Historisches Museum - Sanierung und Neubau (realisiert)

  • Erstmal danke für die Infos! :)


    War mir nicht gewußt, dass das früher kein zusammenhängendes Gebäudeensemble war. Insofern ist klar, dass eine Rekonstruktion eher nicht in Frage kommt, schließlich ist die Nutzung hier ja nicht variabel.


    Trotzdem schade ...

  • Der Realisierungswettbewerb für den Neubau des Historischen Museums wird am 20. November 2007 entschieden. An diesem Tag (und am Vortag) tritt die Jury zusammen. Über 100 Büros haben sich angemeldet, die Bewerbungsfrist endete in der vergangenen Woche. Mehr heute in der FR.


    Im vertraulichen Ausschreibungstext soll es heißen, dies will die FR erfahren haben, dass "keine großflächigen Glas- und Stahlfassaden" erwünscht seien. Außerdem: "Aufgrund des herausragenden Standorts wird an die Gestaltung der Fassaden hohe qualitative Ansprüche gestellt. Erwartet wird eine Formensprache, die in Maßstäblichkeit, Material, Farbe und Tektonik dem besonderen Ort [...] ebenso Rechnung trägt wie der Nutzung als Museum."


    Für den Wettbewerb gesetzt sind (Quelle:(


    • Braun & Schlockermann, Frankfurt am Main
    • Diezinger & Kramer, Eichstätt
    • Jourdan & Müller, Frankfurt am Main
    • Kahlfeldt Architekten, Berlin
    • KSP Engel und Zimmermann, Frankfurt am Main
    • Lederer Ragnarsdóttir Oei, Stuttgart
    • Christoph Mäckler, Frankfurt am Main
    • Nieto Sobejano, Madrid
    • KH Schmitz, Weimar
    • Volker Staab, Berlin


    Die ausgewählten Preisrichter (die Auslobung findet ihr hier:(


    • Julia Bolles-Wilson, Münster
    • DW Dreysse, Frankfurt
    • Carl Fingerhut, Zürich
    • Hans Kollhoff, Berlin
    • Dieter von Lüpke, Leiter Stadtplanungsamt Frankfurt
    • Hans-Jürgen Pritzl, Leiter Hochbauamt Frankfurt


    Eine - allerdings wenig informative - Website hat der Wettbewerb auch: http://www.wettbewerb-hmf.de

  • Danke für die Info.


    Die Zusammensetzung des Preisgerichts verursacht bei mir aber schon Magenschmerzen. Fingerhut und Kollhoff sind irgendwie die Einzigen von denen eine Entscheidung zu erwarten ist die auch das Umfeld angemessen berücksichtigt, während der Pritzl ja schon in dem FR-Artikel ziemlich klar gemacht hat was von ihm zu erwarten ist (genau das was die Stadt nicht will).
    Außer von Kahlfeldt und Mäckler sind da auch keine grandiosen Entwürfe zu erwarten. Gerade Jourdan, Braun&Schlockermann und KSP haben die letzten 2 Jahre ja eindrucksvoll gezeigt, dass sie kaum in der Lage sind, Altstadtgebäude zu bauen die nicht schon vor Baubeginn als Bausünde bezeichnet werden müssen. Hoffentlich ist eine positive Überraschung bei den restlichen Büros dabei, aber bei dem Preisgericht ist es nicht sehr realistisch dass auch der beste Entwurf ausgewählt wird. Von daher erwarte ich da nicht all zu viel.

  • Die Entscheidung des Preisgerichts ist vertagt worden. Nicht wie vorgesehen am 20. November 2007, sondern erst am 29. Januar 2008 wird die Entscheidung fallen. Dies berichtet die FNP.

  • Ich bin schon glücklich, wenn überhaupt mal mit etwas angefangen wird was zur Entfernung dieses hässlichen Etwas führt. Ob nun 2 Monate früher oder später spielt da keine Rolle mehr, schließlich steht dieses Ding ja schon Jahrzehnte.

  • Schade, da müssen wir uns nochmal etwas gedulden. Besonders gespannt bin ich auf den Mäckler Entwurf. Schließlich hat er auf der Maininsel bewiesen, dass es durchaus möglich ist, als und neu optisch ansprechend zu verbinden.

  • Die Entscheidung des Preisgerichts wurde angeblich deswegen vertagt, weil wegen der Anschaulichkeit größere Modelle als zunächst vorgesehen gewünscht werden und den Modellbauern noch Zeit für die Herstellung gegeben werden musste.


    Beim 4. Altstadtforum am 29. Oktober 2007 wird eine Planung vorgestellt, die eine an der Vorkriegsbebauung orientierte Neubebauung vorsieht. Das geringere Platzangebot soll durch ein zusätzliches Gebäude auf dem östlich anschließenden Gelände des Evangelischen Regionalverbandes (wo heute diese entsetzliche Probstei in apartem Blasslila steht) kompensiert werden. Das berichtet heute die FNP.


    Da ja vermutlich welche am Montag ins Leinwandhaus zu dieser Veranstaltung gehen werden: Bitte Fotos dieser Pläne machen!

  • Beim gestrigen Altstadtforum im Leinwandhaus ist der Vorschlag, den geplanten Neubau des Historischen Museums an den Vorkriegszustand anzulehnen - wie zu erwarten war - auf große Zustimmung gestoßen. Das berichtet heute zumindest die FNP in ihrer Online-Ausgabe.


    Weiter heißt es dort, dass der Entwurf vorsieht, die rekonstruierten Gebäude durch ein Glasdach zu einem Gesamtkomplex zu verbinden. Für Kenner: Es handelt sich um die Gebäude alter Saalhof, das Haus Landeck und die sich anschließende kleinteiligen Bebauung an der Saalgasse.


    Um die geforderten 7.500 qm Geschossfläche zu erreichen, müsste das Kindermuseum jedoch auf dem benachbarten Grundstück des Evangelischen Gemeindezentrums errichtet werden. Das ist m. E. kein wirkliches Hindernis. Für diesen Teil sei auch ein moderner Entwurf denkbar.


    Jetzt kommt die wirkliche Überraschung: Laut Architekt, würden durch die historisierende Bauweise sogar geringere Kosten anfallen. Allerdings nur ohne Berücksichtigung des Kindermuseums, das 13 Mio. EUR zusätzlich erfordern würde. Statt den geplanten 29 Mio. für einen Neubau, wären nur 23 Mio. EUR erforderlich. Der Grund dafür ist, dass das Untergeschoss des Museums wohl weiter genutzt werden könnte.


    Jürgen Aha vom Altstadtforum will mittelfristig sogar das gesamte „Römer-Panorama“ wieder hergestellt wissen (Dieses Fernziel sollte selbstverständlich sein!). Herr Albrecht (Einzelhandelsverband) schlägt vor, auf dem Paulsplatz die Alte Börse wieder aufzubauen. Hier finde ich dann allerdings, dass man es nicht übertreiben muss. Dann lieber mein heißgeliebtes Schauspielhaus in ferner Zukunft wieder herrichten ;)


    Zu guter letzt: Thomas Feda (Geschäftsführer der Tourismus + Congress GmbH) sieht die rekonstruierte Altstadt als zukünfitgen Touristenmagnet.

  • Ein Glasdach, das die Fachwerkhäuser miteinander verbindet??? Äh.... ich weiß jetzt nicht so recht, ob das ein schlechter Witz ist? Das kann doch wohl nicht ernst gemeint sein?
    Was hätten wir dann? Ein historisiertes Allwetter-Touri-Einkaufszentrum? Totale Schnapsidee.

  • Es geht wohl vor allem um den Museums-Innenhof. Aus funktionalen Gründen ist anscheinend eine Überdachung gewünscht, das war im Zusammenhang mit bisherigen Planungen immer zu lesen. Diesem Wunsch scheint der gestern vorgestellte Vorschlag eben zu entsprechen - wie beim Flächenbedarf ja auch. Wie kommst du denn auf Einkaufszentrum? Und Fachwerkhäuser gäbe es, soweit ich weiß, um den Innenhof herum ohnehin nicht.


    Die Überdachung muss ja nicht schlecht sein. Hier eine kleine Simulation:



    Bild: Jörg Ott


    Jörg, dein Einverständnis habe ich mal angenommen. Könntest du vielleicht Visualisierungen in größerem Format hier reinstellen?

  • Aha! Das hört sich schon besser an. In dem Artikel war nicht die Rede vom Museums-Innenhof, sondern sie schreiben explizit von der kleinteiligen Bebauung und nennen einige Fachwerkhäuser und die Saalgasse. Das irritiert schon - ich hatte die Befürchtung, dass das halbe Dom-Römer-Areal überdacht werden würde und die "Romantic City Arcaden" oder ähnlicher Schwachsinn daraus werden könnte.
    Wenn man aber von außen nichts von diesem Glasdach sieht - wie auf der Simulation dargestellt - und es sich nur um den Bereich des Museums handelt, dann ist es ja OK.

  • Über der dann wiederhergestellten Saalgasse zwischen Marstall und dem Block mit dem Haus Landeck würde es auch ein Glasdach geben, da letzterer ebenfalls noch zu den Museumsräumlichkeiten zählen würde (von der Nutzung her auch überhaupt kein Problem, da die Geschossböden aller Häuser auf dem gleichen Niveau lagen und somit die Gebäude innerlich problemlos zusammengefasst werden könnten). Zwar weniger als Ausstellungsgebäude sondern für die ganzen anderen Funktionen die in einem Museum untergebracht werden müssen und auch ein Museumscafe im Haus Landeck, was natürlich damit an einer deutlich attraktiveren Stelle sein würden als bisher (geplant). Die Saalgasse wäre dann in dem Bereich quasi eine glasüberdachte Gasse für die man Eintritt bezahlen muss ;)

  • An dieser Stelle verweise ich gerne auf das historische Museum in Warschau, das aus 11 miteinander verbundenen, historischen (nach schwerster Kriegszerstörung aber größtenteils rekonstruierten) Gebäuden besteht:


    http://www.mhw.pl/mhw/index.js…t_id=200&layout=2&lang=en


    Es handelt sich bei dem o. g. Vorschlag also keinesfalls um eine Schnapsidee, die noch nie realisiert worden wäre. ;)

  • Das mit dem Glasdach ist doch eine sehr gute Idee. Ich möchte auch auf das British Museum in London verweisen. Die Glasdachkonstruktion (Foster) ist allein schon ein Highlight und verbindet klassizistische Bauten.

  • Ja, natürlich könnt ihr die Renderings einstellen. Ich habe einige Ansichten ohnehin an die Presse gegeben, die kann ich mal hochladen. Aber erst morgen, jetzt ist es schon spät! ;)

  • Das Historische Museum der Stadt an diesem prägnanten Ort in historisches Gewand zu hüllen ist eigentlich ein logischer Gedankenschluss. Wie könnte man historisches besser darstellen? Noch viel mehr als bei dem Gelände des Technischen Rathauses ist die Rekonstruktion hier sinnvoll, zwangsläufig und folgerichtig. Mit der bestehenden historischen Bausubstanz (Bernus-, Burnitzbau und Rententurm) würde eine charakterlich starke und beispielhafte Ensemblewirkung erzielt, die auch als Museum sehr gut nutzbar wäre.


    Ich drücke die Daumen für dieses Projekt.

  • Ich hatte diese Woche wieder Geschäftsgäste in Frankfurt, die mit grossen Erwartungen auf City Tour mit uns gegangen sind. Ich muss sagen, die waren ziemlich enttäuscht. Wenn das mit dem Technischen Rathaus und dem Museum klappen wuerde, dann haette man eine ansehnliche Ecke geschaffen.
    Die Architekten, die uns jetzt wieder als Hinterwäldler bezeichnen werden, können ja mal Vorschläge unterbreiten, wie man das Eck, welches sie vor 50 Jahren verunstaltet haben, neu beleben kann. Ich meine das Viertel von der Ostzeil zur Konstablerwache über Berliner Strasse bis zur Kleinmarkthalle. Da hat man das Gefühl man ist mitten in Russland.

  • Ich bin in Frankfurt geboren und aufgewachsen und habe so ziemlich alle Frankfurter Museen besucht. Nur im Historischen Museum war ich nie, obwohl ich mich durchaus für Geschichte und Geschichten Rund um Frankfurt interessiere. Wenn ich heute daran zurück denke, lag es daran, dass mich dieser Betonbunker architektonisch stets so sehr abgestoßen hat, dass ich in dieses Gebäude schlicht nicht hereingehen wollte. So negativ kann Architektur wirken. Kurios, aber wahr.

  • Lederer Ragnarsdóttir Oei (Stuttgart) haben den Wettbewerb gewonnen - mit einer Planung, die ein freistehendes Gebäude vorsieht. Konzipiert als Ausstellungshalle und unterirdisch mit dem Saalhof verbunden.


    Nach einem Bericht der FR ist für die zweigiebelige Ausstellungshalle eine Buntsandstein-Fassade vorgesehen, in die Wandnischen werden Spolien des bis auf das Erdgeschoss zerstörten Salzhauses eingelassen (wobei es dann nur um die geschnitzten Holzrelieftafeln handeln kann, die vor den Bombenangriffen abgenommen und in ein Archiv gebracht wurden, wo sie größtenteils erhalten blieben).


    Der Saalhof-Nordflügel wird "rekonstruiert", allerdings nicht dem historischen Vorbild entsprechend und nach Süden verschoben.


    Hier die Pressemeldung der Stadt:


    Zurückhaltend selbstbewusst


    Siegerentwurf zum Neubau des Historischen Museums rekonstruiert den Saalhof


    (pia) Der historische Teil des Historischen Museums wird wieder sichtbar – das ist das augenfälligste Merkmal des Siegerentwurfes des Büros Lederer, Ragnarsdóttir, Oei. Die Stuttgarter Architekten haben mit ihrem Vorschlag für den Neubau des Museums zwischen Alter Nikolaikirche, Saalhof und Haus Wertheim einen Entwurf vorgelegt, der die „städtebauliche Situation am Römerberg neu bestimmt“ und „ein Gebäude schafft, das Zuneigung auslöst“. Mit diesen Worten lobte der Vorsitzende des Preisgerichtes Prof. Carl Fingerhuth den Entwurf und sagte an Planungsdezernent Edwin Schwarz und Kulturdezernent Felix Semmelroth gewandt: „Ich möchte Sie beglückwünschen zu diesem Projekt“.


    Mit 9 zu 1 Stimmen errang das Stuttgarter Büro, das die bauliche Situation schon aus den Voruntersuchungen kannte, den mit 38.000 Euro dotierten 1. Preis des Architektenwettbewerbs. Der Entwurf rekonstruiert den Saalhof am Mainufer und gibt diesem wohl ältesten Gebäude der Altstadt mit seinem Rententurm seine Eigenständigkeit zurück; sein „Nordflügel“ wird sichtbar an einen neuen Innenhof angrenzen, der den neuen Haupteingang des Museums aufnehmen wird. Der Neubau, der sich mit seinen zwei Giebeln parallel zu Saalhof und Alter Nikolaikirche erheben soll, wird damit zu einer reinen Ausstellungshalle. Einer Halle freilich, die unterirdisch mit dem Saalhof verbunden wird und zudem mit der Schirn Kunsthalle korrespondiert – was den Römerberg und das nördliche Museumsufer erheblich aufwerte, wie Kulturdezernent Felix Semmelroth sagte. Der neue Platz zwischen dem Neubau und den „reparierten“ und ergänzten Altbauten lasse zudem eine Sogwirkung zwischen den Gebäuden entstehen, die Besucher geradezu magisch anziehen werde.


    „Der Haupteingang kann nicht im Neubau sein“, wurde sich die Architektin Jórunn Ragnarsdóttir nach langer „Knobelarbeit“ bewusst: „Die Bauten sollen städtebaulich nicht erdrücken, der Ort mit Zurückhaltung bereichert und aufgewertet werden“. Der Neubau muss sich einfügen und den Römerberg ernst nehmen – das war die Forderung des Wettbewerbs. „Der Entwurf hat uns überrascht“, gab Dr. Jan Gerchow, Leiter des Historischen Museums denn auch erfreut zu. Das Raumprogramm wurde von den Stuttgarter Architekten „zu einhundert Prozent“ abgebildet und bietet nun Platz für die 4.000 Gemälde und die über eine Million Ausstellungsstücke des Museums. Auf 2.700 Quadratmetern auf drei Ebenen können diese Schätze nun permanent gezeigt werden, 900 Quadratmeter kommen für Wechselausstellungen hinzu. Der Baubeginn für dieses „selbstbewusste Museumshaus mit seinen großen Öffnungen nach draußen“ – so Juryvorsitzender Prof. Fingerhuth – ist für 2012 geplant.



    Modell aus südlicher Richtung:


    Modell aus nördlicher Richtung:

    Bilder: Presse- und Informationsamt der Stadt Frankfurt am Main


    Die stolzen Eltern (Kulturdezernent Semmelroth, Museumsleiter Gerchow, Planungsdezernent Schwarz) mit dem Baby:

    Bild: Ille / Presse- und Informationsamt der Stadt Frankfurt am Main


    Ein spektakulärer Entwurf, das wird man sagen müssen. Die Diskussion ist eröffnet!