Stadt der Moderne - Stadt im Umbruch

  • Das war die Goethestraße 8, das ehemalige Verwaltungsgebäude des Güterbahnhofs Kappel, von dem sich auch noch gewisse Gleisreste rehalten haben. Denkmalschutz bestand aber nicht, wobei sich die Fläche wohl nur durch gleichzeitigen Abriss der gezeigten Garagen wirklich gut für Gewerbebeuaten entwickeln lässt. Eine Sanierung für Wohnzwecke wäre sicher an dem Standort auch eine gute Investitionsmöglichkeit gewesen.

  • Während sich im Moment bei der Annaberger Straße 110 nix sonderliches tut, gibt es Bauliche Aktivitäten bei der Annaberger Straße 110a
    Zuletzt ab hier < im Beitrag..


    Aktuell ist die Annaberger Straße 110a komplett eingerüstet und erhält, so wie es vor Ort aussah, ein neues Dach. Die 110a wird zumindest sehr sicher, gesichert.

  • Laut einer Pressemitteilung der Stadt (Link) muss der Klapperbrunnen abgeschaltet werden, weil er Wasser verliert. Geld für eine Reparatur scheint nicht da zu sein, für Rückbau und Einlagerung aber schon. Das dürfte schon ein Vorgriff auf die Pläne zum Abbau des Busbahnhofs sein, in dessen Rahmen die Entfernung des Klapperbrunnens ebenfalls geplant war.


    Von der Abrissfront hat die Freie Presse noch Rückbaupläne für den ehemaligen Edeka-Markt im früheren Versorgungszentrum an der Bruno-Granz-Straße 26 in Morgenleite zu vermelden (Luftbild).

  • Der nächste Abrisskandidat scheint wohl unvermeidlich bzw. hat offensichtlich mit der Selbstzerlegung begonnen.


    Habe heute im Vorbeifahren gesehen, dass die Zschopauer Straße 174 zum Teil eingestürzt ist. Ein durchaus kurioses Objekt, denn die Fassade zur Zschopauer Straße hin sah so aus, als wäre sie vor nicht allzu langer Zeit mal saniert worden. Das Dach drückte ja schon länger ins Gebäude, nun gabs aber wohl vor kurzem einen Kollaps...


    Hab das aus der Presse gar nicht mitbekommen, gab es da einen Artikel?

  • ^ Zschopauer Straße 174/Stadtteil Bernsdorf:


    Zum besagten gab es nach meiner Erinnerung bislang keinen Bericht aus der Presse.
    Seit vielen Jahren befindet sich das Gebäude plus Grundstück in einer ungenutzten Lage.


    Man hat hier wohl einst Sanieren wollen und damit angefangen. Eventuell gab es eine Insolvenz?
    Jedenfalls ist der Zustand der Verwahrlosung viele Jahre so.

  • Das Todesurteil für die Annaberger Straße 110 wird aufrechterhalten (Informationsvorlage). Ein Gutachter hat die zur Notsicherung nötigen Maßnahmen erarbeitet, die Kosten dafür belaufen sich laut eines vorliegenden Angebots auf 130.319,82 € (es wurde natürlich nur ein einziges Angebot eingeholt, der Preis hätte sonst ja noch niedriger werden können). Weil damit der Abriss noch nicht begründbar wäre, rechnet die Stadt in der Informationsvorlage noch alle möglichen Sonderposten hinzu und kommt dadurch auf Gesamtkosten von 384.058 €:


    + 75.000 € für die vollständige Hausschwammbeseitigung. Da würde mich schon interessieren, warum diese vom Gutachter nicht als nötig erachtete Maßnahme unbedingt erforderlich sein soll und die nicht der bereitstehende Investor später vornehmen kann.
    + 83.300 € Gerüstmiete, bis die Zwangsversteigerung in 18 Monaten abgeschlossen sein wird. Dauert eine Zangsversteigerung wirklich so lange? Vor allem scheint mir der Preis für das Gerüst utopisch.
    + 13.000 Euro für die wöchentliche Kontrolle in den 18 Monaten. Eine Kontrolle alller zwei, drei oder vier Wochen wäre wohl undenkbar?
    + 71.300 Euro für ein Notdach, welches der Gutachter scheinbar ebenfalls nicht für nötig erachtet hat und wo man stattdessen vielleicht einfach ein paar Planen verwenden könnte.
    + 11.500 Euro für die Bauüberwachung durch einen Tragwerksplaner


    Gar nicht behandelt wird die Frage, ob man den Eigentümer noch mal darum gebeten hat, sein Eigentum zu aufzugeben und sich dadurch die Abrisskosten von 80.000 Euro zu sparen und noch ein paar Euro als Kaufpreis zu kassieren. Nennt mich Verschwörungstheoretiker, aber beim Lesen der Informationsvorlage und den vielen ungeklärten Fragen habe ich den Eindruck, dass der Abriss das Ziel war und nur Argumente dafür gesucht wurden.


    Ich habe spaßeshalber mal drei Chemnitzer Gerüstbaufirmen per Mail auf die im Raum stehenden Preise und die Chance auf kostenlose PR durch die Lancierung günstigerer Preise in der Presse aufmerksam gemacht.

  • Zugegeben, einige der Forderungen sind aus meiner Sicht Käse. Zum Beispiel die vollständige Schwammentfernung. Wenn es sich nur um die Entfernung handelt und nicht um richtige Schwammsanierung, trägt man dadurch ja nicht gerade zur Standsicherheit bei - denn befallene Balken müssen bis zu 1,5m vor und hinter dem Befall zurückgeschnitten werden. Aufgrund der hohen Zahl gehe ich daher mal davon aus, dass da eben nicht nur rückgebaut sondern richtig saniert werden soll.


    Die Gerüstkosten an und für sich halte ich für utopisch - allerdings steht ja in dem Pamphlet etwas drin, dass durch das Gebäude hindurch die Gerüste miteinander verspindelt werden sollen (man will im Grunde ein Exoskelett bauen).


    Zum Vergleich: Die Einrüstung des Kopfbaus Spemafa mit 360m2 Grundfläche kostete meines Wissens nach um die 10.000€ - und dann eben monatliche Standmiete in nicht unerheblicher jedoch bezahlbarer Höhe. Die Kosten für die Notsicherung des mittlerweile abgebauten Schmuckgiebels hätte allerdings über 7000€ gekostet - und da ging es nur um eine sichernde Balkenkonstruktion. Da der Giebel dort sehr geschädigt war, wurde in diesem Fall der Abbruch und Neuaufbau entschieden.


    Was ich damit sagen will: Die Kosten für eine Sicherung sind oftmals sehr sehr hoch und man ist günstiger wenn man gleich richtig saniert.


    Offensichtlich scheitert es an der Unfähigkeit zur Zwangsversteigerung eine andere Lösung zu finden. Warum nicht direkt mit dem jetzigen Eigentümer gesprochen wird ist mir ein Rätsel. Sicherlich könnte man auch vorübergehend eine rechtlich einwandfreie Situation herstellen und schon während der 18 Monate bis zur Zwangsversteigerung dort sanieren. Da bedarf es aus meiner Sicht nur einem Erbpachtvertrag - damit könnte der Sanierer direkt loslegen und hätte dann ggf. noch die Chance das Gebäude später aus der Zwangsversteigerung zu erwerben.


    Zu dem Thema nur "ein" Angebot:


    Es gibt hier in der Stadt nur eine Firma die Gebäudesicherungen "komplett" durchführt und das ist die Firma Eckart Gebäudesicherung. Die haben neben entsprechenden Baufachleuten auch einen "Stall" an fähigen Ingenieuren - sind damit aber mit Sicherheit nicht die günstsgten am Markt. Die Firma ist so eine Art Feuerwehr für Notsicherungen - und das kostet eben richtig Geld. Ich vermute mal, dass die für das Gebäude auch angefragt wurden, wäre für die Stadt die bequemste Lösung.


    Es ist natürlich absoluter Nonsens was hier passiert und ich bin sehr verwundert, dass gerade jetzt, wo der Nachbar bereits anfängt zu sanieren und seinen Willen zum Erhalt mehrfach bekundet hat (und auch entsprechend handelt!), es keine Lösung geben soll... Wäre es ein Einzeldenkmal was keinen interessiert, dann wäre das was anderes. Hier aber einem Investor der was Gutes für das Stadtbild will so in die Beine zu grätschen - das gäbe es anderswo nicht.


    Sowas kann sich nur die mittlerweile sehr arrogant agierende Stadt Chemnitz erlauben. Die Stadt hat einfach zu viel Geld, deshalb ist ihr so vieles schlichtweg egal. Das wäre keine 10km entfernt im Erzgebirge oder anderen Landkreisen undenkbar. Da wären die Kommunen heilfroh um jeden, der sich engagiert und erhalten / investieren will.


    Die Hoffnung, mit einem neuen Baubürgermeister würde sich was ändern, schwindet bei mir jedenfalls massiv. Offensichtlich sind nach wie vor nur die "großen" Player, die die Innenstadt zupflastern, interessant und alles andere wird der Verwaltung zum Fraß vorgeworfen bzw. geopfert...:nono:

  • Extrem bitter. Laut „Stadtbild Chemnitz“ hatte sich der Eigentümer der benachbarten Annaberger Straße 110a bereit erklärt, beide Häuser zu sanieren. Da sich der derzeitige Besitzer jedoch nicht meldet, hätte ein Eigentümerwechsel erst in 18 Monaten erfolgen können. Warum kann die Stadt nicht mit dem zukünftigen Besitzer einen Vertrag machen und mit den Sicherungsmaßnahmen in Vorleistung gehen?

  • Und gleich noch eine Hiobsbotschaft: Das ehemalige "Bier- und Speisehaus Felsenkeller" am Kirchweg in Wittgensdorf ist abgebrannt (Freie Presse), es stand ebenfalls unter Denkmalschutz. Während der Löscharbeiten wurde ein Teil des Gebäudes mit einem Bagger abgerissen:



    Bild: (dwt).

  • Der Investor der anderen Haushälfte an der Annaberger Straße bestätigt heute in der Freien Presse (Link) meine Vermutung, dass die Stadt mit Mondpreisen den Abriss herbeirechnen will und den Zwangsversteigerungstermin unrealistisch lange darstellt. Um diesen Termin hätte man sich übrigens schon längst kümmern können, das Gebäude ist ja nicht erst seit heute in der Diskussion. Was für eine Farce!

  • Ganz interessant für Chemnitz könnten die aktuiellen Pläne der Landesregierung werden, ein Förderprogramm speziell für Notsicherungen aufzusetzen (Freie Presse). Starten wird das aber wohl erst nächstes Jahr, alle Details sind noch völlig unklar.


    Nicht verschweigen will ich übrigens, dass die von mir abgeschriebenen Gerüstbaufirmen wiederum die von der Stadt genannten Summen für Gerüst und Notdach der Annaberger Straße 110 bestätigt haben.

  • ^ Danke für die Info. Ich finde es hier tatsächlich etwas schwierig dem ganzen Geschehen zu folgen - mit immer wieder neuen Zahlen, Fakten und Vorwürfen, die in den Raum geworfen werden. Auch wenn hier die Verwaltung natürlich mächtig Mist gebaut hat, dem Gebäude jahrelang beim Verwahrlosen zugesehen hat und aus den knapp 200 Abrissen der letzten Jahre offenbar überhaupt nichts gelernt hat, so vertraue ich doch den städtischen Zahlen am ehesten. Von daher vielen Dank fürs Gegenchecken :daumen:

  • Die Brücke über die Chemnitz an der Eckstraße (Karte, Sachsen Fernsehen-Video) wird ab Montag für 30.000 Euro abgerissen (Freie Presse). Dass die mal als "schlechteste Brücke Deutschlands" eingestuft wurde, hatt ich auch noch nicht gehört. Sie war aber auch nur noch für Fußgänger und Radfahrer freigegeben und dürfte auch keine Wegebeziehungen geboten haben, die wirklich fehlen würden - zumindest wenn die Brücke an der Lohrstraße begehbar ist (?).

  • Mal etwas Positives von der Stadt, auch wenn man sich fragt, wie man überhaupt ernsthaft den Plan fassen konnte, den Klapperbrunnen abbauen zu wollen (siehe hier:( Nun wird doch die Restaurierung am jetzigen Standort vorbereitet, auch wenn Zeitplan und Kosten noch nicht feststehen (Freie Presse).

  • Das sind immer so Testballons der Verwaltung. Wenn sich dann keiner zuckt, wars das. In der Verwaltung arbeiten viele Menschen, die im Erzgebirge wohnen. Welches Interesse sollten sie schon an einem alten Brunnen haben? Sie sehen die Kosten, ihr Budget (was übrigens durch den Stadtrat vorgegeben wird) und treffen dann eine Entscheidung.

  • Neben der nicht ganz so entscheidenden Nachricht, dass der Eigentümer der Annaberger Straße 110 vor Gericht Einspruch gegen den Abriss eingelegt hat, gibt es im heutigen Artikel der Freien Presse (Link) die alles entscheidende Information, dass dieser Eigentümer sich auch für einen Verkauf an Dietmar Jung, den Eigentümer des Hauses Annaberger Straße 110 a, ausspricht. Damit fällt die ganze Argumentation der Stadt für den Abriss in sich zusammen, weil dann nicht das Ergebnis einer Zwangsversteigerung abgewartet werden müsste. Noch nicht einmal die Sicherung müsste dann von der Stadt bezahlt werden, die könnte dann gleich dem neuen Eigentümer auferlegt werden. Damit ist es eigentlich unvorstellbar, dass der Abriss trotzdem noch durchgeführt wird.

  • Aber trotzdem ist es doch so: erst seit die Verwaltung massiv droht, hat sich etwas getan. Der Eigentümer hätte ja auch schon vor drei Jahren verkaufen können.

  • ^ Trotzdem darf eine Verwaltung nicht Betrügerisch handeln, indem man falsche Rechnungen bewusst ausstellt um somit ein Eigenziel zu erreichen.


    Ich Frage mich auch, ob die Verantwortlichen mit Ihrer Milchmädchenrechnung nicht auch zur Unfähigkeit Ihres Berufes belangt werden. !
    Schließlich ist es völlig Inakzeptabel und Schädlich so zu Wirtschaften.


    In dieser Frage empfindet man auch viel zu wenig in der Pressefreiheit. Sprich: Es sollte dahingehend auch mal seitens der Presse Kritisch hinterfragt und Recherchiert werden, ob das nicht vielleicht kein Einzelfall ist oder war, wie da gearbeitet wird.