Leipzig: Wilhelm-Leuschner-Platz + Areal an der Nonnenmühlgasse

  • Schade! Doch vom Stadtrat sind wir ja inzwischen gewohnt, dass weniger nachgedacht, sondern angstvoll an Vorlagen geklammert wird. Wir brauchen nicht nur mehr gute Entwürfe, wir brauchen auch Bürgervertreter, die mit Fantasie nach vorn gehen wollen anstatt auf der Stelle zu treten.

  • Ich fände es sinnvoll der Markthalle auf dem Filetstück des WLP eine übergreifende Funktion zukommen zu lassen. Das jüngste Beispiel in Rotterdam zeigt, dass Wohn-und Bürokonzeptionen in Konnotaion zur einer Markthalle treten können. Nichtsdestotrotz wäre es sinnvoll der inneren Aufteilung des Gebäudes, entgegen dem Vorschlag von Wolf und Pelcak, eine öffentlichere transparenter Funktion zukommen zu lassen - die Markthalle als Tribüne der Stadt, ein Ort der Kommunikation für die Bürger der Stadt. Eine ganztägige Adresse des Gedankenaustausches und kulinarischen Wohlfühlens. Insofern wären für die ganztägige Nutzungsformen ideal, die vor allem dem Betreib in den Abendstunden potenzieren. Dabei denke ich an Restaurants oder Veranstaltungsformen, die nicht in Konkurenz an die naheliegenden Innenstadt treten. Inhaltlich sinnvoll wäre eine Erweiterung der Karli als solches in Richtung Innenstadt über den WLP in Form der Markthalle als offenes transparentes Gebäude, das dennoch einen gewissen Wohnanteil Richtung Addis Abeba Platz beinhaltet. Im benachtbarten Gebäude Richtung Bayerischer Bahnhof könnte doch, sofern möglich, eine komplette Beplanung für bezahlbare Wohneinheiten stattfinden. Im nördlicher gelegenen Anrainer fände ich eine universitäre Nutzung (Stichwort Institut für Länderkunde), dessen Nutzung sich auf kleinem Teil erstreckt, als additive Erscheinung der universitären Einrichtung sinnvoll. Von mir aus kann dieses Gebäude auch im Sinne der Hotelerie, die mit dem Hype Leipzig stakr im Rennen steht Einzug nehmen. Der B-Plan Vorentwurf wirkt meiner Ansicht nach zwar kalt und mit dem Baumhein gegenüber der Trinitatiskirche zwar kalt und nicht wirkich einladend, doch lässt er die Möglichkeit offen den Platz als erweiterte Stadtfläche für Großveranstaltungen zu nutzen. Im Zuge der desorientierten Planung des CT-Eingangs von Max Dudler ist es erstrebenswert, gerade in Betracht auf die Auswirkungen der Bausummen, den oberirdisch projezierten Teil der Glaseinanlage freistehen zu lassen. Dennoch wäre es zu begrüßen eine gewisse Struktur zu implemenieren und die Sichtachse zu Stadtbibliothek zu wahren.

  • Ich lese hier regelmässig und schreiben tue ich eigentlich nicht gerne, aber heute will ich meinen Hilferuf loswerden. Es geht ja um den Filetstück Leipzigs. Weder die Entwürfe von Promenade und Esplanade kann ich mir anfreunden. Solche austauschbare eintönige Kästen nach Bauhaus bzw. Stadtvilla-Stil kann man in der Stadt überall oder in den Baulücken zwischen den Häusern hinstellen, aber nicht auf dieser historisch und momentan einmalig weite freie Fläche direkt am Zentrum. Die Trinitatiskirche nebenan ist mehr oder weniger schon eine Entgleisung. Man soll jetzt die Chance nicht sausen lassen wie z.B. Dresden mit ihrer Rekonstruktion mit den vielen Quartieren am Neumarkt an der Frauenkirche gleichzuziehen. Warum können wir nicht? Innside by Melia-Hotelbau am Dittrichring ist schon eine Augenweide, davon leider viel zu selten in Leipzig. Was würde Paris heute aussehen, wenn man immer "so" baut?


    Ich fände sinnvoll, wenn man auf dem Platz wieder genau diese alte Markthalle rekonstruktiert. Auf der übrigen Fläche könnte man wieder diese wunderbare Häusergruppe Hotel de Prusse, Cafe Bauer und Gesellschaftshaus Harmonie wiederauferstehen lassen und der Königsplatz die ovale Baum-Bepflanzung wiederbekommen. Es wird sich auf Dauer sicher lohnen. Hoffentlich ist es nicht zu spät?


    Meiner Meinung kann Leipzig die Errichtung des Einheits- und Freiheitsdenkmal getrost verzichten. Dafür eignen sich schon die "Nikolaisäule", "Tafel "9. Oktober 1989", der "Nikolai-Brunnen" und die "Lichtinstallation" auf dem Nikolaikirchhof vollkommen. Es gibt auch noch dieses Bronze-Ei auf dem Augustusplatz.

  • Willkommen im Forum!
    Das Thema Rekonstruktionen ist hier bereits erschöpfend in unterschiedlichen Threads diskutiert worden - die Mehrheit hier (auch ich) scheint dem grundsätzlich aus unterschiedlichen Gründen eher ablehnend gegenüber zu stehen.


    Die in den Visualisierungen gezeigten Baukörper sind nur als Platzhalter zu verstehen - es ist davon auszugehen, dass für die einzelnen Gebäude entsprechende Fassaden- oder Architekturwettbewerbe stattfinden werden.

  • ^
    Die Markthalle fände ich als Reko definitiv besser. In Einzelfällen sollte sowas auch in Leipzig möglich sein. War auch immer mal Thema bei der Stadt, läuft aber wohl auf was modernes hinaus.
    Die restlichen Gebäude könnte man doch auch abwechseln ... Rekos und neue Architektur ... so wie in Frankfurt (https://de.wikipedia.org/wiki/Dom-R%C3%B6mer-Projekt), wo nicht alle, sondern nur 15 v. 35 alten Gebäude rekonstruiert werden.

  • Danke für freundliche Aufnahme, Birte :)
    Welche Mehrheit denn? Von den normalen Bürger und Stadtbewohnern?
    Zum Glück ist es noch nur der Platzhalter. Daraus soll nicht dann die Bauten ohne Elemente der Renaissance mit den eintönigen geraden Linien aus Beton und Glas mutieren... Das hätte Leipzig nicht verdient.

  • Altbaufan, "abwechselnd" ist schon richtig, zuletzt ist davon schon viel Moderne gebaut worden wie die Hainspitze oder LWB Verwaltung an der Wintergartenstrasse. Wann sind seitdem die Reko dran??

  • Kleinparis - Gemeint war die Mehrheit hier im Forum. Mit dem Satz wollte ich nur ausdrücken, dass es in jedem Forum bestimmte Reizworte gibt, die viele User sofort in ihre entsprechenden Ecken springen lassen - und hier im Forum gehört das Wort Reko sicher dazu.

    Ich persönlich hoffe auf etwas Modernes, Spektakuläres für den Platz. Nicht oft haben Architekten in Leipzig die Möglichkeit, größere Bauten an exponierter Stelle neu zu bauen.

  • Gerade in Leipzig bieten sich dafür in letzter Zeit doch sehr viele Möglichkeiten. Neue Propsteikirche, Trias, Museumswinkel, Hainspitze. Selbst die städtebaulich als Fehlschlag zu wertenden Höfe am Brühl sind ja nichts anderes als ein riesiger Neubau. Und im Altstadtkern gibt es noch genügend hochkarätige Freiflächen, an denen man sich austoben kann. Ob man es auch sollte, steht auf einem anderen Blatt.

  • ^Spektakuläres oder Spekulatius? ;)


    Kleinparis: Rekos sind in Leipzig nicht alltäglich oder nur Fassaden und dahinter ist alles modern. Leipzig wird da nie mit Dresden gleich ziehen, weil Leipzig insgesamt viel mehr Substanz erhalten konnte - trotz Krieg und DDR und Stadtumbau Ost.
    Rekos werden wir daher in Leipzig auch weiter selten sehen, dafür gibt es (im Gegensatz zu DD) keine Lobby wie z.B. die Gesellschaft historischer Neumarkt eV usw.


    Am Leuschner-Platz wäre daher die Markthalle ein prägendes Gebäude, welches für eine Reko am ehesten in Frage kommt. Aber die Chancen liegen nahe 0.

  • Altbaufan, wenigstens die Fassaden mit Verzierungen und Reliefs, dann bin ich schon zufrieden. Zumindest auf dieser Fläche direkt am Zentrum muss was besonderes passieren. Bei so wichtigen Thema soll man eigentlich die Bürger über mehrere favorisierte Vorschläge abstimmen lassen? Mal sehen, welche Mehrheit wir dann bekommen ;)

  • Mal ganz abgesehen davon, dass die alte Markhalle nun alles andere als herausragende Architektur war: Sie war zweigeschossig. Hier werden fünf bis sechsgeschossige Gebäude entstehen.

  • Ich kann nur immer wieder darauf hinweisen, dass es in Leipzig keine städtebaulich bedeutende Areale wie in Dresden oder Frankfurt gibt, die im Krieg zerstört worden sind, sondern die Leipziger Altstadt, die schon vor dem 2. Weltkrieg keine mehr war, seit Jahrhunderten im stetigen Wandel begriffen ist. Die großen Messehäuser, für die etliche Altstadthäuser dran glauben mussten oder das Neue Rathaus zeugen aus der Zeit der letzten großen Überformung Ende des 19. Jh / Anfang des 20. Jh. Und genauso verhält es sich mit der einstigen Bebauung in der Petersvorstadt. Wenn wir von Rekonstruktionen sprechen, müssen wir erst einmal klären, welcher Zustand denn überhaupt rekonstruktionswürdig ist, denn die Gebäude, die im Krieg zerstört worden sind, standen kaum länger als 50 Jahre davor. Der kultur- und kunsthistorische Wert ist damit eher begrenzt. Das gilt besonders auch für die Markthalle, somit diskutieren wir hier über reine Geschmacksfragen.

  • LE mon, irgendwann gab es doch mal die Information, dass die Markthalle nicht 5-6 geschossig wird, sondern eben einer Markthalle nahe kommt. Nur in modern. Das wären dann weniger als 5-6 Etagen.
    Ich lasse mich überraschen.

  • Nun ja, das waren die Pläne der vergangenen Jahre (2012/13), als sich kaum einer vorstellen konnte, dass es in Leipzig 2017/18 Bedarf an Neubauwohnungen geben wird. Von einer reinen Markhalle ohne "was drüber" redet heute kein Mensch mehr.

  • Wenn notwendig, dann baut man eben schon mehrgeschossige Häuser und Markthalle, nur müssen die äußerlich dem alten Vorbild ähneln. Das ist gar nicht abwegig. Die Häuser, besonders die am Ring säumen, dürfen deren Fassaden barock oder derartiges aussehen und nicht solche neumodischen vergitterten Fassaden (sie ähneln doch wie ein Ei dem anderen), welche wir in der letzten Zeit in der Stadt zunehmend sehen können. Man soll nicht den Fehler der DDR mit ihrer Plattenbau-Bauweise wiederholen. Übrigens soll die Häuserzeile der nebenstehenden Stadtbibliothek in Einklang stehen...

  • ^ Wer bestimmt eigentlich, dass Häuser "äußerlich dem alten Vorbild ähneln" müssen? Welche Häuser am Ring haben darüber hinaus ein barockes (oder "derartiges") Aussehen? Wo steht geschrieben, dass die Gebäude auf dem WLP in Plattenbauweise erfolgen sollen? Wie die Gebäude und der Platz einmal aussehen werden, wissen wir noch gar nicht. Für beides wird separat ein Architekturwettbewerb ausgelobt.

  • ^^ Neobarock ist die Ringbebauung, die fälschlicherweise als "Stalinstil" (den es gar nicht gibt) bezeichnet wird. Damals wurde noch mit zahlreichen Details auf die gründlich zerbombte Barockstadt Bezug genommen.


    Da wir kein Altbau-Ensemble wie Rothenburg o.d.T. oder Regensburg haben, sehe ich keinen Grund, zwingend historisierend zu bauen. Wir müssen ja unseren Vorfahren dankbar sein, dass sie bis vor rund 80 Jahren nicht derart an Vergangenem klebten, wie es heute zu beobachten ist. Wobei Neues damals wortwörtlich genauso angefeindet wurde, wie heute.


    Die Formfindung in echter Architektur findet durchaus ihren Weg über die Innen-Außen-Beziehung statt. Denn Architektur ist nicht das Heranbeppen von Fassaden, sondern konsequent durchgestaltete Gebäude.


    Lassen wir uns überraschen!