Leipzig: Planungssituation

  • Was schätzt ihr, wie viele Einwohner Leipzig in noch zu sanierenden Altbauten/Platten unterbringen kann? Wie weit kommt die Stadt ohne große Neubautätigkeit?


    In zur Zeit marktfähigen, also sofort beziehbaren Wohnungen noch ca. 4.000 bis 6.000 Menschen, das heißt dieses Jahr ist Schluß, weil dann die Leerstandsreserve erreicht ist. Bei derzeit etwa 12.000 nicht marktaktiven Wohnungen und davon jährlich 1.500 bis 2.000 durch Sanierung abgehenden Wohnungen sind das 6 bis 8 Jahre, wobei es unrealistisch ist, dass tatsächlich alle Wohnungen noch sanierbar sind. Es wird auch weiterhin Abbrüche, Zusammenstürze und wegen der Eigentumsverhältnisse nicht sanierbare Wohnungen geben.


    Damit haben wir ab dem nächsten Jahr einen Neubaubedarf von 3.500 bis 6.000 Wohnungen jährlich. Und da reden wir noch gar nicht über die Mietpreise, zu denen diese Wohnungen angeboten werden (können).


    Siehe detaillierter unter http://www.deutsches-architekt…m/showthread.php?p=484750

  • ^ Lt. Immobilienscout24.de stehen 5806 freie Wohnungen in Leipzig zur Verfügung, also sofort beziehbare Wohnungen für etwa 15.000 Menschen und auf diesem Portal werden längst nicht alle Wohnungen inseriert. Interessant ist doch, dass trotz Zuzug von ca. 10.000+ p. a. in den letzen fünf Jahren der Berg an frei verfügbaren Wohnungen nur marginal geschmolzen ist. Zum Vergleich: In Dresden stehen bei immoscout aktuell 2242 freie Wohnungen bei etwa gleich großer Einwohnerzahl zur Verfügung und in Frankfurt gar nur 1518 freie Wohnungen bei 713.000 Einwohnern. Die Frage von Stormcloak, wie weit Leipzig ohne Neubautätigkeit den Einwohnerzuwachs stand hält, würde ich gern umformulieren in: Wie hoch wären die Mietpreise heute, wenn in den letzten 10 Jahren viel weniger neu gebaut bzw. kaum nicht marktaktiver Wohnraum saniert worden wäre.

  • Interessant ist doch, dass trotz Zuzug von ca. 10.000+ p. a. in den letzen fünf Jahren der Berg an frei verfügbaren Wohnungen nur marginal geschmolzen ist.


    Stand Zensus, 09.05.2011: 39.600 leerstehende Wohnungen (12,1 %), davon 21.500 (6,6 %) marktaktiv und 18.100 (5,5 %) nicht marktaktiv


    Stand 31.12.2014: ca. 22.000 leerstehende Wohnungen (6,6 %), davon ca. 11.000 (3,3 %) marktaktiv und 11.000 (3,3 %) nicht marktaktiv


    Ein Abschmelzen auf die Hälfte in dreieinhalb Jahren würde ich nun nicht unbedingt als marginal bezeichnen.


    In der Zeit durch Neubau oder Umnutzung neu hinzugekommen: ca. 5.000 Wohnungen.


    Im Februar 2012 waren es über 10.500 Wohnungsangebote bei Immoscout bei geschätzt etwa 19.000 leerstehenden marktaktiven Wohnungen insgesamt zu dieser Zeit (http://www.deutsches-architekt…m/showthread.php?p=436816).

  • ^ ich bezog mich auf den Berg der verfügbaren Wohnungen auf immoscout24.de. Übrigens, wieso sollten nur 4000 bis 6000 Menschen Platz in 11.000 freien Wohnungen finden?

  • Bei Immobilienscout sind viele Wohnungen doppelt oder dreifach inseriert, wenn ein Bauträger mehrere Makler oder Vermietungsbüros beauftragt. Ist mir schon oft aufgefallen, v.a. bei Erstbezug Neubau (z.B. bietet die CG selbst und Dima WE an, schon hat man manche WE im Interdruck oder LKG zweimal). Da sollte man die 5.806 nicht ganz ernst nehmen. Wie hoch die doppelten WE sind, kann man aber schlecht "mal eben abzählen" bei der Summe an WE. Sind sicher "nur" 5-10%, aber die Zahl kann man nicht 1:1 ernst nehmen.
    Wie kommst du eigentlich auf 5.800 = 15.000 Bewohner?
    Da müssten im Schnitt fast drei Personen in einer WE wohnen - jeder weiß aber aus alten Diskussion hier im DAF oder aus den Statistischen Veröffentlichungen, dass die Haushalte in Leipzig aus meist deutlich <2,0 Personen p. HH bestehen, d.h. für grob 6.000 leere WE maximal 10.000 Haushalte.
    Ich denke, es waren 1,6 Personen pro Haushalt.
    6.000 freie WE reichen daher mitnichten für 15.000 Bewohner, außer es ziehen nur noch Familien mit einem Kind oder WGs mit mind. 3 Personen zu oder um (was nicht der Realität entspricht).


    Ich würde eine weitere Frage stellen: Wollen wir Verhältnisse wie in Frankfurt, Hamburg, München und Co.? Ich glaube nicht.
    Die Lage der Immobilienbesitzer hat sich deutlich gebessert, alles was saniert ist, steht selbst in den "schlechten" Vierteln nicht mehr 5 Jahre am Stück leer. Wir sind jetzt in einem gut funktionierenden Markt angekommen, wo von ganz billig (3-4 Euro) bis ganz teuer (12 Euro) alles dabei ist. Ob es der Stadt gut tut, wenn wir bald "alle" bei 8 Euro aufwärts kalt liegen?
    Die Mietpreise beziehen sich auf Leipziger Verhältnisse, schließlich sind die Einkommen hier noch lange nicht so hoch wie in anderen Metropolen.

  • Wollen wir Verhältnisse wie in Frankfurt, Hamburg, München und Co.?


    Ich schätze, wenn die 800.000 Einwohner-Marke durchschritten ist, dann hat Leipzig trotz nachhaltigem Wohnungsbau diese Verhältnisse.

  • Die durchschnittliche Haushaltsgröße liegt seit Jahren nahezu unverändert bei 1,7:
    http://statistik.leipzig.de/%2…t/table_area.aspx?dist=51


    Selbst wenn man annimmt, dass viele Familien zuziehen und mehrere Ein-Personen-Haushalte als Wohngemeinschaft in einer Wohnung leben, kommt man maximal auf durchschnittlich zwei Personen pro Wohnung.


    ^ ich bezog mich auf den Berg der verfügbaren Wohnungen auf immoscout24.de. Übrigens, wieso sollten nur 4000 bis 6000 Menschen Platz in 11.000 freien Wohnungen finden?


    Weil, wie ihr ja selbst festgestellt habt, nicht alle 11.000 freien Wohnungen vermietet werden können, sondern in einer Stadt mit 340.000 Wohnungen 2 bis 3 Prozent marktaktive Wohnungen als Fluktuationsreserve bleiben sollten, also 6.800 bis 10.200 Wohnungen.


    Nebenbei: Offiziellen Schätzungen zufolge sind 17.000 Wohnungen in München momentan leerstehend. http://www.sueddeutsche.de/mue…eerstand-melden-1.2558583 Bei ca. 770.000 Wohnungen insgesamt sind dies 2,2 Prozent.


    In Dresden korrigierte der Leiter des Stadtplanungsamtes Stefan Szuggaz vor vier Wochen die bisher bekannte Leerstandsquote von 2,4 auf 6,8 Prozent. Die 2,4 Prozent entstammen den Berechnungen des CBRE-empirica-Leerstandsindex, der statistische Angaben von Kommunen und Ländern auswertet. Das Stadtplanungsamt Dresden geht dagegen nun von über 20.000 leerstehenden Wohnungen aus, die sich über alle Stadtteile verteilen. Bei mit Fotos dokumentierten Begehungen durch Mitarbeiter_innen des Amtes wurden Anfang 2015 18.743 leerstehende Wohnungen in Mehrgeschosshäusern ermittelt. Außerdem könnten die Stadtplaner_innen ihre Angaben mit einer Leerstandsstatistik abgleichen, die ein Mitarbeiter des Amtes in Eigenengagement seit 1989 führe. Der Leerstand sei am höchsten im Westen Cottas mit rund 3.900 und in Blasewitz mit 2.400 Wohnungen, beides gründerzeitlich geprägte Viertel.
    http://www.leipzig-stadtfueral…ten-brgermeisters-und-ob/

  • Einen kleinen Nachtrag habe ich noch aus der LVZ vom 22.07. Dort ist im Artikel "So geht es mit Leipzigs Wasserstraßen weiter" die Rede davon, dass spätestens ab 2016 auf dem dreieckigen Grundstück zwischen Wundt- und Dufourstraße (vor dem Regierungspräsidium) ein Neubau für Gewerbe und Wohnen entstehen soll. Der Berliner Investor will sich an den Kosten für die Freilegung des Elstermühlgrabens beteiligen.


    Tatsächlich ist das Grundstück vor einigen Wochen komplett gerodet worden, mittlerweile sprießt es aber wieder fleißig... :)


    https://www.google.de/maps/pla…xc9205ee1d1c15dc3!6m1!1e1

  • ... die Rede davon, dass spätestens ab 2016 auf dem dreieckigen Grundstück zwischen Wundt- und Dufourstraße (vor dem Regierungspräsidium) ein Neubau für Gewerbe und Wohnen entstehen soll. Der Berliner Investor will sich an den Kosten für die Freilegung des Elstermühlgrabens beteiligen.


    Den Pleißemühlgraben trifft es mehr. ;)


    Eine sehr gute Nachricht ist es auf jeden Fall, das dort ein Neubau entsteht, der natürlich als Ecksituation und in Zusammenhang mit dem Mühlgraben herausstechen muss. Ein Anlegesteg ist sicher mit dabei. Es gab mal eine Idee, dort einen kleinen Hafen zu errichten. Oder auch nicht, und ich hatte die Idee. Hm. :nono: Aber wenn dort was mit "vielen Anlegestegen" entstehen würde, wäre das ein guter Boots-Verknüpfungspunkt für den Leipziger Süden.