Visionen & Spekulationen

  • Auch in Berlin ist immer noch eine Menge los, auch wenn momentan bis auf das Stadtschloss keine besonders spektakulären Projekte anstehen.


    Die Situation in Stuttgart ist trotzdem interessant, weil hier mit S21 das Stadtzentrum gorßflächige erweitert wird.

  • Bei innerstädtischen Projekten sollte Stuggi recht weit oben stehen, wenn nicht ganz oben:


    Klinikum 800 Mio. EUR, Milaneo 550 Mio. EUR, Gerber 250 Mio. EUR, Bülow Carre 120 Mio. EUR und demnächst Dorotheen Quartier 220 Mio. EUR, nur um die wichtigsten Projekte zu nennen, exklusive Verkehrsprojekt S21 mit enormen 4,3 Mrd. EUR (nicht nur Innenstadt).

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    Das war nun schwäbische Mentalität in Reinkultur.

    Wen interessiert denn schnöde Architektur, wo doch wirklich wichtig ist, was in der Tasche klingelt, wie? Für die Elbphilharmonie bspw. wurden trotz aller Explosionen immer noch 400 Mio. verlangt (ursprünglich gar 100), und in Frankfurt baut man für 800 Mio. zwei 200 m Türme inklusive Sanierung der Markthalle. Deine Rechnung zeigt demnach nur eins - Stuttgart belegt in puncto Baukosten seinen Spitzenplatz.
    Kein Wunder, das sich unter solchen Umständen auch niemand an einprägsame Bauten wagen mag.


    Edit: Dennoch sollte lobend erwähnt werden, das überhaupt reichlich gebaut wird. Das stimmt.

    5 Mal editiert, zuletzt von Neall ()

  • Das man von diesen ganzen tollen Bauvorhaben anderorts außer von S21 und vlt. der Bibliothek so gut wie gar nichts mitbekommt spricht jetzt nicht unbedingt für deren Innovativität.

  • Neall
    Dieser Aphorismus von jaggyjerg war ja ursprünglich voran gegangen:


    jaggyjerg
    Ist Stuttgart nicht derzeit die Stadt mit den meisten innerstädtischen Abriss- und Neubautätigkeiten?


    War meine Antwort darauf in irgendeiner Weise verkehrt? :confused:


    Das war nun schwäbische Mentalität in Reinkultur.
    :confused:


    Was ist denn schwäbische Mentalität in Reinkultur? Gefühlsmäßig würde ich aber eher sagen, dass ich eine positiv gefärbte Aufzählung von Großprojekten so alles andere als "schwäbisch" bezeichnen würde. Dann schon eher bruddlerisches Dagegensein gegen alles, was größer ist als die DIN-Abmessung eines Gartenzwergs - mit Stinkefinger.


    Wen interessiert denn schnöde Architektur, wo doch wirklich wichtig ist, was in der Tasche klingelt, wie?
    :confused:


    Welche schnöde Architektur? Gerber, Milaneo, und selbst das unter Würgen heraus gekommene Dorotheen Quartier kann sich m.E. im Vergleich zu den vielen Mittelmäßigkeiten in Dland mehr als nur sehen lassen.


    wo doch wirklich wichtig ist, was in der Tasche klingelt
    Smells like altlinke Kapitalismuskritik. Sinn im Zusammenhang mit Obigem: Völlig unklar.


    Für die Elbphilharmonie bspw. wurden trotz aller Explosionen immer noch 400 Mio. verlangt (ursprünglich gar 100)


    Heißt?


    und in Frankfurt baut man für 800 Mio. zwei 200 m Türme inklusive Sanierung der Markthalle.
    Ist m.E. nur ein 200m-Turm.


    Deine Rechnung zeigt demnach nur eins - Stuttgart belegt in puncto Baukosten seinen Spitzenplatz.
    Eine Rechnung ist das nicht, nur eine beispielhafte Aufzählung der Investitionssummen konkreter Projekte, die zeigen soll, dass derzeit in Stuggis Innenstadt relativ und m.E. außergewöhnlich viel und groß investiert wird. Da ich viel in den Innenstädten wichtigerer deutscher Großstädte unterwegs bin, habe ich da durchaus auch einen visuellen Vergleich. Ob man das Frankfurter Europaviertel oder die Hafencity noch als Innenstadt bezeichnen möchte, darüber kann man sicher streiten.


    Wie Du aber darauf kommst zu suggerieren, dass die "Baukosten" in Stuttgart wegen ein paar Miniminiprojekten astronomische Höhen erreichten, während andernorts schier unvorstellbar Großes zu einem Bruchteil der Kosten gebaut würde - so habe ich Dein seltsames Statement verstanden -, wird uns wohl allen für immer verborgen bleiben. Oder doch nicht? Natürlich, die Spätzles-Connection macht´s möglich...


    Kein Wunder, das sich unter solchen Umständen auch niemand an einprägsame Bauten wagen mag.
    Allein schon die oben genannten 3 Projektbauten sind für mich recht einprägsam.

  • Offenbar nicht. Es geht um die angebliche "schnöde Architektur", und dass Bauen in Stuttgart so exorbitant teuer sei im Vergleich, und natürlich alles außerhalb von Stuttgart ganz gigantisch, alles am Schnürchen und richtig superb läuft.


    Physikalische Einheit: Vielleicht findet sich ja einer, der die aktuellen Daten in verschiedenen Städten zusammenträgt und vergleicht. Wobei eine exakte Grenzziehung "Innenstadt" natürlich schwierig, die richtigen Daten zu bekommen, noch schwieriger würde.
    Außerdem könnten Sozialwohnungen in Berlin-Charlottenburg auch nicht mit einem Bürohochhaus in Frankfurt-Taunusanlage verglichen werden. Dies täte man aber, wenn man etwa nur Bauvolumina vergliche.


    Bei der Aufzählung von Projekten mit den Investitionssummen tut man sich hingegen leichter. Sicher, wissenschaftlich ist sicher etwas anderes.


    Saxonia
    Das man von diesen ganzen tollen Bauvorhaben anderorts außer von S21 und vlt. der Bibliothek so gut wie gar nichts mitbekommt spricht jetzt nicht unbedingt für deren Innovativität.
    Dass die Klatschpresse oder die SZ (Steht für Sächsische Zeitung) etwa über ein Projekt nicht berichtet, spricht ja erst einmal nicht gegen das Projekt. Interesse kann man ferner auch nicht erzwingen. Schließlich: Um Innovativität ging es hier m.E. auch überhaupt nicht, sondern - und damit sind wir wieder beim Ausgangspunkt angelangt - eigentlich nur um die oben von jaggyjerg gestellte schlichte und rhetorische Frage. Alles andere ist für mich eher Themaverfehlung.

  • ^^
    Fast werter Wagahai, die Sächsische Zeitung erscheint in Ostsachsen, hier zu Lande die Freie Presse. Es sei verziehen, dass das im Südwesten noch nicht die Runde gemacht hat....


    Es mag überraschen aber auch hier bezieht man 22 Jahre nach der Wende überregionale Tageszeitungen und befindet sich rundfunktechnisch nicht im Tal der Ahnungslosen (das war ürbrigens auch Dresden^^). Während in der FAZ naturgemäß von Frankfurt berichtet wird, kommen auch unregelmäßig die Aktivitäten in Leipzig, Dresden, Hamburg, Köln, Berlin usw zu Sprache. An einen Beitrag Stuttgart betreffend kann ich mich da nicht erinnern. Ich fande es schon bedauerlich, dass man im Rahmen der S21 Berichte kaum auf die zu erwartende Neubebauung auf dem frei werdenden Gebiet zu sprechen kam. Anscheinend erwartet man nichts Sensationelles.

  • Wer wird denn gleich so beleidigt sein. Auch von "Sensationellem" war hier nicht die Rede. Ich formuliere es anders: Die Medien präsentieren in der Regel die Stadt und ihre Architektur am liebsten, in denen sie selbst ansässig sind, wie Du ja selbst andeutest. So tauchen die Architekturen in diesen Städten häufiger medial auf und es werden diese Berichte wiederum an den anderen Medienstandorten ebenfalls wieder aufgegriffen. Stuttgart ist mit Ausnahme von einem Teil des SWR abgesehen, keine überregional bedeutende Medienstadt. Da gibt es immer einen natürlichen PR-Nachteil. Wenn Du der Meinung bist, dass Architektur nur dann qualitativ gut sein kann, wenn sie auch gleichzeitig medial gehypt und vermarktet wird, dann sehe ich das einfach anders. Ich erarbeite mir die Architektur oder die Schönheit einer Stadt lieber selbst (man muss sich eine Stadt m.E. "erlaufen" oder "erfahren" und so durchdrungen haben) und bilde mir eine eigene Meinung, bevor ich mich auf irgendein wichtigtuerisches Geschreibsel per Ferndiagnose verlasse. So habe ich in der Vergangenheit mittlerweile weltweit für mich einige interessante Entdeckungen und Erfahrungen machen dürfen.


    Die Berichterstattung zu S21 etwa war natürlich auch ein Lehrstück für die erschreckend niedrige Qualität in der deutschen Medienlandschaft: Da wurde basierend auf schnell ergoogletem Halb- und Nichtwissen sinniert und abgeschrieben, grausam. Aber wollen wir doch bitte nicht weiter vom Thema abkommen.

  • ^^Amen. Wenn man sich die Zeit nimmt (was man in jeder Stadt tun sollte), und mit offenen Augen durch die Bezirke GEHT, wird man feststellen das überwiegend gute Arbeit geleistet wird. Man darf auch nicht ausschließlich auf das einzelne Objekt fixiert sein, sondern die Gesamtheit der Bebauung betrachten. Stuttgart bietet eine bedingt durch die Ansammlung verschiedener besonderer Faktoren (Topographie, späte massive Industrialisierung die manchen Bewohner bis heute überfordert, polyzentrische Siedlungsstruktur monozentrisch ausgerichtet, Kriegsschäden etc.), eine seltene architektonische Vielfalt - und auch Klasse!


    Die Berichterstattung ist in der Tat ausbaufähig, für mich persönlich ist es aber ok. Lediglich im Rahmen von S21 war sie erschreckend amateurhaft, ein Schnellschuss jagte den Anderen...

  • Gibt es außer S21 denn Bauten in Stuttgart, die eine überregionale Aufmerksamkeit eurer Meinung nach rechtfertigen?


  • War meine Antwort darauf in irgendeiner Weise verkehrt?
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    Was ist denn schwäbische Mentalität in Reinkultur?


    Du darfst beruhigt sein.
    Wie Schwabenpfeil es so schön ausdrückte, verstand ich jaggyjerg's Frage vorrangig im Sinne von "physikalischen Einheiten" (Flächen-, Volumen- oder Masseneinheit). Als deine Ansicht dann mit Investitionssummen verdeutlicht wurde, kam mir der Stereotyp vom geldliebenden Schwaben in den Sinn. Das ganze sollte lediglich als lockerer Auftakt dienen - wie man sieht, ein nicht geglückter Versuch.


    Apropos locker: selbiges dürftest du allerdings doch etwas mehr werden. Ich mag verstehen, das die hiesige Architekturszene angespannt ist, aber in einen missglückten Scherz Kritik par excellence zu interpretieren (natürlich alles außerhalb von Stuttgart ganz gigantisch, alles am Schnürchen und richtig superb), übersteigt dann mein Verständnis. IMHO wird viel wie sehenswert in Stuttgart gebaut. Lediglich nicht im Superlativ. Dabei sollten auch keine Vergleiche mit Hamburg oder Frankfurt gezogen werden, schließlich agieren solche Städte doch schlicht in einer anderen Liga. Es steht aber im Raum, das die aufgezeigten Projekte für den ersten Blick ungewöhnlich teuer erscheinen.


    Lasse mich da auch gerne eines besseren belehren. ;)

  • Zu Saxonia: Also ich find´s gut, wenn sich Leute überregional interessieren. Seine Wahrnehmung und Bewertung dürfte durchaus der tatsächlichen Nachrichtenlage entsprechen.


    Gibt es außer S21 denn Bauten in Stuttgart, die eine überregionale Aufmerksamkeit eurer Meinung nach rechtfertigen?

    Ja, ein paar schon. Ich kenne jetzt nicht den zeitlichen Bezug Deiner Frage, daher auch mit historischen "Neu"bauten:


    - Tagblatturm: m.W. Erstes Sichtbeton-HH der Welt
    - Fernsehturm: Erster Fernsehturm moderner/dieser Art der Welt


    - Sterling-Ensemble, postmodern (Neue Staatsgalerie, Kunsthochschule, HdG)


    - Daimler-Zentrale, Möhringen
    - Friedrichsbau
    - RP Vaihingen ("Pallas")


    - Bosch-"Parkfinger" (Landesmesse)
    - Landesmesse aus einem Guss


    - Mercedes-Museum
    - Porsche-Museum


    - Züblin-Atrium
    - LBBW am Hbf


    Ganz gelungen sind ferner
    - Königsbaupassagen , insbes. im Ensemble mit Königsbau und Gesamtaufwertung Kleiner Schlossplatz
    - LBS
    - Van Technology Center
    - Z-UP
    - Kö 5


    Revitalisierungen
    - Bosch-Areal
    - Arcotel Camino
    - Hines


    Wenngleich ohne Anspruch auf Vollständigkeit, ist diese Liste angesichts der Gesamtzahl Projekte wirklich nicht berauschend. In Stuttgart wird leider häufig
    der Durchschnittsentwurf dem Spektakulären vorgezogen.
    So wurden leichtfertig Chancen u.a. beim
    - Südtor
    - Neckartor
    - Ex-Versatel (Zentraltor) oder
    - Pragsattel
    - Bibliothek 21
    - Galeria Ventuno
    vertan.
    Mögen wenigstens die S21-Lichtaugen was hermachen!

  • Danke, Max BGF. Die beiden Automuseen sind für mich ganz ohne Frage Weltklasse und ich habe Schwierigkeiten etwas vergleichbar modernes Gutes in anderen deutschen Großstädten zu finden, ausgenommen vielleicht Elbphilharmonie, Frankfurter Messeturm und BMW-Welt/BMW-Hochhaus.

  • ^^ Um mal mit den Füßen auf dem Boden zu bleiben, die Auto-Museen sind zwar nette Showrooms der zugehörigen Autohersteller, aber irgendwie auch schrecklich banal (wenn man sich nicht für teure Autos begeistert) - ein Weltklasse-Museum ist was anderes. Wenn überhaupt würde ich die Stuttgarter Staatsgalerie dazuzählen. Das Porschmuseum ist allerdings architektonisch in der Tat recht gut gelungen.



    Schwabenpfeil:


    Nun, gerade die 'Entspannung am Stadtrand' ist doch eher hinderlich für eine Nach-Urbanisierung?