Historisches Museum - Sanierung und Neubau (realisiert)

  • Aus der heutigen Printausgabe der FNP:


    "Im Wettbewerb um die Neugestaltung des Historischen Museums haben Architekten unter anderem den kompletten Abriss des Anbaus von 1972 vorgeschlagen. Das werden sich wohl auch viele Bürger und Kommunalpolitiker wünschen – doch wegen der Finanzlage der Stadt dürfte ein Neubau kaum zu finanzieren sein. Außerdem hat sich der neue Museums-Chef Jan Gerchow bereits gegen eine historische Rekonstruktion der Vorkriegs-Gebäude ausgesprochen.


    Wie zu hören ist, kommt der Abriss-Vorschlag vor allem von auswärtigen Planern, während sich die Frankfurter Büros auf die Umgestaltung der Fassade und des Foyers beschränken. Die Stadt hat insgesamt sechs Büros, darunter vier Frankfurter, mit Entwürfen beauftragt.[...] Am Donnerstag wird eine Jury voraussichtlich einen der überarbeiteten Entwürfe auswählen."


    Der gesamte FNP-Artikel


    Geld und Mut für eine große Lösung werden wohl fehlen, zur Verfügung stehen anscheinend "nur" 8 bis 10 Millionen Euro. Allerdings wäre auch hier denkbar, mir dem zweifelsohne in sehr beachtlichem Maße vorhandenen Bürgersinn auf ein höheres Budget zu kommen. Dass der neue Museumsleiter, gerade mal ein paar Monate im Amt, gegen einen Abriss ist, sollte m. E. gänzlich irrelevant sein. Aber warten wir erst mal das Ergebnis des Wettbewerbs ab, ein guter Umbau-Entwurf kann auch deutlich besser sein als ein schlechter Neubau-Entwurf.

  • Wie haat er eigentlich seine Entscheidung gegen eine Rekonstruktion der Vorkriegsgebäude begründet? Ich mein, wenn man zur Auflage macht, dass die Fassaden durch Spenden finanziert werden müssen, wäre das doch sicherlich eine intelligente Lösung. Alles andere wird vermutlich mittel- und langfristig wieder unbefriedigend sein. Aber warten wir's ab.

  • Aus der FNP-Onlineausgabe von heute:


    "Die beiden Frankfurter Architektenbüros Braun & Schlockermann sowie Jourdan & Müller sollen ihre Entwürfe für die Neugestaltung des Historischen Museums weiterentwickeln. [...] ... wurden die Modelle der beiden Büros nach einer ausführlichen Erörterung in der zuständigen Kommission als die besten bewertet. [...] Mitte November soll entschieden werden, welcher Entwurf endgültig den Zuschlag erhält."


    Wer findet Modellfotos oder sonstige Bilder?

  • Jetzt bin ich aber neugierig, man sollte die FAZ und die anderen Printzeitungen durchforsten...
    Wieso schon wieder "Jourdan" (leben wir jetzt in München :D ), für Braun und Schlockermann freue ich mich, aber für den anderen, na ja...

  • Ich habe die heutige F.A.Z. Bilder gibt es nicht, nur einen kurzen, einspaltigen Artikel. Die beiden ausgewählten Büros sollen ihre Vorschläge überarbeiten, die anderen vier sind aus dem Rennen. Insofern nichts Neues. Der Bau soll nicht nur eine neue Fassade erhalten, sondern auch im Innern sind Umbauten geplant. Das Foyer soll umgestaltet werden und der Innenhof zur Stadt hin geöffnet werden. Mit den Bauarbeiten soll voraussichtlich schon im nächsten Jahr begonnen werden! Braun & Schlockermann schlage den Bau eines schmalen Nebengebäudes vor, das den Blick vom Römerberg auf das Historische Museum verstellen soll.


    Anmerkung: B & S traue ich dennoch ein gutes Konzept zu, Jourdan nicht. Sichtachsen, wie die erwähnte, gab es meines Wissens vor der Altsstadt-Zerstörung auch nicht. Ein bisschen Verwinkelung darf und soll sein. Die permanente Öffnung des Hofes ist sicher eine immense Verbesserung!


    Keine Bilder auch in der Frankfurter Rundschau. Dort steht, dass die Betonfassade abgetragen und eine neue Hülle aus Sandstein gebaut werden soll. Künftig soll freie Sicht zum Rententurm möglich sein. Das 1972 fertig gestellte Museumsgebäude soll nicht länger den Blick auf das historische Fahrtor verstellen, von dem noch der 1455 gebaute Turm an der Mainfront stehe. Die Betonfassade sei dem Skelett des Museumsbaus nur vorgehängt. Abgetragen werden sollen störende Anbauten, Aufsätze, Platten und Kanten. Das Museum soll für zwei Jahre geschlossen bleiben.


    Die ausgewählten Architekturbüros wollen eine der historischen Altstadt entsprechende Fassade errichten. Jourdans Vorschlag sehe eine stärkere Gliederung der Fassade vor, auch durch unterschiedliche Materialien. Das genaue Aussehen und welche Architekten zum Zug kommen, soll von einem aus den Stadträten Schwarz, Zimmermann und Nordhoff bestehenden Auswahlgremium zusammen mit dem Museumsdirektor bis Mitte November 2005 festgelegt werden. Nordhoff beziffert Abriss und Neubau auf 60 Millionen Euro, während man so mit 10 Millionen hinkommen könne.


    Anmerkung: Putz wäre passender. Wenn Sandstein, dann bitte roten Mainsandstein. Keinesfalls aber in Form dieser vorhängten Platten, die man an jedem zweiten 08/15-Bürogebäude neueren Datums sieht.

  • Heute sind Renderings der beiden vorausgewählten Entwürfe in der Print-FR abgebildet. Der von Braun & Schlockermann:



    Im Vordergrund ist ein neues, vorgestelltes Gebäude zu sehen. Die Fassade besteht aus gelbem Sandstein. Der Zugewinn an Nutzfläche wäre knapp 1.200 m², vorgesehen ist dort ein neuer Museumsshop und ein Café.


    Der Entwurf von Jourdan Müller mit 60-Grad-Steildach, die Streifen entstehen durch Wechsel von rotem Sandstein mit weißem Kalkstein:



    Beide Entwürfe sehen eine erweiterte Nutzung des Hofs vor, Jourdan will ihn überdachen, B&S wollen eine feste Bühne bauen. Bis November soll eine Entscheidung zwischen den Entwürfen fallen, bis dahin werden sie noch überarbeitet.

  • Ohne ein Fachmann auf dem Gebiet zu sein (ich beziehe mich sowohl auf das Museum als auch auf die Neugestaltung des Technischen R.): warum geht man nicht vor wie auf dem Römerberg: Selbst wenn keine historische Rekonstruktion möglich ist, könnte man doch wenigsten die Fassaden historisch gestalten. Der Römer ist mittlerweile wahrscheinlich auch von Kritikern akzeptiert.


    Wichtig ist eben, den historischen Charakter der Altstadt wieder herzustellen, auch wenn man dabei "mogeln" muss. Die KSP Lösung am Technischen Rathaus und auch mit des Historischen Museum werden für die Menschen in 20 Jahren eine ästhetische Beleidungen darstellen (wenn nicht schon heute).

  • Der Braun & Schlockermann-Entwurf ist völlig indiskutabel.


    Der Entwurf von Jourdan und Müller stellt immerhin eine deutliche Verbesserung des Jetzt-Zustandes dar, bleibt aber dennoch weit hinter meinen Erwartungen zurück (und das obgleich meine Erwartungen hier gar nicht so besonders hoch waren).


    Na, dann wünsche ich den Architekten mal frohes Überarbeiten..

  • Haben die selbsternannten Architekten und Preisrichter das Wort "Altstadt" überhaupt in ihrem Wortschatz? Diese Entwürfe sind doch bestialisch. Die nächsten Bausünden...

  • Zitat von Schmittchen

    Das Leinwandhaus steht südlich des Doms.


    Bei dem Gebäude links vom Leinwandhaus handelt es sich übrigens um einen neugotischen Nachfolgebau der anstelle der alten Stadtwaage entstanden war, die ja bereits 1874 abgerissen wurde. Die alte Stadtwaage ist hier zu sehen:


    http://www.altfrankfurt.com/Al…andhaus/Leinwandhaus2.htm



    Der Nachfolgebau nahm wenig Rücksicht auf das Nachbargebäude und ist deutlich höher als sein Vorgänger.


    Im Übrigen finde ich die 50er Jahre Bebauung der Dom-Umgebung gar nicht so schlecht: sie ist angenehm zurückhaltend und tritt nicht in Konkurrenz zu den nebenan befindlichen Baudenkmälern. Als Beispiele für die erste Wiederaufbauphase in Frankfurt sind diese Bauten durchaus erhaltenswert. Leider hat sich diese Erkenntnis bis jetzt noch nicht durchgesetzt; sonst würde es nicht immer wieder Stimmen geben, die z.B. eine Nachbildung des Salzhauses und damit die Vernichtung seines bemerkenswerten Nachfolgebaus fordern. :Nieder:

  • Ich habe nichts gegen den Nachfolgebau des Salzhauses, ich finde ihn sogar wirklich ästhetisch. Mein Problem dabei ist nur, dass das Salzhaus selbst um Längen beser war...

  • Naja, mit der Argumentation hätte man aber sehr viele Gebäude nicht wieder aufbauen dürfen... :confused:


    Aber wie ich schon sagte, ich bin ja selbst in einem Dilemma: Ich würde das alte Salzhaus eigentlich recht gerne auferstehen sehen, aber gleichzeitig das heutige behalten wollen.


    Weniger Probleme hätte ich mit einem anderen Haus am Römerberg, das Haus zum Kranich (das ist das an der Braubachstraße). Da ist das heutige Aussehen so langweilig, dass ich sehr für eine Wiederherstellung des Ursprungszustandes wäre...

  • Salzhaus und Haus Landeck

    Daß das Salzhaus nicht mehr steht, ist zwar richtig, jedoch habe ich neulich im historischen Museum eine Ausstellung besucht, bei der man die eingelagerten Eichentafeln des Salzhauses präsentiert hat.


    Von der geschnitzten Fassade sind noch ca. 60% erhalten!


    Da die ebenfalls beschnitzten Balken als Teil der restlichen 40% leider im Krieg verbrannt sind, ist das doch eine recht große Menge...und sie sehen großartig aus!


    Wallmann hatte im Übrigen damals bei Beginn der Rekonstruktion des Samstagsberges selbst auf dem Römer in Zimmererkluft für eine Reko des Salzhauses gesammelt, die dann leider nie verwirklicht werden konnte.
    Damals wurden ca. 3 Mio DM als nötige Baukosten kalkuliert.
    Greife man dies wieder auf wären dann, wenn mein Projekt durchgeht (und damit die Reko der Goldenen Waage) die drei berühmtesten Fachwerkhäuser Frankfurts (mit dem Großen und Kleinen Engel als drittes) wieder existent.


    Zum eigentlichen Thema: Jourdan hat mit dem 60°-Dachneigungs-Entwurf immerhin eine (kleine) Erinnerung an den Vorkriegszustand aufgegriffen. Aber naja...von einem Altstadt-Eindruck oder gar weiterer Detailliebe bei der Gestaltung, was Altbauten so wesentlich von üblicher, heutiger Architektur unterscheidet, kann natürlich nicht die Rede sein...


    In Manfred Gerners Buch "Fachwerk in Frankfurt am Main" ist eine Aufrißzeichnung des an dieser Stelle vor dem Krieg gestandenen Hauses Landeck (Das Haus an äußerster Stelle). Es war, wie man bei dem Modell erkennt, verputzt und das Dach im Giebel-Bereich und an der Gaupe barockisiert. In o.g. Buch versucht die Zeichnung des Prof. Friedrich Schad, dem ich sehr viele Pläne der Altstadt und damit die wesentlichen Grundlagen für die Reko am Techn. Rathaus verdanke, den ursprünglichen Zustand beim Bau um 1544 darzustellen, inkl. Balkenlage.
    Diese Vorgehensweise halte ich für legitim, schon allein weil ich mich darauf bei meiner eigenen Arbeit stützen muß.


    Letztendlich wollte ich damit sagen:
    Auch vom Haus Landeck gibt es mindestens eine Aufrisszeichnung, welche im Zweifelsfall (mit entsprechendem weiterem Wissen über die Eigenarten des Fachwerkbaus und dem Grundplan von 1953) für eine Reko, die diesen Namen auch verdient, ausreichend ist. Dies würde zumindest das Bild seitens des Römerberges komplettieren. Was man dahinter macht...nun Neubebauung oder man findet noch gute Fotos oder sogar Pläne der Saalgasse/Bendergasse. Wenn nicht, dann sollte man bei einem Neubau wenigstens grob sich an historische Formen orientieren (Traufhöhe, Dachneigung).


    In dem Buch ist übrigens auch der Vorderbau der Goldenen Waage, ein ähnlicher Plan des Salzhauses, Haus Mohrenkopf, Haus Dracheneck, Haus Kellertür (zu den beiden letztgenannten ich auch noch weitere Pläne habe und die man theoretisch auch bauen könnte, da sie sich an der Stelle des westlichen U-Bahn-Zugangs befinden), uvm... wurde 1979 von einem berühmten lokalen Finanzdienstleister mit Jahreszahl der Gründung im Namen veröffentlicht und ist hin und wieder bi einer noch berühmteren Internet-Auktionsplattform zu ersteigern...:)

  • Juhuu

    Haus Landeck!!!!:D


    Aber mal im Ernst...was spräche dagegen, in diesem Falle das Prinzip der Reko techn. Rathaus aufzugreifen ("was", nicht "wer"...das sind dann wieder die "üblichen Verdächtigen"...:lach: ) welches sich dann auch hoffentlich bewährt und bestätigt hat.
    Würde also hier heißen eben beschriebenes Haus Landeck. Das wäre wohl ähnlich dem Schwarzen Stern, heißt der historische Vorderbau (ich sage bewußt nicht Fassade!) als Eingang zu Bendergasse auf der einen Seite und Saalgasse auf der anderen...dann eine guten Architekten heranziehen, um die weitere Gestaltung zu übernehmen, inkl. einer "Zurückverlegung" der historischen Verläufe der Saalgasse und zumindest des Anfangs der Bendergasse.


    Wenn dieser Abriß spruchreif ist, dann denke ich, kann man den Gedanken auch entsprechend äußern. Ich sehe schon unsere Frau Flagge sich selbst in ihrem Vorwurf bestätigt, man wolle dann ganz Frankfurt zu einer Fachwerkstadt ausbauen...doch dieser Vorwurf wäre immer noch Blödsinn...weil 1.sowieso Abriss; 2. gesicherte Grundlagen (Plan, Aufmaß).


    Es wird nach wie vor rekonstruiert und keine Phantasielandschaft (Disneyland) geschaffen!!!!:mad2:

  • Das historische Museum ist ohne Zweifel ein hässliches Gebäude, ebenso wie das Technische Rathaus – und wenn beide verschwinden muss man ihnen sicherlich keine Träne nachweinen. Das man jetzt sogar darüber nachdenkt am historischen Museum den Vorkriegszustand herzustellen ist sicherlich nicht verkehrt und ich möchte mir auch momentan kein Urteil erlauben, welche Art der Bebauung an der Stelle am sinnvollsten ist.
    Ich verstehe allerdings nicht, warum man nicht erstmal ein Gesamtkonzept für den gesamten Bereich Dom – Römer inklusive Römerberg und Römer selbst aufstellt, wo festgelegt wird an welchen Stellen rekonstruiert werden soll, historisierend oder aber auch modern gebaut werden soll (kann). Ich habe nämlich starke Bedenken, dass sich in ein paar Jahren die Begeisterung der Politiker für Rekonstruktionen wieder erschöpft hat. Zwar werden dann wahrscheinlich einige alte Gebäude wieder stehen, aber wenn vorher kein Gesamtkonzept erarbeitet wurde, wird es wohl wieder nur unbefriediegendes Stückwerk sein.