Finanzplatz Frankfurt

  • PS: um noch ein unumstößliches Rechtsargument zu nennen, einen "EU Pass" für Finanzgeschäfte bekommt zwar streng juristisch auch, wer nur seinen Sitz mit der Unternehmensführung in der EU hat, aber de facto muss auch das ganze Backoffice in der EU sitzen. Denn gem. EU Datenschutz und Finanztransaktionsrecht muss die ganze Datenverarbeitung innerhalb der EU stattfinden. Juristisch ist auch jeder Arbeitsplatzrechner, an dem ein einfacher Sachbearbeiter sitzt und im Zuge seiner Tätigkeit natürlich auf entsprechende Kundendaten usw. zugreifen muss, ein Ort der Datenverarbeitung. Das darf weder in London bleiben, noch darf es nach Indien gehen. Es muss zwingend innerhalb der EU sein, ansonsten gibts keinen "EU Pass". Ist einfach so, keine Frage von Meinung oder Diskussion, sondern der Rechtsrahmen. Alleine das erzwingt den Umzug von tausenden Jobs und alleine das verhindert zB eine Verlagerung nach Indien, wie schon geunkt wurde. Und wenn man umziehen muss und wenn man zwingend an einen Standort innerhalb der EU umziehen muss dann drängt sich Frankfurt nun einmal auf. Europas Finanzplatz Nr. 2 direkt nach London (siehe oben), Sitz der EZB, Sitz von bereits reichlich Finanzwirtschaft. Ein absoluter "no-brainer".

  • MAINHATTAN

    ^Ich teile Pumpernickels Freude für Frankfurt. Mainhattan aka Frankfurt steht im Ausland hoch im Kurs - in West wie auch in Ost.


    Fakt ist, dass Frankfurt bereits vor dem Referendum in UK gedanklich angesteuert wurde - und das nicht zu wenig.
    Nun muss es zwangsläufig für einige Banken und Unternehmen praktischer angegangen werden.


    Die Signale, die von Frankfurt ausgehen sind gut und werden wahrgenommen.


    Dass Frankfurt vom Brexit profitieren wird, ist an sich klar. Wieviele Europazentralen und Stützpunkte letztlich nach Frankfurt umgesiedelt werden, wird sich zeigen. Auch wenn es NUR 20.000 Arbeitsplätze wären, bedeutete das einen ungeheuren Schub. 20.000 sind umgerechnet rund 10 Hochhäuser. 20.000 Menschen brauchen Wohnungen. Und dann sind da auch teilweise Familien noch im Schlepptau. 20.000 müssen versorgt und bespaßt werden etc.
    Zwangsläufig führt das auch zu steigenden Preisen im Bereich Immobilien. Klar, auch das wird eine Folge sein.


    Was Frankfurt jetzt angehen muss, ist, sich internationaler zu zeigen, als bisher.
    Nicht nur im Financial District (der als solcher nicht optisch ausgewiesen ist) sollte Deutsch und Englisch als Sprache sichtbar sein.


    Das Umland sollte als Greater Frankfurt ausgewiesen werden - also die Bereiche, die andernorts längst eingemeindet wurden und unter den Metropolennamen fungieren.
    Frankfurt darf sich auch mehr als Metropole der kurzen Wege präsentieren und als grüne Großstadt.


    Das Potential von Mainhattan ist da, muss nur intelligent und mit Herz weiterentwickelt werden - und nach außen sympathisch dargestellt werden.

  • Ich kann ergänzen, dass dieser Tage die großen Makler der Stadt ihre gewerblichen Kunden auf eine weitere Verknappung hochwertiger Büroimmobilien und steigende Mieten einstimmen. Argumentiert wird ausführlich mit dem Ausgang des Brexit-Referendums. Mieter mit Verträgen, die in den kommenden Monaten und sogar Jahren auslaufen, sollen sich demzufolge entweder mit ihrem aktuellen Vermieter über eine vorzeitige Vertragsverlängerung einigen oder aber (und hier hofft der Makler natürlich auf seine Chance) sich möglichst frühzeitig neue Flächen sichern.


    Das zeigt zumindest, dass seitens der Immobilienwirtschaft eine Dynamik auf dem gewerblichen Mietmarkt angeheizt werden soll, die auch Branchen außerhalb des Finanzumfelds erfasst - einfach durch die Erwartung, dass bald der große Run einsetzt. Ich bin gespannt auf die nächste Zeit und wie der Markt tatsächlich reagieren wird.

  • EBA nach Frankfurt?

    Anders als tw. hier kolportiert könnte die EU-Behörde für Bankenregulierung (EBA) doch nach Frankfurt umziehen! So jedenfalls geht es aus einem heutigen Online-Artikel des H a n d e l s b l a t t hervor, wonach dies ein EU-Vertreter äusserte!: "Deshalb wird die EBA entweder nach Paris oder Frankfurt umziehen."

  • Also ich kann den Pessimismus hier auch nicht verstehen,wenn es darum geht ob Frankfurt profitieren würde oder nicht.


    Auf der anderen Seite-obwohl ich es Frankfurt so sehr gönne,wie niemand anderen-sind die ganze Umzüge und das drum und dran bis jetzt Spekulationen und nichts anderes.Egal ob von uns hier im Forum,von den Medien,vom Bürgermeister etc.


    Wenn das Vereinigte Königreich tatsächlich,ohne größeren Widerstand aus der EU austritt UND den EU-Pass für Banken verliert,kommt nur der Boom zustande.
    Und das wissen noch nicht mal die führenden Politiker,ob das wirklich so kommt.Keiner auf dieser Welt weiß es.Sollte es nicht dazu kommen(wovon ich ausgehe)wird Frankfurt trotzdem leicht profitieren.Denn bis es so weit ist,werden schon ein paar Fintechs oder EU-Institutionen auch nach Frankfurt ziehen könnten.Dazu war das ganze auch Werbung für Frankfurt,dass es ein Platz ist,wo man hinziehen kann,wenn das ewige hin und her mit UK weitergeht und die Zukunft dort unsicher bleibt.

  • EBA

    Nach den letzten Tagen und vielen Gesprächen dienstlicher Art kommt für mich ein Ergebnis raus: die EBA wird eher nach Frankfurt ziehen, als irgendwo anders hin.

  • ^^es gibt Politik und es gibt Recht. Politik ist für Diskussion offen, das Recht nicht. Da gibt es höchstens verschiedene Auslegungen (was aber nichts mit persönlichen Meinungen zu tun hat, also auch nichts mit Diskussion in diesem Sinne). Wo die Rechtslage aber keine andere Auslegung erlaubt ist nun einmal beim Thema "EU Pass". Sitz, Organisation und Datenverarbeitung müssen abschließend und ausschließlich innerhalb der EU angesiedelt sein (eine Frage der Jurisdiktion). Das muss auch nicht neu ausprozessiert werden oder so, das hat auch das EuGH bekräftigt, als die EZB erzwingen wollte, dass derlei sogar nur innerhalb Eurolands (für Eurogeschäfte) stattfinden dürfte und UK das Verfahren gewann, da lediglich notwendig sei, dass Eurogeschäfte - wie alle anderen Geschäfte, wofür der umgangssprachliche "EU Pass" notwendig ist - innerhalb der EU abgewickelt werden. Die Rechtslage ist damit geklärt und das festzustellen hat rein gar nichts mit Spekulationen zu tun.


    Die EBA ist hingegen wirklich erstmal Spekulation, aber auch gar nicht so wichtig, denn dabei handelt es sich nur um eine niedrige dreistellige Zahl von Mitarbeitern, das ist v. a. politisches Prestige. Sollten sich die Pariser, die traditionell Prestige lieben, jetzt enorm abarbeiten die EBA zu bekommen und dafür Frankfurt umso mehr an anderer Stelle gewinnen, dann wäre das also nicht das schlechteste.


    RYAN-FRA
    Du kannst die aus London umzuziehenden Positionen nicht 1:1 in Personen umsetzen, die am Ende auch am neuen Standort zusätzlich tätig sein werden. Wenn jetzt 20.000 Finanzler nach Frankfurt umgesiedelt würden, dann wäre es mit dieser Zahl ja nicht getan. Da brauchst du noch Sekretäre, die Kantine, zig andere Jobs, deren Inhaber nun einmal in solchen Fällen kein Expat-Angebot erhalten, sondern sich selbst einen neuen Job in London suchen müssen. Expat-Angebote macht man nur den Top-Fachkräften. Die ganzen Zuarbeiter, die einen großen Teil der Belegschaften ausmachen, werden nicht umgezogen. Darum, falls diese wirklich alle ausschließlich in Hochhäuser ziehen sollten - was ich jetzt nicht glaube - dann mach in deiner Modellrechnung eher 20 Hochhäuser draus.

  • ^Ich würde jetzt aber mal spekulieren, dass ein EBA-Zuzug ein Indikator für zukünftige Aktivitäten der wichtigsten Banken sein könnte. Vermutlich möchte man auch physisch nah an der Action sein und sollten jetzt die wichtigsten Banken Paris bevorzugen, dann könnte das vlt bedeuten, dass die EBA evtl dann auch nach Paris ziehen würde (gilt natürlich auch für Frankfurt).

  • Generell würde ich es natürlich begrüßen, wenn viele Unternehmen und Arbeitsplätze nach Frankfurt verlegt werden. Viele nehmen die Volksabstimmung aber beim Wort. Man sollte sich auch nochmal fragen, ob der Brexit tatsächlich auch Brexit heißt. Vermutlich werden die Unternehmen nämlich erstmal abwarten wie weitere Regelungen aussehen und nicht sofort ans Umziehen denken. Mit Sicherheit werden Pläne und Szenarien erstellt, aber bis es zu einer Aktivierung des berüchtigten Artikel 50 für den Austritt aus der EU kommt, halte ich es für unrealistisch, dass irgendein Unternehmen Arbeitsplätze woandershin verlegt (oder zumindest wegen dem Brexit).


    Zum anderen wird Artikel 50 vermutlich nicht durch Cameron aktiviert. Cameron hat seinen Rücktritt für Oktober angekündigt. Bis dahin vergeht also noch 1/4 Jahr. Selbst wenn der Brexit-Verfechter Johnson seine Nachfolge antritt, dann ist immer noch keine Aktivierung von Artikel 50 garantiert. Denn Johnson hat sich bereits in mehreren Interviews nach dem Referendum geäußert, dass man ja nichts überstürzen sollte. Hier zeigt er sich also sichtlich zögerlich. Ich meine, dass die Politik in London auch nicht so dumm sein wird, um nicht die Folgen erkennen zu können. Sie würde dadurch viel Geld verlieren.


    Deswegen gehe ich davon aus, dass ein EU-Austritt evtl. gar nicht stattfinden wird. Evtl. macht man jetzt Berechnungen was tatsächlich für Kosten auf einen zukommen und dann kann ich mir gut vorstellen, dass man versucht durch Kampagnen die öffentliche Meinung wieder umzustimmen, so dass im Endeffekt die EU-Mitgliedschaft bestehen bleibt. Bevor aber Artikel 50 aktiviert wird glaube ich nur schwer daran, dass er es jemals wird - zumindest zum aktuellen Zeitpunkt.


    Und falls GB erst verhandelt und versucht einen Status wie die Schweiz zu bekommen, dann wäre auch eine Versetzung der Arbeitsplätze nicht unbedingt notwendig. Ich weiß, dass meine Ansicht nicht so optimistisch ist wie von vielen hier und ich hoffe nur, dass ich falsch liege, aber meiner Meinung nach entspricht das eher der Realität. Die Politik ist immerhin auch nicht gezwungen dem Wunsch des Volkes zu folgen (paradox, ganz klar, aber leider tatsächlich so).

  • Und falls GB erst verhandelt und versucht einen Status wie die Schweiz zu bekommen, dann wäre auch eine Versetzung der Arbeitsplätze nicht unbedingt notwendig.


    Doch auch dann - und zwar unbedingt.
    Die UBS hat nur deswegen beispielsweise bereits eine größere Vertretung in FFM aufgebaut, weil sie den "EU Pass" mit Sitz in der Schweiz nicht bekommt. Es wurde extra eine eigene Tochter für das Europageschäft gegründet (die u. a. in Frankfurt residiert). Inzwischen denkt die UBS offen darüber nach, das ganze Europageschäft in FFM zu bündeln, was sich aufgrund der üblichen Synergien natürlich auch anbietet.


    Der Status der Schweiz oder von Norwegen wird gemeinhin überschätzt. Das ist eben nicht nur einfach eine "EU Mitgliedschaft light und ohne Stimmrecht". Das ist eine ganz andere Sache. Und einen EU Pass gibts damit halt einfach nicht. Auch das ist keine Spekulation, sondern eine Tatsache, siehe Status Quo der Schweiz und Norwegens, keine dort ansässige Bank bekommt für ihre dort ansässigen Geschäfte einen EU Pass. Ist einfach so. Und das wäre bei UK nicht anders, selbst wenn - und gerade das werden die EU Granden schon aus Trotz nicht gewähren - am Ende eine ähnliche Extrawurst wie für Norwegen und die Schweiz rauskäme. Um Finanzgeschäfte in dieser Form in der EU zu machen muss Organisation, Führung und Datenverarbeitung vollständig in der EU angesiedelt sein. "Isso" und genauso wenig politisch verhandelbar wie Art. 1 Grundgesetz oder andere, ganz fundamentale Prinzipien einer staatlichen Organisation. Das liegt daran, dass diese Geschäfte dann nicht mehr der Rechtsordnung der EU und der Gerichtsbarkeit des EuGH unterliegen, was aber für den "EU Pass" zwingend notwendig ist (der sich ja per Definition auf die Rechtsordnung der EU stützt).


    Das muss alles aus UK raus und Frankfurt am Main ist nun einmal der prädestinierte Zielort in der EU. So ungläubig auch du da noch sein magst. ;)


    (PS und Offtopic: ich will den Prime Minister von UK sehen der ein Referendum einfach übergeht, die Briten mögen teilweise "bregrets" zeigen, aber worauf diese wesentlich allergischer reagieren ist Autokratie; das mussten schon frühere Monarchen lernen, die sich einfach über das Votum des Parlaments hinwegsetzten und in Folge gestürzt wurden, weswegen nun seit einigen Jahrhunderten King oder Queen nur noch zeremonielle Funktion haben und selbst bei ihren Reden in Westminster strikt das ablesen müssen was ihnen von den demokratisch gewählten Vertretern vorgegeben wurde - und schon aus Trotz würden dann auch viele Brexit-Gegner solch eine Regierung aus dem Amt jagen; so duckmäuserisch, dass man mit solch einem "Coup" durchkommen und ein eindeutiges Wählervotum einfach ignorieren könnte, sind höchstens die Deutschen, die Briten keinesfalls)

  • ^Pumpernickel liegt da richtig. Raus heisst raus! Wenn Brexit vollzogen wird, dann wird es Handelsabkommen geben, aber die EU Geschäfte müssen in die EU, da gibt es keine halben Sachen. Auch völlig klar: Einen Exit vom Brexit wird es nur mit einem neuen Referendum geben (sehr unwahrscheinlich), kein PM wird sich dem Volk wiedersetzten (das funktioniert vlt bei uns, aber nicht in UK).


    Es geht nur noch um "wann" und "wie", aber nicht mehr um "ob". Die Unternehmen planen mit Sicherheit schon im Hintergrund, da wird nicht blind zwei Jahre gewartet, darum muss Frankfurt auch jetzt schon ran!

  • Die EBA und die EZB Regulierung überlagern sich. Es würde, gerade im Sinne einer schlankeren EU, am meisten Sinn machen, dass die EBA aufgelöst wird und die EZB Regulierungsabteilung in Frankfurt zur neuen EBA wird.

  • Auch wenn es manche immer noch nicht glauben wollen, eine Presseschau ergibt, dass der Fallout schon begonnen hat und schon Tatsachen geschaffen werden. Die teuren britischen Privatschulen haben bereits massenhaft Abmeldungen für das nächste Schuljahr erhalten, mit dem Hinweis, dass sich die Eltern der Kinder auf einen Wegzug vorbereiten würden. Jedes 5. britische Unternehmen denke derzeit darüber nach seinen Standort aus UK nach Festlandeuropa zu verlagern (Deutschlandfunk).


    JPMorgan und UBS gehen nun davon aus, dass London seine führende und unangefochtene Rolle als Finanzmetropole in Folge des Brexit einfüßen wird. (http://www.businessinsider.de/…o-europe-2016-6?r=UK&IR=T). Das deutet auf einen deutlich stärkeren Wegzug der Branche als bisher diskutiert hin, denn der bisherige Abstand von Frankfurt und Paris zu London ist gigantisch. Damit London seine "Krone" verliert müsste der Wegzug im sechsstelligen Bereich liegen.


    Die Folgen gehen auch schon weit über den Finanzsektor hinaus. So prüft nun Vodafone konkret seinen Sitz aus UK heraus zu verlagern (http://www.golem.de/news/brexi…s-aus-uk-1606-121824.html).


    Richard Branson, der schillernde Milliardär, hat erklärt, dass durch den Brexit bereits ca 1/3 seines Firmenwerts vernichtet sei und ganz konkret ein Geschäft geplatzt wäre, das kurzfristig 3.000 Jobs in UK geschaffen hätte (http://www.businessinsider.de/…ittel-ihres-wertes-2016-6).


    Und so geht es derzeit immer weiter, wenn man die Presse etwas durchsucht.


    Frankfurt hat definitiv nicht nur bei den Finanzen Perspektiven. All die bereits diskutierten Standortfaktoren gelten selbstverständlich auch für andere Geschäfte. Wer weiss, vielleicht ist zB Vodafone bald ein deutscher Konzern - mit Sitz in Frankfurt.

  • ^


    Wenn Vodafone tatsächlich komplett nach Deutschland zieht, wird der Sitz mit Sicherheit Düsseldorf sein: https://de.wikipedia.org/wiki/Vodafone-Campus


    Inzwischen gibt es auch einen Artikel auf Spiegel-Online zu dem Umzugsthema: http://www.spiegel.de/wirtscha…eue-london-a-1100689.html


    Alleine schon aufgrund des Titels zweifele ich ein wenig an der Sachkenntnis der Autoren. Man kann ja zur Finanzbranche stehen wie man möchte, aber wenn man ernst genommen werden möchte sollte man sich pauschale Verunglimpfungen nach meiner Ansicht sparen. (Edit: In der ersten Version war noch von Finanzhaien die Rede)


    Weiterhin gibt es auch einen Artikel in der New York Times: http://www.nytimes.com/2016/07…l-world-to-call-home.html


    Hier wird die Suche auf insgesamt neun Städte ausgeweitet und es gewinnt Amsterdam(!) knapp vor Frankfurt. Na ja.


    In der morgigen Print-Ausgabe der FAZ gibt es ebenfalls einen Artikel. Dieser bringt die üblichen Verdächtigen ins Spiel (Dublin, Luxemburg, Paris und Frankfurt) und geht davon aus, dass sich die Städte den Kuchen unter Umständen nach Geschäftsbereichen getrennt aufteilen könnten. Stellt aber in Frage ob es überhaupt zu so einer großen Anzahl von Umzügen kommt.

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  • Der Artikel in der NYT - naja ein richtiger Artikel ist es ja nicht - ist sehr interessant und aufschlussreich, wenngleich diese Rankings bzw. deren Kriterien ja immer etwas fragwürdig sind. Aber von der Richtung her, passt es meines Erachtens. Minuspunkte in Frankfurt ist sicherlich die im Vergleich zu anderen Ländern deutlich schlechtere Sprachkompetenz der Durchschnittsbevölkerung das Englische betreffend und die Schulen, naja. Aber es gibt ja viele Privatschulen. Kulturell würde ich Frankfurt nicht so schlecht bewerten, jedenfalls kann sich doch die Museumslandschaft sehen lassen.

  • ^Banker sind nicht alle nur hardcore Museumsbesucher, Golfspieler und Weintrinker - die Banker in NYC und London wollen genauso Nightlife, top Sports Events (NFL, NBA, Premiere League, Wimbledon, etc), Sports Bars, Irish Pubs, Shopping Malls, Stand up comedy, trendy Food options (zB Fusion food - das gibt es bei uns noch gar nicht so richtig), so ziemlich alles also, die geben ihr Geld nicht nur komplett für Luxus oder Museen aus, sondern auch für mainstream Entertainment, und da hat Frankfurt wirklich noch sehr viel Nachholbedarf (Amsterdam und Dublin haben da zB auch mehr zu bieten als Frankfurt, Paris sowieso)...Kultur ist mehr also nur Gallerien und Museen.

  • Keines der mir bekannten Städte-Rankings der London-Konkurrenten beinhaltet die lokale EU-Exit-Gefahr. In UK scheint aller Voraussicht nach ein Szenario (nämlich der Brexit) einzutreten, das noch vor ein paar Tagen als nahezu ausgeschlossen galt. In den Niederlanden und Frankreich trommeln Wilders und LePen für Nexit- und Frexit-Referenden und werden sich so schnell nicht entmutigen lassen. Wer heute annimmt, dass es Nexit und Frexit in den kommenden 5 Jahren nicht geben wird, hat das vermutlich letzte Woche auch zum Brexit gesagt. Will heißen: Wenn ein Unternehmen wegen des Brexit aus UK fortziehen muss, sollte es mMn in seine Umzugsentscheidung auch einbeziehen, ob es am Zielort der Wahl signifikante politische Kräfte gibt, die ebenfalls auf einen EU-Exit hinarbeiten. Gebranntes Kind scheut schließlich das Feuer. Von dieser Perspektive aus betrachtet, ergibt sich meiner Ansicht nach ein weiterer Pluspunkt für Frankfurt und Minuspunkte für Paris und Amsterdam. Möglicherweise sogar auch ein Minuspunkt für Dublin, denn wie sich die Dinge in Irland entwickeln, falls UK tatsächlich aus der EU austritt und der Nachbarinsel und "Ex-Kolonie" anschließend unmoralische Angebote macht, ist für mich noch längst nicht absehbar.

  • zu #100:


    Das ist Quatsch, jedenfalls bzgl. der Punkte die du aufgelistet hast. Ob Amsterdam und/oder Dublin dennoch attraktiver für die Banker sind, möchte ich jetzt nicht diskutieren.
    Aber in Amsterdam und Dublin findest du kaum bis gar nicht/keine:
    - Top Sport Events (NFL, NBA, Grandslam-Tennisturnier etc.), die gibt es dort auch nicht,
    - Shopping Malls in der Innenstadt gibt es in beiden Städten auch so gut wie keine, deren Innenstädte sind ziemlich durch kleinteiligen Einzelhandel geprägt, dagegen ist Frankfurt geprägt durch MyZeil und große Kaufhäuser wie Kaufhof, Karstadt, P&C
    - was Irish Pubs betrifft wird man sicherlich Dublin (als irische Hauptstadt) nicht das Wasser reichen. Jedoch gibt es mittlerweile eine ordentliche Zahl an Irish Pubs in FFM, und auch die Zahl der Bars/Gaststätten, in denen man Sport & Fussball schauen kann, ist in Frankfurt extrem hoch.
    - bzgl StandupComedy musst du mir erst mal Nachweise liefern ... Dublin ist ein Kaff und dazu ein armes zugleich. Ich denke nicht, dass es in dieser kleinen Stadt regelmäßig StandupComedy gibt, wenn überhaupt. Auch bezweifle ich, dass Amsterdam eine StandupComedy-Szene hat, wenn überhaupt dann in erster Linie in holländischer Sprache.
    - was trendy food options betrifft, dürfte Frankfurt weit vor den beiden anderen Städten liegen, nicht weil Frankfurt äusserst extrem viel vorweisen könnte, sondern einfach weil in diesem Punkt die beiden anderen Städte sauschlecht sind. In Dublin/Irland gibt es keine ausgeprägte Ess-/Küchenkultur ... Variationen haben in den letzten Jahrzehnten allenfalls die Einwanderer (v.a. aus Asien) mitgebracht, aber das auch nur auf niedrigpreisigem Standardlevel, also nix mit trendy und so. Amsterdam ist in dieser Hinsicht zwar besser als Dublin (allein schon wegen der Größe der Stadt, weshalb AMS dadurch mehr Angebot vorweisen kann), doch muss man diese Essmöglichkeiten auch erst mal lange suchen. Das Gros des Angebots ist nicht besser als die fettige Esskultur aus Belgien (Fritten etc. ... teilweise kann man diesen Fras, also Fritten & Pizza, aus dem Automaten ziehen).
    Dagegen ist Frankfurt wirklich gut aufgestellt (das Aufzählen lasse ich mal, als Frankfurter sollte man es besser wissen ... ein Spaziergang durch die Innenstadt, das Bahnhofsviertel, durch das Nordendviertel oder Sachsenhausen dürfte reichen um die Reichhaltigkeit der hiesigen Gastroszene zu erkennen).

  • Lifestyle!

    merlinammain: Ich glaube, du musst die Lokalbrille absetzen und mal über den Tellerrand schauen. Dublin und Amsterdam sind vlt in dieser Hinsicht Frankfurt nicht überlegen aber trotzdem eine Stufe höher zu ranken.


    Die Internationalen Banker sowie Europäer generell leben kulturell vernetzter als wir (Deutschland lebt International in einer Art Parallelkultur, einzig Formel 1 und Fussball via Sky und UEFA (früher noch Tour de France) verbindet uns aktuell noch kulturell mit Europa -> ich meine natürlich Gegenwartskultur / Lifestlye).


    Zu Amsterdam und nightlife muss ich da nicht viel sagen, da können nur die großen Metropolen und Hamburg mithalten. Amsterdam hat auch die beliebten Convenience stores und vermutlich mehr Argentin. Steak Restaurants als ganz Deutschland zusammen), Ajax Amsterdam ist zB eine Legende in Europa (immer noch) und spielt jedes Jahr Champions League gegen teams wie Real Madrid oder Manchester Utd, auch gibt es da die Endemol Studios mit live audience, und in Dublin spielen regelmäßig die großen College Football teams aus den USA (Notre Dame, Navy, Boston College, Georgia Tech) und im Aviva Stadium finden Rugby Spiele statt (fast alle großen Nationen in Europa sind große Rugby Nationen, nur wir nicht, also bitte Deutschlandbrille abnehmen - die Expats stehen da drauf). St.Patrick's Day ist auch ein Mega Event in Dublin (viel größer als in London), nur Boston, Chicago und NYC kommen da halbwegs ran...


    Ansonsten, fast alles an Food-Brands was wir in Frankfurt (Deutschland) haben ist ein Abklatsch vom Original. Die Expats werden natürlich das Deutsche Bier und unsere Würstchen und die Kleinmarkthallte usw lieben, aber bitte nicht jeden Tag und der Bäcker um die Ecke ist für Expats keine "Brand". Die wollen Pret-A-Manger, Potbellys, Jamie's Italian (auch wenn unsere Italiener besser sind), TGI Fridays, Five Guys, Shakeshack, usw - alles weltbekannten Brands aus USA und London, sind alle bereits etabliert in London, Paris, Madrid, usw nur bei uns nicht - bei uns gibt es nur lokale copycats. Und zur Stand-up comedy scene (nur als Bsp): Sogar hier in Hamburg gibt es englischsprachige Angebote, da werden die Comedians sogar 1x im Monat direkt aus London eingeflogen.


    Es gibt aber auch gute Nachrichten: Neben Berlin ist Frankfurt am Internationalsten aufgestellt (CineStar in der City hat ein wirklich großes Angebot an Filmen in OV, nur Berlin kann da mithalten), auch gibt es bereits jetzt schon weltbekannte Food Angebote (Chipotle, Bareburger, Champions Burger@Marriott zB) die es in Deutschland sonst nicht gibt und in Europa nur in Paris, Madrid und London. Die "neuen" Downtown malls MyZeil (bald neues Kino + Food Court), Skyline Plaza (Food court) und in einigen Jahren DB Areal sorgen schon mal für die nötige Infrastruktur, einzig Angebot und Ladenmix müssen noch Internationaler werden. Auch Henninger Turm mit seinen Angeboten wird bestimmt ziemlich beliebt werden. Lokale Optionen sind super, aber Internationale Brands sind ein muss(!), einfach Basics. Museen, Gallerien usw sind toll für Touristen oder Expats in den ersten zwei Monaten, aber ansonsten zählt nur Lifestyle! Ich hab kurz mal in London gelebt und kenne Lifestyle und Vorlieben meiner Arbeitskollegen/Bekannten dort.


    Paris kann das alles bieten (+train ride nach London), La Defense, Disneyland, Champions League Fussball, Rugy, usw


    was trendy food options betrifft, dürfte Frankfurt weit vor den beiden anderen Städten liegen, nicht weil Frankfurt äusserst extrem viel vorweisen könnte, sondern einfach weil in diesem Punkt die beiden anderen Städte sauschlecht sind.


    Das mag sein, ich meine ja auch nicht die feinen Restaurants, sondern die Angebote 1-2 Stufen darunter, da ist Frankfurt International nicht gut aufgestellt (zumindest gibt es zu wenige Optionen). Die Banker sind Menschen wie wir, die essen nicht jeden Tag nur Kaviar...