Altes Regierungsviertel - südliche Wilhelmstraße und Voßstraße

  • leider wird auch ein einzlner neubau nicht vermögen, das aussehen dieser trostlosen straße zu verbessern. man fühlt sich in einer ganz trostlosen vorstadtsiedlung.

  • Es gab bei dem Wettbewerb für das Landwirtschaftministerium einen "klassizierenden" Entwurf vom Berliner Büro ENS,der mit dem im Krieg zerstörten Vorgänger eine gewisse Ähnlichkeit hatte. Leider sind die Wettbewerbsergebnisse nirgendwo im Netz dokumentiert.

  • Arg... wie ich solche Beiträge liebe.


    Das Schloß soll aufgebaut werden!
    Der Pariser Platz soll im Ursprungszustand wieder hergestellt werden!
    Die Platten an der Leipziger gehören platt gemacht!


    ...und warum?

  • Warum das alles wieder? Damit Berlin wieder eine schöne Stadt wird, nicht wahr Lars? :)
    Spaß beiseite - an sich stehe ich auf Lars Seite. Wenn Aufwand und Ergebnis in einem realistischen/realisierbaren Verhältnis stehen, bin ich auch dafür, etwas was gewachsen, "schön", akzeptiert war, wieder auferstehen zu lassen.

  • Gemeßen an der Größe der Stadt hat Berlin ungewöhnlich wenig gut erhaltene repräsentative Altbaustruktur. Da ist es doch nur selbstverständlich das man so viel wie möglich davon wieder aufbaut. Die moderne Architektur hat doch in Berlin an jeder Ecke ihre Chance zu zeigen was sie kann..

  • gralsritter
    wird er aber nicht. im Immobilienscout habe ich letzte Woche entdeckt,daß leider in dem Haus, wo unten der Supermarkt ist, Eigentumswohnungen verkauft werden.
    im übrigen hat Herr Stimmann vor einiger Zeit diplomatische Verwickungen erzeugt, weil er die Tschechische Botschaft in den Plänen der Architekturwerkstatt nicht mehr eigezeichnet hatte.

  • In dem Maße, in dem Herr Stimmann mit manchen Äußerungen Verstimmung erzeugt, sorgt er bei mir für Freude.


    Daß da Eigentumswohnungen angeboten werden, ist allerdings eine ganz schreckliche Nachricht. Auf eine Art finde ich nämlich diese Möchtegern-Edelplatten viel schlimmer als den ganz banalen Typ Erfurt VII. Werden hier jetzt Wohnungen verkauft, ist auf eine Neubebauung dieses grauenvollen Viertels auf unabsehbare Zukunft nicht zu hoffen, es sei denn es zeigen sich so gravierende Baumängel, daß man nur noch abreissen kann.

  • Die Platte ist solieder als man denk, herrlich flexibel in der Aufteilung des Wohnraums und äusserst einfach energetisch zu sanieren! Würden Häuser nur aus ästhetischen Gründen abgerissen, dann könnte man gleich halb Deutschland in die Luft sprengen. Tjaja, wenn einige von euch nur Albert Speer spielen dürften, lebten wir in einem eklektizistischen Gründerzeitberlin, das einen mit seinen aufgeplusterten Gesten wie eine billige Nutte auf Schritt und Tritt belästigt!


    Lieber Lars


    Unser Kulturelles Erbe ist nunmal zerstört, pech gehabt! Deshalb gilt es neue Wege zu finden unsere Bautradition wieder sichtbar zu machen. Einfach irgendwelche Bauten kopieren ist nicht, oder nur selten der richtige Weg. Nun ist sich Berlin dessen aber auch bewusst. Dieser Platz ist zudem ständig umgebaut worden, wie würdest du den den rekonstruiren wollen? Im Zustand von 1830 oder 1930???

  • Die Gründerzeitarchitektur als "aufgeplusterte billige Nutte" zu bezeichnen, finde ich ja mal wirklich ungeheuerlich. Ich hätte da auch noch ein paar drastischere Ausdrücke für den real existierenden Müll, den sog. Architektenkollektive jenseits von Henselmann und Paulick in der sog. "DDR" hingewurschtelt haben. Solch eine Wortwahl will so gar nicht zu Ihrem Benutzernamen passen.


    Im übrigen geht der Tenor meiner Fraktion dieses Forums -soweit ich das sehe- hin zum klassischen Entwurf; Forderungen nach der Komplettrekunstruktion gründerzeitlicher Bauten stehen allenfalls am Rande oder beziehen sich ausschließlich auf die Wiederherstellung abgeklopfter Façaden.


    Zum Thema "solide Platte": also ich erinnere einen Besuch in der damligen "DDR" bei Freunden meiner Eltern. Diese zeigten uns ihre neue Wohnung in einem solchen tollen soliden Plattenbau. Dabei schoben sie auch mal das Sofa beiseite, um uns ein Loch in der Platte zu zeigen, durch welches man bequem ein bißchen den Kopf an die Luft halten konnte. Aber das war natürlich nicht an der Wilhelm St., die ja speziell für besonders "verdiente" SED-Bonzen reserviert war.

  • @ NewUrban Entschuldige bitte wenn ich auf deine Sätze nicht antworte, daß was du da schreibst ist mir wirklich zu primitiv. Ich sehe keinen Ansatz für eine konstruktive Gesprächsbereitschaft.

  • oho, zu primitiv? So primitiv wie das geprotze der Gründerzeit auf dessen Putz ich hier mal haun wollte, weil mir das ewige Gejammere auf den Geist geht! Für Berlin erachte ich allerhöchstens einen sehr sparsam ausgeführten Neoklassizismus als angemessen, welcher sich auch an manchen Ecken durchaus durchsetzt, mal besser, mal schlechter!


  • Jetzt liegt es an Ihnen: Eins, zwei oder drei...


    ...ob du wirklich richtig stehst, siehst du wenn das Licht angeht.


    Ich stehe im Übrigen auf der drei. ;)
    Nichts für ungut. Ich sitze zur Zeit an meiner Diplomarbeit und muss daher natürgemäß auf Thesen ohne Argumente und Argumente ohne Quellen allergisch reagieren.


    Ich sehe es ja ähnlich, da durch die Wiederherstellung des Platzes eine ehemalige städtebauliche Achse wieder ihr Gesicht und ihre Bedeutung gewinnt.


    Ist eine vollständige Rekonstruktion überhaupt noch möglich? Meines Wissens stehen die Gebäude der tschechischen Botschaft und weitere doch auf dem ehemaligen Platz?!

  • So ists leider. (einige Beiträge weiter oben schon erörtert)


    Architektonisch war der Platz stets eine etwas uneinheitliche Mischung. Wirklich schade ists m.E. nur um das Palais Borsig an der Ecke Voß St. und das Hotel Kaiserhof, das einst der U-Bahn-Station ihren Namen gab. Wichtiger als die ursprüngliche Architektur finde ich die Form und Anlage des Platzes, die eine sehr schöne Fortsetzung der Reihung offener Stadträume vom Potsdamer und Leipziger Pl. in die Friedrichstadt hinein darstellte. Dabei war der Platz aber durch seine Randlage etwas ruhiger und vornehmer und bildete ein elegantes Entrée zum Regierungsviertel.

  • Dieser Platz ist zudem ständig umgebaut worden, wie würdest du den den rekonstruiren wollen? Im Zustand von 1830 oder 1930???


    Umgebaut, aber nicht überbaut. Wieso nicht von 1930? Das ehem. Reichspropagndaminsterium, welches ja im Kern auch eines der alten Palais ist, steht ja schließlich noch und wird wieder von der Bundesregierung genutzt. Wieso also dürfte - wenn es überhaupt zur Debatte stünde - da nicht wieder die Palais von einst entstehen - oder meinetwegen auch etwas im Stil des Pariser Platz? Ein Platz könnte an dieser langen lauten Straße nicht schaden.


    Und wo würden wir leben, wenn du Albert Speer spielen dürftest? In einem Spiegelkabinett, wo sich Betonfassaden in den Glasfassaden des Gegenübers spiegeln? Außerdem war der WP in erster Linie vom Klassizismus geprägt.


    Philipp
    Wie bereits gesagt wurde sind die beiden Platzhälften mit Häusern überbaut, die man nicht so einfach wegbekommt, eben der Botschaft und dem Haus, das grad zu Eigentumswohnungen umgewandelt wird. Und die Umbauung auf der Südseite ist auch neu.

  • Vergiss es, NewUrban. Hier wird gerne übersehen, dass auch die jüngere Überformung eine Tatsache ist - ob sie gefällt oder nicht, dass Eigentümer und Investoren oft andere Ansprüche besitzen, als lediglich irgendwelchen dahergelaufenen Flaneuren mit Minderwertigkeitskomplexen ("öööh, woanders gibt's aber mehr Altbauten als hier") eine schöne Postkartenansicht zu liefern, dass sich allerhand Rahmenbedinungen geändert haben, ein Haus aber dennoch in erster Linie seine Grundfunktionen erfüllen muss, dass ein neues Haus, egal wie es aussieht, kein "Altbau" mehr ist und damit zwangsläufig ganz andere Botschaften transportiert (was leider erst in der Masse so recht zur Geltung kommt und deshalb einigen Halbgebildeten kaum zu vermitteln sein dürfte) und vor allem, dass die heutige gebaute Umwelt das Ergebnis komplexer Vorgänge der Vergangenheit und zahlreicher Akteure ist, von denen nur Dummköpfe annehmen können, sie seien alle höchstens halb so schlau wie man selbst gewesen.


    Alberne Schulhofphrasen ("üs mür zu prümütüv" :D) oder gestelzte Umgangsformen als Tarnung halbgarer Inhalte (dass die Bauten an der Wilhelmstraße DDR-"Bonzen" vorbehalten waren ist auch so ein Märchen, das nicht richtiger wird, wenn man mit entzückender Form die 33 Lenze als mindestens 150 - inklusive der so implizierten Lebensweisheit - ausgeben möchte) zeigen ja schon einmal, wem man die höchsten Planungsämter keinesfalls anvertrauen sollte. Im Prinzip verhält es sich mit den geforderten "Altbauten" wie mit ihren kompromisslosesten Verfechtern: viel Fassade und viel Ausdauer - aber wenig Inhalt! Apropos Inhalt: es hat noch keiner erklärt, was eigentlich in den vielen neu aufgebauten Mietshäusern und Palais passieren soll. Irgendwann ist Dahlem komplett leergeräumt und zumindest ich besitze kein gesteigertes Interesse daran, mit meinen Abgaben die Berliner Hatz-IV-Empfänger in ihren schicken neuen "Altbauten" zu subventionieren. Aber wenn sich jemand aus eigener Tasche mit einem neuen Haus konventioneller Prägung schmücken möchte und sich darin wohl fühlt oder meint, das sei eine lohnende Investition, dann soll er's gerne tun. Die Frage, weshalb davon dennoch so wenige Gebrauch machen, lässt die Synapsen manch kleiner Speers (schöner Vergleich übrigens :)) sicher ordentlich qualmen.

  • Muss man denn mit allem, was die Investoren entscheiden, übereinstimmen bzw. es tatenlos hinnehmen? Und wieso durften diese "komplexen Vorgänge" nur in der Vergangenheit stattfinden und nicht auch heute, indem man, wie auch schon früher, die Bauten und Strukturen der Vergangenheit abreißt bzw. überformt? Womit ist ne andere Frage...


    Die meisten Leute sehen eben nur die Straße und ihre Bebauung. Ich denke mir auch, wenn das Fußballspiel vorbei ist, wozu muss ich mir noch das Gerede vom Günter Netzer anhören? Ich habe mir das Spiel angeschaut, fands gut oder nicht und gut ist. Genauso geht man eben eine Straße entlang, wenn man sich nicht mit dem Thema beschäftigt, sieht ein gewöhnliches Wohnhaus, denkt sich "Oh, wie schön/Ihh, wie hässlich" und geht weiter. Muss man denn als Fußgänger alles analysieren!? Und man besucht eine Stadt nun mal u.a., weil man die Ansichten von Postkarten o.ä. kennt und sich diese live anschauen möchte. Dabei kann es genau so gut ein moderner Bau sein, den man auch ohne Hintergrundwissen beurteilen kann.


    Diese "Palais" sind ganz nett, aber gegen ne Villa in Dahlem auch so viel Wert, wie ein Lückenfüller in Mitte zu einer repräsentativen Altbauwohnung, die auch nicht am in einem Gründerzeitpalast sein muss. Ich denke, das gilt auch für z.B. nen Patzschke. Kenne die Wohnungen zwar nicht, aber vermute mal, dass auch sie nur kahle, weiße Beton- oder Regipswände sind mit niedriger Decke. Also, wie du schon sagst, mehr Schein als Sein. Aber der Schein passt eben besser neben einen klassizistisches Ministerium, als die Glashäuser, die hinter der Fassade genauso wenig Sind, wie die meisten Neubauten der letzten Jahre. Also, wenig Fassade und wenig Inhalt...Ist das besser? Und wenn man hier nur nach 300m hohen HHs strebt, dann hat man keine Minderwertigkeitskomplexe?