Diakonissenareal - Neu- und Umbauten

  • Diakonissenareal - Neu- und Umbauten

    Im Frankfurter Nordend, genauer im Holzhausenviertel, zeichnet sich ein weiteres interessantes Projekt ab. Zwischen Eschersheimer Landstraße, Cronstetten-, Holzhausen- und Eysseneckstraße, nur wenige Steinwürfe vom Hansapark und auch nicht weit vom Wiesenhütten-Park, entstehen auf dem Areal des Diakonissenhauses (ein seit 1870 bestehendes Zentrum sozialer Dienste) eine ganze Reihe Neubauten. Des weiteren werden gründerzeitliche Gebäude umgebaut und umgenutzt.


    In einem ersten Bauabschnitt wird das denkmalgeschützte neoklassizistische Gebäude des Altenpflegeheimes Nellinistift, Cronstettenstraße 57, zum neuen Mutterhaus der Diakonissen umgebaut. Daneben entsteht ein Erweiterungsbau ("Mutterhaus-Anbau"), in dem ca. 45 Schwesternwohnungen eingerichtet werden. Außerdem wird ein Seniorenheim neu gebaut, es erhält 99 Plätze auf drei Etagen, die BGF beträgt 4.656 m². Architekten sind Braun & Volleth, Frankfurt. Investor ist das Frankfurter Diakonissenhaus. Zur Finanzierung hat das Diakonissenhaus einen Teil ihres großen Grundstücks an die FAAG verkauft.


    Der erste Abschnitt soll bis Ende 2008 abgeschlossen sein, anschließend beginnt der zweite Bauabschnitt. Ebenfalls nach Planung von Braun & Volleth baut die FAAG auf dem erworbenen Teil des Areals 104 Miet- und Servicewohnungen, größtenteils in Passivhaus-Bauweise. Zudem eine Kindertagesstätte, zwölf Eigentumswohnungen und 149 Parkplätze. Ein Teil der Wohnungen entsteht im dann ehemaligen Mutterhaus der Diakonissen an der Eschersheimer Landstraße. Weitere Informationen auf der Website des Projektentwicklers UPG.


    Ansicht von der Cronstettenstraße, die Beschriftung sollte lesbar sein:



    Der Seniorenheim-Neubau im Blockinneren:




    Ansicht von der Eschersheimer Landstraße (Teil des zweiten Bauabschnitts). Das große gründerzeitliche Gebäude ist das noch aktuelle Mutterhaus der Diakonissen, das zum Wohnhaus umgenutzt wird:



    Plan mit allen projektierten Um- und Neubauten:



    Abbildungen: UPG


    Luftbild, am linken Bildrand die Eschersheimer Landstraße:



    Bild: Google

  • Ah, da ist er also der Thread ;)
    Die Gebäude im Blockinneren sehen irgendwie ziemlich billig aus, aber die Neubauten an Eschersheimer und Cronstettenstraße dagegen fügen sich doch recht gut in die Umgebung ein. Erinnern mich bischen an die Gebäude von Landes die auch erst vor kurzem im Westend errichtet wurden

  • Zweiter Bauabschnitt beginnt

    Mit einem symbolischen Baggerbiss haben heute die Bauarbeiten für den zweiten Bauabschnitt begonnen. Es entstehen in insgesamt fünf Gebäuden 92 Mietwohnungen, 16 Eigentumswohnungen sowie eine Kindertagesstätte. Das Investitionsvolumen beträgt rund 40 Millionen Euro. Die Fertigstellung ist für 2012 geplant.


    Dabei wird, anders als das zu erwarten war, das ehemalige, im Jahr 1912 eingeweihte Mutterhaus abgerissen! Die denkmalgeschützte Fassade wird dann wieder "originalgetreu rekonstruiert". Dabei soll es eine enge Abstimmung mit dem Amt für Denkmalschutz der Stadt Frankfurt geben. Als Grund für dieses Vorgehen wird genannt, dass nur so ein Neubau "in dem besonders energie- und klimaschonenden Passivhausstandard" gebaut werden kann. Immerhin wird wohl Braun Volleth den Neubau planen, wie bei der Sanierung und Rückversetzung der Villa des Nellinistifts in ihren historischen Zustand dürfte von daher mit angemessener Sorgfalt zu rechnen sein.


    In Einzelnen entstehen nach Planung der Büros B&V Braun Volleth und Landes+ Partner:


    • das "neue Mutterhaus" mit wiederhergestellten Fassade und 30 Wohnungen
    • ein Gebäude im südlichen Bereich der Eschersheimer Landstraße, dort realisiert die FAAG den Komplex "Service-Wohnen" mit 51 betreuten Wohnungen und einer Kindertagesstätte
    • dahinter, also im inneren Bereich, zwei Stadthäuser mit je acht Eigentumswohnungen sowie
    • ein Neubau an der Cronstettenstraße mit elf Wohnungen.


    Weitere Informationen in der heutigen Pressemitteilung der ABG Frankfurt Holding. Visualisierungen:




    Bilder: UPG Urbane Projekte / Braun Volleth Architekten / Landes+Partner / ABG Frankfurt Holding


    Photos vom fertig gestellten ersten Bauabschnitt und dem abzureißenden Mutterhaus folgen.

  • Es ist mir unbegreiflich, wie sich der Denkmalschutz auf so ein Geschäft einlassen kann. Was hat der Erhalt einer Fassade noch mit Denkmalschutz zu tun? Gilt hier nur ein Ensembleschutz für die Blockrandbebauung oder wie ist das überhaupt möglich? Klar, es gibt 1001 neoklassizistische Häuser dieser unspektakulären Sorte in den Frankfurter Gründerzeitgebieten, aber hier schafft man einen geradezu haarsträubenden Präzedenzfall. Die Argumentation mit dem Passivhausstandard ist auch gerade mal lächerlich, wenn es danach ginge, dürfte man kaum einen "Altbau" vor 1980 erhalten. :nono:


    Zu den Neubauten: das Teil an der Ecke Cronstettenstraße / Eschersheimer Landstraße hat ja mal ausnahmsweise eine halbwegs brauchbare Gliederung und vor allem einen vernünftigen, ja sogar an die neoklassizistischen Nachbarn angepassten Dachabschluss. Das muss man ausdrücklich loben.


    Doch was um Gottes Willen soll das auf den zwei Teilen an der Eschersheimer Landstraße bzw. Ecke Holzhausenstraße sein? Ein Mansarddach mit Blähungen? Erinnert mich spontan an diese neohistoristische Katastrophe. Dann doch bitte ein "ehrliches" Flachdach anstatt so ein Teil, an dem der Neigungwinkel in AutoCAD offenbar so lange verstellt wurde, bis der vom Bauherrn gewünschte Innenraum erreicht war.

  • Vielen Dank, Schmittchen.


    Ich wohnte mal gegenüber des Diakonissenkrankenhauses, was sich dort in engsten Umkreis in wenigen Jahren verändert hat, ist bemerkenswert.


    In der Hoffnung auf eine angemessene Rekonstruktion des Mutterhauses sehe ich dieses Projekt sehr positiv, auch die wieder einmal angestrebten hohen energetischen Standards werden (meiner Meinung nach) in ihrer Bedeutung häufig noch unterschätzt. Hier feilt Frankfurt weiterhin an einer schönen Führungsrolle (zumal ich lesen durfte, dass eine EU-Richtlinie ab 2020 für alle Wohn- und Geschäftshäuser "nahezu Nullenergie-Standards" vorschreibt, womit wohl Passivhausstandard gemeint ist).
    Einziger Wermutstropfen: Wieder so ein schreckliches Pseudo-Dach im südlichen Gebäude. Kann sich denn kaum noch ein Bauherr dazu hinreißen, in ein "richtiges" Dach zu investieren? RMA hat Recht: Dann lieber Flachdach.

  • Die abzureißenden Gebäude an der Eschersheimer Landstraße, alle Photos sind von Mai 2009. Rückwärtige Seite des Mutterhauses, daran anschließend Bauten aus der Nachkriegszeit:



    Die Bebauung zwischen Mutterhaus und Holzhausenstraße ist wegen der hohen Bäume kaum zu sehen.



    Außerdem Bilder des fertig gestellten ersten Bauabschnitts:




    Wenn es auf den ersten Blick so aussieht - das Gebäude hat kein Flachdach:




    Bilder: Schmittchen

  • Vorgestern waren die Bauten an der Eschersheimer Landstraße bereits vollständig abgerissen:



    Bis auf diesen Bau an der Ecke zur Cronstettenstraße, der aber bald folgen sollte:



    Gebäude des ersten Bauabschnitts und Diakonissenkirche:



    Bilder: Schmittchen

  • Seit Schmittchens Beitrag hat sich einiges getan, das Haus im 2.Foto im vorhergehenden Beitrag ist mittlerweile komplett abgerissen. Die folgenden 3 Fotos zeigen die Baustelle von Nord nach Süd, das 4.Bild ist der Blick von Süd nach Nord.


    By thomasfra, shot with Canon PowerShot A710 IS at 2010-03-07


    By thomasfra, shot with Canon PowerShot A710 IS at 2010-03-07


    By thomasfra, shot with Canon PowerShot A710 IS at 2010-03-07


    By thomasfra, shot with Canon PowerShot A710 IS at 2010-03-07

    Und eine Werbetafel steht auch


    By thomasfra, shot with Canon PowerShot A710 IS at 2010-03-07

    Einmal editiert, zuletzt von thomasfra () aus folgendem Grund: Ein Wort geändert

  • Es ist bisher vielleicht etwas zu kurz gekommen, aber die Arbeit der ABG-Holding in Frankfurt muss man an dieser Stelle mal ausdrücklich loben. Es ist sicherlich eines der informativeren und besseren Bauschilder der letzten Jahre, um nicht zu sagen vorbildlich. Ein auf der ganzen Linie erfreuliches Projekt, da die Passivhaus-Bauweise durchaus auch völlig unscheinbar und sogar elegant konstruiert werden kann. Man kann die ABG nur ermutigen weiter an diesem Weg festzuhalten.


    Zum Passivhaus im Allgemeinen:
    Das Bauschild steht stellvertretend für eine wirklich positive Entwicklung in Frankfurt: Mir war unbekannt, dass man seit 1999 beispielsweise 100,000qm an Passivhaus-Wohnfläche errichtet hat (knapp 800 Wohnungen in 10 Jahren). Das ist eine imposante Zahl. Das Motto "Die Passivhaus-Macher. Klimaschutz made in Frankfurt" halte ich jedenfalls für keine übertriebene Werbung, sondern für ein bundesweit wegweisendes Prinzip.


    Ein sehr guter Artikel zum Passivhaus steht hierzu in der FAZ. Darin steht:
    - Öffentliche Bauten dürfen in Frankfurt nur noch im Passivhaus Standard errichtet werden (per Statdtverordnetenbeschluß)
    - Viele Architekten/Ingenieure (beispielsweise Jürgen Engel) sind noch skeptisch aufgrund der dicken Mauern/geschlossenen Fenstern und sind gegen Bevormundung bei Neubauten
    - Andere Architekten wie Jo Franzke und Stefan Forster sind öffentliche Befürworter (das Campo in Bornheim spricht beispielsweise für eine äußerliche Fortentwicklung)
    - Das Passivhaus verbraucht ein Zehntel der Heizenergie eines konventionellen Gebäudes
    - Die ABG spart dadurch 847. 000 Liter Heizöl und mehr als 2000Tonnen Kohlendioxid im Jahr
    - In der Errichtung ist ein Passivhaus nur 5-7% teurer als ein konventionelles Gebäude
    Quelle: http://www.faz.net/s/RubFAE83B…Tpl~Ecommon~Scontent.html

  • In den letzten 7 Wochen sind die Gebäude auf dem Gelände des Diakonissenareals um einiges gewachsen. Die ersten beiden Fotos zeigen den südlichen Bereich, die letzten Beiden den Nördlichen.
    Am Bauzaun wird auf Displays auf die Website des Holzhausenduos hingewiesen (incl.Lageplan), dass hier in "2.Reihe" entsteht.


    By thomasfra at 2010-07-26


    By thomasfra at 2010-07-26


    By thomasfra at 2010-07-26


    By thomasfra at 2010-07-26

  • Stadtvillen "Holzhausen-Duo"

    Die beiden Wohngebäude im rückwärtigen Bereich mit je acht Eigentumswohnungen, Wohnflächen zwischen 135 und 270 m², wurden oben schon kurz angesprochen. Ausführliche Informationen gibt es auf der Projekt-Website und in einer PDF-Broschüre (Download). Einige Renderings:



    Auch hier Satteldächer, ziemlich flach geneigt. Den Passivhausstandard sieht man den Häusern deutlich an:



    Lage:



    Bilder: Frankfurter Aufbau AG

  • Fast fünf Monate sind seit dem letzten Update vergangen, erwartungsgemäß sind die Bauten mächtig vorangekommen. Das nördlich gelegene Wohngebäude des "Holzhausen-Duo", auf dem Plan in Beitrag #14 mit "D1" gekennzeichnet:



    Das Eckgebäude an Cronstettenstraße und Eschersheimer Landstraße:



    Das frühere Mutterhaus, das trotz Denkmalschutz abgerissen wurde und nun "originalgetreu rekonstruiert" wird (wir werden vergleichen:(



    Am Bauzaun angebrachte Grafik:



    Das zweiteilige Gebäude südlich davon, das bis runter zur Ecke Holzhausenstraße reicht. Hier fehlt noch das Dach.



    So unproportioniert wie auf den Visualisierungen in Beitrag #3 wird das Dach hier dann doch nicht, glaubt man dieser Grafik:



    Bilder: Schmittchen

  • "Originalgetreu" ist schonmal wegen der Betonbauweise völlig fehl am Platze, das denkmalgeschütztzte Gebäude war natürlich gemauert. Zu den Nachteilen dieser Methode brauche ich mich an dieser Stelle nicht auszulassen, nur eines ist bereits jetzt sicher: nochmal 80 Jahre mit einer erträglichen Patina steht die "Rekonstruktion" wohl nicht. Lobenswert der traditionelle Dachstuhl, denn da kann man mittlerweile schon Begriffe aus dem Antiquariat verwenden: "selten geworden".

  • Die Grafiken am Bauzaun geben großen Grund zur Hoffnung, dass hier ein feines Pracht-Gebäude neu in Szene gesetzt wird. Es wird sich gewiss noch zeigen, ob es am Ende auch so wirken wird, wie man es sich erhofft. Daher kann man schon sehr auf die Fassadenarbeiten gespannt sein. Dieses Passivhaus-Modellprojekt zeigt jedenfalls schon jetzt, dass man auf einem guten Weg ist, Nachhaltigkeit mit Ästhetik besser miteinander zu verbinden. Auch das quasi benachbarte Frankfurter Westsight an der Hansaallee 34 wird eine gelungene Addition (mittlerweile fallen dort die Gerüste) für gehobenes Wohnen in Frankfurt.

  • Stand der Arbeiten am heutigen Tag:


    Die Südwestecke.



    Balkone an der Rückseite mit Blick nach Osten/Blockinneres.



    Die Nordwestecke. Das Dachdecken kommt gut voran, leider blendet der frische Schiefer Fotograf und Kamera ;)



    -Bilder von mir-

    Einmal editiert, zuletzt von Robbi () aus folgendem Grund: Links repariert