Neubrandenburg - ein unbekanntes Juwel des Nordens

  • Na sowas... Gerade am Wochenende hab ich meinen Allerwertesten mal in die Innenstadt bequemt, um selbst ein paar Bilder zu knipsen. Und dann kommt so ein Stahlbauer um die Ecke!


    Dank dir :) Wann warst du denn hier? Muss ja gerade erst gewesen sein, das rote Stadthäuschen steht da ja erst seit kurzem. War das am 11.5? Was hat dich überhaupt in "meine" Metropole verschlagen? :D
    Hättest ja mal was sagen können, dann hätten wir im Wiekhaus 45 schön einen übern Durst getrunken ;)


    Hast du noch mehr? Meine Fotos werd ich dann demnächst auch noch online stellen.

  • Rathaus: Simulation Marktplatz

    Bevor ich meine ganzen Stadtbildchen hier reinstell, gibt's erst mal eine fix dahingeschluderte Simulation auf die Augen.


    Mein Neubrandenburger Provinzplatz anno 2011 (man denke sich ein fertiggestelltes Bodenpflaster samt Stadtmöblierung hinzu):


    [Anklicken zum Vergrößern]



    Version 2 (konnt mich für keine Tageszeit entscheiden)

    Foto stammt von mir, das Rathaus von einer Postkarte bei Zeno.org (gemeinfrei)



    Ergänzt sich doch alles prima zu einem Poutporri architektonischer Kuriositäten, nech?
    Interessanter kann ein Marktplatz gar nicht mehr aussehen.


    Ihr dürft mich jetzt ganz offiziell für meine mangelnden Photoshop-Qualitäten tadeln.
    Oder euch einfach freuen, dass NB bald wieder ein Rathaus in seiner Mitte hat ;)

  • ^


    Hi,


    meine Frau stammt aus der Gegend. Bin gerne in Neubrandenburg.
    Warum bin ich immer der einzige Besucher in der Kunstsammlung?

  • an die NBurger: hat sich die Situation im Turm-Cafe/Bar mittlerweile geklärt? Der Betreiber wollte/musste doch aufhören?

  • Hi, meine Frau stammt aus der Gegend. Bin gerne in Neubrandenburg.
    Warum bin ich immer der einzige Besucher in der Kunstsammlung?


    Achso. Na, hätte mich auch gewundert, wenn jemand höchstselbst aus eigenem Antrieb die Stadt besuchen kommt ;) (Nun, gelegentlich werden auch mal Reisebusladungen, die gen Baltische See ziehen, vor unserer Konzertkirche ausgespuckt...)


    Bzgl. Kunstsammlung: Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich dort bislang nur 2 Ausstellungen besichtigt habe. Jene waren aber jeweils ausgesprochen gut besucht; wohl auch, weil man überregional damit geworben hat. Ich glaube aber, dass es generell schon ein Frequenzproblem für die Sammlung gibt. Ist eben auch nicht so zentral gelegen wie der geistige Vorgängerbau (das herzogliche Palais am Marktplatz - dazu im Folgenden noch mehr).


    an die NBurger: hat sich die Situation im Turm-Cafe/Bar mittlerweile geklärt? Der Betreiber wollte/musste doch aufhören?


    "Die"? Ich glaube mehr als mich wirst du in den Weiten des DAF-Internetz nicht ausfindig machen können ;)
    Koni (den Betreiber) kenne ich persönlich; er wird mit seiner Bar umziehen müssen, allein der unerschwinglichen (zukünftigen) Mieten wegen. Zunächst hieß es, dass er bis zum Sommer diesen Jahres zunächst ausziehen müsse, da erste Innenausbauarbeiten im HKB stattfinden sollten.
    Nun ist das Ultimatum zunächst auf den November '08 verschoben. Viele Bürger (mich eingeschlossen) machen sich für den Erhalt der einzigarten Panorama-DDR-Museumsbar stark. Die Stadt ist zwar zu Gesprächen bereit, die städtische Wohnungsgesellschaft (die den Umbau vornehmen wird) scheint jedoch auf einer erheblichen Mieterhöhung in Verbindung mit der Sanierung zu bestehen.


    Am liebsten wäre mir, man würde den Kulturmittelfinger erst gar nicht sanieren. Irgendwann ist er so baufällig, dass nur noch der Abriss bleibt. Dann gäbe es zwar auch keinen Koni mehr auf diesem Turm - aber besser als keinen Koni und einen sanierten Turm, der uns dann weitere 40 Lenze erhalten bleibt... (Gott bewahre!)

  • Sodann, kommen wir nun also zum Palais auf dem Marktplatz. Da ich heute zugegebenermaßen etwas schreibfaul bin, verweise ich bezüglich der Historie des Baus auf diese Seite.


    Ich werde nur kurz die wichtigsten Eckdaten nennen: Es wurde anno 1770 von Herzog Adolf Friedrich IV. von Mecklenburg-Strelitz als fürstliche Sommerresidenz in NB geplant. Fünf Jahre dauerten die Bauarbeiten an, das Palais wurde 1775 fertig gestellt. Fortan hat der Fürst mit seiner Familie hier seine Sommerfrische verbracht.
    Ab 1920 beherbergte das Gebäude dann die bedeutende Städtische Kunstsammlung von Neubrandenburg (welche 600 Gemälde, über 3000 Grafiken, Porzellan, Bronzen, kunsthandwerkliche Erzeugnisse sowie eine prachtvolle Bibliothek umfasste) und seit 1924 die Reutersammlung - die Stadt war wie besessen von ihrem großen Dichter Fritz Reuter.


    Den Rest kann man sich wohl (leider) denken - das Palais brannte während der letzten Kriegstage 1945 bis auf die Grundmauern nieder und wurde in den 50ern abgetragen. Die Städtische Kunstsammlung (welche vorher ausgelagert wurde) ist bis zum heutigen Tage verschollen, man vermutet, dass sie sich in russischem Privatbesitz befindet...



    Nun aber zu den Bildern. Die folgenden stammen wieder aus meinem Büchlein "Neubrandenburg in alten Ansichten":




    > Anklicken für volle Auflösung:



    Und noch mal ein Bild von ZENO.org mit dem Rathaus auf dem Marktplatz im Vordergrund, damit hier noch mal etwas Farbe reinkommt (anklicken, um es in hoher Auflösung anzuzeigen):




    Und nun bewegen wir uns schon mal auf die Palaisstraße zu, um das Palais im städtebaulichen Kontext zu betrachten. Ich komme aber später noch mal auf den Marktplatz selbst zurück.
    Die Palaisstraße war von prächtigen Bauten der Gründerzeit geprägt und war eine der 2 Hauptverkehrsadern in der Innenstadt (neben der Treptower Straße und der Turmstraße - siehe hier), sie bildete die Nord-Süd-Magistrale und war die Verlängerung der Eisenbahnstraße (welche vom Bahnhof aus in die Altstadt mündete).


    Links die Gründerzeitbauten, in der Bildmitte die Marienkirche, rechts das herzogliche Palais. Am Ende der Straße befindet sich (glücklicherweise auch heute noch) das prachtvolle backsteingotische Stargarder Tor.




    > Anklicken für volle Auflösung:



    Anschließend bewegen wir uns etwas weiter vom Palais weg, in Richtung Bahnhof. Hier sehen wir links ganz im Vordergrund einen Teil der Kaiserlichen Post (Reichspostgebäude), welche 1885 eingeweiht wurde. Hier mündet die Palaisstraße dann in die Eisenbahnstraße - auch dies ein Bereich, der überwiegend von Gründerzeitbauten geprägt ist. Sie wurden nach der Errichtung des Bahnhofes gebaut, um mehr Bewohner und Gewerbe in der Stadt aufnehmen zu können, da sie zunehmend beliebter wurde (vorallem in der Tourismusbranche). Die Neubauten ersetzten meist eher schlichte Fachwerkbauten sowie einige kleine barocke Bürgerbauten.


    Dies ist wiederum eine Aufnahme von zeno.org (anklicken, um das Bild in der Vollansicht anzuzeigen):




    Ik greut Di un segg! (Plattdeutsch für "Ringehaun" ;))

  • Zu #7:

    Das muß erst alles zerfallen ehe es dann irgendwann abgerißen wird, so wie einige andere schöne Stücke auch in NB. Wie z.B.: das alte Kirchliche Kinderheim in NB was am Ring stand. :locked:

  • ^ Bist du Neubrandenburger/in? :)


    Also das Kinderheim ist nun wirklich alles andere als ein Verlust. Ein hässlicher Zweckbau, auch schon zur Erbauungszeit.
    Das einzig Erhaltenswerte daran waren die bleiverglasten Fenster, die mW auch im Lapidarium eingelagert werden sollen.

  • Apropos Zerfall: Das komplette Gegenteil ist momentan der Fall.
    Überall werden Bauten saniert, die nun schon seit Ewigkeiten umgenutzt herumstanden. Fällt gerade besonders auf.


    Die Ringbebauung ist bald komplett saniert!