Berliner Stadtverkehr (Straße, Bus, Bahn, Wasserwege, Gebäude)

  • Eine Fußgängerzone UdL scheint mir der falsche Weg. UdL hat einen Flanierstreifen in der Mitte, da braucht es keine weitere Fußgängerzone, eher eine gewisse Einschränkung des Verkehrs. Überhaupt sind Fußgängerzonen nicht der Weisheit letzter Schluss, sie sind einseitige Reaktionen auf die ebenso eiseitige Betonung einer autogerechten Stadt. Ich hätte gedacht, wir wären da schon weiter...

  • ^ Das sehe ich ähnlich. Zumal Unter den Linden vom Querschnitt nun gar nicht als Fußgängerzone taugt. Die Straße ist ein Boulevard und braucht ihren rollenden Verkehr. Andererseits ist es auch keine Lösung, nach Ende der diversen Bauarbeiten einfach den status quo ante als Haupt-Durchgangsstraße wieder herzustellen. Das mag zwischen Wilhelmstraße und Staatsbibliothek angemessen sein, aber vom Friedrichsforum bis zum Dom wünsche ich mir schon einen verkehrsberuhigten Bereich. Ich fände es hässlich, wenn der Platz zwischen Humboldtforum und Lustgarten von einer kleinen Stadtautobahn zerschnitten würde.


    Was tun? Ein Kompromiss wäre es, wenn man den ganzen Straßenzug herabstufen und den Durchgangsverkehr umleiten würde. Busse, Taxis, Anlieger und Radfahrer könnten für boulevardesken traffic sorgen, der Rest müsste den Bereich umfahren. Wie das zu bewerkstelligen wäre, weiß ich auch nicht – aber dafür hat es ja Experten... ;)

  • Eine Fußgängerzone, bzw. ein verkehrsberuhigter Bereich Unter den Linden erhöht zusammen mit den relaxten Touristenscharen den Eindruck eines Disneylands und zerstört den Eindruck einer pulsierenden Weltstadt a la Paris, Barcelona etc.
    Wenn die Straße für den Durchgangsverkehr gesperrt ist gibts da dann ja gefühlt nur noch Touristen! Mir etwas zu einseitig und schade auch für die Touristen, denn diese wollen ja was vom Stadtleben mitkriegen, das zumindest jetzt noch durch den Durchgangsverkehr gewährleistet ist.

  • Nun sind es aber gerade die "pulsierenden Weltstädte" die den Autoverkehr in den Zentren immer weiter beschränken müssen weil sonst der Infarkt droht und die Ramblas in Barcelona ist DIE Fußgängerzone schlechthin?
    Ich sehe das aber ähnlich wie Architektenkind, UdL ist ein Boulevard den ich mir als reine Fußgängerzone gespenstisch vorstelle. Eher bestimmte Begrenzungs und Beruhigungsmaßnahmen stelle ich mir vor, wie z.B. grundsätzlich Ttempo 30, Anlieger, Lieferverkehr, Busse und eine Autospur komplett für Fahrräder.
    Gleiches müsste am Kudamm eingeführt werden!

  • Du vergleichst Äpfel mit Birnen. Die Ramblas ist eine Straße mit vielen kleinen Verkaufsständen, gesäumt von Wohnbauten. UdL dagegen ist eine Straße mit repräsentativen Bauten, die man sich von außen anschaut. Disneyland eben, durchquert von Durchgangsverkehr (wer weiß wie lange noch).

  • Ich finde schon, dass man sich an den Ramblas orientieren kann. Man könnte die Straße einspurig führen und den Mittelbereich bzw die Trottoirs großzügiger gestalten und für Außengastronomie schöner gestalten. Ich denke, dass ist der einzige Weg die Linden aufzuwerten.

  • So wie ich das verstanden habe ist doch auch keine reine Fußgängerzone geplant. Anwohner, Lieferanten, Busse, Taxis Fahrräder, Fußgänger und sonstige Berechtigte werden schon für genug Belebung sorgen. Der Durchgangsverkehr gehört da schon lange nicht mehr hin.
    Die Ramblas hat übrigens nur eine Fahrspur und ist verkehrsberuhigt (keine LKW, keine Busse).


    Diese Gerede von Disneyland verstehe ich nicht. Die Gebäude sind doch alle Original bzw. in voller Nutzung und können sogar zum großen Teil frei, bzw bei entsprechendem Anlass, betreten werden.

  • weiß nicht, ist denn UdL überhaupt so viel los an MIV, dass man sie für selbigen sperren müsste? Ich fahre da gelegentlich mal mit dem Bus lang, morgens und abends. Berufsverkehr Fehlanzeige. Mögliche Mini-Staus ergeben sich eher durch die Baustellen, als durch ein hohes Verkehrsaufkommen. OK, kann natürlich auch sein, dass man die Straße wegen der Baustellen meidet, aber ich empfinde UdL generell nicht gerade als ideale Ost-West-Verbindung. Man kommt nicht mehr durchs Brandenburger Tor, die Wilhelmstraße ist nach Süden hin auch gesperrt und nach Norden ists wirklich ätzend. Wenn ichs mal eilig habe, nehme ich eher die Französische und fahre nur mal UdL lang, wenn ich den Baufortschritt beim Schloss, Oper oder Bibliothek begutachten will.


    Ich würde auch sagen, Fußgängerzonen sind ne Sache für Straßen mit viel Gewerbe, s. Wilmersdorfer. Generell weiß ich nicht, was so schlimm daran ist, wenn man mal ne Minute an der Ampel warten muss. Lediglich vor dem Schloss sollte man wirklich was machen.


    Baukörper
    Vielleicht könnte man es so eher als Freilichtmuseum empfinden, als als "echte" Stadt.

  • Vielleicht könnte man es so eher als Freilichtmuseum empfinden, als als "echte" Stadt.


    :confused:
    Wenn man natürlich nur da lang fährt kann man es vielleicht so empfinden,
    aber das sind doch alles benutzte und belebte Gebäude, die bei auch nicht nur für Touristen da rumstehen. Ich versteh das nicht.
    :nono:

  • Ich bin ja sowieso mal gespannt ob diese Zahlen von 3 Mio. Besuchern zusätzlich jährlich zusammen kommt. In den letzten Jahren hatten alle Museen der Museumsinsel durchschnittlich 2.8 Millionen Besucher. Ob das HF allein die Attraktivität hat zusätzlich zu diesen Besuchern weitere 3 Mio. zu ziehen muss sich erstmal erweisen.
    Nun ist es bei den Besuchern der Museumsinsel auch so, dass 85 % Nichtberliner sind.
    Irgendwie hoffe ich dass sich das auch mal wieder ändert und die Berliner zu UdL und auf die Museumsinsel zurückkehren!


    Ich habe nicht die Ramblas in Barcelona mit UdL verglichen, ich wollte lediglich anmerken dass eben auch andere Weltstädte den Autoverkehr in ihren "pulsierenden Zentren" drosseln, um Aufenthaltsqualität zu sichern.


    Was mir fehlt, ist eine einheitliche, hochwertige Pflasterung der Berliner Boulevards, sowohl UdL als auch Tauentzien und Kudamm.


    Am Kudamm könnte man schonmal anfangen...


  • Diese Gerede von Disneyland verstehe ich nicht. Die Gebäude sind doch alle Original bzw. in voller Nutzung und können sogar zum großen Teil frei, bzw bei entsprechendem Anlass, betreten werden.


    Es geht nicht um die Beschaffenheit der Gebäude, sondern um die Art der Besichtigung. Unter den Linden laufen gefühlt nur Touristen entlang, also sehr zweckgebunden und einseitig. In anderen Teilen Berlins dagegen mischen sich die Touristen viel stärker unter das Volk, weil dort einfach alles und jeder herumläuft, vom Obdachlosen bis zum Banker.
    Unter den Linden fühlt es sich an wie in einem geschlossenen Freizeitpark, in dem jeder das gleiche Ziel hat, nämlich die Attraktionen, hier die Bauten zu sehen. Jedoch geht bei solch einer Art der Besichtigung etwas sehr wichtiges flöten, was kein Freizeitpark der Welt bieten kann, nämlich echtes, pulsierendes, vielfältiges, ungeschöntes, alle Sinne flutendes Stadtleben, mit all seinen Gerüchen, Geräuschen, unvorhersehbaren Ereignissen, Skurilitäten, Kulturen, Einflüssen, Fahrzeugen usw. - all dies vereint sich zu einem Strudel aus Eindrücken, die live eine unglaubliche Sinfonie abgeben - völlig gratis und einfach das pure Leben.
    Bereits jetzt beschränkt sich dies Unter den Linden auf den Durchgangsverkehr und Touristenströme und ich habe die Befürchtung, dass es sich ohne Durchgangsverkehr noch mehr nach Disneyland und noch weniger nach Großstadtleben anfühlen wird, UdL entlang zu schlendern.

  • Sorry aber womit willst Du auf UdL denn Deine Sinne fluten? Ungeschöntes Leben im Porsche oder Maybach Flagshipstore?


    Man kann im Adlon den Tee einnehmen und dann ein wenig UdL Entlangpromenieren, evtl. auch vor und nach der Oper dinieren etc. etc.
    Abgesehen davon grenzen auch keine Stadtviertel an UdL an in denen noch richtig gelebt wird.


    Was Du beschreibst ist was für die Sonnenallee, Maybachufer am WE, etc.,

  • JanM. Restrigo:


    Ich ahne was Du meinst, aber
    1. UdL ist nicht der Marktpaltz von Marrakesch und
    2. am Pariser Platz und am Forum Fridericianum kommt es dem was du beschreibst doch schon sehr nahe, weil dort viel mehr Menschen außer nur Touristen unterwegs sind.
    Außerdem entsteht, das nicht dort, wo wir das haben wollen, daher ist UdL im Ganzen vielleicht der falsche Ort dafür.


    Dazu kommt noch, das viele Orte gerade wegen der vielen Touristen, die sich unter die Einheimischen mischen, dieses Flair haben.

  • [..]
    Abgesehen davon grenzen auch keine Stadtviertel an UdL an in denen noch richtig gelebt wird.
    [..]


    Konkrete, aktuelle Zahlen kann man folgender interaktiver Karte für alle Berliner Kieze entnehmen: https://verkehrsluecken.tagesspiegel.de/
    Demnach hat "UdL Nord" derzeit 498 Einwohner, "UdL Süd" 932 :)


    (Verlinkt hatte ich diese schon unter Beitrag #1850, insbesondere um ÖPNV-Anbindung ging und geht es dabei auch in der nachfolgenden Debatte:
    http://www.deutsches-architekt…p?p=573903&postcount=1851)


    Offenbar wurde diese Karte mit weiteren Infos zwischenzeitlich angereichert: http://www.tagesspiegel.de/the…cken-finden/20718340.html

  • .


    Dazu kommt noch, das viele Orte gerade wegen der vielen Touristen, die sich unter die Einheimischen mischen, dieses Flair haben.


    Eben, MISCHEN, und nicht das Straßenbild DOMINIEREN. Zur Zeit gibt es UdL eine Mischung aus Einheimischen und Touristen: Einheimische hauptsächlich in Autos des Durchgangsverkehres und Touristen auf den Gehwegen. Wenn man den Durchgangsverkehr von UdL verbannt, verbannt man nicht nur die Autos, sondern auch die Einheimischen darin, wodurch die Mischung UdL fast komplett verloren gehen würde und der Disneyland-Charakter erhöht würde. Ob die Mischung wie sie derzeit vorhanden ist gut ist, bezweifle ich zwar, aber immerhin ist sie vorhanden.

  • Wenn man Deinen Gedanken weiterverfolgt, könnte man ja annehmen, es wäre besser, wenn dort noch mehr Autos mit Einheimischen fahren würden.
    Das ist absurd.


    Besser passen würde es, wenn man auch für die Einheimischen Anreize schafft, sich dort aufzuhalten.
    Das geht wohl eher mit eine deutlichen Verkehrsberuhigung und entsprechenden Angeboten (Restaurants, Cafès, u.a.).


    Im Übrigen bleiben natürlich die Fragen:
    Wer ist Einheimischer?
    Wer zählt die einzelnen Gruppen?
    Wen interessiert es?


    Es ist doch wichtiger, dass dort viele Menschen friedlich und gut gelaunt zusammenkommen und nicht die Frage: Wer und woher?

  • Wenn man Deinen Gedanken weiterverfolgt, könnte man ja annehmen, es wäre besser, wenn dort noch mehr Autos mit Einheimischen fahren würden.
    Das ist absurd.


    Komisch, alles was ich schreibe willst du partout falsch verstehen. Lies doch einfach mal den letzten Satz meines letzten Posts und denk dann nochmal nach.:)
    Wie geschrieben bin ich über diese Mischung NICHT glücklich, aber immerhin ist es eine Mischung, also nein, ich wünsche mir nicht noch mehr Durchgangsverkehr UdL. Wie kommst du nur auf solch absurde Ideen? Das geht eigentlich nur wenn du mich absichtlich missverstehen möchtest.
    Nochmal, es geht nicht um die Frage wer und woher, sondern ob da eine Mischung besteht - sowohl aus verschiedenen Personengruppen, als auch aus Anwohnerverkehr, Durchgangsverkehr, öffentlichem Nahverkehr, boulevardesken und breiten Fußwegen, Bepflanzung, Sitzmöglichkeiten, Fahrradwegen usw.
    Meiner Meinung nach ist UdL breit genug, um all diese Nutzungen verträglich und gut unterzubringen. Nur weil es gerade in Mode ist, autoungerecht zu planen (genauso wie es in den 1960ern in Mode war alles autogerecht zu planen) muss man das nicht UdL tun. Die letzten Jahrzehnte haben gezeigt, dass es UdL auch mit Durchgangsverkehr geht. Trotzdem bin ich nicht abgeneigt, den Durchgangsverkehr noch erträglicher und verträglicher zu machen, indem man ihn weiter reduziert und besser steuert (Ampelschaltung etc.) und mit den Elektroautos ab 2020 wird sich das Problem des lärmenden, stinkenden Durchgangsverkehr schleichend von selbst lösen.

  • ... Einheimische hauptsächlich in Autos des Durchgangsverkehres und Touristen auf den Gehwegen. Wenn man den Durchgangsverkehr von UdL verbannt, verbannt man nicht nur die Autos, sondern auch die Einheimischen darin, wodurch die Mischung UdL fast komplett verloren gehen würde [...] Ob die Mischung wie sie derzeit vorhanden ist gut ist, bezweifle ich zwar, aber immerhin ist sie vorhanden.


    Tut mir Leid, ich will Dich nicht falsch verstehen. Ich habe Deinen Beitrag jetzt nochmal mehrfach gelesen und komme immer zum gleichen Ergebnis

    Einmal editiert, zuletzt von Baukörper ()

  • Ich bin Fan der U Bahn. Leider hat der U Bahn Bau aber immer eine sehr negative Folgeerscheinung: Er bringt vom Bau betroffene Strassen an den Rand der Existenz. War z.B. in Düsseldorf zu erleben und ist in Berlin nicht viel anders. UdL hat viel vom alten Charme eingebüßt. Der Tiefpunkt war hier m.M.n. vor Weihnachten erreicht als sich nichtmal mehr ein Sponsor für die Beleuchtung finden wollte (erst in letzter Sekunde...)
    Daher wird man erst nach Rückbau der Baustelle und Wiederaufforstung sehen, ob die Berliner hierher zurück kehren. Ebensolches gilt für das Schloss und die Umgebung. Nach dem was man vielen Besuchern der Schlossbaustelle entnehmen konnte, wird das sicher auch geschehen, die Bautätigkeit muss aber wirklich in den nächsten paar Jahren Mal ein Ende finden, damit sich auch Berliner in der Mitte der Stadt wieder wohl fühlen.


    Ein großes Minus sind die Bepflasterungen beider Boulevards, UdL UND Kudamm zusammen mit Tauentzien. Mag sich überkandidelt anhören aber alle schicken Boulevards die etwas auf sich halten besitzen entsprechende Pflaster, das macht einen Teil der Flanierqualität aus. Berlin hat hier an Tauentzien, Kudamm und UdL die letzten Buckelpisten!
    Sicher sind funktionierende Schulklos wichtiger aber Berlin hat derzeit die finanziellen Mittel beides zu sanieren. Arm aber Sexy gilt da nicht mehr...

  • Ideenwettbewerb: Radbahn + Innovationskorridor U1

    paper planes e.V. hat einen offenen Ideenwettbewerb zum Ausbau der U1-Umgebung zum Radbahn und Innovationskorridor ausgelobt.

    Auszug aus der Wettbewerbsauslobung:
    "Radbahn ist ein international gefeiertes urbanes Transformationskonzept im Herzen von Berlin. Idee ist es, den vergessenen Raum unter der berühmten Berliner U-Bahn-Linie U1 auf 9 Kilometer in eine urbane Hauptverkehrsader zu verwandeln und Raum für zeitgemäße Mobilität, Innovation, Freizeit und Kultur zu schaffen. Ob stromerzeugender Straßenbelag, die intelligentere Verknüpfung umweltfreundlicher Verkehrsmittel oder die Erschließung neuer städtischer Sozialräume – das Konzept zu einer Radbahn durch Berlin vereint schon heute viele innovative Gedanken, die weit über einen Radweg hinaus gehen. Mit dem nun gestarteten Wettbewerb soll das Konzept zu dem innerstädtischen Innovationskorridor noch dichter und handfester werden."


    Quelle: https://www.baunetz.de/wettbew…ionskorridor_5326799.html