Festhalle: Fassaden-Rekonstruktion und Vorplatz

  • Hab gerade noch mal gelesen, dass die historische Fassade bis 2009 rekonstruiert werden soll. Heißt das, dass die Arbeiten doch noch nicht abgeschlossen sind? Was wird denn noch geändert?

  • Der Wettbewerb zur Neugestaltung des öden, durch einen abweisenden Metallzaun dominierten Vorplatzes der Festhalle wurde heute entschieden. Hier Auszüge aus der Pressemeldung der Messe Frankfurt GmbH:


    Der Platz vor der Frankfurter Festhalle soll umgestaltet werden. Gemäß den ursprünglichen Planungen des Architekten soll dort künftig wieder ein Stadtgarten entstehen. Das sieht der Siegerentwurf eines planerischen Wettbewerbes vor, den die Messe Frankfurt ausgeschrieben hat. Der mit 15.000 Euro dotierte erste Platz geht an die Arbeitsgemeinschaft RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten/TEK TO NIK Architekten, Bonn und Frankfurt am Main.


    Der Grundriss der Festhalle ähnelt in Architektur und Gebäudeprototyp einem Schlossgrundriss, der Platz davor einem Schlossgarten. Die Gewinnergemeinschaft hat diese tragende Leitidee durch die Gliederung der Freiräume optimal gelöst. Das Einstellen von zwei Solitären greift die ermittelten historischen und aktuellen Stadträume und Sichtlinien auf, der vorgelegte Entwurf schafft die gewünschte Öffnung der Messe Frankfurt in die Stadtöffentlichkeit. Der von RMP Lenzen/TEK TO NIK entworfene Garten überzeugte in Anordnung, Größe und Form. Der Siegerentwurf beziehe sich in geschickter Weise auf die ermittelten historischen und aktuellen Stadträume und Sichtlinien. In der Formensprache werde dezidiert auf eine neue, eigenständige Ausdrucksweise gesetzt. Der Garten interpretiere den historischen „Schlossgarten“ in Richtung eines Londoner "Squaregarden". Die vorgeschlagenen Aufkantungen als neuartige Begrenzung des Gartens versprächen überraschende Perspektiven und entzögen die östliche "Rüstfläche" der Festhalle weitgehend den Einblicken von außen. Im nächsten Schritt wird die Messe Frankfurt mit RMP Lenzen/TEK TO NIK weitere Gespräche führen, um die Entwürfe weiterzuentwickeln und für den Bedarf des Unternehmens zu optimieren.


    Anlass für die Ausschreibung des Wettbewerbes waren der 100. Jahrestag der Neuorganisation des Frankfurter Messewesens – in der Rechtsform einer GmbH – und der bevorstehende 100. Geburtstag der Frankfurter Festhalle im Jahr 2009. Da Festhalle und Umfeld im Jubiläumsjahr baustellenfrei bleiben sollen, wird es bis zum Beginn der Umgestaltung noch etwas dauern.


    Das ist auf der Website der Wettbewerbssieger zu finden:



    Grafik: RMP Lenzen


    Demnach ist auf dem Wettbewerbsgebiet auch ein neues Gebäude geplant! Über dessen Ausmaße und Aussehen ist bisher nicht entschieden worden, wie die FNP hier berichtet. Die Zeitung zitiert in dem Artikel auch Planungsdezernent Schwarz, nach dessen Ansicht der Platz vor der Festhalle von der Bedeutung her mit dem Vorplatz des Hauptbahnhofs vergleichbar sei. "Wer von der A 648 kommt, fährt hier vorbei. Es ist eine Visitenkarte der Messe und der Stadt."

  • Nach einem FR-Artikel könnte das neue Gebäude ein kleineres Hochhaus werden, mit bis zu 55 Metern Höhe! Genutzt werden könnte das kleine Hochhaus für Gastronomie, als Messemuseum oder für Ausstellungen. Auch die bestehende Tiefgaragenrampe könnte weniger auffällig in das neue Gebäude integriert werden, die Straßenbahn-Wendeschleife eventuell ersatzlos entfallen.


    Der Garten soll als eine Art flache Schüssel gestaltet werden und an den Kanten bis zu 2,70 Meter über dem bisherigen Niveau liegen. Durch die so erreichte Sperrwirkung könnte künftig auf einen Zaun verzichtet werden. Vorbild für die Gestaltung sollen alte Pläne von Friedrich von Thiersch sein, dem Architekten der Festhalle. Von Thiersch hatte wiederum Anleihen bei Gärten französischer und englischer Schlösser genommen. So könnte es aussehen:



    Bild: Messe Frankfurt


    Auf diesem Bild noch einmal das neue Gebäude links, hinten die Festhalle und rechts das Maritim-Hotel. Gut zu erkennen, dass die Ecken des Gartens aufgebogen werden sollen:



    Bild: TEK TO NIK Architekten

  • Das ist eine höchst interessante Massenstudie auf dem letzten Bild. Etwas Gewagtes und futuristisch Anmutendes könnte sich wirklich sehr gut an dieser Stelle machen.

  • Ich weiß nicht, wer das noch außer mir liest, aber ich find's immer sehr interessant: das vierteljährliche Heft des Landesamts für Denkmalpflege Hessen, "Denkmalpflege & Kulturgeschichte".


    Diesmal (Ausgabe 2/2008) ist der große Artikel der Festhalle gewidmet. Er ist von Stefan Timpe und heißt "Friedrich von Thierschs Frankfurter Festhalle - Zur Wiederherstellung ihres äußeren Erscheinungsbildes", S. 9-17.


    Die Maßnahme wird darin ausnahmslos begrüßt, wenn auch bei dieser Gelegenheit einzelne Sticheleien gegen den Rekonstruktionstrend nicht versäumt werden, wie allenthalben bei Denkmalpflegern üblich.

  • Festhalle wird 100

    Am 28. Juni wird die Frankfurter Festhalle 100 Jahre alt.
    An diesem Geburtstag findet ein "Tag der offenen Tür" statt.



    Artikel FNP


    In diesem Zusammenhang habe ich eine Frage bezüglich der vier Ecktürme der Festhalle:
    Auf manchen Postkarten findet man vier gleich gestaltete Türme, auf anderen nur drei gleiche und einen unvollendeten Grundaufbau, auf dem später noch ein höherer Turm (Landmarke) entstehen sollte. Gab es tatsächlich schon einmal vier gleiche Türme oder ist das eine Fotomontage?


    Vier gleiche Ecktürme:



    Drei gleiche Ecktürme + ein Grundaufbau:



    Die Bilder stammen von alten Fotopostkarten, die Urheberechte sind abgelaufen.

  • Das erste Bild ist gar keine Fotografie, sondern eine Lithografie, vielleicht sogar der Abdruck einer Originalstudie des Architekten. Dies erklärt das Erscheinungsbild. Sowas war bei Postkarten vor dem Ersten Weltkrieg relativ gängig. Lithografien waren günstiger als Lichtdrucke, ermöglichten größere Auflagen, und die fotografischen Verfahren, um derart große Monumentalbauten komplett abzulichten, auch noch nicht völlig ausgereift. Dazu kam noch, dass man im Bauboom der Kaiserzeit oft überall Baustellen auf "Fotografien nach der Natur" gehabt hätte, was natürlich zur touristischen Darstellung nicht gewünscht war.


    Das zweite Bild ist eine S/W-Fotografie, die dann handkoloriert und chromolithografisch gedruckt wurde. Auch hier wurden die Bildinhalte oft noch "idealisiert". Da der Himmel aufgrund der langen Belichtungszeiten der damals gängigen Verfahren ohnehin immer völlig ausgefressen war, ist er meist eine komplette Neuschöpfung, ebenso die überstrahlten Übergänge zum Bauwerk. Oftmals kann man bei starker Vergrößerung noch den Pinselstrich sehen, mit dem auf der Glasplatte retuschiert wurde.

  • Beggi. Lies mal den ganzen Thread durch, eine Seite zurück wirst Du fündig: Es gab nie einen vierten Turm, aber wie du schreibst war einer geplant, 60m hoch. Er wurde so nie gebaut. Allerdings in anderer Form ca. 80 Jahre später, an leicht anderer Stelle, dafür 250m hoch.

  • Im Messemagazin Galleria Ausgabe 1.2009 Seite 11 ist zu lesen, dass nach dem Trubel des Jubiläumsjahres die Arbeiten am Garten (man spricht hier sogar von einem Schlossgarten) vor der Festhalle, die Schmittchen in #62 angesprochen hat, beginnen sollen. Es soll laut dem Artikel eine Art Geburtstagsgeschenk der Messe Frankfurt an die Festhalle werden. Das Gelände soll demnach von jedem betreten und genutzt werden können.
    Seit Schmittchens Beitrag #65 vom 21.12.2007 ist hier davon nichts mehr zu hören gewesen. Hoffen wir mal, dass das Projekt jetzt wirklich in Angriff genommen wird.

  • Die IAA macht es möglich. Auf diese Art und Weise kommt man endlich einmal richtig nahe an die rekonstruierten Ecktürme der Festhalle heran.



    Messeturm und Festhalle ergeben - trotz unterschiedlichster Baustile - ein harmonisches Bild: