Mediaspree: Diskussionsthread

  • paulekraft: Die Rendite im privaten Wohnungsbau liegt hierzulande im langfristigen Mittel unter 5%. Letztlich geht es also darum, ob man glaubt, dass durch den Anreiz dieser 5% "Verteuerung" geeignetere Wohnungen gebaut werden - oder durch den Ersatz dieser 5% durch Steuermitteln (Subventionen) - die dann aber auch irgendwo herkommen müssen - aus Profiten, die woanders verdient und versteuert werden.


    Die Erfahrung der 70iger, 80iger und 90iger Jahre hat selbst eine linksliberale Regierung einsehen lassen, dass subventionierter sozialer Wohnungsbau häufiger zu Fehl-Allokationen von Ressourcen führt, als die 5% Profit des privaten Wohnungsbaus.


    Besonders wundersam ist in diesem Zusammenhang das Argument, dass der private Wohnungsbau zu mehr Kriminalität und anderen sozialen Folgekosten führe - und Subventionen daher besser seien. Ich kann mich an keine Ära erinnern, in der so systematisch soziale Mißstände produziert wurden, wie zur Zeit des sozialen Wohnungsbaus mit seinen (Gross-)Siedlungsformen. Egal ob an Stadträndern oder zentrumsnah, wie in Berlin.

  • Es gibt einen Unterschied zwischen sozialer Großsiedlung und sozialem Wohnungsbau. Gerade in London hat man eigentlich gute Erfarungen mit dem drittel Affordable Housing gemacht, zu dem jeder private Investor bei Bauvorhaben mit mehr als 9 Wohneinheiten verpflichtet wurden. Das Prinzip wurde in Hamburg schon übernommen und wird in Berlin auch schon versuchsweise mit 10% angewandt. http://www.taz.de/!143471/ . Was in überteuerten Metropolen durch soziale Ausgrenzung passiert, ließ sich ja in London und Paris bei den zurückliegenden Ausschreitungen beobachten. Und wer kein Mitgefühl mit den armen Leuten hat, kann sich ja mit dem Problembewußtsein begnügen, dass es dieser Situation schwierig wird, eine wohnortnahe Putzkraft zu finden.

  • Ich habe selten so eine tendenziöse einseitige Dokumentation über Mediaspree gesehen wie diesen WAS Beitrag.
    Es ist für mich nicht nachvollziehbar, wenn man sich einigermaßen mit den Tatsachen und der Situation Berlins vertraut macht, so eine Beitrag mit solchen Aussagen zu machen und das vom staatlichen Rundfunk RBB.


    Es ist doch ein Wunschdenken, daß Berlin so erhalten werden konnnte oder auch kann wie es nach dem Mauerfall oder auch noch jetzt existiert. Es besteht nun mal das Risiko, dass ohne gesunde wirtschaftliche Entwicklung Berlin in 20 Jahren ein riesiges Armenhaus sein dürfte.


    Es sollte doch darum gehen, die eine Million oder wieviele es auch sein mögen, die kein oder sehr wenig Einkommen haben, zu reduzieren, das heisst Jobs zu schaffen und die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt mit aller Kraft voranzutreiben um möglichst viele von diesen Menschen wirtschaftlich unabhängiger zu machen, das bringt Ihnen doch hundertmal mehr als ein 50 Meter breiter Uferweg an dieser Stelle oder eine subventionierte Plattenbauwohnung was weiss ich wo. Ziel sollte es doch nicht sein die Armut zu verwalten und ideologisch zu verklären sondern möglichst reduzieren.


    In erster Linie sollten Geld, Investitionen und Energie von Bezirken und Senat gerichtet sein und nicht darauf, die gegenwärtige wirtschaftliche Situation zu zementieren, ideologische Feindbilder (Mietpreisbremse gehört auch dazu) aufzubauen und Berliner gegen Zugezogene und Investoren auszuspielen, wie es dieser Beitrag auch suggeriert.
    Natürlich müssen für Investoren auch Rahmen gesetzt werden, damit Interessen der Stadt und der Bevölkerung gewahrt werden, aber dieser Beitrag ist leider völlig einseitig.

  • Ich bin ja nicht der Meinung das Sozialer Wohnungsbau nach Marzahn gehört und das mann soziale Schichten Gethoisieren muss aber Mediaspree ist ein Prestigeprojekt und niemand hatte je vor gehabt dort Sozialen Wohnungsbau zu etablieren daher ist es Schwachsinn sich über die hohen Mieten aufzuregen. Und Berlin war mal eine Sozial durchmischte Stadt aber das ist schon Jahre her. Teilweise ist es schade aber teilweise auch gut denn das Extrem der sozial durchmischten Stadt ist der Pallasblock mitten in dieser schönen bürgerlichen Gegend. Diese Situation ist per se eine Abart.

  • Vorbildliche Kommunikation. Wahrscheinlich informieren Sie uns auch darüber wenn der erste Arbeiter Dreck von A nach B schaufelt.


    Wenn die mal so schnell machen würden wie kommunizieren, wären die Türme wohl schon fertig :D


    An sich gebe ich Dir recht. Ich habe mich das auch manchmal gefragt. Aber in diesem Fall könnte die Taktik durch Agromex aufgegangen sein. Diese Türme, an der Lage sind ein absolutes Wunder, dass diese gebaut werden. Welche Macht die Mediaspree Aktivisten haben, sieht mann ja an der Bebauung an der East Side Gallery. Wenn dann "The Wave" auf der anderen Seite fertiggestellt ist, das Museum in der Spree, dann wird das einer der Vorzeigeecken Berlins werden.

  • ^So, welche Macht hat denn Mediaspree? Was hat Mediaspree denn insgesamt bewirkt oder großartig verhindert. Ich fürchte, keine all zu starke. Leider.

  • Leider? Was bitte war denn die Botschaft? Mediaspree versenken? Alles für alle, bis alles alle ist? Ein vernünftiger Dialog war doch mit denen gar nicht möglich.

  • ^Ach Gottchen, ein vernünftiger Dialog mit Marktlemmingen war hingegen immer möglich? - Und jetzt Butter bei die Fische: Was hat Mediaspree letztendlich großartig verhindert? Wird dort nicht massiv gebaut?

  • Ja natürlich kann man mit Firmen reden - man kann auch über Uferbreite und öffentlich zugängliche Aussichtsplattformen reden (so geschehen beim "Cube" am HBF).


    Mediaspree hat vor allem verzögert, für zusätzliche Unsicherheiten (Standort Berlin) gesorgt und ein investionsfeindliches Image erzeugt das für niemanden förderlich ist.

  • ^ Und sie haben ihr demokratisches Recht wahrgenommen, sich in die Entwicklung ihrer Stadt einzumischen. Skandal - sowas stört nur die Kapitalakkumulation!

  • ^
    Genau dasselbe machen auch alle anderen Wohnungsbau-Verhinderer-Nimbys - die nehmen alle nur ihre demokratischen Rechte wahr. Das ist an sich noch nix gutes.

  • Stimmt - auch radikale nehmen ihre "demokratischen Grundrechte" wahr in dem sie lautstark ihre Meinung vertreten - wie unrealistisch auch immer diese sein mag - siehe Media-Spree "Versenker"...Nur irgendwie verwirrend das sich Sympathisanten dafür hier in ein Architektur Forum verirren. Aber ich gehe mal davon aus das trifft nur für den Bereich Berlin zu ...

  • ^ Ich habe mich also hierher "verirrt", ja? Schöne Anmaßung. Ich verteidige das Agromex-Projekt, weil es mir gefällt. Am Unterhaltungs-, Büro und Shopping-Viertel um die Mercedes-Halle gefällt mir vieles nicht. Zum Beispiel ist das ein Riesen-Areal ohne nennenswerten Wohnraum. Und wenn es dort Wohnraum gibt, dann nur für Reiche. Heute richte ich mich in meiner Kritik nach den Gegebenheiten, aber ursprünglich hätte ich mir dort etwas ganz anderes vorstellen können. Z.B. dichte Wohnviertel. Und in dieser Beziehung hatten die "Versenken"-Leute nicht unrecht.


    Aber ich weiß, Du hast es gerne einfach: Investoren gut, Kritiker böse; Gründerzeit gut, Moderne schlecht; Markt förderlich, Staat hinderlich; etc. Tatsächlich ist die Sache ein wenig komplizierter. Ist Dir z.B. bekannt, dass große Teile der Gründerzeitviertel Ende des 19. Jahrhunderts Elendsquartiere waren? Dass die völlig marktfremd errichteten, durch und durch modernen Berliner Großsiedlungen der 20er-Jahre heute zum Weltkulturerbe gehören? Oder dass es große Teile der Gründerzeitbebauung in SO36 ohne die West-Berliner Hausbesetzer-Szene nicht mehr geben würde, weil "die Anarchisten" eine Modernisierung des Bestands erzwang, obwohl "die Investoren" im Verein mit der Stadt eigentlich den Flächenabriss wollten?


    Du bewertest Architektur danach, wieviel Stuck dran klebt und wieviel Geld man damit verdienen kann. Das ist Dein gutes Recht. Nur solltest Du Leuten, die das anders sehen, nicht die Legitimation absprechen, über Architektur zu reden.

  • Stimmt - auch radikale nehmen ihre "demokratischen Grundrechte" wahr in dem sie lautstark ihre Meinung vertreten - wie unrealistisch auch immer diese sein mag - siehe Media-Spree "Versenker"...Nur irgendwie verwirrend das sich Sympathisanten dafür hier in ein Architektur Forum verirren. Aber ich gehe mal davon aus das trifft nur für den Bereich Berlin zu ...


    Und ich warte immer noch auf die Antwort, wo und welches Projekt "Mediaspree versenken" im größeren Masstab zu Fall gebracht hat. Kommt da noch was oder war`s mal wieder nichts als heiße Luft?
    Ich teile nicht alle Ziele dieser Initiative, aber ihr die Legitimation absprechen zu wollen ist vordemokratisch. Im Übrigen kann man jetzt genau beobachten, was "Mediaspree" genau vorausgesagt hat: Das Quartier rund um die MB-Arena wird ne Totgeburt, insbesondere das architektonisch- und inhaltliche Desaster des neuen Anschütz-Vergnügungsviertels. Man sprürt geradezu, wie man sich Vergnügen soll. Wer, ausser Touristen, soll diesen Schwachsinn eigentlich nutzen? Und es soll Leute geben, dies das als gelungenes Stadtviertel ansehen. Die gleichen, die anderen Leute absprechen, diesen ganzen Mist in Frage zu stellen.

  • ^
    Punkt 1.) Dein Vorwurf das irgendjemand hier Demokratische Grundrechte abspricht, niemand. Es geht aber um die Art und Weise dieser Lautstarken und es ist genauso ein demokratisches Recht das zu kritisieren. Dazu gehört auch, dass von diesen leuten so getan wird als würden sie für die Mehrheit sprechen. Aber ich gebe zu, dass es auch Kritikpunkte gibt wo sie recht haben, dass z.B. die East Site Gallery hinter dem Living Levels wie ein Gartenzaun aussieht und dass das komplette Ufer der Öffentlichkeit zugänglich bleiben muss.
    Punkt 2.) Wie einer meiner Vorredner schon gesagt, haben die Aktivisten Verunsicherung etc. gestreut das z.B. Das Mercedes Haus aussieht wie abgeschnitten und die von Dir bemängelte Billigarchitektur ist genau auf die Verunsicherung zurückzuführen. Gerade Mediaspree hatte die Chance dazu.
    Punk 3.) Deine Prognose dass das ganze nach hinten los geht teile ich nicht. Warum? Weil die Struktur eine andere ist wie bspw. am Potsdamer Platz. (Die neue Mall ist furchtbar) Durch die Arena werden die Besucher in das Einkaufszentrum gehen, die Restaurants besuchen und die Infrastruktur nutzen. Auch glaube ich nicht, dass gerade alle Friedrichshainer dem grundsätzlich negativ gegenüber stehen und das auch dort nutzen. Wohnst du vielleicht in Friedrichhain? Ich habe lange dort gewohnt und beste Kontakte und durch das Areal wird es möglich sein Wegzugehen ohne Drogenverkäufer, Verwahrlosung, Kotze auf der Strasse etc.


    Ich hoffe noch, dass das Eckwerk am Leben bleibt und dann wäre das Areal von dem BVG Türmen bis hinunter zu den Treptower Türmen ein toller Mix aus Investorenklötzen, Alternativen Lifestyle, Industrie, Wohnen, hohe und niedrige Bauten und letztendlich für jeden Geschmack etwas dabei und es mit Dir versöhnlich abzuschließen haben wir es MediaSpree wahrscheinlich zu verdanken, dass das komplette Ufer für die Öffentlichkeit Zugänglich bleibt.


    Sinnloses Vollzitat des Vorposts gelöscht.
    Bato

  • Wichtig ist doch, dass nicht nur diejenigen die für ein Projekt sind (i.d.R weil sie viel Geld damit verdienen wollen) Gehör erhalten, sondern auch die, die dagegen sind (aus unterschiedlichsten Gründen, manchmal nur um mal dagegen zu sein).


    Man muss aufpassen, das diejenigen die "das Geld mitbringen" nicht zuviel Einfluss darauf bekommen was gebaut wird. Das wäre ein Riesenschritt in Richtung Oligarchie. Viele von uns sind durch jahrelange Kampagnen schon weich gekocht und die Ansicht, derjenige der investiert entscheidet auch darüber was und wo investiert wird, ist leider schon tief in die Köpfe der Menschen vorgedrungen.
    Aber, es ist bisher zum Glück anders und damit sind wir hier in Deutschland seit dem Krieg auch gut gefahren.


    Eine legetimierte Regierung entscheidet was und wo gebaut wird und sucht dafür Investoren. Das hat den Vorteil, das das was geschieht auf einer viel breiteren demokratischen Basis ruht. Auch wenn man natürlich nie alle unter einen Hut bekommt und die Entscheidungen nie alle glücklich machen.
    Für diesen demokratischen Prozess braucht man dringend nicht nur Ja-Sager sondern auch Nein-Sager (so wie die Hausbesetzer-Sene in SO36).


    Zum Thema Oligarchie gab es übrigens interessante Inhalte bei "Hart aber Fair" https://www.ardmediathek.de/tv…61146&documentId=52243250

  • ^^ Ich bitte um Belge, dass der Mercedes Stummel aufgrund der Intervention der Mediaspree Versenker unproportional geraten ist. Ich bitte auch um ein Beleg, inwiefern die Initiative Einfluss auf die Architektur des "Vergnügungsviertel" genommen hat. Die gibt es nicht. Nice try.

  • @Post

    Max und Moritz, sowie Edge, Stream und Spreeturm werden dieses Viertel nachhaltig prägen. Zusammen mit dem Mercedes Turm, den Living Levels und dem BASF Turm wird hier ein modernes, aber TROTZDEM architektonisches interessantes Stadtviertel entstehen.


    Noch dazu gibt es durchaus weiteres Potential mit den Flächen der BSR. Hier entsteht das bessere Europa Viertel!

  • ^

    Hinzu kommt noch dass dieses Viertel wesentlich besser am ÖPNV angeschlossen ist als das Europaviertel, welches nur durch den Hauptbahnhof und langen Fußmärschen erreichbar ist.


    Die 37 Millionen die man mit der sofortigen Tegel-Schließung sparen würde, könnte man zum Beispiel in den Bau des S-Bahnhofs Perleberger Brücke an der neuen S21 Trasse investieren die hier ab dem nächsten Jahr ja leider am Europa-Viertel nur vorbei fährt.

  • Hier entsteht das bessere Europa Viertel!

    Wobei ich der Meinung bin, dass man beide Quartiere nicht gegeneinander ausspielen sollte da sie ihre individuellen Qualitäten haben und zur wirtschaftlichen Entwicklung Berlins ihren Beitrag leisten. Die Europacity hat ja durchaus auch einige architektonische Highlights wie z.B. dem Hauptbahnhof selbst, der 50Hertz-Zentrale, dem Total-Tower oder halt dem jüngst hinzugekommenen Cube am Hauptbahnhof zu bieten. Dazu ist der Wohnanteil höher, was zumindest außerhalb der Geschäftszeiten dazu führen dürfte, dass dort nicht nur Publikums- und Geschäftsverkehr unterwegs ist.


    Und dass in dem Bereich um die MB-Arena viel Mittelmaß entstanden ist sollte man auch nicht unter dem Teppich kehren.

    Schade finde ich es um das Projekt Eckwerk welches ja leider gecancelt wurde. Mit Graft und Kleihues kamen hier 2 renommierte Büros zusammen die einen modernen, innovativen, fünfteiligen Gebäudekomplex entworfen haben.

    Mir graut es ein bisschen vor dem East Side Tower. Ich bin zwar von der Fassadengestaltung angetan, aber in Punkto Kubatur und Dimensionen wirkt er auf mich ziemlich klobig.


    Was beiden Stadtvierteln imho abgeht ist eine Berlin-typische Urbanität aus kleinteiliger Bebauung und hoher Mischung aus Wohnen, Arbeiten und einladenden Erdgeschosszonen die nicht nur aus Hauseingängen und TG-Zufahrten bestehen (was nicht bedeutet man müsse überall so bauen). Die Vermarktung großer Flächen ist natürlich einfacher. Leider führt das aber häufig auch zu überdimensionierten, monotonen Großblöcken an deren Fassaden man sich schnell sattgesehen hat.

    Zudem zeigt das Beispiel Potsdamer Platz, dass wenn einzelne Nutzungskonzepte nicht mehr funktionieren oder Flächenmieter wegfallen solche Reissbrett-Viertel in Schieflage geraten können.

    Ich bin jedenfalls auf die Entwicklung der nächsten 20 Jahre gespannt.


    PS Ich habe sämtliche Mediaspree-Threads mit dem Tag "mediaspree" versehen. Wenn ihr diesen anklickt habt ihr alle Threads auf einem Blick.