Dresden: Neumarkt

  • Der Neumarkt an sich ist eigentlich garnicht so zerfasert.
    Denn dieser ist eigentlich nur ein Teil des Platzgefüges.
    Vor dem Johanneum ist ja eigentlich der Jüdenhof, welcher durch die verlängerte Augustusstraße vom Neumarkt getrennt ist und vor der Frauenkirche ist An der Frauenkirche. Dieser Platz war ja eine Zeit lang sogar baulich vom Neumarkt getrennt.
    Frauenkirche und Johanneum haben sozusagen ihre eigenen kleinen Plätze und der eigentliche Neumarkt liegt dummerweiße dazwischen.

  • Quartier VI


    http://www.sz-online.de/nachri…3618167.html?desktop=true


    Die SZ hat heute die Neuinterpretation des Au Petit Bazar von Blobel veröffentlicht.
    Wie man schon hörte EG und 1.OG sind verbunden und gesamt niedriger.
    Dafür die Etagen darüber gestreckt. Darüber ein Staffelgeschoss mit Brüstungen und viel Schnörkel. Auch die Fensterachse welche den Au petit bazar mit der restlichen Fassade am Neumarkt verbindet ist komplett neu gestaltet.


    Seht selbst:

    Quelle Visualisierung: Arte4D


    Für Blobel sind das wuchtige 2 geschössige Schaufenster des Originals Mängel in den Proportionen, die er nun beseitigt. Außerdem war ihm die Dachlandschaft zu kraftlos und geduckt.
    Ebenso empfand er die Balkonbänder als zu hoch angesetzt.
    Aber Details wie Figuren unter den Balkonen und die allgemeine Fassadengestaltung hat er übernommen und werden rekonstruiert.

    Einmal editiert, zuletzt von Chris1988 ()

  • Hatte vor 100 Jahren das Postgebäude den Kanon der Bürgerhäuser am Neumarkt durch übertriebene Opulenz gestört, erledigt das nun GHND- Ehrenmitglied Blobel mit seinem Märchenschloss. Wenigstens ist diese Parzelle nicht so breit, wie damals das der Post.

  • Wie schon im APH teile ich auch hier die Empörung nicht. Lieber so als andersrum (Stellwerk). Im Übrigen empfand ich schon das originale Au petit Bazar nicht als einen Höhepunkt am Neumarkt. Die Balkone haben es stehts zu einem Außenseiter gemacht.

  • Mich stört vorallem der krasse Unterschied zum USD Teil.
    Bei der USD ist alles gestaucht und ein zusätzliches Geschoss drin und bei Blobel sind die Obergeschosse gestreckt. So kommt man fasst zu einem Verhältnis von 2 zu 4 Geschossen.
    Und da die eine Fensterachse von Blobel nicht an USD angepasst ist, aber sich auch nicht wirklich am Au petit bazar orientiert, wirkt der Übergang sehr verstörend.
    Und das Dach, naja das passt höchstens zum Johanneum, wobei es mich doch eher an den Kopfbau der Altmarktgalerie auf dem Altmarkt erinnert.

  • ^ Genau die Altmarktassoziation hatte ich auch, aber eher mit dem Eckhaus zur Kreuzstraße. Allerdings stellt die Altmarktbebauung für sich genommen eine eigene Kreation von durchaus ästhetischem und mittlerweile auch historischem Wert dar.


    Davon kann an der Neumarkt-Südseite keine Rede mehr sein. Ich finde nicht nur die blobelsche Petit-Bazar-Karikatur gräulich, sondern auch das USD-Teil nebenan. Die ganze Front ist völlig verhunzt.


    Chris bringt es auf den Punkt: Wie lächerlich wirkt der Höhenunterschied der einst gleichmäßig verteilten Geschosse? Wie missraten ist der Übergang zwischen den einst fließend verbundenen Fassaden? Was soll das gläserne Satteldach auf dem Verbindungsbau, was das dem Platz zugewandte Loch in der Fassade?


    Im Ganzen sieht man das Elend übrigens beim Zwitscher-Konto der Säggschen. Da prangen die komische Dachform mit Staffelgeschoss und das erwähnte Glasdach in voller Pracht.


    Eigentlich hätte man davon ausgehen sollen und müssen, dass die zuletzt geschlossene Platzseite des Neumarkts nach all den vorherigen Erfahrungen der Höhepunkt bezüglich einer detailtreuen und authentischen Umsetzung der Rekonstruktionen werden würde.


    Leider aber sieht es wohl so aus, dass die Südseite alles bisher in Hinblick auf den Rekonstruktionsgedanken geleistete ad absurdum führt, ja konterkariert, wenn nicht gar der Lächerlichkeit preisgibt. Jeder Stellwerk-Entwurf wäre in diesem Sinne wirlich "ehrlicher", ja selbst das moderne Gewandhaus hätte einen eigenen Akzent gesetzt und für sich genommen einen architektonischen Wert dargestellt. Aber diese vorgeblich historische Travestie - das ist das Allerletzte, was hätte passieren dürfen.


    Ich hätte nie gedacht, dass ich das "grüne Gewandhaus" einmal so herbeisehnen würde!

  • Das ist mir zuviel Tod oder Gladiolen. Ich schaue lieber auf eine mittelmäßige oder meinetwegen auch vermanschte Pseudoreko als auf Stellwerk-Architektur. Da zählt für mich weniger das einzelne Gebäude als der Gesamteindruck und der wird durch diese Gebäude m.E. deutlich weniger beeinträchtigt, als durch modernistische Experimente, die bis auf wenige, leider in schwach frequentierten Bereichen des Wiederaufbaugebietes angesiedelte Beispiele, allesamt gescheitert sind.


    Wo ich mit geh, ist die Kritik am Übergang zur USD. Das sieht wirklich nicht schön aus. Den Schuh müsste sich dann allerdings auch die USD anziehen. Sie hat ihre Gebäude so zusammengestaucht, nicht Blobel.

  • Ich sehe es auch so wie Saxonia und möchte nicht in die Fassadenstürmerei einstimmen.
    Es fehlen Informationen zur avisierten Nutzung, die wie immer eine gewichtige Rolle gespielt haben wird und derdawegen vermutlich dieses Konglomerat erst zu entwickeln war.
    Die Stilfremdheit des Au Petit Bazar im Dresdner Kanon und hier am Ort sehe ich eher als Bereicherung.
    Es sei nochmal auf einen (ausnahmsweise...) BILD-Artikel von Ende 2014 verwiesen, wo baldiger Baustart angestrebt wurde.
    Darin wird bekannte Nutzung als Kunstgalerie erwähnt, die besser entsprechende Raumhöhen verlangt - wohl auch wie die Belletagen darüber für... ja, für welche Nutzung?


    Natürlich wäre eine 1:1 Reko besser, aber das wurde ebenso an mehreren Stellen versemmelt. Eine GHND-Ehrenmitgliedschaft eines zumeist fern Abtrünnigen sollte nicht überbewertet werden - offensichtlich konnte die GHND ihre Ehrenperson von nichts abbringen, oder fand zu keiner einheitlichen Haltung innerhalb der Gesellschaft, um sich zu positionieren. Infos fehlen.


    Gestriges Sächsische Zeitung Titelblatt zeigte folgende Ansicht von Blobel/KondorWessels.
    Das müßte man auch noch in die USD-PalaisOne-Visu einfügen, um mal die Gesamtfront zu begutachten - ohne diese oftmalige Breitzerrung der Visus.

  • ^Vermanscht hin, versemmelt her. Diesen relativierenden Blick kann ich so leider nicht teilen.


    Was bei den Hütten (sowohl Blobel wie USD) hinten und vorn nicht stimmt sind die Proportionen. Und das ist aus meiner Sicht genau das Problem: Die Nichteinhaltung der Raum- und damit Etagenhöhen, aus welchen Gründen auch immer, ist ein Kardinalfehler. Ich finde dies schon bei normalen Lückenbauten fürcherlich, hier aber unverzeihlich. Es gibt nicht einen modernen Lückenbau am Neumarkt (den unsäglichen Cosel-Anbau außen vor), wo man willkürlich die Etagen zusammengequetscht oder überdehnt hätte. Noch nicht mal am Atlantikwall-Eck.


    Jedes Fassadendekor ist demgegenüber zweitrangig. Ich hätte überhaupt nichts gegen "Au Petit Bazar" in seiner ursprünglichen Form - das wäre mit seiner heiteren französisch-haussmännischen Note wirklich eine nette Abwechslung zwischen den eher strengen Barockfassaden gewesen. So aber - nein danke!

  • Ich teile die Meinung von antonstädter. Sowohl das Gebäude von Herrn Blobel als auch das Nachbargebäude von USD sind qualitativ einfach schlecht. Das Blobel-Gebäude ist nichts Halbes und nichts Ganzes, sprich weder Rekonstruktion noch eine qualtiativ hochwertige Neuschöpfung, die vorbildhaft wäre. Eine vertane Chance! Was man hier gebraucht hätte, wäre ein einwandfreies Gegenmodel zu den modernistischen Fassaden, die in der Stadt zu Hauf entstehen - ein Musterbeispiel als Kontra zur Moderne. Herr Blobel schadet mit diesem Bauwerk sowohl der Rekonstruktionsbewegung als auch den Freunden historisierendes Bauens. Mich würden die Beweggründe von Herrn Blobel hierfür interessieren. Ich denke, dass er mit diesem Projekt der Stadt etwas Gutes tun möchte. Allerdings hat er sich damit völlig verrant. Könnte entweder an einer möglichen Beratungsresistenz seinerseits liegen oder er hat die falschen Berater und falschen Architekten ausgewählt. Persönlich hätte ich mich für die barocke Version des Gebäudes entschieden. Das Au Petit Bazar hatte im Zusammenspiel mit dem Nachgebäude bereits nicht stimmig gewirkt. Die barocken Fassaden passten besser auch zum Gesamtbild des Neumarktes. Wirklich alles sehr schade, dass das Neumarkt-Projekt so endet! Was bleibt ist die Hoffnung, dass die demnächst - bisher von mir als völlig überflüssig empfundenen - zu pflanzenden Bäume so hoch wie möglich wachsen, dass man diese misslungenen Fassaden nicht unbedingt anschauen braucht.

  • Also ich für meinen Teil kann die Beschwörung des "Untergangs des Neumarktes" - ausgelöst von Herrn Blobel - nicht nachvollziehen.
    Die NEUINTERPRETATION des Gebäudes durch ihn ist eben KEINE Rekonstruktion, sondern eine Reminiszenz an den Vorkriegszustand.
    Ich finde den Neubau in seinen Proportionen sehr ausgewogen, das EG tatsächlich jetzt stimmiger als die beiden Vorkriegs-Etagen. Der Stuck ist nicht MEIN Fall. So what? Wenigstens der Geist des Neumarktes wird an dieser Stelle respektiert, finde ich.


    USD haben Proportionen verändert, Blobel auch. Trotzdem passen die Bauten als "angepasste Neubauten" sehr gut ins Bild des Platzes. Und von daher empfinde ich Äußerungen zur Notwendigkeit seeeehr hoher Bäume als unangemessen, ja respektlos.
    Man blicke doch bitte auf Füllbauten an der Frauenkirche, vor denen Bäume - zumindest aus meiner Sicht - wünschenswerter wären...


    Ein Gebäude im Stil des ehedem geplanten "Neuen Gewandhauses" oder so etwas wie der Kimsche Eck-Neubau wären an DIESER Stelle doch viiiieeel schlimmer.
    Oder sehe ich das falsch?


    Natürlich hätte man sich vom GHND-Ehrenmitglied etwas anderes erhofft. Ich kann Octavian seeeehr gut verstehen.
    Auch ich hätte mir eine originalgetreue Reko gewünscht und - um ehrlich zu sein - die barocke Fassung noch besser gefunden.


    Aber wir sind auch in Dresden eben nicht bei "Wünsch Dir was". Wenn Grundstücke an Investoren zu Höchstpreisen verkauft werden und es keine bindenden Vorgaben über einen B-Plan oder eine Gestaltungs-Satzung zu Geschossflächenzahlen und Stockwerkshöhen gibt, dann entstehen nun mal Rendite-optimierte Ergebnisse im Rahmen des Baugesetzes.
    Seien wir doch froh, dass es trotz des Versagens seitens der Städtischen Planungsämter wenigstens zu solchen angepassten Ergebnissen kommt!
    (Und fragen wir uns, warum man in der verantwortlichen Behörden alle Reko-Gedanken vehement hintertreibt, statt sie zu befördern.)


    Herr Blobel scheint mir hingegen nicht einmal eine Rendite im Blick zu haben, sondern er will scheinbar seinen persönlichen Traum vom idealen Stadthaus umsetzen. Wie sonst könnte man den VERZICHT auf ein ehedem vorhandenes Stockwerk sonst interpretieren? Hat mal jemand Baukosten und vermietbare Fläche ins Verhältnis gesetzt? Das Gebäude ist komplett unwirtschaftlich und wäre von einem auf Gewinn abzielenden Investor so nicht errichtet worden.


    Ich finde aber das Blobelsche Ergebnis nicht soooooo schrecklich, wie es hier von einigen dargestellt wird. MUSS denn jede Veränderung per se erst einmal soooo schroff abgelehnt werden?
    Es gibt nicht nur schwarz oder weiß, sondern auch sehr viele GRAU-Töne.
    Gedankliche "Alternativlosigkeit" empfinde ICH als das eigentliche Problem am Neumarkt.

  • ^Kann mich da meinem Vorredner eigentlich nur anschließen.


    Natürlich hätte man es besser machen können, natürlich hätte man auch rekonstruieren können aber so schlecht ist doch das Ergebnis garnicht.
    Ich finde es immer noch viel schlimmer das CG auf einem riesigen Grundstück hockt, darauf 11 Fassaden errichten will von denen nur 3 rekonstruiert werden und was wurde hier grob im Forum geäußert, man solle doch erstmal abwarten, Tee trinken! Warum! Damit es so endet wie beim Q V1, wie viele Jahre wurdem dem Investor jetzt Zeit gegeben um seine Plannungen wenigstens anzupassen an die Wünsche der Bürger. Jahre, und was ist rausgekommen garnixs. QIII ist nun grad auf dem bestem Weg dasselbe Ergbnis zu erzielen und aufgeregt wird sich weil eine Etagenhöhe im Q VI nicht ganz originall ist und nicht zu den 1000den andere Barockerfassaden in DD-Altstadt passt.
    Ich finde die Fassade schön, ich würde lieber jede moderne Füllfassade gegen eine Blobelfassade austauschen selbst wenn es dabei zu Etagenhöhen Unterschieden kommen würde. Lieber ne geile Fassade die mal nen paar Zentimeter vom Nachbarn abweicht als das die Fensterreihen passen aber die Fassaden zum gähnen sind!

  • Die Welt geht wegen Blobels Märchenhaus ganz sicher nicht unter. Nur hat es eben eine ganz andere Wirkung auf den Platz als ein Gebäude in einer der Seitenstraßen. Die Schuld an der mangelhaften Ensemblewirkung der Platzfassaden des QVI trägt mindestens zur Hälfte die USD bzw. die Patrizia. Die Fassaden der Vorkriegsbebauung waren für sich wohl nicht genial, in ihrem Zusammenspiel aber dann doch. Das geht nun leider völlig verloren. Beim Blobeleck frage ich mich auch, wie das Ganze von der Seite der Frauenstrasse aussieht. Hier schließen ja einige sehr filigrane Gebäude an.

  • Quartier VI

    Nachdem sich der alte Winter in seiner Schwäche nunmehr in die rauen Berge verzogen zu haben scheint, kommen die Bauarbeiten auch an diesem Vorhaben gut voran.



    Blick von der Galeriestraße auf das Quartier mit dem "abgehackten" Chiapponischen Haus.



    Die Frauenstraße dürfte sich binnen weniger Monate zu einem angenehmen Straßenraum entwickelt haben - gerade auch aufgrund der Vielzahl an barocken Erkern.



    Auch der aus dem Quartier kragende Bau der Stellwerk-Architekten zeichnet sich langsam ab.



    Daneben entsteht die Front zum Neumarkt, an der sich einst die Semper'sche Ladenfront befand.



    Auch die Kubatur des Regimentshauses am Jüdenhof zeichnet sich langsam ab.



    Dieser intime Platz dürfte bald zu den schönsten in der Altstadt zählen.


    Bilder sind von mir.

  • Quartier V/1

    Auch hier sind die Arbeiten bereits gut vorangekommen und ein großer Teil des notwendigen Aushubs erledigt.



    Blick von der Galeriestraße in die Baugrube.



    Dort entsteht bereits das erste Kranfundament.


    Bilder sind von mir.

  • Quartier V/1

    Auch hier hat sich in den letzten Wochen einiges getan.



    Der seit über zehn Jahren gewohnte Blick zur Frauenkirche dürfte bald der Vergangenheit angehören.



    In der Baugrube kann man die ersten Strukturen ausmachen.



    Hier ist bereits Beton geflossen.


    Derweil geht die GHND weiter gegen den Bau vor und fordert den Bauherren wiederholt zur Aufgabe des Vorhabens auf.


    Bilder sind von mir.

  • Quartier VI

    Dieser Tage schreiten die Arbeiten derart schnell voran, dass man in der Frauenstraße baldigst mit dem Bau des ersten Obergeschosses rechnen darf.



    Blick vom Quartier V/1 zur Frauenstraßenfront des Quartiers VI.



    Hier dürfte in den nächsten Tagen die erste Zwischendecke betoniert werden.



    Die hier zu sehende Erdgeschosszone zum Neumarkt wird in einigen Monaten mit der Semper'schen Ladenfront verkleidet.



    Rund um den Kulturpalast ergeben sich städtebaulich schwierige Situationen.



    Hier wächst der Stellwerk-Bau in die Höhe.



    Der sich ergebende Durchblick zum Johanneum nimmt sich recht reizvoll aus.


    Bilder sind von mir.