Carré Raimar + Carte Blanche

  • Gelungene Großstadtreparatur, gefällt mir gut. Abfällige Kommentare wie 'Styrobomber' sind so sinnvoll wie gehässige Farbbeutel-Attacken selbsternannter Kiezhelden. Sie ändern nichts an der Tatsache, dass annähernd 100% von Neubauten mit WDVS verblendet werden und Farbbeutel an einer langfristigen Reurbanisierung der Berliner Brachenlandschaft nichts ändern werden. Und warum Ornament an sich 'geschmacklos' sein soll kann ich mir nicht erschliessen. Ich jedenfalls erfreue mich jedes mal, wenn mein Auge nicht durch Berliner Waschbeton, Rauhputz, Eternitfassade, verziert mit Regentränen und Ausblühungen anderer Hinterlassenschaften gedemütigt wird.

  • ^Na dann kann man sich bestimmt bald auch an den WDVS üblichen Algen- und Pilzbefall, Dreckschlieren etc. erfreuen. Oder sind die Patschzke-Bauten dagegen immun?

  • Abfällige Kommentare wie 'Styrobomber' sind so sinnvoll wie gehässige Farbbeutel-Attacken selbsternannter Kiezhelden.


    Wer Patzschkes teuere Billigbauweise kritisiert und den Trend zur WDVS-Fassade bedauert, verhält sich wie ein Farbbeutel-Werfer. Schön, wenn man seine Feindbilder so klar hat, wa?

  • Ich bin kein Freund von WDVS, aber unter dem grünen Zeitgeist werden wir uns mit dieser Krücke abfinden müssen. Und eine WDVS-Fassade mit Ornament sieht immer noch besser aus als eine ohne jedes Ornament.
    Ein paar Algen lassen ein Ornament immer noch in Würde altern. Bei den glatten Fassaden siehts aber meistens sehr peinlich aus. Allerdings sind Algenbefall eher ein Ding der frühen WDVS in den 90ern, als noch weniger Fungizide in die Farben gemischt wurden. Heute hat man das besser im Griff. Ob das gut für die Umwelt ist frage ich hier nicht, mit Logik kann man den deutschen grünen Zeitgeist auch gar nicht mehr entschlüsseln.


    Wie gesagt, bin kein Freund von WDVS – aber erfreue mich an Ornament und darüber darf mein streiten.

  • ^ Klasse Styrobomber! Gedulde dich nur ca 30 Jahre Urban Freak. Dann muss die Styroporfassade runter weil nicht mehr tauglich als Isolation. Vielleicht ist dann die Zeit reif für schicke große überbordende geschmacklose Ornamente ;)


    Ich weiß nicht was das eine mit dem anderen zu tun hat. Aber das du, werter Camondo einen - sagen wir mal - eher 70er Brutalismus Geschmack hast, ist ja mittlerweile allseits bekannt.


    Gegen das Styropor kann auch ein Patzschke nichts unternehmen, da es gesetzliche Vorgaben gibt (Danke ihr lieben Grünen). Hat selbstverständlich nichts mit dem Entwurf zu tun.

  • ^Das ist aber nur die eine Seite der Medaille. Man kann auch mit hoher Wärmedämmung schön und algenfrei bauen, z.B. mit Klinkerriemchen, vorgesetzen Klinkerschalen, zweischaligen Massivfassaden etc. Ist halt teurer, WDVS ist die billligste Lösung. Insofern ist das schon eine bewußte Entscheidung gegen Ästhetik für Renditemaximierung. (Allerdings die des Bauherrn und nicht die des Architekten).


    Insofern sehe ich das Problem weniger in fehlendem Gestaltungsdrang als eher in der unseligen Verwertungskette, bei der der Projektentwickler und Bauherr als erster in der Reihe versucht, seinen Gewinn zu maximieren indem er die Baukosten so gering wie möglich hält und einen hohen Wartungsaufwand und schnellen Verfall des Gebäudes sowie einen niedrigen ästhetischen Anspruch in Kauf nimmt. Behalten will er das Objekt ja ohnehin nicht, diese Kosten blühen dann später dem Käufer bzw. Nutzer. In früheren Zeiten waren die Bauherren auch die späteren Eigentümer und Nutzer, da war der Ansatz bei der Planung und Errichtung ein ganz anderer.

  • Danke, damit hast Du den Sachverhalt sehr sehr gut beschrieben.


    Und darüber hinaus wählt man für seine überteuerten Wohnimmobilien logischerweise diesen protzigen Stil, um die fehlende Nachhaltigkeit zu übertünchen und Käufer anzulocken, denen dieser Aspekt eh völlig schnurz ist.

  • Ist halt teurer, WDVS ist die billligste Lösung. Insofern ist das schon eine bewußte Entscheidung gegen Ästhetik für Renditemaximierung. (Allerdings die des Bauherrn und nicht die des Architekten).


    Genau. Es ist schon lustig, wenn Leute wie Querbalken die ästhetischen Mängel eines solchen Entwurfs dem "grünen Zeitgeist" unterjubeln wollen. Als wäre es eine ideologische Marotte, Energie zu sparen. Tatsächlich lassen sich die erforderlichen Dämmwerte auch anders erreichen. Hier handelt es sich um Luxuswohnungen, und es wäre für den Bauherren kein Problem, statt mit Styropor und Putz mit Mineralwolle (altert besser) und Back- oder Naturstein zu arbeiten (sieht von Anfang an besser aus). Kostete aber mehr und tut nicht Not, solange man in Berlin für den letzten Schrott horrende Preise verlangen kann.


    Ganz unschuldig ist aber auch der Architekt nicht: Das Büro Patzschke gibt sich wie kein anderes für Bling-Bling-Projekte in Billigausführung her (vgl. das Haus neben der Parochialkirche). Wobei, zur Ehrenrettung, dieses Projekt hier noch zu den besseren Patzschkes zählt – es lehnt sich eng an die Gründerzeitblocks an, die Proportionen hauen halbwegs hin (mit Ausnahme des notorischen, niedergedrückten 1. OG), und auf die berüchtigte falsche Kolossalordnung mit drei oder fünf statt vier oder sechs Säulen hat man diesmal verzichtet.


    Da ich außerdem ein Faible für rote Klappjalousien habe, kann ich mit dem Entwurf gut leben. Für tolle Architektur halte ich ihn trotzdem nicht, und die Ausführung wird gewohnt lausig sein.

  • Das letzte Bild finde ich lustig: Wem wegen der Finanzierung seiner Luxus-Wohnung das Geld knapp wird, kann bei TEDi billig einkaufen.

  • Mir gefällts ganz gut sieht wertig aus und man gab sich Mühe den Bau einer traditionellen Blockrandbebauung entsprechend zu gliedern. Etwas ärgerlich ist hier die Größe - da sprengt das Fassadenbild an der Straße den traditionellen Rhythmus - hätte man hier nicht zwei leicht variierende Fassaden draus machen können?


    Die plumpe Ecke - ist auch wieder mal so eine bedauerliche, verpasste Gelegenheit - warum denn nicht die schräge Berliner Ecke der gegenüberliegende Altbau macht’s doch vor?!🙄

  • Ich denke, in dem Fall kann man das Wort Eckhaus auch mal wörtlich nehmen. Der Bau ist grundsolide, passt sich gut ein und wertet die Ecke ungemein auf. Viel wichtiger als die Frage ob runder oder eckiger Eckbau wäre, das Grundstück die Schillerstr. entlang gen Osten von diesem hässlichen Tedi-Nachkriegsbau zu befreien und der Ecke zur Wilmersdorfer einen ordentlichen Eckbau zu verpassen und somit den Block zu komplettieren.