Neubau Kunsthalle

  • Abriss - Nein Danke !

    Sie kennen sicher den großartigen Friedrichsplatz um den Wasserturm, eine der schönsten innerstädtischen Platzanlagen in Deutschland – inzwischen nach einigen Kriegsbeschädigungen fast wieder so hergestellt, wie 1907 zum 300jährigen Stadtjubiläum von Bruno Schmitz und Max Laeuger entworfen. Damals wurde auch die Kunsthalle nach Entwurf von Hermann Billing gebaut – sie wurde erst kürzlich aufwändig saniert. 1980-83 bekam sie einen Erweiterungsbau, entworfen von den Architekten Lange+Mitzlaff als Skulpturenmuseum. Denn der damalige Direktor Heinz Fuchs war ein ausgesprochener Skulpturenexperten, der umfassend moderne Plastiken sammelte, wollte optimale Bedingungen für die Plastiken, z.B. mit direktem Tageslicht. Das gefällt der heutigen Direktorin Ulrike Lorenz nicht – sie möchte den sog. Mitzlaff-Bau (MB) abreissen und durch einen Neubau ersetzen, der auch für Gemälde bessere Konditionen bietet. In einer Machbarkeitsstudie wurde deshalb festgestellt, dass man den Mitzlaffbau völlig entkernen müsste, um das zu erreichen – und das wäre genau so teuer wie ein Neubau – Folge: Mitzlaffbau abreissen und durch Neubau ersetzen! Auch weil die Eingangsfront des Mitzlaff-Baus am Friedrichsplatz nicht sehr repräsentativ ist.


    Man rechnet mit insgesamt ca. 70 Mio € - zu viel für die Stadt Mannheim. Aber Frau Lorenz erreichte, dass Dr. Hector, einer der Gründer von SAP, 50 Mio € stiftete, weshalb über Kosten nicht mehr diskutiert wird.


    Eine Alternative der Bürgerinitiative BI (http://www.bikuma.de) schlägt vor, den Mitzlaffbau als Skulpturenmuseum zu erhalten, was die Sanierungskosten erheblich reduzieren würde, und für die Gemälde/Graphiken einen Neubau südlich des Billing-Baus auf einem stadteigenen Grundstück zu errichten – entweder oberirdisch oder unterirdisch wie beim Städel in Frankfurt/M.


    Vorteil: bei etwa gleichen Kosten erhält man neben dem Billing-Bau und dem Mitzlaffbau mit dem Neubau in 3 zusammenhängenden Gebäuden ca. 2000 qm mehr Ausstellungsfläche als bei der Stadtvariante.


    Diese echte Alternative hat der OB als Vorschlag bereits 2009 erhalten und das auch bestätigt, aber dem Gemeinderat nicht vorgelegt oder in den Entscheidungsprozess einbezogen. Sträfliche Vernachlssigung der Informationspflicht gegenüber dem Gemeinderat.


    Vielmehr wurde dem Gemeinderat nur mit der Gründung einer Stiftung über die 50 Mio € der Abbruch des Mitzlaffbau und ein Neubau vorgelegt mit Ausschreibung eines Architektenwettbewerbs, was der Gemeinderat mit großer Mehrheit beschloss.


    Es gab 3 Preisträger, unter denen dann (hinter verschlossenen Türen) der Entwurf gmp ausgewällt wurde, obwohl er in mehreren Punkten gegen die Ausschreibung verstieß, was im Juryprotokoll kritisch vermerkt wurde.


    Er fügt sich in keiner Weise in das Friedrichsplatz-Ensemble ein:


    - Die Umhüllung durch ein Gitternetz aus Metallstäben stört die bisherige Materialeinheit aus rotem Sandstein,


    - Der Neubau bedrängt den denkmalgeschützten Billingbau durch zu große Breite und Höhe sowie durch zu geringen Abstand.



    Dagegen hat Mitzlaff den Erweiterungsbau bewusst dem Billing-Bau in Höhe und Breite untergeordnet und den roten Sandstein als Fassadenmaterial eingesetzt – ein m.E. gutes Beispiel für die Architektur der 1970/80er Jahre für Bauen im Bestand! Ist er nicht selbst eigentlich denkmalwürdig, weil dieser Bau die Baukultur der 80er Jahre repräsentiert?


    Pressespiegel
    :daumen:


    ProArgumente Mitzlaffbau
    Wer kann ergänzen ?

  • Ich bin Mannheimer und ich bin für den Neubau am Friedrichsplatz!!!
    Der Mix aus Altem erhaltenswertem (was der Mitzlaffbau nicht ist!) und moderner Architektur wird dem Friedrichsplatz hervorragend stehen. :daumen:

  • In der niedersächsischen Regionalzeitung meiner Heimatstadt wurde heute berichtet, dass am Montag den 11.08 der Abriss der Kunsthalle Mannheim beginnen soll.
    Zuvor hatte ich noch nicht von diesem Projekt gehört, deswegen war ich einigermaßen geschockt, aber nun immerhin beruhigt das nur der Mitzlaffbau betroffen ist, was nicht erwähnt wurde.
    Auf den Mitzlaffbau kann ich gut verzichten, er zerstört zumindest in meinen schemenhaften Erinnerungen den ansonsten schönen Platz.
    Der Neubau jedoch scheint mir noch viel schlimmer zu werden.
    Alle Visualisierungen die ich gefunden habe waren bei Nacht "aufgenommen" weswegen das Gebäude durch die Beleuchtung ganz nett aussah.
    Für mich ist es immer ein ganz schlechtes Zeichen wenn es nur Visualisierungen bei Dunkelheit gibt und die Modelle bestätigen meinen Eindruck dass der Neubau bei Tag wie ein großes besseres Parkhaus wirkt. Auf jeden Fall sieht es nicht nach einer Architektur von Weltrang aus, wie es laut Artikel von Frau Lorenz angekündigt wurde.
    Naja, ist ja zum Glück noch nicht die endgültige Version und ich hoffe mein erster Eindruck täuscht.

  • Mit meinem Eindruck eines Parkhauses steh ich wohl nicht alleine: schwäbische.de


    Echt schade, da ersetzt man eine Bausünde durch eine neue noch dominantere Bausünde. Bleibt zu hoffen dass diese dann in spätestens 30 Jahren nicht erneut durch Wegwerfarchitektur ersetzt wird.


    Geplanter Baustart für den Rohbau ist Anfang 2015, also ist es wohl zu spät um jetzt noch gravierende Änderungen einzuleiten.
    Zumal es ja im Prinzip keine Alternativen gibt. Der Altbau ist nicht nur unschön, sondern auch noch technisch unzureichend und die anderen Siegerentwürfe sind nichts besser als der ausgewählte. Der einzige Entwurf den ich bei passendem Material etwas abgewinnen könnte ist der von Karl Hufnagel auf baunetz zu sehen.


    Naja, das Kind ist wohl in den Brunnen gefallen. Glückwunsch Mannheim zu eurer neuen "Weltarchitektur".

  • Mitzlaffbau Funktionalität Innenleben Note: 6

    War den jemand von Euch überhaupt in der Ausstellung mit den gesamten Entwürfen zum Neubau der Kunsthalle? Also meiner Meinung nach hat der beste Entwurf gewonnen. Warum? Weil es nicht nur um die Außenfassade geht. Ich war im Mitzlaff-Bau und war entsetzt vom Innenleben.
    Die gesamte Innenarchitektur ist sehr schwer bespielbar für einen modernen Museumsbetrieb, die Raumaufteilung ist sehr suboptimal. Und genau deshalb wurde doch der Neubau erst innitiiert. Klar fügte sich der Mitzlaff-Bau in die Gesamtkomposition des Friedrichplatzes ein. Für mich jedoch sehr schlicht und der Eingangsbereich war meiner Meinung nach überhaupt nicht einladend oder anziehend. Eher das komplette Gegenteil davon.


    Zum Neubau ist nur folgendes zu sagen. Die anderen Entwürfe waren zwar nicht schlecht, jedoch haben diese einfach zu wenig Raum innen für Ausstellungen geboten. Zudem kommt noch hinzu, dass ein Museum vor allem vom Innenleben lebt. Ein Museumsbesuch beinhaltet ja, dass man in das Gebäude geht und nicht nur eine Fassade betrachtet. Und der Neubau der Kunsthalle bietet viele interessante Blickachsen, wie z.B. ähnlich wie beim Berliner Hauptbahnhof. Gut durchdachte Räumlichkeiten und differenziert nutzbare Innenräumlichkeiten sind für den Museumsbetrieb viel wichtiger. Die ersten Entwürfe waren ja erst einmal ein Anhaltspunkt wie die Planungen im Groben aussehen. Jetzt wird doch alles im Detail ausgearbeitet und angepasst.


    Vielleicht ist ein Stilbruch für das Gesamtensamble wesentlich erquickender und spannender?! Wenn ich die Kritiken so höre, klingt es danach: Hätte man bloß das gesamte Gebäude in roten Sandstein gehüllt und dann wären alle zufrieden. Der Mitzlaff-Bau war von außen gute Architektur. Von innen jedoch nicht und viel zu klein. Ich begrüße den Neubau, da das Gebäude einen Anziehungspunkt darstellt, gerade weil es eben nicht im Gesamtensamble unter geht und auch weil es im Dunklen den gesamten Platz erhellen wird und dadurch der Friedrichsplatz mehr zur Geltung kommt.


    Und ich denke auch das sich die Außenfassade durch die Farbe der Gitterstäbe eben doch in das Gesamtensamble einfügen wird, auch wenn das Gebäude eben nicht dabei untergeht. Und die Gitterstabhülle, die soll doch gerade durch ihre Halbdurchlässigkeit, den "Kunstkasten", wie ihn so viele betiteln, Filigranität verleihen und die Dominanz der Größe runterbrechen.

  • Wenn ich mich als gebürtiger Mannheimer hier einmischen darf: die Argumentation, dass ein Museum vor allem von seinem Innenleben lebe und ein Museumsbesucher in das Gebäude gehe und nicht nur die Fassade betrachte, beschreibt nichts weiter als eine banale Selbstverständlichkeit, die für jedes Gebäude gilt. Auf Wohnhäuser, Schulen, Bahnhöfe, Krankenhäuser usw. bezogen würde solche Gewichtung nichts weiter besagen, als dass die Architektur ruhig weiterhin - wie sie es ja seit längerem tut - unsere Städte mit Containern vollstellen kann, in denen sich dann die Zweckerfüllung, auf die es allein ankomme, vollziehen kann. Solche Auffassung aber bezeichnet das Ende der Architektur. So wie das Transportwesen sich zunehmend und zweckgerecht auf den Transport von Einheitscontainern verlagert, wird zunehmend das Bauwesen Container - allerdings verschiedener Abmessungen - bereitstellen. Auch der Museumsbau ist mittlerweile da angelangt, denn die neue Mannheimer Kunsthalle wird sich als monströser Container präsentieren. Übrigens wäre sie nicht weniger Container, würde sie in Gänze mit roten Sandsteinplatten verkleidet. Darin besteht ja gerade das Problem, dass sich Entwurfsüberlegungen heutzutage weitgehend auf die Frage der Materialität beschränken; dass die Formfrage durch die Kistenlösung als ein für allemal zu Ende gedacht erscheint, das bezeichnet in der Tat das Ende der Architektur.

  • Mittlerweile ist der Abriss oberirdisch schon fast abgeschlossen und bald wird es an den Keller und den Bunker gehen.


    Einen schönen Blick auf die Baustelle liefert die WEBCAM :daumen:

  • Der Neubau der Kunsthalle ist nun fast fertig, momentan arbeitet man an der Fassade, oder was auch immer dieses gruselige braune Gehänge sein soll. Für alle die eine Portion Augenkrebs riskieren wollen ist die Webcam zu empfehlen. http://www.kunsthalle-mannheim.de/de/neubau


    Wie man einen so schönen Platz dermaßen mit einem Betonbunker entstellen kann und dann noch Applaus von der Stadtspitze bekommt muss ich in diesem Leben nicht mehr verstehen.

  • Ein Betonbunker ist es nun nicht gerade, aber der alte Bau fügte sich definitiv besser ein. Für mich eines der wirklich guten Beispele des Postmodernismus. So richtig erschliesst sich mir das optische Konzept des neuen nicht. Was die äussere Erscheinung angeht ein Rückschritt.

  • Dieser Neuabu ist schon erstaunlich, eine Verschlimmbesserung sondergleichen. Wie konnte das passieren? Ich habe das leider nicht verfolgt.

  • Habe heute mal das graue regnerische Dezemberwetter genutzt und mir die neue Kunsthalle von innen angesehen. Das Atrium mit viel Glas zum Himmel hat schon etwas, das hat mir gut gefallen, auch die Aufteilung in Cuben finde ich spannend. Alles in weiß und auch mit viel Tageslicht, das ist soweit alles in Ordnung. Der Übergang zum Altbau ist auch OK, dort findet sich meines Erachtens auch der schönste Teil des Museums, das alte Treppenhaus mit den edlen Materialien aus Stein oder/und Marmor. Womit ich erwartungsgemäß so gar nichts anfangen konnte war der Inhalt. OK die alten Meister bitte wer darauf steht die sind teilweise ja sogar ganz net anzuschauen aber alles was da so an angeblicher moderner Kunst gezeigt wurde, was ein Unfug und was eine Geldverschwendung. Da reicht wohl die Kapazität meiner internen Festplatte nicht um das zu verstehen! :) Da es aber genug Menschen gibt die sogar von weit her anreisen, in Mannheim eine oder zwei Nächte verbringen, Geld und Wirtschaftskraft in die Stadt bringen um sich das an zu tun, bitte!!! Jedem das Seine.


    Von außen bleibe ich dabei, ein fetter Eiter Pickel im Antlitz der schönsten Jugendstiel Anlage Europas mit dem Charme eines grauen, tristen und misslungenen Parkhauses. Einfach nur schrecklich!