SEM Nordost (ca. 18.000 WE) [in Planung]

  • Ja, verstehe.


    Was ich auch nicht verstehe ist:


    Heimat bedeutet bei uns:


    1.: Felder, Wälder, Dorf, Idylle.


    2.: Stadt, Hochhäuser, Infrastruktur, Flugzeuge zB
    sind angeblich das Gegenteil von Heimat.


    Ich bin in München geboren und aufgewachsen, da bestand die Heimat Schwerpunktmäßig aus dem 2.Umfeld.


    Wo liegt mein Fehler ?

  • Heimat heisst immer: "Alles soll gefälligst so bleiben, wie es ist!"


    Aber man muss natürlich auch realistisch sein. Für ungefär 2000 Betroffene bedeutet SEM Nordost auch, dass ihre Heimat, östlich der S8, danach nicht mehr aus Feldern und Dorf besteht und somit sich verändert. Das kann ich schon nach vollziehen, dass das unschön sein kann. Aber die Häuser in denen die wohnen standen ja auch nicht schon immer da. Irgendwann sind die auch nach Daglfing und Johanneskirchen gebaut worden. Das fand damals sicher auch schon jemand scheisse.


    Ich hab mal einen Zeitungsartikel von ca. 1890 gefunden, in dem sich der Autor beschwert, dass das alte Schwabing, also das Dorf Schwabing mit Kirche und Bauernhäusern, verschwinden wird und alles mit Stadthäusern zugebaut wird. heute weinen alle auch wieder dem alten Schwabing nach, meinen aber genau jenes, das das alte Dorf verdrängt hat. Ein endloser Kreislauf.

  • Also ich bin in Daglfing aufgewachsen. Ich kenne die meisten derjenigen, die sich hinstellen und nun auf besorgten Landwirt/Grundbesitzer machen und kann da nur den Kopf schütteln. Die Hauptbesorgnus ist die derjenigen mit viel Grund um dessen Verkaufswert. Ich kenne niemanden, der nur ein Häuschen hat und Angst vor Veränderung hat. Das sind die mit großen Flurstücken, welche sich was anderes erhofft haben.

  • Also eines ist klar: Es geht immer nur ums Geld. Einen Punkt möchte ich auch mal klarstellen. Wir reden hier von "Landbesitz". Sind aber im jahr 2018! Wenn jemand aus der 3. oder 4. Generation "sein Land" vererbt bekommen hat, aber ein 40 jähriger Nachkömmling ist, der jetzt auf "seinem Land" mit 2 Promille täglich mit seinem Traktor über seine Felder tuckert, dann ist das meiner Meinung nach nicht nur peinlich, sondern als solcher Taugenichts, gehört ihm einfach "sein Land" enteignet.


    Sind ja nicht mehr im Mittelalter. Der eine hockt als Loser auf nem Millionen Landbesitz und will ne Megaablöse und fleißige Münchner Familien, die arbeiten, müssen sich den Ars... abarbeiten, um ihre 80qm Wohnung für 1.800€ warm zu bezahlen!


    Drum Prüfung der verschiedene Einzelfälle und wer nichts Produktives zu diesem Staat bzw. der Stadt beiträt, Enteignung! Dann kann er sich ja mal überlegen, ob er doch mal in seinem Leben für Geld arbeitet?

  • Diese Art von Stereotypen gegenüber einer sehr hart arbeitenden Berufsgruppe ist nicht nur extrem unangebracht, sondern auch beleidigend und peinlich.
    Gut, dass es scheinbar immer Leute gibt die wohl wissen wie alles läuft und alles und jeden pauschalisieren. Ich kenne viele Landwirte aus der 3. Und 4. Generation und das sind hart arbeitende und ehrliche Leute. Dass du diese mit dem Begriff Taugenichtse pauschalisiert zeugt nur von reiner Unkenntnis und Ignoranz. Traurig...

    3 Mal editiert, zuletzt von NANI90 ()

  • Besteht denn keinerlei Möglichkeit, die Landbesitzer mit einigermaßen marktüblichen Preisen für Ihren Grund zu entschädigen, bzw. an den Ergebnissen zu beteiligen, dafür aber zu zwingen, dass vor Ihrer Haustüre flächendeckend Blockrand mit 5-7 Obergeschossen und einzelne Hochpunkte gebaut werden? Von mir aus auch wieder mit Übergang (Reihenhäuser/Townhouses -> Blockrand -> Hochpunkte). Mit genügend Wohneinheiten sollte theoretisch doch auch bezahlbarerer Wohnraum entstehen. Auch in Daglfing etc. befindet man sich in München und muss seinen Teil zur Linderung der Wohnungsnot beitragen.

  • @Munich2030, Nani90, OlympiaFlo:


    Man könnte durchaus höhere Preise den Grundeigentümern zahlen, wenn man eine entsprechend höhere Nutzungsdichte planen würde: Hohe Traufhöhen und vor allem viele Hochhäuser, da man ja auch Grünflächen haben möchte.


    Oder man spielt wieder Dorf in der Stadt: Niedrige Gebäude UND
    aufgelockert UND grün UND Infrastruktur für eigentlich grössere Dichten:
    Dann wird es teuer je Flächeneinheit.


    Damit es dann immer noch teilweise „bezahlbar“ bleibt, muss eben der Grund billig her.

  • In einem Rechtsstaat mit dem garantierten Recht auf Eigentum besteht generell wenig Möglichkeit etwas zu erzwingen.


    Bei den Gegnern der Entwicklung gibt es sicherlich mehrere Typen. Eine Aufzählung mit geordnet nach der mir persönlichen Sympathie:

    • [LIST=1]
    • Den Landwirt, der gerne seinem Handwerk nachgehen will und dem mit Respekt begegnet werden muss
    • den Heimatbodenverliebten, Nostalgiker, Traditionsbewahrer
    • den bedenkengeplagten prinzipiellen Neinsager
    • den Wachstums- und Kapitalismuskritiker, Sozialmoralisten
    • den Wohlstandserben, der sich wenig um weniger Wohlständige sorgt


    Leider sind in unserer Gesellschaft die Typen 2 - 5 in der Überzahl

  • Zitat OlympiaFlo:
    Besteht denn keinerlei Möglichkeit, die Landbesitzer mit einigermaßen marktüblichen Preisen für Ihren Grund zu entschädigen, bzw. an den Ergebnissen zu beteiligen


    Da die Grundstücke derzeit noch Ackerland sind, liegt der marktübliche Preis sehr niedrig. Mit 10 bis 20 Euro / Qm (der tatsächliche Wert steht längst noch nicht fest) sind die Eigner für die heutige Nutzung gut dabei.


    Die Stadt wird aus den Äckern allerdings Bauland machen, wodurch der Preis naturgemäß in die Höhe rast (daher die SEM, um Spekulationen zu unterbinden). An den unumgänglichen Wertsteigerungen möchten die Eigner natürlich mitverdienen und nicht leer ausgehen. Wir wissen alle, welche Preise für Bauland aufgerufen werden können.


    Der Stadt kommt die Aufgabe zu, das erworbene Land baureif zu machen (=Kosten). Die bisherigen Eigner können auch selbst bauen.


    Zum zweiten Teil deiner Frage schreibt die Stadt München:


    Alle Wertsteigerungen von Grundstücken im Entwicklungsbereich, die sich durch die städtebauliche Entwicklungsmaßnahme ergeben haben (sogenannte „Bodenwertsteigerung), werden in einen Geldtopf geworfen. Aus diesem Geldtopf wird die für die künftigen Nutzungen benötigte Infrastruktur bezahlt.
    Das können zum Beispiel Straßenanlagen, Kindertagesstätten, Schulen, öffentliche Parks oder Spielplätze sein.


    Bleibt nach Abschluss der Entwicklungsmaßnahme Geld im Topf übrig, wird dieses unter den Grundstückseigentümerinnen und -eigentümern anteilig verteilt. Was sie bzw. er dann bekommt, ist ihr bzw. sein „"Überschussanteil“".
    Maßgebend sind die Eigentumsverhältnisse zum Zeitpunkt der Bekanntmachung des Beschlusses der Entwicklungssatzung. Alteigentümerinnen und -eigentümer, die ihr Eigentum danach an die Stadt veräußert haben, sind bei einem etwaigen Überschuss genauso zu berücksichtigen wie diejenigen Eigentümerinnen und Eigentümer, die ihr Eigentum behalten haben.
    (Quelle siehe Link unten)


    In diesen FAQ steht eigentlich alles wichtige drin und sollte Grundlage dieser Diskussion sein:


    https://www.muenchen.de/rathau…nchner_Nordosten/FAQ.html

  • NANI90


    Hier wird nichts pauschalisiert:" Drum Prüfung der verschiedene Einzelfälle und wer nichts Produktives zu diesem Staat bzw. der Stadt beiträt, Enteignung! Dann kann er sich ja mal überlegen, ob er doch mal in seinem Leben für Geld arbeitet? "


    Ganz klare Aussage.


    Und warum soll man in der Stadt unter gierigen und sturen "Landbesitzern" leiden?

  • In einem Rechtsstaat mit dem garantierten Recht auf Eigentum besteht generell wenig Möglichkeit etwas zu erzwingen.


    Eine der wenigen Möglichkeiten ist aber die Enteignung zur Durchführung einer SEM (§ 169 Abs. 3 BauGB). Das gesetzliche Instrument der SEM ist genau für den Fall konzipiert worden, dass eine geordnete städtebauliche Entwicklung am Beharrungsvermögen weniger zu scheitern droht. Für die betroffenen Landwirte und Grundeigentümer gilt wie für alle anderen auch, es gibt keinen Schutz vor Veränderung, d.h. sie können auch zur Betriebsaufgabe gezwungen werden und als ultima ratio auch enteignet werden. Zuvor muss die Stadt oder der Entwicklungstäger Kaufangebote unterbreiten, und zwar zu den vor Erlass der Entwicklungssatzung festgestellten Preisen.


    Es gibt kein rechtliches Problem dabei, wenn die Verwaltung die gesetzlichen Voraussetzungen beachtet und sorgfältig arbeitet, dann hat sie auch die Gerichte nicht zu fürchten. Die Frage ist nur, wer rechtzeitig die Hoheit über die öffentliche Meinung erlangt; dabei sind die Verwaltungen oft verzagt und hasenfüssig, wenn sie von den kommunalen Gremien keine politische Rückendeckung erhalten und keine professionelle Strategie entwickelt haben. Ich denke, hier liegt der Hase im Pfeffer.

  • Laut aktueller Schätzung soll die von der Stadt geplante Untertunnelung der Bahnstrecke 2,3 Milliarden kosten.


    https://www.sueddeutsche.de/mu…in-weiter-ferne-1.4088857


    Die 2,3 Milliarden kann ich mir nicht so recht erklären. Welche Luxusvariante eines Tunnels soll das sein? Alleine wenn ich schon lese, dass dass man 3 Tunnels plant.
    Sollte nicht ein einfacher Trog mit Deckel reichen? Das kann doch nicht so teuer sein.

  • Die Bahn ist auf den Tunnel nicht angewiesen, soll ihn aber auf Wunsch der Stadt bauen. Dabei hat die Bahn hat für sich deutlich wichtigere Projekte in Planung. Für die Stadt ist das keine günstige Ausgangssituation.

  • Zu. Den Vorgaben, aus Feuerschutz Gründen müssen die Gütertunnel getrennt sein von den Personen Bahnhöfen. Also muss mindestens eine bauliche Trennung her.
    Da hat man sich bei der letzten Iteration von der Idee verabschiedet, die Güterzug Gleise östlich der S-Bahn zu legen, sondern will nun beide nordwärtige Gleise östlich und die südwärts westlich zu legen (Richtungsprinzip). Damit können dann Züge besser die Trassen wechseln.
    (Bsp. S-Bahnen auf den Nordring.
    Jetzt will die Stadt noch zusätzlich, dass den Expresse (die ja die Güterzug Gleise mitbenutzen sollen) nicht verbaut werden soll, dass sie in Englschalking an der U-Bahn halten. Also braucht es wieder zusätzliche Überleitungen.
    Das ganze soll natürlich ohne Störung der Oberfläche und ohne im Anspruchnahme von bebauten Grundstücken während der Bauphase ablaufen. Sonst würde man wohl tatsächlich einen Streifen neben der Bestandsstrecke aufkaufen und in offener Grube arbeiten.
    So viele Wünsche machen die Sache halt teuer.

  • Herrje, was für ein Herumgeeiere...


    Zwei Möglichkeiten:



    A) Der Tunnel wird gebaut: 2,5 Mrd. Euro Kosten mit Nutzen für die nächsten Jahrzehnte. Um die hohe Summe wieder hereinzubekommen, dichte Bebauung der SEM-Flächen ermöglichen (mehr als 18.000 WE).


    B) Die Amtslösung (Trog mit Brücken) wird gebaut: 0,8 Mrd. Euro Kosten, Barriere bleibt, optimal ist diese Lösung nicht. Dafür: Schneller realisiert, der Stadt bleibt viel Geld für andere Dinge im SEM Bereich.



    Der BA-Bogenhausen (hier insb. die CSU) soll akzeptieren, dass der Tunnel nur in Kombination mit einer noch dichteren Bebauung der SEM zu haben ist (derzeit fordert die CSU ohnehin utopische Reihenhäuser) oder Ruhe geben und den Trog zulassen (derzeit 18.000 WE). Tunnel und Reihenhäuser - in welcher Welt lebt die CSU?


  • Die 2,3 Milliarden kann ich mir nicht so recht erklären. Welche Luxusvariante eines Tunnels soll das sein? Alleine wenn ich schon lese, dass dass man 3 Tunnels plant.


    Ich gehe mal davon aus, dass dort rd. vier Kilometer Tunnelstrecke erforderlich sind; richtig? (grob vermessen auf google-earth). Dann lass uns mal rechnen:


    Im U-Bahnbau rechnet man faustformelartig mit einem Betrag von 100 Mio € pro Kilometer Tunnelstrecke incl. 1 Station; bergmännische Bauweise (Tunnelvortriebsmaschine) ist teuerer, weil man mehr umbauten Raum herstellen muss als für einen 2-gleisigen Tunnel in offener Bauweise. S-Bahn und Eisenbahntunnel sind teurer wegen des größeren Lichtraumprofils, die Tunnel haben größere Durchmesser als U-Bahntunnel.


    Ein bergmännisch gegrabener Tunnel mit einem Außendurchmesser von 8,00 m (S-Bahn) hat eine Stirnfläche von rd. 50,27 m² X 1.000 m Länge ergibt einen umbauten Raum von 50.270 m³/km; setzt man Baukosten von 1.200 €/m³ umbautem Raum an, ergeben sich für diese 1.000 m Baukosten von 60,324 Mio € pro Röhre; man braucht zwei Röhren, also macht das für den Kilometer Tunnelstrecke 120 Mio €. Bei vier Kilometer Tunnellänge wären das für einen S-Bahn-Tunnel 480 Mio €; hinzu kommt der umbaute Raum der Stationen; ob die 1.200 €/m³ heute noch und unter den dortigen Boden- und Grundwasserverhältnissen realistisch sind, sei mal dahingestellt.


    Der 2-gleisige Eisenbahntunnel bei Rastatt der SFS Karlsruhe-Basel, ebenfalls etwa 4 km lang, soll (ohne Zusatzkosten durch die Havarie) 693 Mio € kosten (=156 Mio €/km) 2,3 Mrd. € für 4 km mehrgleisigen Eisenbahntunnel sind 575 Mio €/km, was mir deshalb nicht zu viel erscheint.

  • Keine einfache Situation, in die sich die Stadt hier hineinmanövriert hat. Nun kommt der Druck von allen Seiten - von den Bewohnern, die eine Bebauung verhindern bzw. an möglichst viele Zugeständnisse knüpfen wollen, den Eigentümern, die eigentlich zum Maximalpreis verkaufen wollen, der Bahn, die eigentlich keinen Tunnel will und durch die Verantwortung / den Wählerauftrag, möglichst viele Wohneinheiten zu möglichst günstigen Konditionen zu bauen. Für all dies scheinen die klaren Absprachen zu fehlen...

  • Ein bergmännisch gegrabener Tunnel mit > 2 Milliarden Kosten ist utopisch. Ich hoffe das Projekt wird demnächst begraben.


    Entweder muss man nun die Straßen mit Unterführungen versehen oder Bahngleise in einem Trog mit oder ohne Deckel planen.

  • Vor dem Hintergrund, dass der Tunnel eine Investition für die nächsten 100 Jahre ist, erscheinen 2,3 Milliarden Euro als nicht viel.


    Dafür, dass mit den 2,3 Mrd. Euro zeitnah viele andere wichtige Dinge in der Stadt finanziert werden können (z.B. Schulen, neue U-Bahnstrecken), sehr wohl.


    Sollte die Stadt wieder Schulden machen? Vielleicht. Sollte die Stadt mehr BGF ermöglichen, um einen Teil der Kosten zurückzuholen? Unbedingt!