Mediaspree: Entertainment District an der UBER-Arena

  • Bitte keine Bilder des alten Berlins posten, ich bekomme sonst leider Weinkrämpfe.


    Wie man es dreht und wendet: Die moderne Architektur ist ein Frevel gegen die Handwerkskunst die es damals gab.

  • ^ Du konterkarierst deine Aussage selbst. Was denn für eine ”Handwerkskunst“ bitte? Das sind alles industriell in Massen gefertigte Ziegel, nix Handwerk. Immer diese romantische Verklärung der extrem menschen- und umweltfeindlichen Arbeits- und Industriewelt des 19ten Jahrhunderts, unglaublich! Natürlich sehen Gebäude wie das letztgezeigte Beispiel des Expressionismus gut aus. Aber auch dieses kommt nicht ohne Beton und Stahl im Inneren aus und ist somit ein Gebäude moderner Architektur.

    2 Mal editiert, zuletzt von Camondo ()

  • Dann eben für dich "industriell gefertigte Handwerkskunst".


    Schöner war es trotzdem.

  • Schönheit ist aber subjektiv. Ich mag es auch lieber als die meiste moderne Renditearchitektur, aber ich bin nicht Gott und meine Meinung ist kein Naturgesetz. :)

  • Sagen wir mal, es war bei den Industriebauten damals keine Handwerkskunst, aber immerhin ein klarer Repräsentationswunsch.


    Heute baut man meist billig, einfach und funktional. Das gilt nicht nur für Industriebauten, sondern auch für Hotels, Bahnhöfe, Schulen usw. Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel.


    Zum Mercedes-Benz-Platz: ich bin gestern dort vorbeigekommen. Es war durchaus Betrieb, was aber im Wesentlichen daran lag, dass Tausende überwiegend junge Leute wegen eines anstehenden Konzertes einer koreanischen Boygroup den Platz belagerten. Ansonsten war es eher ungemütlich, zumal noch viel Krams von der Eröffnungsfeier den Platz blockierte und gerade abgebaut wurde.


    Der komische Übergang von Pflaster zu Tennenbelag (z. B. auf Rotes Rathaus' 6. Foto zu sehen) ist merkwürdig und sieht irgendwie unfertig aus. Soll das so bleiben?


    Die Gastronomie besteht aus den üblichen Ketten. Am Schlimmsten ist aber die penetrante grelle Flackerwerbung auf den unzähligen Großbildschirmen und Säulen mit synchron geschalteten Werbespots. Das erschlägt einen geradezu und bringt größte Unruhe und Reizüberflutung. Nix für mich. Wohlfühlfaktor null.

  • ^^ Aber ist Schönheit tatsächlich rein subjektiv? Natürlich ist das Schönheitsempfinden zu einem sehr großen Anteil kulturell bedingt, aber ich denke schon, dass das Schönheitsempfinden zu einem gewissen Teil in der menschlichen Natur verankert ist, dass es also eine Protoästhetik gibt, die wenn nicht alle, so doch die meisten Menschen haben, und auf die durch kulturelle Prägung und Selbstprägung weitere, komplexere Schichten aufgelagert werden. Dementsprechend erwarte ich, dass es gewisse ästhetische Muster gibt, die natürlich und somit kulturübergreifend als schön gelten.


    Allein dass ästhetischen Stellungnahmen unausweichlich Subjektivität innewohnt, dass diese also nicht allgemeingültig sind, macht diese noch nicht irrelevant. Man macht es sich zu leicht, wenn man den Diskurs über ästhetische Kategorien abwürgt, indem man ihn als "unter der Würde ernsthafter Gemüter" betrachtet, weil "ist ja eh alles subjektiv". Natürlich macht man es sich auch zu leicht, wenn man das eigene ästhetische Empfinden zum universellen Maßstab erheben möchte, aber gerade in aufgeklärten Kreisen neigt man eher zu der ersten Haltung, die mir aber letztendlich unproduktiv und kurzsichtig erscheint. Daher mein besonderes Anliegen, diese hier zu kritisieren. ^^


    Genau das gleiche Argument lässt sich ja auch auf Moral anwenden. Geht man davon aus, dass Moral rein artifiziell ist, ist diese notwendigerweise vollkommen arbiträr und somit nicht allgemeingültig, da moralische Standpunkte entweder subjektiv oder ein Produkt kultureller Prägung sind. Dennoch scheint es so etwas wie eine Protomoral zu geben, über die die allermeisten Menschen verfügen, und auf die wiederum durch kulturelle und Selbstprägung weitere Schichten aufgelagert werden. Die Tatsache, dass manche moralische Aussagen in so gut wie allen Kulturkreisen gelten, könnte darauf hindeuten, dass tatsächlich so etwas wie eine Protomoral existiert. So oder so folgt aus der Tatsache, dass Moralvorstellungen weitgehend arbiträr sind, noch lange nicht, dass man nicht über Moralvorstellungen diskutieren sollte. Wenn überhaupt wird der Diskurs darüber dadurch umso notwendiger. Ich glaube, ich brauche nicht zu erklären, wie katastrophal es wäre, wenn alle angesichts der Moral innewohnenden Arbitrarität denken würden: "Alles egal, Moral ist eh beliebig".


    Anyway, mein Punkt ist dieser: Ja, Schönheit ist in großem Maße subjektiv, aber das heißt nicht, dass man keinen Diskurs über Schönheit führen kann. Und man sollte angesichts der Beliebigkeit von Schönheit oder Ästhetik auch nicht resigniert kapitulieren und alles billigen, das führt nämlich meiner Meinung nach wie bei Moral in die Katastrophe.

  • ^meine rede. wollen aber viele in diesem forum nicht wahrhaben. ausserdem erschliesst manchen der begriff „tendenz“ nicht. Das es sich auch wissenschaftlich mit tendenzen argumentieren lässt. (könnte irgendwann einmal in zukunft so lauten: in zentraleuropa des 21. jahrhunderts wurde xyz tendenziell als schön und attraktiv wahrgenommen. umfragen bestätigten dies)

  • Hallo zusammen,


    nachfolgend noch ein paar Eindrücke vom Eröffnungsabend.
    Von der Eröffnungzeremonie habe ich ein Youtube Video gemacht, das könnt Ihr Euch hier ansehen. Ihr könnt auch gleich zum Finale springen wenn Ihr die volle Länge nicht ansehen wollt.





    Die volle Version des Panoramas könnt Ihr Euch hier ansehen.




  • @Ostkreuzblog: Vielen Dank für die Eindrücke!


    Wie ich es mir schon gedacht hatte, kommt das Ganze nachts mit den ganzen Lichteffekten deutlich anders rüber. Natürlich wird es sooo ein Spektakel im regulären Betrieb wohl nur höchst selten geben. Man muss einfach abwarten, wie es im Tagesbetrieb rüber kommt.

  • ^Wie es im Tagesbetrieb rüber kommt, kann man anhand der Webcam gut beobachten. Eine traurige Angelegenheit.

  • Der Platz ist stark abhängig von der Eröffnung und dem Erolg der East Side Mall. Auch das Kino war zu Beginn noch nicht eröffnet. Ich denke 2 Konzerthallen, 1 Kino, eine Bowlinghalle und ein EKZ werden reichen diese maximal 10–12 Restaurants zum Leben zu erwecken.

  • ^Nun ja, die Konzerte finden in der Regel abends statt, ebenso der gemeine Kinobesuch. Ich weiß nicht wann man bowlen geht, das scheint mir aber auch eine Abendveranstaltung zu sein. Allein die Kunden der Mall könnten den Kettenrestaurants Belebung einhauchen. So richtig toll, wenn man aus dem Foodcourt der Mall in`s Sausalitos geht.Da lohnt sich doch der Besuch.
    Nein, der vermeintlich Berliner Platz ist keiner und das ganze Ding eine tote Kopfgeburt.

  • DerBe: Vielleicht habe ich mich mit "Tagesbetrieb" unglücklich ausgedrückt. Ich meinte eigentlich Alltagsbetrieb vs. Eröffnungsspektakel. Die Frage Tag vs Abend/ Nacht hatte zumindest ich damit also nicht im Sinn.


    Ulkig ist dabei, dass hier im Forum z.B. der Potsdamer Platz exakt umgekehrt für fehlenden (Spät-)Abendbetrieb kritisiert wurde. Auch in Bezug auf Büroviertel hört man diesen Vorwurf öfter mal, wobei für letztere auch Ödnis während der Wochenenden angesprochen wird.


    Hier hat man ja tatsächlich sogar eher einen 24/ 7 Betrieb als anderswo in der Stadt. Zunächst einmal gehe ich davon aus, dass Hallen, Kinos, Bowling, Geschäfte und Gastronomie nicht allein auf den Abendbetrieb ausgelegt sind, auch wenn es für Nachmittag/ Abend und Wochenende naturgemäß eine Konzentration geben dürfte. Hinzu kommt noch, dass es hier ja (zunehmend) auch Büros sowie Wohnen und Hotels gibt/ geben wird. Dazu hat man u.a. mit Eastside Gallery und Spreeufer auch einige Touristenhotspots im Programm. Ich erwarte eigentlich, dass sich das Ganze gut einwachsen wird.

  • Nun ja, die Webcam würde ich als Maßstab für den Tages- oder Alltäglichen Betrieb nicht daher nehmen, denn sie macht seit kurzem Langzeitbelichtungen (vermutlich zur Wahrung von Persönlichkeitsrechten).
    Ich war jetzt schon öfter auch mitten am Tage auf dem Platz und ich kann sagen dass er jedes mal gut besucht war.


    Ende letzter Woche wurden auch Sitzbänke installiert. Es ist eben noch nicht ganz fertig.
    Die Restaurants die hier teils recht abwertend als Fressketten bezeichnet werden sind am Tage als auch am Abend ebenfalls gut besucht. Wer das so abwertet möge bitte den Mut aufbringen und selbst an so einem Standort ein Restaurant eröffnen.


    Die Restaurants beziehen ihre Kunden im übrigen auch aus den Mittlerweile umliegenden Büros. Aber auch die zahlreichen Besucher der East Side Gallery zieht es auf den Platz und in die Restaurants. Wo vorher gar nichts geboten wurde, findet sich jetzt doch eine gewisse kulinarische Vielfalt und damit auch endlich mal Toiletten auf dem Abschnitt zwischen Ostbahnhof und Oberbaumbrücke. Die Stadt hielt es ja offenbar für nicht nötig eine öffentliche Toilette am "Denkmal" zu errichten.


    Kurzum: der Platz erfüllt genau seinen Zweck für den er gebaut wurde. Das Umfeld und die Anlieger sind noch lange nicht fertig, das System ist quasi noch nicht hochgefahren. Man sollte dem ganzen mal Zeit zur Entwicklung geben.

  • ^Das is abwertend gesagt und abwertend gemeint. Ich wüsste auch nicht, warum ich selbst den Mut aufbringen müsste ein Restaurant zu eröffnen, um die Fressketten als das zu bezeichnen was sie sind: Fressketten.
    Ich selbst war jetzt auch 3mal da. Der Platz ist tagsüber kaum belebt. Sicherlich huschen ein paar Touristen über den Platz, was sollen sie auch sonst machen. Zum Verweilen läd ja auch wenig ein. Aber da wir ja im Architekturforum sind, bleibt festzustellen: Dieselbige ist meines Erachtens völlig missglückt.

  • Wer das so abwertet möge bitte den Mut aufbringen und selbst an so einem Standort ein Restaurant eröffnen.


    Das ist ja gerade das Problem: Diese Standorte sind von der Vermietung bis zur Zielgruppe so konzipiert, dass dort außer Fressketten nichts hinpasst. Dass die Nummer trotzdem funktioniert, halte ich für sehr wahrscheinlich. Für mich bleibt es ein toter Ort.

  • Nein, es ist kein 'toter Ort'. Er wird sich allein schon durch die diversen Veranstaltungen und Arbeitsplätze erhalten. Hinzu kommt noch die gute Anbindung durch den ÖPNV.


    Architektonisch hätte sicher mehr drin sein können, es ist aber ja kein Stadtzentrum. Als zentrumnahes Büro-, Gewerbe- und Veranstaltungsviertel ist es dennoch sehr gut geeignet.


    Persönlich gefällt es mir der Mercedes Platz dennoch nicht.

  • Nun, da gibt es unterschiedliche Meinungen. Für mich kann auch ein vermeintlich belebter Ort tot sein. Und wie schon gesagt, die Veranstaltung finden überwiegend am Abend statt. Fast alle. Tagsüber wird dieser Platz ein zugiges Etwas sein, umrandet von trashiger Systemgastro. Bitte mal einen Blick riskieren. Mehr gibt es dazu eigentlich nicht zu sagen.

  • ^ Genau, Baukörper hat mich missverstanden. Ich meinte doch, dass das Konzept funktionieren wird. Zumindest nachmittags und abends werden dort viele Leute unterwegs sein. Tot ist der Ort für mich nicht mangels Publikum, sondern weil ich ihn als lieblos und kalt empfinde, durch und durch auf Rendite optimiert, ohne Platz für Spontaneität und unerwartete Eindrücke. Vielleicht hätte ich seelenlos schreiben sollen.


    Aber das Webcam-Bild ist derzeit unfair - bei dem Sauwetter sehen selbst die Champs-Élysées kalt und grau aus...

  • Nun ja, ich halte die Kritik (die soll und muss es ja geben) überzogen.


    Man muss sich nur mal betrachten wo wir mit dem Gelände her kommen.


    Status quo war ein über Jahrzehnte verseuchtes Gleisvorfeld des Schlesischen Bahnhofs.
    Dann wurde es auch noch lebloses Grenzhinterland auf der Ostseite.
    Nach der Wende wurden große Teile des Geländes für ihren früheren Zweck unbrauchbar und es entstand eine Fläche leerstehender Hallen in die hier und da ein paar Clubs einzogen und sich die übliche mitbegleitende Kriminalität ansiedelte.
    Dann wurde das Gelände veräußert und es stand eine Investition im Volumen von ca. 1 Milliarde Euro im Raum.
    Es gab einen Bebauungsplan und dann kam der Bürgerentscheid zur Mediaspree der vieles veränderte und die Flächen um die Arena Jahre lang zu Brachen verkommen liessen.


    Ich denke hier wäre sehr viel mehr um die Arena möglich gewesen. Aber eine große "Mehrheit" der Bürger hat das verhindert mit den gleichen Argumenten wie hier in den letzten Kommentaren.


    Nur dass davon jetzt eben die light light light Version entstanden ist. Da können sich alle ganz stolz auf die Schulter klopfen.