Wie weiter wachsen? Stadtplanung & Siedlungsentwicklung Region

  • @Theseus: Das ist aber eine etwas harsche Kritik :).


    Allerdings bin ich auch immer wieder verwundert, wie jemand die Stadt München bzw. deren Architektur, Miet und Wohnpreispolitik dermaßen verteidigen kann?


    Vor Allem wenn man davon ausgeht, daß viele hier im Forum ja auch Städte bereist haben, die München in dieser Sicht meilenweit vorraus sind.


    Es gibt viele tolle Dinge hier. Aber in architektonischer Sicht...naja, da ist die Zeit 20-30 Jahre stehen geblieben.


    OB Ude war ein großartiger "Redner"...aber in städtebaulicher Sicht das Schlimmste, was München passieren konnte.


    Ein Mann ohne Visionen. So langsam befürchte ich das bei Reiter auch.


    Keine Visionen.

  • ^^


    Wobei man die Miesere nie auf eine Person reduzieren kann. Hinter dem System Ude bzw. dem System München so wie wir es kennen stecken viele viele sagen wir zehntausende vielleicht sogar hundettausende Jubelperser, die nur durch den Standort München in den letzten 20 Jahren steinreich geworden sind.

  • Zitate Munich_2030:

    , wie jemand die Stadt München bzw. deren Architektur, Miet und Wohnpreispolitik dermaßen verteidigen kann?


    Dazu interessieren mich dann doch konkrete Belege, in denen ich die Wohnungspolitik der Stadt München bzw. darüber hinaus die Architektur "dermaßen" verteidige.
    Nur vorneweg: Verteidigen heißt für mich, ich schreibe bewusst, wie toll der Stadtrat seine Ziele definiert und einhält, wie wohldosiert die Anzahl der Neubauwohnungen in der Stadt ist, wie unkompliziert und toll der ÖPNV hier ausgebaut ist und welche sagenhaft mutige Architektur der Neuzeit wir doch hier haben.


    Vor Allem wenn man davon ausgeht, daß viele hier im Forum ja auch Städte bereist haben,


    Ja, dazu würde ich mich selbst auch zählen, ich habe sogar jahrelang in London gelebt und lebe dort mehrmals im Jahr immer noch. Ich komme also aus München schon noch raus ;).


    die München in dieser Sicht meilenweit voraus sind...


    ...und da widerspreche ich dir ganz und gar nicht...


    So langsam befürchte ich das bei Reiter auch.


    Ich habe mein Profilbild prophylaktisch geändert. Allerdings kann ein OB allein nicht viel ausrichten, weniger als je zuvor, da die "Macht" der Bürger so groß wie nie ist. Ich habe es jüngst erst bei der Veranstaltung zur Eggenfeldenerstraße erlebt. Die Stadt würde ja gerne dicht bauen, doch die Bürger wehren sich notfalls bis vor´s Gericht. Es liegt halt leider nicht alles allein in den Händen des Bürgermeisters oder des Stadtrats, auch wenn natürlich gerade Letzterer in ÖPNV Fragen so einiges verschleppt, vorwiegend durch Parteiengezanke. Stehen einem die Bürger nicht im Weg, so sind es ein andermal die Gesetze (siehe Carl-Wery-Straße). Schließlich kann man noch einen Schuldigen für die oft zu mutlose Architektur suchen. Ja, da weiß ich auch keine eindeutige Ursache, als dass es wohl eine Mischung aus ambitionsloser Stadtverwaltung, Architekten, Jurys, Lokalpolitiker oder besorgter Bürger ist.


    Zitat Isek:


    Schließlich ist er mit München reicher geworden als was man aktuell jemals durch normale Lohnarbeit reich werden kann


    Da fällt mir jetzt nur noch Heinrich Haffenloher aus Kir Royal ein...

  • ^^


    Und wer zahlt dieses Verlustgeschäft bzw. anteilig sehr geringe Rendite mit? Um da auf eine möglichst kleine Last der Umverteilung im Sinne begrenzter Wohnraumkosten in den darüberliegenden Etagen zu kommen, wird 1 zusätzliches Geschoß bei weitem nicht ausreichen!

  • Heut in der Druckausgabe vom MM:


    Treffen in Markt Schwaben mit OB Müller/Berlin, OB Reiter/ München.


    Reiter meint u.a: Großflächiges Gewerbe sollte in MUC nicht mehr angeworben
    werden, sondern auf das Umland verwiesen werden.


    Grund: Für die zusätzlichen Arbeitskräfte Schulen/ Kitaplätze und Wohnungen zur Verfügung zu stellen, wäre für München nicht mehr darstellbar.


    Frage: Was machen wir bei anderen Firmen?


    Evtl. wurde auch nicht richtig zitiert???


    Mod.: hier zum Nachlesen der Beitrag in der "Online-Ausgabe": https://www.merkur.de/lokales/…t-schwabener-8670005.html

  • ^ Ich vermute, es geht eher darum, dass großflächiges Gewerbe wie Logistik viel Fläche verbraucht, aber nur wenig Arbeitsplätze schafft. Wenn man in den Kategorien einer Stadtregion denkt, dann wäre die Kernstadt mit einer City vergleichbar - die intensiver genutzt werden sollte.
    Paris oder London sind ja auch großflächiges Gewerbe in der Mitte losgeworden - die gewonnene Fläche wird mit dichter Wohn-/Bürobebauung bebaut (Beispiele: Nine Elms, Paddington Waterside / Merchant Square).

    Einmal editiert, zuletzt von Bau-Lcfr ()

  • ^^


    Is ja schön und gut, dass "großflächiges Gewerbe" (ich meine, dass damit Gewerbe mit großem Flächenbedarf gemeint ist) eher in der Peripherie ansiedelt. Neu ist das aber keineswegs! Und nicht vergessen: Jede Neuansiedlung auch 50 km abseits des Marienplatzes bringt Druck auf Wohnungen und Plätze sozialer Einrichtungen in München. Ein relativ hoher Anteil der neuen Arbeitskräfte will und wird in München leben wollen! Ingenieure und Ähnliches, die Großstadtleben bevorzugen und die nach Mühldorf, Garmisch oder Landshut aus München pendeln kenne ich zu Hauf.

  • ^ Ich habe im mittlerweile verlinkten Artikel nachgeschaut - der Münchner OB scheint tatsächlich die Zuzug-Begrenzung zu meinen, doch dies ist weder geboten noch wird international praktiziert. OK, etwa Düsseldorf sündigt da auch (intensiver Wohnungsbau im Medienhafen blockiert, neue Logistikhallen geplant - 2-3 Kilometer Luftlinie vom Marktplatz), aber das muss nicht so sein.
    Es soll einzig um effiziente, intensive Flächennutzung gehen.
    50 Kilometer Radius sind 8000 Km², das ist jede Menge Fläche - davon kann ein Teil weniger intensiv genutzt werden. In London reicht Hochhausbau mindestens 10 Kilometer weit in jede Richtung (von höher gelegenen Aussichtspunkten besonders gut sichtbar) - im kleineren München sollte man 5-6 Kilometer vom Mittelpunkt flache Gewerbebauten als fehlplaziert ansehen. Dies gilt übrigens auch für Parkplätze, eingeschossige SB-Märkte ohne andere Funktionen darüber usw.


    Wenn man wie in Londoner Nine Elms 400 und mehr WE/Hektar schafft (und das geht mit Hochhäusern bis 50-60 Meter Höhe), wären bei der Hälfte des Quartiers als Wohnungsbaugrundstücke 20.000 WE/Km² möglich, 30-40 Tsd. EW - dann kann man auf 80-100 Km² der Stadtmitte sehr viele Bewohner unterbringen.


    Etwas weiter oben wurde eine gute Idee erwähnt - im Gegenzug für Läden im EG eine höhere GFZ erlauben. Ob es eine zusätzliche Etage oder mehr sein sollte, darüber kann man diskutieren.

  • Da es laut MM klar um "neue großflächige Gewerbegebiete" geht, also Handwerksbetriebe, Logistikhallen, Produktionsanlagen:


    Handwerker im Umland --> Höhere Anfahrts- und damit Reparatur- / Baukosten --> Höhere Mieten.


    Eine Stadt nur mit Wohnungen und Büros funktioniert nicht. Fehlt es schon an den beiden erstgenannten, fehlt es auch dramatisch an geeigneten Gewerbeflächen, welche sich aufgrund von Umwandlungen von Jahr zu Jahr weiter reduzieren.
    Klar, riesige Logistikflächen und Massenproduktionsanlagen, gilt es zukünftig in der Stadt zu vermeiden. Hier ist bereits der Umzug von Paulaner an den Stadtrand ein gutes Beispiel. Andererseits entstehen als Konsequenz unseres Konsumverhaltens neue Flächen für Lieferdienste wie Amazon oder DHL auf Münchner Stadtgebiet. Muss so sicher auch nicht sein. Da sollte die Stadt sich dann u.U. trauen, Nahrungsmittellager von Amazon 8km entfernt vom Zentrum zu unterbinden.


    Reiter macht es sich schon etwas zu einfach, finde ich, einfach nur auf das Umland zu verweisen. Erst am Samstag hatte ich einen Handwerker im Haus, der für seinen Betrieb eine 100qm Werkstatt sucht - seit vier Jahren. Weder in München, noch im Umland sei etwas passendes zu finden. In der Gewerbebranche gebe es nur noch Platz für Großunternehmen.
    Früher gab es viel Platz in Hinterhöfen, auch dieser Raum fällt zunehmend weg.
    Nichtsdestotrotz muss das gesamte Umland endlich deutlich mehr Bauland ausweisen, notfalls auch dazu genötigt werden, und nicht immer nur Poing, Garching oder Germering.
    _ _ _


    Erstaunlich, dass München trotz weniger als halb so großer Einwohnerzahl fast doppelt so viel Mittel für Bildung ausgeben wird, wie Berlin. Und trotzdem reicht es wahrscheinlich nicht.

  • Nachdem das bayerische Landesamt *ewig* kein Update mehr herausgebracht hat, gab es nun endlich Märzzahlen von 2016 und eine gehörige Überraschung:



    31. Dez. 2015: 1 450 381 Einwohner
    (vgl. https://www.statistikdaten.bay…s&selectionname=12411-001 )


    31. März. 2016: 1 448 792 Einwohner
    (vgl. https://www.statistikdaten.bay…elid=1505375614403&step=2 )


    D.h. laut Landesamt soll die Münchner Bevölkerung zum ersten Mal seit langem in einem Quartal geschrumpft sein!?

  • Schon denkbar! Laut den Zahlen der Stadt geht es langsam Richtung Stagnation, und hier wird sogar ein Einwohnerrückgang gemeldet.


    Ich sag mal salopp, das ist wie mit der Wiesn - auch da wird irgendwann die Unterkunft einfach zu teuer und die Besucher suchen sich andere Volksfeste mit besserem Preis-Leistungs-Verhältnis :cheers:

  • 1.Quartal 2016:

    Selbst wenn man sämtliche Zuzügler aus Europa außer Acht lässt:
    Angesichts der hohen Geburtenraten seit einigen Jahren nahezu ausgeschlossen. Zu besagtem Zeitraum kamen auch nicht wenige Asylbewerber nach Deutschland. Sollte das Amt keine Änderungen / Korrekturen vorangegangener Statistiken vorgenommen haben, ist dieses Ergebnis mehr als unglaubwürdig.


    Oder will sich der Freistaat damit die Ist-Situation auf dem Wohnungsmarkt und seine chronische Untätigkeit in dieser Hinsicht schön reden?


    iconic:


    Derzeit aufgrund von geringen Baufertigstellungen, ja. Aber Anfang 2016?
    Ich bin gespannt, wie weit die Stadt dieses Jahr von den 8.500 neuen Wohnungen entfernt sein wird. Da wird es glaube ich eine böse Überraschung geben.

  • MiaSanMia: Mit dem natürlichen Wachstum gebe ich Dir absolut Recht, allerdings scheint mir das Wanderungssaldo zunehmend negativ auszufallen, sodass der Geburten-Effekt stark vermindert oder gar ausgeglichen wird. Hinzu kommen natürlich allerlei Mini-Faktoren, die zusammen auch eine Wirkung erzeugen, wie z.B. die Verdrängung größerer Haushalte aus dem inneren Stadtgebiet und der Wegzug größerer Haushalte raus aus dem Stadtgebiet, zunehmender Trend zum scheinbar temporären Wohnen im Micro-Apartment ohne Melderegister beim KVR etc. etc. Sicher wäre die einzige Lösung, hier massiv quantitativ durch Wohnungsbau entgegenzusteuern. Im Vergleich zu 2016 mögen die Fertigstellungszahlen zwar weiter zurückgegangen sein, im Stadtgebiet bewegen wir uns aber insgesamt auf viel zu niedrigem Niveau, um wirklich Einfluss auf das Bevölkerungswachstum nehmen zu können.

  • Hallo Forumsmitglieder :


    Bürgerbegehren gegen Flächenverbrauch in Bayern.


    Der Flächenverbrauch soll bezogen auf die Einwohnerzahl der jeweiligen Gemeinde wesentlich reduziert erlaubt sein.


    Im Entwurf steht laut Bericht der Welt Online vom 17.9. dass zusätzlich eine Kappungsgrenze für Grossstädte zum Tragen kommen soll.
    (Stärkung des ländlichen Raumes).


    Ich sehe hier einen zusätzlichen Seitenhieb insbesondere gegen München.


    Wenn es umgesetzt werden soll haben wir dann in der Höhe und in der Fläche
    Entwicklungsbegrenzung.
    Der Verdrängungsdruck steigt dann noch weiter an.

  • ^ Die einzige mögliche vernünftige Reaktion - die Einschränkungen der Höhe und der Dichte lockern. Dass man die Flächenausbreitung eindämmt ist natürlich vernünftig - nicht nur die Natur geht verloren, auch die Infrastrukturkosten steigen.


    Wobei - 100 Meter Obergrenze für Hochhäuser sind nicht wirklich eine Beschränkung, auch darunter kann man locker Quartiere mit einer GFZ über 5 schaffen. In Düsseldorf gilt solche Prämisse formell nicht, doch aus den 2-3 bekannten Projekten über 100 Meter wird bislang auch nichts, ob Finanzierung oder was auch immer. In Berlin wird genauso auf Hochhäuser um den Alex laut Kohlhoff-Plan so gewartet, wie die Juden seit Jahrtausenden auf den Messias warten. So ist die geltende Einschränkung ungefähr so störend wie ein Verbot von Fatamorganas.

  • Der Flächenverbrauch soll bezogen auf die Einwohnerzahl der jeweiligen Gemeinde


    Das dürfte dann für die LH München keine Auswirkung haben, da hier die höchste EW-Dichte in Deutschland vorliegt. Vermutlich würde es eher kleine Gemeinden mit einem hohen Anteil an Gewerbe betreffen.
    Was mit dieser Kappungsgrenze für Großstädte gemeint sein soll, verstehe ich nicht. Hieße das zum Beispiel, Stadt A mit 250.000 EW darf maximal 200 qkm versiegeln?
    Wenn ja, dann wäre München davon wohl ebenfalls nicht betroffen. Es ist ja auch ohne solche ominösen Bürgervorschläge, kein Platz mehr innerhalb der Stadtgrenzen :D.


    Allerdings kann ich mir nur sehr schwer vorstellen, dass ein entsprechender Entwurf jemals Gültigkeit erlangen wird. Das wäre doch ein massiver Einschnitt in die Rechte einer Kommune oder liege ich da falsch?
    Eine offizielle Höhenbegrenzung gibt es für HH in München auch nicht.

  • Genaus so ist es. Man kann dann ja dichter und Höher bauen. Was in München sowieso Sinn macht, um die für eine dt. Großstadt relativ wenigen Grünflächen, zu erhalten.


    Ein Wachstum geht in Zukunft nur über dichte und hohe Bebauung!


    Und übrigens gibt es eine Höhenbegrenzung in München schon lange nicht mehr. Die 100m vom Bürgerentscheid sind längst nicht mehr bindend. Es muß nur aus den Köpfen raus.


    Als Dieter Reiter noch nicht OB von München war, entstand die Aussage, daß für ihn HH über 100m kein Tabu seien. Hatte noch irgendwo einen anderen Artikel, in dem er meinte auch die 200m Marke bei Bürotürmen sei für München keinerlei Problem.


    Leider finde ich den nicht mehr.


    So wie sich Herr Reiter wohl auch nicht mehr an seine Worte von 2012 erinnern kann :)


    https://www.tz.de/muenchen/sta…ieter-reiter-2450126.html

  • Passend zum Thema:


    Vize OB und Wirtschaftsreferent der LH München Schmid schlägt nun dem Stadtrat erneut vor, dass Unternehmen nicht mehr wie bisher nur 51%, sondern 75% des auf dem Grundstück festgelegten Baurechts ausnutzen müssen.
    Ziel ist es, die Flächen damit effizienter zu nutzen. Sinnvoll wäre hier natürlich die maximal zulässige Höhe des Baurechts auszunutzen und nicht die Breite bzw. Länge.


    http://www.abendzeitung-muench…28-afcc-3e183d7cce8d.html

  • Ok, das ist ein guter Vorschlag. Das schließt aber nicht aus, daß Herr Schmid der allerletzte wäre, der nicht für ein Bauen in die Höhe wäre.


    Er sieht eher Städte wie Mailand oder Wien für Vorbilder der Zukunft.


    Jetzt müßten halt nur noch die richtigen Bauvorhaben kommen. Denn angeblich gab es ja noch keine Anfrage für einen Tower über 100m.


    Naja, man kann es auch so sehen, daß München mit seinen seltsamen Bestimmungen so manchen Investor+Bauherren in der Vergangenheit verschreckt hat.


    Und man kann es einfach nicht oft genug sagen: ES GIBT KEINE HÖHENBEGRENZUNG BIS 100m!!!