Leipzig: Stadtleben

  • Jedenfalls die Bevölkerungsprognosen, selbst jene, die die Zukunft besonders optimistisch sehen, hinken dem tatsächlichen Wachstum weiter hinterher. Meines Wissens wurde noch vor drei Jahren damit gerechnet, dass die Einwohnerzahl erst 2020 die 540.000 knacken wird. Weit gefehlt...


    Es gab in der letzten "Bevölkerungsvorausschätzung für die Stadt Leipzig 2009" (unter http://statistik.leipzig.de --> Veröffentlichungen) auch eine "obere Variante" - siehe Deckblatt und ausführlicher S. 19. Bei der wird 2015 die 540.000er Marke geknackt, 2020 die 550.000 voll gemacht und 2027 wäre Burkhard Jungs Traum von den 560.000 Einwohner_innen Realität. Ausgehend von der Entwicklung von 2008 bis heute dürfte dies zur Zeit die beste Vorausschätzung sein. Bis dann die Zensusergebnisse die schöne Linie kaputt machen. ;) Und andere Zuwanderungs- und Geburtenzahlen, mit denen 2008 kein Mensch gerechnet hat, dann alles wieder über den Haufen werfen.

  • Die coolen Kids heutzutage ziehen sowieso alle nach Leipzig

    So enden heute nun mal Artikel über Berlin und seine Kreativ- und Musikszene :D


    "Jeder weiß doch, dass die coolen Kids heutzutage sowieso alle nach Leipzig ziehen."


    Tagesspiegel, 15.12.2012
    Kreativität in Berlin
    Einfach weniger saufen!
    von Marc Young
    http://www.tagesspiegel.de/ber…niger-saufen/7524432.html


    Das Ganze ist wiederum eine Übersetzung eines Artikels "Struggling with Berlin's artsy hype" der Netzzeitung The Local, die auf Englisch über Deutschland berichtet, vom 30. November 2012. Der endet so: "Besides, everybody knows Leipzig is where the cool kids are moving these days anyway." http://www.thelocal.de/opinion…0-46483.html#.UM1rmvnft0x


    Verlinkt wird dabei der Spiegel-Artikel von Maximilian Popp "Calling All Hipsters. Leipzig Is the New Berlin" ( http://www.spiegel.de/internat…-new-berlin-a-863088.html ), der hier bereits gewürdigt wurde ( http://www.deutsches-architekt…d.php?p=355674#post355674 ).


    Über den aktuellen Medienhype wurde eine halbe Stunde lang in der letzten Sendung "Gentri... wie bitte? Stadtentwicklung in Leipzig" vom 02.12.2012 auf Radio Blau diskutiert. Wer möchte, kann dies unter http://www.freie-radios.net/52633 nachhören.

  • Leipzig - Wie Berlin, nur besser

    Und wenn wir gerade beim Hype sind: Dem Mutterblatt zieht jetzt auch die Tochter UniSPIEGEL nach, in der aktuellen Ausgabe, Heft 6 - Dezember 2012, heißt es mal wieder "Das bessere Berlin" (S. 38-40). Bzw. in der online-Ausgabe vom 14.12.2012:


    Party-Logbuch
    Leipzig Wie Berlin, nur besser
    http://www.spiegel.de/unispieg…-nur-besser-a-871973.html


    Wieder die gleichen Geschichten aus den gleichen Läden: UT Connewitz, Dr. Seltsam und Noch besser leben. Zitate wie: In der Künstler-Studenten-Hipster-Karawane hört man es jetzt raunen - "Karl-Heine-Straße"," "Georg-Schwarz-Straße", "Clara-Zetkin-Park". Und der unvermeidliche Schlußsatz: "Leipzig ist nicht reich. Aber die Stadt erlaubt den Menschen, das zu tun, was sie wirklich wollen.'Leipzig ist voller Versprechen', sagt Emin".

  • Das bessere Berlin

    Ich habe mal versucht, auch die anderen unter anderem in der Radioplauderei und z.T. verstreut auch im Forum bereits genannten Leipzig-ist-hip-Artikel zu finden und zu verlinken.


    Den 14-seitigen Bericht im Reisemagazin „GEOSaison“ gibt es offenbar nicht online. Allerdings wird er unter anderem in der BILD-Zeitung besprochen ( http://www.bild.de/regional/le…stiger-26918792.bild.html ) und das Fazit zitiert: „Leipzig ist cool wie Berlin, nur günstiger.“


    Bayern 2, Zündfunk, 14.11.2012
    Zurück in die Zukunft
    Leipzig ist mal wieder das neue Berlin
    Autor: Jean-Michel Berg
    http://www.br.de/radio/bayern2…t/leipzig_berlin-100.html


    Deutschlandradio Kultur, 22.11.2012
    Aufbruch im Leipziger Osten
    Das dreckige Ende der Eisenbahnstraße?
    Von Stefanie Müller-Frank
    http://www.dradio.de/dkultur/s…en/laenderreport/1929004/


    ZDF, heute journal, 23.11.2012
    Leipzig mit neuem Spirit für Kreativität
    http://www.zdf.de/ZDFmediathek…f%C3%BCr-Kreativit%C3%A4t


    Und auf Facebook sammeln sich die Fans und Bild-Leser_innen (oder Redakteur_innen?):
    http://de-de.facebook.com/Leipzig.the.better.Berlin

  • Die Generation Hypezig wehrt sich.

    Heldenstadt blogt:
    http://www.heldenstadt.de/2012/12/15/hypezig-es-reicht/



    Hypezig - Bitte bleibt doch in Berlin!
    http://hypezig.tumblr.com/


    Und wer beim Lesen noch etwas Musikbegleitung möchte:


    Team Totale Zerstörung - Straight Outta Leipzsch
    http://www.youtube.com/watch?v=FFb_H7TptXw&feature=youtu.be

  • Ja zu Siff, Verwahrlosung und Leerstand! Ja zur Arbeitslosigkeit! Ja zum gepflegten Goldkrone-Plausch am Eck-Konsum.


    (was soll das sein, Autoaggression gegen die eigene Stadt)


    :confused::nono:

  • Ortsteilkatalog 2012 mit aktuellen Strukturdaten erschienen

    PM Stadt Leipzig, 20.12.2012
    http://www.leipzig.de/de/buerg…12-erschienen-24661.shtml


  • Deutschland-Atlas 2030

    Da wir ja neulich schon mal über Bevölkerungsprognosen diskutiert hatten:


    Süddeutsche.de hat "zwischen den Jahren" mehrere Artikel zum Thema "Deutschland-Atlas 2030. Wie sich die Republik verändert" veröffentlicht:
    http://www.sueddeutsche.de/thema/Deutschland-Atlas_2030


    Für Leipzig von Interesse ist insbesondere eine interaktive Demografie-Karte, die die Entwicklung von Einwohnerzahl, Alter, Haushalten und Erwerbstätigen in Deutschland bis 2030 zeigen soll. Quelle für die Zahlen und Prognosen ist das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR). Sie dürften also nicht ganz irrelevant sein; eher im Gegenteil, sich sogar im Regierungshandeln niederschlagen.


    Eine Kernaussage ist, dass in der Stadt Leipzig die Bevölkerung zwischen 1990 (553.700) und 2030 (513.300) um 7,3 % abnehmen wird. Nun ist 1990 für Leipzig bzw. allgemein für Ostdeutschland schon einmal eine eigenartige Bezugsgröße angesichts der kurz darauf einsetzenden Veränderungen, aber gut, dass kann man in einer interaktiven Karte ja selbst einstellen. Nehmen wir mit 2010 und 519.600 Einwohner_innen mal die Mitte der Zeitleiste. Dann würde die Bevölkerung nach dieser Prognose immer noch abnehmen und zwar um 1,21 Prozent.


    Ich habe mir mal die Mühe gemacht, für die einzelnen Jahre die Zahlen herauszuschreiben. Es ist sicher interessant, da in ein paar Jahren mal wieder draufzuschauen und es mit der Realität zu vergleichen. Außerdem wollte ich wissen, wann nach dieser Prognose der Scheitelwert erreicht sein und wie hoch der sein wird:


    Jahr: BBSR .......... - Statistisches Landesamt - Bertelsmann Stiftung - Amt für Statistik
    .............................. - des Freistaates Sachsen - Wegweiser Kommune - u. Wahlen Leipzig
    .............................. - 5. Prognose (2011) ...... - (2008) ..................... - Vorausschätzungen 2009


    1990: 553.700 ......... - 557.341
    1991: 545.200 (-8.500)
    1992: 538.700 (-6.500)
    1993: 532.800 (-5.900)
    1994: 524.000 (-8.800)
    1995: 515.600 (-8.400) - 519.710
    1996: 503.300 (-12.300)
    1997: 493.700 (-9.600)
    1998: 490.500 (-3.200)
    1999: 493.900 (+3.400) - 489.532 - zahlreiche Eingemeindungen
    2000: 493.200 ( -700) - 493.208 (+3.676)
    2001: 493.100 ( -100) - 493.052 ( -156)
    2002: 494.800 (+1.700) - 494.795 (+1.743)
    2003: 497.500 (+2.700) - 497.531 (+2.736)
    2004: 498.500 (+1.000) - 498.491 (+ 960)
    2005: 502.700 (+4.200) - 502.651 (+4.160)
    2006: 506.600 (+3.900) - 506.578 (+3.927)
    2007: 510.500 (+3.900) - 510.512 (+3.934)
    2008: 515.500 (+5.000) - 515.469 (+4.957)
    2009: 518.900 (+3.400) - 518.862 (+3.393) - 518.540
    _________________________________________________________ Beginn der Prognose des BBSR
    2010: 519.600 ( +700) - 522.883 (+4.021)
    2011: 520.300 ( +700) - 531.809 (+8.926)
    2012: 521.000 ( +700) - 536 377 (31. August 2012) (+4.568 + xxx)
    2013: 521.600 ( +600)
    2014: 522.200 ( +600)
    2015: 522.600 ( +400) - 532.600 (Var.2: 523.000) - 540.360 - 533.100 (539.300)
    2016; 522.900 ( +300)
    2017: 523.100 ( +200)
    2018: 523.300 ( +200)
    2019: 523.200 ( -100)
    2020: 523.000 ( -200) - 538.500 (Var.2: 519.000) - 553.220 - 538.000 (550.600)
    2021: 522.700 ( -300)
    2022: 522.200 ( -400)
    2023: 521.600 ( -600)
    2024: 520.900 ( -700)
    2025: 520.100 ( -800) - 538.600 (Var.2: 512.000) - 561.470 - 539.600 (557.800)
    2026: 519.100 (-1.000)
    2027: 517.900 (-1.200)
    2028: 516.500 (-1.400)
    2029: 515.000 (-1.500) - ....................................... - .............. - 540.600 (563.200)
    2030: 513.300 (-1.700) - ....................................... - 564.380 -


    Demnach soll der Maximalwert 2018 mit 523.300 Einwohner_innen erreicht sein. Nur hat Leipzig Ende des Jahres 2012 bereits 540.000 Einwohner_innen und gewinnt im Moment jährlich nicht wie hier angenommen 700 (später nur noch 300), sondern etwa 10.000 Einwohner_innen dazu. Ich habe neben die Zahlen des BBSR mal die des Statistischen Landesamtes des Freistaates Sachsen geschrieben - jeweils mit Stand zum 31. Dezember: http://www.statistik.sachsen.d…0_GB-Bev/02_02_01_tab.pdf


    Die letzte übereinstimmde Zahl ist die von 2009. Danach liegen die realen Werte deutlich über den vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) angegebenen: 2010: 3283; 2011: 11.509; 2012: ca. 19.000 bzw. 15.377+x (Zahl Ende August). Soviel also anhand des Beispiels Leipzig zur Aussagekraft dieser Prognose! Man müsste es natürlich auch noch mal für andere Großstädte, vor allem für die Landkreise und hier die ländlichen Regionen etwa in Mittelsachsen, im Erzgebirge oder im südlichen Sachsen-Anhalt vergleichen. Hier nur mal vier schnelle Tests:


    Dresden
    2011 - prognostiziert; 520.700; real: 529 781 _ 2030 - prognostiziert: 526.200 (+ 1,06 %)


    Chemnitz:
    2011 - prognostiziert; 239.400; real: 243.173 _ 2030 - prognostiziert: 196.300 (-17,66 %)


    Erzgebirgskreis:
    2011 - prognostiziert; 363.800; real: 363 741 _ 2030 - prognostiziert: 291.700 (-19,02 %)


    Landkreis Görlitz:
    2011 - prognostiziert; 273.100; real: 273 511 _ 2030 - prognostiziert: 214.200 (-21,57 %)


    In Dresden ist 2011 die Bevölkerungszahl mit +9081 Personen deutlich höher als mit den Zahlen von 2009 prognostiziert und ähnlich auch in Chemnitz (+3773). Bei den Landkreisen stimmen die Zahlen nach zwei Jahren recht gut überein.


    Die letzte sächsische Prognose - 5. Regionalisierten Bevölkerungsprognose, veröffentlicht am 30. November 2010 - sieht ähnlich schlecht aus, demnach sollen 2025 538.600 (BBSR: 520.100) bzw. in der Variante 2 sogar nur 512.000 Menschen in Leipzig leben. http://www.statistik.sachsen.de/html/428.htm
    http://www.statistik.sachsen.d…/documents/Ergebnisse.pdf


    Nach diesen Zahlen werden dann Schwerpunktsetzungen in der Politik vorgenommen, unter anderem bei der Frage nach neuem sozialen Wohnungsbau oder weiterem "Rückbau" in den drei sächsischen Großstädten.


    PS: Übrigens ist der Süddeutschen bei München ganz schnell aufgefallen, dass die Realität in den vergangenen zwei Jahren bereits alle Prognosen überholt hat. Seit der bis dato letzten Vorhersage im Jahr 2009 gibt es etwa 65.000 Münchner_innen mehr. Daher wurde für München von der dortigen Referentin für Stadtplanung und Bauordnung Elisabeth Merk ( http://de.wikipedia.org/wiki/Elisabeth_Merk ) Anfang Dezember ein neuer Demografiebericht vorgelegt. In der "Planungsprognose" wird für die Zeit bis 2030 von einem jährlichen Bevölkerungswachstum von 0,73 Prozent pro Jahr aus - was allerdings deutlich weniger ist als derzeit. Es gibt auch eine sogenannte Obere Variante, bei der davon ausgegangen wird, dass der jetzige Zuzug zumindest die nächsten Jahre anhält. Das könnte man ja auch mal in anderen Großstädten machen, nicht wahr, Herr Bürgermeister Herr Martin zur Nedden und Herr Amtsleiter des Stadtplanungsamtes Jochem Lunebach.


    SZ, 28. Dezember 2012
    Wachstum der Bevölkerung in München. Mia san mehr
    http://www.sueddeutsche.de/mue…en-mia-san-mehr-1.1560444


    PS:


    Diese Zahlen wurden tatsächlich am 19.11.2012 als "aktuelle Ergebnisse" in der "BBSR-Raumordnungsprognose 2030" veröffentlicht:
    Zahl der über 80-Jährigen steigt stark an - BBSR veröffentlicht Raumordnungsprognose 2030
    http://www.bbsr.bund.de/nn_105…ose__node.html?__nnn=true


    Raumordnungsprognose 2030
    http://www.bbsr.bund.de/cln_03…loads/DL__uebersicht.html


    Raumordnungsprognose
    http://www.bbsr.bund.de/nn_127…ose/Modell/ModellBev.html
    "In Kürze wird die neue Raumordnungsprognose, mit Ergebnissen bis zum Jahr 2030, fertiggestellt sein."


    Ich bin immer noch einigermaßen entsetzt, wie blind unsere obersten Prognostiker_innen durch einzelne Städte stürzen.

  • Da ich noch zwei Tage Urlaub habe konnte ich mal in Ruhe die Ende 2012 veröffentlichten, aber schon 2009 einsetzenden Prognosen des BBSR für die Einwohnerzahlen der größten deutschen Städte Ende 2011 mit den realen Zahlen Ende 2011 vergleichen:


    Stadt: Prognose - Realprobe - Differenz
    Berlin: 3.446.000 - 3.501.900 - 55.900
    Hamburg: 1.784.300 - 1.798.836 - 14.536
    München: 1.348.300 - 1.378.176 - 29.876
    Köln: 1.002.300 - 1.017.155 - 14.855
    Frankfurt/Main: 673.100 - 691.518 - 18.418
    Stuttgart: 603.700 - 613.392 - 9.692
    Düsseldorf: 588.300 - 592.393 - 4.093
    Dortmund: 577.700 - 580.956 - 3.256
    Essen: 571.100 - 573.468 - 2.368
    Bremen: 547.700 - 548.319 - 619


    Leipzig: 520.300 - 531.809 - 11.509


    Das BBSR liegt mit seinen Prognosen immer unter den realen Zahlen, aber in Leipzig (und Frankfurt) liegt man relativ zur Bevölkerungszahl am weitesten daneben. Und das wird in den kommenden Jahren immer mehr. Nur was sagt das nun über Leipzig und über die Prognosen des BBSR im Allgemeinen aus?

  • Frankfurt/Main: 673.100 - 691.518 - 18.418


    Leipzig: 520.300 - 531.809 - 11.509


    Das BBSR liegt mit seinen Prognosen immer unter den realen Zahlen, aber in Leipzig (und Frankfurt) liegt man relativ zur Bevölkerungszahl am weitesten daneben. Und das wird in den kommenden Jahren immer mehr. Nur was sagt das nun über Leipzig und über die Prognosen des BBSR im Allgemeinen aus?



    Es gibt sicher mehrere Faktoren. Zum einen werden die Städte wieder attraktiver. Die Zeiten in dem man in die Peripherie zieht, sind eigentlich vorbei. Zumindest in Deutschland, wo das Wohnen in Städten nicht so teuer ist wie in den zentralisierten Ländern wie z.B. GB oder Frankreich. Desweiteren haben sich Städte stark zu postindustriellen und Dienstleistungs orientierten Standorten entwickelt. Industrie leigt nun meistens sauber ausserhalb der Stadt. Und die Politik in den Städten richtet sich auch auf den Standortfaktor der "Grünen Stadt", mit gutem ÖPNV ein.


    Bei Leipzig ist es interessant zu beobachten wie es in den letzten Jahren aufwärts ging. Starke Zuwanderung und so langsam eintretender Geburtenüberschuss, wären vor 5 Jahren nicht so vorstellbar gewesen. Einhergehend mit einer weiteren wirtschaftlichen Entwicklung hoffe ich das dieses Wachsen der Stadt nicht auf nur eine Periode beschränkt bleibt.

  • ^ Interessant finde ich insbesondere bei den aktualisierten Prognosen, dass die Statistiker fast nie ihre grundsätzliche Tendenz überdenken, sondern selbst jahrelanges Wachstum als Ausreisser betrachten. Man geht seit Jahren davon aus, dass sich das Wachstum spätestens im folgenden Jahr wieder abschwächt und dann ein paar Jahre später das seit jeher prognostizierte Schrumpfen einsetzt. Scheint fast, dass nicht sein kann, was nicht sein darf.

  • Wenn die Gesamtzahl der Einwohner in Sachsen, Ostdeutschland oder Gesamtdeutschland sinkt dann kann es nur durch Verschiebungen zu weiterem Bevölkerungswachstum in den Großstädten kommen. Das Umzugsverhalten der Bevölkerung präzise vorherzusagen ist wohl nicht einfach. Es hängt unter anderem von der wirtschaftlichen Entwicklungen in einer Stadt oder Region, absolut und in Relation zu anderen Städten und Regionen, ab deren Vorhersage auch schwierig ist.


    Ältere Menschen wechseln wohl seltener den Wohnort als junge Menschen. Und der Anteil der jüngeren sinkt während der Anteil der älteren Menschen an der Bevölkerung steigt. Die Landflucht der jungen Menschen müsste also zunehmen um den Zuzug in den Großstädten stabil zu halten.

  • Mir geht es da genauso wie Dase. Ich wundere mich, dass die letzten Jahre in Leipzig trotz stetigen Zuzugs die Ausnahme gewesen sein sollen. Ab dem Beginn der Prognose wird es dann endlich wieder "normal", sprich deutlich weniger. Von 2005 bis 2009 sind jährlich etwa 4000 Leute nach Leipzig gezogen, für 2010 ff. geht das BBSR von einem Rückgang der Zuwanderung auf +700 aus. Warum? In einer im November 2012 veröffentlichten Publikation hätte man doch eine Realprobe machen sollen und dabei feststellen, dass es auch 2010 statt 700 wieder etwa 4000 Personen waren, 2011 sogar die doppelte Zahl und mindestens ebenso 2012.


    Das gleiche gilt z.B. auch für Halle ( http://www.deutsches-architekt…d.php?p=364290#post364290 ). Hier zogen von 2003 bis 2009 jährlich ca. 1400 Menschen fort mit fallender Tendenz. Ab 2010 sollen es dann aber plötzlich wieder 2400 bzw. 2500 Menschen sein. Tatsächlich gab es in den beiden Jahren einen Zuzug von 640 bzw. 742 Personen. Und für Chemnitz ( http://www.deutsches-architekt…d.php?p=364307#post364307 ). Hier zogen 2004 bis 2009 jährlich etwa 1000 Personen weg. Für 2010 wird nun plötzlich von einem Anstieg der Abwander_innen auf das zweieinhalbfache ausgegangen ( -2400 ). Man hätte aber Ende 2012 wissen können, dass es so nicht eingetreten ist, sondern es 2010 sogar ein leichtes Plus gab ( +159) und 2011 nur ein ganz leichtes Minus ( -75 ). Für 2012 wird nun wieder ein leichtes Plus erwartet.


    Wie stand es so schön in der Einleitung der Süddeutschen: "Wenn die Realität und die Prognose nicht zusammenpassen, ist das schlecht für die Realität."


    Möglicherweise kann man sich das in Bonn nur schlecht vorstellen, aber fast ein Drittel der nach Leipzig Zuziehenden stammen aus "dem Westen". Im Oktober 2011 zogen 4 136 Personen nach Leipzig, darunter 32 Prozent aus den alten Bundesländern), im Oktober 2012 waren es 4 893 Personen (darunter 30 Prozent aus den alten Bundesländern). Nun sind es im Oktober vor allem Studierende, aber die erklären nicht allein den Zuzug aus den Altländern.


    Im jüngsten Statistischen Quartalsbericht III/2012 ist der Artikel von Ruth Schmidt: Woher? Wohin? Zu- und Wegzüge 2011 in Chemnitz, Dresden und Leipzig.
    http://www.leipzig.de/imperia/…k-und-wahlen/lz_qb123.pdf
    Der Beitrag untersucht und vergleicht für die drei sächsischen Städte mit Wanderungsgewinnen, woher 2011 die zugezogene Bevölkerung kam und wohin die weggezogene Bevölkerung ging. Die Wanderungsgewinne haben bei allen drei Städten unterschiedliche Quellen. In Chemnitz beruhen sie auf einem positiven Auslandssaldo (hier ist die sächsische Erstaufnahmeeinrichtung für Asylbewerber_innen), in Dresden ebenfalls auf diesem, zuzüglich eines positiven Saldos mit den neuen Bundesländern, Leipzig hat positive Salden mit dem Ausland und den neuen und alten Bundesländern.

  • ^ Interessant finde ich insbesondere bei den aktualisierten Prognosen, dass die Statistiker fast nie ihre grundsätzliche Tendenz überdenken, sondern selbst jahrelanges Wachstum als Ausreisser betrachten. Scheint fast, dass nicht sein kann, was nicht sein darf.


    Zitat von LE Mon. hist.

    Wie stand es so schön in der Einleitung der Süddeutschen: "Wenn die Realität und die Prognose nicht zusammenpassen, ist das schlecht für die Realität."


    Dabei sollte die 'Stadt' den Fokus (ohne Grundbedürfnisse und Lebensqualität auf dem Land zu untergraben) der Aufmerksamkeit haben. Städte sind wirtschaftliche-, kulturelle-, und gesellschaftliche Entwickler bzw. Dienstleister der Menschheitsgeschichte. Auch wenn es etwas pathetisch klingt so sind die urbanen Zentren die vitalsten Stellen der Gesellschaft und brauchen besondere Aufmerksamkeit. Vor allem deshalb gilt es die Stadt, und im engeren Sinne Leipzig, weiter zu entwickeln um sie attraktiver im Wettkampf mit anderen europäischen Städten zu machen.


    Mit der weiteren Entwicklung der Länder in Asien und Afrika werden bald zwischen 70 und 80 Prozent der Weltbevölkerung in Städten leben. Um so mehr kommt es einem wie im Kuriosenkabinett vor, wenn sich Leipzig mit z.B. Kürzungen des neuen S-Bahn Netz beschäftigen muss. Falls man in Sachsen an der gesellschaftlichen Entwicklung etwas abhaben will dann sollte man begreifen dass wachsende Städte wie Leipzig eben auch eine Werbung in Sachen Modernisierung bzw. Erneuerung darstellen.


    Mir kommt es immer so vor als kämpft Leipzig hier einen einsamen Kampf gegen die engen Ländergrenzen Mitteldeutschlands. Es ist internationaler und multikultureller denn je wenn ich in der Stadt bin. Und dass diese sog. weichen Faktoren eine Menge an Gehalt haben, für Leipzig und Sachsen/Mitteldeutschland, sollte Grund genug sein die Statistiken zu überdenken @ Chandler. Erneuerung kam noch nie aus einer Agrargesellschaft ;)

    Einmal editiert, zuletzt von hedges ()

  • 2013: 600.000 Einwohner_innen?

    In der LVZ kommt der Leipziger Noch- und mit sehr großer Wahrscheinlichkeit auch Wieder-Bürgermeister Burkhard Jung zu Wort. Nach seinen Vorstellungen soll Leipzig bis zum Jahre 2020 sowohl wirtschaftlich als auch demografisch und infrastrukturell weiter zulegen. Die Stadt ist seit 2005 um gut 40.000 Einwohner_innen gewachsen. Jung hält es für möglich, dass die Marke von 600.000 in zehn Jahren geknackt wird. „Wir verdanken dies auch einem deutlichen Geburtenzuwachs“, sagte Jung. Da Leipzig hierfür zusätzlichen Wohnraum braucht, kündigte Jung an, "über neuen sozialen Wohnungsbau nachdenken zu wollen".


    LVZ-Online, 08.01.2013,
    Jung (SPD)
    Wahlprogramm von Burkhard Jung: Leipzig soll weiter wachsen
    http://www.lvz-online.de/nachr…/r-jung-spd-a-169817.html

  • Auch Leipzig scheint langsam die Erfahrungen zu machen, dass sich ein voreiliger Wohnungsabriss langfristig rächt. Jahrelang wurden öffentliche Fördergelder aus dem Programm "Stadtumbau Ost" ausgegeben, um preiswerte Wohnungen abzureißen, jetzt sollen weitere öffentliche Fördergelder ausgeben werden, um preiswerte Wohnungen neu zu bauen.


    Durch eine derartig konzeptionslose Politik sinkt allerdings die Bereitschaft, Gelder für die Wohnungsbau- und Städtebauförderung auszugeben. Daher denke ich, dass es sehr schwer sein wird, eine politische Mehrheit für eine neue soziale Wohnungsbauförderung zu erreichen.


    Immerhin hat Leipzig den Vorteil, dass die Abrissgrundstücke auch nach dem Abriss im Eigentums der jeweiligen Wohnungsunternehmen verbleiben. Daher kann auf diesen Wohnungsneubau realisiert werden. Das Problem ist allerdings, dass laut den Richtlinien des Programms "Stadtumbau Ost" 10 Jahre nach dem Abriss kein Mietwohnungsbau mehr erfolgen darf. Diese Klausel müsste dann etwas flexibler gehandhabt werden.

  • In dem Zusammenhang ganz interessant: ein in Leipzig völlig totgeglaubtes Instrument lebt gerade wieder auf - die Maklercourtage. Laut Bericht in der heutigen LVZ trat dies erstmals 2012 auf, im Gesamtjahr wurden bereits 5% der Wohnungen nur noch so vergeben. Vertreter der Immobilienwirtschaft rechnen damit, dass dieser Wert künftig auf bis zu 20% steigen, sich allerdings auf die innenstadtnahen und stark nachgefragten Gebiete beschränken wird. Dort wird man allerdings einen Großteil der attraktiven Wohnungen nur noch über die Maklerzwangsgebühr erhalten, so sie denn bis dahin nicht bundesweit abgeschafft wurde.

  • ...dass die Maklercourtage in Leipzig tot war, stimmt nicht. Leipzig war in der Vergangenheit halt ein klassischer Mietermarkt. Bei einem so extremen Überangebot an Wohnungen, wie es hier der Fall gewesen ist, waren Wohnungen mit Maklercourtage einfach nicht an den Mann zu bringen.


    In den letzten Jahren haben ausschließlich die Vermieter diese Kosten getragen, Makler haben auch in Leipzig nicht umsonst gearbeitet.