Wohnungs- und Büromarkt in HH - Diskussionsthread

  • (Halbwegs) passend zum Thema: Aufstand der Nimbys. Wir sind ja sehr fuer Wohunsgbau anderswo, aber bitte nicht grade bei uns. Uns ist das nicht zumutbar!


    Auszug:


    Eigentümer Michael Börner-Kleindienst, der dort ein "attraktives Rotklinkergebäude mit Rasen und Spielfläche drum herum" errichten möchte. Der 45-Jährige hat sich im Vorwege viele Gedanken gemacht, gerade weil er einen Konflikt mit den Nachbarn vermeiden wollte. Das Gebäude soll sich architektonisch und städteplanerisch gut einpassen, sagt er. (...). Das Gebäude soll nicht mehr als drei Geschosse plus Staffelgeschoss haben - und damit niedriger sein als alle Häuser in der Umgebung.


    ....


    Für die Anwohner war die Genehmigung ein Schock, auch wenn sich die meisten einig sind, dass Hamburg mehr familienfreundlichen Wohnraum brauche. Aber die Bebauung eines (will sagen: ihres) Innenhofes könne keine sinnvolle Lösung sein, weil Innenhöfe doch die Anwohner vor Lärm schützen und Ruhezone sein sollten.

  • Aufstand der Nimbys. Wir sind ja sehr fuer Wohunsgbau anderswo, aber bitte nicht grade bei uns.


    Das "Abendblatt" bringt ja fragwürdigerweise ständig diese Geschichten über Menschen, die mit ihren Partikularinteressen den Wohnungsbau blockieren wollen. In diesem Fall trifft die Bezeichnung Nimbys (Not in my backyard) sogar im wörtlichen Sinne zu. Erschreckend fande ich vor allem die dem Artikel beigestellte Online-Umfrage, wonach fast 70 Prozent der teilnehmenden User Verständnis für die Nimbys haben.

  • Allerdings gehe ich nicht mit einem festen Weltbild 'a la Pispers' und Scheuklappen durch die Welt. Der bestehende, hohe Inwertsetzungsdruck auf Flaechen in Hamburg ist schlicht und einfach ein Fakt. Wer das ignorieren will, weil (z.B.) in seinem Weltbild auf zentral gelegene Kleingartenkolonien auf ewig unantastbar sind, der traegt diese Haltung am Ende auf dem Ruecken von wohunsgsuchenden Familen mittleren Einkommens aus.


    Was du einfach nicht begreifst, ist, dass es Menschen mit anderen Ansichten gibt, als du sie hast. Das einem gewissen Druck nachgegeben wird, führt uns doch Schritt für Schritt in die Richtung, dass gebaut und gebaut wird, bis alles schön dicht ist.
    DAs sich Schrebergärten zu einem Refugium entwickelt haben, lässt sich nunmal nicht von der Hand weisen und es ist doch vollkommen klar, dass sich die Menschen wehren, die sich dort ein kleines pardies aufgebaut haben und ihnen das auf einem wieder weggenommen werden soll.


    Wenn diese Flächen verschwinden, sind sie weg - für immer und das sollte man sich meiner Meinung nach gut überlegen.


    Aber so wie ich das lese, was du schreibst, verurteilst du die Würmer und Käfer als etwas schlechtes, was uns sowieso grundlegend unterscheidet.... :)


    Vielleicht sollte man auch einfach mal damit aufhören, andauernd Eigentumswohnungen zu bauen und stattdessen ein paar bezahlbare Mehrfamilienhäuser zur Miete hinsetzen....
    Aber das bringt den Investoren ja nicht genug Kniste in die Taschen....


    Die letzten Quartiere, die neu gebaut wurden, sind fast ausnahmslos Eigentumswohnungen, die sich eine normale Mittelstandsfamilie mit 2 Kindern ( so wie wir auch ) nicht leisten kann ... wo ist das Familiengerecht ??
    Und in den Vierteln, wo der soziale Wohnungsbau vorangerieben wird, werde ich meine beiden Kinder definitiv nicht zur Schule schicken.
    Ich bin daraufhin nach Relligen gezogen, stell dir vor und eigentlich müsste ich der Erste sein ,der für das Plattmachen der Schrebergärten ist, da ich in HH für meine Familie keinen passenden Wohnraum gefunden habe.
    Aber wir haben nunmal auch einen Schrebergarten und den liebe ich, unsere Kinder, meine Frau und meine Eltern ebenso..... der Wert dieser Schrebergärten ist meiner Meinung nach nahezu unbezahlbar, da er eine Einzigartige Rückzugsmöglichkeit für Mensch und Tier bietet und da kannst du mir noch so mit irgendeinem Inwertsetzungsdruck kommen...

  • Lieber Genosse DocHH,


    ich möchte Dich zumindest darauf hinweisen, dass der Anteil an Eigentumswohnungen fast überall in Deutschland höher ist als in Hamburg. Also tu bitte nicht so, als gäbe es in Hamburg nur Eigentumswohnungen und kaum Mietwohnungen, das ist schlicht falsch.

  • Was du einfach nicht begreifst, ist, dass es Menschen mit anderen Ansichten gibt, als du sie hast.


    Oh doch, das begreife ich sehr wohl. Ich haette es wohl auch sehr schwierig in meinem Job und im Leben allgemein wenn ich das nicht verstuende. Stell Dir vor: Ich aktzeptiere sogar sehr gern die Ansichten anderer Menschen, was allerdings nicht heisst, dass ich sie mir auch zueigen machen muss. Ich muss jedoch zugeben, dass ich mich normalerweise in einem Umfeld bewege in dem auch bei noch so unterschiedlichen Ansichten ein gewisses Niveau in der Diskussion gewahrt bleibt.


    Ich habe in der Tat nichts dafuer uebrig wenn z.B. auf sachliche Argumente nicht eingeganen wird, von mir aus zum Beispiel auch durch deren Widerlegung, aber dafuer gleich die gute alte Klassenkampfkeule aus der Mottenkiste hervorgeholt wird. Wenn fuer Dich ist die am duennsten besiedelte Millionenstadt der Welt (also Hamburg) schon auf dem halben Weg ist eine "monotone Häuserwüste" zu werden, die sich im Wesentlichen "gestaltet aus den Profitinteressen geldgeiler Kapitalisten" (beides Zitate von Dir), dann kann ich das eben nicht vollends erst nehmen.


    Vielleicht sollte man auch einfach mal damit aufhören, andauernd Eigentumswohnungen zu bauen und stattdessen ein paar bezahlbare Mehrfamilienhäuser zur Miete hinsetzen.... Aber das bringt den Investoren ja nicht genug Kniste in die Taschen...


    In diesem Falle ist die Realitaet vielleicht etwas komplexer als Dein Eindruck. Es ist duchaus moeglich Zinshaueser zu bauen die eine gute Wohnqualiatet bieten, die fuer den Mieter durchaus bezahlbar sind und die troztdem das Investment ausreichend refinanzieren. (Die Verzinsung in Form von Mieteinnahmen ist zwar relativ bescheiden, aber dafuer ist die Immobilie mindestens inflationsstabil was wiederum die reale Verzinsung unterm Strich erhoeht - auch wenn man diesen Teil des Geldes natuerlich nicht 'ausgezahlt' bekommt ohne die Immobilie zu verkaufen.) Darueber hinaus gibt es in Hamburg sehr aktive und engagierte Genossenschaften, die gerne das Geld ihrer Mitglieder in neue Wohnhaeuser im mittleren und unteren Preissegment anlegen wuerden.


    Unmoeglich gemacht wird dies jedoch zum Teil durch den Mangel an bezahlbaren und geeigeten Grundstuecken. Dieser Mangel treibt natuerlich die Preise nach oben. Ich wuerde daran gern etwas aendern und neue Flaechen fuer solche Bauheren zur Verfuegung stellen. Wenn man jedoch wie Du kategorisch jede von Bauten freie Gruenflaeche (in der am duennsten besiedelten Millionenstadt der Welt um das noch mal zu wiederholen) als auf ewig unantastbar betrachtet, dann wird das natuerlich schwierig bzw gar unmoeglich.


    Auch gegen den Bau von Wohneigentum ist nichts einzuwenden. Ich bin sogar sehr dafuer, dass mehr Menschen Eigentuemer der vier Waende werden die sie bewohnen und nicht mehr mieten muessen. Es ist doch gut, wenn man sein eigener Vermieter wird. Auch dem Mietmarkt schadet das nicht: Fuer fast jede neu gebaute Eigentumswohung in Hamburg wird anderswo in der Stadt eine Mietwohnung frei und kommt auf den Markt wenn der bisherige Mieter in sein neues Wohneigentum zieht.


    Und in den Vierteln, wo der soziale Wohnungsbau vorangerieben wird, werde ich meine beiden Kinder definitiv nicht zur Schule schicken.


    Welche Viertel meinst Du denn damit konkret und warum sind die Schulen dort nur gut genug fuer anderer Leute kinder und nicht fuer Deine?


    Aber wir haben nunmal auch einen Schrebergarten und den liebe ich, unsere Kinder, meine Frau und meine Eltern ebenso..... der Wert dieser Schrebergärten ist meiner Meinung nach nahezu unbezahlbar, da er eine Einzigartige Rückzugsmöglichkeit für Mensch und Tier bietet und da kannst du mir noch so mit irgendeinem Inwertsetzungsdruck kommen...


    Du unterliegst hier nach wie vor einem Missverstaendnis: Besagten Inwertsetzungsdruck gibt es nich weil ich 'damit ankomme'. Er ist schlicht und einfach da, weil Hamburgs Bevoelkerung und Wirtschaft wachsen, aber die Flaechen der Stadt nun einmal eben nicht wachsen. Das heisst nicht, dass diesem Druck immer und ueberall nachgegeben werden muss, aber ihn zu ignorieren nach dem Motto 'Mir doch egal, was ich nicht sehe gibt es nicht!' ist sicher keine Loesung.


    MOD: Ich habe den Thread jetzt mal umbenannt, dann muss nicht immer der Bogen zu den Kleingärten geschlagen werden. Beste Grüße, Dykie!

  • Nehmen wir zunächst mal an, dass wir in Hamburg zu wenige Wohnungen/Häuser haben, um die vorhandene Nachfrage zu befriedigen. Ich denke das ist unbestritten, da sollten wir uns also alle einig sein. Dadurch steigen teilweise leider auch die Mieten bzw. Kaufpreise stärker als wünschenswert (zumindest aus Sicht der Nachfrager nach Wohnraum). Auch da sind wir uns doch alle einig.


    Jetzt sollten wir mal schauen, welche Möglichkeiten es gibt dieser Nachfrage möglichst zeitnah und ohne größere Nachteile gerecht zu werden. Weitgehend unproblematisch sollten eigentlich Aufstockungen und Lückenschlüsse sein, diese führen nicht zu (relevantem) zusätzlichem Flächenverbrauch. Es ist aber problematisch dies im großen Stil umzusetzen, da sich jeweils einzelne Eigentümer zu solchen Maßnahmen durchringen müssten. Hier kann die Stadt allerhöchstens informatorisch tätig werden und vielleicht kleinere Förderanreize setzen.


    Dann gibt es die Möglichkeit der Nachverdichtung, indem man in sehr großen Innenhöfen oder auf Flächen nahe vorhandenen Wohnraums zusätzliche Wohnungen oder Häuser errichtet. Das hat eigentlich auch kaum ernsthafte Nachteile, dennoch gibt es gegen solche Maßnahmen erhebliche Proteste.


    Eine weitere Möglichkeit ist der Abriss von zu niedrigen alten Bestandsbauten und die Neuerrichtung höherer Gebäude, die auf der gleichen oder ähnlichen Grundfläche mehr Wohnraum zur Verfügung stellen. Auch hier ist leider mit erheblichen Proteste, nicht nur durch die bisherigen Nutzer der abzureißenden Wohnungen sondern auch durch in der Umgebung wohnende Menschen, die Lärm und Schmutz während der Abriss- und Bauzeit befürchten.


    Es gibt die Möglichkeit bisher anders genutzte Flächen für Wohnungsbau umzuwidmen. Das erfolgt oft bei nicht mehr genutzten Kasernen, Krankenhäusern oder Bahnflächen. Darüber hinaus können auch ehem. Industrie- oder Gewerbeflächen umgenutzt werden, ebenso wie Kleingärten. Bei Kleingärten ist leider auch mit erheblichen Protesten zu rechnen. Umnutzungen der anderen Flächen gehen meist relativ glatt über die Bühne, leider kommt es auch hier immer wieder zu dem Problem, dass Bürgerbeteiligung zu geringeren Gebäudehöhen und damit geringeren Wohnflächen führt.


    Eine weitere Möglichkeit wäre bestehende Parks oder Grünflächen zu bebauen, das ist wohl nur in den seltensten Fällen erwünscht.


    Neben bürokratischen Problemen hemmen somit in erheblichem Maße Proteste von sogenannten Wutbürgern und Linksautonomen die Schaffung von Wohnraum. Bislang drängt sich der Eindruck auf, dass ein Mehr an Bürgerbeteiligung nicht dazu führt, dass die Proteste geringer werden. Eher das Gegenteil scheint der Fall zu sein. Was kann man daher tun? Hürden für Bürgerbegehren wieder erhöhen? Bestimmte Maßnahmen von der Möglichkeit dagegen vorzugehen ausnehmen?

  • Ein par Probleme, die meiner Meinung nach die Verbesserung der Situation verhindern:


      Auf dem Hamburger Immobilienmarkt ist praktisch kein Bauland für Wohnungsbau verfügbar. Juristische Bedenken verhindern die Nutzung der größten Flächenreserve, der hafennahen Gebiete. Anwohner könnten gegen Lärm und Abgase durch den Hafenbetrieb klagen. Zwar gibt es an jeder halbwegs befahrenen Straße viel mehr Lärm und Abgase als am Hafen, aber dafür keine juristisch aussichtsreiche Grundlage für Klagen


      Auf den zahlreichen nicht mehr genutzten Wasserflächen der östlich des alten Elbtunnels gelegenen Hafenbecken könnte theoretisch preiswert und hochwertig auf Hausbooten gewohnt werden. Praktisch scheitert das ebenfalls an den genannten rechtlichen Bedenken und am Freihafenstatus (nur Zweitwohnsitze sind zugelassen)


      Die bereits diskutierten Kleingärten. Lieber Grün für eine kleine Minderheit, als bezahlbarer städtischer Wohnraum für die Mehrheit


      Die stadtplanerischen Vorgaben verhindern eine dichte Bebauung wie zur Gründerzeit. Absurderweise sind gerade die Stadtquartiere aus dieser Zeit, als noch "menschenunwürdig" dicht gebaut wurde, heute außerordentlich begehrt. Wertvolle Flächen gehen so für "Abstandgrün" drauf, und Spielräume zur Nachverdichtung nach Oben bleiben ungenutzt


      Der Mieterschutz behindert potentielle Kleininvestoren. Großvermieter lassen sich Mietausfälle durch Problemmieter per Umlage durch die anderen Mieter bezahlen. Kleinvermieter haben diese Option nicht, und werden mit dem Risiko "Problemmieter" alleine gelassen, Kündigungen gegen Mieter, die nicht oder zu wenig zahlen, ohne regelmäßiges Einkommen sind kaum durchsetzbar. Faktisch wird hier die Finanzierung eines gesellschaftlichen Anliegens (niemand soll auf die Straße gesetzt werden), Privatpersonen überlassen

  • Es sollte die vorhandene Bebauung aufgewertet werden!
    In diesem Thread wurde ja schon erwähnt, dass sich die starke Nachfrage auf wenige In-Viertel beschränkt, während man z.B. in Wandsbek nicht tot überm Zaun hängen möchte!


    Dieses Experiment - aufwerten der vorhandenen Bebauung - ist ja in Wilhelmsburg schon gestartet und wir werden sehen, wie es sich da langfristig entwickelt...


    Eine weitere Möglichkeit sind die "Plattenbaughettos" Mümmelmannsberg, Steilshoop oder Osdorfer Born. Da zieht heutzutage auch keine junge Familie hin, weil die Kinder nicht auf eine Schule mit hohem Migrantenanteil sollen. Da muss man auch die Bevölkerungsmischung in diesen Stadtteilen verbessern.


    Aufwertung von Einfallstraßenrandwohnungen: Viele Wohnungen sind entlang der großen Einfallstraßen und da wohnt auch keiner freiwillig. Hier könnte man flächendeckend in Hamburg Tempo30 einführen und die Straßen generell von momentan bis zu 6spurig auf zukünftig höchstens 4spurig zurückbauen.

  • Eine weitere Möglichkeit sind die "Plattenbaughettos" Mümmelmannsberg, Steilshoop oder Osdorfer Born. Da zieht heutzutage auch keine junge Familie hin, weil die Kinder nicht auf eine Schule mit hohem Migrantenanteil sollen. Da muss man auch die Bevölkerungsmischung in diesen Stadtteilen verbessern.


    Zustimmung. Aber wie? Die kosmetischen Maßnahmen, die bisher probiert wurden, haben in dieser Hinsicht nichts gebracht. Die Quartiere bleiben einfach unattraktiv.


    Aufwertung von Einfallstraßenrandwohnungen: Viele Wohnungen sind entlang der großen Einfallstraßen und da wohnt auch keiner freiwillig. Hier könnte man flächendeckend in Hamburg Tempo30 einführen und die Straßen generell von momentan bis zu 6spurig auf zukünftig höchstens 4spurig zurückbauen.


    Tempo 30, aber dafür Dauerstau - ich fürde, die B5 oder die Osdorfer Landstraße werden so nicht wirklich attraktiver! Der Schlüssel liegt glaube ich eher an der Art der Randbebauung. Höher, dichter an die Straße, Blockrand. 3fach-Verglasung mit perfektem Schallschutz. Dafür hinten raus größere Gärten, die dann perfekt gegen den Lärm abgeschirmt sind.

  • Vielleicht sollte man die Plattenbaughettos einfach abreißen und neu bauen, in Blockrandbebauung mit Innenhöfen etc. Die Bevölkerungsdichte in Eimsbüttel ist höher als im Osdorfer Born, aber Eimsbüttel ist ein begehrter Stadtteil, auch bei jungen Familien.
    Die Anzahl der Wohnungen je Eingang sollte 6-8 nicht übersteigen. Die Behörden können dann ja kontrollieren (Wer zahlt, bestimmt), dass pro Eingang nur höchstens 1-2 Wohnungen mit problematischen Familien belegt sind. Den Vermietern könnte man es so schmackhaft machen, dass bei Problemfällen die Miete direkt vom Amt kommt. Ist heute nicht so...


    Ich bin der Meinung, dass das Umfeld einen positiven oder negativen Einfluss auf die Menschen haben kann und negativ geprägte Wohnsiedlungen am besten gar nicht erst entstehen.


    Bei den Einfallstraßen, Tempo30 und Dauerstau bin ich der Meinung, dass mehr Straßen mehr Verkehr nach sich ziehen (Die Erfahrung zeigt es!) und weniger Straßen ziehen dann weniger Verkehr nach sich.
    Wer bei zurückgebauten Straßen auch zukünftig meint, mit dem Auto von Pinneberg zu seinem Arbeitsplatz in der City Süd fahren zu müssen, wird dann häufiger mal zu spät kommen. Oder er muss halt früher aufstehen, hat weniger Schlaf, ist unkonzentriert und verliert früher oder später seinen Job an jemanden, der an den neu gestalteten Einfallsstraßen mit Tempo30 wohnt.
    Oder der Pinneberger zieht weg aus Pinneberg hin ins Quartier Osdorfer Born 2.0 (nach Eimsbütteler Vorbild gestaltet)


    Anstatt die Häuser näher an die Straßen zu bauen, hatte ich mir vorgestellt, in den freigewordenen Streifen mehr Bäume zu pflanzen und eine Art Boulevardcharakter herzustellen. Aber es kann nicht nur Boulevards geben. Sicher ist es auch eine gute Idee, in vielen Straßen die Häuser näher an die Straße zu bauen.

  • Der angespannte Markt der Gegenwart fuer Neumieter und der (in meinen Augen etwas uebertriebene) 'Schutz' alt eigesessener Mieter fuert zudem zu einer weiteren Marktverzerrung die in der Politik ungern angesprochen wird weil alle "Loesungen" dafuer sehr unpolulaer sind und man damit keinen Blumenstrauss gewinnen kann.


    Wenn zum Beispiel ein aelteres Ehepaar in einer 90m2 Wohung wohnt und einer der Partner im Alter von (z.B.) 75 stirbt, dann entsteht oft die Situation, dass von da an alleinlebende Partner (also Witwen und Witwer) noch viele viele Jahre als Einzelnutzer in viel zu grossen Wohungen verbleiben.


    Neben emotionalern Gruenden ist hier vor allem ein Problem, dass durch die zumeist lange Mietdauer (zB. Ehepaar eingezogen als Erstnutzer in der 60ern bei Fertigstellung des Neubaus) die Miete fuer 90m2 Wohung unter dem alten Vertrag nur unwesentlich hoeher ist als die Miete fuer eine 45m2 Wohung unter einem neuen Vertrag waere. Der Spareffekt ist sehr gering.


    Zudem sind viele der Nachkriegswohungen eigentlich fuer alte alleinstehenden Menschen kaum geeignet: Zu gross, kein Fahrstuhl, dezentrale Lage in 'aufgelockerten' Nachkriegsvierteln.


    Wenn es gezielt Angebote gaebe, fuer aeltere alleinstehende Menschen kleine aber altengerechte Wohungen (Fahrstuhl, breite Tueren und Flure, seniorengerechte Baeder, etc.) zur Verfuegung zu stellen und der Mieter dabei die Konditionen des alten Mietvertrages uebernehmen koennte, dann wuerden sicherlich zahlreiche grosse Wohungen fuer Familien freiwerden.


    Das gegenwaertige System bevorteilt sehr stark Mieter mit alten Vertraegen und langer Mietdauer. Das ist einerseits schoen fuer die denen es nuetz, andererseits foerdert es massive die Fehl- und Unternutzung von Mietraum (der dann anderswo fehlt).

  • Ja, so einen Fall kenne ich aus meiner Umgebung: Ältere Dame, verwitwet, bewohnte eine 5-Zimmer-Wohnküche-Bad-GästeWC-und-2-Abstellkammerwohnung mit 2 Balkonen, einer zur Straße und einer zum Hof. Altbau, Eppendorf. 3. Stock ohne Fahrstuhl.... Ganz sicher keine 90m².


    Aber was will man machen?
    Wenn man die alten Leute da zwangsweise rausholt, geht das direkt auf deren Lebenserwartung. Einen alten Baum verpflanzt man nicht so einfach.

  • Objektiv ja, das war fehlbelegt. Und das waren keine 90m², sondern eher so ca. 120-130m²...
    Inzwischen ist die alte Dame auch verstorben.


    Aber was soll man machen?
    Die Wohnung konnte sie bezahlen, dank eines Mietvertrages aus den 1960er Jahren. Heute wohnen in dieser Wohnung ganz sicher keine Otto-Normal-Verdiener mehr.
    Wenn man die Dame da zwangsweise irgendwie rausgeklagt hätte, hätte es sie sicher ein paar Jahre ihres Lebens gekostet.


    Rechtsgültiger Mietvertrag, Miete wird immer pünktlich gezahlt - was will man da machen?

  • @ Posts 78-80.


    Es geht ja eben nicht darum alte Leute aus ihren Wohnungen zu schmeissen. Es ging mir um das generelle Problem, dass die Mieten am Markt sich nicht nur an der aktuellen Marlktlage orientieren, sondern sich auch stark danach richten wie alt der Vertrag ist.


    Sicherlich wuerden nicht wenige aeltere Menschen, vor allem Alleinlebende, lieber eine seniorengerechte 50m2 Wohung im Erdgeschoss haben, als weiterhin z.B. eine fuer sie eigentlich viel zu grosse Wohung im vierten Stock ohne Fahrstuhl zu bewohnen. Nur wenn die neue 50m2 mit neuen Vertag am Ende fast teurer wird als die 100m2 mit altem Vertrag, dann macht so einen Wechsel natuerlich kaum jemand mit.


    Die Tatsache, dass man je nach Vertagsalter fuer die selbe Wohung sehr unterschiedlich bezahlen muss verzerrt eben den Markt, was letztlich niemandem etwas bringt.

  • Es sollte die vorhandene Bebauung aufgewertet werden!
    In diesem Thread wurde ja schon erwähnt, dass sich die starke Nachfrage auf wenige In-Viertel beschränkt, während man z.B. in Wandsbek nicht tot überm Zaun hängen möchte!


    Das stimmt doch einfach nicht. Sicherlich ist die Nachfrage z.B. in Wandsbek nicht so groß wie in Winterhude, Eppendorf, der Schanze, Harvestehude, Rotherbaum etc. Aber auch in Stadtteilen wie Winterhude herrscht erhebliche Nachfrage nach Wohnraum. Und gerade das von Dir genannte Wandsbek ist ein solider und recht attraktiver Stadtteil. Ich kenne genug Menschen, die dort wohnen und finde es recht attraktiv.


    Eine weitere Möglichkeit sind die "Plattenbaughettos" Mümmelmannsberg, Steilshoop oder Osdorfer Born. Da zieht heutzutage auch keine junge Familie hin, weil die Kinder nicht auf eine Schule mit hohem Migrantenanteil sollen. Da muss man auch die Bevölkerungsmischung in diesen Stadtteilen verbessern.


    Da sprichst Du sicherlich ein großes Problem an. Aber was soll man da machen? Die oft so gescholtene Gentrifizierung wäre doch die einzige Möglichkeit, um dieses Problem in den Griff zu bekommen, dazu erhebliche Anstrengungen, um Migranten besser (in den Arbeitsmarkt) zu integrieren. Das wird nur über Förderung UND Forderung gehen.


    Aufwertung von Einfallstraßenrandwohnungen: Viele Wohnungen sind entlang der großen Einfallstraßen und da wohnt auch keiner freiwillig. Hier könnte man flächendeckend in Hamburg Tempo30 einführen und die Straßen generell von momentan bis zu 6spurig auf zukünftig höchstens 4spurig zurückbauen.


    Der Vorschlag ist doch völlig unrealistisch. Mit entsprechenden baulichen Maßnahmen ist es übrigens kein Problem an einer stark befahrenen Straße zu wohnen.

  • @ Posts 78-80.


    Es geht ja eben nicht darum alte Leute aus ihren Wohnungen zu schmeissen. Es ging mir um das generelle Problem, dass die Mieten am Markt sich nicht nur an der aktuellen Marlktlage orientieren, sondern sich auch stark danach richten wie alt der Vertrag ist.
    ...
    Die Tatsache, dass man je nach Vertagsalter fuer die selbe Wohung sehr unterschiedlich bezahlen muss verzerrt eben den Markt, was letztlich niemandem etwas bringt.


    Wenn die alte Dame Miete nach dem Stand eines Vertrages aus den 2000er Jahren hätte zahlen müssen, hätte sie ihren Lebensabend nicht in gewohnter Umgebung verbringen können.
    Die Forderung einer Entkoppelung des Mietniveaus vom Vertragsalter läuft genau darauf heraus: Alte Leute aus ihren Wohnungen zu schmeißen.

  • ^^ Solche Plattitueden sind genau der Grund warum die Politik dieses Thema nicht anfasst obwohl es im Sinne aller waere Fehlbelegungen und Unternutzungen aller Art zu reduzieren. Man kann die Thematik aber offenbar nicht sachlich von allen Seiten beleuchten, ohne dass von irgendwoher solche einseitgen und plakativen Statements kommen.

  • Was wäre denn Dein Vorschlag für diesen Fall?
    Übrigens sind die Inhaber von viele Jahrzehnte alten Mietverträgen typischerweise alte Leute, das liegt in der Natur der Sache.

  • Ich kann mir zum Beispiel eine Loesung vorstellen wie hier in Frankreich. Hier ermittelt das statistsiche Landesamt (oder wie immer es sich hier nennt) einen jaehrlichen regional differenzierten Inflationsindikator. Mietvertraege sind in der Regel so gestaltet, dass ich die Miete jeweils in Jahresschritten vom Vertragsanbschluss automatisch um genau diesen Prozentsatz ehrhoeht.


    Auch hier haben alte Vertraege machmal einen Kostenvorteil gegenueber neuen Vertraegen, die Diskrepanz ist aber bei weitem nicht so gross wie in Deutschland.


    Ausserdem koennte der Vermieter das Recht haben zu festgelegten Zeitrauemen (z.B. alle 15 Jahre) unabhaengig von allen Mietenspiegeln frei nach eigenem Gusto zu erhoehen wie stark er Lust hat. Der Mieter waere zwar lange Zeit sehr sicher, muss aber nach 15 Jahren eine deutlich angepasste Miete aktzeptieren (oder auch nicht, wenn die Nachfrage grade gering ist) oder umziehen. Diese Massnahme waere allerdings bei vielen Waehlern wohl sehr unpopulaer...


    Einen anderen Punkt erwaehnte ich ja bereits:


    Staatliche Wohnungsbaugesellschaften koennten gezielt bezahlbare Wohungen bauen die sich von Groesse und Ausstattung an die Bedruefnisse aelterer alleinstehender Menschen richten. Viele aeltere Menschen wollen gar nicht um jeden Preis an ihrer inzwischen zu gross gewordenen Wohung festhalten, zum Beispiel auch weil diese zu viel Arbeit macht, relativ hohe Nebenkosten mit sich bringt und ggf schlecht erreichbar ist wenn man nur noch schwer Treppensteigen kann.


    Sie tun dies aber dennoch weil sie im gegenwaertigen Markt keine Alternativen finden. Wer mag sich denn mit (z.B.) 75 Jahren schon noch bei einer Wohnungsbesichtigung mit zwei Dutzend Mitbewerbern im Alter von 25 bis 35 um den Zuschlag 'kloppen'? Da bleibt man doch - solange man es sich leisten kann - lieber in einer eigentlich zu grossen Wohnung.


    Hier konnte zum Beispiel ein staatlicher Traeger oder eine Genossenschaft halbwegs guenstige speziell ausgestattete Wohnungen fuer Senioren bauen und vermieten. Bedingung um als Einzelperson den Zuschlag zu bekommen koennte sein, dass man mindestens das Alter X erreicht hat und derzeit allein eine Wohung nutzt, die mindesten um den Faktor Y groesser ist als die neue Wohnung.


    Vorteil: Die Stadt baut zum Beispiel 100 Wohungen a 50m2, vergibt sie wie oben beschrieben und es werden 100 Wohungen a 100m2 frei, z.B. fuer Familien. Der Netto-Effekt des Wohungsneubaus waere also deutlich erhoeht.


    Von Zwang, oder von Rausschmeissen spricht kein Mensch..