Stadtmuseum Wilhelmspalais (fertig)

  • Stuttgart liegt natürlich am Äquator und direktes Sonnenlicht fällt durch geschosshohe Lichtschächte nach unten in die Ausstellungsräume. Es gibt zahlreiche neue Museen, auch für Kunst, die mit Tageslicht arbeiten, entweder über die Decke oder durch Seitenlicht. Für den Besucher ist es angenehmer, wenn der Verlauf des Tages und der Witterung im Innern spürbar bleibt. Von Lichtaugen kann man in diesem Fall sicherlich nicht sprechen. Die finden sich in der Erweiterung des Städelmuseums in Frankfurt am Main von Schneider und Schumacher.

  • ^danke, darauf sieht man schon jetzt wunderbar was ich bzgl. der Hell/Dunkel-Kontraste sagte. Ironischerweise sekundierst du das mit diesem Foto. Nimm es mir nicht übel, aber Leute wie du verteidigen auch Bürogebäude im Gewächshaus-Stil (Glasfassade, Südseite) ohne aktiv kühlende Klimatisierung. Denn "Deutschland ist ja nicht am Äquator, wir haben hier doch keine Tropensommer" (im "Gewächshaus"-Büro aber halt schon...). Es ist ein Ärgernis der zeitgenössischen Architektur, dass diese so wenige Gedanken an die Bedürfnisse der bzw. die Wirkung auf Alltagsnutzer verschwendet und sich v. a. in der Entwurfsästhetik kapriziert.

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    Wohlbehagen, schon in den 70ern hat die in Stuttgart ansässige Fa. Kiefer eine kombinierte Klima- Lichtdecke auf den Markt gebracht, die natürliches Licht durch Spiegel in die Innenräume projiziert. Das insbesondere Mitarbeiter in großen Innenräumen mitbekommen welches Klima außen stattfindet.
    Für Mitarbeiter und Menschen die sich lange in Gebäuden aufhalten ist dies ein wesentlicher Baustein sich wohl zu fühlen, der mit keiner künstlichen Regelung erreicht werden kann.


    So finde ich Innen diese Lichtwirkung spannend und gut, es leuchtet auch ein dass Objekte im Einflussbereich des natürlichen Lichtes schlechter/schwieriger in Szene zu setzen sind, das dies nicht gelingen kann sehe ich nicht.


    Was mir nicht einleuchtet warum dies von außen so billig aussehen muss, auch sieht das sehr konstruiert aus. Stuttgart lebt auch von seiner Dächerlandschaft und es ist nicht einzusehen, warum man hier an der falschen Stelle ein paar tausend Euro spart.


    Von außen ne klatte sechs von Innen lass ich mich gerne darauf ein und schauen wir mal, ob da die Umsetzung wertiger erscheint.

  • Dem Büro LRO kann ganz bestimmt nicht vorwerfen, Gewächshausarchitektur zu machen. Im Gegenteil, sie verzichten in der Regel auf Glasfassaden und gestalten ihre Gebäude recht geschlossen. Dabei wird auch die träge Masse der Gebäude eingesetzt um bei sommerlichen Temperaturen ein angenehmes Raumklima zu erreichen, also durch die Bauweise und nicht durch technische Hilfsmittel.


    Die hier im Forum immer wieder vermisste Transparenz des Glasaufbaues beim Dorotheenquartier wäre völliger Unsinn. Schräg des Sonne entgegengestellte Glasfassaden wird ja diese gerade einfangen, auch verglaste Fassaden auf der Nordseite sind dann wohl eher schwierig bei Kälte.


    Das Betonraster unterhalb der Oberlichter hier im Stadtmuseum ist so eine Art Blendschutz, so ist die Lichtwirkung eher indirekt. Das Fotos zeigt eine Rohbauaufnahme, vermutlich noch ohne Verglasung, das Sonnenlicht fällt also ungehindert ein.


    Die anderen drei Oberlichter sind wohl durch das Dachgeschoss geführte Lichtschächte, direkt einfallendes Sonnenlicht würde dann in der Hauptsache auf die Schachtwände oberhalb der damit belichteten Räume fallen.


    Übrigens genieße ich die vollständig verglaste Südfront meines Wohnzimmers, den jeweils gewünschten Lichteinfall regeln wir über Jalousien und eine Markise.

  • Von wegen Kellerfeeling, Max, der Raum verspricht sehr schön zu werden mit den Oberlichtern und dem Ausblick über die Glasfassade zur Urbanstraße hin. Der Luftraum in Richtung Urbanstraße hat sich im Vergleich zum Modell verkleinert. Hier ein andere Rohbauaufnahme.

  • Es gibt ja auch einen Unterschied im Geschmack zwischen den Generationen. Ich mag solche Räume auch nicht, wie sich das hier abzeichnet. Aber ja, wer die "Moderne des 20. Jahrhunderts" mag, dem wird das gut gefallen, davon wird das Innere kein schlechter Vertreter. Ich bin generell kein Freund des aktuellen Trends zu einer Neomoderne in Deutschland, wir waren da schon weiter (Postmoderne, die spielt derzeit aber kaum noch eine Rolle, eine architekturgeschichtliche Rolle rückwärts, vermutlich den unsicheren Zeiten geschuldet, weswegen es jetzt wieder heißt "Keine Experimente!").

  • Ich glaub eigentlich nicht, dass der Geschmack an die Generationen gebunden ist. Ich kenne Leute aus meiner Generation, die mit moderner Architektur nichts anfangen können, und dann gibt es etliche junge Architekturbüros die doch sehr modern mit beispielsweise mit kubischen Formen und Sichtbeton bauen.


    LRO würde ich nicht unbedingt zur klassischen oder aktuellen Moderne rechnen, da sind auch ganz andere Einflüsse aus der Baugeschichte in ihre doch sehr eigenständige Architektursprache eingeflossen. Ich hab so ein klein wenig in deinen Beiträgen gelesen und ich meine die Kritik die du an der modernen Architektur anbringst (wenn ich dich richtig verstehe), auch in der Herangehensweise von LRO an ihre Projekte mit eine Rolle spielt (Städtebau, Einfügen in den Kontext, Materialität, Detaillierung). Auch im Sinne von Weiterbauen, nicht das Alte rekonstruieren, sondern zeitgemäß das Vorhandene ergänzen und den jeweiligen Ort dadurch weiterzuentwickeln.



    Übrigens finde ich die Innenräume in dem von dir vorgestellten Schmuttertal-Gymnasium sehr modern, als auch sehr schön. An dieser Schule gefallen mir allerdings die Innenräume besser, als die Außenarchitektur.


    In der Aula sehe ich sogar eine gewisse räumliche Ähnlichkeit zum Stuttgarter Stadtmuseum, Holz beim Schulbau, Beton beim Stadtmuseum.

    Einmal editiert, zuletzt von ma-frey () aus folgendem Grund: Letzer Satz ergänzt

  • Ich finde es gibt klare Regeln für "Geschmack", in der Kunst ist der goldene Schnitt das Maß aller Dinge. In der Architektur ist es nicht ganz so einfach zu beschreiben, am ehesten mit dem das man erkennt zu was ein Gebäude gebaut wurde und das Gütesiegel wird erreicht wenn das Gebäude mehrere Generationen gefällt/wertgeschätzt wird.


    Die Postmoderne war ein Versuch, der sehr häufig gescheitert ist. Außer wenigen epochalen Gebäuden sind hier in den 80zigern die Gebäude entstanden, die ich neben den billigen Waschbetonbauten der 70er gerne sobald als möglich durch Wertigere ersetzt werden sollten.


    Das Spielen mit mehreren Epochen, Materialien und Farben bedarf einer Geschicklichkeit die nicht jeder nach Schulbuch erlangen kann.


    Zur Gestaltung gehört für mich die Wertigkeit einer Umsetzung. Beim Stadtmuseum, kann ich die 3 Kupfertürme noch dazu ordnen, die 9 Kuppeln nicht, die erinnern doch stark an billigste Dachlandschaften für den Gewerbebau.


    I. a. W. durch die Billigkeit der 9 Lichtkuppeln wird das ganze Werk der Architekten imho stark zurückgesetzt.

  • Die Baumarkt-Lichtwarzen sieht man ja Gott sei dank nicht vom Street Level. Eine Katastrophe sind die wahrscheinlich auch global einzigartigen drei Mülltonnen auf der gut sichtbaren B14 Seite. Wenn das Kunst sein soll, kann und muss das weg. Die Tonnen entwerten so fast alle gelungenen (Alt-)Bauten in der Umgebung inkl. ihren Dächern.


    15.01.2017




    Bilder:Wagahai

  • Ich glaub eigentlich nicht, dass der Geschmack an die Generationen gebunden ist. Ich kenne Leute aus meiner Generation, die mit moderner Architektur nichts anfangen können, und dann gibt es etliche junge Architekturbüros die doch sehr modern mit beispielsweise mit kubischen Formen und Sichtbeton bauen.




    Sowohl bei den Lichtwarzen wie auch bei den Schloten fragt man sich - musste das sein? Ich sehe keinen funktionalen Grund für diese exponierte Gestaltung. Es gibt doch unzählige Oberlichter in Gebäuden die man von außen gar nicht bemerkt. Und ob das Tageslicht nun durch eine Lichtwarze fällt oder durch ein flaches Oberlicht, wie gesagt, ich sehe den funktionalen Unterschied nicht. Die Lichtwarzen scheinen eine bewusste, gestalterische Entscheidung zu sein. Und das ist es ja, was man hier so kritisieren muss. Das Übertrumpfende gegenüber historischer Substanz ist nicht zeitgemäß, so baute man in der Nachkriegszeit, als Geringschätzung (bis hin zur "Entstuckung") gegenüber allem "Vormodernen" en vogue war. 2016/2017 sollten wir da weiter sein. Darum geht meine Kritik im Kern.

  • Arno Lederer hat es doch wieder getan: Ich hatte schon die leise Hoffnung, dass er sich aus Rest-Respekt vor dem Altbau, den er in meinen Augen ganz schön entstellt hat, wenigstens diesmal zurückhält. Aber nein, auf der Rückseite hat er sich beim begrünten Zugang zum Gebäude doch noch mit seinen Bullaugen verewigt. Kann die Stadt diese nicht langsam per Gestaltungssatzung verbieten? :nono:

  • Die drei Schlotte auf dem Dach sind übrigens keine Oberlichter, wie ich aufgrund von Modellaufnahmen, die wohl einen früheren Planungszustand zeigten, annahm. Auf der Website des Museums war mal ein virtueller Rundgang durch den Rohbau möglich Bauzustand Ende 2015 möglich, vom Keller bis aufs Dach. Oberlichter gibt es da eindeutig keine an dieser Stelle. Leider finde ich diesen Fotorundgang auf der Website nicht mehr.

  • Da kann Wagahai sagen was er will, ich finde den Umbau sehr gelungen!



    Bullaugen konnte ich keine finden.


    Den Rohbaurundgang Stand Oktober 2015 konnte ich wiederfinden: zitronenwolf.com. Da kann man sich schon mal über die räumliche Zusammenhänge informieren. Über dem Erdgeschoss befindet sich ein Zwischengeschoss, mit großen Lufträumen die sich zwischen den beiden Eingängen durchziehen.


    Räumlich am schönsten wird wohl das dritte Obergeschoss mit den Oberlichtern, kleines Fischaugenfoto in den Stuttgarter Nachrichten. Diese Geschoss ist auf Seite der Urbanstraße galerieartig offen zur darunter liegenden Ebene.


    Der Eingangsbereich an der Konrad-Adenauer-Straße:


  • Danke für schöne Fotos. Aber da magst Du schreiben was Du willst ;), der Umbau ist in meinen Augen in wesentlichen Teilen missraten, zumindest von außen. Offensichtlich instinktiv hast Du selbst auch die drei Mülltonnen weggelassen. Glück im Unglück - zumindest die unsäglichen Lichtwarzen können von der Straßenebene nicht wahrgenommen werden. Irgendwie ist auch insgesamt die ursprüngliche, klassizistische Würde des Altbaus verloren gegangen. Stilistische Unruhe prägt den Gesamteindruck. Für mich daher ohne Frage eine der schwächeren Werke von Lederer. Die Hoffnung ruht auf der Labi-Erweiterung.


    Die Bullaugen fanden sich bei meinem letzten Besuch der Baustelle beim Zugang Rückseite, nicht am Gebäude selbst. Denke nicht, dass das Einbildung war, bei Bedarf lasse ich mich untersuchen ;)


    Mit Schrecken stelle ich aber anhand des StN-Fischaugen-Fotos fest, dass sich Lederer nun mit ganz vielen kleineren Bullaugen im Innern verewigt hat. Das muss doch wirklich nicht sein, wem gefällt denn sowas (ausgenommen unter 3-Jährige)?

  • Wahrscheinlich meinst du die in die Betonbrüstungen eingelassenen runden Beleuchtungskörper an dem hintern Zugang:



    Diese kleine Bullaugen im Innenraum sind wohl Lüftungsöffnungen. Wenn man die Gebäude von LRO im Detail kennt, hat man diese schon öfters gesehen.

  • Vielen Dank, ma-frey, das wird's wohl gewesen sein, allerdings seinerzeit noch ohne Beleuchtungskörper. Kam mir damals deutlich größer vor, war aber zugegebenermaßen zu späterer Stunde...


    Mit diesem eindeutigen Bildbeweis nehme ich somit den "Bullaugenvorwurf" zumindest außen ganz offiziell zurück, das ist dafür zu harmlos.

  • Architekturpreview im Wilhelmspalais mit Veranstaltungen und Ausstellungen vom 16.09 bis 24.09. Die neuen Räume können besichtigt werden, auch
    mit Führung.


    Hier das Programm.


    So ergibt der Rest des Schriftzuges doch einen Sinn: