Leipzig: Wilhelm-Leuschner-Platz + Areal an der Nonnenmühlgasse

  • Institut für Länderkunde auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz?

    Die Leipziger Online Zeitung weiß zu berichten, dass der Freistaat Sachsen das Grundstück zwischen Brüder,- Windmühlen- und Grünwaldstraße von der Stadt Leipzig erwerben will, um dort u.a. einen Neubau für das Institut für Länderkunde zu verwirklichen. Es handelt sich um diesen Bereich. Das 4000 m2 große Grundstück soll für 1,7 Mio. EUR den Besitzer wechseln. Angestrebt ist ein Baubeginn noch 2017 nach einem erfolgten Architekturwettbewerb. Die Nutzfläche liegt bei 8400 m2.
    Interessant ist, dass der eigentlich angestrebte Wohnanteil von 40% hier nicht verwirklicht wird, da der Freistaat Sachsen die gesamte Fläche benötigt.
    Hier ist der Link zur Vorlage für den Stadtrat.


    Ich persönlich finde es sehr gut, dass das am Paunsdorfcenter gelegene IFL nun wieder einen Standort in der Innenstadt findet. Damit erfährt es hoffentlich eine große Aufmerksamkeit in der Stadt, ist es doch das einzige außeruniversitäre geographische Institut in Deutschland, dass auf eine lange Geschichte zurück blicken kann. Meine Kritik ist, dass mit diesem Bau und den Plänen eines Stadthauses für die Leipziger Verwaltung eher mit großen Baukörpern zu tun bekommen. Die Kleinteiligkeit und Nutzungsdurchmischung wird aufgeweicht, weil jeder auf den knapper werdenden Flächen noch etwas hochziehen muss.

  • Geht es nach dem Willen des Stadtrats, entsteht auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz ein weiteres Stadthaus für 930 Büro-Mitarbeiter. Bis Sommer 2017 soll ein Prüfergebnis vorliegen, und bis zum 30. September soll die Entscheidung fallen, ob das auf 84 Mio Euro geschätzte Stadthaus auf dem WLP gebaut wird.


    Ebenfalls gestern wurde vom Stadtrat fast geschlossen der Weg für konkrete Verhandlungen über den Verkauf des südlichen Teils des WLP an den Freistaat Sachsen geebnet. Wie bereits bekannt, möchte der Freistaat ein Gebäude für das Leibniz-Institut für Länderkunde (ifL) sowie eventuell für weitere Institute errichten. Streitpunkt war hier der festgeschriebene Wohnanteil von 40 Prozent. Um 22:20 Uhr fand sich ein Konsens, dass die Kommune in den Vertragsverhandlungen auf diesen Wohnanteil bestehen wird. Eine Möglichkeit wäre, dass der Freistaat selbst Wohnungen baut oder alle nicht notwendigen Flächen "nach Möglichkeit" für diesen Zweck der Stadt überlässt.


    LVZ-Artikel

  • Bei der Planung bin ich mir nicht sicher, ob man sich hier selbst ein Ei legt. Wie schon einmal geschrieben, glaube ich nicht, dass sich eine Konzentration auf Verwaltung unmittelbar positiv auf die Nutzung des Platzes auswirkt. Nun ist das geplante Institut für Länderkunde auf einem sehr kleinen Grundstück geplant. Und die Stadt kann beim neuen Stadthaus ja auch etwas in die Höhe gehen.


    Wohnungen und Gewerbe sollten in den Planungen nicht völlig untergehen und eine Atmosphäre a la Prager Straße schaffen. Das Konzept für die Markthalle steht ja auch noch nicht richtig.

  • IfL und wohl auch Stadthaus kommen - und die Wohnungen?

    Völlig unklar bleibt, wie so der in den Leitlinien enthaltene Wohnungsanteil realisiert werden soll. Dies soll jetzt "geprüft", vulgo vergessen werden.


    MDR Sachsen, 27.10.2016
    Alles auf Anfang
    Das Ringen um den Leuschnerplatz
    http://www.mdr.de/sachsen/umge…ecc53a13_zs-570f6b3d.html


    Hier auch mit einer Überarbeitung der Bebauungskonzeption von Petr Pelcák und Ingo Andreas Wolf.

  • Der Leuschnerplatz wird sicher kein Ruhmesblatt der Stadtentwicklung mehr. Seit der Wende beschäftigt man sich mal mehr mal weniger intensiv mit der Wiederbebauung der Fläche. Dann einigt man sich endlich auf einige Leitlinien und nun wird das innerhalb kurzer Zeit wieder über den Haufen geworfen, weil sich das Land Fördermittel nicht entgehen lassen will.
    Meiner Ansicht nach wirft das Fragen auf, ob man sich mit der ganzheitlichen Überplanung größerer Flächen wirklich noch einen Gefallen tut. Manchmal denke ich, es wäre besser, ganz klassisch Parzellen auszuweisen und mit geringen Auflagen bauen zu lassen, auch wenn andere Projekte noch nicht absehbar sind. Das Rad muss hier ja nicht neu erfunden werden.

  • ^ Ich denke schon, dass zumindest eine Komplett-Planung mit einem städtebaulichen Anspruch per se nicht schlecht ist. Aber wenn man diese Planungen immer wieder verändert, macht es natürlich keinen Sinn. Obwohl Erfolge in Deutschland in den letzten Jahren nicht so richtig zu sehen sind.


    Dennoch gibt es die Chance durch vielleicht nun drei Höhendominanten etwas Platz zu gewinnen. In diesen ließen sich Wohnungen sowie Hotelnutzung unterbringen. Auch steht das Konzept der Markthalle noch nicht. Hier sind auch mehrere Ebenen mit verschiedenen Ausrichtungen (Lebensmittel/Markt/Gastronomie) möglich. Nur kein weiteres Einkaufszentrum an der Innenstadt!


    Dennoch, wenn die Hausaufgaben (sehr geringer Anteil an Wohneinheiten) seitens der Stadt hier nicht gemacht werden, müssen sie an anderer Stelle (ggfs. Bayr. Platz) gemacht werden. Man verschiebt es damit nur.

  • ^ Ich denke, dass ein Problem die Flächenverfügbarkeit ist. Mit dem Wachstum von Leipzig werden neue (Funktions)Gebäude gebraucht. Daneben ist der Neubau eines Stadthauses in Leipzig keine neue Geschichte. Schon vor der Anmietung der Gebäude in der Prager Straße für das derzeitige Technische Rathaus gab es Diskussionen pro oder contra Neubau. Verwaltungsgebäude braucht es immer. Und die dafür benötigten Flächen werden durch das Stadtwachstum ebenfalls größer. Und die Verwaltung sucht erst einmal dort, wo sie auf eigene Grundstücke zurückgreifen kann.
    Auch der Umzug des Instituts für Länderkunde wurde schon lange diskutiert. Die Entwicklung des WLP erinnert ein wenig an die Zeit im 18 und 19 Jahrhundert, als alte Festungsanlagen um Städte geschliffen und mit großen Repräsentationsbauten bebaut wurden. Fehlt noch ein großes Unternehmen, dass seinen neuen Firmensitz in der Innenstadt bauen möchte. Die würden dann sicher auch noch dort landen.

  • Obwohl mich die Gesamtausführung nicht anspricht, hält die sog. De Marthal in Rotterdam einige Aspekte der Zusammenführung mehrere Nutzungsmöglichkeiten parat. Eine, für mich, interessante Idee zur Gesamtlösung auf dem neuen WLP.

  • Das hat mir mir im Oktober eine Stadtrat auf seinem Handy gezeigt bei der Studenten-Präsi in der Spinnerei.
    So wie ich Prof. Wolf einschätze ist das so beschissen gemacht um die Stadt wieder auf den bereits als B-Plan festgesetzten Ursprungsplan von ihm zurückzuführen, was ihm ja auch am liebsten wäre; da sich seit Jahren trotz fertigen Beschluss keine festlegen will.


  • Das Bowlingcenter sieht aus, als wenn es unter seinem neu entstehenden Nachbarn fast erdrückt wird.Und haut das dann überhaupt noch mit der Ausdehnung der unterirdischen Bowlingbahnen hin. Die gehen doch nach Westen und Osten. Auf der Draufsicht sieht es so aus, als ob der Neubau halb im Keller der Bowlingbahn steht.

  • ^
    Naja wäre der Architekt nicht im Denkmalamt tätig gewesen um sein Werk unter schutz stellen zu lassen, wäre die in den letzten zwei DDR-Jährchen fertiggestellte Vorverkündigung Westdeutscher Städtischer Investoren-Zerstörung der Nachwendezeit schon längst, gerechtfertigterweise, abgerissen worden.:nono:

  • ^ ich sehe ja auch überhaupt keinen Sinn im Erhalt des Ensembles. Man sucht seit nun Jahrzehnten eine zweckentfremdete Neunutzung des Gebäudes. Da ist die Argumentationsgrundlage schon sehr sehr dünn. Da könnte ich mir dann eher noch eine dritten S-Bahn Ausgang vorstellen. Obwohl das baulicher wie finanzieller Quatsch wäre.


    So wie ich Prof. Wolf einschätze ist das so beschissen gemacht um die Stadt wieder auf den bereits als B-Plan festgesetzten Ursprungsplan von ihm zurückzuführen, was ihm ja auch am liebsten wäre; da sich seit Jahren trotz fertigen Beschluss keine festlegen will.

    Das ist eine These, welche ich durchaus unterstützen würde. Der neue Entwurf hat überhaupt keine positiven Aspekte im Vergleich zum vorigen Entwurf.


    Im Gegenteil. Eine nicht geschlossen Gebäudefront zum sehr großflächigen Platz macht überhaupt keinen Sinn. Inklusive der vorgesetzten Front der Gebäude zum Platz und die dadurch zurückgesetzte Gebäudespitze der Brüder- wie Windmühlenstraße geben dem Ganzen ein zersetztes Erscheinungsbild. Bei den gewünschten "Aufenthaltsorten", zwischen den versetzten Gebäude mit ihren kleinen Plätzen, stellt sich mir die Sinnhaftigkeit. Warum einen riesigen Platz direkt vor der Nase um dann einen Quartiercharakter zu schaffen, welcher einem sehr dicht bebauten Stadtviertel entspricht? Dazu kommt, dass die Markthalle als Treffpunkt mit Mischnutzung ja die eigentliche Aufenthaltsqualität am neuen Platz darstellt.


    Das einzig positive des neuen Entwurfs ist die Höhendominante zur Windmühlenstraße. Diese gibt der dortigen etwas zu breiten Straße mehr Fassung und spiegelt den Blockrand des 1950/60er Jahre Baus, worin sich das Café Cantona befindet.

  • Palast der Republik auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz?

    Die LVZ berichtet: Der Architekt und Künstler Daniel Theiler möchte, nachdem das Einheitsdenkmal an dieser Stelle gescheitert ist, den Palast der Republik auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz wiederaufbauen. Das innere Aussehen soll dem entkernten Zustand nach der Asbestsanierung entsprechen. Dienen soll er dann als Kunst- und Veranstaltungsfläche. Bis es soweit kommt, sind allerdings wohl noch einige Fragen zu klären wie die der Finanzierung.

  • Die Idee ist nicht schlecht: Mit durchgeknallten Ideen (bespielbares Einheitsdenkmal, Palast der Republik, Bowlingbahn) kann man prima auf den jämmerlichen Status Quo aufmerksam machen.

  • ^ Sicherlich ist als Provokation bzw. Denkanstoß und zur Selbstvermarktung gedacht. Dazu passen die Formulierungen auf der Seite inklusive Fertigstellung 2019 sowie der Merchbereich zur "Unterstützung des Projekts". Insofern braucht man nicht weiter rund um das städtebauliche Desaster und die technische Unmöglichkeit, ein solches Gebäude auf der Decke der CT-Station zu bauen, zu argumentieren :D

  • Als ich die Meldung vernommen habe, auf dem WLP den Palast der Republik zu bauen - oder sagen wir besser dessen Hülle - habe ich zuerst auf das Datum geschaut (1.4.?!).


    Wenn man tatsächlich meint, einen Raum mit Denkmalcharakter für großflächige Kunst zu brauchen, hätte sich die Messehalle 15 angeboten. UNd falls man meint, man hätte zu viel Geld dafür übrig, hätte man die besagte Halle auch wieder in ihren Ursprungszustand versetzen können. Denn entgegen der Ausführungen in den Medien wird die Halle nur in den Nachkriegszustand versetzt - leider...


    Btw ist der Abriss des PdR in Berlin einer der größen baulichen Fehler in der Nachwendezeit. Aber das war ein anderer Strang.

  • LVZ, 2.6.2017
    Leibniz-Institut zieht auf den Leuschnerplatz
    Stadt verkauft südliches Areal für 2,47 Millionen Euro / Freistaat errichtet dort erstmals auch Wohnungen


    - Nach LVZ-Informationen haben sich die Stadt Leipzig und der Freistaat Sachsen auf einen Kaufvertrag für die 4000 Quadratmeter große südliche Teilfläche geeinigt.
    - Der Kaufpreis beträgt 2,47 Millionen Euro.
    - Wie bereits bekannt will der Freistaat "zeitnah" das Leibniz-Institut für Länderkunde sowie eventuell noch weitere „staatliche und/oder bedeutsame außeruniversitäre Forschungs-/Wissenschaftseinrichtungen“ ansiedeln.
    - Meine Vermutung: Dazu könnte wohl das neue Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa (GWZO) gehören, dass seit 2010 im Specks Hof eingemietet ist (http://research.uni-leipzig.de/gwzo/). Eventuell auch das Simon-Dubnow-Institut für jüdische Geschichte und Kultur (DI), das zum 1. Januar 2018 in die Leibniz-Wissenschaftsgemeinschaft (WGL) aufgenommen wird. http://www.lvz.de/Leipzig/Loka…Leipzig-liegt-vor-Dresden


    - Der Kaufvertrag wird erst wirksam, wenn ihn sowohl der Stadtrat als auch die zuständigen Gremien des Freistaates gebilligt haben.
    - Für den Institutsneubau konnten bereits Fördermittel eingeworben werden, die zu verfallen drohen, wenn das Projekt nicht bald begonnen wird.
    - Nur hier sei mit einer Bebauung nach § 34 BauGB ein zügiger Start der Arbeiten möglich.
    - Für die nördliche und mittlere Teilfläche muss ein Bebauungsplan aufgestellt werden, der wohl erst zum Ende des Jahres 2018 beschlossen werden kann.


    - Im Oktober 2016 hatte der Stadtrat einem Verkauf an den Freitstaat nur unter der Bedingung zugestimmt, dass im südlichen Baufeld mindestens 40 Prozent der Bruttogeschossfläche als Wohnungen entstehen sollen.
    - Der Freistaat hatte zunächst erklärt, er wolle dort keine Wohnungen bauen.
    - Nun verpflichtet sich der Freistaat im Vertragsentwurf, auf dem südlichen Baufeld auch 40 Prozent Wohnungen zu errichten. Sie sollen spätestens Ende 2025 bezugsfertig sein.
    - Außerdem sollen für alle Neubauten Architekturwettbewerbe durchgeführt werden. Der Bauantrag für das künftige Leibniz-Institut für Länderkunde soll bis spätestens Ende 2020 eingereicht werden. Der gültige Mietvertrag für das IfL in Paunsdorf läuft erst im Jahr 2025 aus.
    - Falls der Freistaat seine Zusagen nicht einhält, hat die Stadt das Recht, die Flächen zum Verkaufspreis von 614 Euro pro Quadratmeter wieder zurückzuerwerben.


    - Für das nördlichen Baufeldes am Roßplatz prüft die Stadtverwaltung weiterhin den Bau eines Technischen Rathauses samt Büroturm für 970 Mitarbeiter_innen.
    - Für das mittlere ist unverändert eine "Markthalle" (eher ein Supermarkt mit ergänzenden Ständen) mit über 18 Meter hohen Wohnungsaufbauten an der West- und Ostseite geplant.
    - Für beide Flächen hat das Baudezernat kürzlich einen Masterplan fertiggestellt, der aktuell noch zur Prüfung im Liegenschaftsamt vorliegt.
    - Der Stadtrat soll erst nach der Sommerpause über den Masterplan entscheiden.


    - Der Wilhelm-Leuschner-Platz, d.h. der Westteil des Gesamtareals, soll "vorerst" eine Freifläche für Veranstaltungen bleiben.