Leipzig: ÖNV-Diskussionsthread

  • [...] - für eine dramatische Verbesserung des Fernverkehrs zwischen etlichen Metropolen [...]

    Welche Metropolen außer Berlin sollen das sein? Dresden? Prag? Oder die Querung einer schrumpfenden Gegend mit dem Erzgebirge und Nordböhmen?


    [...] und eine extrem wichtige europäische Gütertrasse aber eine sinnvolle Investition, zumal das Geld nahezu komplett von Bund und EU kommen dürfte. [...]

    Also wenn das Geld vom gleichen Steuerzahler kommt, aber von einer anderen administrativen Ebene ausgegeben wird, dann ist das etwas anderes?


    Und so schlecht scheint der Verkehrsfluss in Leipzig noch nicht zu sein, sonst wäre man beim ADAC-Monitor zum Thema "Mobilität in der Stadt" nicht aufs Treppchen gekommen.

    Der öffentliche Nahverkehr in Deutschland ist seit Jahrzehnten keine Vorbilfunktion mehr. Da sind andere Staaten wie mittlerweile sogar China, einfach wesentlich besser geworden. Deswegen bedeutet die Zufriedenheit auch nur ein der gegenwärtigen Situation. Das bedeutet nicht, dass die Situation wirklich gut ist. Aber fahr doch zu Stoßzeiten mal Auto oder Tram in Leipzig. Dann addiere zu dem jetzigen Stand vielleicht noch einmal 100.000/200.000/300.000 Einwohner dazu. Dann hätte ich gerne deine Einschätzung als Ergebnis!


    Wenn weitere Verbesserungen nötig sind, dann dürfte Leipzig wohl mit der ein oder anderen Straßenbahntrasse besser und schneller geholfen sein.

    Welche "eine oder andere Straßenbahntrasse" meinst du genau?


    Ich habe mir nur mal die Frechheit erlaubt, aus restsächsischer Sicht mal daran zu erinnern, dass anderswo das Geld aus dem Landeshaushalt auch dringend benötigt würde.


    Das ist bei einem nur für den regionalen Verkehr relevanten S-Bahn-Tunnel von Wurzen nach Zeitz nicht der Fall [...]


    Na was denn nun? Soll den ländlichen Regionen nun geholfen werden oder nicht? 'LE Mon.' hat einen 100km Radius im Leipzig gezogen, welcher direkt positiv von der Schienenvernetzung mit Leipzig betroffen wäre.

  • Abgesehen davon sind weiter oben genug Argumente benannt worden, die einen zweiten Tunnel polemisch als "Quatsch" abtun könnten. Nur weil Du das nicht so siehst, bleiben es trotzdem Argumente.

    Ich glaube genau das mit den "Argumenten" ist nicht der Fall. Aber "MUSS" man nicht so sehen.

  • ^Leipzig hat aber auch nicht gerade den besten Untergrund für solche Vorhaben, v.a. wenn man die nötigen Anstrengungen beim Hbf beim Bau des CTs bedenkt.

    Aber weder sind der Berliner oder z.B. der Londoner Untergrund besser geeignet.

  • ^
    ^Hedges
    Nun, die in der LVZ gezeichnete Strecke ist
    a) unsinnig, da sie am Hbf. nichts entlastet, v.a. nicht im TRAM-Verkehr von O nach W. Zu RB würde man ebenso wenig vom Hbf. kommen. Dort fertigt die LVB aber z.z. die meisten Leute ab.

    Ich sehe die Skizze ja auch nicht als Argumentationsgrundlage an. Bzgl. einer Querung am Hauptbahnhof: ohne eine zentrale Verknüpfung mit 'HBF Tief 3-4' würde der Tunnel überhaupt keinen Sinn machen. Da ja die Schnittstellen mit der Stadt und der näheren Umgebung für den Pendelverkehr gebraucht werden.

  • ^
    GenoX
    Die Idee klingt ganz nett, aber einen so "Umweg"-Tunnel (mit Schwenk Augustusplatz) halte ich für finanziell kaum machbar, v.a. vor dem Hintergrund des schwierigen Baugrundes.
    Und ganz ehrlich, Sachsen hat ganz andere Probleme, als zwei Schienenstränge unter Leipzig zu verlegen. Die Vision, die LVB fit für den Zuwachs zu machen, fehlt ja weiter, was kostengünstiger wäre u. v.a. schneller machbar. Stattdessen denkt man in Milliarden und wieder an Tunnel.
    Und dann fällt einem 2030 ein, dass man noch einen Tunnel irgendwo braucht. Wenn, dann muss man jetzt gleich über ein Netz nachdenken, was die Mehrheit der Menschen erschließt und nicht nur das Stadion (und den Rattenschwanz gen Westen als Nebeneffekt) anbindet.


    Das sollte auch keine Argumentation für einen Tunnel an sich sein, sondern eher eine Lösungsmöglichkeit für die Querung des CTs, falls irgendwann einmal der Beschluss für einen zweiten Tunnel fallen sollte.


    Natürlich kann und sollte man solch große Investitionen hinterfragen, v.a. bzgl. ihres Kosten/Nutzen-Verhältnis und wie sehr dadurch andere Investitionen blockiert würden. Der zweite Tunnel wäre auch nur eine Ergänzung der Tram für den innerstädtischen Verkehr. Der Tunnel könnte aber eine deutliche Verbesserung der Umlandanbindung herstellen, v.a. was Kapazitäten,Taktdichten und zusätzliche Verbindungen angeht.

  • hedges:
    - Die Strecke zwischen Dresden und Prag ist Bestandteil des Paneuropäischen Verkehrskorridors IV und damit speziell für den Güterverkehr von über Berlin, Dresden und Prag (für Dich keine Metropolen?) hinausgehender Relevanz.
    - Ich habe mich in meinen Beiträgen explizit auf die sächsiche Landespolitik bezogen und halte es für selbstverständlich, dass Sachsen Projekte mit offensichtlichem Nutzen für Freistaat, Deutschland und Europa vorantreibt, wenn diese umsetzbar werden, weil Mittel aus anderen Quellen als dem Landeshaushalt zur Verfügung stehen.
    - Dass Deutschland im öffentlichen Nahverkehr eine Vorbildfunktion hätte, habe ich nirgendwo behauptet. Um das zu ändern, gilt es aber Projekte mit einer sinnvollen Kosten-Nutzen-Rechnung vorrangig durchzuziehen, und das sehe ich bei diesem Mega-Projekt nicht als gegeben an.

  • Fahrgastzahlen im Mitteldeutschen S-Bahn-Netz

    Leseempfehlung für zwei Artikel in der Leipziger Internetzeitung zu den in den 1990ern prognostizierten Fahrgastzahlen im Mitteldeutschen S-Bahn-Netz und den tatsächlichen Zahlen 2015:


    Gastbeitrag von Alexander John
    Prognose und Realität bei den Nutzerzahlen: Da ist noch jede Menge Luft drin
    Der neue Nahverkehrsplan des ZVNL, eine Analyse – Teil 1
    https://www.l-iz.de/wirtschaft…e-%e2%80%93-Teil-1-203270


    Gastbeitrag von Alexander John
    Wo bleiben denn die Fahrgäste?
    Der neue Nahverkehrsplan des ZVNL, eine Analyse – Teil 2
    https://www.l-iz.de/wirtschaft…e-%e2%80%93-Teil-2-203331


    Und noch mal Alexander John:


    Das hatten wir doch schon mal
    Seit ungefähr einem Jahr wird in Leipzig über weitere Tunnel diskutiert. Erst ging es um eine unterirdische Auwaldquerung, dann um einen weiteren Citytunnel. Aber hatten wir das nicht schon mal?
    https://www.adfc-leipzig.de/bl…hatten-wir-doch-schon-mal

  • Bei zwei Gleisen kommt man halt in jedem Tunnel schnell an seine Grenzen. Der City Tunnel (Bestand) ist einfach nicht mit U-Bahn-Netzen vergleichbar, d.h. die Taktverdichtung ist mit dem 5min-Takt bei 100%, mehr geht kaum. Das Öffnen der Türen dauert z.B. einfach zu lange (in HH o. B is der Prozess deutlich kürzer, da fahren Züge tlw. alle 2-3 min ein und aus und es gibt trotzdem kaum Verspätungen), dafür sind die Züge doch noch zu sehr angelehnt an einen RE. Wenn man mit einem 2.Tunnel also schneller "raus" aus dem Hbf. will, sollte man Beschleunigung erreichen, damit ggf. auch mehr als alle 5min möglich ist.

  • Mhh, die LVZ bringt in der morgigen Ausgabe den besagten Plan mit leichter Überarbeitung (u.a. kein 90-Grad-Knick, sondern Kurve mit sehr kleinem Radius) noch mal:
    http://www.lvz.de/Leipzig/Loka…t-Leipzigs-City-Tunnel-II
    Grafik: Patrick Moye


    Und die Bildunterschrift lautet: "So könnte der neue Ost-/West-Tunnel nach aktuellem Planungsstand errichtet werden (blau): Er beginnt unweit der Berliner Brücke (rechts), verläuft nördlich des Hauptbahnhofs und von dort zur Nordseite des RB-Stadions. In Plagwitz würde er wieder auftauchen und so die südlichen und westlichen Wohngebiete von Leipzig erschließen."


    Bei den potentiellen Nutzer_innenzahlen läßt man schon jetzt die Phantasie schweifen. So weisst die LVZ zunächst darauf hin, dass viele Experten die Meinung vertreten, so ein „U-Bahn-System“ würde sich erst für Städte ab eine Million Einwohner rechnen. Und das wird dann passend gemacht: "Wenn Leipzig starkes Einwohnerwachstum anhält – bis Ende 2030 sind 720 000 Einwohner prognostiziert – könnte die Stadt bis zur Fertigstellung dieses zweiten S-Bahn-Tunnels im Jahr 2050 auch die Eine-Million-Einwohner-Grenze geknackt haben."


    Diese Spekulation liegt irgendwo zwischen sehr unwahrscheinlich und völlig absurd. Wie nun schon mehrfach gesagt werden es 2030 nach der bisherigen Entwicklung wohl nicht rund 720 .000 Einwohner_innen, sondern eher um die 670.000 Einwohner_innen sein - oder auch weniger, rund 620.000 nach der Prognose aus Kamenz. Doch selbst wenn, in den 20 Jahren zwischen 2010 bis 2030 wären dann 210.000 EW dazugekommen. Leipzig hatte in den ersten Jahren Wohnungsleerstand (der mittlerweile fast aufgebraucht ist) und Flächenreserven. Mit 720.000 EW in 2030 wäre es sicherlich voll - ähnlich wie heute schon München oder Frankfurt am Main. Und dann sollen noch mal 280.000 EW dazu kommen? Woher und wohin denn?
    https://www.destatis.de/DE/Zah…d/Bevoelkerungsstand.html

  • ^ Ich denke schon, dass sich Leipzig bis 2050 in Richtung der Million bewegen wird, die Argumentation der LVZ hinkt trotzdem. Denn ein S-Bahn-Tunnel würde NICHTS für ein dann vermutlich notwendiges U-Bahn-Netz tun, sondern vermutlich sogar die Einrichtung eines solchen behindern.


    Abgesehen mal davon wäre ein Streckenverlauf unter Ausschluss des HBF und damit der Leipziger Innenstadt - sagen wir es mal höflich - suboptimal.


    Den Nutzen der S-Bahn für den ÖNV INNERHALB Leipzigs, also für die Leipziger Bevölkerung zweifele ich ohnehin an - für die Anbindung des Umlands ist es natürlich ein Segen (wobei sich das auch wieder relativiert, wenn die Dinger an jeder Milchkanne halten). Ein zweiter Tunnel würde daran m. E. auch nichts ändern. Also würde ich schon SEHR genau hinsehen, was Leipzig überhaupt davon hat und genau darauf achten, dass man sich eine eventuell notwendige U-Bahn-Lösung nicht verbaut.


    Generell denke ich, Zeit und Energie und auch der potenzielle Leipziger Kostenanteil wären besser bei der Planung eines schnellen U-Bahn-Netzes zusätzlich zur Tram bis zum Jahr 2050 aufgehoben.

    Einmal editiert, zuletzt von Birte () aus folgendem Grund: Satzbaufehler behoben

  • Ralf Julke äußert sich in der L-IZ zu der Tunneldebatte und zum Ausbau des S-Bahn-Netzes und ich würde die allermeisten Punkte so unterschreiben:


    Debatte um den zweiten City-Tunnel - ein Kontra
    Das Leipziger S-Bahn-Netz ist noch immer ein Käse mit riesigen Löchern drin
    https://www.l-iz.de/wirtschaft…igen-Loechern-drin-203385



    Leipzig hat zwei Schienensysteme, deren Potenziale noch nicht einmal ansatzweise erschlossen sind. Darum müsste es in der laufenden Diskussion gehen. Das Gerede über einen zweiten City-Tunnel ist nichts als Ablenkung. Scheingefecht. So tun, als ob man Taten zeigt, obwohl selbst die einfache Nutzbarkeit der bestehenden Systeme ganz amtlich und stur ausgebremst wird.


    Und zu den drei oben verlinkten Artikeln von Alexander John (ADFC) noch ein vierter aus der kleinen Serie, der vermutlich in Zusammenarbeit mit C. Schulze (Pro Bahn) entstand:


    Wie könnte sich das S-Bahnnetz entwickeln
    Im vierten Teil werde ich mich einer möglichen Erweiterung des S-Bahnnetzes widmen. Hierzu werfe ich auch einen Blick in die Stellungnahmen zur 3. Fortschreibung des Nahverkehrsplans des ZVNLs.
    https://www.adfc-leipzig.de/bl…das-s-bahnnetz-entwickeln

  • Nochmal was zu der Grafik in der LVZ: genannte Zeitung ist nicht mal in der Lage, die Brandenburger von der Berliner Brücke zu unterscheiden! Dieser Plan ist irgendeine Strichzeichnung auf einem Stück Stadtplan... Vermutlich (!) von jemandem, der nicht besonders ortskundig ist. Sonst wäre das auch mit der Berliner Brücke aufgefallen, die sich nämlich schon immer am Ende der Theresienstraße befunden hat - genau deswegen heisst die dortige S-Bahn Station nämlich auch Leipzig Nord / Berliner Brücke. Die Einheimischen wissen, dass sich an der Berliner Brücke früher immer die Wollkämmerei befand, die mittlerweile abgerissen ist. Ungefähr da wo heute FitX ist...


    Es gibt einen möglichen Verlauf, der im Bereich der Brandenburger Brücke von der Dresdner Bahn ausgehend beginnen würde und dann die Station Hbf tief unterfahren würde. Und dieser Verlauf würde sehr wohl das Stadtzentrum anbinden als auch den Bereich Waldplatz / Red Bull Arena, Lindenau und Plagwitz.


    Die Strecke von der Berliner Brücke aus mündet übrigens seit 2013 bereits im Nord-Süd-Tunnel.


    Es glaubt doch hier wohl hoffentlich niemand, dass sich die Planer an Grafiken in der LVZ orientieren, wo man noch nicht mal prägnante Orte in Leipzig lokalisieren kann... :lach:

  • Nochmal was zu der Grafik in der LVZ: genannte Zeitung ist nicht mal in der Lage, die Brandenburger von der Berliner Brücke zu unterscheiden!


    In #211 hatte ich bereits darauf hingewiesen, dass die Bezeichnung „Berliner Brücke“ fehlerhaft ist – die Grafik im Bild-Artikel ist, was einen möglichen Streckenverlauf anbelangt, näher an der Realität.


    Diese Spekulation liegt irgendwo zwischen sehr unwahrscheinlich und völlig absurd. Wie nun schon mehrfach gesagt werden es 2030 nach der bisherigen Entwicklung wohl nicht rund 720 .000 Einwohner_innen, sondern eher um die 670.000 Einwohner_innen sein - oder auch weniger, rund 620.000 nach der Prognose aus Kamenz. Doch selbst wenn, in den 20 Jahren zwischen 2010 bis 2030 wären dann 210.000 EW dazugekommen. Leipzig hatte in den ersten Jahren Wohnungsleerstand (der mittlerweile fast aufgebraucht ist) und Flächenreserven. Mit 720.000 EW in 2030 wäre es sicherlich voll - ähnlich wie heute schon München oder Frankfurt am Main. Und dann sollen noch mal 280.000 EW dazu kommen? Woher und wohin denn?


    Glückwunsch! Du scheinst ein sehr reicher Lottospieler zu sein wenn Du Trends für ein ultrakomplexes und dynamisches System für den Zeitraum von 12 (und im weiteren Verlauf 32) Jahren vorhersagen kannst. Die Bedingungen die den Rahmen für 2030 (und 2050) bilden können gänzlich andere sein als heute – wer weiss schon ob es nicht wieder porsche- und bmwlike zukünftig Großinvests gibt und Firma X hier ihr neues Auto baut oder Firma Y eine neue Fabrik hochzieht und im Zuge dessen tausende neue Arbeitsplätze entstehen. Vielleicht werden aber auch die angrenzenden Kommunen eingemeindet so wie Jung dies immer wieder zum Thema macht oder es gibt neue Zuwanderungswellen aufgrund von Krieg und dergleichen. Vielleicht findet man Goldnuggets im Floßgraben oder es kommt vielleicht doch alles ganz anders als man jetzt noch vermutet - sprich, keiner kann sagen was die Zukunft bringt. Da das starke Wachstum der Stadt momentan allerdings real ist wäre es unklug sich nicht über mögliche Problemlösungen Gedanken zu machen (was letztendlich davon umgesetzt wird – ob Tunnel oder etwas anderes - steht auf einem anderen Blatt). Vorschläge von vornherein abzulehnen bzw. Prognosen als „absurd“ abzutun ist hier nicht besonders zielführend.


    Eine Anmerkung noch zu der These, dass Leipzig mit 720.000 EW voll wäre was in meinen Augen an der Realität vorbei führt und es per se diskutabel ist wie man „voll“ definiert (sind Barcelona und London voll? Oder Genf und Lyon? Wo hört „voll“ auf im Sinne von „kein Wachstum mehr möglich“?). Leipzig wurde Anfang des 20. Jhd. dahingehend überplant, dass eine Transformation hin zur Millionenstadt möglich ist – dies ist in der „Morphologie“ noch heute ablesbar (im Vergleich mit anderen dt. Halbmillionenstädten sieht man dies sehr deutlich!). Leipzigs „Mantel“ war über viele Jahre zu groß für die Anzahl der hier lebenden Menschen – so gesehen wächst die Stadt nun peu a peu wieder in diesen hinein. Ich hatte es vor kurzem an anderer Stelle schon einmal geschrieben - 700.000 EW stellen für die Kernstadt kein Problem dar – durch Verdichtung und Erschließung der (Feld-und Wiesen-) Randzone könnte man auch eine Million unterbringen. Die besten Beispiele lieferst Du mit FFM und München gleich mit - beide ebenfalls weiterhin auf Wachstumskurs (FFM z.B. erwartet 2030 weit über 800.000 EW auf kleinerer Fläche als LE, hier baut man verstärkt in die Höhe – ein Prozess den man übrigens auch in anderen westdt. Städten momentan beobachten kann).

    Einmal editiert, zuletzt von LEonline ()

  • Moment mal. Ich kann und will gar nichts vorhersagen, denn ich bin kein Prophet. Ich stelle lediglich fest, dass sich nahezu alle Aussagen zum erwarteten Bevölkerungswachstum und davon abgeleitet zum Verkehrsaufkommen, zum Schulbedarf, zum Wohnungsbaubedarf etc. von OBM Jung, von der Stadtverwaltung, der LVZ und anderen mehr auf die Hauptvariante der kommunalen Bevölkerungsvorausschätzung 2016 - 720.000 EW im Jahr 2030 - beziehen. Doch deren Ansätze lagen sowohl beim natürlichen Saldo als auch beim Wanderungssaldo in 2016 und 2017 zum Teil deutlich über der realen Entwicklung. Daher wird in absehbarer Zeit eine neue Bevölkerungsvorausschätzung veröffentlicht werden.


    Natürlich kann man sagen, wer weiß denn schon was passiert - mögliche Szenarien für neue Entwicklungen wurden genannt - und alles für möglich halten bis hin zu 1 Millionen Einwohner_innen (höhere Zahlen durch Eingemeindungen sind jedoch ein anderer Fall). Nur muss man dann auch ehrlich sein und sagen, dass man bei diesen Annahmen völlig frei in die Luft schiesst, und sich nicht auf eine von Fachleuten erstellte Bevölkerungsvorausschätzung beziehen, die auf Geburtenraten, Alterszusammensetzung der Bevölkerung, Sterbewahrscheinlichkeit, Zu- und Abwanderungspotential im Umland, Deutschland, Europa und der Welt und anderen Kriterien beruht. Andernfalls würde das ja heißen, sich nur an die Prognosen zu glauben, denen man auch glauben will.


    Amüsant für mich ist, dass ich Anfang 2014 in einer größeren Runde von Leipziger Kommunalpolitiker_innen, Mitarbeiter_innen der Stadtverwaltung, darunter dem Amt für Statistik und Wahlen, Vertreter_innen der Immobilienwirtschaft u.a.m. saß und alle "abstimmen" durften, welches der drei Varianten der kommunalen Bevölkerungsvorausschätzung 2013 sie für die wahrscheinlichste halten. Die meisten entschieden sich für die Hauptvariante - 598.100 Einwohner_innen im Jahr 2032 -, viele für die obere (
    641.000) und einige auch für die untere Variante (557.500 - https://www.leipzig.de/news/ne…ngsvorausschaetzung-2013/ ; http://www.leipzig.de/fileadmi…elkerungsprognose2013.pdf). Als ich damals meinte, das Bevölkerungswachstum würde in den nächsten drei oder vier Jahren noch schneller verlaufen als in der optimistischen Variante, wurde ich belächelt. Nicht viel anderes waren manche Reaktionen hier im Forum.


    Heute gilt es fast schon als Defätismus, wenn man sagt, dass es angesichts der Bevölkerungsentwicklung der letzten (beiden) Jahre in Leipzig und der vergleichbaren Entwicklung in anderen Großstädten mit 500.000 und mehr Einwohner_innen (Dresden, Stuttgart, Frankfurt, ...) derzeit nicht nach 720.000 Einwohner_innen in 2030 aussieht, von der Million mal ganz zu schweigen.


    Aber wir schweifen ab. Zurück zum Citytunnel II: Auf eine belastbare Prognose zur Bevölkerungsentwicklung in Leipzig bis 2030 wird man sich für eine Vorprüfung einigen müssen. Das wird vermutlich keine Befragung einer repräsentativen Anzahl von Leipziger_innen und Bildung des arithmetischen Mittels der Antworten sein. Ich bin jedenfalls gespannt, denn solche Debatten um die "richtige" Vorausschätzung gibt es ja zwischen Leipziger Stadtverwaltung, der Landesdirektion und dem ZVNL bereits im Zusammenhang mit der aktuellen Fortschreibung des Nahverkehrsplans des ZVNL (https://ratsinfo.leipzig.de/bi/vo020.asp?VOLFDNR=1008313).


    Und ja, auch das Mobilitätsverhalten der Leipziger_innen kann, sollte, ja muss sich ändern und damit auch die Auslastungszahlen des ÖPNV. Nur ging es bei meiner Kritik an dem nonchalanten Umgang mit Bevölkerungszahlen in der LVZ nicht darum. Die entzündete sich an diesen Sätzen:



    Viele Experten vertreten die Meinung, dass sich ein „U-Bahn-System“ – über das Leipzig nach dem Bau dieses Ost-/West-Tunnels verfügen würde – erst für Städte ab eine Million Einwohner rechnet. Allerdings: Wenn Leipzig starkes Einwohnerwachstum anhält – bis Ende 2030 sind 720 000 Einwohner prognostiziert – könnte die Stadt bis zur Fertigstellung dieses zweiten S-Bahn-Tunnels im Jahr 2050 auch die Eine-Million-Einwohner-Grenze geknackt haben.


    In erster Linie geht es mir jedoch darum, dass ich es falsch finde, eine relativ aufwändige, personal- und kostenintensive Vorprüfung für ein mögliches Milliardenprojekt nach 2030 bis 2050 oder später in Auftrag zu geben, während viel naheliegendere Maßnahmen im ÖPNV, die bereits in den nächsten 2 bis 10 Jahren umgesetzt werden könnten und unmittelbare Verbesserungen darstellen würden, weder öffentlich diskutiert noch (vor)geprüft werden. Ich denke da an neue (barrierefreie) Straßenbahn- und S-Bahn-Haltestellen, an höhere Taktfrequenzen z.B. nach Grünau, an neue Straßenbahnstrecken etwa im Nordosten über die Braunstraße nach Thekla oder entlang von Schleußiger Weg und Kurt-Eisner-Straße und vieles anderes mehr. Vieles davon wurde hier im Forum in letzter Zeit bereits angerissen. Die öffentliche Debatte dreht sich jedoch fast ausschließlich um gigantische Straßenbahn- und S-Bahntunnel.


    Und deshalb zitiere ich erneut die Feststellung von Ralf Julke:



    Leipzig hat zwei Schienensysteme, deren Potenziale noch nicht einmal ansatzweise erschlossen sind. Darum müsste es in der laufenden Diskussion gehen. Das Gerede über einen zweiten City-Tunnel ist nichts als Ablenkung. Scheingefecht. So tun, als ob man Taten zeigt, obwohl selbst die einfache Nutzbarkeit der bestehenden Systeme ganz amtlich und stur ausgebremst wird.


    https://www.l-iz.de/wirtschaft…igen-Loechern-drin-203385

  • ^^ Herr Julke - muss man den kennen? wer ist das eigentlich? - kann doch schreiben was er will. Die L-IZ ist eh immer tendenziell etwas überheblich und sehr ideologisch geprägt. Das sollte man zur Wahrheit auch dazuschreiben! Ich werde prinzipiell immer dann vorsichtig, wenn Leute im Netz schreiben, die die ultimativen Lösungen haben und das auch immer ganz toll herleiten können. Wenn Herr Julke so viel weiß in dem Bereich - warum ist er dann nicht in einer planenden Behörde tätig? Da könnte er doch zum Wohle der Allgemeinheit Verbesserungen durchsetzen!


    Sorry, aber das musste ich an der Stelle loswerden!

  • Wenn man keine Lust hat oder nicht in der Lage ist, sich mit einer Aussage inhaltlich auseinanderzusetzen, dann arbeitet man sich eben an der Person ab. Kann man zwar machen, aber das trägt dann nur sehr begrenzt zur Diskussion bei.

  • Sorry, es geht nicht nur um die Person. Die L-IZ bietet dem geneigten Leser immer viel Parteiwerbung von SPD, der LINKEN und den GRÜNEN. Ganz unaufdringlich... :lach: Artikel von der L-IZ sind nicht neutral sondern zumindest parteipolitisch orientiert. Und hat die L-IZ irgendein Qualitätssiegel? Die Artikel der L-IZ sind auch nicht glaubhafter als das, was ich hier zum Beispiel schreibe.


    Qualitativer Journalismus arbeitet viel stärker unter Bezugnahme von nachvollziehbaren, wissenschaftlich fundierten Quellen.


    Und spätestens die Formulierung "bestehenden Systeme ganz amtlich und stur ausgebremst" beweist, dass wir uns hier nicht unbedingt im Bereich des Qualitätsjournalismus befinden. Welches AMT bremst denn das System aus? Und die Beweisführung dieser Behauptung aber bitte mit nachvollziehbaren Quellenangaben!


    Man kann im Netz alles mögliche schreiben. Die Wahrheit ist aber nicht deshalb wahr, weil sie im Internet geschrieben steht! Auch wenn das leider (!!!) heute viele Menschen so glauben...



    Zur Diskussion sollten übrigens FAKTEN beitragen. Sicher kann man auch die Meinung anderer Menschen einbeziehen. Aber nochmal: was qualifiziert seine Meinung, dass sie hier über den Dingen stehen sollte ?

  • Auch hier schweifen wir wieder weit ab. Aber welche Zeitung in Deutschland ist denn bitte "neutral" bzw. nicht "(partei)-politisch orientiert"? Und wie soll das gehen? Die großen deutschen Tageszeitungen wenden sich immer an eine bestimmte Leser_innenschaft, ob nun konservativ, wirtschaftsliberal, linksliberal oder was auch immer. In etwas abgeschwächter Form ist das auch bei Regionalzeitungen wie z.B. der LVZ der Fall. Nur welches "Qualitätssiegel" hat dieses Blatt außer einer etwas längeren Tradition?


    LVZ, L-IZ und natürlich auch BILD und Tag24 bedienen jeweils vorrangig ein Leser_innenklientel, das sich im Hinblick auf Durchschnittsalter, (kommunal-)politische Verortung etc. und hier speziell die Haltung zu ÖPNV, Radverkehr, MIV etc. doch recht deutlich unterscheidet. "Neutral" ist keine, schon allein deshalb, weil sich ihre Stammleser_innen und v.a. Abonnenten/Abonnentinnen mit ihren Grundüberzeugungen weitgehend wiederfinden sollen. Die L-IZ, die sich an ein eher linksliberales, urbanes und jüngeres, "rotrotgrünes" und deutlich weniger autoaffines Publikum richtet, berichtet kritischer über solche Großprojekte als z.B. die LVZ. Für die wiederum ergeben solche Citytunnel-Jubel-Artikel wie in den letzten Tagen mehr Sinn, denn damit erreicht und erregt das Blatt sein Zielpublikum. Das wird sicherlich noch eine Weile so weitergehen, als nächstes folgen dann ellenlange Leser_innenkommentare und Podiumsdiskussionen in der LVZ-Kuppel ... . Die (Auto)-BILD, das Quasi-Parteiorgan der Leipziger CDU, nutzt ihre Seiten unterdessen viel lieber, um den ehemaligen Radverkehrsbeauftragten zu diskreditieren: http://www.bild.de/regional/le…htstun-54532620.bild.html



    Zur Diskussion sollten übrigens FAKTEN beitragen. Sicher kann man auch die Meinung anderer Menschen einbeziehen. Aber nochmal: was qualifiziert seine Meinung, dass sie hier über den Dingen stehen sollte ?


    Fakten finde ich in dem Artikel eine ganze Menge, mehr jedenfalls als bei denen von LVZ und BILD zum gleichen Thema. Und niemand sagt, dass Ralf Julkes Artikel "über den Dingen stehen sollte". Allerdings bin ich hier ähnlicher Ansicht und deshalb habe ich auf den Artikel verwiesen, weil er die politische Diskussion um den zweiten Citytunnel und eigentliche Aufgabenstellung für den ÖPNV in Leipzig so beschreibt wie ich sie auch empfinde.