Wilhelmstraße - Plattenbaumoderne vs Neubebauung

  • Es ist dekadent, sie schnell abzureißen, und es besteht die Gefahr, daß dort Müll auf Westniveau hinkommt. ...
    ... Die Plattenbauten auch anderswo haben vor allem den Sinn, Schlimmeres auf Westniveau zu verhindern.


    Interessanter Ansatz,dass die Platte jetzt auf einmal dafür gut sein soll,Schlimmeres aus dem bösem,unästehtischen Westen zu verhindern.Muss die Architekturgeschichte neu geschrieben werden oder habe ich da was verpasst ? Ich weiss auch nicht,wofür hier ein Ost West Gegensatz verwendet wird.Das was heute gebaut wird ist keine Westarchitektur,es ist Architektur,die sich weiterentwickelt.


    Ich begrüße den geplanten Abriss nicht.Dieser geschieht rein aus kommerziellen Gründen,keineswegs geben ästhetische Überlegungen den Anlass für den Abriss.Mir fällt spontan auch kein Beispiel dafür ein,dass ein Haus aus ästhetischen Gründen plattgemacht wurde.Das es für den Abriss noch Förderung und Altschuldenerlass gibt,ist IMHO volkswirtschaftlicher Irrsinn.



    Hier ein Foto des Abrisskandidaten aus dem Juni 2012


    eigenes Bild,gemeinfrei

  • Es gibt in der Tat hässlichere Platten, aber ich würde diesen auch nicht nachtrauern wenn sie gänzlich verschwänden. Das nun auf einmal die Gentrifizierungskarte gespielt wird, war vorhersehbar, ist aber wegen der speziellen Umstände hier mehr als fragwürdig. Immerhin handelt es sich größtenteils um 'Luxusplatten' ehemaliger DDR-Funktionäre. Warum sollte sich die Allgemeinheit dafür interessieren wenn Luxus durch bessereren Luxus ersetzt wird oder warum sollte man sogar noch Mitleid mit den Bewohnern haben? All solche Argumente werden übrigens durch inflationäre Benutzung entwertet und nicht mehr ernst genommen - was eine Diskusion jenseits der politischen Lagerbildung verhindert.




    Echter Berliner: Ich habe selten so einen Schwachsinn gelesen, auch von dir nicht. Soll man sich deiner Meinung nach diese Platten als Bollwerk gegen die Architekten aus dem Westen denken? Wie soll man sich das vorstellen?

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    Ein paar Verbesserungen sollte man an deinem Beitrag schon noch vornehmen:
    Immerhin handelte es sich größtenteils um 'Luxusplatten' ehemaliger DDR-Funktionäre. Warum sollte sich die Allgemeinheit dafür interessieren wenn ehemaliger Luxus durch bessereren Luxus ersetzt wird oder warum sollte man sogar noch Mitleid mit den Bewohnern haben?


    Woher weißt du eigentlich wer derzeit im Gebäude wohnt? Ich halte die Abwehrhaltung der Bewohner eher für einen natürlichen Reflex. Wer hätte schon Lust eine Wohnung in so einer Lage mit einem vermutlich deutlich geringeren Preis im Vergleich zu anderen Wohnungen in der Ecke aufzugeben? Der ein oder andere Mieter hofft vielleicht auch darauf, dass der Vermieter ihn zu guten Konditionen aus der Wohnung rauskauft. :???:
    Würde ich dort wohnen würde ich genauso versuchen das Maximale an Profit für mich herauszuholen.


    Den Beitrag von Echter Berliner hab ich allerdings auch nicht verstanden. Was soll denn Müll/Schlimmeres auf Westniveau sein? Der Entwurf von HemprichTophof sieht doch solide aus und dürfte die Gegend deutlich aufwerten.

  • Das Dilemma des Stadtplaners (Sorry z.T. etwas OT)

    Ich habe die bisherige Diskussion mit großem Interesse verfolgt. Ich finde es nämlich sehr bedenkenswert, dass inzwischen einige hier im Forum nicht mehr mit der rein ästhetischen Funktion von Gebäuden (bzw. deren sichtbaren Fassaden) argumentieren und dass eine "Aufwertung", insbesondere aber nicht nur in Bezug auf Wohngebäude (vgl. Mediaspree), inzwischen von ebenso vielen kritisch hinterfragt wird. Gegner des Projekts würden Aufwertung demnach eher als Euphemismus für Verdrängungsmechanismen, i.e. eine Entmischung der sozialen Gruppen verstehen. Zumindest sind dies zwei Seiten der gleichen Medaillie. Ich will das für hier nur feststellen, nicht bewerten, denn letztlich spüre ich nach wie vor beide Tendenzen in mir und befinde mich sozusagen noch in einem Abwägungs- und Meinungsbildungsprozess. Ich will nicht einfach nur mit dem Strom des vermeintlich politisch Korrekten schwimmen, aber ich will mich auch nicht den sozialen Argumenten der Kritiker verschließen, die sich mE keineswegs völlig von der Hand weisen lassen.


    Als Jugendlicher und junger Erwachsener fand ich die besagten Blöcke übrigens immer überaus hässlich und konnte die hier inzwischen herausgestellte bauliche Qualität wie auch das eher junge Baudatum nicht erkennen. Von hochwertig ausgeführtem DDR-Luxus wäre ich da keinesfalls ausgegangen, eher vom Gegenteil und es passte irgendwie gefühlt einfach nicht dorthin. Ich hätte folglich rein gar nichts gegen einen Abriss gehabt. Und wenn ich die hier präsentierten sehr gediegenen und hochwertigen Entwürfe sehe, habe ich auch jetzt ein gewisses inneres Streben dannach, dass die immer als ästhetischer Schandfleck wahrgenommene "Wunde" in der schönen Stadtlandschaft endlich durch etwas Angemesseneres ersetzt wird. Gleichzeitig muss ich offen zugeben, dass ich selbst aus praktischen Erwägungen heraus mit meiner Familie gerade erst eine sehr gemütliche aber etwas schlecht geschnittene und kaum sanierte kleine Wohnung in einem äußerlich sehr hübsch sanierten Altbau als Teil eines stilvollen Ensemble in der Innenstadt (dazu noch mit günstiger Miete) für eine frisch sanierte Whg in einem sonst weitgehend unsanierten und eher hässlichen (West-)Plattenhausbau der Sechziger eingetauscht habe (Kategorie praktisch und preiswert). Von der Fassade her eine krasse Zurückentwicklung, die mich/ uns zuerst schmerzte. Von der Wohnqualität her hat es hingegen keiner von uns auch nur kurz bereut. Ich will das nicht zu weit ausführen (könnte einen ganzen Aufsatz darüber schreiben ;) ), aber es zeigt wie Bato es schon andeutete eine innere Widersprüchlichkeit: Wie würde man sich selbst als Mieter eines solchen Blocks fühlen, der eine tolle Lage und Wohnqualität zum attraktiven Preis hat. Sicher würde man für den Status quo kämpfen und das ist völlig legitim, mE vermutlich sogar legitimer als alleinig die eigenen ästhetischen Bedürfnisse als Flaneur o.Ä. Und wer sagt, dass bezahlbarer Wohnraum auch in solch attraktiver Zentrumsnähe nicht eine mindestens ebenso hohe Priorität haben sollte wie die Interessen der Investoren die sogar noch subventioniert würden und letztlich zahlen wohlhabende Mieter nicht immer auch höhere Steuern etc. (ok, das ist jetzt langsam doch eine gewisse Wertung). Nachdenklich hat mich auch gemacht, dass ausgerechnet der Chef von visitBerlin letzt jemanden zitiert hat, wonach der Tourismus etwas genau kaputt macht, indem er es findet (auch wenn nach seiner Ansicht langsam mögliche Lösungen gefunden würden). Und es stimmt mE: Alles kann kippen, wenn es ins Extrem getrieben wird.


    Das mag gerade in Bezug auf Berlin mit seinen vielen Brachen und häßlichen "Bausünden" reaktionär und spießig klingen (ich selbst habe in Bezug auf die Mediaspree-Gegner schon so argumentiert). Aber ehrlich ich war in Paris - da kommt es, dass unhaltbare Extrembeispiel aber es geht mir rein um die Tendenz ;) - und fand es hübsch und ansehnlich aber kein Stück wohnens- oder lebenswert: Nicht grün genug, nicht vielfältig genug, zu monoton und eng, geradezu erdrückend (ich war fasziniert und geschockt zugleich)... Da darf mE lieber mal ein biederer Genossenschaftsbau in Zentrumsnähe errichtet werden oder eben eine Platte etwas länger bleiben, vielleicht sogar noch einmal modernisiert werden, dann darf ruhig einmal für Parks oder einen Uferstreifen demonstriert werden und so in der Summe das ein oder andere ästhetisch anspruchsvollere Bauprojekt auf der Strecke bleiben. Die Aufwertung wird doch kommen - nur Geduld haben - und Berlin wird sich hoffentlich auch weiterhin wirtschaftlich dynamisch entwickeln. Dazu muss man nicht jedem Investor gleich den roten Teppich ausrollen. Es wird doch aktuell sogar eher ein Überangebot an hochwertigem Wohnraum geschaffen während, nicht flächendeckend aber doch an vielen Stellen, stark nachgefragter bezahlbarer Wohnraum im Zentrum und Großzentrum (S-Bahn-Ring) der Stadt verschwindet.


    Da ist man als Stadtplaner doch fast in der Pflicht antizyklisch zu handeln. Zumindest aber sollte all dies immer ein Teilaspekt sein, der für jedes konkrete Projekt geprüft werden sollte - so denn überhaupt politischer Handlungsspielraum besteht. Ich will sicher keinen Stillstand und keine Überregulierung (und ich freue mich auch weiterhin über ästhetisch anspruchsvolle und hochwertige Projekte), aber in diesem konkreten Fall hier würde ich die Pläne doch eher noch ein paar Jahrzehnte in die Schublade verbannen und stattdessen den Bestand etwas pflegen/ optisch auffrischen. Sorry, mir ist selber bewusst dass ich in vielen Worten wenig Neues gesagt habe, aber ich wollte nur meine Sichtweise hinzufügen - zumal ich irgendwie eine Polarisierung in solchen Fragen befürchte...


    P.S.: Vielleicht sollte man langsam einen projektübergreifenden Thread zum Thema eröffnen (hab bisher keinenwahrgenommen/ gefunden, nur Verstreutes in allgemeinen Threads e.g. Berliner Immobilienwirtschaft, Architektur kontrovers diskutiert etc. und in solchen zu einzelnen Projekten).

  • Jan, ich finde das ist ein toller Beitrag der diese Debatte um einige neue Punkte bereichert, von daher überhaupt nicht wie von Dir am Ende befürchtet redundant. :)


    Wie ich schon in einem meiner vorigen Beiträge schrieb: Ich halte die Erhaltung von bezahlbarem Wohnraum im Zentrum für wichtig, aber es wird allzuoft ein Gegensatz konstatiert, der in meinen Augen gar nicht existiert: Bezahlbarer Wohnraum vs. Ästhetik. Günstige Bauten können ebenfalls schön sein, oder zumindest weitaus schöner als der Bestand an dieser Stelle. Worin sich wohl alle, abgesehen vielleicht von dem echten Berliner, einig sind: Die hier diskutierten Platten sind häßlich und müssen aus ästhetischen Gründen eher früher als später weg. Was statt dessen dorthin kommen soll, das muss nicht der präsentierte neoneo(neo?)klassische Schick sein, sondern kann gerne auch ein großes Wohnviertel einer Genossenschaft sein, solange es zumindest grundlegenden ästhetischen Ansprüchen genügt. Arbeitersiedlungen hat man früher auch aus Backstein errichtet, vielleicht könnte man mit diesem interessanten Baustoff hier ein neues Viertel aus fünf- oder sechsgeschossigen Miethäusern bauen?


    Ich habe nichts gegen die derzeitigen Bewohner, die könnten auch gerne in die Neubebauung wieder einziehen, es geht mir allein um eine ästhetische Sanierung des Stadtbildes, denn diese Wohngegend hat durch seine Lage Schaufenstercharakter und ist ein absoluter Schandfleck, viel schlimmer geht es kaum.

  • Ich habe nichts gegen die derzeitigen Bewohner, die könnten auch gerne in die Neubebauung wieder einziehen, es geht mir allein um eine ästhetische Sanierung des Stadtbildes, denn diese Wohngegend hat durch seine Lage Schaufenstercharakter und ist ein absoluter Schandfleck, viel schlimmer geht es kaum.


    Naja Geschmack ist zwar subjektiv, aber das ist wohl etwas übertrieben. Die Häuser sind keine Augenweide, sehen aber auch nicht schlimmer aus, als andere Platten im Zentrum (Friedrichstraße, Rosenthaler Straße usw.). Aber die Ästhetik ist für mich nicht der Punkt. Klar wäre eine Umsetzung der Neubauplanungen eine Verbesserung aus ästhetischer Sicht. Was ich beklage ist, dass Wohnraum vernichtet wird. In den neuen Häusern sollen ja vor allem Büros und ein Boardinghouse entstehen.


    Das interessante an der ganzen Angelegenheit ist, dass es quasi ein Paradebeispiel für die „City-sierung“ eines Stadtbereiches ist. Interessant wäre in diesem Zusammenhang natürlich noch, was der Flächennutzungsplan an dieser Stelle hergibt.


    Zu einigen anderen Diskussionsbeiträgen hier (vor allem der von necrokatz): die „speziellen Umstände“ die hier auf verschiedene Weise angeführt werden sind irrelevant und vernebeln doch nur die Diskussion. Ich kenne weder die Bewohner noch ihre Geschichte, ich weiß auch nicht, ob die Wohnungen günstig sind, Luxus oder normalen Standard haben. Vollkommen wertfrei geht es hier um Mietwohnungen im Zentrum, die allein aus Profitgründen einer Nicht-Wohn-Nutzung weichen sollen.

  • Ich habe vor einigen Monaten einen seriösen Artikel gelesen, keine Ahnung mehr wo, aus dem hervorging, dass weit über die Hälfte der Bewohner der Wilhelmstraße seit Ostzeiten dort wohnt. Gut, ich kanns jetzt leider nicht belegen, aber man glaube mir bitte einfach. Damit ist Necrokatz Argument überhaupt nicht irrelevant, hier leben alte ehamals priveligierte ideologisch stramme SED-Rentner, der Normalo-Ossi hat hier NIE gewohnt. Statt dessen reine Günstlinge des Sozialismus, genauso wie Yuppies im Prenz´lberg Günstlinge des Kapitalismus sind. Das Argument des billigen Wohnraums für arme Schichten ist eine Farce und entbehrt an dieser Stelle jeglicher Richtigkeit. Ist ja vernünftig, sozial zu argumentieren, zugegeben, hier passt es aber nicht! (Wenn es zwischen hässlicher Bebauung und sozialem Status eine untrennbare Verbindung gäbe, wären Stuttgart, München oder Königstein im Taunus demnach geradezu asi ;) ) Und selbst wenn dort sozial schwache wohnen WÜRDEN - was sollte das weiterhin? Sollen die Leute sich extra arm fühlen zwischen Adlon und Botschaften? Wie auch immer die Struktur der Bevölkerung nun aussieht, hier sind Wohnungen m.E. nun mal fehl am Platz. Früher zu Grenzgebietszeiten ok, jetzt im Zentrum jedoch nicht mehr. Deswegen stimme ich Arcadien voll und ganz zu, dass die Wilhelmstraße wieder Regierungsstraße wird durch den Umzug der in Bonn verbliebenen Ministerien, dazu vornehme Geschäfte.
    Und rein ästhetisch betrachtet sind da ja noch immer die problematischen Abstandsflächen zur Straße mit Anwohnerparkplätzen, die die Straße unnötig verbreitern und man auch nicht flanieren kann...allein das wäre ein vertretbarer Abrissgrund (wie etwa die Vorgänger der Friedrichstraßen-Quartiere 205, 206 und 207, die bereits im Rohbau standen).

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    Der Berliner Kurier ist vielleicht nicht unbedingt die beste Quelle, aber immerhin besser als gar keine.
    In diesem Artikel steht, dass der Bau 1991 von den ersten Mieter bezogen wurde.
    Ob so kurz nach der Wende tatsächlich so viele SED-(treue) Kader dort einzogen, lässt sich m.E. nicht so einfach bestimmen. Und wie hoch die Bewohnerfluktuation in den vergangenen 20 Jahren war noch schwieriger. Insofern ist das schon ein sehr gewagte Aussage von dir hier pauschal die Bewohner als alte ehamals priveligierte ideologisch stramme SED-Rentner hinzustellen. So einen Satz hätte ich ehrlich gesagt nicht von dir erwartet Baukunst. Aber irren ist menschlich :nono:


    Um dort wieder Regierungsgebäude anzusiedeln müsste der Bund vermutlich tief in die Tasche greifen. Billig wird es einen Baugrund in der Lage heutzutage nicht mehr geben. Ob sich das lohnt...?

  • Naja, ich hab halt das von mir gelesene "über die Hälfte" zitiert. Ich weiß, meine Argumentation hat Schwächen, weil ich die Quelle nicht mehr kenne - aber der Kurier war´s wohl eher nicht. Wenn dieser konkrete Bau erst ´91 bezogen wurde, waren es sicher keine SED-Getreuen. Das gilt aber für die anderen früher fertiggestellten Blocks inklusive Ministergärten, Mauer- und Leipziger Straße. Konzipiert wurde das ganze Ensemble zu Ostzeiten als Vorzeigesiedlung hochwertigen sozialistischen Städtebaus, der sich vorsichtig wieder der europäischen Stadt annäherte, keine Riegel mehr, stattdessen Blöcke usw - sollte man ja gerade aus dem Westen schön sehen können. Aufgrund der Grenznähe und damit verbundener Fluchtrisiken hat man natürlich auf die Auswahl der Bewohner geachtet. Die jetzt, sofern sie vor der Wende eingezogen sind und da noch leben, meist im Rentenalter sind und VERMUTLICH die Linke wählen (die CSU des Ostens ;) )...
    Aber gut, danke fürs Kopf-Geraderücken :) . Ich halte mich doch lieber an rein ästhetische und Nutzungs-Beweggründe für einen Abriss....

  • .... dass die Wilhelmstraße wieder Regierungsstraße wird durch den Umzug der in Bonn verbliebenen Ministerien, dazu vornehme Geschäfte. ...
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    Ja klar,vornehme Geschäfte in der Friedrichstraße,Fasanen,Schlüterstraße ,Kudamm und jetzt auch noch in der Wilhelmstraße. Und natürlich auch in den noch zu erstellenden Leipziger Platz Arcaden und zukünftig im Kudammcarree.


    Es gibt gar keinen Bedarf für vornehme Geschäfte in der Wilhelmstraße.Nicht mal die Friedrichstraße hat sich gegenüber dem Kudamm als konkurrenzfähig in Bezug auf vornehme Geschäfte erwiesen.



    Rein ästhetisch trauer ich diesen Bauten nicht nach.Aber ein funktionierendes Haus nach nur 22 Jahren wieder abzureissen und dies auch noch zu subventionieren,ist doch nicht nachhaltig.Weder wirtschaftlich noch ökologisch.


    Zu dem von Bato verlinktem Entwurf.Keine Verschlechterung gegenüber dem Ist Zustand aber auch kein großer Wurf. IMHO steht der Entwurf für eine "Neue deutsche Langeweile".Wenigstens keine asymetrischen Fenstereihen.




    eigenes Bild,abfotografiert von öffentlichen Foto

  • Ökologie und Nachhaltigkeit beruhen in Berlin ja scheinbar sowieso oft nur auf Milchmädchenrechnungen und dienen der Imagepflege. Ist beim umstrittenen Laternenabriss nicht anders. Das ist sicherlich nicht die hässlicheste Platte aber da ziehe ich noch eher die Authentischen der DDR-Moderne vor statt solche Unbeholfenen und kläglichen Versuche von Stadtreparatur. Ich finde Waschbeton generell abstoßend, musss ich zugeben.

  • Richard Neutra
    eigentlich, und eingedenk der großen tradition der wilhelmstraße als regierungsstraße... wäre hier der adäquate ort um ministerien anzusiedeln. es gibt ja noch mehr als die hälfte davon in bonn.


    Angesichts dieses Beitrages hatte ich gedacht, es geht mal wieder um die Westseite der Straße. Daher meine ablehnende Haltung gegenüber einem Abriß. Die Haltung gilt auch jetzt noch. Übrigens heißt es nicht "Reichskanzlerpalais", sondern schlicht Reichskanzlei.


    Also gegen den hier beschriebenen Abriß habe ich grundsätzlich nichts. Jetzt wird hoffentlich meine Haltung verständlich. Ich hatte nicht genau aufgepaßt, um welche Seite es sich noch mal handelte.


    Hier gibt es ja durchaus einige Leute, die das ähnlich sehen wie ich. Die Plattenbauten haben nur einen relativen Wert. Jeder, der meine Beiträge liest, weiß, daß ich fast sämtliche Ost-Plattenbauten als Makulatur betrachte. Entscheidend ist, wie man damit umgeht. Auch Makulatur kann für einige Jahre noch etwas bringen. Z.B. als Heimatgefühl, als Verhinderung zwar besserer Westarchitektur, die aber auch unter ihren Möglichkeiten bleibt.


    Das ist eben eine ganzheitliche und durchwachsene Angelegenheit. Die Platten auf der Westseite verdienen auf jeden Fall noch mindestens 10 Jahre Bestandsschutz.


    Zu dem von Bato verlinktem Entwurf.Keine Verschlechterung gegenüber dem Ist Zustand aber auch kein großer Wurf. IMHO steht der Entwurf für eine "Neue deutsche Langeweile".Wenigstens keine asymetrischen Fenstereihen.


    Dankeschön Kleist. Die Gegend hätte wohl etwas noch Besseres verdient.


    hier leben alte ehamals priveligierte ideologisch stramme SED-Rentner


    Unter anderem auch Günther Schabowski. Ich finde es ein bißchen peinlich, wie hier immer die SED-Karte geritten wird. Wer weiß, was diese Menschen jetzt für einen Status haben, wie sie jetzt denken. Ich finde das irgendwie unangebracht.


    Zitat von Necrokatz

    Echter Berliner: Ich habe selten so einen Schwachsinn gelesen, auch von dir nicht. Soll man sich deiner Meinung nach diese Platten als Bollwerk gegen die Architekten aus dem Westen denken? Wie soll man sich das vorstellen?


    Ich denke, mein Standpunkt ist klar. Woher kommt eigentlich dein heftiges und aggressives Auftreten bei DDR-Themen? Hat das biografische Gründe? Diesen Smalltalk bitte via PN führen. Für's Forum ist das uninteressant. Danke Bato

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    Btw., ich hatte zuletzt mal eine kleine Übersicht der Vorkriegssituation in GoogleMaps erstellt (noch nicht ganz fertig).


    Die Vorgängerbauten der Platte um die es hier geht waren das "Bürgerhotel" des Bankiers Krause und das Palais Pringsheim. Zum Teil stand dort auch das Preußische Justizministerium.


    Übrigens heißt es nicht "Reichskanzlerpalais", sondern schlicht Reichskanzlei.


    Kann es sein, dass du das Reichspräsidentenpalais mit der Reichskanzlei verwechselst?

  • Ich wunder mich, daß hier nur die zwei Alternativen "Abriss oder so stehen lassen" in Betracht gezogen werden.


    Was ist denn mit einer Fassadenneugestaltung? Man schaue sich das Bild in Beitrag 42 an und stelle sich vor: Grundfarbe der Fassade weiß, die Fenster werden neu strukturiert und größer gemacht. Die untersten beiden Etagen werden durch große vier Meter hihe Fenster mit Rundbögen zusammengefasst und die Grundfarbe der unteren Fassade ist dort dunkelgrau bis schwarz.
    Die oberste Etage kann zusätzlich komplett verglast werden.


    Wenn man es geschickt macht, sieht das Gebäude nachher garnicht mehr nach Ossiplatte aus, sondern kann auch als Neubau durchgehen.

  • Das wäre in der Tat eine Möglichkeit, um die Fassaden aufzuwerten, aber aus meiner Sicht ist auch die Kubatur der Gebäude an sich ein Problem wie auch die großen Freiflächen zwischen den Bauten. Das gesamte Ensemble wirkt wie ein Wohngebiet am Stadtrand von einer beliebigen deutschen Kleinstadt und nicht wie die Innenstaftbebauung einer europäischen Metropole.


    Was mich wundert ist, dass es zum einen wahrhaftige Fürsprecher für diese Dinger zu geben scheint, unter dem Hinweis, dass es da noch viel schlimmere Platten in Berlin gebe (ist das ein Argument gegen deren Häßlichkeit?). Zum anderen, dass diese Art der Bebauung von manchen als passend für diesen Standort empfunden wird. Mit der Einstellung hätte man am Pariser Platz auch ruhig ein paar Doppelhaushälften hinstellen können.

  • ich meinte natürlich die gesamte wilhelmstraße nicht nur eine seite.
    und soweit ich recht erinnere hiess es bis zur wahl hitlers zum reichskanzler reichskanzlerpalais und danach reichskanzlei.


    hier gab es auch keine vornehmen geschäfte. die waren alle in der leipziger straße die vor dem krieg die umsatzstärkste einkaufsstraße deutschlands war. kann mann sich überhauptnicht mehr vorstellen heutzutage.


    die wilhelmstraße war DIE straße der macht im kaiserlichen wie im republikanischen deutschland der 20er jahre.
    ich kann nur jedem den es interessiert das wirklich sehr informative buch von:
    laurenz demps, berlin-wilhelmstraße, eine topographie preußisch-deutscher macht, ch. links verlag, berlin,
    anempfehlen.

  • Was mich wundert ist, dass es zum einen wahrhaftige Fürsprecher für diese Dinger zu geben scheint, unter dem Hinweis, dass es da noch viel schlimmere Platten in Berlin gebe (ist das ein Argument gegen deren Häßlichkeit?). Zum anderen, dass diese Art der Bebauung von manchen als passend für diesen Standort empfunden wird. Mit der Einstellung hätte man am Pariser Platz auch ruhig ein paar Doppelhaushälften hinstellen können.


    Ich glaube es gibt niemanden, der behauptet, das soll stehen bleiben, weil es häßlichere Platten gibt. Ich habe das Gefühl, daß manche Leute Beiträge nur sehr oberflächlich lesen und dann Argumente verzerren. Ich persönlich behaupte lediglich, daß es sehr viel häßlichere Platten gibt und daß es daher keinen dringenden Abrißbedarf gebe, allerdings meine ich das für die Westseite. Weg müssen diese Platten so oder so. Im Moment hat für mich die Westseite noch einen gewissen wert. Ästhetik hin oder her. Es gibt auch eine Ästhetik der sozialistischen Geschichte. Diese Architektur hat auch einen historischen Wert und kann viele Dinge veranschaulichen. Allerdings brauchen wir das in 20 Jahren nicht mehr.


    Der jetzt zu Debatte stehende Abriß ist ja recht überschaubar.


    @Arcadien: Bist du dir sicher mit dem Kanzlerpalais? Käme mir komisch vor. Vielleicht hast du die Assoziation wegen der Neuen Reichskanzlei. Aber es kann schon sein.

  • Ich glaube es gibt niemanden, der behauptet, das soll stehen bleiben, weil es häßlichere Platten gibt. Ich habe das Gefühl, daß manche Leute Beiträge nur sehr oberflächlich lesen und dann Argumente verzerren. Ich persönlich behaupte lediglich, daß es sehr viel häßlichere Platten gibt und daß es daher keinen dringenden Abrißbedarf gebe, allerdings meine ich das für die Westseite. Weg müssen diese Platten so oder so. Im Moment hat für mich die Westseite noch einen gewissen wert. Ästhetik hin oder her. Es gibt auch eine Ästhetik der sozialistischen Geschichte. Diese Architektur hat auch einen historischen Wert und kann viele Dinge veranschaulichen. Allerdings brauchen wir das in 20 Jahren nicht mehr.


    Dich habe ich damit auch gar nicht gemeint, aber nett dass du dich trotzdem angesprochen fühlst. Ich verstehe deine Argumentation nicht, dass diese und jene Bauten noch 10 oder 20 Jahre Bestandsberechtigung hätten, da...? Ähnlich argumentierst Du beim MEF und dein häufigstes Argument ist diesbezüglich, dass man warten solle bis Berlin wieder mehr es selbst sei und es sich zum ästhetischeren Bauen entschließe. Was ist deiner Meinung nach ästhetisches Bauen überhaupt und warum sollte das in 10, 20 Jahren zum Tragen kommen?

  • Also auf meinem "Hist. Berlin"-Straßenplan heißt es "Palais des Reichskanzlers". Eine Reichskanzlei gibts dort nicht. Im Wiki-Artikel stehen wiederum beide Namen. Dann gibts noch das "Haus des Reichspräsidenten", was mir wieder rum recht...simpel vorkommt als Namen für son Gebäude. Aber spielt das jetzt ne Rolle bei dem Thema?


    Berliner
    Na, du sagst es doch selbst grad wieder: "Ich persönlich behaupte lediglich, daß es sehr viel häßlichere Platten gibt und daß es daher keinen dringenden Abrißbedarf gebe, allerdings meine ich das für die Westseite." Das verstehe ich so, dass man lieber/eher/erst mal die hässlicheren Platten abreißen sollte, bevor man sich an diese macht...Solche Relativierungen a la "Freu dich, dass du dir Billig-Dosenravioli leisten kannst, in Afrika haben sie nicht mal das" finde ich generell ziemlich unsachlich...
    Welche Platten meinst du überhaupt? Die hässlicheren Platten, also einfach quadratisch praktisch, z.B. in der Spandauer Vorstadt, wurden/werden ja grad erst alle saniert. Und die Platten, die sonstwo stehen, wen kümmern die...? Naja, und die Monsterdinger am MEF oder an der Leipziger, die stehen wohl - so sehr ichs mir auch wünschte - eher nicht zur Debatte...An sich könnte/sollte/müsste man den ganzen Block plattmachen.


    So von der Grundidee her finde ich die Platten akzeptabel...oder eher tolerabel. Erker, Giebel usw. Wenn durch ne Sanierung die Spalten zw. den Fassadenplatten verschwünden und neue Fenster eingebaut und vor allem die Ladenzone aufgemöbelt würde, kann mans vielleicht verkraften. Allerdings würde das wiederum heißen, dass die Dinger weiterhin stehen bleiben und das würde auch aussehen, wie in ner Kleinstadt um die Ecke vom Marktplatz.

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