Konzernzentrale Siemens [fertiggestellt 2016]

  • Nach langer Zeit ist am Wittelsbacherplatz das historische Palais Ludwig Ferdinand wieder zu sehen:


    Nahaufnahme:


    Kardinal-Döpfner-Straße/Ecke Odeonsplatz:


    Finkenstraße:


    Oskar-von-Miller-Ring:

    Alle Bilder © Architektator

  • Also ich muss sagen, das Ergebnis schaut schon sehr gut aus. Die Seite zur Finkenstraße ist vielleicht etwas banal und nicht ganz mein Geschmack, obwohl sie sich gut zu den Altbauten einfügt, aber die Hauptseite mit Eingangsbereich und die Passagengestaltung gefällt mir außerordentlich. Die öffentliche Zugänglichkeit ist ein großer Gewinn für die Innenstadt.

  • Ich bin am Montagabend zuletzt an dem Areal vorbeigekommen und muss Dir widersprechen. Mein erster Eindruck von Außen ist einfach nur banal, austauschbar, langweilig. Ein Büroghetto im Stil der späten 1990er Jahre, wie es auch am Stadtrand stehen könnte. Schade, aber eigentlich hat man das schon vorher beim Betrachten der Entwürfe gesehen.


    Ich denke, es war wohl doch eher eine Fehlplanung bzw. nicht mehr zeitgemäß, solch riesige Massen an Büroarbeitsplätzen innerhalb oder entlang des Altstadtrings stapeln zu wollen - wo es ja doch nur eine "Verwaltungsspitze" mit repräsentierender Funktion bleibt, wie LugPaj schon vor sechs Jahren richtig bemerkte:


    Ich fände es gut, wenn Siemens seinen Konzernsitz aus der Innenstadt wegverlegt, zB an den Mittleren Ring, und dann dort seine komplette Verwaltung in München konzentriert (ala BMW, O2, HyperVereinsbank, ...). So wie jetzt ist das doch nur eine kleine Verwaltungspitze, die vom Rest abgenabelt vor sich hinwerkelt.

  • ^sagen wir so, auch München hat auch in zentralen Bereichen ein gerüttelt Maß von "Bürokästen" und diese Neubauten sind da wohl nicht die schlechtesten.


    Was ich aber wirklich entsetzlich finde ist was mit den historischen Fassaden gemacht wurde. Dass da nicht der Denkmalschutz interveniert? Solche Fassaden (nahezu) monochrom zu gestalten ist doch eigentlich Nachkriegsstil (nur, dass damals solche Texturfassaden meist gleich in gelblich-braune Ocker-Ödnis getüncht wurden, aber dieser helle Anstrich mit kaum merklichen Absetzungen sieht auch mittelfristig eher einheitlich-gräulich und trist aus, die Witterung und Luftverschmutzung sorgen dafür).


    In Berlin hat man erst kürzlich damit aufgehört und kehrt zu historischer Kontrastbemalung mit knalligen Farben zurück. Hier in München in meinen Augen ein echter Rückschritt. Das Palais sah selbst im unsanierten Zustand mit der gealterten, vorherigen Fassadenbemaldung wesentlich ausdrücksstärker aus:


    https://upload.wikimedia.org/w…ittelsbacherplatz_c-m.jpg

  • Schon eine Zeit fertig wurde jetzt vor einigen Tagen auch der öffentliche Laden eröffnet, desweiteren gibt es zwei öffentliche Ausstellungen über die erste Werkstadt von Siemens und die jetzige High-tech des Unternehmens.
    Also Grund genug das ganze mit einer kleinen Bilderserie abzuschließen. :)


    Galerie in 4 Teilen,











  • Danke für die Fotos! Mein Eindruck: Es ist genau das geworden, was zu erwarten war. Ein steriles Büroghetto, unspektakulär und monoton, zwar durchlässig, aber ohne echte Identität. Das passt zum benachbarten BayernLB-Areal aus den 1980ern.

  • Mars, Twix und Coca Cola ist jetzt also "deli". Insgesamt ein Büroghetto, dass auch in Freiham stehen könnte - abgesehen davon, dass es mit seine Alu-Glas-Fassade sich obszön und primitiv zwischen die Klenze-Putzfassaden am Wittelsbacherplatz drängt. In den 50ern war man schlauer.

  • Ich mag die abgerundeten Ecken in der Fassade... das war's aber leider auch schon was hier an interessanten Details geboten wird. Solide Architektur, für diesen Standort hätte es aber gerne etwas exklusiver und origineller sein können.

  • Ich sehe das ähnlich wie meine Vorredner, allerdings muss man auch sagen dass das Gelände und der Standort nicht ideal ist um repräsentative Architektur zu zaubern.
    Das ist alles eng und eingepfercht und damit logischerweise sehr stark reglementiert, gerade weil an dieser Stelle das Ganze mit der historischen Bebauung harmonieren muss.
    Hinzu kommt natürlich auch, dass Siemens eine stockkonservatives und sehr langweiliges Unternehmen ist, von daher war sowieso keine innovative oder aufregende Architektur zu erwarten, das passt auch gar nicht zum Image, man will solide und unaufgeregt seinen Geschäften nachgehen.


    Ich persönlich finde es zudem schade, dass Siemens mit seiner Konzernzentrale nicht nach Berlin zurückgekehrt ist, schließlich kommt es ja von dort und es wäre ein Bekenntnis gewesen, aber bekannterweise ist in der Wirtschaft nur jedes Bekenntnis gültig, solange es keine Kosten nach sich zieht.

  • Die klassische Siemens-Architektur aus den 1650er und frühen 1960er Jahren war zwar immer unaufgeregt und funktional aber sehr wohl innovativ und originell. Davon gibt es noch eine Reihe von Zeugnissen in der Stadt, von denen leider viele abgerissen werden.

  • Hinzu kommt natürlich auch, dass Siemens eine stockkonservatives und sehr langweiliges Unternehmen ist, von daher war sowieso keine innovative oder aufregende Architektur zu erwarten, das passt auch gar nicht zum Image, man will solide und unaufgeregt seinen Geschäften nachgehen


    Siemens mag stockkonservativ sein, aber immerhin ist es ein Unternehmen von Weltrang. Da hätte man schon mehr erwarten dürfen. Das Ergebnis ist keine Katastrophe, aber doch enttäuschend.


    Dass aufregende Architektur nicht zum Image passt ... mhh ... das würde ich anders formulieren. Die Entscheidungsträger bei Siemens sind Ingenieure, für die Architektur wohl eher Nebensache ist. Aufregende Architektur passt einfach nicht zum Horizont von Technik-lastigen Ingenieuren. Ingenieure sind Techniker. Das sind Leute, die gutes Geld verdienen und trotzdem Löcher in den Socken haben, weil sie sich nicht für Äußerlichkeiten interessieren. Dieser Klientel fehlt einfach die Grandeur (und wahrscheinlich auch das Interesse), um gute Architektur zu bringen.

  • ^


    Zitat hannesmuc:
    Insgesamt ein Büroghetto


    Dürfte zu erwarten gewesen sein, da es sich schließlich um eine Konzernzentrale handelt und kein Einkaufszentrum.


    Zitate Theseus_532:
    Ich persönlich finde es zudem schade, dass Siemens mit seiner Konzernzentrale nicht nach Berlin zurückgekehrt ist, schließlich [...] bekannterweise ist in der Wirtschaft nur jedes Bekenntnis gültig, solange es keine Kosten nach sich zieht.


    Warum sollte Siemens das tun? Über die Jahrzehnte hat das Unternehmen sich hier auch einen Kreis strategisch wichtiger Partner zugelegt, den es auszubauen gilt. Mit einem "Bekenntnis" -zu keiner Zeit von Siemens Kund getan- hat das wenig zu tun.


    Hinzu kommt natürlich auch, dass Siemens eine stockkonservatives und sehr langweiliges Unternehmen ist,


    Ja da ist schon durchaus was dran, wobei hier wie immer auch der Ruf den Tatsachen vorauseilt. Gerade die konservative und langweilige Führung hat dem Konzern vor einigen Jahren tatsächlich mächtige Probleme beschert. Mittlerweile hat aber auch dort ein Umdenken eingesetzt und man ist z.B. beim Thema Industrie 4.0 ganz vorne mit dabei, entwickelt in vielerlei Partnerschaften vielversprechende Elektromotorkonzepte und innovative Anwendungen für die Medizintechnik.


    Zitat Architektur-Fan:
    Aufregende Architektur passt einfach nicht zum Horizont von Technik-lastigen Ingenieuren. Ingenieure sind Techniker. Das sind Leute, die gutes Geld verdienen und trotzdem Löcher in den Socken haben, weil sie sich nicht für Äußerlichkeiten interessieren. Dieser Klientel fehlt einfach die Grandeur (und wahrscheinlich auch das Interesse), um gute Architektur zu bringen.


    :lol5::lol5:


    Woher kommt nur dein schier unbegrenzter Reichtum an solch dreisten und lächerlichen Vorurteilen? Erkläre bitte, wie du zu dem Schluss kommst? Deiner Meinung nach müsste ich halb verwahrlost zur Arbeit kommen, dürfte mich nicht für Architektur interessieren und besäße keinerlei Grandeur. Schöne Welt die du dir da zurechtgelegt hast. Lass dich nicht stören ;)



    Zum Thema:


    Danke, r.f.t.schiller für die zahlreichen Bilder. Als störend empfinde ich die monotone Seitengestaltung und das viel zu niedrige Erdgeschoss im Durchgangsbereich. Das wirkt abweisend und nicht einladend. Auch die Skulptur von D. Libeskind passt wenig bis gar nicht zum Gebäude. Trotzdem ist der Bau eine Bereicherung für die Umgebung, gerade im Vergleich zum komplett undurchlässigen Vorgänger. Auch im Gesamten macht der Bau einen soliden Eindruck. Aber wie viele hier schon geschrieben haben, eben nicht mehr. Großartige Architektur muss und kann an dieser Stelle vielleicht auch gar nicht entstehen aber ein wenig mehr Gestaltungswille an Finken- und Jägerstraße hätte drin sein können.

  • MiaSanMia
    ein Loch in der Socke heisst noch nicht, dass man halb verwahrlost ist,:lach:
    Außerdem erklärt sich mir jetzt deine permanent kritiklose, oder auch wohlwollende Kommentierung von Münchner Projekten.
    Bist halt ein Techniker! Muss es auch geben :D

  • Außerdem erklärt sich mir jetzt deine permanent kritiklose, oder auch wohlwollende Kommentierung von Münchner Projekten.


    Permanent kritiklos? Wenn du ernsthaft Interesse an einer sachlichen Diskussion hast, klick auf mein Profil und schau dir meine Beiträge an. Eigentlich reicht da aber auch schon mein letzter Post in diesem Thread. Kritiklos bedeutet für mich etwas anderes. Schwarzmalerei muss ich dennoch nicht betreiben.


    P.S.: Ein Ingenieur ist nicht mit einem Techniker zu verwechseln. Es kann ziemlich nah beieinander liegen z.B. als Elektrotechniker in der Lötprozessplanung, muss -wie in meinem Fall- aber nicht.