Leipzig: St. Trinitatis (realisiert)

  • Ich finde der Bau, gerade von der Karl-Tauchnitz-Straße kommend, ergibt ein durchaus sehr interessantes Bild, da der großflächige Porphyr-Einsatz doch auch einen neuen, starken Akzent an dem Ort setzt, welcher sonst nur vom Neuen Rathaus dominiert wird.


    Meine zwei Kritikpunkte sind vor allem der zu flach geratene Mittelteil (vor allem auf die Länge), und die Wand zum WLP hin. Der flache Mittelteil könnte evtl. durch die Bebauung der Nonnenmühlgasse kaschiert werden, der Baum im Innenhof dürfte das nicht schaffen. Der Wand zum WLP hätte das "Lichtkreuz" gut getan, wenngleich dann vielleicht die Lichtverhältnisse im Innenraum nicht mehr optimal gewesen wären.


    Ansonsten aber auf jeden Fall ein sehr interessantes Bauwerk, auch wenn es nicht jedem gefällt.


  • Meine zwei Kritikpunkte sind vor allem der zu flach geratene Mittelteil (vor allem auf die Länge) (...). Der flache Mittelteil könnte evtl. durch die Bebauung der Nonnenmühlgasse kaschiert werden, der Baum im Innenhof dürfte das nicht schaffen.


    Dafür hat man jetzt von der Lenné-Anlage weiterhin ein Blick auf die Kuppel des Reichsgerichts. Wenn dann die Bebauung an der Dimitroffstraße/Wilhelm-Leuschner-Platz/Nonnenmühlgasse kommt, kommt an der Nonnenmühlgasse hoffentlich ein Highlight hin, das die Trinitatiskirche mehr oder weniger "einrahmen" könnte. Abgesehen von einer Glasfassade, die das Neue Rathaus spiegelt.

  • Auch von mir einige Fotos der kürzlich geweihten Propsteikirche in Leipzig. Noch ist nicht alles fertig. Entstanden ist eine schlichte Kirche, sowohl außen als auch innen.
















    Eigene Fotos.

    Einmal editiert, zuletzt von Stahlbauer ()

  • ^ Danke für die tollen Fotos, Stahlblauer. Ich glaube, schlichte Eleganz trifft es hier ganz gut. Für mich ist St. Trinitatis ein gelungenes Pendant zum Paulinum. Leipzig hat zwei tolle neue Gotteshäuser bekommen (das eine sicher mehr Aula als Gotteshaus).

  • Allein schon weil jetzt eine kulturelle Einrichtung dort steht, ist der Mut der Propsteigemeinde, eine neue Kirche im Zentrum der Stadt zu bauen, zu würdigen.














    Eigene Fotos.

  • Ich habe mich ja bereits zweimal zu dem Projekt geäußerst und auch nach der Fertigstellung bleibe ich bei meiner Meinung, auch wenn sie hier nicht die Mehrheitsposition darstellt.



    Ich finde die Ansicht sieht mehr aus wie ein wertig verkleidetes Bürogebäude oder eine Schule, bei der der Staat mal einen Euro mehr hat springen lassen.


    Meiner Meinung nach hat der Bau mit einer Kirche, wie ich mir eine Kirche vorstelle, einfach nix zu tun. Kirchen waren ja gerade der Ort in Städten oder Gemeinden, wo man, egal wie viel Mangel sonst wo herrschte, alles reingelegt hat, die Bauten überstrahlten alles. Gerade das machte doch die Faszination aus. Die Bauten waren immer outstanding. Selbst die kleinsten Ortschaften haben noch teils bemerkenswerte Bauten hervorgebracht.


    Heute hat sich das ins genaue Gegenteil verkehrt. Man muss mit immer geringeren Mitteln auskommen. Dadurch geht der jahrhundertealten Tradition der Kirchbauten, Ankerpunkt und Imagefaktor der Stadt zu sein, das Fundament verloren. Aber letztlich spiegeln die Bauten auch nach außen hin eben auch den Bedeutungsverlust der Kirchen in diesem Land wieder, so ist die Architektur vielleicht doch ehrlich, wenn man es so sagen will. Die neuen Kathedralen sind die Hochhausbauten des Kapitals und der Wirtschaft.


    Ob dies ein begrüßenswerter Wechsel ist, muss jeder für sich selbst entscheiden.

  • ^ Ich finde, man kann die Kirche nicht kritisieren, ohne ein paar wichtige Fakten in Betracht zu ziehen. Der von dir angesprochene Bedeutungsverlust der kath. Kirche ist so ein Fakt, den man dem Kirchenneubau nicht anlasten kann. Wenn über 80 Prozent der Leipziger Bevölkerung ohne Konfession ist und nur 4 Prozent katholisch sind, wäre es auch "etwas" vermessen, eine Kirche in der Opulenz einer Kathedrale Notre Dame zu errichten. Die Baukosten waren entsprechend auf 15 Mio Euro beschränkt, 2 Mio Euro kamen zusätzlich über Spenden rein. Und wenn die Kirche für dich wie ein Schulneubau aussieht, bei dem der Staat einen Euro mehr hat springen lassen: Eine neue Schule kostet in der Regel mehr Geld.


    Und bei der Wahl des Standortes mitten im Zentrum sollte auch die Geschichte der Propsteikirche, die ihren Ursprung in der Innenstadt hatte, nicht außer Acht gelassen werden. Kann man alles auf Wikipedia nachlesen.


    Die Mehrheitsposition hier im Forum ist übrigens auch eher kritisch, was den Kirchenneubau angeht. Einen ähnlichen Sturm der Entrüstung wie jetzt im APH-Forum (hier ab #65) gab es auch in diesem Thread nach Bekanntgabe des Siegerentwurfs. Einfach mal zurückblättern.

  • ^ Ich hatte damals zum Pressegespräch alle Entwürfe fotografiert und eine Auswahl hier im Strang (Seite 5, #69) gezeigt, die aber mittlerweile offline sind. Vielleicht stelle ich sie hier noch mal rein.

    Das wäre toll! Ich denke, die Entstehungsgeschichte dieser Kirche wird immer mal wieder für jemanden von Interesse sein. Waren in der Ausstellung alle Entwürfe zu sehen? Und danke für den umfangreichen Bericht von der Einweihung, liest sich hier irgendwie angenehmer als das LVZ-Blättchen mit Grußworten von Nina Ruge, Johann Lafer und Bestandteilen der Kelly-Family.


    Mittlerweile hab ich auch mal reingeschaut und weil hier zum Innenraum schon ausreichend Bilder zu sehen waren, beschränke ich die dabei entstandenen Bilder auf einige Details und/oder neue Perspektiven (sofern ich nix übersehen oder vergessen hab):


    Zum Start ein Blick auf das hinterleuchtete Bibel-Fenster (auch wenn's drumherum noch zu hell war)





    zum Vergleich ohne Beleuchtung:




    Der Brunnen mit Beleuchtung und (vermutlich) den Namen von Spendern auf der Umrandung.




    Die seitlich angeordnete kleine "Kapelle":



    Der Taufstein:



    Das ewige Licht(?)
    (bin ja kein Katholik, deswegen die vielen Vermutungen und Fragezeichen :D )





    In den Fußboden sind die Stationen des Kreuzweges eingelassen:



    wie hier nachzulesen ist:



    Richten wir den Blick wieder nach oben:




    und tanken Energie



    :cool:


    ---


    In der Berichterstattung wurde häufig auf die indirekte Beleuchtung hingewiesen, dazu ein Bild aus der Versöhnungskirche in Gohlis:



    Überhaupt ist der Vergleich dieser beiden Kirchen ganz interessant. :)


    Ein kurzes Fazit zum Schluss - der Innenraum wirkt auf mich nüchtern bis steril, an keiner Stelle beschlich mich eine Empfindung von Erhabenheit, Schönheit oder Ergriffenheit, welche mir andere Kirchen verschiedenster Stile durchaus vermittelt haben... Die einzelnen Elemente haben keine Verbindung, alles wirkt wie nebeneinandergestellt, hier noch eine Tür, da eine Wand, dort eine Orgel in die Ecke gehängt, die Treppen müssen auch noch irgendwie mit rein... Das "Querformat" trägt sicher auch nicht zu einer klaren Raumordnung und Orientierung bei... dazu der merkwürdige Eindruck, in drei verschiedenen Kirchen gewesen zu sein - eine steinerne Porphyrkirche von außen, eine hölzerne Kirche im Bereich des Literaturcafés, des Eingangs usw., eine weiße Kirche im Hauptraum - die alle drei in der Gestaltung keinen Bezug zueinander haben.
    Immerhin hab ich zum Innenraum aus "normalen" Bevölkerungskreisen auch schon positive Meinungen gehört (im Gegensatz zur Außenansicht).

  • Ganz interessant die Info, dass die alte Leipziger Propsteikirche unter Denkmalschutz gestellt worden ist (Quelle). Die verkaufswillige Gemeinde ist wenig begeistert und spricht von einer Halbierung des Grundstückswertes.

  • Man muss sich schon etwas fragen, warum der Denkmalschutz nun so derart darauf abzielt DDR-Gebäude unter Schutz zu stellen. Was soll denn eine entweihtes Kirchengebäude auf schwierigem Grund als denkmalgeschütztes Gebäude für einen Wert darstellen? Wie soll dort eine Nutzung stattfinden, wenn es in einem permanenten Status des Absackens verharrt?


    Bei der jetzigen Penetranz des Denkmalschutzes kann man froh sein, dass z.B. das MdBK auf dem Kriegsbedingten Sachsenplatz schon in den 1990er Jahre geplant wurde. Ansonsten hätte es wohl heute keine Chance auf Realisierung.

  • Nun ja - hier geht es sicher um etwas ganz anderes. Ich versuche es mal mit eigenen Worten:


    Der Neubau eines Kirchengebäudes in der DDR hat sicher Seltenheitswert. Diese Tatsache neben der konkreten Umsetzung hat sicher einen hohen dokumentarischen Wert. irgendwie kann ich mich sogar mit dem Gedanken anfreunden, wenn wir in 10 Jahren zu unseren lieben Gästen sagen: "Guckt, hier ist eine der wenigen DDR-Kirchenbauten zu sehen." :)

  • ^ diesen Gedankengang hatte ich genau so. Aber bei eines entweihten Kirchenbaus stellst sich nicht schon stark die Frage nach dem idealistischen Stellenwert - der Nutzen - des dann noch bestehenden Gebäudes. Eine Frage die sicher in der Architektur eine große Diskussionsgrundlage bilden kann.


    Für ich eher dir Frage: wie sieht das Gebäude in zehn Jahren aus - halb heruntergekommen und am absacken? Wer soll etwas mit dem Gebäude so anfangen?

  • ^ Naja, Nachnutzungsmöglichkeiten für alte Kirchen gibt es doch zahlreiche. Das Gebäude würde sich so zumindest für eine (kulturelle) Zwischennutzung anbieten - wer die irgendwann anstehende Sanierung dann aber bezahlen soll, ist wirklich fraglich. Da ist dann im Zweifelsfall aber auch ein bestehender Denkmalschutzstatus kein Hindernisgrund für einen Abriss - haben wir in den letzten 25 Jahren in Leipzig ja oft genug gesehen.

  • ^ Steht Guratzsch drüber, weißte, was drin steht. Da wird viel geschrieben und wenig gesagt. Leider erschließt sich aus dem Text nicht so recht, was er denn gern hätte - mehr Ornament, mehr Pomp, mehr Geprahle?

  • Ich finde schon, dass der Bau abschnittweise wie ein Schulgebäude o.Ä. anmutet. Aber generell ist diese schlichte Gestaltung für Kirchen wohl modern. Mich persönlich stört es nicht.


    Zur Denkmalschutzfrage: Auch in der DDR wurden diverse Kirchen errichtet. Ob allein das als Grund ausreicht? Es sollte schon auch baulich etwas Besonderes sein.

  • Und ich dachte, der Guratzsch wäre sowas wie ein Architekturkritiker. Wie passt dann der unmögliche Vergleich mit einem Multiplexkino? Die Kommentare unter dem Artikel offenbaren dann auch, welch illustre Zeitgenossen Guratzsch mit seiner Kritik anspricht, nämlich die Leserspalten-Trolle, die zu jedem Thema was zu melden haben und ohnehin immer alles besser wissen. Originell auch wieder die Frage, die bestimmt schon drölftausend mal gestellt wurde, wozu in Gottes Namen wir heute überhaupt noch eine Kirche brauchen. Ja, hat denn wieder keiner vorher das Volk gefragt (Tante Erika, Onkel Lutz, Mutti Ilona), ob die die Kirche bauen durften?

  • Mutti Taddel, bitte!!!


    Woher Herr Guratzsch seinen Nimbus als Gralshüter althergebrachter Werte deutsche Architektur nimmt, verstehe ich sowieso nicht. Denn stößt man in der quellengebenden Postille zufälligerweise auf ein Thema, in dem man selbst zumindest etwas Durchblick besitzt und zu dem Herr Guratzsch sich bemüßigt fühlte, sein omnipotentes Verdikt abzugeben, dann offenbart er doch nicht nur in Detailfragen eine erstaunliche Ahnungslosigkeit.


    Davon abgesehen ist das Thema wirklich durch, ich werde mich daher lieber an mein selbst auferlegtes Schweigegelübde bezüglich Leipziger Architekturfragen halten, nicht dass sich wieder jemand auf den Schlips getreten fühlt. :angel:

    Einmal editiert, zuletzt von antonstädter () aus folgendem Grund: Verdammt, Du warst zu schnell!

  • Mir persönlich ist das Innere der neuen Kirche auch zu kahl. Das liegt aber wohl an den Vorgaben des zweiten vatikanischen Konzils. Auf mich wirkt das wenig sakral sondern eher wie Therapiezentrum, Stuhlkreis und Selbsthilfegruppe. Aber ich bin ja auch kein Katholik, insofern geschenkt. Was ich bisher vom Innenhof gesehen habe, enttäuscht mich hingegen nicht.