Leipzig: Neubaubedarf und -potential

  • Quasi als Abfallprodukt der Datensammlung für die DAFmap habe ich mal die Zahlen der von mir angefassten Projekte angesehen.


    Berücksichtigt habe ich dabei überwiegend die Neubauprojekte, ergänzt um größere Sanierungen, bei denen ich aus dem Kopf sagen konnte, dass sie vorher leer waren, wie z. B. die Heeresbäckerei.


    Demnach sind derzeit 3500 WE im Bau und rund 10.000 in der Planung (egal mit welcher Realisierungswahrscheinlichkeit). Wenn ich mal die Anzahl der Sanierungen im Bau bzw. in Vorplanung mit 6500 WE schätze, ergibt das 20.000 WE.


    Bei einem angenommen Wohnungsbedarf von 40.000 WE bis 2030 bei der konservativen Variante würde das bedeuten, dass nochmal die gleiche Anzahl an WE benötigt würde, d. h. alles was derzeit in der Karte rot oder blau ist und mit Wohnen zu tun hat, in den kommenden 12 Jahren noch einmal entstehen müsste - inklusive der Infrastruktur (Nahversorgung, KiTa, Schule, med. Einrichtungen).


    Ich sehe den Großteil davon grundsätzlich noch in den bestehenden Quartieren als machbar an - vorausgesetzt, man kommt langsam in die Hufe. Baulücken, Brachen oder auch Garagenhöfe sehe ich allerdings 2030 nicht mehr in großer Anzahl im Stadtgebiet.


    Die Stadt wäre zudem sicher gut beraten, auf der Fläche des Matthäi-Kirchhofs und am Leuschner-Platz den Wohnungsbau mehr in den Vordergrund zu stellen. Insgesamt 1000 WE könnte man sicher dort unterbringen - vermutlich sogar mehr, da ich zumindest bei ersterem eher kleine Wohnungen in einem dichten neuen Quartier mit kleinteiligem Einzelhandel sehen würde.


    Wenn die Bevölkerungsentwicklung allerdings eher in die Richtung der 720.000 gehen sollte, käme man m. E. nicht ohne neue Baugebiete aus. Erweiterungsmöglichkeiten sehe ich neben dem von Cowboy angesprochenen Bereich im Norden u. a. auch in Richtung Herzzentrum.


    Ist natürlich nur eine Zahlenspielerei mit einem großen hätte-wäre-Faktor, aber in die Richtung könnte es schon gehen.

  • Ein Wachstum wird 2030 nicht spontan zu Ende sein. :)


    Der Bedarf wird eher bei 70.000 Wohnungen liegen, denn die groben 120.000 noch hinzutretende Einwohnerzahl benötigt beim gegenwärtigen Schnitt Einwohner je Wohnung diese Menge. Das ist schon ein anderes Kaliber!


    Nicht enthalten ist in dieser Zahl der Umstand, dass ein etwas größerer Lehrstand für mehr Umzugflexibilität innert Leipzigs sorgen kann. Mit anderen Worten: Man wird sich sonst immer am gerade noch erträglichen Mangen entlanghangeln.

  • Wohngebiete mit S-Bahn-Anschluss im Umland

    Der Regionale Planungsverband Leipzig-Westsachsen schaltet sich in die Diskussion um den Wohnbauflächenbedarf ein. Andreas Berkner, Leiter der Regionalen Planungsstelle, spricht von einer gravierenden „Verschiebung der Bevölkerungsanteile zwischen der Kreisfreien Stadt Leipzig einerseits und den beiden Landkreisen Nordwestsachsen und Leipzig andererseits“. Während das Verhältnis bis 2005 noch bei etwa 50:50 lag, hat es sich mittlerweile zu 60:40 zugunsten Leipzigs verschoben und könnte sich bis 2030 sogar bis auf 75:25 verschieben.


    Berkner fordert deshalb ein Umdenken und gleichzeitig ein kooperatives Entwicklungskonzept für Wohnbauflächen. Der Kerngedanke besteht darin, neue Bauflächen vorrangig in Gemeinden im Umland mit guter Verkehrsanbindung, beispielsweise einem S-Bahn-Haltepunkt, und Infrastruktur zu schaffen. Konkret nennt er dabei die Orte Borsdorf, Machern, Bennewitz, Jesewitz, Mockrehna, Beilrode (???), Neukieritzsch und Großpösna.


    Gesamtfortschreibung Regionalplan Westsachsen


    Der Regionalplanentwurf steht online ab Montag unter http://www.rpv-westsachsen.de; er liegt unter anderem in den Landratsämtern, in der Landesdirektion und im Planungsverband aus.


    http://rpv-westsachsen.de/der-…nalplan-westsachsen-2008/


    LVZ, 24.1.2018
    Wohngebiete mit S-Bahn-Anschluss
    Leipzigs Umland blutet aus – Hilft Wohnungsbau in der Fläche?
    http://www.lvz.de/Region/Mitte…ohnungsbau-in-der-Flaeche

  • Tja - das ist halt eine schwierige Angelegenheit. Denn zum Einen will Berkner "keine neue Suburbanisierungswelle wie in den 1990ern". Zum Anderen sind aber neue Freigaben für Wohngebiete im weiteren Kreis Leipzigs eben genau das. Auch wenn es keine Welle werden würde. Das einzig positive wäre dabei nur, dass es eben um die Konzentration entlang des S-Bahnstrecken geht. Nur steuert das hier eben kein Zentralkomitee, sondern die Gemeinden bzw. Landkreise geben die Baufelder selber frei. Da kann niemand garantieren, auch Flächen auszuschreiben, welche nicht direkt vom ÖNV angeschlossen sind. Was dann eben genau die negative Entwicklung mit den Begleiterscheinungen bedeutet, die wir nicht haben wollen.


    Ich kann die Dramaturgie zwar nachvollziehen, aber dennoch nicht so wirklich verstehen. Die Stadt Leipzig wächst sich gerade gesund. Und das nicht auf Kosten des Umlands sondern Dank seiner Qualitäten als Stadt. Wie schon oft im Forum diskutiert, wird ein weiteres Wachstum auch die Umlandgemeinden in den beiden Landkreisen betreffen. Über kurz oder lang. Also gibt es auch einen Nutzen der Landkreise an der Attraktivität der Stadt Leipzig.


    Etwas fragwürdig finde ich die Aussagen Berkners bzgl. der "Grenzen des Stadtorganismus ab 700.000". Diese sollen die "Verkehrssituation, das Stadtklima durch überbaute Freiflächen, sowie Freizeit- und Erholungsmöglichkeiten" beinträchtigen. Diese Argumentation ist natürlich so völlig falsch und hat keinerlei Grundlage.


    Wie gesagt, langfristig wird auch das direkte Umland der Stadt von einer weiteren positiven Entwicklung profitieren. Politisch gegenzusteuern wäre die absolut falsche Reaktion.

  • Kann es nicht sein,dass Leipzig dringend einen neuen Baudezernenten braucht?


    Ich meine Leipzig ist zwar eine schöne Stadt,aber der meiste Neubau ist doch genauso langweilig wie in Berlin und Co.Man sollte endlich (wieder?) höher und dichter bauen und nicht solche 4-5 Geschosser in die zentralen Lagen setzen.


    Damit es mehr nach Großstadt ausschaut als nach Stadtrand einer Mittelstadt.Die Gebäude in der Leipziger Innenstadt waren ja auch Solitäre für ihre Zeit und man braucht sich mit Neubauten auch nicht zwischen sie verstecken. Den Neubau kann man ja auch als eine Chance zur Weiterentwicklung sehen und nicht,wie immer nur als einen Zwang,der sich zu unterordnen hat um die Nachfrage zu befriedigen.

  • Nicht vergessen werden darf, dass:
    - selbst bei guter S-Bahn-Anbindung (Delitzsch, Eilenburg, Markkleeberg...) der Marktanteil des ÖPNV in etwa bei 10 bis optimistisch 20% liegen wird. Ohne hochattraktive Fernschnell-Radwege rollt der Rest von 80% auf vier Rädern nach Leipzig hinein.
    - Siedlungen ohne guten ÖPNV Anschluss werden noch negativere Folgen haben
    - die Kommunen im Umland werden davon nicht wesentlich profitieren
    - erst wenn die Kleinstädte selbst (binnen)wirtschaftlich auf die Beine kommen, werden sie nicht nur Schlafstädte mit Gartenzwergen sein, sondern selbst Ziel für Arbeit und Freizeit.
    - einige avisierte Kommunen im Umland ihre eigenen Standortnachteile haben (Jesewitz: Einflugschneise nachts)

  • Dem würde ich mich anschließen - ganz sicher würde der MIV stark zunehmen, da der ÖNV in den meisten kleineren Städten nicht gut genug ausgebaut ist. Mittelfristig wird das Umland (damit meine ich den Umkreis von 30 - 40 km) sicher profitieren.


    Abgesehen mal davon kommen die Leute ja nicht in erster Linie nach Leipzig, weil das Umland so schön ist, sondern weil sie in einem urbanen Umfeld leben wollen.


    Die "Grenzen des Stadtorganismus" sind wohl der Rolle des betreffenden Herrn geschuldet. Hier wird versucht, Ängste zu schüren - und damit den betroffenen Gemeinden im Umland zu helfen. Und die LVZ haut noch in diese Kerbe.


    Sicher ist die Aufgabe groß, vor der Leipzig in den nächsten 10 - 20 Jahren steht - aber die Grenzen des Stadtorganismus wären auch bei einem anhaltenden Wachstum noch lange nicht erreicht. Jetzt im Umland weiteres neues Bauland (incl. Infrastruktur) bereitzustellen - und damit weitere Flächen zu versiegeln - in dem Fall unnötigerweise - wäre sicher gleich in mehrfacher Hinsicht keine gute Idee.

  • ^^dito!


    rilla90: naja - also eigentlich gibt es in Leipzig das Phänomen, dass es eben nicht nach einer "mittleren Stadt" aussieht. Sondern die nicht stattgefundene Suburbanisierung der 1960er-1980er den Stadtrand abrupt abbrechen lässt. Es vermittelt also eher den Eindruck einer angehaltenen Entwicklung, welche ja so auch passierte. Da treffen dann gerne mal 4-5 Geschosser der vorletzten Jahrhundertwende, Bauten aus den 1920/30er, sowie die Großwohnsiedlungen an den Feldrand.


    Eine Nachverdichtung mit auch höheren Gebäuden kommt ja durch den Bedarf gerade erst in den Diskurs.

  • Ich bin etwas verwirrt. Erstens kenne ich keinen Kreis "Nordwestsachsen". Zweitens kann ich aus den mir bekannten Zahlen nicht erkennen, dass Leipzigs Umland "ausblutet". Im Gegenteil, gehören die Landkreise Nordsachsen und Leipzig zu den wenigen, die seit einigen Jahren stabil sind oder gar leichtes Wachstum aufweisen. Das Umland von Leipzig profitiert also vom Wachstum der Stadt. In den weiter entfernten Randgebieten der Kreise mag es etwas weniger gut aussehen, aber hier ist dann auch die Frage erlaubt, was denn noch zum "Umland" gehört.

  • Ich packe es mal hier rein, da es ja noch nicht spruchreif ist:


    Die LVZ schreibt heute über ein erstes Maßnahmenpaket zur Beschaffung von bezahlbarem Wohnraum, das von den Koalitionspartnern noch vor der Sommerpause in den Bundestag eingebracht werden soll.


    Vier Maßnahmen:

    • Zusätzliche Sonderabschreibung von 5 % für zwischen September 2018 und Dezember 2021 eingereichte Bauanträge für Mietwohnungsneubau im bezahlbaren Bereich.
    • Baukindergeld 1200 pro Kind und Jahr für 10 Jahre, falls das Haushaltseinkommen 90 TEURO p. a. (bei einem Kind) plus ggf je 15 TEURO p. a. für weitere Kinder nicht übersteigt. Das Ganze soll für Bauanträge und Kaufverträge ab 01.01.2018 gelten.
    • Gesetzliche festgelegte Auskunftspflicht des Vermieters bei Neuvermietung über die vorherige Miete.
    • Absenkung des bei Modernisierungmaßnahmen umlegbaren Anteils von 11 auf 8 % und Deckelung der dadurch verursachten Mieterhöhung auf max. 3 Euro pro m².


    Potenzielle Auswirkungen auf Leipzig? Ich denke, dass insbesondere die erste Maßnahme zu einem Anstieg des Wohnungsbaus auch im gemäßigten Segment führen könnte. Die Frage wird sein, was unter "bezahlbarem Bereich" verstanden wird.

  • ^ danke für die Auflistung.


    Potenzielle Auswirkungen auf Leipzig? Ich denke, dass insbesondere die erste Maßnahme zu einem Anstieg des Wohnungsbaus auch im gemäßigten Segment führen könnte. Die Frage wird sein, was unter "bezahlbarem Bereich" verstanden wird.


    Tja - der Zeitraum von Ende 2018 bis Ende 2021 ist natürlich nicht gerade lang. Vielleicht habe ich ja etwas übersehen, aber mir stellen sich da ein paar Fragen bzgl. der Planungen. Die Stadt nennt immer die LWB. Aber bisher sehe ich da nix. Keine Planungen und Konzepte von Stadt und LWB zusammen. Eher die kleinen Lückenfüllungen hier und dort.


    • Gibt es ein explizites Konzept für diesen Zeitraum? Das muss ja auch alles bewilligt werden.



    • Was soll genau passieren? Stadterneuerung oder Stadterweiterung? Oder beides?



    • Wie sehen die einzelnen Konzepte für die neuen Quartiere aus? Soll es Intelligent Living geben? Komplette Infrastruktur - Wohnen, Arbeiten (Co-Working Spaces), Einkaufen, Hobby, Schule/KITA?



    • Soll es spezielle Wohnkonzpete geben? Wie sieht ein volatiler sozialer Mix aus? Sollen einzelne Quartiere durch Zusammenarbeit mit Stadtplanern und Architekten eine eigene Gestaltung bei Wohnungen und Gebäuden erhalten? Also eine Schablone für kleine-, mittlere, große Wohnungen?



    • Wie sollen die neuen Quartiere in die vorhandene urbane Struktur eingegliedert werden? Gibt es z.B. Konzepte für die Etablierung von öffentlichen Raum in den Quartieren und wie solle dieser aussehen? Kultur, Sport, Freizeit etc.?



    • Soll es spezielle Erschließungskonzepte geben? Z.B. Autofreie Quartiere, E-Mobility, Leihmodelle (Auto/Fahrrad) an die Wohnungen angegliedert, Anschluß ÖPNV mit Tram/S-Bahn?



    • Gibt es Infrastrukturkonzepte für die Nahversorgung? Supermärkte, Kleingewerbe, Märkte etc.?



    • Sollen Kerngebiete der Stadt verdichtet werden? Z.B. Wittenberger Straße, Oststeite Hbf. mit Mecklenburger-Str./Rosa-Luxemburg-Str., Mockau-Süd, Eutritzsch etc.



    • Sollen Großwohsiedlungen erweitert werden? Z.B. Lößnig, Paunsdorf, Heiterblick, Grünau etc.



    • Sollen wenig ausgelastete Industriegebiete transformiert werden? In z.B. Engelsdorf, Schönefeld, Wahren, Leutzsch, Großzschocher, Windorf



    • Soll es Erweiterungen der Stadt geben? Wie z.B. in Lindenthal, Wiederitzsch, Thekla, Sommerfeld, Engelsdorf, Mölkau/Zweinaundorf/Baalsdorf/Holzhausen, Wachau/Meusdorf, Liebertwolkwitz, Rückmarsdorf, Böhlitz-Ehrenberg/Burghausen


    Klar ist, dass "sozialer Wohnungsbau" keine reine Bauwut mit sich tragen kann. Dann kann die Stadt gleich Großwohnsiedlungen bauen. Der soziale Wohungsbau muss ein Teil eine Stadtkonzeptes sein. Eingegliedert in die Ziele der Stadt welche durch städetbauliche und architektonische Konzepte definiert werden müssen.


    Dadurch gehören Fragen des städetbaulichen Ansatzes genau so in den Aspekt des sozialen Wohnungsbaus, wie die Definition und Herstellung von öffentlichen Raum und Stadtgliederung. Auch die Frage: Wem gehört die Stadt und wie sieht öffentlicher Raum aus? Mit einer einzelnen Betrachtung und voneinander getrennt, landen wir mit dem Stadtwachstum bald in einer Sackgasse. Praktisch ein Revival der 1960-1980er Jahre. Die Stadt wäre nicht schlecht beraten da auch Experten einzuberufen - Skandinavien ist da keine schlechte Adresse.




    Bisher erkenne ich aber nichts in diesem Bereich. Es gibt Bestrebungen aber ohne definitive Konzepte seitens Stadt und LWB. Und was ist mit den anderen Genossenschaften? Alles Fragen welche in diesem Jahr nicht mehr zu schaffen sind. Und der oben genannte Zeitraum geht nur bis Ende 2021.


    Am Ende sehe ich hier wieder Parallelen zu Berlin. Kein erkennbares Konzept, auf private Initative angewiesene Neubauvorhaben, und ein sich zuspitzender Wohnungsmarkt. Zur Zeit folgen in Berlin Kleckerinitiativen hier und dort, welche weder zielführend sind noch etwas mit den Möglichkeiten einer wachsenden Stadt zu tun haben. Als sei Alternative und Kreativität alles was man bracuht. Ich hoffe Leipzig kriegt hier noch bald die Kurve. Ansonsten wirds übel.

  • ^ Zur Klarstellung - diese erste Maßnahme bezieht sich laut Artikel auf den frei finanzierten Wohnungsbau.


    Zu erwarten ist meiner Ansicht nach, auch wegen der kurzen Zeit, ganz sicher keine konzertierte Aktion, sondern eher eine gesteigerte Initiative kleinerer und mittlerer Investoren - noch ist Geld billig zu haben und die Sonderabschreibung erhöht vielleicht zusätzlich den Reiz. Möglicherweise gibt es aber dem ein oder anderen Projekt in der Pipeline auch einen neuen Schubs - Stichwort Bayerischer Bahnhof, Quartier Rosa-Luxemburg-Straße, Krystall-Palast-Areal, Am Alten Zoll, Eutritzscher Verladebahnhof. Auch LWB und Genossenschaften werden möglicherweise kleinere Neubauprojekte in diesen Zeitraum verlegen.


    Ein Maßnahmenpaket zur Förderung des sozialen Wohnungsbaus wird hoffentlich folgen - ich vermute, dann werden noch in stärkerem Maße die Überlegungen zu neuen Quartiersstrukturen eine Rolle spielen.


    Insgesamt sehe ich für Leipzig das InSEK mit hoher Bedeutung - und ich gebe dir Recht, eine Koordinierung und Steuerung der Maßnahmen durch die Stadt wäre wünschenswert.

  • Passend zur Diskussion zum Neubaubedarf in Leipzig gibt es auch eine Wortmeldung vom Chef des Verbands Sächsischer Wohnungsgenossenschaften, der trotz einer Durchschnittsmiete von nur 4,90 Euro allein in Leipzig 3500 unvermietete Wohnungen vermeldet, auf große Leerstände in umliegenden Gemeinden wie Delitzsch hinweist und deshalb keine Wohnungsnot sieht (Freie Presse).

  • ^ Naja, wenn der Herr meint, Delitzsch sei mit der S-Bahn keine 10 Minuten von Leipzig entfernt, kann man vermutlich auch die restlichen Zahlen mit einiger Skepsis betrachten, zumal ja nun auch eine leer stehende Wohnung nicht unbedingt dem nachgefragten Bedarf entsprechen muss. Wenn es nur darum geht, dass die Leute nicht unter der Brücke schlafen müssen, hat der Herr vermutlich recht, ansonsten entspricht seine bräsige Denke doch eher dem der sächsischen Behörden.

  • ^
    Die Sächsische Zeitung aus der Landeshauptstadt Dresden formuliert das noch etwas pointierter. Demnach soll Viehweger, Chef des Verbandes Sächsischer Wohnungsgenossenschaften, einschätzen, dass es in Sachsen ein "Überangebot an Wohnungen" gäbe. Die würde besonders für Leipzig gelten. In Leipzig würden "Tausende Wohnungen" leer stehen. Vor allem in Leipzig könnte von Wohnungsmangel keine Rede sein. So Viehweger.

  • ^^ Interessant. Leider mag die Seite keinen Adblocker, sodass ich den Artikel nicht lesen konnte. Mich würde mal interessieren, woher der Mann die Zahlen hat. Ich habe mal die Seiten einiger Wohnungsbaugenossenschaften und -gesellschaften angesehen:


    LWB - 874 Wohnungen frei (der größte Batzen übrigens im Bereich Mitte)
    WBG Kontakt - 116
    Lipsia - 167
    Wogetra - 86
    Unitas - 55
    BG-Leipzig - 126
    VLW - 64


    Macht nach A. Riese und E. Zwerg 1488 freie Wohnungen. Nur wenige davon dürften übrigens für einen Quadratmeterpreis von 4,90 zu haben sein.


    Klar herrscht hier noch keine Wohnungsnot. Aber in einigen Bereichen gibt es bereits dringenden Bedarf, der vom investorengesteuerten freien Markt nicht gedeckt wird. Des Weiteren würden es sicher viele begrüßen, wenn man sich bemühen würde, die Wohnungen einigermaßen den modernen Anforderungen entsprechend zu gestalten - und nicht einfach abzuwarten, bis die Mieter alle keine Wahl mehr haben. Wie ich der Überschrift entnehme, möchte man dies auch tun, zumindest die Genossenschaften.


    Darüber, dass viele der Wohnungen am Stadtrand liegen und die überwältigende Mehrzahl in Plattenbauten ist, brauchen wir an der Stelle hier nicht nochmal zu reden. Da der Altersdurchschnitt in den Plattenbaugebieten sehr hoch ist, wird sich dieses Phänomen in den kommenden Jahren weiter verstärken.


    Ist halt in hohem Maße unattraktiv für jemanden, der aus seiner in den 90er Jahren sanierten Altbauwohnung in Gohlis-Süd, Reudnitz, Schleußig, Zentrum-Süd etc. wegen Zweitsanierung gekündigt wird - völlig unabhängig davon, ob man jetzt "KdU-berechtigt" ist oder nicht. Ich glaube auch nicht, dass es in die Richtung große Wanderungen geben wird - außer von denen, die gar keine Wahl haben. Bevölkerungspolitisch natürlich ein Alptraum.

  • Naja, wenn der Herr meint, Delitzsch sei mit der S-Bahn keine 10 Minuten von Leipzig entfernt, kann man vermutlich auch die restlichen Zahlen mit einiger Skepsis betrachten, ...


    Da muss ich den Genossen aber in Schutz nehmen, denn von Delitzsch bis Leipzig Messe fährt man genau 10 Minuten. Und da er ein Berufspendlerszenario in den Raum stellt, ist das eine in dieser Argumentation sinnvolle Relation. Auch die neun zusätzlichen Minuten bis zum Hauptbahnhof kann man getrost unter den Tisch fallen lassen.

  • ^^ Im Prinzip würde ich dem Mann Recht geben - aber nur auf dem Papier. Es gibt eine Menge freie Wohnungen. Man braucht nur ein beliebiges Immobilienportal zu befragen.
    Wie ich an anderer Stelle schon schrieb, sind dort u. a. alle in den letzten Jahren fertig gewordenen Neubauten oder Sanierungen in teilweise hoher Zahl vertreten. Die in den Anzeigen genannten Quadratmeterpreise bewegen sich für diese Objekte zwischen 9 und 14 Euro. Man hat aber dort nicht den Eindruck, dass man beabsichtigt mit der Miete runter zu gehen, auch wenn die Objekte schon länger fertig sind (Schumanns Gärten z. B. wirbt jetzt mit einem mietfreien Monat) - was schade ist. Ich hoffe nicht, dass diese dann alle als Ferienwohnungen enden.

    Der Teil der Wohnungssuchenden, der es sich leisten kann, muss sich daran gewöhnen, in Zukunft einen höheren Anteil des Einkommens für die Miete aufzuwenden. Die durchschnittliche Bestandsmiete ist immer noch wirklich niedrig (gut für solche wie mich).


    Der Teil, der es sich nicht leisten kann (wie ich, falls ich hier mal raus muss), hat bei Wohnungswechsel ein Problem, wenn die Entwicklung so weiter geht. Das betrifft die im Artikel genannten zukünftigen Neu-Rentner mit geringen Renten, es betrifft die Studenten, es betrifft viele Teilzeitkräfte und es betrifft natürlich sämtliche auf staatliche Unterstützung angewiesenen Personen - sei es nun ALG II, Sozialgeld oder Grundsicherung, ob voll oder als Aufstocker. Das ist kein kleiner Personenkreis. Ob man es sich erlauben kann, die alle nach und nach in die entsprechenden Stadtteile zu verdrängen.... genau dort ist die Politik gefragt, die in Zusammenarbeit mit den handelnden Akteuren Lösungen entwickeln müssten.


    Natürlich ist das immer noch Jammern auf hohem Niveau - der sanierte Altbaubestand ist hier dermaßen hoch, dass es sicher noch eine ganze Weile dauern wird, bis das Ganze voll zum Tragen kommt (falls es den Vermietern irgendwann klar wird, das Zweitsanierungen häufig eine höhere Leerstandsquote nach sich ziehen), aber die Richtung ist klar zu erkennen. Meine Wohnung könnte ich mir heute nicht mehr leisten. Und ich kenne einige, die in den letzten fünf, sechs Jahren umgezogen sind, für die das Gleiche gilt.

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    In Leipzig kein Mangel?
    wenn selbst die Genossenschaften oftmals von Vollvermietung - außer in Grünau - reden? Was hat dieser Mensch des Genossenschaftsverbands für bunte Tabletten genommen, um solche Aussagen zu Leipzig zu tätigen? Und wer hat bitte noch ne Wohnung für 4,90 kalt? Selbst im Bestand wird das immer seltener.
    Die Aussagen kann man absolut nicht ernst nehmen, wenn auch die Stadt von einem marktAKTIVEN Leerstand von unter 3% und Mangel in bestimmten Segmenten spricht.


    PS: Bei der LWB sind die meisten WE in "Mitte" aufgrund des Neubaus am Wintergartenhochhaus online. Die sind alle schon in (Vor)Vermietung.

    Einmal editiert, zuletzt von Altbaufan_ ()