Europaviertel: Wohnhochhaus "Grand Tower" (180 m / realisiert)

  • Mehr Chicago als Miami

    Ein spektakuläres Überraschungs-Projekt, dass nach den schaudrigen Nachrichten vom Senckenberg gut tut. Auch interessant: Das Büro von Magnus Kaminiarz aus dem Frankfurter Westend gibt es erst seit 2011 (vorher war er Partner bei Jo.Franzke). Das dürfte für dieses mir noch unbekannte Büro der Durchbruch sein. Weiter so!


    Das Gebäude weckt Assoziationen an die 1964 in Chicago errichteten "Marina Towers" bzw. "Marina City" in Chicago (179m), die ihrer Zeit voraus waren und zum Landmark wurden. In Augsburg wurde 1972 bei dem 115m-Hotelturm ein ähnliche Maiskolben-Formensprache aufgegriffen. In dem Gebäude steckt also mehr Chicago als Miami.

  • Es gibt auch die Möglichkeit, den Beton direkt ein zu färben. Ist im Bau allerdings sehr aufwendig, weil die Schalungen dafür sehr sauber sein müssen.


    Wären Fertigbetonteile möglicherweise eine Option? Im Werk ließen sich solche Gebilde doch a) in großer Zahl vorproduzieren, was aufgrund des nicht gerade üppigen Baugrundes sicherlich vorteilhaft wäre, ähnlich wie beim Taunusturm, b) die Präzision der Formen und Maße wäre höher, c) das Einfärben wäre durch entsprechend gründlich präparierte Schalungselementen einfacher, d) der Bau wäre in kürzerer Zeit hochgezogen und bezugsfertig...
    Bliebe die Frage des Transportes. An einem Stück lassen sich die Teile wohl weder auf dem LKW quer durch die halbe Stadt rollen, noch durch gängige Baukräne liften... :???:

  • Das Gebäude weckt Assoziationen an die 1964 in Chicago errichteten "Marina Towers" bzw. "Marina City" in Chicago (179m), die ihrer Zeit voraus waren und zum Landmark wurden. In Augsburg wurde 1972 bei dem 115m-Hotelturm ein ähnliche Maiskolben-Formensprache aufgegriffen. In dem Gebäude steckt also mehr Chicago als Miami.


    Danke für diese Hinweise. Diese Gebäude waren ihrer Zeit in der Tat um Jahrzehnte voraus, erstaunlich, dass die Architektur der 1970er Jahre dann auf breiter Front einen so völlig anderen Weg eingeschlagen hat. Das Augsburger Beispiel kannte ich noch gar nicht, es ist soeben zu meinem Lieblingshochhaus (gut, mit dem IBCF) der 1970er Jahre in Deutschland avanciert.


    Das wahre Vorbild von Kaminiarz & Cie scheinen aber in der Tat die Marina Towers zu sein. Dass der Architekt Bertrand Goldberg Anfang der 1930er Jahre in Deutschland am Bauhaus studierte, bevor er von den Nazis aus dem Land gejagt wurde, zeigt wieder mal, wie tief die Nachwirkungen der unseligen 12 Jahre bis heute sind. Hinsichtlich des Materials der Marina Towers ist leider nichts herauszufinden, den Bildern nach scheint es sich einfach um einen hellen Anstrich einer Sichtbetonfassade zu handeln.

  • Ein wesentliches Handicap dieser Konstruktionen mit den Materialien der frühen 1970er war ihr Energieverbrauch. Die Rückkehr zur kompakten Scheiben-/Würfelform wohl auch eine Folge der ersten Ölkrise. Hinzu kamen in D die Anforderungen hinsichtlich Brandschutz, die den Wohn-Hochhausbau hier völlig unattraktiv machten.


    Ich bastle gerade an einem Doppelwendeltreppenhaus, das mit unwesentlich mehr Platz (Querschnitt) als ein Einzelnes hinkommen sollte (oder wenn nicht zumindst gut aussieht). Mal schauen, die Treppenkonstruktionssoftware wehrt sich noch.

  • Ok, export, gebe Dir Recht. Auch der Entwurf von Schneider+Schumacher sieht klasse aus. Gut ist an dem Grundstück ganz einfach, daß es am Boden nur einen sehr begrenzten, kleinen Platz zur Bebauung gibt, was zumindest hohe und schlanke Formen und keine stummeligen Hochhausscheiben erfordert!!


    Was mMn bei Kaminiarz der entscheidende Vorteil ist, sind ganz einfach die runden Formen!


    Und ja, auch ich habe beim ersten Anblick des Siegerentwurfs tatsächlich auch sofort das Marina City in Chicago im Sinn gehabt...:cool:

  • ^^ Absolut! Den Vorteil des Entwurfes von schneider+schumacher sehe ich neben der Ästhetik auch darin, dass man ihn gut lesen kann, also der Schnitt der Wohnungen/Grundrisse nachvollziehbar ist. Bei dem Entwurf von Kaminiarz bleiben da noch Fragen offen, bin doch schon sehr auf die Grundrisse gespannt ....

  • Ich bastle gerade an einem Doppelwendeltreppenhaus, das mit ...


    Nicht besonders einfach aus den Plänen zu erkennen, aber ich denke hiermit hat auch ASTOC Architects and Planners beim Wettbewerb für das Hochhaus am neuen Messeeingang Süd herum experimentiert (Bild 18 ff. in der Baunetz Bildergalerie). Wobei dem Grundgedanken von zwei baulich getrennten Fluchtwegen aus Brandschutzgründen widerspricht ein Treppenhaus mit zwei ineinander gedrehten Treppenläufen schon ein wenig... ;)

  • Schade, jetzt bist Du mir zuvorgekommen um ein paar Minuten, seit Tagen habe ich immer wieder das Baunetz überprüft :)


    Hier ein paar neue Grafiken:


    Grundriss des Wettbewerbsiegers:



    grössere Version:


    http://abload.de/img/mkc_grundriss_eg.jpgobcvn.jpeg


    Bild: Magnus Kaminiarz & Cie.


    Schnitt und Seitenansicht:



    Bild: Magnus Kaminiarz & Cie.



    Bild: Magnus Kaminiarz & Cie.


    Der noch nicht bekannte Entwurf von Raumwerk, ein turning torso :):



    Bild: Raumwerk Architekten


    Und von architekten nkbak, sehr monolithisch, typisch frankfurt style, toller Entwurf, aber unpassend an der Stelle imo.



    Bild: architekten nkbak

    Einmal editiert, zuletzt von Adama () aus folgendem Grund: bildgrösse grundriss angepasst

  • Danke. Der Entwurf von Kaminiarz hat ja einen ziemlich interessanten Grundriss!


    Spätestens seit Bekanntwerden dieser Grafiken dürfte feststehen, dass das Parkhaus an das Adina-Hotel angebaut wird. Die Südseite des Hotelgebäudes wird also nicht frei stehen, anders als auf dieser Visualisierung dargestellt.

  • Kann jemand die Ziffern, welche Höhe und Anzahl der Stockwerke angeben, entschlüsseln?


    Den nkbag-Entwurf sollte man mit geänderter Nutzung und optimierter Höhe ( >220m) Hochtief schmackhaft machen, DAS wäre was für die Marieninsel.

    Einmal editiert, zuletzt von Äppler () aus folgendem Grund: Rechtschreibung

  • Nein, entziffern nicht. Aber durch nachzählen kommst Du auf 45 Stockwerke plus EG und Dachgeschossabschluß (wahrscheinlich für die Technik). Somit kommst Du auf 47 Geschosse und eine durchschnittliche Geschosshöhe von 3,40m.

  • ^^
    Ärgerlich ist die Bemerkung vom stellvertretenden Leiter des Stadtplanungsamts Martin Hunscher. Er hält den Standort für „ziemlich herb“. Schon wegen der Nähe zum Einkaufszentrum sei es „nicht die Top-Adresse“.


    Also solche negativen Bemerkungen bei diesem architektonischen Highlight müssen echt nicht sein, einfach total daneben (unabhängig von der Frage, ob Top-Adresse oder nicht) :nono: ... frage mich ernsthaft was ihn da wohl geritten hat. Nicht zuletzt würde dieser Turm nicht nur einen Riesengewinn für das Erscheinungsbild in dieser Ecke darstellen, sondern auch zusätzlich den einen oder anderen Euro an Steuergeld extra für die Stadtkasse einbringen.

  • ^ Er hat allerdings - zumindest im Moment - grundsätzlich recht: Direkt gegenüber der ganze Block mit der Spardabank und den Gebäuden "um die Ecke rum" ist unter aller Sau. Das fällt besonders auf, wenn man sich vor Augen führt, dass auf der anderen Straßenseite der Wohnturm, das spacige Parkhaus, Adina, KapEuropa und ggf. Tower1 stehen (werden). Da passt nach derzeitigem(!) Planungsstand die eine Straßenseite so überhaupt gar nicht zur anderen. Insofern hat er mMn völlig recht.


    Dennoch wird andersrum eher ein Schuh draus: Stehen Wohnturm, Parkhaus, Adina, KapEuropa und ggf. Tower1 erst einmal, werden sich Investoren finden, die den gegenüberliegenden Häuserblock neu entwickeln. Dazu kann dann theoretisch auch der Millenium-Tower gehören, ich vermute aber eher, dass man die Sparda-Bank (zumindest aber ihre Nachbargebäude) abreißen und durch höhere Neubauten ersetzen wird (das ebenfalls zum Block gehörende Rest-Atelier Frankfurt steht als Abrisskandidat ja bereits fest).


    Bis das alles so weit ist, ist möglicherweise auch schon die U-Bahnstation Güterplatz fertig und und es hat sich möglicherweise auch auf dem Telenorma-Areal etwas getan. Und dann passt das auch alles wieder zueinander und seine Aussage verliert ihre Gültigkeit.

  • ^
    Noch mal: Es geht nicht darum, ob er Recht hat! Gerade er müsste doch als Stadtplaner und Angestellter/Beamter der Stadt Interesse daran haben, dass solche herausragenden Projekte verwirklicht werden. Mit seinen Bemerkungen konterkariert er genau dies. Ich verlange ja auch nicht, dass er über Gebühr den Standort in den Himmel lobt. Aber wenigstens einfach nichts dazu zusagen, ist besser als der Senf, den er jetzt von sich gegeben hat.


    Mal anders gefragt: Sollte besser der x-te Schuhkarton mit 8 Geschossen dort entstehen (wie es ihn bald dutzendfach im Europaviertel geben wird??? Wäre das dann passend?
    Nach dieser Logik würde man dann wohl kaum ernsthaft Städtebau und Stadtreparatur betreiben können, so nach dem Motto "Wenn eine Ecke trist und hässlich ist, dann soll sie es auch bleiben".


    Abgesehen davon ist es - solange ein Projekt sich städtebaulich im Rahmen bewegt (hier sogar wünschenswert ist) - nicht primär seine Aufgabe zu beurteilen, ob ein Standort passt und somit wirtschaftlichen Erfolg verspricht, sondern die der Investoren/Bauherren!


    Deshalb gilt für ihn: Wenn man nicht weiß, wofür man sein Gehalt bezieht, dann einfach mal den Mund halten.

  • Der erstplatzierte Wettbewerbsentwurf hat es nun auch auf die Website der Architekten geschafft. Es gibt dort Texte zur städtebaulichen und architektonischen Konzeption, aus denen sich unter anderem ergibt, dass im Erdgeschoss zwei Ladenlokale vorgesehen sind und - wenig überraschend - die Zu- und Ausfahrt des Parkhauses an der Osloer Straße liegen soll. Und es gibt Visualisierungen in hoher Auflösung, etwa die von Adama schon gezeigte Nachtansicht:



    Die Zahl der Geschosse wird mit 47 angegeben. Die Höhenstaffelung ergibt sich aus folgender Grafik, konkretisiert auch die Gestaltung des Dachgartens auf dem Parkhaus:



    Bilder: Magnus Kaminiarz & Cie.

  • Habe täglich auf die Website geschaut. Hat wirklich lange gedauert, bis Kaminiarz diese TOP-Referenz eingepflegt hat, aber besser spät als nie...


    Traumhaft schöne Nachtansicht, zum Verlieben!


    Interessant auch die eingezeichneten U-Bahn Eingänge auf dem Lageplan (1 Eingang war auch bereits auf dem Grundriss in Beitrag #89 zu erkennen). Die Bewohner des Wohnturms werden also (zumindest zu den U-Bahn-Betriebszeiten) kein Taxi benötigen, um sich bis "vor die Haustüre" bringen zu lassen!;)