Erweiterung/Neubebauung Mauerpark

  • Oha, "reaktionäre Soße". Man kann es nicht leugnen Genosse DerBe, die Konterrevolution ist im Städtebau angekommen. Dann erwarte ich aber Konsequenz und entsprechenden Protest gegen alle Häuslebauer im Land, die sich den Luxus eines normalen Wohnhauses gönnen. Womöglich noch mit Satteldach, Steinzeit wir kommen.


    Nach dem was ich oben und in Batos Links gelesen habe, gibt es keinerlei Gründe warum der Investor nicht wie geplant auf seinem Grundstück bauen dürfte. Und natürlich kann man das schlecht finden und ablehnen. Das gibt mir aber nicht das Recht mich zum Gesetzgeber aufzuschwingen. Egoismus und Großstadt sind einfach keine gute Kombo.

  • Leider wird die ganze Stadt mit dieser reaktionären Soße überzogen. Und der gemeine Forumsrechtsaußen klatscht Beifall.:Nieder:


    oh.. reaktionär hat nach meiner Definition eher was mit Besitzstand wahren und allgemeiner Ablehnung gegenüber Veränderung zu tun... mit dem Abschotten von heimeligen Refugien und einer schon fast religiös zelebrierten Egozentrik. Insofern scheint ja meine Polemik gegen das moderne Spießertum durchaus ins Schwarze getroffen zu haben.

  • Wenn Heraldiker übers Spießertum schwadronieren, dann wird's peinlich. Auch der Rest der DAF-Tea-Party steht beim Anblick des Natursteinsockels natürlich mit Schaum vorm Mund Gewehr bei Fuß, diesen zu verteidigen - da bleibt natürlich keine Zeit für eine differenzierte Betrachtung. Dabei geht man gar nicht wegen der Architektur von einer Luxusbebauung aus, sondern weil für die lageungünstigsten Wohnungen des Quartiers, die Nordbebauung an der Ringbahn, eine Miete von 11,50 kalt angestrebt wird. Das würde ich schon in die stark gehobene Richtung einordnen.


    Die Bürgerwerkstatt hat im Streit bisher eine eher gemäßigte Position eingenommen. Trotz des unter Zeitdruck geschlossenen und rechtlich durchaus angreifbaren städtebaulichen Vertrages, der hohe finanzielle Risiken, die eigentlich der Investor tragen sollte, dem Land Berlin aufbürdet, nebenbei eine höhere Dichte aufweist als die auf Seite 1 gezeigten Pläne, die zur breiten Diskussion und zum Widerstand, ob nun berechtigt oder nicht, später dann zum Kompromiss mit halbierter(?) BGF geführt hatten, hat man sich stets dialogbereit gezeigt. Nachdem im Januar beide Seiten betonten, ebendieser Dialog, mit dem sondiert werden sollte, ob es Möglichkeiten der Annäherung gibt, präsentiert Groth jetzt einen fertigen B-Plan und weist den Vertragspassus "Die Vertragsparteien streben eine nachhaltige und ökologisch ausgewogene Entwicklung und eine soziale Durchmischung des Gebietes an." dergestalt von sich, dass ja "soziale Durchmischung" nirgends definiert sei. Ich halte die etwas ungläubige Reaktion der Bürgerwerkstatt in diesem Zusammenhang für absolut angemessen.

  • Ihr könnt ja eine eigene Bürgerinitiative gründen. ;"Großartiges Preußen" - wir fordern Buttercremeverzierung mit Figurenschmuck und rotem Ziegeldach am Mauerpark; oder so.


    Du hast recht, Kleist:
    Man sollte die "Neue deutsche Langeweile" aufpeppen!


    Ein paar Statuen auf dem Dach, Ornamentschuck an der Fassade und vielleicht noch etwas Farbe, dann würde dieses Schmuckstück Eingang in die Berlin-Reiseführer finden! :daumen:


    Im Reiseführer steht der Flohmarkt, die sonntägliche Karaokeparty und der allgemeine Wochenend-Menschenauflauf im Mauerpark. Das ist auch etwas womit man Berlinbesucher beeindrucken kann weil es das in der Größe wohl anderswo in Deutschland nicht gibt. Wäre ein wenig schade wenn es durch das Ruhebedürfnis künftiger Anwohner beendet würde.

  • Karaoke-Parties kann man auch vor Jugendstil-Fassaden machen.
    Wo ist das Problem?


    Wogegen ich mich nur wehre, dass ein Areal von Anwohnern zu einem Lebenselexier hoch gejazzt wird, das von platt getrampeltem Gras, Glasscherben, Uringeruch und schlecht entsorgtem Müll geprägt ist.
    Dort einwenig Baukultur und Bürgerlichkeit einziehen zu lassen ist in solch zentrumsnaher Lage meines Erachtens ein selbstverständliches Bemühen.

  • Angesichts der Befürwortung von Baugruppenprojekten bei gleichzeitiger Ablehnung von Bauträgerprojekten scheint es hier nicht um die "soziale Durchmischung" zu gehen, da die Preise im Verkauf kaum nennenswert unterschiedlich sind. Auch eine "geringere Dichte", wie gefordert, führt ja kaum zu mehr "sozialer Durchmischung", in Dahlem ist die GFZ deutlich geringer als in den Gründerzeitgebieten von Neukölln. Die Sorge der Bürgerinitiavler um das finanzielle Wohl des Landes Berlin nehme ich den Bebauungsgegenern auch nicht ab.


    Was bleibt ist schierer Konservatismus. Alles soll so bleiben, wie es ist. Das kann man auch in Kreuzberg besichtigen, bloss keine Veränderung.


    Also machen wir uns nichts vor: hier paaren sich alternative Sozialromantik mit knallharter Klientelpolitik der Anrainer. Deshalb wäre auch gegen eine Bebauung mit 100 Prozent Sozialwohnungen weiterprotestiert worden. Zufriedene Bürgerinis wird es nicht geben.


    Bleibt zu hoffen, dass die Groth-Gruppe einmal über die Typologie der geplanten Bebauung nachdenkt. Der Städtebau ist ja wohl durch den Senat fast vollständig vorgegeben. Die Kudamm-Seitenstraßen-Typologie des Nöfer-Entwurfs kann jedenfalls zwischen den Bahngleisen nicht die letzte Weisheit sein; ich vermute der Entwurf ist auch einfach von einem anderen Projekt entlehnt. Da der Senat einen Wettbewerb zur Bedingung gemacht hat werden wir hier wohl noch viele Entwürfe sehen.

  • Reinhard
    Jein, wenn die Bebauung in ganzer Länge fertig ist wird es vermutlich keine allwöchentlichen Musikveranstaltungen mehr geben dürfen. Naja, alles hat ein Ende ... Und Veränderungen haben natürlich auch positive Seiten.

  • Text gelöscht.
    Bitte Forennettiquette beachten.
    Bato


    Karaoke-Parties kann man auch vor Jugendstil-Fassaden machen.
    Wo ist das Problem?


    Das Problem liegt im Ruhebedürfnis und den Klagen der solventen neuen Anwohner, die so sicher sind wie das Amen in der Kirche.

  • Ich denke,dass hier eine bisher nicht näher definierte Grenze der Mitbestimmung von Nichteigentümern ausgelotet werden muss. Ich finde es durchaus problematisch,dass Nichteigentümer ( Mieter) weit über die Mietsache hinausgehende Mitspracherechte einfordern.Anderseits sind Mieter auch Bürger,die Mitbestimmung z.B. bei der Stadtplanung geltend machen wollen.


    Das Projekt selbst ist nicht luxeriös unabhänig von den kalkulierten Mieten bzw.Verkaufspreisen. Echter Luxus hebt sich von Durchschnittlichen durch seine Gestaltungsqualität ab. Was diesen Punkt anbelangt,ist der gezeigte Entwurf lediglich anbiederisch und keineswegs luxuriös.
    Ich denke,dass die Entwickler solcher Projekte zu konservativ sind und die Kaufinteressenten unterschätzen. Es gibt im städtischen Raum eine große Zahl von Kaufinteressierten,die Wohneigentum jenseits von anbiedernder
    Gestaltung erwerben würden.


    Obwohl ich kein Hochhausfetischist bin,würde ich mir für diesen Ort eine Bebauung ala Museum Park oder Legacy Tower Chicago wünschen.Vielleicht eine Nummer kleiner.


    http://www.j-carlson.com/ancilary/omp213c.jpg


    http://blog.chicagoarchitectur…ber-2011-002a-333x500.jpg

  • Ich denke,dass hier eine bisher nicht näher definierte Grenze der Mitbestimmung von Nichteigentümern ausgelotet werden muss.


    Ich glaube mehr als eine ergänzende Stellungnahme in der Begründung des Bebauungsplanes ist eh nicht vorgesehen. Alles weitere liegt wohl im Ermessen von Behörden und Bauherr. Es sei denn es wird geklagt.



    Obwohl ich kein Hochhausfetischist bin,würde ich mir für diesen Ort eine Bebauung ala Museum Park oder Legacy Tower Chicago wünschen.Vielleicht eine Nummer kleiner.


    http://www.j-carlson.com/ancilary/omp213c.jpg


    http://blog.chicagoarchitectur…ber-2011-002a-333x500.jpg


    Da bekommst du es dann aber auch mit den Eigentümern der angrenzenden Grundstücke zu tun. Und denen geht es dann weniger um schönes und billiges Wohnen und mehr um millionenteure Entschädigungszahlungen, tippe ich mal.

  • Es gibt Neuigkeiten zur geplanten Bebauung. Im November soll der B-Plan bis vor Weihnachten öffentlich ausgelegt werden. So denn in der Folge der B-Plan zügig festgesetzt wird rechne die Groth Gruppe mit einem Baubeginn in der ersten Jahreshälfte 2015.
    Doch die Bebauungsgegner vertreten die Meinung, dass die neuen Planungen alle Kompromisse, die man in den vergangenen Jahren mühsam erarbeitet habe, nicht mehr beinhalte. Man denke sogar darüber nach ein Bürgerbegehren zu starten.


    Artikel Berliner Zeitung
    Artikel PAZ
    Artikel PBN
    Dialogseite Mauerpark

  • Morgen findet um 18 Uhr in der Ernst-Reuter-Oberschule, Stralsunder Str. 57, eine Informationsveranstaltung zur geplanten Bebauung am Mauerpark statt.
    Man kann davon ausgehen, dass es bei der aufgeheizten Atmosphäre vor allem auf Seiten der Bebauungsgegner morgen heiß hergehen wird.
    Nach den aktuellen Planungen sieht es danach aus, dass das Gelände zu einem grünen, sozial und kinderfreundlich Quartier wird. Auf der Infosseite steht dazu:


    Ein entsprechendes Rendering gibt es zusätzlich:



    © 2014 Groth Development GmbH & Co. KG


    Die Gegner sehen sich dagegen verschaukelt. Von Bürgerbeteiligung könne man nicht sprechen, da Investor und Bezirk allein geplant hätten.


    Artikel Mopo
    Artikel BK


  • Ein entsprechendes Rendering gibt es zusätzlich:


    Worüber regt man sich da eigentlich auf? Das zu bebauende Areal ist doch garnicht Teil des Mauerparks? Wenn ich mich nicht ganz täusche sind das zum größten Teil Industriebrachen und verwilderte Bahnflächen...

  • Auf dem hinteren Areal befinden sich auch kleine Garagen und andere Flachbauten. Ich habe dort selber mal an einer Weihnachtsfeier teil genommen. Dort proben Bands und toben sich andere Künstler aus. Das könnte deine Frage beantworten. ;)

  • Senat zieht die Mauerpark-Pläne an sich

    Geisel übernimmt laut Berliner Zeitung die Pläne vom Bezirk, der froh ist das Gezanke los zu werden. Damit sei ein Bürgerbegehren auf Bezirksebene ausgeschlossen und man könne die Wohnungsbaupläne und die Parkerweiterung durchziehen. (Es sei denn, es reiche für ein Berlin-weites Volksbegehren wie in Tempelhof.) http://www.berliner-zeitung.de…os,10809148,30034798.html


    Dies wird in einem weiteren Artikel kommentiert http://www.berliner-zeitung.de…at,10809148,30034672.html. Dabei wird eine schädliche Verhinderungsmentalität festgestellt und kritisiert und das Handeln des Bausenators begrüßt. So sehe ich das auch. Zumindest in Kreuzberg-Friedrichshain wird Geisel ähnliches hoffentlich bald routinemäßig auch GEGEN den Bezirk durchziehen. Am Freudenberg-Areal lief es ja bereits so. Dort wird jetzt quasi reibungslos nach kurzer Zeit gebaut. Merkwürdig, wie unterschiedlich es laufen kann.

  • Dieses Problem gibt es ja schon lange.
    Bezirke gucken eben nicht über den Tellerrand hinaus und sehen nicht das Gemeininteresse der Stadt sondern nur ihre eigenen Probleme, außerdem wissen Sie, dass sofort eine Bürgerinitiative mit Volksbegehren gestartet wird und auf Bezirksebene sind dann die Chancen immer recht gut.


    Es klingt immer so gut, wenn man Entscheidungen in den Bezirk und auf Volksbegehren verlagern will, aber die Realität ist oft Ernüchterung, da zeigen sich eben die Grenzen der direkten Demokratie.

  • Schon krass wenn man sich das Areal mal anschaut um das es geht: Ein für die Öffentlichkeit nicht zugänglicher Betriebshof mit großen brachliegenden Flächen. Mit der Parkerweiterung kommt nun eine große Parkfläche dazu und von dem neu geschaffenen Wohnraum liegt nur die südliche Spitze am Mauerpark.
    Diese Verweigerungshaltung der Gegner ist für mich schwer nachvollziehbar und ich bin froh über die Entscheidung der Bauverwaltung.

  • Allein die Rhetorik der Gegner ist ja schon ein Coup.
    Dieses Vorhaben Mauerparkbebauung zu nennen und vor allem, dass es in der öffentlichen Diskussion so genannt wird.
    Der Mauerpark, den 99,9% der Besucher darunter verstehen und dort verweilen, ist ja gar nicht betroffen, sondern ein abseitiges Bahngelände.


    Es zeigt sich immer wieder die Macht der Worte.
    Desinformation ist alles.

  • Es ist schon interessant, was in dieser Stadt alles "Park" genannt wird.


    Diese verkommene und allenthalben beschmierte Berliner Brache gehört für mich nicht dazu und kann durch die geplante Randbebauung nur gewinnen.