Neubebauung am Schinkelplatz/Werderscher Markt

  • Architektenkind: Zu Schinkels Zeiten war die Bebauung am Platz ähnlich aufgelockert wie in Albers' Entwurf (siehe 2. Galeriebild auf der Website). Aber wie gesagt, die Geschmäcker sind verschieden.

  • Kann es sein, dass die "Minibrandwand" Wettbewerbsvoraussetzung war?
    Sie ist in noch kleinerer Ausführung auch beim Entwurf von Albers vorhanden.


    Mir gefiel der Albers-Entwurf nicht so gut wie der Moneo. Er täuscht eine Harmonie vor, die es in der Realität gar nicht gibt! Die Kirche sieht halt überhaupt nicht so aus wie auf der Visualisierung, außerdem wäre das Gebäude wohl weiß-grau geworden.


    An jeder anderen Stelle sind diese farblosen Gebäude doch eher verpönt.


    Auch der Moneo-Bau wirkt nicht so wie auf den Visualisierungen, bietet aber immerhin Farbe :cheer: und Abwechslung.

  • ^ Das mit der "Brandwand" (die ja keine ist) habe ich mir auch gedacht. Der Knick samt Vorsprung war wohl im historischen Vorbild angedeutet. Vielleicht sollte er einfach wieder her.


    Zu Schinkels Zeiten war die Bebauung am Platz ähnlich aufgelockert wie in Albers' Entwurf (siehe 2. Galeriebild auf der Website).


    Zu Schinkels Zeiten schon, aber da fing die eigentliche Platzgestaltung ja erst an. Albers betreibt da ein bisschen Etikettenschwindel, denn wie die Kubatur der Westseite vor ihrer Zerstörung aussah, kann man hier und hier erkennen: Man hat die niedrigen Gebäude aus der Barockzeit Mitte des 19. Jahrhunderts abgerissen und eine geschlossene Front geschaffen. Die Kubatur entspricht in etwa der heutigen – mit Ausnahme der Dachlandschaft und der Gasse, die den neuen Block teilt.

  • Kann es sein, dass die "Minibrandwand" Wettbewerbsvoraussetzung war?


    Nein, das war sie natürlich nicht. Der Knick des Baukörpers resultiert aus dem geltenen B-Plan und den vorliegenden Grundstücksgrenzen. Auf die Idee diese kleine Ecke mit 2 sich lose treffenden Fassadenfronten zu bespielen aus der die erwähnte "schöne" Minibrandwand resultiert kam sonst nur Moneo.

  • Handelt es sich bei der besagten Wand wirklich um eine Brandwand? Ist jede fensterlose Wand automatisch eine Brandwand? Gibt es da eine allgemein gültige Definition, wann es sich bei einer Wand um eine Brandwand handelt?

  • Architektur-Fan
    Minibrandwand ist lediglich als Analogie zur freigestellten Brandwand mit großflächig kahlen Flächen - etwa eines typischen Berliner Miethauses - zu verstehen. Eine Brandwand im technischen Sinne ist das natürlich nicht.

  • Eine Brandwand im technischen Sinne ist das natürlich nicht.


    Danke für die Klarstellung. Darum ging es mir nämlich, daß eine fensterlose Fläche nicht zwangsläufig mit Brandschutz zu tun haben muss. Die Fensterlosigkeit könnte auch in der Raumaufteilung begründet sein, wonach der Innenraum an dieser Stelle einfach keine Fenster haben soll. Das Fehlen von Fenstern könnte auch gestalterische Gründe haben. Nicht jede kahle Wand lässt sich durch Brandschutz erklären.

  • ^
    Mag sein. Für mich persönlich sind aber eh nur die äußeren gestalterischen Merkmale von Interesse und da kann ich bei der "Minibrandwand" ggü. den anderen Wettbewerbsbeiträgen kein Vorteil entdecken.

  • Mir gefiel der Albers-Entwurf nicht so gut wie der Moneo. Er täuscht eine Harmonie vor, die es in der Realität gar nicht gibt!


    Soll heißen Harmonie ist was nicht erstrebenswertes, gar schlechtes?


    Oder im Umkehrschluß...Moneo greift unsere "unruhigen Zeiten" auf und zitiert diese der "Realität" entsprechend?


    Und wenn dem so wäre...soll das für Architekten der Maßstab sein in historisch stark dominiertem Umfeld zu bauen?



    Gruß, Jockel

  • Soll heißen Harmonie ist was nicht erstrebenswertes, gar schlechtes?


    Tut mir leid, Jockel, aber ich versteh Dich nicht.
    "Täuscht eine Harmonie vor, die es in der Realität nicht gibt", heißt doch nicht, dass Harmonie was schlechtes wäre. :confused:


    Der Albers Entwurf zeigt aber nunmal einen Ort, den es so nicht gibt, wodurch allerdings dieser Entwurf besonders schön, harmonisch, ansprechend o.ä. wirkt. Das angepriesene Gebäude scheint in seiner Farbgebung zu den hellen Fugen und dem rosigen Klinker der Kirche und der Bauakademie zu passen und auch der Platz ist ganz anders dargestellt als in Wirklicheit.
    Im Endeffekt hätte dann ein schickes weiß-graues Gebäude dort neben der alten komplett mit Patina überzogenen Kirche gestanden und wir würden heute über ganz andere Kontraste sprechen als bei dem Moneo-Bau.
    Die Diskussion wäre dann bestimmt so ähnlich wie bei der Falkoniergasse.
    Da ist mir der Moneo bei aller Kritik schon lieber!

  • Tut mir leid, Jockel, aber ich versteh Dich nicht.

    Ich habe lediglich zu deinen in den Raum gestellten Aussagen Fragen gestellt.
    Gestellt habe ich diese, weil ich mit den befragten Aussagen wenig anfangen kann.
    Eigentlich hätte ich meinen vorherigen Post damit beginnen müssen...
    "Tut mir leid, Baukörper, aber ich versteh Dich nicht."




    "Täuscht eine Harmonie vor, die es in der Realität nicht gibt", heißt doch nicht, dass Harmonie was schlechtes wäre. :confused:

    Ich habe in die Fragen schon für mich vorstellbare Antworten eingebaut die aus meiner Sicht deinen Einlassungen am nächsten kommen könnten (aber nicht müssen).
    Weil ich es aber besser verstehen wollte habe ich überhaupt nachgefragt.


    Harmonie halten wir beide also für nichts schlechtes, gut.
    Woher du jetzt allerdings einen Widerspruch zwischen Harmonie und "täuscht eine Harmonie vor" herleitest und von welchen Realitäten du im Zusammenhang mit dieser Bebauung sprichst weiß ich jetzt immer noch nicht.




    Der Albers Entwurf zeigt aber nunmal einen Ort, den es so nicht gibt, wodurch allerdings dieser Entwurf besonders schön, harmonisch, ansprechend o.ä. wirkt.

    Genau solche Aussagen erzeugen bei mir die nächste Flut an Fragezeichen.
    Ich verkneife mir aber diesmal mögliche Antworten in Fragen zu verbauen die dann vielleicht als Unterstellungen mißverstanden werden könnten.


    Schön wäre es wenn du derarte Aussagen greifbarer umschreiben könntest.



    Übrigens mit deinen Anmerkungen über z.B. die verschiedenen Farbgebungen kann man schon viel mehr anfangen, egal wie man diese dann schlußendlich werten möchte.




    Gruß, Jockel

  • Woher du jetzt allerdings einen Widerspruch zwischen Harmonie und "täuscht eine Harmonie vor" herleitest und von welchen Realitäten du im Zusammenhang mit dieser Bebauung sprichst weiß ich jetzt immer noch nicht.


    Wenn ich mal vermitteln darf: Auf der Visu von Albers ist die Kirche farblich entsättigt, sie wirkt fast hellgrau mit einem leichten Rotstich und harmoniert deshalb gut mit dem weißen Putz und dem grauen Sockel des Entwurfs. In Wahrheit ist die Kirche jedoch viel dunkler und eher Orangerot, was zu dem Albers-Entwurf einen starken Kontrast ergäbe.


    Das ist es, was Baukörper meinte: Was auf der Visu sehr gut harmoniert, würde es in der Realität weniger tun. Deshalb "vorgetäuschte Harmonie".
    Tatsächlich finde auch ich, das Albers' Entwurf Gemeinsamkeiten mit der Falkoniergasse hat - bombastische Visus, die ein mageres Ergebnis befürchten lassen (was aber an meiner Kritik an Moneo nichts ändert).

  • Danke Architektenkind, deine Erklärung macht es nun nachvollziehbar.


    Tja, die Visus sind halt immer so eine Sache.
    Bei der Albers-Visu fehlen auch die beiden mächtigen Bäume welche den Eindruck nochmal entscheidend beeinflussen würden.
    Übrigens den Bärenbrunnen unterschlagen die meisten Visus (auch Moneo) konsequent.


    An der architektonischen Formgestaltung ändert dies freilich nichts.



    Gruß, Jockel


    Das ist es, was Baukörper meinte: Was auf der Visu sehr gut harmoniert, würde es in der Realität weniger tun. Deshalb "vorgetäuschte Harmonie".


    Baukörper: Wenn das die Antwort ist dann hatte ich den Bezug deiner Aussagen auf die Visu leider nicht gerafft, sorry für das Mißverständnis.



    Gruß, Jockel

  • Einige Seiten zuvor wurde ein Interview mit Moneo zitiert mit der Aussage, man habe die gleiche Natursteinsorte genommen wie für den Palast des Karl V. in der Alhambra - nur leider ohne etwas von den Fassadenverzierungen des Palastes zu übernehmen. Weiter im Thread ist von ein paar weißen Marmorflächen die Rede, die wohl als einziger Verzierungen-Ersatz dienen. Vielleicht wäre das Ergebnis besser, hätte der Architekt mehr mit abwechselnden Marmorflächen gearbeitet? Etwa auf der kleinen blinden Wand (Brandwand) könnte ich mir irgendwelche Muster aus Marmor vorstellen - sie würden sicherlich besser wirken als eine simple langweilige Wand.

  • Das Ding sieht aus wie etwas, was sich der geschmacksresistente Otto Durchschnittsmöchtegernitaliener auf sein Grundstück im Neubaugebiet stellen würde, eingefriedet mit schottergefüllten Gitterbox-Steinmauern. Unter Frau Lüscher schafft es so etwas gar an eine der sensibelsten Stellen im Zentrum Berlins, als Höhepunkt einer Orgie architektonischer Fehlleistungen in diesem Gebiet.

  • ^ Ganz ehrlich? Ich hatte befürchtet, dass das Orange vom Moneo-Bau richtig scheußlich aussehen würde, aber wenn ich jetzt das Gesamtergenis betrachte, muss ich sagen, dass es in Kombination mit dem rot-braunen Stein und den farblich abgestimmten Fensterrahmen durchaus stimmig und bei geeignetem Licht auch wertig wirkt. Zudem korrespondiert es farblich mit dem roten Ziegel der Friedrichwerder'schen Kirche. Sicher, ein Meisterwerk ist der Moneo-Bau meiner Meinung nach nicht, schon allein aufgrund der etwas zu wuchtigen Kubatur. Aber ich finde, das Ergebnis kann sich durchaus sehen lassen. Es ist jedenfalls nicht die Katastrophe, die viele hier im Forum (mich selbst eingeschlossen) kommen sahen.


    Vor allem kann man in den Bildern aus dem Nachbarforum meines Erachtens sehr gut erkennen, dass das hier entstehende Quartier im Einzelnen zwar keine Spitzen-Architektur aufzuweisen hat (wenn man von der Kirche absieht), aber insgesamt als Stadtraum funktioniert, kurz, städtebaulich gelungen ist, obwohl man es natürlich besser hätte machen können.