Nbger Zentrum: Sebalder und Lorenzer Altstadt

  • Sanierung Bergstr. 17:



    Das zuletzt recht runtergekommene Haus aus den 50ern wurde saniert. Augefällig ist vor allem der an das historische Nachbargebäude angelehnte Dachausbau:



    Der Vorzustand ist hier noch zusehen:
    https://www.google.de/maps/@49…j54BrA!2e0!7i13312!8i6656



    Damit setzt sich die Sanierung des Wieraufbaubestandes in der Bergstr. weiter fort. Die beiden unterhalb angrenzenden Gebäude haben die Frischzellenkur bereits hinter sich:



    Gegenüber wurde die Sanierung des Wiederaufbaubestandes ebenfalls abgeschlossen. Auch hier wurden zum Teil die Dachgeschosse neu ausgebaut als auch die Fenster erneuert, jedoch auf eine Dämmung der Fassaden verzichtet:



    d.

  • Historische Doppelhaushälfte - Obere Schmiedgasse 54 (zuletzt in Beitrag 79)


    Inzwischen ist die Fassade schön wie nie und eine der bekanntesten Stadtansichten am Tiergärtnertorplatz zeigt sich von aufgewerteter Seite. Wenn nun der Bau rechts (historischer Ergeschossstumpf mit Aufbau aus den 1950ern in Annäherung an den zerstörten Vorgängerbau) noch ordentliche Fenster bekäme, dann wäre das Bild nahezu perfekt.





    2 Mal editiert, zuletzt von Dexter ()

  • Ja, das ist ein sehr prominentes Projekt auf Nürnbergs Vorzeigeplatz Nr.1
    Und es hat sich im Vergleich zu vorher doch deutlich verbessert:


    Ca. 2012:


    April 2016:


    Die Sandsteinfassade wirkt plastischer und authentischer als die verputzte Version davor. Die vielen sichtbaren Verankerungen zeigen zudem, wie komplex das Gefüge eines 800 Jahre alten Fachwerkhauses ist, das freilich nicht mehr im Originalzustand war, sondern unzählige mehr oder weniger qualifizierte Umbauten im Innern ertragen musste. Und beim Fachwerk ist ja fast alles statisch relevant, jede Wandscheibe, jeder Balken, ja sogar Treppenkonstruktionen.


    Was ich nicht so recht lesen kann ist die Inschrift über dem rechten Fenster im 1. OG, Detail:



    Ich lese da: "Jahr 811"... aber das ist vermutlich falsch.
    Die Bauarbeiten sind wohl auch noch nicht fertig. Bis vor Kurzem fehlten noch die neuen Fenster, die hier an der linken Gebäudehälfte schon drin sind.

  • Das ist hier keine Jahreszahl, sondern eine Bibelstelle, die zu diesem Gebäude sehr gut passt:


    Amos 9, 11:


    "Zur selben Zeit will ich die zerfallene Hütte Davids wieder aufrichten und ihre Lücken verzäunen, und was abgebrochen ist, wieder aufrichten und will sie bauen wie sie vorzeiten gewesen ist"


    Gruß
    Denkmalfreund

  • Königstraße 70: Sanierung und Neunutzung



    nordbayern.de berichtet über die Geschichte des Jahrhunderwendebaus (ca. 1900) mitsamt einer Bilderstrecke.
    Der Eigentümer fand in dem fränkischen "Promi- und Sternekoch" Alexander Herrmann (bekannt aus Funk und Fernsehen) den passenden Pächter für das frisc sanierte Anwesen. Es wird ein Restaurant und ein "markthalligartiges Bistro" in Erdgeschoss und zweitem Obergeschoss realisiert. Herrmann betont den Aufwärtstrend der lange etwas zweifelhaften Lage und möchte hier langfristig bleiben.



    Die Bilderstrecke zeigt auch den leider verloren gegangen Giebel des üppigen Baus.



    http://www.nordbayern.de/regio…sse-70-1.5273289#ancTitle



    d.

  • Ein Foto von Ende 2015: Was eigentlich genau hinter der derzeit verhangenen Fassade geschieht ist mir aber nicht bekannt, lediglich das abgestützte Chörlein war mir aufgefallen. Den obigen Artikel hab ich aber auch mit Freude gelesen.



    In der Königstraße, eine der wenigen Vorzeigestraßen Nürnbergs, könnte man so einige verloren gegangene Details rekonstruieren und der Straße ein stimmigeres Bild zurück geben. Diese "zweifelhafte Lage" kann man als Architekturfan auch fühlen in dieser Straße angesichts der vielen Vereinfachungen, z.B. fehlende Zinnen am Hotel Deutscher Kaiser, oder das Notdach auf dem Bau Königstraße 53, u.v.m. Genau genommen ist kaum ein Vorkriegshaus unverändert geblieben oder originalgetreu wiederaufgebaut.
    Leider reiht sich auch der Wiederaufbau der Kirche St. Martha in diese Reihe ein, die nun ein modernes Holzdach erhält. Heute wird es als modern, progressiv und zeitgemäß empfunden, aber in wenigen Jahrzehnten glaube ich wird man es störend finden: Es ist dann nicht mehr zeitgemäß oder modern, es ist aber auch nicht passend oder originalgetreu. So ist das oft wenn alte Substanz mit neuem kombiniert wird. Oder man bei einem Wiederaufbau einfach wichtige Elemente weg lässt.

  • Sanierung Sparkassenbau Haus C

    Sollte durchaus im Kontext seiner Umgebung gesehen und erwähnt werden: Die Ostermayr-Passage in der Nürnberger Königstraße ist ein tolles Kleinod, das allerdings ein Schattendasein an einem eher ungünstigen Ort fristet. Ich selbst habe die Passage wirklich suchen müssen, als ich das erste mal von ihr auf Sugar Ray Banister las, hab ich wirklich überlegt und googeln müssen, wo sich denn in Nürnberg die Ostermayrpassage befindet. Erst viel später hab ich die Passage beim Bummeln entdeckt und bin die mal durchgelaufen. Die Geschäftigkeit der Königstraße ebbt hierin allerdings prompt ab. Für diejenigen, die sie noch nicht kennen: Man findet den Zugang versteckt zwischen den Geschäften gegenüber dem Kaufhof:



    Im Innern sind zwischen einigen leeren Geschäftsräumen nette Fachgeschäfte zu finden, alles im filigranen Stil der 50'er Jahre gehalten.





    Am Ende der kurzen Passage landet man in diesem Atrium mit Mosaikboden, Lichtdecke und Schauvitrinen:



    Direkt dahinter geht es hinaus in die Weikertsgasse, und hier liegt der Hase im Pfeffer. Die Passage führt nicht so wie sie sollte, von einem lebendigen Ort zu einem anderen, sondern in einen trostlosen Hinterhof, der von Autos zugeparkt und Mülltonnen verstellt ist. Hierher mag man sich nicht verirren.



    Der Gebäudekomplex an der Weikertsgasse gehört zum sukzessive zu modernisierenden Sparkassenareal. Diese wendet der Ostermayrpassage aber kein freundliches Gesicht zu. Verhangene Fenster, Betonkübel und Ketten machen einen echten Hinterhof aus dem stillen Plätzchen:



    Im Zuge der Sparkassensanierung nimmt sich das nürnberger Büro Baum & Kappler auch diesen Bereich vor. Dabei scheint es wohl eine Herausforderung zu sein, diesen Platz für die öffentlichkeit attraktiv zu gestalten und gleichzeitig die Bedürfnisse der Sparkassenliegenschaft nach Geschlossenheit zu erfüllen. Die Visualisierung jedenfalls lässt zwar das letzte lockernde Grün verschwinden, bringt aber viel Glas und Transparenz in die Enge des Platzes:



    Visualisierung: Baum + Kappler, Nürnberg


    Das ist sicherlich ein guter Schritt nach vorne, die Passage nicht so trostlos im Nichts enden zu lassen. Wenn aber städtebaulich gewünscht wird, in die Passage mehr Leben zu bringen, dann muss ein ausgeklügeltes Konzept mehr attraktive Wegmarken schaffen bis hin zur Theatergasse, die hier in den Kreisverkehr am Lorenzer Platz mündet. Überhaupt hat dieser Baublock zwischen Königstraße, Lorenzer Platz und Theatergasse noch eine Menge Potenzial, da an allen drei Ecken für viele Besucher die Altstadt beginnt. Hier startet die Fußgängerzone und hier liegt der wichtigste U-Bahnhof in der Altstadt. Mit dem noch laufenden Bauvorhaben am Kirchenkomplex (Beitrag hier) entwickelt sich das ganze in die entsprechende Richtung, meine ich doch gelesen zu haben, dass hier ebenfalls eine Öffnung der Höfe beabsichtigt ist.

  • Schoene Sache! Irgendwie amuesant ist es, dass sich Baum & Kappler offenbar vom Stil der Nachkriegs-Passage bei der Gestaltung des Umbaus haben inspierieren lassen. Die eloxierten Fensterrahmen und die reduzierten Fenstergestaltungen (wenig Rahmen, viel Fenster, symmetrische Unterteilung) passen sehr gut zum scheinbar sehr gepflegten Gebauede mit der Ostermayr Passage.


    Gerade diese etwas abseitigen Raueme in der Altstadt sind in meinen Augen sehr wertvoll. Hier koennen sich kleinteilige Einzelhandels- und Gatronomiekonzepte etablieren die auf den Hauptrouten aufgrund hoher Mieten kaum Chancen haben.


    Kurz zur Koenigstrasse:
    Das "Notdach" der Nummer 53 ist meines Wissens kein Kriegsresultat sondern bereits vor 1939 so umgesetzt worden. Ich stimme allerdings vollkommen zu, optisch ist das fuer den Bau kein Gewinn.
    Die Koenigstrasse hat grosses Potential. An vielen Stellen tut sich inzwischen auch etwas. Schoen waere bspw. eine Rekonstruktion des Giebels am Deutschen Kaiser. Bei der Koenstrasse 70 war der urspruengliche Giebel allerdings fast schon etwas zu dominant - zumindest fuer meinen Geschmack.
    Mein Wunsch ware eine Neugestaltung des Strassenraums (v.a. des Pflasters), eine behutsame Aufwertung der Altbauten und eine hochwertige Ueberarbeitung des ein oder anderen Nachkriegsbaus (z.B. der Nr. 83 welche Schmelzer gekauft hat).


    d.


  • Seit Kurzem hängt eine Illustration am Bauzaun, offenbar eine streng gerasterte Lochfassade in Sandsteinoptik mit bodentiefen Fenstern, aufgelockert durch die variierte Geschossigkeit:


  • Aha, endlich mal etwas Visuelles! Find ich in Ordnung. Um nicht zu sagen sehr gut. Ich hätte mir nur noch ein architektonisch ausgebildetes Mezzaningeschoss gewünscht, also größere Fensterflächen im 1. OG. Aber ich denke das passt so gut in die Lücke.
    Wie soll denn die Bebauung zur hinteren Ledergasse aussehen, gibt es dort auch eine Abbildung? Die Website des Architeturbüros hat ja zu diesem BV nix online.

  • Altstadtfreunde: Hintere Ledergasse 43


    Der Startschuss für das aktuelle Großprojekt der Altstadtfreunde Nürnberg ist gefallen, und so lud man anlässlich des Denkmaltages zur Besichtigung ein. Na gerne doch!



    Das Projekt ist nun bereits mehrere Jahre in der Vorbereitung, die es auch nötig hat, wenn man es mit einem solchen Objekt zu tun hat. Wegen Einsturzgefahr musste es vor ca. 10 Jahren geräumt werden, die Stadt Nürnberg hat bereits den Abriss genehmigt und es hat Überlegungen gegeben, das Grundstück für die Erweiterung des Saturn/Wöhrl-Parkhauses zu nutzen. Der Denkmalschutz wurde dann beteiligt - und das scheint regelmäßig in einem eher späten Zeitpunkt des Planungsverlaufes zu geschehen - und stellte eine Denkmalwürdigkeit fest, da dieses Haus eines der letzten seiner art in Nürnberg sei, auf das 16 Jahrhundert zurückgehe und noch zahlreiche Zeitschichten biete. Dieses Gerberhaus hatten also die Altsadtfreunde bereits 2012 der Öffentlichkeit vorgestellt (Beitrag). Damals sahen die Pläne vor, das Gerberhaus als solches wieder heraus zu arbeiten und damit die bestehende Straßenfassade umzubauen, zu rekonstruieren. Damit wären in den oberen zwei geschossen, die heute als Massivbau dastehn, abzubrechen und in Fachwerk neu zu errichten, mit schmalen Loggien. Früher haben die Gerber ihre Leder in den Fachwerketagen zum Trocknen aufgehängt. Zwischenzeitlich hat sich das denkmalpflegerische Konzept dahingehend konkretisiert, dass darauf verzichtet wird zugunsten des Umbaus aus dem 19. Jahrhundert. Die Massivwände bleiben und damit im wesentlichen das heutige Erscheinungsbild.



    Als Reminiszenz an das Gerberhaus mit seinem Fachwerk soll dieses aber als Putzritzung gezeigt werden. Im Innern ließ sich eine Musterfläche betrachten. Ich denke etwas farbe täte dem wohl auch gut, warum so zurückhaltend? Die Geschichte dieses Hauses ist ja 2016 nicht zuende, also warum so pathologisch zurückhaltend? Gerne das Fachwerk in Dezenten Farben zeigen, das hat schließlich auch Tradition in Nürnberg (Stichwort Nürnberger Rot - aufgemaltes Quadermauerwerk).


    Wie dem auch sei, in den zurückliegenden Jahren ist das Gebäude entrümpelt worden und um mehrere Tonnen leichter. Die letzte gewerbliche Nutzung war ein Geflügelmetzger, der im Hof sein Vieh in Remisen gehalten hatte.



    Aus dieser Zeit stammt auch der fragmentarisch freigelegte Schriftzug an der Straßenfassade: "Geflügelmastanstalt Geizinger". Wenn alles klappt könnte die am Ende wieder ganz sichtbar werden.



    Als Nachlass ist der Hof und das undichte Haus seither ein Taubenhotel gewesen. Die Entrümpelung begann daher mit dem Entfernen von 7 Zentnern Taubenkot durch eine Spezialfirma. Alles haben sie aber nicht weg gemacht, womöglich kam an diesem Tag jemand vom Denkmalschutz vorbei.Eines der Fenster der Hoffassade lässt erahnen wie es hier mal ausgesehen haben muss.



    Die Hofseite wird aber einst das Schmuckstück des Objektes werden. Hier können die Holzgalerien wieder geöffnet und als Loggien zugänglich gemacht werden.



    Hinten geht das, weil das Fachwerk noch vorhanden ist und nicht vor ca. 150 Jahren durch ein Mauerwerk aus Backsteinen ersetzt wurde.



    Die Außenwand rückt daher nach Innen. Der Grundriss im Innern wird sich also nochmal deutlich verändern, denn alle Wohnungen sollen eine Galerie bekommen.



    Im Innern wird wie üblich so viel wie möglich erhalten, so fehlen zwar viele neuzeitlich eingezogene Wände, aber wenn der Wiederaufbau beabsichtig ist, hat man die alten Türstücke gleich drinnen gelassen. So bietet sich beim Streifzug durchs Haus ein bizarrer Irrgarten aus Balken, Wänden, blinden Türen und Fenstern.






    Besonders interressant wird die Seite sein, an der heute noch der Hof teilweise überbaut ist und an den direkt die Rückseite des Babywalz-Geschäfts heran gebaut wurde. Man sieht da hinter dem fachwerk stehendes Mauerwerk, welches den Hofgalerien Platz machen muss. Zumindest, wenn ich die Pläne dafür richtig gelesen habe.




    Ziel ist die Vollendung des Projektes im Jahr 2019, wenn die hergerichteten Wohnungen an Liebhaber des Wohnens in historischen Mauern vermietet werden können. Bis dahin ist es aber noch ein langer Weg, der Spendenfinanziert beschritten werden muss. Die öffentliche Hand ist hier nicht maßgeblich und erst recht nicht finanziell beteiligt.


    Spenden: http://www.altstadtfreunde-nuernberg.de/startseite.html

  • Rettung in Sicht: Pilatushaus


    Der Tiergärtnertorplatz ist wohl zweifellos einer der schönsten Plätze Nürnbergs. Die besondere Atmosphäre bietet den Rahmen für ein entspanntes Feierabendbier inmitten der Innenstadt fern des Verkehrslärms und der Hektik. Hier wird spaziert, geguckt, geschwatzt und genossen. Doch viele wissen nicht wie es um das Pilatushaus steht, einer der zentralen Elemente der den Platz einrahmenden Gebäude.



    Denn das Gebäude ist einsturzgefährdet! Es musste vor ca. 5 Jahren sofort geräumt werden, als eine statische Untersuchung die Standfestigkeit der Fachwerkkonstruktion widerlegte. Die Mieter, die ihre Wohnung freilich sehr liebgewonnen hatten, zogen damals mit großem Bedauern aus, begleitet von der Unsicherheit, vielleicht niemals wieder zurückkehren zu können.



    Bereits hinterm Eingang zeigt sich das Dilemma: Der große Innenraum, der eine phantastische Bar ergeben würde, ist vollgestellt mit Stützen, die das Deckengebälk halten und den Wänden Steifigkeit bringen. Das Gebäude war durch die Jahrhunderte fast durchgehend bewohnt, und ist entsprechend abgewohnt gewesen. Jeder Bewohner hinterlässt so seine Spuren, die mal kleiner und mal einen größeren Eingriff bedeuten. Wie häufig in alten Häusern werden durchgebogene Holzbalkendecken mit neuen Fußböden ausgeglichen, um einen geraden Boden zu erhalten. Wenn der Boden dann wieder nachgibt, legt der nächste einfach noch einen Boden drüber. So haben wohl bis zu zehn verschiedene Fußbodenbeläge übereinander gelegen und so die Decke teilweise durchgebogen. Zwischenzeitlich ist diese über die Etagen verteilte tonnenschwere Last wieder entfernt worden. Da diese schweren Böden, teils verklebt oder verschraubt, eine statisch wirksame Scheibe bilden, die das Haus nicht nur belastet, sondern auch stabilisiert, bestand nun wiederum die Gefahr, dass bei deren Entfernung wieder Bewegung in die Fachwerkkonstruktion kommt und das Haus zusammenbricht. Dies wird durch die massiven Stützbalken verhindert.



    Durch die Entrümpelung vom Ausstattungen der letzten 100 Jahre konnte man gleichsam das gesamte Haus gleich eingehend denkmalpflegerisch untersuchen. Erstaunlich ist wie tief man dafür in die Substanz gehen muss. Tonnenweise Anstriche und Putz mussten abgeschlagen, Installationen ausgebaut und Holzverkleidungen entfernt werden. Die zentrale Säule des großen Saals aus Holz wurde z.B. schreinermeisterlich verkleidet und ist roh wesentlich weniger "schick". Zu sehen an den abgenommenen Brettern am Säulenkapitell. Schon um 1900 fand man nicht mehr 'clean', was man aus dem 16. Jahrhundert kannte, und verkleidete munter, wodurch die originale und tragende Substanz unsichtbar geworden war. In den oberen Stockwerken setzt sich das Bild dramatisch fort.



    Man kann aber erahnen, welch schöne Räume mit sensationellem Blick man von hier aus hat.



    Entfernte Wände, Stützen, Löcher in den Böden, freigelegte Kehlbalkendecken, der Substanzliebhaber kann sich hier kaum sattsehen. Die zentrale Gebäudestruktur hat den 2. Weltkrieg nahezu unbeschadet überstanden. Lediglich die hintere Gebäudehälfte, die früher eigenständige Hausnummer 64, erlitt im Krieg einen schweren Schaden, wurde wieder aufgebaut und beinhaltet demzufolge weniger spannende Substanz.



    Die Führung beinhaltete auch keine Inspektion dieses Gebäudeteils, der sich auch von außen als eigenes Bauteil zu erkennen gibt.



    Erschlossen wird das Objekt jedoch nur über die eine, mittig liegende Türe und ein zentral gelegenes Wendeltreppenhaus. An der gemeinsamen Haustür stehen beide Hausnummern 66 und 64.




    Auch hier werden historische Elemente wie z.B. Türen wenn möglich erhalten.



    Doch der eigentliche Grund für den dramatischen Zustand des Hauses sind Modernisierungen aus vergleichsweise jüngeren Tagen. Als man versucht hat, das alt-ehrwürdige Haus modernen Wohnbedürfnissen anzupassen. Offensichtlich ohne statische Aufsicht hat man Grundrisse angepasst und Wände versetzt. Im Fachwerkhaus besonders problematisch, da anders als im Ziegelbau nicht Wandscheiben, die sich gegeneinander stellen, die Steifigkeit des Baus ausmachen, sondern die über die Balken verteilten Druck- und Zugkräfte. Die oft mit Ziegeln ausgefüllten Gefache zwischen den Balken haben da eine geringere Bedeutung, und können meist problemlos entfernt werden. Nicht aber die Balken! Doch wer genau hinsieht, erkennt besonders an den tragenden Teilen vielsagende Sägespuren:



    Gut zu erkennen sind im Nichts endende Balken, abgesägte Verstrebungen und Reste von Überblattungen und Verzapfungen.



    Das schwächt nicht nur die Tragfähigkeit der einzelnen Balken, deren Stärke danach berechnet wird, wieviel Länge ohne Stütze sie überbrücken müssen. Sondern es begünstigt die trapezförmige Verschiebung von Wänden und Decken, wodurch das Haus wackelig wird ohne das sich eine Decke ungewöhnlich durchbiegen müsste. Insofern unterscheidet sich die jüngere Geschichte des Objektes schon von der der Hinteren Ledergasse 43 der Altstadtfreunde. Während es dort die Verwahrlosung der letzten Jahrzehnte war, die das Haus ruinierten, ist es hier die unwissende Pflege- und Modernisierungsenthusiasmus seiner Nutzer. Für die Stadt Nürnberg als Eigentümerin natürlich eine Herausforderung, denn eine denkmalgerechte Sanierung eines solchen Objektes hatte man sicher nicht auf dem Zettel.
    Die das federführende Denkmalamt nutzt natürlich die Möglichkeit die Platzgegend archäologisch zu untersuchen.



    Dabei hat man z.B. festgestellt, dass an dieser Stelle vor dem Bau des Pilatushauses einst bis zu 5 kleinere Hütten mit eigenen Kellern gestanden haben, die jetzt allesamt überbaut worden sind.


    Für mich ein interessanter Einblick in eines der Häuser, die jeder Nürnberger kennt und in das man wohl nicht wieder eingelassen wird, wenn man niemanden kennt der und so weiter. Denn einst sollen hier wieder Menschen wohnen. Wenn es soweit ist, und die Fenster abends wieder erleuchtet sind, ist vielleicht auch was nettes im Erdgeschoss eingezogen und der Platz gewinnt noch mehr Charme.


    Vielen Dank auch an die Mitarbeiter/innen des Denkmalamtes, die hier bei 30°C eine Sonntagsschicht geschoben und sich dem enormen Besucherandrang (alle 20 Min eine Führung, über 5 Stunden) gelassen und souverän gestellt haben. Vielen Dank!

  • fast fertig: ehemalige Commerzbank am Kornmarkt

    Der Umbau der ehemaligen Commerzbank am Kornmarkt zum Hotel Adina (Beitrag) nähert sich dem Ende, bald dürfte Eröffnung sein.



    Im direkten Vergleich zum Vorzustand (google streetview)muss ich aber sagen, dass es nicht unbedingt eine architektonische Aufwertung darstellt, denn von der Fassade her war die Commerzbank bereits ein hochwertiger Vertreter seiner Zeit. In meinen Augen auch viel erträglicher als das abstoßende Gebäude der Dresdner Bank am Hans-Sachs-Platz. Die verschwindet hoffentlich in den nächsten Jahren zugunsten eines tollen Neubauprojektes.

  • In meinen Augen auch viel erträglicher als das abstoßende Gebäude der Dresdner Bank am Hans-Sachs-Platz. Die verschwindet hoffentlich in den nächsten Jahren zugunsten eines tollen Neubauprojektes.


    Gibt es dazu etwaige Pläne oder ist das Wunschdenken? Der Bau ist mir auch ein Dorn im Auge, aber wenn die Commerzbank schon einer ihrer o.a. Hauptstellen aufgegeben hat, wie soll sie es schaffen, auch noch diese zweite zu verlassen? Wo sollte sie dann hin?

  • Gibt es dazu etwaige Pläne oder ist das Wunschdenken?


    Natürlich ist das nur Wunschdenken, ich weiß von keinerlei Plänen zu Veränderungen an dieser Stelle. Aber ich weiß zumindest, dass der Bau die ganze Gegend runterzieht - gemeinsam mit dem ungepflegten Erscheinungsbild des Obstmarktes. Wenn man schon eines von beidem Anpackte würde sich hier eine deutliche Aufwertung ergeben.


    Hinsichtlich des Bankgebäudes: Angesichts der aktuellen Situation der Banken glaube ich nur dann dass hier etwas passiert, wenn die Hypo-Vereinsbank die Liegenschaft aufgeben sollte, weil man sich mehr aufs Onlinegeschäft konzentriert.

  • Zur Commerzbank am Obstmarkt:


    Das Gebäude wurde durch die Alpha Gruppe (Die Firma des Immobilien-Lokalmatadors Gerd Schmezler) vor einigen Jahrne erworben und ist noch ein paar weitere Jahre vermietet.



    Viel spricht dafür das hier eines Tages abgerissen wird - sofern die Baulinien zugunsten der Gebäudefläche und zu ungunsten der Straße dort verändert werden. Historisch gab es hier ledigleich eine kleine Gasse, erst beim Wiederaufbau erfolgte die Umsetzung des heutigen Straßenverlaufs zugunsten einer Magistrale zur Lorenzkirche. Da dort heute eine Fußgängerzone mit überbreiter Passagenöffnung zu U-Bahn ist, ist auch die Straße an der Commerzbank verzichtbar.
    Eine Bebauung hier wäre also echte Stadtreparatur. Noch dazu wird das Gebäude selbst auch nicht jünger und ob Banken dank dem Branchenwandel bald noch derart große Flächen benötigen sei dahingestellt...



    d.

  • Bankgebäude am Obstmarkt

    Dem schließe ich mich an. Heute steht man ja eher fassungslos vor dem Bau und fragt sich, ob es tatsächlich nach dem Mittelalter eine Periode gegeben hat, in dem es eine Mehrheit gab die sich so die Gestaltung eines zentralen Ortes in Nürnbergs Altstadt vorgestellt hat:



    Die Aufnahme würde bestens zu einem Platz in einer Trabantenstadt passen.


    Aus städtebaulicher Sicht wäre es erfreulicher gewesen, die Commerzbank wäre am Kornmarkt geblieben und hatte dieses Haus aufgelassen zugunsten eines neuen Projektes.

  • Aus städtebaulicher Sicht wäre es erfreulicher gewesen, die Commerzbank wäre am Kornmarkt geblieben und hatte dieses Haus aufgelassen zugunsten eines neuen Projektes.


    Genau - und daher auch meine obige Nachfrage, denn ich hatte vor einiger Zeit genau so einen Plan mal läuten gehört, im Zusammenhang mit dem neuen ominösen Edeka (als Ersatz für den nun fehlenden Supermarkt am Hauptmarkt), der an dieser Stelle geplant war - aber nun ist es eben anders herum gekommen, wobei ich auch deiner Meinung bin, dass am Kornmarkt alles viel eher so bleiben hätte können.


    Die ganze Situation nördlich des Heilig-Geist-Spitals ist unbefriedigend, der Hans Sachs heult wohl jeden Tag vom Denkmal herunter, wenn er die durch Tiefgaragen (analog wie bei der Insel Schütt) nötigen Pflanzenkrater betrachtet. Das ist so 80er und sieht aus wie der Ortskern eines deutschen Kleinstadt. Man sollte Tiefgaragen nicht unter Plätzen bauen, wenn diese dadurch so eine eingeschränkte Nutzungsspannweite haben.


    Obendrein ist unbefriedigend, dass man einst die für einige Jahre vorhandene Sperre an der Heubrücke aufgehoben hat. Es ist immer verdächtig, wenn man nur eine Kette oder einen Pflanzkübel aufstellt, das kann man fein wieder wegräumen, wenn der Autoverkehrwind sich dreht. Die Tiefgarage kann ohnehin von beiden Seiten (Obstmarkt und Heubrücke) angefahren werden. Würde man auf die Durchfahrtstraße entlang des Spitals verzichten, wären noch mehr Möglichkeiten für die Gestaltung um die Commerzbank möglich.


    Würde auch der Obstmarkt mal endlich angepackt, dann könnte man die Commerzbank so mit Bäumen umgeben, dass man sie kaum mehr sieht ;)

  • Lückenschluss Johannesgasse 10-12

    Bereits im Februar des Jahres lag dem Baukunstbeirat ein Entwurf für einen Neubau in der Johannesgasse, mitten in der Altstadt, vor.
    Informationen: https://www.nuernberg.de/inter…erat6/bkb_2016_02_25.html


    Der Bauherr, eine Baugenossenschaft aus Bamberg, beabsichtigt die Errichtung eines Boardinghouse, in dem möblierte Wohnungen für kürzere Mietdauer angeboten werden. Das beinhaltet auch hotelähnliche leistungen und 12 Stellplätze. Soweit ausgebucht bedeutet das eine deutlich höhere Nutzungsdichte als beispielsweise ein Mehrfamilienwohnhaus, gut für diese Altstadtlage. Die Gestaltung des Neubaus präsentiert sich zurückhaltend, den direkten Nachbarn angepasst.




    Sogar das Satteldach der Nachbarn wird in dem Entwurf aufgenommen:



    Der Lückenschluss an dieser Stelle ist m.E. längst überfällig. Das es mittlerweile über 70 Jahre nach dem Ende des 2. WK noch immer Baulücken in der Altstadt gibt ist schon schwer nachzuvollziehen. Die Johannesgasse ist eine versteckt gelegene kurze Straße mit Hotels und Lokalen in teilweise historisch wertvollen und gepflegten Häusern.



    Diese Ecke nahe Hauptbahnhof ist recht dicht belegt durch kleinere, familäre Hotels, wie dem "Hotel Blaue Traube":



    Insofern passt die geplante Nutzung perfekt dorthin. Der Baukunstbeirat hatte allerdings Kritik am vorgelegten Entwurf, insbesondere was die Nutzung des Hofes als Parkplatz anbelangt, oder die Fassadengestaltung, die als unausgewogen kritisiert wird. Es wurde um Wiedervorlage gebeten. Zwischenzeitlich konnte ich jedoch nicht feststellen, dass das Bauvorhaben erneut dem BKB vorgelegen hatte, obwohl einige Sitzungen verstrichen und das Jahr fast vergangen ist. Auch vor Ort hat sich bis vor Kurzem noch nichts getan. Ich hoffe aber, dass es bald mal in die Realisierung geht. Mehr Bilder von der kleinen, versteckten Straße gibt es hier:
    http://dernuernberger.blogspot…in-die-johannesgasse.html