Hamburg Gängeviertel

  • Moment mal. Ich behaupte hier gar nichts. Ich habe mich bislang auch sehr aufgeschlossen ggü. Künstlerideen gezeigt. Aber ich äußere auch Befürchtungen, die leider genährt wurden, durch die etwas zweifelhaften Verlinkungen auf der Seite der Initiative. Ich würde mich durchaus freuen, wenn sich der Verdacht nicht bestätigen würde. Vielleicht nehme ich demnächst die Möglichkeit wahr, mir die Sache mal vor Ort anzusehen.


    Lies mal bitte meine Beiträge, da steht nirgendwo, dass ich behaupte es seien keine Künstler. Ich weise nur darauf hin, dass dies mal in Erfahrung gebracht werden müsste. Die Sprecherin der Initiative macht jedenfalls einen recht seriösen Eindruck.

  • 'Es gibt keinen Unterschied zwischen Gängeviertel und Flora. Elbphilharmonie versenken und HafenCity fluten!'


    Ich bin da sehr skeptisch, solange die Befuerworter der alternativen Nutzung des Gaengeviertels so klingen, wie das Abendblatt sie zitiert. Ich hoffe da kommt noch mehr Ideen als solche dumpfen Parolen.


    >Wenn sich ein neuer Investor findet: Prima.


    >Wenn die 'Kuenster' es schaffen mit einer alternativen Nutzung einen finanziellen Ueberschuss zu erwirtschaften und der Stadt eine angemessene Miete/Pacht zahlen koennen: noch besser.


    >Wenn sich (wie das Abendblatt spekuliert) ein Sponsor findet, der die noetigen Millionen herschenkt: perfekt.


    Wenn sich aber am Ende heraustellt, dass die Stadt draufzahlt (und nicht wenig) und sich am Ende mit Millionen von nichtvorhandenen Steuergeldern politischen Frieden zwischen GAL und CDU erkauft, dann kann ich das nicht gut finden. Ich will nicht hoffen, dass es so kommt. Allerdings habe ich da so eine Vorahnung.


    Fairerweise muss ich in diesem Kontext sagen, das dieses Prinzip fuer mich fuer alle politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Richtungen gelten sollte. Dinge wie der Umzug des Bezirksamtes Mitte ins Ueberseequartier sind also genauso fragwuerdig wenn dort Mondpreise gezahlt werden um das Quartier 'voll' zu machen und dem Investor seine Grundrendite zu garantieren.

  • offenbar will die Stadt den Investor Hanzevast aus dem Vertrag herauskaufen. Vielleich bleibt damit die Altsubstanz erhalten.


    so berichtet der Spiegel und das Abendblatt. heute Abend.


    :nono::nono::nono:


    Verschwendung von Steuergeldern! Das gibt es doch nicht. Warum hat man keine Lösung mit dem Investor gefunden?
    Wenn daraus eine zweite Flora werden sollte, dann hat die Stadt einen riesen Fehler gemacht. Dann ist auch endgültig klar, dass es sich dabei nicht um Künstler, sondern um politische Aktivisten handelt. Ich hatte von Anfang an irgendwie ein ungutes Gefühl bei der Sache. Das scheint sich jetzt zu bestätigen. Jetzt wird die Stadt den Investor abfinden müssen, 15-25 Mio. selbst investieren müssen und hat dafür zum Dank eine zweite Flora mitten in der Innenstadt. Vielleicht male ich auch zu schwarz?!

  • Oeconom, geh doch einfach mal hin! Ich war da, und die Leute, die ich im Initiativenbüro und in den Geschäften am arbeiten gesehen habe, sahen nicht gerade nach Anarcho-Punks aus.

  • Digger, ich möchte Dir ja gerne glauben. Aber warum muss ich dann immer wieder solche Parolen lesen?


    Unabhängig davon, ob Künstler oder Linksextreme ist es ein Fehler das Projekt zurück zu kaufen, da so unnötige Kosten für die Steuerzahler entstehen. Besser wäre es gewesen, mit dem Investor zu planen und ein paar Änderungen durchzusetzen (Berücksichtigung der Künstlerinteressen, Denkmalschutz).

  • Oeconom
    natürlich sind auch die Flora-Aktivisten Teil dieser Bürgerbewegung, aber es gibt inzwischen eine sehr breit aufgestellte "kritische Allianz".
    Des weiteren sind die Leute der Flora zwar Unterstützer, aber soweit ich weiß nicht Aktivisten im Gängeviertel. Die Leute, die ich persönlich dort kenne, sind zB auch aus der Architekturbranche, siehe u.a. Mopo Artikel von heute, und haben wohl ein ziemlich seriöses Nutzungskonzept erarbeitet (das ich allerdings nicht kenne). Die "Befürchtung", daß dort eine zweite rote Flora entsteht, habe ich deswegen nicht - das sieht man v.a. auch an der Kooperationsbereitschaft der Nutzer bei Räumungsfragen.


    Aber auch in die "andere" Richtung ist noch alles möglich - und das ist ein wirklich schwieriges Thema: Wenn die "Künstler" dort bleiben, und in einem neuen Investorenkonzept (ist ja durchaus möglich) Platz finden, sind sie genau in der Position, die im viel beachteten "Not in our name, Marke Hamburg" Statement kritisiert wird: Die Kunstszene verkommt zum Standortfaktore für die Entwicklung des Areals.

  • Edit- ich sehe grade dass sie Beitraege auf die ich mich bezog verschoben(?) wurden. Ggf kann also auch das hier in den allgemeinen Thread zum Thema, falls es hier fuer diesen Thread nicht konkret genug am Gaengeviertel haengt.


    Naja, so ganz konsequent und logisch denken die Damen und Herren dann ja doch nicht ;-). Wie so oft wird die Luft duenn wenn es konkret wird oder wenn man zur Abwechslung einmal identische Masssteabe an ausnahmslos ALLE Beteiligten ansetzen muesste:


    Der Journalist und 'Manifest-Mitunterzeichner' Christoph Twickel, beklagt beispielsweise in dem verlinkten HH-1 Gespreach (sinngemeass):


    'Ich bin von 20 Jahren nach St Pauli gezogen und heute stelle ich fest, dass einige Personen aus meiner Wohngegend es sich nicht mehr leisten koennen hier zu leben. Hartz-IV-Empfaenger und kleine Gewerbetriebende werden zunehmend verdraengt'


    Dabei waere die Loesung doch so naheliegend:


    Herr Twickel zieht einfach aus und raeumt seine guenstige Mietwohung mit dem 20 Jahre alten Vertrag fuer einen Hartz-IV-Empfaenger, der ansonsten St Pauli verlassen muesste. Oder falls er so klug war Eigentum zu schaffen, verzichtet er einfach auf eine marktfaehige Miete und vermietet seine Wohung auf dem Kiez guenstig an eine mutikulturelle Grossfamilie. Er wuerde damit aktiv zum Erhalt der Sozialstruktur von St Pauli beitragen.


    Denn: Als Journalist und Autor gehoert er sicher nicht zur materiell verdraengungsgefaerdeten Klientel und koennte sich das locker leisten.


    Das gilt, denke ich, nebenbei fuer eine ganze Reihe Leute...


    Komischerweise geht aber niemand mit gutem Beispiel voran und macht so etwas. Stattdessen wird lieber von anderen (Stadt, Investoren, Politik) etwas eingefordert und ausgeblendet, dass man selbst ein Teil des Marktes ist und dass das eigene Hanldeln oekonomische Konsequenzen hat.

    6 Mal editiert, zuletzt von Midas () aus folgendem Grund: Edit eingefuegt

  • Es macht mich echt wütend!

    Es wird hier um ein Paar Millionen Steuergelder geredet. Wenn die Elbphilharmonie ein paar Milliönchen teurer wird, dann stört sich hier keiner daran. Ist ja auch ein wichtiges Prestigeobjekt, ein neues Wahrzeichen. Alles wahr, aber eben auch nur zugänglich für Besserverdiener. Für die darf gebaut werden. Aber die kleinen Kunsttreibenden sollen aus der Stadt vertrieben weden um die "klammen" Kassen zu füllen. Eine Schande. Es gibt genug Baurraum in HH, wo sich Investoren austoben können. Die Äußerungen, ob es sich denn überhaupt um echte Künstler handele und das dies doch erst zu prüfen sei, sind ziemlich kleingeistig. Bauen um jeden Preis ist nicht die Lösung.

  • NewUrban
    ich sehe keinen direkten Zusammenhang zwischen Gängeviertel und Elbphilharmonie. Es in Zusammenhang zu bringen, erinnert mich schnell an die Leserbriefe in der Bildzeitung, sinngemäß: "Die X bekommen total viel Geld, aber eigentlich müßte man Kindergärten bauen".
    Beide Vorgänge sind wichtig und sensibel und kritisch zu hinterfragen, aber nicht gegeneinander aufzuwiegen.


    Midas
    In einem der wenigen selbstkritischen Momente in "Empire St.Pauli" denkt King Rocko Schamoni kurz drüber nach, inwiefern er mit seinem Pudel Club Teil und Motor des Aufwertungsprozesses ist. Ist er natürlich, dennoch nicht in der Lage zu steuern - aber die Kritik richtet sich gar nicht so sehr gegen die Leute, die neu hinzukommen und irgendwann selber (siehe oben) eingesessene sind, sondern gegen die Instrumente, die das steuern könnten (Behörde, STEG) und die, die sich ne goldene Nase verdienen (Investoren).

  • Ich komme gerade von einer Podiumsdiskussion zum Thema Gentrifizierung zurück. Was ich erfahren habe:
    - Gerade auf St.Pauli bleiben langjährige Mieter in ihren günstigen Wohnungen, weil sie bei einer neuen Wohnung glatt mind. das doppelte pro qm zahlen müssten.
    - Würden diese Leute ausziehen, würde der Mietpreis für neue Mieter rasch nach oben gehen. Damit automatisch setzt ein Verdrängungsprozess von weniger solventen Einwohnern statt.
    - Die Stadt hat bereits seit Jahren, tlw. Jahrzehnten die Instrumente, um steuernd auf solche Prozesse einwirken zu können, bedient sich aber lieber dem Höchstgebotsverfahren, was der Stadt zwar mehr Geld einbringt, aber damit keinen steuernden Einfluss auf die Sozialstruktur eines Viertels hat.


    (PS: Sollte man am besten zusammen mit den vorherigen Posts in den Gentrifizierungsthread verschieben).

  • Ich war so frei schnell nochmal ein paar Fotos des Gängeviertels zu machen, für den Fall, dass es bald nicht mehr vorhanden sein wird.
    An jeder Ecke kann man den Unmut der Künstler und sonstiger "Aktivisten" sehen.


    Hamburg sieht rot und der Eckbau dank Gerüst gar nichts mehr:


    Leicht heruntergekommen, aber sicherlich erhaltenswert:



    Im Hintergrund das alte Unilevergebäude:



    Angrenzend an das Gängeviertel:



    Hinterhof im Gängeviertel:

  • Hamburg kauft das Gaengeviertel fuer 2.8 Mio Euro zurueck. Hier der Artikel im Abendblatt (Umweg ueber google news, weil der Artikel direkt bei Abendblatt.de neuerdings kostenpflichtig ist). Mehr hier.


    Das Projekt werde ohne eine weitere Beteiligung von Hanzevast fortgeführt. Das bestätigte die Stadtentwicklungsbehörde


    Wollen wir mal sehen ob die 'Kuenstler' es schaffen ein finanziell ansatzweise tragfaehiges Konzept auf die Beine zu stellen, oder ob nun von der Stadt erwartet wird das Ganze ad infinitum zu subventionieren. Letzteres faende ich nicht gerechtfertigt.

  • Midas schrieb:


    (...)


    Wollen wir mal sehen ob die 'Kuenstler' es schaffen ein finanziell ansatzweise tragfaehiges Konzept auf die Beine zu stellen, oder ob nun von der Stadt erwartet wird das Ganze ad infinitum zu subventionieren. Letzteres faende ich nicht gerechtfertigt.


    Warum nicht ? Ich finde das Ganze mittlerweile recht spannend, auch wenn die Entwicklung nicht optimal verläuft. Aber es wird doch so viel Geld ausgegeben, dann kann auch etwas für die Künstler abspringen, finde ich. Und die Ecke ist doch recht gut geeignet als Künstlerviertel..... da wäre was draus zu machen !


    Wenn ein wirklich gutes Konzept entsteht, könnte sich das Ganze vielleicht von selber finanzieren, aber ich denke, dass zuerst finanziell geholfen werden muss.

  • Dass ausgerechnet du die BILD Zeitung als Quelle nimmst, überrascht mich ein wenig. Bei den Hafennews wär dir das bestimmt ein Graus ;)
    Wahr ist, dass es zu laut war. Aber Randale? Wieso denn gleich generell wieder eine Infragestellung von der ganzen Künstlerinitiative?
    Aber vielleicht ein etwas weniger polarisierender Artikel (wobei bei man auch hier geteilter Meinung sein kann:
    http://www.taz.de/1/nord/hambu…aengeviertel-im-leerlauf/

  • Dass ausgerechnet du die BILD Zeitung als Quelle nimmst, überrascht mich ein wenig. Bei den Hafennews wär dir das bestimmt ein Graus ;)


    Ich fand in diesem Falle die Bild-Berichterstattung im Grossen und Ganzen ziemlich sachlich. Mir ist egal aus welcher Quelle ein Bericht kommt uns der Bericht darf auch gern tendenzioes sein, solange er Fakten korrekt darstellt habe ich ja immer noch die Moeglichtkeit mir anhald der Fakten meine eigene Meinung zu bilden und die Meinung der Zeitung zu ignorieren oder bestenfalls zur Kenntnis zu nehmen. Das Problem (off-topic) an den Hafennews des Abendblattes und anderer Zeitungen ist, dass sehr oft schlicht Fehlinformationen drin stehen und der Leser somit unabhaengig von der Meinung der Zeitung zu falschen Schluessen gelangt, wenn er sich auf die gelesenen Angaben verlaesst.


    Aber Randale?


    Kann ich nicht beurteilen - immerhin haben sich Bewohner genoetigt Gefuehlt die Polizei um Hilfe zu rufen.

  • Das der Springerkonzern mit immerhin ein paar tausend verängstigten Mitarbeitern direkt gegenüber residiert, ist vielleicht auch nicht ganz unwichtig. Sachlich ist an dem Artikel allerdings überhaupt nichts.


    Mit allen Mitteln versucht man also negative Stimmung zu erzeugen. (Es gelingt).


    "Was als alternatives Künstlerviertel begann, droht zum verwahrlosten Party-Hinterhof zu verkommen."


    Isabelle B. (23), Studentin aus dem Bäckerbreitergang: „Ich trau mich manchmal kaum mehr raus, wenn die draußen singen ‚Gleich brennt die ganze Stadt‘.“

  • ^^ Keine Ahnung. Ich war nicht dabei. Was hat Isabelle B denn tatsaechlich gesagt und was haben die Leute denn tatsaechlich gesungen statt 'Gleich brennt die ganze Stadt', wenn es nicht so stimmt wie es dort steht.

  • Man muss mit den "Bild"-Leuten mal im Rahmen von Pressearbeit tatsächlich zu tun gehabt haben, um den sachlichen Gehalt ihrer Meldungen ermessen zu können. Und das bezieht sich ganz besonders auf Personengruppen bzw. gesellschaftliche Bereiche, die bei Springer eh keinen guten Stand haben.
    Das da gegenüber dem Gängeviertel jetzt negative Stimmung erzeugt wird, wundert mich überhaupt nicht und die Methoden sind nun wirklich nicht neu.
    Wer bis zum Beweis des Gegenteils von einer wahrhaftigen Berichterstattung ausgeht, handelt reichlich naiv.