Stadtschloss Berlin: Der Thread für den Wiederaufbau

  • Interessant, der ehrenwerte und so besorgte Herr Lederer schimpft auf die "alte wilhelminische Hauptstadt", wünscht sich dagegen eine "lebendige Mitte", wohnt aber selber natürlich in Prenzlauer Berg und nicht etwa in Marzahn ... das ist die typische Doppelmoral dieser Art Politiker ... aber ist schon klar, wenn der richtige Geist in den alten Mauern lebt, dann sind auch die schlimmen, "vordemokratischen" Mietskasernenviertel, die doch wegen ihrer Architektur eigentlich den reaktionären wilhelminischen Untertanengeist atmen müssten, plötzlich sehr sehr bunt und lebenswert :D

  • ^Das ist doch super!


    Wenn Architektur zu diskutieren ist, lohnen sich ästhetische, funktionale und sicher auch soziale bzw. urbane Maßstäbe am meisten.


    Politische und ideologische Kategorien, wie sie eben Her Lederer und andere bemühen, um Stimmung zu machen oder Stimmungen zu erzeugen bzw. von ihnen zu profitieren, erschweren einen Diskurs über Architektur und reißen dazu noch gesellschaftliche Gräben auf bzw vertiefen diese ...


    Will heißen, das Attribut "sozialistisch" macht die Qualität eines Gebäude weder schlechter, noch besser, sondern beschreibt nur, dass es zu Zeiten der DDR gebaut wurde ... so what?


  • Das ist genau das was es nicht sein sollte.
    Damit es für alle Berliner und ihre Gäste ein Begegnungsort sein kann sollte man solche törichten Sinngebungsversuche und Überhöhungen tunlichst vermeiden. Für mich ist es einfach ein weiteres Museum und gut ist.


    Das mag für Dich passen und das mag auch das veröffentlichte Statement sein um die Linken zu beschwichtigen.


    Für mich ist es eine Genugtuung dass die Schlossfassade wieder hergestellt wird.
    Für mich ist es ein Sieg der Ästhetik über Ulbricht und seine Genossen.


    Ich weis in der öffentlichen Debatte tun man alles um Konflikte mit den Linken auszuweichen. Für mich ist es wichtig das die Stadtplanung dafür sorgt das harmonische Stadtviertel entstehen. Das kann auch moderner Städtebau sein, oder eben historischer solange die Ensemble Wirkung bestehen bleibt.


    Durchsichtige Kampagnen linker Kleingeister um ein harmonisches Ensemble im Schlossumfeld zu verhindern, zeigen doch das die Linke immer noch nicht Frieden mit dem Projekt geschlossen hat und das ganze eben nicht als ein Museum ansieht.

  • ^Was schwafeln Sie denn da die ganze Zeit von Linken? - Vielleicht geht es auch mal in den Kopf der Rekowillis, dass nicht jeder der den Neptunbrunnen und die Rossbändiger etc. nicht versetzt sehen will, ein Linker ist. Herrjeh!

  • Immer dieses ständige Einbringen von irgendwelchen politischen Strömungen. Was für ein Kokolores! Letztendlich geht es darum, etwas wieder auf die Beine zu stellen, dass durch Ästhetik überzeugt und nicht durch die politische Aussagekraft dahinter. Denn man sollte auch bedenken, dass Bauwerke ja auch nicht für ihre eigentliche Bedeutung abgerissen werden (im Umkehrschluss). Die Siegessäule ist ein Monument der Ergötzung über gewonnen Kriege, die allesamt gegen unsere heutigen Verbündeten geschahen! Dennoch fordert niemand den Abriss oder interpretiert heutzutage da so viel rein wie es die Menschen beim Wiederaufbau des Schlosses tuen, zumindest hat dies kaum Gewicht. Man steht vor dem Bauwerk und denkt sich: ,,Ja, wirklich schön/beeindruckend0!´´ (dies ist natürlich auch die Hoffnung beim Schloss). Und genau das ist ja auch das Ziel des Wiederaufbaus. Wenn der Palast der Republik so ausgesehen hätte wie der Kultupalast in Warschau, na dann meine lieben Herren hätte wohl kaum jemand den Abriss gefordert, auch wenn dieser ein Ausdruck des sowjetischen teils größenwahnsinnigen Monumentalismus ist. Und das der Ostblock (durch die Soviet Union) politisch nicht ganz so paradiesisch war, darüber müssen wir definitiv nicht streiten.


    Um nochmal mehr auf Vorredner einzugehen: Ich hoffe,dass das Schloss ein Bergungsort für alle Menschen wird wird und natürlich nicht, dass es auf irgendeine Art und Weise zum Symbol der Spaltung verkommt.


    Dies sind ein paar Gedanken die mir grade in den Sinn kamen.

  • Immer dieses ständige Einbringen von irgendwelchen politischen Strömungen. Was für ein Kokolores! Letztendlich geht es darum, etwas wieder auf die Beine zu stellen, dass durch Ästhetik überzeugt und nicht durch die politische Aussagekraft dahinter.


    Ich schätze deinen Beitrag, lieber Askan. Aber ganz so einfach ist es dann auch wieder nicht. Architektur hat zu allen Zeiten auch etwas mit politischen Ansichten zu tun gehabt. Architektur und Politik haben sich immer gegenseitig bedingt. Eine Trennung ist nicht so einfach möglich.


    Wenn ich mich im obigen Beitrag gegen politische Sinngebungsversuche ausgesprochen habe, dann deswegen, damit man sich beim Stadtschloss nicht gegenseitig die Köpfe einschlägt.

  • Ich gehe da auch mit Askan.
    @ Wahnfried: Evtl. sollten Sie bedenken dass die Berliner mehrheitlich Mitte und Links von der Mitte gewählt haben, die Linken sind also nicht "vom Himmel in den Senat gefallen" und versuchen nun eine "DDR 2.0" zu errichten, nur weil sie nicht mit allen Segnungen des Kapitalismus einverstanden sind.
    Mich nervt trotzdem Herr Lederer mit seinem Geschwafel vom "vor-demokratischen" Gebäude des Schlosses.
    Im Übrigen hat auch die Anhäufung von Kunstschätzen aus aussereuropäischen Ländern in ganz Europa wenig mit Demokratie zu tun...

  • Architektur und Politik haben sich immer gegenseitig bedingt. Eine Trennung ist nicht so einfach möglich.


    Wenn ich mich im obigen Beitrag gegen politische Sinngebungsversuche ausgesprochen habe, dann deswegen, damit man sich beim Stadtschloss nicht gegenseitig die Köpfe einschlägt.


    Wie ich bereits in meinem letzten Beitrag erwähnt habe handelte es sich um ein paar Gedanken. Mir ist durchaus bewusst, dass andere intelligente Menschen sehen werden das es Argumentativ Lücken gibt und ein wohl wichtiger Punkt ziemlich über-simplifiziert wurde. Letztendlich könnten wohl viele von uns einen nahezu unendlich erscheinenden Monolog über die ganze Debatte hier führen. Will wohl aber auch niemand und wird höchst wahrscheinlich auch nicht zum Ziel führen. Dass Politik und Architektur nicht leicht zu trennen sind, da gebe ich dir Recht. Genau so schwer ist es aber mal einen Schlussstrich zu ziehen. Ab wann hört die Politik auf relevant zu sein? Viele der Weltbekannten Monumente sind Bauten die hemmungslos Krieg glorifizieren, nur mal als Beispiel. Doch da lässt man es ja auch mal gut sein. Vielleicht wäre es besser gewesen, dissen Schlussstrich nicht zu schnell zu ziehen und zu sagen dass man es komplett trennen sollte(in meinem letzten Beitrag). Dennoch würde ich mir wünschen dass eine Rekonstruktion eines Schloss nicht so ausartet (nach dem Motto: Zeichen gegen die Unterwanderung... etc).


    Jetzt zu dem politischen Teil. Wir leben in einer postmodernen Gesellschaft, Aufbruch von Genderrollen, Karrieren durch Quereinstieg, Auslebung von Sexualität wie jeder will... Wir leben in einer Zeit des totalen Individualismus mit alternativen Lebensstilen und vielen mehr, dies Leben viele Leute ja auch gebührend aus:lach:. Warum kommt dies denn nicht in der Architektur an? Angesichts dieser Tatsache sollte es doch möglich sein modern sowie auch historisch/historisierend zu bauen. Oder wie würdest du in unserer heutigen Zeit Architektur und Politik verbinden? Heutzutage gibt es in erster Linie auch eigentlich keine Dominaten Architekturstile mehr, wenn man das ganze mal mit dem vor 110 Jahren vergleichen möchte.


    Bei weiterem Nachdenken kommen mir noch tausend weitere Angehensmöglichkeiten in den Sinn. Politisch, soziologisch, historisch...

  • ^also, die rossebändiger erquicken schon jeden morgen mein auge wenn ich meine runde drehe um das kammergericht herum und ich möchte nur ungern auf sie verzichten dort an ihrem platz inmitten des kleistparks :)


    Also ich habe mir das neulich mal angeschaut. Kann mir ja denken, dass du dir die beiden Herren gerne mal anschaust, aber auf die Situation im Park haben sie an ihrem jetzigen Standort doch wirklich keinen Einfluss! Anders als Neptun sie sind von Eibenbüschen umwuchert und stehen weder Sichtachse oder "mitten im Park".


    Stünden sie am Eingang, statt der Kolonnaden, dann hätte ich absolut Verständnis. Aber so, ob die nun da sind oder nicht, vor dem Schloss wird das einen weitaus größeren Unterschied machen und ihre jetzige Präsentation ist den beiden Kunstwerken total unwürdig.

    Einmal editiert, zuletzt von Ben ()

  • ^
    nee, nee, alles in bester Ordnung, die Arbeiten laufen im Zeit- und Kostenrahmen optimal....aktuell werden die Dächer verkupfert, im Schlüterhof wird mächtig gewerkelt und die grosse Kuppel wird von der Basis her hochgezogen.....alles gut, nur leider hat sich der Spendeneingang etwas verlangsamt......:daumen:


    Sinnlose Vollzitate des vorigen Beitrags bitte vermeiden! Danke.
    Bato

  • Na, das Bautempo hat sich schon gefühlt verlangsamt. Am Portal IV etwa wurde längere Zeit kaum was gemacht und auch am Schlüterhof geht das letzte Stück nur schleppend voran, da kann man sich schon fragen, warum lässt das Tempo nun so nach. Wobei die Erklärungen halt vielfältig sein können, da mögen etwa einzelne notwendige Sandsteinstücke fehlen, weil sie z.B. noch stark nachbearbeitet werden müssen oder man sie sogar nochmal neu fertigen muss, weil sie zu fehlerhaft waren. Vielleicht hängt es zuweilen auch daran, dass unterschiedliche Gewerke nicht ganz aufeinander abgestimmt sind, z.B. müssen zwischendurch ja immer mal wieder die Gerüstbauer ran.


    Teils sieht man ja auch den Baufortschritt einfach nicht, etwa bei den Innenportalen I, II, IV.


    Das Dach wird nach und nach gedeckt, aber auch der nasse Sommer wird als Erklärung nicht ausreichen, warum man dort noch nicht weiter ist.


    Und wenn man wirklich weiterkommen wollte: An der ganzen Südseite könnte man sicherlich die Spenglerarbeiten (Kupferverkleidungen an wetterempfindlichen Oberflächen) durchführen und die Fassade schon verputzen.


    Aber vielleicht möchte man wirklich nicht zu schnell vorankommen, damit in der spendenfreudigen Weihnachtszeit unfertige Stellen zum Geldgeben animieren - deshalb vielleicht auch der immer noch fehlende Abschluss an Portal IV - der ist von der Humboldtbox am besten zu sehen.;)


    Mühselig ernährt sich das Eichhörnchen halt - wird schon werden und im Inneren kommt man hoffentlich auch gut voran.:)

  • Nun, auch wenn es jetzt etwas langsamer voran geht, es ist absehbar, dass die Fassade fertig wird. Damit kann das Humboldt-Forum seine stadtbildprägende Funktion erfüllen, auch unabhänig davon, ob die Nutzung als Museum erfolgreich wird. Das Gebäude ist wieder da und hat auch schon im unfertigen Zustand und als Baustelle eine enorme Wirkung.

  • ^ ... sprach das Orakel von Potsdam, dem es in seiner Erhabenheit nicht in den Sinn kommt, Argumente oder tieferes Wissen mit dem Plebs zu teilen. Im Übrigen dürfte es, wenn überhaupt, nicht die Hülle sein, die Nutzungsänderungen erlebt, sondern das Innere. Der einzige Nutzen der Hülle bleibt, hübsch auszusehen.

  • Immerhin. Dies fortwährend zu vernachlässigen ist einer der Gründe für die Unpopularität der zeitgenössischischen Architektur in der Bevölkerung. Hinzu kommt die einzigartige städtebauliche Funktion, die Wolf Jobst Siedler in seinem Essay so treffend beschrieben hat. Allein diese beiden Faktoren sind in etwa das Dutzendfache dessen, was die meisten modernistischen Bauten so als Effekt haben. Und da haben wir über den enormen Schub für die Bildhauerschaft, die den Skulpturenschmuck seit Jahren fertigt, noch nicht gesprochen.


    Das Innere wird eine mehrfache Nutzungsänderung erfahren. Das wird bei den neuen Bauakademie nicht anders sein. Häuser müssen auch wandelbar sein - von dem Geschick der jetzigen Intendanz, eine ordendliche Ausstellung zusammenzubringen, wird jedenfalls das Bauvorhaben nicht abhängen. Ich wage zu orakeln, dass bei der Eröffnungsfeier keiner dafür plädiert, den Bau wieder abzubrechen...

  • Natürlich kann und wird es irgendwann Nutzungsänderungen geben. Das war in der Vergangenheit auch so. Es sollte aber auf jeden Fall bei einer öffentlichen Nutzung bleiben mit Zugänglichkeit für Alle. Ich finde das Humboldtforum auch deswegen gut, weill es jeder betreten kann und dem sogar aufs Dach gestiegen werden kann. Es hat dadurch einen höheren Nutzen, als im Gegensatz dazu zum Beispiel das Potsdamer "Landtagsschloss". Dieses wirkt auf mich leider steril.

  • Also im Potsdamer Landtagsschloß muss man - im Gegensatz zum Humboldtforum - keinen Eintritt zahlen, um reinzukommen: der Eintritt ist frei. Deshalb hat das Landtagsschloß auch mit über 100.000 Besucher Rekorde gebrochen.


    Die "Sterilität" liegt daran, dass der Figurenschmuck und die Engeltreppe noch fehlen. Zudem ist das Umfeld noch schwierig, an der Hauptfassade fahren täglich 50.000 Autos vorbei. Was den Schmuck betrifft wird nächstes Jahr allerdings ein großer Schritt vorwärts getan, und wenn der Plögersche Gasthof und das Klingersche Haus fertig sind sieht das alles anders aus.