Leipzig: Prager Projektfrühling (Bauvorhaben an der Prager Str.)

  • ^ so wie man auf den noch nicht ganz klaren Plänen erkennen kann scheint der letzte Bau am Ostplatz direkt, ungefähr eine ähnlich Höhe wie die älteren Gebäude an der Kreuzung zu haben. Dennoch stellt sich mir die Frage, warum nicht in die Höhe gehen? Der Elfgeschosser am ehemaligen Ordnungsamt könnte auch direkt am Ostplatz stehen und Nahversorgung wie diverse öffentliche Einrichtungen führen. Muss ja die Brücke hier nicht zum Altbaubestand erfolgen, sondern zu den Bürobauten der 1990er Jahre entlang der Prager Straße, welche allesamt über dem Niveau der Jahrhundertwende-Bebauung liegen.


    Im Kontext der wachsenden Stadt mit einem mittlerweile nicht unerheblichen Grad an Verdichtung, sollte man auch hier nicht wieder auf Flächenverbrauch gehen. Vor allem mit der perfekten Infrastruktur an ÖPNV direkt vor der Tür, lässt sich die Verdichtung hier leicht erschließen.


    Die Insitutsgebäude der Universität stellen mit ihrem Nutzen ja auch nicht den Kontext der Wohn- und Bürobebauung der Prager Straße dar. In Leipzig gibt es nicht viele Bereiche, in welchen eine höhere Bebauung und Verdichtung städtebaulich so verträglich und harmonisch ablaufen könnte wie am Ostplatz bzw. entlang der vorderen Prager Straße.

  • ^ Mein erster Gedanke war ähnlich, allerdings vermute ich, dass der Neubau mit seinen 8 Stockwerken trotzdem das höchste Haus am Platz wird. Die 8 Etagen des Hauptgebäudes dürften bis zur Traufkante des gegenüberliegenden vierstöckigen nordwestlichen Altbaus reichen, die 3 Turmetagen dürften dann selbst das Türmchen überragen.


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  • Hier eine kurze Zusammenfassung über die Bebauungen in der Prager Straße:


    In dem von der CG Gruppe AG initiierten städtebaulich-architektonischen Wettbewerb für ihr Projekt am Leipziger Ostplatz hat sich das Architekturbüro Homuth & Partner mit seinem Entwurf gegen vier weitere renommierte Architekturbüros durchgesetzt.


    Der Siegerentwurf sieht auf dem Gelände drei Gebäude mit einer Gesamtnutzfläche von ca. 28.000 m² vor. Diese unterteilen sich in ca. 14.000 m² Wohnfläche, ca. 7.000 m² Gewerbefläche und ca. 7.000 m² Verkehrsfläche. Die oberen Geschosse bilden einen Mix aus Wohnen und Büro. Die Gebäudestruktur ermöglicht eine breite Spannweite von familiengerechten Wohnungen über kleinteilige Appartements, Einzelbüros und Großraumbüros. Eine zweigeschossige Tiefgarage mit voraussichtlich 180 Stellplätzen ist vorgesehen.


    Im nächsten Schritt sind Abstimmungsgespräche mit der Stadt Leipzig geplant. Der Baubeginn für das Projekt ist für Mitte 2017 avisiert. Das Gesamtvolumen des Projektes beträgt ca. 90 Mio. Euro.


    Ebenfalls am Ostplatz in der Prager Straße 20-28 entsteht das Vertical Village-Projekt „Four Living“, für das die Einreichung der Baugenehmigung kurz bevorsteht. Das Volumen beträgt hierfür ca. 75 Mio. Euro. Auch bei diesem Projekt und dem LKG Carré (Prager Str. 12-18) hat die CG Gruppe AG erfolgreich mit dem Architekturbüro Homuth & Partner zusammengearbeitet. Das LKG Carré wurde im vergangenen Herbst fertiggestellt. Das Gesamtvolumen beläuft sich auf rund 63 Mio. Euro.


    Volltext unter dem Titel "CG Gruppe AG baut am Leipziger Ostplatz mit Homuth Architekten" bitte hier klicken.

  • ^ Ein bisschen schmunzeln kann man schon, wenn bei einem von der CG-Gruppe initiierten Architekturwettbewerb ausgerechnet das Architekturbüro Homuth & Partner als Sieger hervorgeht. Dieses Büro ist sozusagen der Hausarchitekt der CG-Gruppe, zumindest bei deren Projekte in Leipzig, so auch beim LKG-Carré und beim Umbau des Technischen Rathauses, hier "Four Living" genannt.


    Homuth & Partner haben sich ja vor allem in der Denkmalsanierung bislang verdient gemacht, so zum Beispiel bei der Sanierung des Roßbach-Palais vor 12 Jahren, das wahrscheinlich imposanteste gründerzeitliche Wohnhaus in Leipzig. Zunehmend entwerfen sie aber auch Neubauprojekte wie zuletzt Goldschmidtstraße 35 oder wie schon gesagt das LKG-Carré.


    Ansonsten wurde zum Projekt "Ostpark" schon viel geschrieben. Mir gefällt vor allem die stadträumliche Einordnung des Projekts. Es wird nicht, wie noch auf der ersten Skizze in #136 zu sehen, die Baumasse hinsichtlich der Rendite plump dahingeklatscht, sondern die Umgebung mit einbezogen und an öffentliche Durchwegung gedacht. Zwischen den drei Baukörpern entsteht ein Platz mit einem Wasserbecken, wenn ich die Zeichnung richtig deute. Somit bekommt der Ostplatz zumindest etwas abseits der lauten Verkehrskreuzung wieder Aufenthaltsqualität. Der Zugang zum Platz erfolgt dabei nicht nur über die vorhandenen Wege, was ja durchaus schon gereicht hätte, sondern auch mittels Durchgang in den Baukörpern an der Johannisallee und an der Prager Straße. Klasse.


    Die Staffelung der Baukörper finde ich ebenso gut durchdacht. Die 7 Vollgeschosse des Baukörpers an der Einmündung zur Johannisallee wird mindestens die Höhe des Dachfirstes des gegenüberliegenden Eckgebäudes erreichen, hier links angeschnitten, so dass eine Torwirkung auf der Prager Straße aus Richtung Südost entsteht.


    Wäre noch zu erwähnen, dass mit den drei CG-Projekten auf der Südwestseite der Prager Straße zwischen Stephanstraße und Johannisallee knapp 220 Mio Euro investiert werden. Das ist nicht wenig.

  • Die LVZ heute in der Printausgabe mit einem großen Artikel zum Prager Projektfrühling mit einigen neuen Infos. Zunächst erfährt man Neues zum Projekt am Ostplatz: dieses ist laut Peter Homuth inspiriert von einem Zaha Hadid-Projekt (vermutlich das Wangjing Soho), das drei Baukörper um einen Stadtplatz gruppiert, in dessen Untergeschoss öffentliche Nutzungen untergebracht sind. Wirft man einen Blick auf eine höher auflösende Version einer Visualisierung, die bereits auf den Bildern von miumiuwonwon zu sehen war, erkennt man, wozu man sich hat inspirieren lassen:



    Entwurf / Copyright: Hohmut und Partner


    Zu erkennen ist, dass es tatsächlich eine unterirdische Ebene gibt, die gesondert angefahren werden kann und auch direkt vom Stadtplatz aus über einen Einschnitt per Treppe erreichbar ist. Dort sollen ein Discount- und ein Drogeriemarkt sowie die Tiefgarage des Komplexes entstehen. Andere Entwürfe hatten die genannten Handelsflächen im Erdgeschoss vorgesehen, wo jetzt aber laut LVZ kleine Läden und Gastronomie entstehen sollen. Am Ende setzte sich Hohmuth mit dieser Idee schlussendlich knapp gegen einen Entwurf von kadawittfeld durch, mit denen man laut Christoph Gröner Kopf an Kopf lag. Wenn das wirklich so funktionieren sollte, dürfte das eigentlich genau der von hedges gewünschte Anziehungspunkt sein ;) Auch der Blick von der höherliegenden Ebene über die Kleingärten im Johannistal in Richtung Uni-Klinikum und Innenstadt dürfte top werden und sowieso: muss man sich mal überlegen, an einer Leipziger Magistrale wird ein Elfgeschosser errichtet!
    :booze:


    Im ehemaligen CLG-Speisesaal (ebenfalls auf der Visualisierung ) zwischen diesem Projekt und der ehemaligen CLG-Zentrale, für deren Umbau nach Kauf einer Arrondierungsfläche von der Stadt "in Kürze" der Bauantrag gestellt werden soll, arbeitet Gastronom Dietrich Enk ("Max Enk", "Pilot", "Cafe Gloria") an einem "besonderen Konzept".


    Weiterhin wurde vor kurzem ja bereits von Erdbewegungen an der Prager Straße 27, dem Nachbargrundstück des Eckgebäudes mit Türmchen - jetzt Commerzbank, früher Verlagssitz von Velhagen & Klasing, berichtet. Dort wird nach Entwurf von Denda Architekten ein Mehframilienhaus mit 24 Wohnungen erreichtet. Der Neubau nutzt das noch existierende Portal des Vorgängers (war das ein Zwilling?) und passt sich mit einer Fassade aus gelben Klinkern zumindest materialtechnisch an seinen Nachbarn an:



    Entwurf: Denda Architekten


    Kurz erwähnt werden noch der Neubau der Ecke Talstraße sowie die Studentenapartments auf dem Grundstück zwischen Mühl- und Stötteritzer Straße, weiterhin gibt es Projekte im Frühstadium für mindestens 3 weitere unbenannte Brachflächen entlang der Prager Straße. Läuft alles wie geplant, könnte der zentrumsnahe Bereich der Magistrale, so das Stadtplanungsamt, in etwa 5 Jahren wieder weitestgehend vollständig von Gebäuden flankiert werden.


    „Ziel der Stadt ist es, dass sich entlang der Prager Straße eine urbane Nutzungsmischung von Arbeiten, Wohnen, sozialer Infrastruktur und Versorgung entwickelt“, sagt Baubürgermeisterin Dorothee Dubrau (parteilos). Momentan scheint es so, dass genau dies passiert. Die bekannten Projekte bringen lange vermisstes Leben an die Prager Straße.

    Einmal editiert, zuletzt von DaseBLN ()

  • ^ Danke für die tolle Zusammenfassung. Der Denda-Entwurf gefällt mir gut. Die Reminiszenz an das ehemalige Verlagshaus mit dem gelben Klinker, dem wiederhergestellten Velhagen&Klasing-Schriftzug über dem Portal sowie der Büste an der Fassade ist unverkennbar. Der markante Kopfbau füllte ja ursprünglich auch die Fläche aus, wo jetzt der Neubau entsteht, hier auf dem historischen Foto ganz gut zu sehen.


    Edit: Der von Dase zusammengefasste LVZ-Artikel ist jetzt online.


    Nochmal Edit: Es gibt zwei LVZ-Artikel von Jens Rometsch zum Thema. Der, auf den sich Dase stützt, gibt es nur hinter der Bezahlschranke zu lesen.

  • Hier geht zur Printausgabe, unter dem Titel "Prager Straße - LVZ vom 06.06.2016".


    Einen Satz finde ich bemerkenswert, und zwar: "Nachdem die CG-Gruppe soeben mit der Stadt handelseinig über den Ankauf einer kleinen, aber wichtigen Arrondierungsfläche wurde, will sie in Kürze den Bauantrag für die Umgestaltung des früheren Technischen Rathauses einreichen, erklärt Vorstandschef Christoph Gröner." Vielleicht kommt die ehemalige Führerscheinstelle in der Platostraße weg?

  • Cowboy
    Gestatte mir eine kleine Korrektur: Das historische Foto ist wohl spiegelverkehrt. Das heißt, dass vom Ursprungsbau nur die Achse mit dem erhaltenen Portal fehlt (auf dem Foto also rechts außen).

  • ^ Das Bild ist schon korrekt. Es zeigt die im Krieg zerstörte zuerst errichtete nördliche Gebäudehälfte. Später wurde zum Ostplatz hin baugleich die noch existierende zweite Hälfte angefügt.
    So sah das Gebäude im kompletten Zustand aus: klick

    Einmal editiert, zuletzt von Waldmeister () aus folgendem Grund: Link ergänzt

  • Das ganze Projekt am Ostplatz ist, mit der besseren Visualisierung, erheblich besser einzuordnen. Meines Erachtens könnte der Bau zum Ostplatz trotzdem noch etwas höher ausfallen, aber die angestrebte Höhe ist definitiv nicht zu niedrig - wie am Anfang befürchtet. Und ja, Dase, die von mir propagierte infrastrukturelle Erschließung mit Supermarkt usw., ist auch gegeben ;) Und sicher kann man dir hier auch nur zustimmen, ist es ziemlich erfreulich das die ganze Gegen wieder einen städtebaulichen Heilungsprozess tritt.


    Ob der vordere Teil der Prager Straße in 5 Jahren nun wirklich die komplette Fassung bekommen hat, kann man nur abwarten. Schön wäre es, und der Nutzungsmix aus Wohnen, Leben, Arbeiten ist auch der absolut richtig Ansatz!

  • Das Stadtplanungsamt informiert:

    Entwürfe für geplantes Bauvorhaben am Ostplatz werden im Neuen Rathaus ausgestellt


    Die Ergebnisse des städtebaulich-architektonischen Wettbewerbs zur Bebauung einer Fläche am Ostplatz sind bis 28. Juni im Neuen Rathaus (5. Obergeschoss, Ausstellungsbereich des Stadtplanungsamtes) jeweils Montag bis Donnerstag 8-18 Uhr und Freitag 8-15 Uhr zu sehen. Der Grundstückseigentümer, die CG Gruppe AG, will die vormals als Parkplatz genutzte Fläche entwickeln. Die Wettbewerbsteilnehmer hatten die Aufgabe, grundsätzliche Bebauungsmöglichkeiten unter Auslotung des städtebaulichen Potenzials des Standortes vorzuschlagen. Die Entwürfe sollten ebenfalls die künftigen Verkehrserschließung sowie die Freiraumgestaltung umfassen. Den ersten Preis unter den fünf Einsendern belegte das Leipziger Büro homuth + partner architekten Leipzig. Mit der Idee einer Nutzungsmischung aus Wohnen, Gewerbe und Einzelhandel, der vorgeschlagenen Fassadengestaltung und einem überzeugenden Vorschlag zur Freiraumgestaltung überzeugte es die Jury, die den Entwurf zur Weiterbearbeitung empfahl.


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  • Ein paar Visualisierungen vom bevorstehenden Umbau des Technischen Rathauses.


    Bekannte Ansicht Prager Straße




    Rückseite zu den Kleingärten




    Ansicht Prager Straße mit Mensa, die den Charakter der 60er-Jahre beibehält.




    Querschnitt




    Detail an der Prager Straße

    Visualisierungen: homuth+partner architekten


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    Ein paar Visualisierungen zum Projekt "Ostpark" direkt im Anschluss:



    Hier sieht man noch einmal recht gut die Anordnung der Baukörper und den künftigen Platz in der Mitte.




    Luftbild von Osten. Im Vordergrund der Stadtteil Reudnitz-Thonberg. Die Aufnahme ist schon älter, das LKG-Carré ist noch nicht in Arbeit und ein paar Gründerzeithäuser in Reudnitz sind inzwischen saniert.




    Ansicht aus Richtung Südosten. Gefällt mir gut, wie die Farben ineinander verschwimmen. Ob die Wirkung nach der Umsetzung auch so ist, wird sich zeigen.


    Umbau des ehemaligen Technischen Rathauses und Ostpark nebeneinander. Die Investitionssumme der beiden Projekte zusammen beträgt 165 Mio Euro.

    Visualisierungen: homuth+partner architekten

  • Was die Visualisierung im Luftbild nicht so richtig wiedergibt ist die Höhe der Neubebauung "Ostpark". Hier scheint es einen Fehler zu geben, zeigt doch die Ansicht einen fließenden Übergang zum ehemaligen Ordnungsamt. Die Wirkung deswegen auch zum gegenüberliegenden ehemaligen LWB-Bürokomplex eine abgestimmte sein. Folgerichtig wäre dann auch eine vergleichbare Gebäudehöhe bei einem Neubau zwischen Prager-, Seemann-, und Teubnerstraße. Wie schon einmal geschrieben, bietet diese Teilstück der Prager Straße eine Kontextualisierung mit höheren Gebäuden an, welches an den meisten Stellen in Leipzig eher weniger der Fall ist.

  • So hülf, es wird ja immer schlimmer. Bis jetzt kann man nicht nur froh über den Erstplatzierten sein, sondern auch dankbar sein, dass Homuth überhaupt seinen Entwurf eingereicht hat.


    Jetzt bin ich auf den Entwurf von kaddawittfeld gespannt, der ja bekanntlich nur ganz knapp unterlegen war.

  • Hier kann man beim Erstplatzierten wirklich froh sein.
    Die anderen sind zum Teil schon sehr Geschmacklos.


    Der Jury kann man also dankbar sein, aber was wäre wenn der Siegerentwurf wie schon von Cowboy angemerkt, nicht dabei gewesen wäre?


    Dann würde es so sein, das der zweite Platz der Erste auf der Siegertreppe wäre, wo ich die Jury dann wiederum überhaupt nicht nachvollziehen kann.

  • ^ Danke an miumiuwonwon für den Bilderservice. Kadawittfeld mit dem einzigen anderen spannenden Entwurf, ähnliches Grundkonzept wie beim Sieger, wobei die Fassadenverspiegelung irgendwie so 90er wirkt.


    hedges: was meinst du mit fließendem Übergang und Fehler im Luftbild? Zustimmung auf jeden Fall zur künftigen Neubebauung zwischen Seemann- und Teubnerstraße (dürfte Prager 23-27 sein) - die sollte in jedem Fall die durch Haus des Buches, Seemann-Karree und ehemaligem LWB-Gebäude vorgegebene Traufhöhe aufnehmen.