Wohin mit dem Autoverkehr in Leipzig?

  • Mein Vorschlag wäre ja, Straßen wieder abzureißen statt neue zu bauen. Führt zwar kurz- und vermutlich auch mittelfristig zu Chaos und überschäumender Wut, aber langfristig hat das bestimmt einen schönen Steuerungseffekt. :cool:

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    Die bestehenden endlich mal sanieren, da gibt es ja vor allem in Nebenstraßen chaotische Zustände, wäre ausreichend. Einzelne Neubauvorhaben zur Leitung des Verkehrs außerhalb des Innenstadtringes? Auch gut. Geht aber oft nicht ohne Ampeln = ausbremsen des Verkehrs.
    Einen echten "Ring"; der abgekoppelt von Fußgängern etc. zum schnellen Verkehrsfluss läuft, ist in Leipzig an vielen Stellen schlicht nicht machbar. Daher muss vor allem der ÖPNV ausgebaut werden, so dass es sich zumindest innerstädtisch lohnt, von Auto auf LVB/S Bahn umzusteigen.


    Dass man nicht jeden Arbeitsplatz im Umland mit 10 min - Takt erschließen kann, sollte klar sein.

  • INSEK Leipzig 2030, Fachkonzept Nachhaltige Mobilität
    http://www.leipzig.de/fileadmi…nd-Querschnittsthemen.pdf
    Karte auf Seite 152/232


    Bei "Straßenverkehr, geplante Maßnahmen" sind verzeichnet:
    - Umfahrung Engelsdorf, Ausbau des Mühlwegs und Verlängerung des Mühlwegs neben Gleisfeld, Ausbau der Hugo-Aurig-Straße
    - Ausbau der Engelsdorfer Straße (ohne Straßenbahn ;) )
    - Ausbau der Kohlgartenstraße - Was geschieht mit der Straßenbahn?
    - Ausbau des südlichen Endes der Riebeckstraße
    - Dölitz, Ausbau des Goethesteigs
    - Klein- und Großzschocher, Ausbau der Dieskaustraße zwischen Adler und Gerhard-Ellrodt-Str. und der Antonienstraße rings um den Adler sowie ein mir ziemlich unerklärlicher Annex im Bereich Zur Alten Bäckerei und Mühlparkweg
    - Großzschocher und Grünau, Ausbau der Gerhard-Ellrodt-Str. zwischen Feuerwehrzentrum Südwest und Thomas-Müntzer-Straße
    - Grünau, Kreuzung Kiewer Straße, Saturnstraße und Lyoner Straße (?)
    - Lindenau, Ausbau der Merseburger Straße zwischen Georg-Schwarz-Straße und Brücke über die S-Bahn
    - Leutzsch, Ausbau der Straße Am Ritterschlößchen (angeblich bereits im Bau befindliche Maßnahme) und Gustav-Esche-Straße, jedoch nur bis Rittergutstraße und damit ohne Verlängerung über die Auenseestraße bis zur Travniker Straße
    - Gohlis, Ausbau bzw. Verlegung der Landsberger Straße im Bereich der Eisenbahn


    Ich fürchte, das wird die Initiative „Mobilität Leipzig 700plus“ und viele Autofahrer_innen nicht glücklich machen. Aber warum soll es ihnen anders gehen als den Nutzer_innen des ÖPNV, Radfahrerinnen und Fußgängern?

  • Die Auwaldquerungen gehören in der Tat in den Papierkorb und der ÖPNV sollte Priorität erhalten.


    Pläne, die schon gebaute Tangenten sinnvoll ergänzen, sollten meines Erachtens aber umgesetzt werden:


    - Lückenschluß Gustav-Esche-/Auensee-/Travniker Straße
    - Lückenschluß Essener-/Braunstraße


    An der Auenseestraße wohnen Menschen und Eigentümer haben ihr Häuser saniert oder in der Nähe neu gebaut. Die werden vermutlich nicht glücklich sein. Quer durchs Gewerbegebiet zwischen Georg-Schumann-Straße und Travniker Straße dürfte weniger problematisch sein und würde die Linkelstraße entlasten. Aber ob das den Aufwand lohnt?


    Zur Essener Straße hieß es vor drei Jahren in der BILD, dieser Abschnitt des Mittleren Ringes wurde im neuen Flächennutzungsplan gestrichen. Er liegt im Landschaftsschutzgebiet „Parthenaue“ und im Überschwemmungsgebiet der Parthe. „Die Schließung des Rings in diesem Bereich ist entbehrlich,“ hieß es aus dem Dezernat 6 dazu.


    BILD, 17.06.2014
    FAST 100 JAHRE ALTER VERKEHRSPLAN BEERDIGT
    AUS für Leipzigs mittleren Ring
    http://www.bild.de/regional/le…n-ring-36412216.bild.html

  • Hier noch mal ein Vortrag von Dr. Dieter Auspurg, Sachgebietsleiter im Verkehrs- und Tiefbauamt (VTA) zum STEP Verkehr und öffentlicher Raum, Fortschreibung 2015:


    https://tu-dresden.de/bu/verke…nalen-Kontext.pdf?lang=de


    Folie 9/42



    Ausführlicher im STEP VöR:



    http://www.leipzig.de/fileadmi…amt/StEP/StEP_Verkehr.pdf


    Fachgutachten von Prof. Dr. Jürgen Gerlach: Zukunftsfähigkeit des Tangenten- und Ringkonzeptes (2013).





    https://www.leipzig.de/fileadm…schuere_Fachgutachten.pdf

  • An der Auenseestraße wohnen Menschen und Eigentümer haben ihr Häuser saniert oder in der Nähe neu gebaut. Die werden vermutlich nicht glücklich sein.


    Dasselbe gilt auch für die Rittergutsstraße und die Linkelstraße - dort, wo sich die Automassen jetzt schon durchstauen.

  • in beiden Straßen würde eine Tempo-30 Regelung nebst Geh-Radwegbau reichen, die Mehrbelastungen durch zu kapazitätsstarken Ausbau sind das schlimmere Problem.

  • Also ich bin auch kein Freund von großen Achsen welche sich in einer 1960er Manie durch die Stadt furchen. Ich sehe auch keine Notwendigkeit für eine südliche Auewald-Querung. Dennoch sehe ich trotzdem keinen Sinn in einer Diskussion welche die sehr wahrscheinlich 700.000 Einwohner Plus, mit Fahrradwegen und Tramlinien aufzufangen. Es muss schon ein Zusammenspiel mit allen Variablen sein um sich für die Zukunft zu rüsten. Dazu gehören auch Straßen. Wenn auch gegenwartsbezogen geplant und umgesetzt.


    Wie schon öfter geschrieben, finde ich vor allem im Westteil der Stadt erhebliche Defizite im Straßenbereich. Deswegen bin ich auch froh, dass man wenigstens dort die Planungen für den Mittleren Ring nicht aufgibt. Eine vier-streifige Verbindung zwischen der B6 im Nordwesten und der B181 im Westen könnte die Straßen erheblich entlasten. Außerdem könnte das Impulse für die Erschließung neuer Wohngebiete in Böhlitz-Ehrenberg, Burghausen, und Rückmarsdorf geben.


    Für mich bis heute auch völlig unverständlich ist die so unglaublich schlechte Anbindung der AS Leipzig-West an der BAB 9. Sowie weiterführend dann der Saalekreis. Das ist bis heute ein Stand der Wendezeit. Hier wird nicht nur die AS Leipzig-West mit den Möglichkeiten für Gewerbeansiedlungen völlig liegen gelassen. Sondern gibt es keine vernünftige Verbindung zwischen der Stadt Leipzig und den Leuna Werken, einer der größten Chemischen Industrieanlagen in Deutschland. Jetzt könnte man sagen, die Pendler sollten dann lieber die S-Bahn nehmen. But guess what - die gibts für den Westen genau so wenig.


    Hinzu kommt die schlechte Anbindung für das Stadion aus dem Westen. Mit einem vier-streifigen Ausbau der B181 könnte man z.B. auch größere Park&Ride Plätze einrichten. Um den Autoverkehr aus dem Westen direkt ans Stadion, zu unterbinden.

  • PM Ökolöwe, 25.08.2017



    L-IZ, 27. August 2017
    Wie sichert man die Mobilität Leipzigs wirklich nachhaltig?
    Ökolöwe ist entsetzt über Schnellstraßen-Visionen durch Leipzigs Grüne Lunge
    https://www.l-iz.de/wirtschaft…pzigs-Gruene-Lunge-189577



    Man ahnt, wie anders eine nachhaltige Stadt (wie im Stadtentwicklungskonzept gewollt) aussehen muss, um den wichtigen Spagat zwischen Lebensqualität, Wirtschaft und Mobilität hinzubekommen. Eine Lösung drängt sogar: Die Industriegebiete – vor allem das im Norden – müssen mit Nahverkehr deutlich besser angeschlossen werden, als das heute der Fall ist. Das ist tatsächlich das Versäumnis der vergangenen Jahre.

  • Ich sehe auch keine Notwendigkeit für eine südliche Auewald-Querung.


    Die Idee kann ich schon nachvollziehen - der Auwald wirkt im Süden als regelrechter Riegel gegen Ost-West-Querungen. Während es weiter nördlich zumindest ein paar mehr Querungen gibt, ballt sich im Süden alles auf dem Schleußiger Weg und damit anschließenden Straßen wie Kurt-Eisner in der Südvorstadt und Rödelstr./Antonienstr. im Westen.
    Für einen direkt betroffenen Autofahrer ist die Idee einer südlichen Ausweichroute sehr verlockend. Persönlich finde ich sie letztlich trotzdem völlig absurd, weil der Auwald viel zu wichtig und schützenswert und eine weitere Querung unvertretbar ist. Zumal der Abschnitt Schleußiger Weg noch nicht einmal das eigentliche Problem ist - der ist immerhin zweispurig ausgebaut und klar vom Radverkehr getrennt. Das Problem sind eher einige teils sehr fragwürdige Einschränkungen des Verkehrsflusses in den angesprochenen weiterführenden Straßen.
    Konkrete Beispiele:


      Künstliche und imho unnötige Einspurigkeit in O-W-Richtung beim Übergang Schleußiger Weg-Rödelstraße (die zweite Spur wird vorübergehend zur Abbiege- und Busspur) - seit Jahren ärgerliche Engstelle.


      Die relativ neue 30 am Adler. Ja, da ist seitlich eine Grundschule. Und ja, 30 vor Grundschulen ist Pflicht. Aber muss das auch seitlich davon für eine wichtige Hauptverkehrsstraße gelten? Der Verkehrsfluss wird zusätzlich ausgebremst bzw. nehmen viele Autofahrer die neue 30 im Schilderwald und dem Verkehrschaos am Adler scheinbar auch gar nicht wahr. Dann fährt ein Teil 30, ein Teil 50 und das ganze wird noch chaotischer.


      Bautätigkeiten, die einfach Straßenspuren blockieren. Zeitweise so in der Südvorstadt, aktuell dauerhaft bei der Rewebaustelle am Adler. Gerade dort in W-O-Richtung führt das in den Stoßzeiten regelrecht zum Verkehskollaps. Ließe sich das nicht auch anders lösen?


    In meinen Augen wäre es sachdienlicher für den MIV, ganz konkret und pragmatisch solche Einschränkungen bestehender Hauptverkehrsadern anzuprangern und nach Möglichkeit abzustellen als sich in unrealistischen Wunschträumen zu verlieren.

  • LVZ, 9.9.2017
    Neue Verkehrspolitik: Stadt steuert um
    Mittlerer Ring und Tangentenviereck könnten an mehreren Stellen komplettiert werden / Auwald-Querung nicht vorgesehen


    Im VTA wurden laut LVZ die "Anregungen der Wirtschaft für eine Kurskorrektur in der Verkehrspolitik aufgegriffen" und nun soll geprüft werden, was davon umgesetzt werden kann. Amtsleiter Michael Jana: „Für uns ist die Studie der Wirtschaft eine Unterstützung. Wir waren auch in ihre Ausarbeitung eingebunden und sind jetzt dabei, die Ergebnisse auszuwerten.“


    Die "Studie zur Organisation des Stadtverkehrs in Leipzig unter besonderer Beachtung des Wirtschaftsverkehrs" ist ein dünnes Papierchen, das von der zweifelhaften Grundannahme ausgeht, dass der Modal Split bei den heutigen Werten (bzw. den vor einigen Jahren) bleibt. Die Studie ergibt dann kurzerhand, dass der Lasterverkehr bis zum Jahr 2030 um rund 32 Prozent und der PKW-Verkehr zwischen zwölf und 34 Prozent wachsen wird. Die Zunahme von ÖPNV-, Rad- und Fußverkehr wurde nicht betrachtet, in den Augen "der Wirtschaft" handelt es sich dabei offensichtlich nicht um Verkehr. Befragt wurden 20.547 "Fahrzeugführer" am Außenkordon. https://www.leipzig.ihk.de/fil…t/2017/04/index.html#15/z


    Auf dieser Grundlage fordert "die Wirtschaft" nun den Bau neuer Straßen.


    Laut LVZ sei diese Studie für die Planer interessant, weil auch sie den Promenadenring von Verkehr entlasten wollen. Soll dies gelingen, dann müssten demnach die Autoströme auf andere Trassen verlagert werden, so das VTA, vor allem auf den Mittleren Ring und das Tangentenviereck, deren Fertigstellung "die Wirtschaft" vehement fordert.


    Die Verkehrsplaner_innen im VTA "vermuten" jedoch, dass der Mittlere Ring im Südwesten nicht geschlossen werden kann, da er durch den unter Schutz stehenden Auwald führen würde. Eine ins Gespräch gebrachte Tunnellösung sei unwahrscheinlich, denn erste Umweltgutachten würden nahelegen, dass die dafür notwendige Grundwasserabsenkung den Auwald ebenfalls schädigen könnte.


    Es sei allerdings "unstrittig", dass die beiden Systeme Mittlerer Ring und Tangentenviereck auch ohne die Auwald-Querung im Südosten den Verkehr in Leipzig deutlich flüssiger machen und die Innenstadt entlasten würden. Das VTA sieht derzeit einen „Planungsbedarf“ für die Schließung von derzeit fünf noch offenen Stellen. Jana: „Wir werden dort mit Planungen beginnen, wenn Anfang nächsten Jahres unsere neue Verkehrsprognose fertig ist und die Zahlen Handlungsbedarf ergeben.“


    Untersucht werden sollen folgende Bereiche


    - Schließung des Mittleren Rings im Nordwesten im Bereich der Elster-Querung der Bundesstraße 6 (neu). Verlängerung der Travniker Straße ab "Am Börnchen" über Auenseestraße bis zur Gustav-Esche-Straße. (In der LVZ falsch als Pittlerstraße beschrieben.)


    - Schließung des nordöstlichen Ringbereichs von der Essener Straße bis zur Braunstraße (so laut LVZ).


    - Mittlerer Ring Südost: Jana mit Blick auf die avisierten größeren Verkehrsströme: „Die Entscheidung über dieses Vorhaben sollten wir nicht noch zehn Jahre aufschieben.“ Im Flächennutzungsplan wäre jedoch nur noch die sogenannte Bahnvariante verzeichnet, die weitgehend entlang des Güterringes verlaufen würde. Eine Führung der Trasse durch bebaute Ortslagen sei nicht mehr enthalten; in den Ortslagen seien nur punktuelle Verbesserungen vorstellbar.


    Zwei Stellen am Tangentenviereck:


    - Die Nordtangente soll geplant werden. Sie könnte von der Uferstraße in einem Tunnel unter der Gerberstraße und der Kurt-Schumacher- bis zur Berliner Straße geführt werden. Auch die Parthe müßte untertunnelt werden.


    - Im Kreuzungsbereich Schleußiger Weg und Wundtstraße wollen die Planer_innen alle Straßenbeziehungen möglich machen. „Mit diesem Vorhaben sind wir relativ weit“, sagt Jana. „Dort könnten wir schon im nächsten Jahr mit dem Bauen beginnen.“


    Planungen für einen zweiten S-Bahn-Tunnel von Anger-Crottendorf bis nach Plagwitz, den "die Wirtschaft" ebenfalls fordert, seien hingegen nicht vorgesehen. Aus dem VTA heißt es, die Planungshoheit dafür liege bei der Deutschen Bahn.


    Neue Straßenbahntrassen hat "die Wirtschaft" nicht gefordert, denn oberirdische Straßenbahnen behindern bekanntlich massiv den Verkehr. Daher ist von Untersuchungen zu deren Verlauf und Kosten auch keinerlei Rede.

  • Hier noch mal die Worte des großen Vorsitzenden, ääh Oberbürgermeisters Jung zum Tangentenviereck und dem Ost-West-S-Bahn-Tunnel:



    Mit Blick in die Zukunft hält Jung im Falle eines weiteren städtischen Wachstums eine weitere Citytunnel-Röhre ebenso für notwendig („Wenn wir über 700 000 Einwohner groß werden, muss die kommen“) wie die mittlere Tangente als zentrale Verbindung, „um die Innenstadt zu entlasten“.


    LVZ-Exklusiv, 12.9.2017
    Leipzigs OBM Jung: „Wir haben ein Problem mit jungen Männern aus Nordafrika“
    http://www.lvz.de/Leipzig/Loka…n-Maennern-aus-Nordafrika

  • Meine Güte, das ist ja eine Verkehrspolitik die man nur als 60er-Jahre Zombiestrategie bezeichnen kann. Leipzig hat doch alle Voraussetzungen für eine dichte, kompakte und menschenfreundliche (nicht autofreundliche) Stadtentwicklung; warum schaut man nicht einmal was sich in fortschrittlichen Ländern wie den Niederlanden, Dänemark oder Norwegen tut?
    Für die Kosten die die oben anvisierten Projekte verursachen ließe sich ohne weiteres eine Weltklasse-Radinfrastruktur nach NL-Standard und ein Ausbau der Straßenbahn finanzieren, mit einem deutlich veränderten Modal Split als Resultat.
    Da die 700.000-Einwohner-Stadt ja eine Art Leipziger Fetisch zu sein scheint, hier mal, nur als Denkanstoß, ein Blick in das 700.000-Einwohner-Leipzig von 1931.
    Man würde bei dieser Einwohnerzahl und dem viel kleineren Siedlungsgebiet drangvolle Enge in den Straßen vermuten, aber schaut selbst...
    Wie haben die das nur hinbekommen?
    Ach ja, es war eine Stadt der Fußgänger, Radfahrer und Trams, und nicht eine der Dosen auf vier Rädern, stupid.

  • Immerhin: ES ist bislang nur ein Thesenpapier einer Lobbyvereinigung, die selbst nur wegen des Mitgliedszwangs so existieren kann. Und dessen angenommen hat sich eine der Leipziger Lokalgazetten und ein Amtsleiter, keineswegs das ganze Amt oder gar die gesamte Verwaltung.

  • Die LVZ spielt weiter den Wasserträge der Kampagne. Nachdem andere Sichtweisen nur verkürzt ( https://www.oekoloewe.de/text,3999,mobil_aktuell.html ) oder gar nicht veröffentlicht wurden (diese z.B.: https://abload.de/img/pmleipzigerverkehrspotgyvb.jpg ) spielt der Redakteur diese Einwände als die "von gut organisierten Minderheiten" herunter und lässt dem Sankt-Florians-Denken der Südost-Bewohner freien Lauf. http://www.lvz.de/Leipzig/Loka…iner-neuen-Schnellstrasse

  • Seit ich wieder in Essen wohne, ist es für mich noch deutlicher, wie hirnverbrannt diese Verkehrsplanung ist - Essen wird durch Autobahnen und vierspurige Quasi-Autobahnen mit Ampeln überall zerschnitten und vollgelärmt. Da sieht man, woher der Leipziger Boom u.a. kommt - Leipzig ist eine äußerst lebenswerte Stadt, mit großen Grünflächen, riesigen zusammenhängenden Wohngebieten und wenig Lärm. Wie man diese Vorteile aufs Spiel setzen kann, nur um irgendwelchen MIV-Fanatikern ihr Hobby zu lassen, das will mir nicht in den Kopf.


    Der wirklich notwendige MIV profitiert durch weniger MIV, nicht durch mehr MIV. Entsprechend sollte die Verkehrspolitik ausgerichtet sein.

  • Und wer legt fest, was "wirklich notwendiger MIV" ist? :glubsch2:
    Unabhängig davon ist weniger MIV in einer stark wachsenden Stadt illusorisch - zumindest in absoluten Zahlen.
    Was nicht heißt, das ich überambitionierte Straßenneubauten mit all ihren Nachteilen unterstützen würde. Selbst als (auch) autofahrender Stötteritzer finde ich z.B. den Mittleren Ring Südost, den man gerade wieder aus der Versenkung geholt hat, sehr, sehr fragwürdig. Er bringt massiv Autoverkehr mitten in und an die meisten der wenigen Grün- und Erholungsflächen, die es im Südosten gibt. Mit Blick auf den Rückstau bei der Sanierung von Straßen und Brücken wäre die sicher immense Investitionssumme zudem auch dafür sinnvoller eingesetzt.


    Was der Bürgerverein Stötteritz in der LVZ äußert, kann ich btw nicht nachvollziehen: „Eine deutliche Verkehrsberuhigung und eine Erhöhung der Aufenthaltsqualität im Külzpark sowie am Vorplatz des Völkerschlachtdenkmals sind dann ebenfalls möglich.“
    Der Mittlere Ring Südost soll doch direkt am Nordrand des Külzparks verlaufen, wohl auch mitten durch den Altbaumbestand (http://www.leipzig-mittlerer-ring.de/). Südlich mag das eine leichte Reduzierung geben, aber praktisch hätte man dann auf beiden Seiten ordentlich Autolärm.

  • Und wer legt fest, was "wirklich notwendiger MIV" ist? :glubsch2:


    Falsche Frage - es geht doch nicht darum, jede Autofahrt als notwendig oder nicht notwendig zu klassifizieren, wozu sollte das gut sein? Es sind nicht alle MIV-Fahrten gleich notwendig. Wenn ich als fitter, junger Mann entlang einer Straßenbahnlinie in die Innenstadt fahre oder innerhalb meines Wohngebietes zum Bäcker brause, dann ist das etwas anderes als wenn jemand für seine fünfköpfige Familie den Wocheneinkauf besorgt oder wenn ein Gehbehinderter auf die Arbeit fährt. Dass es große Grauzonen gibt, ist klar, aber darum geht es nicht.


    Die IHK argumentiert doch, dass fließender Verkehr für die Leipziger Unternehmen wichtig sei. Die Leute kommen dann schneller und pünktlicher zur Arbeit und der Lieferverkehr ist zuverlässiger. Die Lösung dafür kann nicht mehr Straße sein, weil das eine Lenkungswirkung hätte, die den Vorteil der zusätzlichen Straßen wieder zunichte machen würde.


    Wenn ich als passionierter Autofahrer gerne im Süden der Stadt wohne, aber im Norden arbeite, dann mache ich das, wenn die Straßenverbindung das hergibt. Wenn nicht, dann muss ich eben in den sauren Apfel beißen und meinen Wohnsitz woanders suchen oder den ÖPNV nutzen. Das Prinzip kann man auch hier in Essen beobachten: Die A40 wird man heute nicht mehr los, aber wenn sie nie gebaut worden wäre, dann wäre sie weit weniger notwendig als sie es heute ist, weil die ganze Entwicklung anders gelaufen wäre.

  • Hatte mich ja schon kurz zum Mittleren Ring Südost geäußert. Dass das Thema wieder hochkocht, möchte sich auch die Bürgerinitiative Mittlerer Ring Leipzig Ost/Südost/Stötteritz/Mölkau zu Nutze machen. Mindestens in Stötteritz fanden die Anwohner heute (gar nicht mal dumm gewählt, der Termin) Tüten mit Flyern zur Bahnvariante an den Haustüren.


    Abgesehen von einer aktuellen Einleitung mit Bezug auf die Debatte um den "Verkehr der Zukunft" gibt es eigentlich nur die bekannten Infos von https://www.mittlerer-ring-leipzig-so.de/. Könnte aber trotzdem noch mehr Dynamik in die Debatte bringen - zumal das Thema Autolärm durch die monatelangen Bauarbeiten an der Holzhäuser aktuell Straßenzüge betrifft, die davon sonst nicht oder kaum betroffen sind und Anwohner entsprechend sensibilisiert.
    Wie oben angesprochen, kann ich selbst als individualmotorisierter Stötteritzer mit Wohnsitz an einer mittellauten Straße den Sinn dieser Verbindung nicht nachvollziehen und fürchte massive Einschnitte bei den hier ohnehin raren Naherholungsgebieten (was im Flyer natürlich elegant ausgeklammert bzw. geschönt dargestellt wird - komplett ausgeklammert wird auch die Kostenfrage). Eine deutliche Entlastung wird es aber nicht geben können, dafür gibt es auch in Stötteritz zu viel Zielverkehr (z.B. zu den Nahversorgungszentren an der Holzhäuser).

  • Die Verkehrssituation vor dem Hbf ist mal wieder großes Thema. Aktuell gibt es vor dem Bahnhof das Problem, dass der Radweg praktisch quer durch die Wartebereiche vor den Fußgängerampeln geführt wird (ohne Zweifel selten dämlich - das hat mich selbst schon sowohl als Radfahrer als auch als Fußgänger gestört bis gefährdert). Laut Bild wird jetzt überlegt, eine von vier Autospuren als Radspur zu nutzen und so Radfahrer und Fußgänger zu trennen.
    Ja, es gibt in Leipzig viele Straßen, in denen sich Radspuren nur auf Kosten des MIV verwirklichen lassen. Aber an dieser Stelle scheint es dann doch schlicht darum zu gehen, den MIV künstlich und völlig unnötig zu beeinträchtigen. Der kombinierte Fußgänger/Fahradfahrerbereich vor dem Hbf ist üppig genug bemessen, um beide Verkehrsformen dort schön voneinander getrennt zu ermöglichen. Es würde völlig ausreichen, den vorhandenen Radwegbereich auf dem Fußweg deutlicher zur markieren/abzusetzen und die Fußgängerampeln und Wartebereiche hinter den Radweg zu verlegen.
    http://www.bild.de/regional/le…m-ring-53682032.bild.html