mich als gebürtigen Berliner immer wieder stutzig und ich fasse mir an den Kopf, aber ich habe mich halt schon an so ein Verhalten gewöhnt. Ich gehe nach zwei völlig sinnlosen Diskussionen schon automatisch zur Seite wenn ein Radfahrer auf dem Bürgersteig auf mich zurast (statt mich anpöbeln und als Spießer bezeichnen zu lassen), passe eben sehr auf wenn ein Hund ohne Leine aggressiv und verhaltensgestört wirkt, ein schwarzer SUV mit Tempo 40+ an der Kita vorbeirast usw. (klingt stereotyp ist aber alles vielfach genau so passiert) Bei den Graffitis und insbesondere den Tags ist es ähnlich. Ich finde sie häßlich, aber was soll man schon tun, wenn die bestehenden Regelungen nicht durchgesetzt werden: sich mit solchen Leuten streiten und prügeln?


    Ich finde aber Leute die das alles noch sonstwie toll und großstädtisch finden ebenso schräg wie die Leute, die (angeblich) aus Berlin ein Riesendorf machen wollen. Die hochgelobte Toleranz und Gelassenheit hat jedenfalls für mich Grenzen, wo sie die Sicherheit, Freiheit und das Eigentum anderer bzw. öffentliches Eigentum verletzt. Zudem reagieren die besagten Leute oft äußerst intolerant auf all die Spießbürger, mit denen sie ihre tolle Spielwiese teilen müssen.

  • Es sind doch nur vorpupertäre Kritzeleien zu sehen. Vorerst bleibt Leipzig mit dem ORG-Graffito die heimliche Graffiti-Hauptstadt Deutschlands. Oder gibt es ein noch größeres Graffito an zentraler Stelle in der Berliner Innenstadt? Leider wird das "ORG-Gebäude" in diesen Tagen abgerissen. Dann seid ihr wieder am Zug! :)

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    Krass!


    Hey Cowboy, wie haben die denn dieses Riesengrafitti da hinbekommen? Das ist doch mit Zustimmung des Eigentümers passiert, oder?