Stadtschloss Berlin: Der Thread für den Wiederaufbau

  • Vor vielen Jahren las ich in einer Architekturzeitschrift, dass eine Feuerwache von Zaha Hadid in BW aufgrund der Planungsfehler als solche gar nicht genutzt werden konnte - ähnlich hätte es mit Zaha-Hadid-Museumsbauten hier werden können, man hätte nur viele Millionen verpulvert.


    Du vergisst zu erwähnen, dass die ehemalige Feuerwache von Vitra heute für Ausstellungen genutzt wird...;)
    Ach ja, in dem verlinkten Wikipediaeintrag steht auch noch, dass die Feuerwache sehr wohl als solche nutzbar gewesen sei, Vitra aber die Werksfeuerwehr zu Gunsten einer Brandsicherung durch die städtische Feuerwehr abgeschafft habe.

  • ...Es wäre bestimmt nicht besser gewesen, stünde an dieser Stelle ein Neubau von Zaha Hadid, ...aufgrund der Planungsfehler als solche gar nicht genutzt werden konnte - ähnlich hätte es mit Zaha-Hadid-Museumsbauten hier werden können, man hätte nur viele Millionen verpulvert.


    Das ist gelinde gesagt eine kleine Unverschämtheit. Wie kommst Du darauf soetwas zu unterstellen???
    Das Phaeno in Wolfsburg ist der beste Gegenbeweis deiner absurden These! Ein absolut aufregendes Gebäude mit phantastischen Möglichkeiten der Präsentation und ein voller Erfolg!


    http://www.phaeno.de/


    und... das Märkische Museum als gelungenen Museumsbau anzuführen ist ja wohl ein Treppenwitz. Es hätte besser eine Kirche sein sollen! Unter nichts leidet das Museum so sehr wie unter den schlechten Lichtverhältnissen und der zum Äusseren passenenden altertümlichen Raumaufteilung. Deswegen war das Berlin Musum ja auch ein erster Anwärter als es darum ging, was ins Humboldt Forum sollte.

    Einmal editiert, zuletzt von Camondo ()

  • ^^ In der Zeitschrift stand, dass sie nicht genutzt werden konnte. Dass sie jetzt Ausstellungen beherbergt, ist dennoch nicht der einstige Zweck - es ist so, als ob Zaha Hadid irgendwo ein Museumsgebäude bauen würde, welches später in eine Hauptfeuerwache umgebaut werden müsste - und manche Leute machen sich Sorgen um den Erfolg der Museen im Schloss (Forum). Dieser wäre keinesfalls sicher, hätte Zaha Hadid hier etwas gebaut, ohne verzierte Fassaden.


    Ich dachte übrigens, die Verzierungen werden inzwischen akzeptiert, wenn man nur nicht wie Wappen wirkende Symbole dreimal wiederholt? Tat Schlüter nicht.
    Aus dem WP-Artikel erfahre ich übrigens, dass er im heutigen Polen aufgewachsen ist und auch viel in Polen tätig war, u.a. in Warschau - welch europäische Symbolik, nix Preußentum. Die Skulpturen des Krasiński-Palastes wurden im Krieg zerstört (wie der ganze Palast), danach rekonstruiert - da scheint eine Rekonstruktion des Werkes Schlüters keinen zu stören.

  • Camondo: Das Projekt phæneo finde ich für sich genommen durchaus reizvoll. Aber dass sich der Auftraggeber mit der Architektur einen Gefallen getan hat, trifft doch wohl kaum zu. Schon in Deinem verlinkten Wikipedia Beitrag liest man von erheblichen baulichen Problemen, deutlich gestiegenen Baukosten und einem insgesamt durchaus kritikwürdigem Kosten-Nutzen-Verhältnis. Auch wenn Bildung ein hohes Gut ist, hätte man hier deutlich günstiger eine hochwertige Experimentierfläche für ca. 250.000 Besucher pro Jahr schaffen können und ein neues Bilbao ist Wolfsburg so auch nicht geworden. Selbst in Deutschland hält sich die Resonanz anders als bei der Autostadt zumindest überregional in engen Grenzen. Ich persönlich finde die Optik des Baus entgegen anderer Projekte der Architektin noch nicht einmal sonderlich gelungen aber das ist natürlich Geschmackssache.


    Aber auch bspw bei der philologischen Bibliothek der FU in Dahlem hat ein großer Name und eine mE durchaus attraktive Formensprache zu einer bescheidenen Funktionalität geführt: Zu wenig Schließfächer im Eingangsbereich und vor allem wiederholtes Hereinregnen, sodass groteskerweise vorne eine Plakette mit einem Architekturpreis klebt und man oft nur den Kopf um ein paar Grad wenden muss, um durch die große Scheibe schnöde Auffangeimer und versiffte "weiße" Stoffbahnen zu erblicken - neben regelrechten Warteschlangen bei den Schließfächern. Kürzlich war zu hören, dass auch die Elbphilharmonie mehr Prestige als überragende Akustik erreicht hat und einige ältere Vertreter da durchaus auf Augenhöhe liegen sollen (bin da aber kein Experte). Und im Berliner Tierpark erlaubt das in Zookreisen berühmte Brehm-Haus des DDR Stararchitekten Graffunder trotz damals bahnbrechendem Konzept und weltweit größter Gesamtfläche heute dank Denkmalschutz keine zeitgemäße Nutzung mehr. Was vor 50 Jahren state of the art war, war schon vor 20-30 Jahren wieder völlig überholt.


    Viel Geld und große Namen sind noch lange kein Garant für hervorragend funktionierende Raumkonzepte und erstklassige Funktionalität. Auch dann hätte sich die Ausstellung womöglich teilweise nach dem extravaganten Gestaltungswillen richten und entsprechende Abstriche machen müssen. Vor allem aber hätte ein Entwurf á la Hadid o.ä. mE an dieser Stelle überhaupt nicht positiv nach außen gewirkt. Dann doch lieber bspw am Kulturforum. Für das Stadtbild ist die Fassadenreko mE der maximale Glücksfall und für die Ausstellung sicher nicht das größtmögliche Unglück, sondern eine schöne Verpackung und dazu ermöglicht sie innen eine angemessene Spielfläche.

    Einmal editiert, zuletzt von jan85 () aus folgendem Grund: Korrektur von Begrifflichkeiten


  • Das Phaeno in Wolfsburg ist der beste Gegenbeweis deiner absurden These! Ein absolut aufregendes Gebäude mit phantastischen Möglichkeiten der Präsentation und ein voller Erfolg!
    http://www.phaeno.de/


    Das ist aber wohl eine rein subjektive Einschätzung deinerseits. Wie höchstwahrscheinlich alles in der Architektur.


    Ich gehe aber stark davon aus, dass eine erdrückende Mehrheit dieses "Gebäude" von Zaha Hadid nicht besonders schätzen würde.


    Ich finde aber es passt gut nach Wolfsburg. Aber bitte nur Wolfsburg.

  • Camondo: Das Projekt phæneo finde ich für sich genommen durchaus reizvoll. Ich persönlich finde die Optik des Baus entgegen anderer Projekte des Architekten noch nicht einmal sonderlich gelungen aber das ist natürlich Geschmackssache.


    Vor allem aber hätte ein Hadid o.ä. mE an dieser Stelle ...


    Sorry, aber Zaha Hadid war eine Frau und ArchitektIN. Ich bin nicht der Genderingspezialist aber soviel Zeit muss sein :)


    Leider hat sie zu Lebzeiten auch keine guten Erfahrungen mit Berlin gemacht. Ein von ihr entworfenes Gebäude wurde derart "Stimmanntisiert" dass es ihrem Originalentwurf kaum mehr entsprach. Man kann es nur vermuten aber selbst wenn man sie gefragt hätte, hätte sie evtl. gesagt : "A museum for Berlin? Thanks but no, thanks!" :lach:

    Einmal editiert, zuletzt von TwistedRoad ()

  • Ich gehe aber stark davon aus, dass eine erdrückende Mehrheit dieses "Gebäude" von Zaha Hadid nicht besonders schätzen würde.


    Es muss Dir ja nicht gefallen, aber was sollen bitte die Anführungsstriche um das Wort "Gebäude". Willst Du behaupten, es sei keines?

  • @ all


    könnt Ihr euch wieder beruhigen? ich habe weder gefordert dass die inzwischen verstorbene zaha hadid anstelle des humboldt forums baut, noch habe ich sie als erster in die diskussion gebracht noch habe ich jemals ihren entwurf für das humboldt forum gut gefunden.
    ich trete lediglich diesem einseitigen architektur.bashing entgegen von einigen vielreisenden forumsmitgliedern hier. ich dachte immer reisen weitet den horizont aber bei einigen führt es eher zur verfestigung alter vorurteile.

  • Sorry meine Herren, aber Zaha Hadid war eine Frau und ArchitektIN. Ich bin nicht der Genderingspezialist aber soviel Zeit muss sein :)


    Da hast Du vollkommen Recht. Eigentlich war mir das auch bekannt, auch wenn ich mich mit Hadid bislang wenig als Person beschäftigt habe. Ihre Werke finde ich aber soweit ich sie kenne überwiegend durchaus gelungen, nur weniger das Phæneo und weniger für diesen Standort.


    Camondo: Ich verstehe nicht genau, was Du damit sagen willst. Geht es etwas konkreter? Jedenfalls habe bspw ich keinesfalls pauschal die Architektur von Frau Hadid oder anderen Vertretern der Moderne gebasht (Fosters Reichstagskuppel liebe ich und auch die Philologische Bibliothek finde ich zumindest optisch gelungen) noch habe ich etwas gegen Wolfsburg. Dass es durch einen Bau von Hadid kein neues Bilbao geworden ist, war lediglich eine Feststellung der Tatsachen. Ein Erfolg lässt sich nicht beliebig wiederholen und ein Entwurf des Architekten/ der Architektin muss lange nicht die Qualität des anderen haben (wobei ich bewusst offen lasse, dass man auch das Phæneo gelungen finden kann, auch wenn es mir da weniger so geht).

    2 Mal editiert, zuletzt von jan85 ()

  • Nachdem ich mich im Laufe dieser Diskussion mehr damit beschäftigt habe, hat sich meine Meinung geändert :cheer:


    Ich kann mir mittlerweile gut vorstellen dass das Ethnologische Museum hinter die Schlossfassaden passt und vielleicht sogar "der Clou" wird.


    Kaiser kaputt - Preußen kaputt - Schloss kaputt - Neubau - preußische und kaiserliche Sammelstücke aus der halben Welt rein - 3.000.000 Besucher


    Könnte gelingen :)

  • Der Vergleich mit dem Phaneo von Hadid führt zu mehreren interessanten Schlußfolgerungen:


    1) Das Phaneo ist ein kontextloser Solitär, wie er am Schloßplatz mehr als deplaziert gewesen wäre. Das war auch das Ergebnis von zwei offenen, internationalen Wettbewerben zum Humboldtforums in deren Konsequenz zu den barocken Fassaden zurückgekehrt wurde.


    2) Das Phaneo hatte eine Baukostenüberschreitung von ca. 100 %, wurde also doppelt so teuer wie geplant. Natürlich liegt das nicht nur an der Architektur jedoch ist der Kerngedanken der Architektin, die Grundsätze der Physik aufheben zu wollen, mitunter reizvoll in puncto Baukosten aber eben mit großen Risiken behaftet. Das Stadtschloß ist mit einer traditionellen Lochfassade in Beton/Ziegel errichtet. Das war zuverlässiger berechenbar.


    3) Den Sanierungsbedarf kann ich nur den Medien entnehmen. Aber wir hatten es ja schon beim Jüdischen Museum von Libeskind, dass der Zweck des Baus in der großen Geste schwer oder unzureichend zu verwirklichen ist. Man darf allerdings auch nicht unterschätzen wieviel Haustechnik heute in Museen oder Ausstellungsräumen unterbracht ist.

  • Na, die Frage ob statt der historischen Fassaden ein moderner Solitär kommen sollte wurde ja schon recht früh in der Diskussion zugunsten des Schlosses entschieden, meiner Meinung nach auch zurecht.


    Blieb die Frage nach der Nutzung. Und da halte ich es auch für richtig die Sammlungen aus Dahlem näher in die Stadt zu holen. Und da wurde halt eine politische Entscheidung getroffen die außereuropäischen Sammlungen in die Stadtmitte zu holen um dem Neubau, nun Humboldtforum genannt, mehr internationale Bedeutung zu geben. Ob dies so gelingt wie geplant ist eine andere Sache, aber sicherlich wird das Gebäude intensiv genutzt werden, es liegt nunmal so praktisch in der Stadtmitte und hat multifunktionale großzügige Veranstaltungsräume.


    Sicher hätte man für die außereuropäischen Sammlungen einen für die Sammlungen passenderen Neubau bauen können, aber der Standort Schloss stand dafür eben nie zur Debatte. Und ich glaube auch nicht, dass man die jetzige Entscheidung in 20 Jahren nochmal revidieren wird. Die Bedeutung Asiens in politischer wie wirtschaftlicher Hinsicht wird weiter zunehmen. Und auch vom Schuldkomplex des Kolonialismus kommt man auch nicht so schnell weg. Von daher halte ich es für praktisch unmöglich diese beiden Sammlungen wieder aus der Stadtmitte etwa zum Kulturforum zu "verbannen". Die Zeit der Erwerbung monumentaler Großobjekte für diese Sammlungen ist auch vorbei, ergo wird auch kein massiv gesteigerter Platzbedarf einen Neubau rechtfertigen.


    Allenfalls könnte ich mir vorstellen, dass sich der Wunsch nach Wiederherstellung von Innenräumen des Schlosses irgendwann mit den ethnologischen Sammlungen ins Gehege kommen könnte, bei den Treppenhäusern wird dies aber sicher noch nicht der Fall sein. Die Baukosten müssten auch wohl jeweils vorher eingesammelt werden. Bis erste echte Innnenräume wie die Paradekammern drankämen, werden daher eher 50 Jahre vergehen, also in etwa wenn die erste Generalsanierung ansteht. Da braucht man sich aber heute sicher noch nicht den Kopf drüber zerbrechen.

  • "Früh in der Diskussion entschieden"? Das ist doch absurd!


    Es mussten zwei internationale, offene Wettbewerbe mit jeweils über 600 Arbeiten ins Land gehen um zu dieser Einsicht zu gelangen.

  • "Es steht nicht gut ums Schloss [...]"
    Der Spiegel sollte solch einen Blödsinn mal sein lassen, das kauft ihnen eh niemand mehr ab.

  • ^ Naja, stimmiger wäre: "Alles geht so seinen Gang. Ein Typ, den Sie nicht kennen, ist jetzt Chef. Mal sehen, was er macht." Aber das taugt nicht als Grundlage für einen spannenden Artikel. ;)

  • Ich teile die Kritik am Spiegel. Ich habe früher regelmäßig den Spiegel gelesen, meine Familie ist quasi damit aufgewachsen. Aber wenn sich ein Magazin nahezu ideologisch radikalisiert, ist es Zeit andere Zeitungen zu lesen.