Zentrale Landesbibliothek [in Planung]

  • Die Stadt- bzw. Landesbibliothek ist aber keine wissenschaftliche Bibliothek und hat einen ganz anderen Bestand als die Universitätsbibliotheken. Da gibt es eher wenig Überschneidungen.


    In der Stadtbibliothek gibt es im Prinzip all die Sachen die auch bei Dussmann herum stehen. Inklusive Musik, Filmen und Büchern für Kinder.

  • Ich wollte damit ja nur aus meiner Sicht darstellen, dass auch in Zukunft die Digitalisierung nicht dazu führen wird, dass papierne Bücherbestände obsolet werden! ;)

  • ^ Letzteres hat auch niemand behauptet. Du hast in deiner Profession sicher nie in den Lesesälen der ZLB in der Breiten Straße oder der AGB am Hallesches Tor.

  • Es ist auch schwierig einzuschätzen wie schnell oder langsam die Technologie fortschreiten wird und wie schnell die Kosten dafür sinken. Es gibt zwar schon Touchdisplays in Schreibtischgröße die im Prinzip auch per Gesten- und Sprach- und Augensteuerung zu bedienen sind. Aber u.a. sind die Preise noch zu hoch.


    Bis die Bibliothek in (vermutlich) vielen Jahren wirklich steht kann das aber schon ganz anders sein.

  • Genauso wenig wie die ganze EDV zum papierlosen Büro geführt hat, es wird heute mehr gedruckt und auf Papier festgehalten denn jemals zuvor, werden Ebooks die Papierbücher ersetzen. Es wird wie bei allen bisherigen neuen Medien sein. Es wird neue Nischen geben, ganz neues Nutzungsverhalten was so mit den bisherigen Medien schlicht gar nicht existiert hat. V.a. ist die Zeit der Mediennutzung in der Geschichte mit jedem neuen Medium angestiegen, weniger haben diese sich gegenseitig verdrängt; selbst das längst totgesagte UKW Radio ist noch sehr lebendig. Natürlich sollten Bibs, zumal mit Populärliteratur, in Zukunft auch die Digitalisierung stärker berücksichtigen.


    Als kleiner Exkurs hier ein Artikel, der einen kleinen Überblick über einige grundsätzliche Kritikpunkte bei Ebooks gibt: http://www.boersenblatt.net/546144/


    (das Thema ist wichtig, daher bitte nicht als Off-Topic abtun sondern zumindest zur Kenntnis nehmen und bei Interesse ggf. weiter im Internet zum Thema recherchieren; ähnlich verhält es mich auch mit anderen medialen Inhalten wie zB Musik; weswegen ich privat nur Audio CDs, Papierbücher usw. erwerbe, es ist ein Unterschied ob ich körperliches Eigentum erwerbe und im Umgang mit dessen geistigen Inhalten ggf. durch Urheberrechtsgesetze beschränkt werde oder ob ich lediglich für ein Nutzungsrecht bezahle; in Kombination mit der zunehmenden Oligopolisierung auf den Medienmärkten, immer einfacherer technischer Überwach- und Kontrollierbarkeit und dem Umstand, dass wir auf eine "Wissensgesellschaft" zu steuern, könnte sich ein ganz neues Problem "besitzloser Klassen" herausbilden, bezogen auf den Besitz von Wissen. Ich möchte, wo immer ich kann, Problembewusstsein dafür schärfen. Die Begeisterung für die Digitalisierung ist mir einfach etwas zu unbefangen.)

  • ^^Eben. Ich weiss ja nicht in welchem Büro Chandler arbeitet, aber dieses sollte dringend einen Organisationsbeauftragten bemühen wenn "mehr gedruckt und auf Papier festgehalten wird als je zuvor". In meinem Büro ist das wohltuend auf ein Minimum beschränkt.


    Es gibt in einer Bibliothek wie der geplanten ZLB ja viele verschiedene Nutzer. Der Film ist sicher das geringste Problem - das geht eh' besser online und wird so schon von vielen Bibs praktiziert. Zeitschriften gehen auch besser online auszuleihen.


    Bei Büchern mag es Einschränkungegn geben: der große Bildband über Antarktis sollte schon mindestens über einen 15-Zoller flimmern. Aber die Papierbibliotheken werden ja nicht abgeschafft in Berlin. Ich schätze, dass man mindestens 2/3 der Ausleihe auf online Umstellen kann, der Rest der Bestände geht an die Bezirksbibliotheken (Universaltitel) und an eine Fachbibliothek zur Berlin/Brandenburg-Geschichte.


    Wer das große Bibliothekenerlebnis sucht kann die Stabi und die Unibibliotheken nutzen.


    Das wäre ein zukunftzugewandes Vorgehen - nicht 300 Millionen in Beton, Glas und Stal pumpen.

  • V.a. weiss ich auch wirklich nicht wozu. Egal wie man die Proportionalitäten nun umschreiben will, Fakt ist, dass die Mediennutzung sich immer weiter diversifiziert. Ich habe schon das Beispiel Wikipedia angesprochen. Die Beispiele sind aber endlos. Im Prinzip wird der Großteil des Wissensdurstes, der früher in Bibs gestillt wurde, heute per Internet gestillt. Seien es ausländische Zeitungen, die man früher (Wochen nach deren Erscheinung im Ursprungsland) in einer Bib lesen konnte, seien es Bilder, die man nun eben per Internetsuche findet, seien es Informationen, die man früher nur in Sachbüchern bekommen hat. Gerade als "Wissensspeicher" werden Bibs natürlich teilweise irrelevant. Der Niedergang von Enzyklopädien als primäre Wissensspeicher hat das exemplarisch gezeigt (egal ob elektronisch oder auf Papier, die wenigsten Leute sind heute noch dafür bereit, für Lexikonwissen zu bezahlen, wenn man es kostenfrei in der Wikipedia erhält).


    Aber wenn es in die Tiefe geht werden Bibs in Zukunft umso wichtiger. Nicht nur hochtrabend wissenschaftlich. Es wird immer sowas wie "Herrschaftswissen" geben, es wird nur immer subtiler werden. Und darum halte ich es für demokratisch geboten, dass gerade aufgrund der digitalen Umbrüche der Auftrag von Bibliotheken neu überdacht wird. Eben nicht als zentrale Wissensspeicher, sondern als Teil des Alltags der Bürger (Angebote muss man natürlich auch annehmen, klar). Vor Ort, in den Stadtteilen. Ironischerweise würde gerade die Digitalisierung dies auf beispiellose Art und Weise ermöglichen. Gerade wenn nämlich per Digitalisierung/ePublishing usw. Inhalte zunehmend per Datenleitung überall verfügbar sind und v.a. noch der wirtschaftliche Aspekt verhindert, dass sich diese jeder kostenfrei auch auf dem heimischen PC ansehen kann (was ich richtig finde, die Leute, die dieses Wissen generieren, müssen eben auch von was leben!), dann kommt die Gemeinschaftsleistung der Bereitstellung über Bibs im Besonderen zum Tragen. Man könnte in jedem Kiez einen öffentlichen "Bücherladen" einrichten, mit digitalen Leseplätzen, einer gewissen Grundausstattung an Präsenzmedien und der Möglichkeit per Magazin- und Fernleihebestellung auch an alle anderen Medien zu gelangen. Nichts anderes waren die "Volksbibliotheken" im 19. Jahrhundert in analoger Form. Es ging um alltagsnahe, möglichst niederschwellige und breite Angebote. Arbeitervereine haben Lesesääle eingerichtet, weil man nicht länger nur Proletarier sein wollte (Aufstieg durch Bildung als Triebfeder, bis heute wirksam, siehe immer neue Abi- und Studentenrekorde). Diese wurden dann später vom Staat übernommen und finanziell abgesichert.


    Was auf den ersten Blick als großzügige Investition in diese Infrastruktur erscheinen mag, Großprojekte für viele Mio. Euro, ist für mich eigentlich eher ein Ausdruck davon, dass man sich von dem Ideal der- natürlich weniger glamourösen - Breitenbildung eher entfernt. Analog zum Gerede über Exzellenz an den Hochschulen, während das Gros der Studenten heute eine oberflächlichere Ausbildung erhalten soll, als vor den ganzen Bildungsreformen seit den 1990ern (vgl. Bachelor, dass jeder anschließend auch einen Masterplatz, analog zum alten Diplom, erhält ist vom System ja gar nicht gewünscht), das Bafög stagniert und die Gebäude marode sind. Aber hey, irgendwelche Exzellenzcluster für eine handvoll Glücklicher sind mit dem Besten vom Besten ausgestattet und die besten 2% kriegen zusätzliche Stipendien aus Steuergeldern. Ich kann als Bürger und Steuerzahler einfach nicht vertreten, kühne architektonische Visionen zu finanzieren, während die Bibs in der Breite und in der Fläche chronisch unterfinanziert sind (auch baulich!). Je mehr wir hier das Thema diskutieren, desto mehr verfestigt sich meine Ablehnung dieses ganzen Projekts.

  • Wettbewerb?

    Vielleicht etwas spät, aber noch einmal zurück zum Ergebnis (falls nicht bereits angemerkt):


    Der Jury standen zwei Damen vor, eine aus Stuttgart (Ragnarsdóttir) und eine aus Zürich (Lüscher). Vergeben wurden dann zwei erste Preise, jeweils an eine Büropartnerschaft aus Stuttgart (Regina Kohlmayer, Jens Oberst) und eine aus Zürich (Sarah Miebach, Rico Oberholzer).


    Zufälle gibt's, oder: Ein Schelm, wer Böses dabei denkt ;)

  • Der Tagesspiegel berichtet über die Ausstellung der 40 Entwürfe auf dem Flughafengelände. Diese läuft noch bis zum 28. Februar 2014 im Transitgang A1 (Eingang über GAT-Bereich).
    Im Artikel findet sich eine sehr umfangreiche Bilder-Galerie mit einigen Entwürfen die mir noch nicht bekannt waren.

  • Und sie sind irgendwie allesamt nicht wirklich schöner... die Frage die sich mir aber vor allem stellt: Man setzt einen riesigen Monolithen in die Landschaft (Sinnhaftigkeit mal außen vor) in Rufweite des einst größten zusammenhängenden Gebäudes Europas, dass seit Jahren ohne erkennbares Nutzungskonzept vor sich hin rottet? Das verstehe wer will.

  • ^Budgets.


    Das Flughafengebäude ist denkmalgeschützt, muss und wird erhalten werden. Das heißt, die "teure Sanierung", die auf diesen Vorschlag gerne entgegnet wurde, wird so oder so irgendwann fällig. Ich gehe aber jede Wette ein, dass das einfach aus einem anderen staatlichen Budget bezahlt werden muss, als zur Finanzierung einer neuen Landesbibliothek genutzt wird. Mittelfristig wird man daher für viel Geld das Flughafengebäude sanieren, ohne genau zu wissen was man damit machen soll nutzungstechnisch, und evtl. in der genannten "Rufweite" eine neue Bib gebaut haben. Und wie ich Bibs kenne, wird diese langfristig - aber im Grunde dennoch absehbar - in Raumnöte kommen, der Buchbestand wächst ja kontinuierlich. Eigentlich wäre das Flughafengebäude hier prädestiniert. Man saniert/baut um an Segmenten, was man als Bib nutzen will und hält Reserveflächen für Expansionen für die Zukunft für die Bib auf den verbleibenden Flächen frei (die man auch nicht gleich sanieren sondern nur konservieren muss). Ggf. füllt dann in 100 Jahren das ganze Flughafengebäude die "altehrwürdige Landesbibliothek zu Berlin" und man spricht vom "Büchertempel in Tempelhof". Wäre doch mal eine Vision.

  • ^das wäre mir aber neu, das Denkmalschutz irgendwas mit Erhaltung oder gar Sanierung zu tun hätte...

  • Okay, dann machen wir es mal umgekehrt. Man gehst also davon aus, dass Berlin dieses einmalige und stadtbildprägende Gebäude über Jahrzehnte bewusst verfallen lassen würde, um sich Geld für Sanierungen zu sparen und dann irgendwann mal abreißen zu dürfen, weil dann der Denkmalschutzwert nicht mehr vorhanden ist? Wenn wir davon mal nicht ausgehen dann wird de facto in absehbarer Zeit Geld für den Erhalt des Gebäudes in die Hand genommen werden müssen. Schön auch, dass die anderen - eigentlichen - Aspekte dieses Vorschlages ungewürdigt bleiben.

  • Sagen wir mal so - solange es keine umfassenden Nutzungskonzepte für den Komplex gibt, wird auch kein Geld in Sanierungen gesteckt. Von Niemandem. Die ZLB hätte so ein Konzept beinhalten können - die Chance hat man nicht genutzt. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Bibliothek gebaut und auch noch gleichzeitig größere Summen in die Flughafengebäude investiert werden ist einigermaßen gering.

  • Okay, dann machen wir es mal umgekehrt. Man gehst also davon aus, dass Berlin dieses einmalige und stadtbildprägende Gebäude über Jahrzehnte bewusst verfallen lassen würde, um sich Geld für Sanierungen zu sparen (...).


    Genau, das glaube ich. Und dann wird's an einen Finanzinvestor verkauft, der die Steuerersparnis für Denkmalimmobilien nützt.

  • Alternativstandorte für die Landesbibliothek

    Nachdem die Kosten für den Neubau der Landesbibliothek auf 350 Mio. EURO projektiert wurden, werden nun über die Parteigrenzen hinweg wieder Alternativstandorte- und Konzepte zur Diskussion gestellt:


    • Zum einen der Ausbau der Amerika-Gedenkbibliothek,
    • zum anderen das Hauptgebäude des Tempelhofer Flughafens.


    Für beide Optionen lägen bereits Machbarkeitsstudien in der Schublade.


    Quelle und weiterführendes: http://www.tagesspiegel.de/ber…s-rauskommen/9621550.html

  • Wenn der Entscheid zu was gut war, dann um die Realisierung der gezeigten Planungen zu verhindern, meine ich.