Neuer Henninger-Turm (140 m / realisiert)

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    Aber der Unterschied ist doch, dass man sich hier gegen etwas Neues wehrt, von dem man gar nicht weiß, wie es aussehen wird. Die aktuellen Protesten lauten doch: Alles so lassen, wie es ist. Das ist dann aber für den Henninger Turm auch keine Lösung. Der gammelt schließlich seit 10 Jahren ungenutzt vor sich her.

  • ich bin auch zweigeteilt. Als Sachsenhäuser Bub war ich Anfang der 70er oft im Drehrestaurant und habe Henninger-Bierdeckel in die hölzernen Heizungsabdeckungen gesteckt, um sie nach 1 Stunde Herumfahren wieder einzusammeln. Ich habe den Turm sehr gemocht. Aber auch im Bekanntenkreis gibt es widersprüchliche Meinungen:
    - Erhalt als Wahrzeichen und identitätsstiftendes Bauwerk in Sachsenhausen
    - Maroder Schandfleck
    - wenn Neubau, dann kein Hochhaus
    - schickes neues Hochhaus.


    Ich warte mal auf die Entwürfe des ergebnisoffenen Architektenwettbewerbs.

  • Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir zumindest ein paar gute Entwürfe präsentiert bekommen werden. Das ist auch schließlich das Mindeste, was von einem modernen, guten Architekten erwartet werden kann – aber das ist nicht das Thema.


    Es geht doch vielmehr darum, wie mit einem für viele Bürger der Stadt identitätsstiftenden Bauwerk umgegangen werden soll und zwar vollkommen unabhängig davon, ob der Bau für Architektur-Experten erhaltenswert ist oder nicht (eher nicht der Fall). Hier geht es aber um das Historische Erbe und einfach auch mal darum, dass vermeintliche Architektur-Experten den Bürgern der Stadt nicht immer vorzuschreiben haben, was gut und schlecht sein soll. So spricht sich wohl die Mehrheit der Bürger gegen den Erhalt des Philosophikums aus und warum? Weil es ein potthässliches, verschmuddeltes Gebäude ist, das sich nicht in seine Umgebung einfügt und an dem daher emotional auch keiner hängt (bis auf ein paar Spezialisten, die sich an seiner „filigranen“ Bauweise erfreuen).


    Jetzt ist natürlich der Henninger Turm auch ein potthässliches Bauwerk, das sich ebenfalls in keiner Weise in seine Umgebung einfügt, aber: mit dem die Leute etwas verbindet, an dem sie emotional hängen. Es gibt in der Sachsenhauser Brückenstraße T-Shirts und Sweat-Shirts zu kaufen, die der Henninger Turm ziert! Denkt man an Sachsenhausen kommt einem nach dem Apfelwein sofort der Henninger-Turm in den Sinn.


    Daher bin ich der Auffassung, dass dieses Wahrzeichen nicht zerstört oder verhunzt werden darf. Es sollte saniert werden und wenn es nur als Denkmal stehen bleibt. Was ist denn schließlich der Europa-Turm heutzutage noch anderes als ein großes Denkmal - er dient seinem urspr. Zweck schon längst nicht mehr.


    Natürlich steht dann die Frage der Finanzierung im Raum. Der Eigentümer Actris wird mit Sicherheit mehr als genug am Verkauf und der Entwicklung der Filet-Grundstücke des Areals verdienen, so dass man sich eine Sanierung mit Sicherheit wird leisten können.

  • marty:
    der Europaturm dient sehr viel mehr seiner ursprünglichen Bestimmung als noch zu Zeiten, als das Restaurant noch geöffnet war. Es ist der wichtigste Fernsehturm Deutschlands, wenn nicht sogar Europas. Darüber läuft der ARD-Stern und viele andere Programme und die EBU. Und dann ist da noch einer von zwei Kontenpunkten der Welt untergebracht, die geheim sind - also nicht direkt im Turm, sondern in den Gebäuden darunter. Dahingegen hat sich die Funktion des Henningerturms erledigt.

  • Ehrlich gesagt, gefällt mir der Henninger-Turm überhaupt nicht. Ich wünsche mir einen Neubau, wobei der natürlich kein x-beliebiges Klötzchen sein darf. Hier liegt die große Gefahr. Zum einen weil die Erwartungen zu recht sehr hoch sind. Zum anderen, weil gerade die (tatsächlichen oder vermeintlichen) Vorbehalte gegen einen Neubau die Planer daran hindern könnten, auch mal was ganz Neues vorzuschlagen.


    Wenn ich daran denke, welche Vorbehalte gegen das Radisson SAS Hotel am Katharinenkreisel bestanden ("Disney-Architekur" etc.)... Heute empfinden es viele als echten Blickfang, gerade bei der Einfahrt nach Frankfurt.

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  • Wenn ich daran denke, welche Vorbehalte gegen das Radisson SAS Hotel am Katharinenkreisel bestanden ("Disney-Architekur" etc.)... Heute empfinden es viele als echten Blickfang, gerade bei der Einfahrt nach Frankfurt.


    Bitte entschuldige Megaxel, dass ich hier so entschieden widerspreche muss: gerade das runde Radisson SAS Hotel (hier ein Bild) ist ein gelungenes Beispiel, wie man es gerade nicht machen sollte. Wenn der Henninger-Turm doch fallen sollte, möchte ich stark hoffen, dass an seine Stelle nicht eine derartige Un-Architektur tritt, die in keiner Weise zu Frankfurt passt.


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    Mod: Bitte thematisch Kurs halten, und keine Abdrift ins Geschmackliche.

  • Wettbewerb Henninger Turm entschieden

    Der Henninger Turm soll abgerissen und in ähnlicher Gestalt neu gebaut werden. Das ist das Ergebnis der Wettbewerbs, aus dem das Büro Meixner Schlüter Wendt als Sieger hervorging. Einem aktuellen FAZ-Artikel zufolge entschied sich die Jury einstimmig für den Entwurf der Frankfurter Architekten. Weitere Preise wurden nicht vergeben.


    Entstehen soll ein Wohnturm in etwa der Höhe des Henninger Turms. Das Wahrzeichen wurde zwischen 1959 und 1961 erbaut und ist 119 Meter hoch (Info). Aus Blickrichtung Norden soll das neue Hochhaus dem Henninger Turm ähnlich sehen. An der Spitze ist demnach wieder ein Aufsatz vorgesehen, eine "gradlinige Neuinterpretation" des bisherigen Drehrestaurants in Form eines Bierfasses. Hier ist eine öffentliche Nutzung geplant.


    Ab kommender Woche werden im Deutschen Architekturmuseum die Ergebnisse des Wettbewerbs ausgestellt. Die Eröffnung ist am 13. März 2012 um 19 Uhr. Die Ausstellung läuft dann vom 14. März bis zum 1. April 2012.


    Am Wettbewerb teilgenommen haben:


    • Bjarke Ingels Group (Kopenhagen),
    • Gruber + Kleine-Kraneburg (Frankfurt am Main),
    • Martin Kohlbauer (Wien),
    • Stefan Forster Architekten (Frankfurt am Main),
    • Jourdan&Müller (Frankfurt am Main),
    • Ferdinand Heide Architekten (Frankfurt am Main),
    • KSP Jürgen Engel Architekten (Frankfurt am Main),
    • Meixner Schlüter Wendt (Frankfurt am Main) und
    • WOHA (Singapur)


    Das Büro Herzog & de Meuron hat die Teilnahme abgesagt.

  • Bevor wir die Entwürfe kennen, lohnen sich keine Aussagen dazu. Von Meixner Schlüter Wendt stammt das neue Frankfurter Ordnungsamt, das ich im gesetzten Rahmen für gelungen halte. Schaumeralsoma. Abbruch oder Erhalt haben wir oben ja schon hinlänglich besprochen.


    Eine Spekulation aber doch zum Restaurant im fassartigen Aufsatz, Adama. Die Wahrscheinlichkeit, dass es drehbar wird, halte ich in einer "gradlinigen" Neuinterpretation für gering :)

  • Eine systematische Rasur der Wiederaufbau-Architektur vermag ich nicht zu erkennen und sollte man auch nicht am Henninger-Turm festmachen. Viel eher ist eine regelrechte Nostalgiewelle zu beobachten, die Stilelemente aus den 50er Jahren aufgreift (z.B. Goetheplaza, Maison 43, usw.) und ansehnliche Ergebnisse präsentiert. Zentral gelegene Bauten wie die Kleinmarkthalle, die Stadtbibliothek oder das Bienenkorb-Hochhaus werden aufwändig erhalten und ein Zeugnis ihrer Zeit darstellen. Auch stadtprägende Bauten von Poelzig und Elsaesser erhielten neue Nutzungen unter Erhalt ihrer zeittypischen Architektur. Das ist nicht verwerflich.


    Auch in diesem Fall sollte man lieber abwarten und Tee trinken, denn das Ergebnis von Meixner Schlüter Wendt (MSW), die schon am Rossmarkt ihr Können unter Beweis gestellt haben, sollen den markanten Turm ja als Inspiration für ihren Entwurf genommen haben. Das Ergebnis dürfte ein spannender Hybrid zwischen modernen Anforderungen an ein Hochhaus, öffentlicher Nutzung und der von vielen lieb gewonnen Bierkrugs-Architektur werden. Natürlich darf man den Tag nicht vor dem Abend loben, aber die bisher veröffentlichten Details zur Planung von MSW geben Anlass zu vorsichtigem Optimismus.

  • Erste Einzelheiten der Planung von Meixner Schlüter Wendt werden bekannt:


    • Höhe 130 Meter
    • etwas mehr Tiefe und Breite als der Henninger Turm
    • Fassade mit Rankpflanzen begrünt
    • wieder ein "Bierfass" an der Spitze des Turms
    • das "Bierfass" wird größer und erhält wieder ein Drehrestaurant
    • Passivhaus-Standard
    • ca. 130 Wohnungen, davon die Hälfte mit mehr als 100 m² Wohnfläche
    • ein Quadratmeterpreis von 4.000 Euro wird angestrebt
    • Fertigstellung bis 2015
  • Hört sich alles in allem doch sehr gut an. Und 4000€/qm ist auch okay.


    Ich weine dem Henninger-Turm auch keine Träne nach. Das "Ding" ist und war nun mal zuvorderst ein gewerblich-industrieller Zweckbau. Und da die Drittverwendungsfähigkeit als auch ein nachhaltiger Cash-flow bei einem Getreidesilo wohl nicht gegeben ist, kommt der halt leider weg. das kann man gut oder schlecht finden, aber Nostalgie war schon immer ein schlechter Investitionsberater. Und ein formals durchschnittliches Dreh-Restaurant on-top erwirtschaftet nie die Rendite. Da müsste dann wohl schon Paul Bocuse einziehen... Daher. Es kann nur besser werden! :daumen:

  • wow, wer hätte das gedacht. Gefällt mir richtig gut.


    Was mich wundert ist, dass die Fensterfront der "Wohnfläche" Richtung Osten statt nach Norden zeigt. Den Phänomenalen Skylineblick hat man nun vermutlich aus dem Bad oder Schlafzimmer.


    Die "Rückkehr" des drehbaren Restaurant ist ein echter Gewinn für Frankfurt.

  • Sehr angenehmer Siegerentwurf, der wohl auch diejenigen, die dem Henniger Turm als Stadt-Symbol hinterher trauerten, recht zufrieden stimmen sollte.


    Der zweiten Entwurf von Meixner Schlüter Wendt sagt mir jedoch persönlich noch mehr zu und erinnert mich etwas an den Entwurf für das Wohnhochhaus an der Ecke Europagarten im Europaviertel, der leider nicht gewonnen hatte.

  • Danke für den Link, Mathias M,


    auch in meinen Augen hat sich der richtige Entwurf als Sieger platziert. Die Gestaltung erinnert doch sehr an den alten Henninger-Turm und erfüllt gleichzeitig nützliche Funktionen (Wohnen, Drehrestaurant). Das alte Wahrzeichen findet einen würdigen Nachfolger. Ich freue mich schon auf die Aussicht auf die Frankfurter Skyline bei Kaffee und Kuchen!

    Einmal editiert, zuletzt von Beggi ()

  • Der zweite Entwurf von Meixner Schlüter Wendt, der ein abgestuften Turm zeigt, finde ich persönlich auch noch etwas besser.


    Noch eine Frage anbei weiß jemand was mit dem freien Areal passiert?

  • Na, das sieht doch gut aus, wenn's denn wirklich so wird. Ich bin auch ein bisschen hin und her gerissen bei diesem Thema, da der Turm einerseits wirklich keine Schönheit ist und ich auf Nachkriegbauten (mit ein paar Ausnahmen) sowieso schlecht zu sprechen bin, andererseits gehört er einfach zu Frankfurt wie der Römer, der Messeturm oder der Ginnheimer Spargel.
    Die Visualisierung hat aber eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Original, und man stelle sich vor der Turm wurde umgebaut und das ist das Ergebnis, zwar 12 Meter höher und etwas breiter, aber die Silhouette ist erkennbar.

  • Sehr schön

    Das nenne ich mal eine gute Nachricht und Frankfurt bleiben Proteste wie zu S21 erspart.
    Vielleicht bringt die Überarbeitung noch eine gelungene Mischung aus beiden Entwürfen ... wer weiß, denn nach Süden hin machen sich größere Terrassen sicher besser beim Verkauf.


    Am Entwurf sieht man auch, dass sich die Form der Bierfässer im Laufe der Jahre verändert haben. Das ist eben jetzt ein modernes Fass - wie das aus Aluminium...

  • ein fantastischer Entwurf! Etwas kühn finde ich die Begrünung, funktioniert das überhaupt in solcher Höhe, Wind und Wetter ausgesetzt?


    Schön, das Frankfurt diese Silhouette erhalten bleibt.