Homberg (Efze): Einkaufszentrum am Marktplatz

  • Homberg (Efze): Einkaufszentrum am Marktplatz

    Dies ist zwar eigentlich ein typisches APH-Thema, aber ich wollte es auch mal hier reinstellen:


    http://www.hna.de/nachrichten/…s-geht-nicht-1166741.html


    Ich muss schon sagen: die letzten Jahre hat man ja viele fragwürdige Einkaufszentren-Projekte gesehen, teilweise auch mit direkter Verletzung von Interessen des Denkmalschutzes. Aber was hier geplant ist, wenn auch wohl erstmal nur vage, erinnert in seiner städtebaulichen Gnadenlosigkeit mehr an die 1960er und 1970er Jahre respektive die Zeit ohne gesetzlichen Denkmalschutz, als alles andere, was ich zu Lebzeiten bisher gesehen habe. Das betroffene Quartier ist übrigens, wie die gesamte Altstadt, sowohl als Ensemble als auch nahezu in jedem einzelnen tangierten Gebäude als Einzeldenkmal geschützt.


    Dass gerade die vielen mittel- und nordhessischen Fachwerkstädte, die den Krieg im Gegensatz zu den Fachwerk-Großstädten wie Frankfurt am Main, Gießen, Hanau und Kassel nahezu unversehrt und auch die kritischen Nachkriegsjahre relativ gut überstanden haben, in einer Strukturkrise stecken, ist kein Geheimnis.


    Nachdem ich in den letzten Jahren fast jede dieser Städte gesehen habe, so sieht man ähnliche Probleme wie etwa in vielen ländlichen Gebieten Sachsens: teilweise museale, oft gut auch bisher gut restaurierte Stadtbilder, die außerhalb der absoluten Hochsaison jedoch gespenstisch und menschenleer wirken, entlang der Ausfall- und in den Nebenstraßen Leerstand, zunehmender Rückzug des Einzelhandels, letzteres noch viel schlimmer als in den neuen Bundesländern, Stadtmuseen, die in ihrer didaktischen Haltung Mitte des 20. Jahrhunderts hängen geblieben sind sowie teilweise nur noch als menschenfeindlich zu bezeichnende Öffnungszeiten vieler Kulturdenkmäler.


    Patentlösungen vermag ich dafür keine anzubieten. Ganz sicher stellt es aber keine dar, in einer an Kurzsichtigkeit nicht mehr zu überbietenden Haltung inmitten einer Stadt wie dieser ein Einkaufszentrum zu setzen, die größtenteils eh nur von Ketten befüllt werden. Zumal man bei einem Misserfolg dann ein komplettes Quartier hätte, wo vor Beton gesetzte historische Fassaden vergammeln.


    Die Kommentare unter dem Zeitungsartikel sprechen es ja bereits an, schon bei der geplanten Tiefgarage unter dem Areal fragt man sich allen Ernstes, ob hier irgendwelche Überlegungen jenseits der Gewerbesteuer angestellt worden sind. Wer Homberg (Efze) etwas kennt, oder sich auch nur mal eine vernünftige Karte anguckt, stellt sich dann nämlich schnell die Frage, ob man entweder die halbe Stadt untertunneln oder annehmen soll, dass sich dann künftig die Autos des gesamten Einzugsgebietes eines solchen Projektes durch enge Altstadtgassen in Richtung Marktplatz zwängen.

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