Wie weiter wachsen? Stadtplanung & Siedlungsentwicklung Region

  • Vielen Dank für die Tabelle !


    Anfang der 70er Jahre hatten wir im Stadtgebiet einen Zuwachs um die 12000 WE/Jahr, was dann nach 72 zu einem Überangebot geführt hatte.
    Waren die damaligen Bedingungen ähnlich zu heute ?


    Dazu hab ich nicht genügend Wissen.

  • Anfang der 70er Jahre hatten wir im Stadtgebiet einen Zuwachs um die 12000 WE/Jahr,


    Bist Du Dir sicher, dass das wirklich so viele WE/Jahr waren? Gibt es darüber entsprechende Informationen?


    Dass es zu dem vorübergehenden Überangebot in den 1970er-Jahren kam, hatte sicher auch seine Gründe auf der Nachfrageseite; augenscheinlich fallen mir ein:

    • die Rezession / Wirtschaftskrise ab 1973 ("Erste Ölkrise")
    • der Trend zur Stadtflucht, der Mitte der 1970er Jahren seinen Höhepunkt erreichte


    Es ist davon auszugehen, dass es in den nächsten Jahren immer wieder zu Rezessionen kommen wird. Den Trend zur Stadtflucht sehe ich allerdings nicht wirklich erscheinen - zumindest nicht in solchem Ausmaß, dass die Menschen erschwingliche Wohnraum im Stadtzentrum verschmähen ;)

  • MiaSanMia: Also wenn man sich Deine Tabelle so anschaut und mit der Bevölkerungsentwicklung in diesen Jahren vergleicht bzw. den Prognosen, die in den Jahren 2000-2005 gemacht wurden, dann muß man sich schon mal fragen, was der gute Herr Ude von 2007-2010 eigentlich so gemacht hat?


    Einen Dornrößchenschlaf?


    Oder seine immer gleichen stundenlangen, monotonen Sing-Sang Einschlafreden auf irgendwelchen niederbayrischen Dorffesten vorgetragen?


    Herr Reiter muß diese Misere jetzt ausbaden!

  • Nach meinen Berechnungen für das Stadtgebiet München komm ich im Zeitraum von 1948 bis 1968 zu einem Zuwachs von ca. 13.000 Wohneinheiten/ Jahr.
    Von 1968 bis 1975 komme ich auf ca 15.000 Wohneinheiten/ Jahr.


    Heut spricht man bei 7800 WE von einem Wohnungsbauboom (?)
    Ich bin Techniker. Propaganda wirkt bei mir nicht.

    Einmal editiert, zuletzt von Schachbrett () aus folgendem Grund: Ergänzung

  • Den Trend zur Stadtflucht sehe ich allerdings nicht wirklich erscheinen - zumindest nicht in solchem Ausmaß, dass die Menschen erschwingliche Wohnraum im Stadtzentrum verschmähen ;)


    Die Zusammensetzung der Bevölkerung ist heute auch eine ganz andere als vor 40 Jahren. Stadtflucht war immer durch Deutsche und ihr sehr negatives Bild von der Großstadt geprägt. Heute haben wir einen Anteil der Bevölkerung mit Migrationshintergrund von 50 %. Menschen aus dem Mittelmeerraum oder darüber hinaus assoziieren eher das Landleben mit negativen Eigenschaften und sehen das Leben in der Großstadt als erstrebenswert an. Und der Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund wird nochmal kräftig steigen - auf 60 %, 70 % irgendwann sicher 80 % innerhalb der Metropolen.

  • @Stadtflucht: zunehmender Migrationshintergrund hin oder her, der Trend hat sich bereits Ende der 1970er Jahre sehr schnell wieder umgekehrt, als z.B. die Altbauviertel Haidhausens entdeckt und entsprechend saniert wurden. Der Trend zur Stadtflucht zwischen 1965 und 1975 war von vergleichsweise kurzer Dauer, wenn man betrachtet, dass seit nunmehr 40 Jahren wieder zentrale Wohnlagen bevorzugt werden. Eine Vielzahl von Faktoren - nicht zuletzt die Mobilität - sprechen dafür, dass dies auch in Zukunft so bleiben wird und wir deshalb nicht mit dem Häuschen auf dem Lande sondern in verdichteter urbaner Form wachsen müssen.

  • iconic, ISEK:


    Es besteht eine hohe Nachfrage nach Wohnungen und Gewerbeflächen
    Diese Nachfrage, wie auch die Bestrebung durch Neubau, Ergänzung, Infrastrukturausbau die Nachfrage zu befriedigen wird als sehr negativ gesehen
    besonders in Politik und Medien.


    Die Bestrebungen der ansässigen Bevölkerung, die momentanen Strukturen
    zu erhalten werden vergleichsweise als positiv bewertet.


    Ist das nur in München oder auch Deutschland, Europa,.......?

  • Das ist in allen entwickelten Regionen der Welt so und ja auch nachvollziehbar. Ich denke, diesen Diskussionen kann und muss man sich konstruktiv stellen :)

  • Danke @ ICONIC ,


    Verstehe nicht alles denn bin Techniker, nicht Mensch.


    Was mir bei der Situation in München ein wenig abgeht, sind die großen Stadtplaner mit ihren Entwürfen von Grosssiedlungen und Neustädten mit riesigen Modellen, Bildern und Filmen
    so wie Albert Speer zB.


    Wieso gibt es keine Begeisterung was großes neues gestalten zu können?


    Gruß vom Schachbrett.

  • Schachbrett: Sicherlich ist das momentan Alles andere als ein Bauboom.


    War in den letzten Jahren in zahlreichen Städten in der CH. Die hatten vielleicht 1/10-1/100 der EW Münchens, aber deutlich mehr Baukräne.


    Bauboom nennt es die AZ oder TZ. Die nennt aber auch 40m Hochhäuschen "Münchner Manhatten" :)

  • Nach meinen Berechnungen [...] von 1968 bis 1975 komme ich auf ca. 15.000 Wohneinheiten/ Jahr.
    Heut spricht man bei 7.800 WE von einem Wohnungsbauboom (?)


    Alles ist relativ. Wählt man den Zeitraum nur lange genug, findet man immer neue Superlative, die alles Andere in den Schatten stellen. Nach diesem Prinzip würde es keinen Sinn machen, unsere Vergleiche anzustellen.
    Aussagekräftig für unsere Zwecke ist es nur, sich einen begrenzten Zeitraum anzusehen, in dem dann auch die Rahmenbedingungen annähernd vergleichbar sind. Insofern kann man innerhalb eines Zeitraums von 10 Jahren schon von einer deutlichen Steigerung sprechen, die es natürlich 2017 zu steigern gilt.


    Wer die Zahlen von 1965 bis 1998 ganz genau haben will, muss nur eine Mail an die im Link stehende Adresse senden und erhält den entsprechenden Bericht vom Statistik Amt München:


    https://www.muenchen.de/rathau…au-und-Wohnungswesen.html



    sind die großen Stadtplaner mit ihren Entwürfen von Grosssiedlungen und Neustädten mit riesigen Modellen, Bildern und Filmen


    So interessant diese auch wären, von Filmen und Bildern kann man sich leider nichts kaufen, die kosten nur Zeit und Geld. Wichtig ist, dass Pläne umgesetzt werden (vgl. HSP). Spätestens, wenn die konkreten Strukturkonzepte zu MNO vorliegen, wirst du aber bestimmt auf deine Kosten kommen, versprochen ;)


    Munich_2030:
    Inwiefern stellt denn die Anzahl an Baukränen ein Maß für die Wohnungsbautätigkeit dar? In kleinen Städten fallen diese ja eher auf, als in großen. Dann bleibt noch die Frage, was genau gebaut wird, welches Volumen etc. Z.B. reichen für ein Hochhaus teilweise drei Kräne, während für das selbe Volumen bei vier stöckiger Bauweise fünf Kräne benötigt werden, nur um ein Beispiel zu nennen ;)

    Einmal editiert, zuletzt von MiaSanMia ()

  • Klingt ja direkt so, als hättest Du schon erste Infos über MNO :)


    Das dort natürlich mehrere Hochpunkte, auf denen man Dachterassenwohnungen im 10.-15. Stock haben kann, mit Blick auf die Alpen und BVT+SZ+NEO+Werksviertel HH davor, ein absolutes Highlight für München wären, ist klar.


    Es sollte einfach generell nach Nodern hin viel höher gebaut werden. Macht ja auch den meisten Sinn, dort terrassenförmig bis zu 20OG zu gehen, um möglichst vielen Leuten einen Alpenblick zu gönnen.


    Das ist ja u.a. auch etwas, was München ausmacht!

  • Also ein Boom ist es nicht. Aber eine Steigerung gegenüber den letzten Jahren. Die Bayernkaserne oder Freiham sollten halt einfach a bissl durchdachter und akzentuierter ausfallen als z.B die Messestadt Riem. Momentan bin ich noch skeptisch.


    Ps. Die AZ + TZ nennen die Parkstadt auch als das bay. Silicon Valley :D

  • Heut veröffentlicht ein Artikel im Berliner Kurier.
    Vom 26.5.2017 um 7.16 Uhr.


    Dort werden Diagramme über Einwohnerentwicklungen deutscher Grosstädte
    miteinander verglichen. Beobachtungszeitraum von 1995 bis 2025.
    Einmal ein Diagramm mit absoluter Einwohnerzahl und eines mit relativer Einwohnerzahl.


    Euer Schachbrett.

  • In der vergangenen Woche hab ich mitbekommen, dass in meinem Arbeitsort Putzbrunn ein Angebot eines Investors etwa 6mio € in den Bau von kostengünstige Wohnungen zu investieren abgelehnt wurde.
    Begründung: Wir wollen kein übermäßiges Wachstum.


    In meiner Wohngemeinde Hohenbrunn war ich heut bei einem Planungsbeamten
    wegen einer anderen Sache und wollte mich nach Planungen zukünftiger Wohngebiete erkundigen: Ziel muss es sein, dem Siedlungsdruck nicht einfach
    nachzugeben. Momentan sind keine Siedlungserweiterungen angedacht.


    Überall hör ich den Satz: Mann müsse die Identität bewahren.
    Bei den massiven Erweiterungen der jeweiligen Gewerbegebiete macht man sich
    indes weniger Gedanken hinsichtlich der Identität.


    Seltsam.


    Euer Schachbrett.

  • Und auch von verbessertem ÖPNV und Verkehrsberuhigung haben die Kleinstädte und Dörfer leider nichts gehört. Stattdessen wird weiter voll auf den PKW gesetzt, selbst da, wo sich ein Shuttle-Bus mit dichtem Takt zum nächsten S-Bahnhof für Pendler o. ä. regelrecht aufdrängen würde. Und dementsprechend flankierend zum Mega-Gewerbegebiet auch die Mega-Umgehungsstraße XY genehmigt, inklusive breiten Seitenstreifen und breiten Lärmschutzwällen. Scheint alles Landschaft und Identität nicht zu stören, diese Gewerbegebiet-City in die sich der ländliche Raum zunehmend wandelt (die Dorfkerne sterben, die Gewerbegebiete auf der Grünen Wiese boomen...). Aber hey, wehe du willst ein gepflegtes Einfamilienhaus bauen, dann bist du der böse Zersiedler und überhaupt.


    Exakt so, wie du das hier anekdotisch beschreibst, habe ich das andernorts auch schon mitbekommen. Letztlich ist das einfach nur Egoismus von den Alteingesessenen, die ja schon längst Haus und Hof haben (meist eben auch geerbt) und nur noch das an Wachstum wollen, was ihnen nützlich erscheint und auch in den jeweiligen Gemeinderäten sitzen und dort nach Bauchgefühl abstimmen. Die breite "Umgehungsstraße", die in Wahrheit meist eine "Mini-Autobahn" unter dem Deckmantel von Lärmschutz ist, auf den nagelneu asphaltierten und breit angelegten "Umgehungen" kann nämlich so richtig schön mit dem SUV zum nächsten Gewerbegebiets-Bungalow gerast werden, die nützt dem Alteingesessenen beispielsweise. Hingegen mehr ausgewiesenes Bauland, um den Druck auf dem Wohnmarkt und somit letztlich den Wertanstieg der Immobilien der Alteingesessenen, zu mildern, ja is denn scho Weihnachten? Freilich, wenn der Alteingesessene bei seinen Spezi im Gemeinderat einen Antrag stellt im Außenbereich "ausnahmsweise" sein Grundstück durch Bebauung vergolden zu dürfen, dann geht er kurz pro Forma vor die Tür und seine Spezi genehmigen ihm das dann schnell per Handzeichen. So läuft des in Bayern, mia san mia! Identität!


    Im Grunde müsste man die Hoheit über diese Raumplanung den Gemeinden wegnehmen und dem Land zuschlagen, wo man das Große, Ganze eher im Blick hat.