Historische Mitte: Neubau Stadtmuseum und Kurienhaus (gescheitert)

  • Man sollte solche Initiativen schon ernst nehmen, haben diese doch schon Neubauprojekte zu Fall gebracht, aber die reine Gründung durch eine kleine Gruppe sagt noch nichts über deren Zulauf aus.


    Immerhin ist die jetzige Bebauung auch keine architektonische Glanzleistung, an deren Abriss wird sich im Gegensatz zu alter DDR-Architektur in Potsdam auch kaum einer aufregen. Um Gentrifizierung geht's auch nicht. Und ein bisher freier öffentlicher Platz wird ebenfalls nicht geopfert. Daran hat ja schon in Köln beim Rathausplatz oder zuletzt in Mainz bei der Erweiterung des Gutenbergmuseums der Protest entzündet. Beim Projekt Miqua steht zudem ja auch noch ein latenter Antisemitismus gegen das Projekt.


    Aus solchen Gründen kann also die Bürgerinitiative keinen Widerstand ziehen, der sich bis zu einer Ablehnung per Bürgerentscheid hochwiegeln ließe.


    Bleiben halt vor allem die Kosten - da sollte bis zum endgültigen Baubeschluss noch vernünftig gerechnet werden und zur Not auch Abstriche gemacht werden, damit ein zu teurer Neubau keinen Protest hervorruft, auch darf natürlich nicht der Anschein erweckt werden, dass Projekt würde mit Einsparungen, etwa bei Schulen, erkauft.


    Immerhin sollte bis zum Baubeschluss die Sanierung der Oper beendet sein, das MiQua soweit stehen - und auch der Bau der Erweiterung vom Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud bereits begonnen haben, so dass nicht aller Zorn auf die Historische Mitte als greifbaren Stellvertreter gehen sollte.


    Zu hoffen bleibt, dass an der Fassade noch nachgebessert wird. Letztendlich denke ich aber, dass die Kölner eher zu den Stoikern gehören und dass vor allem durch die Größe der Stadt es deutlich mehr Menschen mehr oder weniger egal ist, wenn ein belangloses Gebäude durch ein anderes ersetzt wird.
    Jedenfalls dürfte es der Initiative "Unser Roncalliplatz soll schöner werden" wohl deutlich schwerer fallen genügend Protestunterschriften zu sammeln, um das Gebäude zu verhindern, als etwa in Mainz.

  • Ex-OB Fritz Schramma schlägt vor, das Stadtmuseum am alten Standort zu belassen - das Zeughaus zu sanieren und zu erweitern.
    Am Standort "Neue historische Mitte" möchte er hingegen stattdessen einen Museumsbau für das Werk Gerhard Richters errichten.
    Bereits zu seiner Amtszeit habe es diesbgl. Gespräche mit Richter gegeben. Dieser habe sich nie abgeneigt gezeigt, erwarte von der Stadt aber ein konkretes Angebot. Andere Städte hätten bereits Interesse gezeigt und bei der Richter-Stiftung nachgefragt.
    Gerhard Richter ist einer der bedeutensten lebenden Künstler der Gegenwart.


    https://www.express.de/koeln/w…touristen-magnet-32914792


    Ich persönlich sehe für ein solches Projekt eher schwarz. Zum einen muss ein solcher Bau nicht nur finanziert (zuzüglich der dann nötigen Sanierung/Erweiterung des Zeughauses) - sondern auch unterhalten werden.
    Desweiteren sehe ich noch das aktuelle Trauerspiel um die Erweiterung des WRM für die Sammlung Corboud, in der wohl schon mit dem Abzug der Sammlung gedroht wurde, weil der zugesagte Erweiterungsbau nicht kommt.

  • In einem Artikel des Kölner Stadt-Anzeigers (€) sind neue Visualisierungen zur Historischen Mitte veröffentlicht worden. Auf dem Gebäude sollen Solarzellen installiert werden, mit einer Eröffnung könnte "um 2030" gerechnet werden. Derzeit wird in Köln diskutiert, welche Großprojekte man mit hoher Priorität weiterverfolgen möchte und welche man angesichts von Planungs- und Kostengründen auch verschieben könnte. Die CDU will die Historische Mitte und hofft, dass die Grünen diese ebenfalls weiterhin realisieren möchten.


    In dieser Visualisierung ist die Straße "Am Hof" bereits als Fußgängerzone gestaltet.

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    Bildquelle: KStA mit Verweis auf Staab Architekten und Grauwald Studio

  • Es entstehen ja sehr schöne neue Stadträume im Rahmen der "Urbanen neuen Mitte" !

    - Als Platzräume völlig angemessen in den Dimensionen auch als Fortsetzung oder Übergang zur angrenzenden Altstadt.


    Besonders attraktiv der Bereich zum Kurt Hackenberg Platz. Wie schrecklich stellt sich der "Angstraum", die Unterfahrt Philharmonie zum Bahnhof, dagegen Heute noch da!

  • Ich finde die stadträumliche Wirkung anhand der Renderings auch sehr gut, insbesondere vom Hackenberg-Platz aus - was mir weiterhin nicht gefällt sind die Fassaden - einfach zu banal un austauschbar.

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    Bildquelle: KStA mit Verweis auf Staab Architekten und Grauwald Studio

    Bei diesem Bild frage ich mich schon seit der ersten Veröffentlichung, ob das eine "fiktionale" Darstellung der Gebäude gegenüber der Historischen Mitte ist, oder ob man tatsächlich plant, die Fassade des Hotel Europa umzugestalten? Ich glaube eher nicht, da auch die Zahl der Stockwerke nicht stimmt. Andererseits ist das Eckgebäude (in dem aktuell das Eiscafé ist) realistisch dargestellt. Hat jemand Infos dazu?

  • Die "Hohe Domkirche" steigt aus dem Projekt "Historische Mitte" aus. Grund sind die - wie könnte es anders sein - enorm gestiegenen Baukosten. Die anfangs geschätzten 135 Mio. Euro Baukosten, stiegen mittlerweile auf über 200 Millionen. Dementsprechend bezeichnete Dompropst Guido Assmann den Ausstieg der Kirche als wirtschaftliche Vernunftentscheidung.

    Dier Kosten für das gemeinschaftliche Projekt von Stadt und Kirche wären zu 80% von der Stadt, zu 20% von der Kirche getragen worden.


    https://www.erzbistum-koeln.de…orischen-Mitte-getroffen/

    https://www.t-online.de/region…ischer-mitte-zurueck.html

    https://www.report-k.de/keine-…rche-sagt-stadt-koeln-ab/

    https://www.radiokoeln.de/arti…-vor-dem-aus-1871347.html

  • Ich bedauere es auch sehr, dass die sehr begrüßenswerte Kooperation zwischen Erzbistum und Stadt hier nicht zu einem greifbaren Ergebnis kommt. Diese Bereitschaft zur Zusammenarbeit, der Mut zu übergreifendem Denken für die Stadt und diesen besonderen Ort war das Beste an den Projekt, was mir sehr gefallen hatte. Meinen Dank und Applaus dafür! Respekt auch vor der nachvollziehbaren Entscheidung des Erzbistums.


    Mit der Architektur, mal ganz ehrlich, war ich nie "warm geworden". Dieser Kubus für das Stadtmuseum hatte ohnehin nichts von "Historischer Mitte" oder "Historischem", auch wenn die Fassadengestaltung am Ende besser geworden war. Der Kubus hätte aus meiner Sicht wohl eher die Hilflosigkeit der aktuellen Architekturszene zementiert, der nichts besseres als mutlose, eckige Zweckbauten einfällt, und einem solchen Ort keinen Charme, keine Besonderheit oder Einzigartigkeit geben kann. Ich will damit nicht sagen, dass ich es besser wüsste oder könnte, aber vielleicht ist es am Ende doch gut so, dass wir hier nicht zur Umsetzung gekommen sind.


    Interessant wird gleichwohl, wie es mit dem Kurienhaus, dem Werkstattgebäude des RGM und dem Zeughaus weitergehen wird. Beide Gebäude am Roncalliplatz sind aus meiner Sicht nicht erhaltenswert. Das Erzbistum kann sicher geeignete Mietflächen in der Innenstadt finden. Ich habe aber spontan auch noch keine Idee, wie diese Situation insgesamt gelöst werden kann (zumal ich kein Beteiligter/Verantwortlicher bin). Vielleicht existiert bereits ein "Plan B"?

  • An solchen Beispielen kann ich gut nachvollziehen, dass sich nun global die Architekturrebellion gründet...

    Aber sehr schade, dass Köln seine lange Geschichte weiterhin nicht adäquat darstellen kann. Andererseits, kann man das Geld nur einmal ausgeben.

    Die Projekte dauern auch zu lange, klar, dass sich die Kalkulationen ändern

  • Schade, und alleine wird die Stadt das sicherlich nicht durchziehen. Auch ich war nicht zu 100% von dem Entwurf angetan, aber eine Verbesserung wäre es allemal gewesen. Und die Konzepte für das Museum innen waren echt gelungen.


    Positiv ist für mich dabei aber, dass die Römerstraße "offen" bleibt, und nicht in einen Museumsbau (wenn auch vom Roncalliplatz sichtbar) integriert wird.


    Da das Erzbistum aber ja auch ohne die Idee für die Historische Mitte das Kurienhaus sanieren oder neu bauen wollte, bin ich gespannt was sie jetzt machen. Man könnte ja Teile des Wettbewerbs übernehmen, z.B. den Entwurf von Kulka für das Kurienhaus mit den gotischen Zitaten, oder von Kaspar Krämer mit der hochwertigen Fassade etc.


    Der Platz neben dem Kurienhaus könnte zu einem Taschenpark als Entrée für römische Wasserleitung und Römerstraße ansprechend umgestaltet werden.

    Das Werkstatthaus des RGM finde ich auch als Teil des Ensembles mit dem RGM Haupthaus gar nicht so fürchterlich. Sanierung der Fassade, hochwertige neue Fenster (vielleicht Baubronze) und ein Staffelgeschoß wären hier ein paar Ideen. Man kann also auch ohne "großen Wurf" Verbesserungen erzielen.

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    Ja schade, aber trotzdem ist es die richtige Entscheidung.

    Diese gewaltigen Kostenexplosionen bei fast jedem öffentlichen Kulturbau sind einfach nicht mehr akzeptabel.

    Regelmäßig eine Verdopplung, Verdreifachung, Vervierfachung der Baukosten - das geht nicht mehr, die Kassen sind leer.

    Man muss jetzt Lösungen suchen, die zu einer zuverlässigen und akzeptablen Kostenprognose führen.

    Sollte sich das Interim (Modehaus Sauer) als Museum bewähren, könnte man das Nachbarhaus erwerben, für einen überschaubaren Betrag qualitätvoll umbauen und so die Ausstellung erweitern.

  • Eine schier endlose Ausdehnung von Beton, eine Ästhetik, die in keiner Weise harmonisch wirkt. Die Ecke um den Dom in Köln erweist sich bedauerlicherweise als ein Makel, der wohl für die kommenden 50 bis 100 Jahre bestehen bleiben wird. Es ist bedauerlich, dass eine der herausragendsten Kirchen weltweit von einer der unschönsten Umgebungen begleitet wird. Diese Diskrepanz zwischen der majestätischen Schönheit des Doms und seiner wenig schmeichelhaften Umgebung bleibt ein Zeugnis für eine Planung, die das kulturelle Erbe nicht gebührend in Szene setzt. Es scheint, als ob die Eleganz des Gotteshauses durch die nüchterne Dominanz des Betons in den Schatten gestellt wird, und dieser Kontrast wird zweifellos noch viele Jahre lang als Unstimmigkeit wahrgenommen werden.


    Die vermutlich gravierendste architektonische Verfehlung, die hier begangen wird, liegt höchstwahrscheinlich in der mangelnden Feingliedrigkeit. Modernität mag durchaus umsetzbar sein, jedoch sind die übermäßig großen Formate, leeren Wände und der exzessive Einsatz von Beton Aspekte, die diesem Vorhaben nicht dienlich sind. Ein harmonisches Gleichgewicht zwischen zeitgemäßer Gestaltung und einer ansprechenden Detaillierung scheint hier versäumt worden zu sein.

  • Eine schier endlose Ausdehnung von Beton, eine Ästhetik, die in keiner Weise harmonisch wirkt. Die Ecke um den Dom in Köln erweist sich bedauerlicherweise als......

    Ich kann deine Einschätzung nur in Ansätzen teilen. Es liegt wie so oft, im Auge des Betrachters. Ja, die Domumgebung ist z. T. mit sehr einfacher Nackriegsbebauung umgeben. Gerade entlang der Komödienstraße ist der Bestand sehr ungepflegt und unansehnlich. Es gibt aber durchaus auch sehr schöne Nachkriegsbauten. Das Blaugoldhaus, das Domforum, das Gebäude von Köln Tourismus, Museum Ludwig. Alles wie ich finde, eine sehr ansprechende Architektur und Vertreter ihrer Zeit. Ich denke auch das Laurenz Carré wird sich weiter positiv auf die Domumgebung auswirken und weitere Investitionen nach sich ziehen. Es bleibt noch viel zu tun, aber es liegen ja noch viele Veränderungen in Zukunft in der Pipeline.