Platz der Republik - Diskussionsthread

  • ^ Es entbehrt jeder Logik, dass die Krolloper nicht existieren darf (mit welcher Funktion darin auch immer) weil das Reichstagsgebäude 1933-1945 nicht genutzt wurde. Da sollte schon eine plausible Begründung her.

  • Ach ja, dann les dir mal den zweiten Abschnitt deines von dir verlinkten Wikipedia-Artikels zur Geschichte der Kroll.Oper 1933-1942 durch... hier wurde die deutsche Demokratie begraben, das Ermächtigunggesetz verabschiedet, der Feldzug gegen Polen beschlossen, und du willst hier eine „Spielstätte“ oder Kongresszentrum einrichten. Plausibel genug?
    Kongresszentrum haben wir schon, nebenan im Haus der Kulturen der Welt und eine Spielstätte an eben diesem Ort auch das tipi. Solltest du unbedingt besuchen bei deinem nächsten Berlin-Abstecher.
    Es reicht, dass man weiss das sie da war und was dort veranstaltet wurde.

  • ^ Der Unterschied zur Reichskanzlei ist - die Krolloper wurde nicht extra für den Großen Maler gebaut, sondern für kulturelle Nutzungen und nur temporär anders genutzt. Der Hofbräukeller darf schließlich existieren, obwohl die Station dort viel wesentlicher für die Karriuere des Großen Malers war.


    Und wenn nicht die Krolloper - ein Neubau ähnlicher Gestaltung und Kubatur wäre kein Problem?

  • ^ Die ersten Pläne nach der Vereinigung hatten dort noch vorgesehen den Bundesrat anzusiedeln. Ich finde immer noch, das dies eine gute Idee ist.

  • @ Bau LCR: Mein Ausspruch "da sollte Mal rekonstruiert werden" bezog sich nicht auf die Kroll Oper sondern auf die Amüsierlokale die weiter hinten "in den Zelten" anzutreffen waren!


    Ich wollte lediglich verdeutlichen dass der PdR einst gefasst war während er heute ins Leere läuft.


    Camondos aufgezeigte Alternative wäre DIE sinnvolle Ergänzung gewesen.

  • ^ Es entbehrt jeder Logik, dass die Krolloper nicht existieren darf (mit welcher Funktion darin auch immer) weil das Reichstagsgebäude 1933-1945 nicht genutzt wurde. Da sollte schon eine plausible Begründung her.


    Es ist doch unlogisch bei einem nicht mehr existierenden Gebäude einen plausiblen Grund zu fordern, warum es nicht wiederaufgebaut werden sollte. Der Grund liegt doch auf der Hand. Es war nicht bedeutend genug um es zu erhalten (im Gegensatz zum Reichstagsgebäude)


    Wenn es noch existieren würde, sähe dass anders aus. Aber da es nicht mehr existiert, stellt sich schon die Frage: Warum sollte man es wieder aufbauen?
    Weil es so schön aussah?
    Weil uns nichts besseres einfällt?
    Weil wir es einfach wiederhaben wollen?
    Weil früher alles besser war?


    Probier es doch selber aus:
    Kauf das Gelände und bau sie wieder auf!:cheer:
    Dann wirst Du schon sehen warum das keiner macht!

    Einmal editiert, zuletzt von Baukörper ()

  • Der Grund liegt doch auf der Hand. Sie war nicht bedeutend genug um sie zu erhalten (im Gegensatz zum Reichstagsgebäude)


    Das Berliner Stadtschloss war sehr bedeutend, und trotzdem hat man es in der Nachkriegszeit nicht erhalten. Die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche oder das Schloss Charlottenburg sind auch sehr bedeutende Bauten. Und dennoch gab es in den 50er Jahren Planungen, diese Gebäude abzureißen.


    Bei der Frage der Erhaltung spielt es natürlich eine Rolle, ob ein Gebäude bedeutend ist oder nicht. Dieses Argument ist eine notwendige Bedingung, aber eben keine hinreichende Bedingung.

  • @#64 (Bundesrat)

    ^^^ Von mir aus auch ein Neubau für den Bundesrat - dennoch mit der Kubatur wie die der Krolloper und nicht zu simpler Gestaltung, als Pendant zum Reichstagsgebäude. Dann wird die unendliche Leere zum richtigen Platz, mit Bauten zumindest auf zwei Seiten. Gäbe es dort noch die Wippe in der Mitte in Ost-West-Ausrichtung, könnte sie zusätzlich den Ausgleich zwischen den Kammern symbolisieren.

  • Warum ein Neubau für den Bundesrat? Das jetzige Gebäude ist saniert worden, innen massiv umgebaut, hat extra Statuen gefertigt bekommen und kriegt demnächst sogar ein Besucherzentrum. Einen Neubau, nur damit etwas da steht, wo einst die Kroll-Oper stand, ist doch sinnlos.

  • Das Berliner Stadtschloss war sehr bedeutend, und trotzdem hat man es in der Nachkriegszeit nicht erhalten. Die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche oder das Schloss Charlottenburg sind auch sehr bedeutende Bauten. Und dennoch gab es in den 50er Jahren Planungen, diese Gebäude abzureißen.


    Den Regierenden in der DDR war das Berliner Schloss halt nicht bedeutend genug um es zu erhalten, ebensowenig die Bauakademie.


    Im Westen wurde manchmal anders entscheiden und man hat die Gedächtniskirche, das Charlottenburger Schloss und z.B. auch das Reichstagsgebäude erhalten.
    Viele andere Gebäude wurden jedoch auch dort mangels Bedeutung abgerissen. Z.B. nicht mehr verwendbarere Bahnhöfe, werden halt entfernt (allein schon aus wirtschftlichen Erwägungen) auch wenn sie zuvor bedeutende Verkehrsknoten waren.


    Interessant ist dies bei den Nazi-Bauten (wie das heutige Bundesfinanzministerium), die wohl rein aus ideologischen Erwägugen schon 1945 geprengt worden wären. Aber die meisten wurden als weitgehen intakte Gebäude nach dem Krieg dringend gebraucht, waren also allein deswegen zu bedeutend um sie abzureißen.

  • Von mir aus auch ein Neubau für den Bundesrat


    Warum ein Neubau für den Bundesrat?


    Gehen wir nochmals zurück in die Zeit des Regierungsumzuges von Bonn nach Berlin. In den ersten Planungen (Anfang bzw. Mitte der 90er Jahre) war an der Stelle der Kroll-Oper tatsächlich ein Gebäude für den Bundesrat vorgesehen. Auf dem Berlin-Stadtmodell war Mitte der 90er Jahre an dieser Stelle ein Platzhalter für den Bundesrat angebracht.


    Im ehem. preußischen Herrenhaus sollte damals noch kein Bundesrat einziehen. Die damaligen Planungen sahen vor, daß ins preußische Herrenhaus diejenigen Ministerien einziehen, die ihren Hauptsitz weiterhin in Bonn hatten. Die in Bonn verbliebenen Ministerien sollten also ihren Berliner Zweitsitz im Herrenhaus einnehmen. Und das Bonn-Berlin-Gesetz sah vor, daß der Bundesrat in Bonn bleiben würde.


    Doch dann kam alles ganz anders. Der Bundesrat beschloss eigenmächtig, nach Berlin überzusiedeln. Hinzu kam, daß man damals aus Kostengründen mit möglichst wenig Neubauten auskommen wollte. Die Planungen wurden umgeworfen. Und das ehem. preußische Herrenhaus sollte schließlich der Standort für den Bundesrat werden.


    Ich denke, man hat zum damaligen Zeitpunkt richtig entschieden. Der Bundesrat passt symbolisch gut dorthin, wo er heute ist, denn das preußische Herrenhaus war ja in Preußen ebenfalls die zweite Kammer neben dem Abgeordnetenhaus. So wie heute in Deutschland der Bundesrat die zweite Kammer neben dem Bundestag darstellt.


    Andererseits würde sich der Bundesrat auch gut am Standort der früheren Kroll-Oper machen. Am heutigen Platz der Republik gegenüber dem Reichstagsgebäude. Bundestag und Bundesrat würden sich somit gegenüber stehen. Und nebenbei würde dies dem Platz der Republik eine städtebauliche Fassung verleihen.

  • ...tte der 90er Jahre) war an der Stelle der Kroll-Oper tatsächlich ein Gebäude für den Bundesrat vorgesehen. Auf dem Berlin-Stadtmodell war Mitte der 90er Jahre an dieser Stelle ein Platzhalter für den Bundesrat angebracht.....


    Hier eine frühe Planung von Schultes und Frank, für den Bundesrat war dieses Halbrunde getreppte Gebäude angedacht, vis-a-vis dem Reichstag also auf dem Kroll-Oper Grundstück.


    http://www.livekritik.de/sites…n_spreebogen_skaliert.jpg


    Ich finde den Vorschlag hervorragend weil der Bundesrat an seinem jetzigen Standort so recht nicht ins Bild rückt, liegt er doch abseits für die 2. Parlamentskammer in der Leipziger Strasse, repräsentativ aber abseits.
    Im Zusammenhang mit der Suche für einen Standort für die Zentrale Landesbibliothek könnte ich mir einen Neubau für den Bundesrat vorstellen und die Zentrale Landesbibliothek könnte dann in der Leipziger Strasse die Räume des Bundesrats beziehen. Einen schicken Lesesaal würde es auch geben. Der Berlinbezug mit dem Abgeortnetenhaus im Rücken wäre auch viel besser als in Tempelhof oder auf dem MEF.

  • ^ Lieber Camondo, ich hätte nichts dagegen, wenn es so kommen würde, wie du es vorschlägst.


    Ich hatte ja geschrieben, daß man zum damaligen Zeitpunkt richtig entschieden hatte. Und der damalige Zeitpunkt war Ende der 90er Jahre. Das ist mittlerweile 20 Jahre her. Die Situation hat sich geändert. Berlin hat sich geändert.

  • Ich finde es wichtig, den Platz der Republik mit einem Gebäude an der Stelle der Krolloper nach Westen abzuschließen. Derzeit verliert er sich im Nichts. Dafür den Bundesrat vorzuschlagen, ist aber müßig. Schließlich hat der derzeitige Sitz in der Leipziger Straße eine lange Tradition als 2. Parlamentskammer – das alte Preußische Herrenhaus ist vor nicht einmal 20 Jahren genau für seinen heutigen Zweck restauriert und umgebaut worden. Die Pläne für das Besucherzentrum sind auch seit langem fertig. Ein Umzug ist also kaum eine Idee, die eine Chance auf Umsetzung hätte.


    Warum nicht die Landesbibliothek selbst an diesem Ort bauen? Man würde der Repräsentanz der Macht eine Repräsentanz des Geistes gegenüberstellen; das hätte was. Im Keller könnte man eine Ausstellung über die Tätigkeit des Nazi-"Parlaments" einrichten, das an dieser Stelle sein Unwesen trieb. Ich würde mir einen explizit modernen Entwurf wünschen, der seinen Vorgängerbau meinetwegen gerne zitieren kann – ihn zu imitieren, hielte ich für eine Bankrotterklärung.

  • ^ Mit dem Gedanken hatte ich auch kurz gespielt, aber die Bibliothek ist eine Landeseinrichtung und keine staatliche Institution, sie passt also von der Hierarchie der Institutionen her nicht recht dahin. Wenn es das Bundesarchiv wäre... aber mit der ZLB vis-a-vis dem Bundestag wäre es eine NUmmer zu klein glaube ich.

  • ^ Gerne auch die Landesbibliothek - dann könnten die vielen Besucher die nahe U5-Station nutzen. Die Architektur sollte dennoch passen, etwa durch symmetrische Ostfassade, gegenüber der symmetrischen Westseite des Reichstagsgebäudes. Leseräume zum Platz hin, ein längerer Riegel gegenüber dem Kanzleramt könnte die Medienbestände aufnehmen.


    Und, wichtig - durch die Besucher wäre das Regierungsviertel deutlich belebter.


    ... sie passt also von der Hierarchie der Institutionen her nicht recht dahin ...


    Hierarchie? Wie kürzlich erwähnt, 50 Meter vom Londoner St. James Palast, wo Botschafter bis heute empfangen werden, findet man Schuster und Schneider (auch wenn welche der Luxus-Preisklasse).

  • ... die Bibliothek ist eine Landeseinrichtung und keine staatliche Institution, sie passt also von der Hierarchie der Institutionen her nicht recht dahin.


    Stimmt, zumindest wäre sie keine Bundeseinrichtung. Dass es bei meinem Vorschlag eine Unwucht gibt, finde ich auch. Es ging mir aber nicht um eine Ideallösung, sondern um Pragmatismus: Die ZLB ist ein großes, öffentliches Bauvorhaben, das in den nächsten Jahren ansteht; und bisher gibt es noch keine Standort-Entscheidung. Deshalb böte sie sich an. Die alte Krolloper war auch eher Operette und Amüsierbetrieb als Hochkultur, also hält sich die Fallhöhe bei diesem Grundstück in Grenzen.

  • ^ Man muss sich nicht an das Konzept des Mega-Bandes sklavisch halten - diese gewaltige Struktur erinnert mich in den Dimensionen, ganz offen gesagt, an die Planungen von Germania. Und jetzt gibt es einen Platz vor dem Kanzleramt, von dem dieses Gebäude zur Geltung kommt, mit U-Bahn-Zugängen, der Platz wird wohl bleiben. Dafür könnte ein anderes Gebäude südlich vom Kanzleramt kommen und den Platz der Republik besser einfassen. Wenn es kein Bau der Bundesregierung sein würde, besser, weg von der Monostruktur.


    Schade nur, dass es keine klare Grenze zwischen dem Platz der Republik und dem Bürgerforum geben kann, damit muss man wohl leben. Dafür könnte noch das Bürgerforum durch Blockrandbebauung der angrenzenden Quartiere vom Norden eingefasst werden. Insgesamt wäre das kein Mega-Band der Macht, dafür ein Stück Stadtzentrum, viel besser.

  • Es ging mir aber nicht um eine Ideallösung, sondern um Pragmatismus: Die ZLB ist ein großes, öffentliches Bauvorhaben, das in den nächsten Jahren ansteht; und bisher gibt es noch keine Standort-Entscheidung


    Ich finde Pragmatismus in dieser Hinsicht auch nicht fehl am Platz und in Bonn hat man da früher auch eher pragmatisch gedacht.


    Trotzdem schade dass man den Entwurf nicht komplett realisiert hat, zumal mir besonders die Amphitheater ähnliche Kubatur gefällt...


    Wenn man bedenkt dass das Innenministerium ja auch zu klein geplant wurde und schon bald einen Anbau benötigt und am anderen Ende das Band des Bundes dann noch so merkwürdig unelegant "weitergestrickt" wird, enttäuscht es mich schon dass ein einstmals planerischer großer Wurf derart verhunzt wird...