Suhrkamp-Verlagssitz (Rosa-Luxemburg-Platz)

  • ^ Du hast recht: es ist rau und zerklüftet. Das L40 ist nichts für Harmoniebedürftige. Aber genau das ist doch das Spannende an diesem Gebäude.


    Am Berliner Stadtschloss möchte ich solch ein L40 nicht haben. Aber was spricht dagegen, solche Architektur hier an der Torstrasse zu realisieren?

  • Mir gefällt der Entwurf. Öde Vorortästhetik kann ich hier nicht erkennen. Der Entwurf ist mal wieder was anderes, als dieses immer gleiche Blockrandeinerlei. Die dort entstehende Frei / Grünfläche halte ich für einen echten Gewinn, optisch wie Umgebungstechnisch. Ein Vorteil der geplanten Bebauung ist m.E. auch, dass gegenüber einem Blockrandschluß die Fassadenfläche vergrößert ist und mehr Licht ins Gebäude dringen kann.

  • Wenn man das Suhrkamp-Gebäude mit dem L 40 vergleicht, darf man natürlich nicht vergessen, dass es sich um die gleichen Architekten (Bundschuh) handelt, die ja auch andere Bauten in der unmittelbaren Gegend gebaut haben und in unmittelbarer Nachbarschaft (Rosa-Luxemburg-Straße 45) ihr Büro haben, diese Gegend also gründlicher als irgendjemand kennen.


    Dass sie dem markanten und dominanten L 40 ein etwas zurückhaltenderes Gebäude gegenüberstellen, finde ich, auch im Sinne der Spannung, gut, nicht schlecht. Zwei dominante Bauten hätten sich in ihrer Wirkung möglicherweise geschlagen und wechselseitig beeinträchtigt.


    Aus der Zeichnung, die Batō bereits vor einem Jahr gepostet hat, scheinen sich weitere Bezüge zu ergeben, die nicht sofort ins Auge springen: So könnte der mächtige Betonträger der Breite nach genau der Lücke im gegenüberliegenden L 40 entsprechen, ebenso wie die Breite der nördlich überkragenden Seite der Breite des nördlichen Bereiches des L 40.


  • Auch wenn hier offenbar alle schon eine klare Position gefunden haben, tue ich mich nach wie vor sehr schwer mit dem Bau. Ich hoffe, dass es nach der Realisierung einfacher wird, bin mir da aber nicht so sicher.


    Positiv finde ich, dass die Gestaltung zunächst einmal nicht völlig banal daher kommt. Man sieht doch recht klar, dass hier mit verschiedenen Gestaltungsmitteln und Materialien gespielt wurde. Das Ergebnis ist zumindest, dass ich immer wieder das Bild ansehe, mir Gedanken mache, zum Bild zurück kehre, die Beiträge hier durchforste und dann einmal mehr mit dem Entwurf abgleiche. Zumindest fordert er eine Auseinandersetzung heraus. Wirklich Gefallen finde ich jedoch primär an dem zumindest auf der Visualisierung transparenten Erdgeschoss in Kombination mit dem "festen" Stein"gerüst" und dem "angehängten" Alukörper. Es sieht ein wenig aus, als wenn die Büros bis aus eine seitliche Verankerung geradezu schweben. Trotz dem rustikalen/ rauen Charme des Betons hat das mE eine gewisse Eleganz. Der Rest deutet zumindest einen Gestaltungswillen an.


    Direkt negativ finde ich auf Anhieb bzw auf dem Papier zunächst nichts. Aber dafür bin ich in einigen Punkten zumindest recht skeptisch. Der Kontrast im Material wirkt auf der Zeichnung durchaus interessant aber real könnte das sehr leicht in die Hose gehen. So bin ich vor allem gespannt, wie man den Betonflächen solch eine starke Struktur geben will. Zumindest kenne ich keine vergleichbaren Eindrücke/ Wirkung von realisierten Projekten. Im schlimmsten Fall könnte es wie eine nackte, ranzige Betonwand aussehen, an die die man die Büroelemente wie einen überdimensionalen Setzkasten "angedübelt" hat. Wenn man dann noch berücksichtigt, dass man auch das Erdgeschoss wohl nicht in dieser Transparenz realisieren kann, könnte es insgesamt auf eine sehr spröde und "billige" Anmutung hinaus laufen. Das wäre es dann mit der erhofften Eleganz.


    Ansonsten bin ich mir auch noch nicht schlüssig, wie die Gestaltung ihre Stärken am konkreten Standort ausspielen kann. Tatsächlich assoziiere ich den Bau eher mit einem lockeren Campus (ungleich grüne Wiese) als mit der Innenstadt. Und obwohl ich ein extrem großer Fan von Grünflächen bin, wirkt die hier entworfene Fläche schon auf dem Papier verloren auf mich. Wie gewollt und (mangels Platz) nicht gekonnt. Wenn man die kleine Fläche dann noch vernachlässigen sollte, könnte es sehr schnell eine schäbige Gesamtwirkung im zuvor angedeuteten Sinne unterstreichen (Suhrkamp ist ja nicht reich und leider geht so etwas oft schnell). Das alles würde dann kaum noch zu einer Firmenrepräsentanz/ der architektonischen Visitenkarte des Hauses Suhrkamp passen.


    Fazit: Wie das Umzugsprojekt insgesamt, sehe ich auch den Entwurf des neuen Hauptsitzes als großes Wagnis an. Wenn letzterer gelingt, ist es ein kraftvolles Signal. Geht es in die Hose, stärkt das die ohnehin schon recht starken Fliehkräfte und könnte sogar einen weiteren/ neuen Katalysator für den Verfall darstellen. Sehr viel wird von der Qualität der Umsetzung und der Pflege der kleinen Grünfläche abhängen.


    OT: Für mich hat das nichts mit dem Entwurf zu tun aber eine öffentliche Distanzierung gegenüber einem Autor empfinde ich entbehrlich bis unsouverän. Es IST völlig selbstverständlich, dass der Autor immer nur für sich spricht. Wenn er sich darin für Suhrkamp unmöglich machen sollte, kann man ihn sicherlich auch rauswerfen. Aber sich unnötigerweise distanzieren und umgekehrt dennoch an dem Autor festzuhalten, ist mE ganz armer Stil. Ehrlich gesagt gehe ich sehr stark davon aus, dass man vor allem in die Schlagzeilen wollte. Dass man dabei dem vermeintlich in Ungnade gefallenen Schreiber damit zugleich seinerseits viel mehr Aufmerksamkeit verschafft als aus eigener Sicht wohl nötig und sinnvoll sein kann, nahm man dafür wohl bewusst in Kauf (was mE klar die Unaufrichtigkeit der ganzen Empörung zeigt). Auch wenn ich diese Deutung nicht belegen kann, ist es für mich die einzig stimmige Lesart einer doch recht gewollt und unausgegoren daherkommenden Aktion.

  • Das ist leider nicht der Fall. Die kurze Seite steht in einem 90-Grad-Winkel zur langen Hauptseite. Aus meiner Sicht ist das der größte Schwachpunkt des Entwurfs.


    Auf dieser Visualisierung ist es kein rechter Winkel!


    Beide Straßenfronten folgen dem Straßenverlauf. Wie sieht das denn auf der Baustelle aus?


    Nachtrag: ElleDeBe war schnelller ;)

  • ^ Sichtbeton, mit Sicherheit. Aber ist das schlimm? Ich finde nicht: Beton kann ein toller Werkstoff sein, wenn man ihn bewusst einsetzt. Altert auch interessant. Die schwarze Einfärbung des Baues gegenüber gefällt mir nicht, aber das ist am Suhrkamp-Haus nicht geplant.

  • Wenn der Beton nah an die Visualisierung herankommt, kann ich auch sehr gut damit leben. Noch zweifle ich aber leider daran. So interessant kommt der in der Realität meist nicht rüber. Wie immer wird viel von der Qualität der Ausführung abhängen. Den Entwurf an sich finde ich aber gar nicht mal so schlecht. Nicht wirklich repräsentativ im klassischen Sinne aber dafür auch nicht so langweilig wie viele andere Bürobauten...

  • Hier geht es flott voran. Ich glaube das Ergebnis wird ziemlich gut und wird diese Ecke enorm aufwerten. Hier ein paar aktuelle Bilder:



  • Neue Bilder vom 19.06.2018, quick und dirty mit dem Handy gemacht, daher die Qualität. Der Rohbau hat die Endhöhe erreicht, das letzte Stockwerk ist so gut wie fertig.





    Alle Bilder von mir :)

  • Update vom 09.05.2019...teilweise wird bereits das Gerüst abgebaut. Quick and dirty mit dem Handy gemacht.


    Bild: https://s18.directupload.net/images/190510/cswj6dod.jpg


    Bild: https://s18.directupload.net/images/190510/py8ieujm.jpg


    Bild: https://s18.directupload.net/images/190510/2vyr2ice.jpg


    Bilder von mir

  • Sieht ganz schön billig aus, diese Verkleidung. Zusammen mit dem schwarzen Ungetüm gegenüber ist da kein schönes Ensemble entstanden.

  • ^Das täuscht. Vor Ort fällt einem die qualitativ hochwertige Verarbeitung besser auf. Das Zusammenspiel zwischen dem Sichtbeton, in erdig, lehmiger Farbgebung und den Metallpanelen ergibt einen ganz besonderen Reiz.
    Zusammen mit dem gegenüberliegenden L40 hat man eine prächtig-, kraftvolle Eingangssituation zu Rosa-Luxemburgstr. geschaffen, die es in Berlin so nicht noch einmal gibt. Mir gefällt es ausserordentlich.


    Leider ist die die gegenüberliegende, also Schönhauser Tor Seite, in den Neunzigern mit billigem Bürobauten völlig verhunzt worden.

  • Das täuscht in der Tat. Die Verkleidung ist aus matt glänzendem Aluminium, die Fenster teilweise sehr groß, bläulich. Das macht in Natura einen wirklich besseren, hochwertigeren Eindruck. Ich warte mal noch mit Kritik, aber bisher hab ich aber einen eher positiven Eindruck.

  • Ja, das sieht ganz edel aus. Wenn die Sonne draufknallt, wird man wahrscheinlich schneeblind. ;) Wichtig ist DerBes Hinweis auf den Beton: Auf den Visus sah er ganz normal aus, in natura wirkt es, als hätte man ihm einen leichten Beigeton mitgegeben – sofern man das hinter den Planen beurteilen kann, wirkt er wie eine Mischung aus Beton und Kunststein. Finde ich, gerade als Kontrast zu dem kühlen Silberweiß des Metalls, sehr interessant.