Dresden: Pirnaische Vorstadt/Lingnerstadt

  • Mit Überheblichkeit wollte ich Dir nicht begegnen. Ich konnte mir nur nicht den Vergleich der GHND mit einer religiösen Gruppe verkneifen.
    Mir ist bei Dir überhaupt nicht klar, wie Du Dir das Bauen in dieser Stadt bzw. Städtebau allgemein vorstellst:
    - Für Dich ist die DDR- Bebauung im Robotronareal wertvoll und Du plädierst für einen Weiterbau. Warum? Was findest Du hier erhaltenswert?
    - Kulkas Planung empfindest Du als Schund. Warum? Gilt das für den Städtbau und/oder seine Gebäudeentwürfe? Gilt das auch für die Entwürfe der anderen beiden Büros?
    - Mit den Zielen der GHND stimmst Du weitest gehend überein? Gleichzeitig prangerst Du die Pläne für die Pirnaische Vorstadt als geschichtsrevisionistisch an? Verstehe ich nicht!

  • Beim Robotronareal habe ich Verständnis für die Leute, die hier früher gearbeitet haben und nun für sie ein Stück Vergangenheit abgeräumt wird. Bei der Kantine fehlt es mir aber schwer, einen architektonischen Wert zu erkennen (zumindest nicht in der Außenarchitektur). Andererseits gibt es hier aus meiner Sicht ein eklatantes Missverhältnis in der Nutzung. Wenn die Bürogebäude heute sinnvoll vermarktbar wären, wären sie sicherlich stehen geblieben. Bürofläche fängt aber in Dresden gerade erst wieder an, interessant zu werden. Hier wohl eher im ganz gehobenen Bereich oder sehr preiswert. Für beides sind wiederum die Robotrongebäude aus meiner Sicht nicht geeignet, den für Preiswert stimmt die Lage zwischen Innenstadt und Großem Garten nicht. Das ist eher eine erstklassige Lage für Wohnungsbau. Hier ist der Bedarf in DD noch auf Jahre gewaltig! Was will ich damit sagen? Es ist eher eine Frage der Nutzung und nicht der ästhetischen Qualität der Architektur, die hier die Entwicklung vorantreibt. Ein Weiterbauen und damit erhalten der Robotrongebäude dürfte bei diesen immensen Nutzflächen von vornherein unrealistisch gewesen sein, es sei denn die Stadt hätte den Erhalt finanziert. Dazu hat sie aber kein Geld und ich hätte da auch kein Verständnis für, angesichts der anderen Probleme der Stadt. Mit Denkmalschutzauflagen wäre es auch nicht zu verhindern gewesen, denn die Eigentümer hätten es einfach mal vergammeln lassen, bis nur noch Abriss in Frage kommt, dass kennt man ja von vielen Bauten zur genüge. Wenn in erster Linie in DD Büroflächen sehr sehr knapp gewesen wären und nicht Wohnraum und dies schon vor 10 Jahren, so würde der Anbau am Polizeipräsidium noch heute stehen und die Reko eines Hoym wäre nur ein Traum für Träumer. Das dort heute Wohnungen entstehen und das Ding abgerissen wurde, hat in meinen Augen auch in erster Linie damit zu tun, dass sich der Bau nicht entsprechend seines Grundstückswertes entwickeln lies. Reine Ökonomie. Der Freistaat hat mit Sicherheit den Anbau nicht abgerissen, um den Neumarktfans einen Gefallen zu tun. Das mir das Palais Hoym als Reko 10 x lieber ist, als der nun abgerissene Anbau am Polizeipräsidium, steht auf einem anderen Blatt. Mir ist aber durchaus bewusst, dass es genügend Leute gibt, die dies anders sehen.

  • Wenn in erster Linie in DD Büroflächen sehr sehr knapp gewesen wären und nicht Wohnraum und dies schon vor 10 Jahren, so würde der Anbau am Polizeipräsidium noch heute stehen und die Reko eines Hoym wäre nur ein Traum für Träumer. Das dort heute Wohnungen entstehen und das Ding abgerissen wurde, hat in meinen Augen auch in erster Linie damit zu tun, dass sich der Bau nicht entsprechend seines Grundstückswertes entwickeln lies. Reine Ökonomie.




    Für alle, die den modernen Anbau am Polizeipräsidium nicht kennen, hier ein Zeitdokument:




    Dresden Frauenkirche 1980 [CC BY-SA 4.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0)], by Gerd Danigel, ddr-fotograf.de (Own work), from Wikimedia Commons



    In Farbe war es noch gruseliger. Ich hatte immer den Eindruck, der Bau fällt gerade in sich zusammen.

  • Das Eckgebäude zum Pirnaischen Platz bleibt ja eh stehen. Warum können sich die DDR-Moderne-Liebhaber nicht damit zufrieden geben?
    Es ist nunmal das einzigste Gebäude auf dem Gelände welches man einigermaßen integrieren kann.
    Die Herberge ist viel zu klobig, um ordebtlich eingebunden zu werden.
    Und die Kantine ist einfach nur hässlich und steht in einem historischen Park, wo Wiese und Bäume hingehören.


    In dem Dresden-Fernsehen Beitrag hört man ja auch von über 90% der Leute, dass es lieber weg soll.
    http://www.sachsen-fernsehen.d…-lingnerstadt-weg-329983/

  • Beim angesprochenen winkelförmigen Bau war ursprünglich das Erdgeschoss in Richtung zur verlängerten Herkulesallee / Lingnerallee (oder wie auch immer diese Allee einmal heißen wird) offen. Die Stützen, die diesen Bereich tragen sind V- förmig. Dieses Element finde ich wirklich reizvoll und fände es schön, wenn es wieder freigelegt werden würde. Bei allen restlichen Bauten, insbesondere dem Klotz mit der Cityherberge, freue ich mich sehr auf weitere Abrisse und die Neubebauung mit kleinteiligen Strukturen.


    @ Stahlblauer: Das Bild vom Neumarkt zeigt großartig, was sich dort in den letzten 30 Jahren verändert hat. Danke dafür!

  • Mit Überheblichkeit wollte ich Dir nicht begegnen. Ich konnte mir nur nicht den Vergleich der GHND mit einer religiösen Gruppe verkneifen.


    Oh dann hab ich dich falsch verstanden.


    Die frage könnte ich dir auch stellen, da ich einschlägige Erfahrungen im Stadtplanungsbereich habe. Am Anfang war nämlich der Regionalentwicklungsplan … und da fängt der Schmuh schon an. Das dafür relevante Endprodukt, das INSEK der Stadt Dresden habe ich mir dahingehend noch nicht allzu tief zu Gemüte gezogen, kann also über die Förderkulissen-Situation und die daraus resultierenden Kompromisse namens „Städtebau“ nicht allzu viel sagen.
    Auf eine Stadtgestalterischen Ebene, auf welche deine Fragen ja abzielen sehe ich es so:


    - Für Dich ist die DDR- Bebauung im Robotronareal wertvoll und Du plädierst für einen Weiterbau. Warum? Was findest Du hier erhaltenswert?


    Zuallererst, ist es bereits bebaut. Abriss ist Verschwendung. Punkt. Zweitens ist es ein Innerstädtisches Gewerbegebiet. Perfekt um Arbeitswege zu verkürzen, bzw. generell Arbeiten und Wohnen im Sinne einer Europäischen Kompakt-Stadt mehr zu mischen, gerade im Hinblick auf den neuen B-Plan Titel „Urbanes Gebiet“ sehr interessant. Denn das lohnt sich von der Architektonischen Flexibilität des Baulichen Universalrasters. Eigentlich hätte man sich die Verkehrsintensiveren Speckgürtel-Gebiet in Dresden zu großen Teilen sparen können und sollen, dann, und darüber kann man aber eben auch streiten mit den teils Architektonischen folgen welches sich aber durch den Bestand gut abmilderbar waren.
    Der Weiterbau lohnt sich das es sich um flexible MP 2 Stahlskelettbauweise handelt, auch ist der Städtebau so großflächig das sich eine Kleinteilige Ergänzungsbebauung anbietet. Teilabriss und Fassadenanpassungen wären durch Sanierungsstände, EnEv und Aufbrechen für die EG-Zone möglich gewesen. Aus denkmalpflegerischen Gesichtspunkten hätte man die originäre städtische Zeitschicht der Ostmoderne exemplarisch an Städtebaulich günstigen oder Strukturelle wichtigen Knotenpunkten der Überformung entziehen können.


    - Kulkas Planung empfindest Du als Schund. Warum? Gilt das für den Städtbau und/oder seine Gebäudeentwürfe? Gilt das auch für die Entwürfe der anderen beiden Büros?


    Aus der Baupraxis heraus werden Entwürfe im minimum 30 prozent schlechter als ursprünglich geplant. Am Ende kommt halt immer der Sparfuchs. Wenn also die Entwürfe, schon so lapidar aussehen in einer Vorrepresentation, wo man auf die „Kacke“ hauen darf, dann kannst du dir das gebaute Ergebnis selbst ausmalen. Der Städtebau ist okay, aber zu unflexibel insgesamt. Und mir fehlt sowohl die Tor-Funktion der Hauptmagistrale als auch die Randflexibilität für den Anschluss an die Innenstadt, sollte sich das Bundesdeutsche Mobilitätskonzept/verhalten mal gravierenden ändern (ich denke da an das Babyboomer-Massensterben in einigen Jahrzehnten). Hinzu kommt die Erfahrung das Kulka einfach billig und schlecht baut und ein veraltetes Architekturempfinden (wie viele seines Alters) aus seinen Studienzeiten hat.


    - Mit den Zielen der GHND stimmst Du weitest gehend überein? Gleichzeitig prangerst Du die Pläne für die Pirnaische Vorstadt als geschichtsrevisionistisch an? Verstehe ich nicht!


    Das meiste war ja durch Krieg eh frei und wenig oder gar nicht bebaut. Ich finde ja auch das abtragen des Polizeianbaus schrecklich. Aber damit hat die GHND glaube ich nichts zu tun.

  • Ich zerhack' mal hier die Debatte ums romatische Robotronal. Sorry. :D


    Nachverdichtung Vonovia - Seidnitzer Strasse


    Blockrand fragte in seiner Erstmeldung zum Projekt in #272 nach weiteren Infos.
    Na, da war offenbar doch jemand in der OBR-Sitzung herumstöbernd. :)


    Zunächst einmal erschien es verstörend, ausgerechnet etwas zwischen die Blöcke nördlich der Seidnitzer Strasse reinzustopfen.
    Beschäftigung mit dem Thema offenbart aber eine Sicht zur Differenzierung.
    Man muß hierzu feststellen, daß besagte Großwohnschrecke erstaunlicherweise kaum baufähige Grundstücke in PVS+Johannstadt mehr hat. Das liegt v.a. an stattlichen und geräuschlosen Flächenveräußerungen der letzten Jahre, wie zB die SP1-Fläche am Fucik... mist, schon wieder... Straßburger Platz (besonders kreativ auch "Strassi" genannt), der Großfläche Gerokstrasse für die Erweiterung Stadtsparkasse Güntzplatz und anderen. Man ersieht dadurch, daß die Vonovia auch abseits moderater Mietsteigerungen gehörig Tafelsilber zu derzeitigen Hochpreisen zu Kapital macht, was sicher auch Strategie ist. Dadurch wurden Baupotenzialflächen knapp, wobei man sicher auch nicht an o.g. Standorten an einstigen Wohnbau dachte.
    Im Bereich PVS+Joh hat die Vonovia eigentlich nur die Innenhöfe der 50er-PVS, also zB noch den großen Hof östlich der Mathildenstrasse (oh gott, bitte diesen "Anwohnerpark" nicht auch noch!) sowie Großteile dieser Fläche in Joh.


    Die gesamte Außenanlage entlang der Seidnitzer Strasse lässt zu Recht zu wünschen übrig, die beiden Neubauten an der südlichen Kante gehen mE ok. Mittig zwischen ihnen befindet sich ein Drewag-Häuschen, was nicht weg kann und um das man diesen "Aufenthaltsplatz" anlegen möchte. Die 3 schiefen Quetschbauten zwischen den Riegeln nördlich der Seidnitzer sollte man sich sparen bzw als Flanke direkt an der Strasse bauen. Ich war erstaunt über das Ansinnen an sich, da bisher neue Wohnnutzung im Umfeld der benachbarten Chemiebude (Glaxo...) als kaum möglich bzw bedenklich galt. Vermutlich schließt dies eine nördliche Flankenbebauung aus (zu nah dran) - wie im Folgenden Bild, was jedoch belichtungstechnisch mein Favorit wäre.
    Eine Fassung der Seidnitzer Strasse wäre mE durchaus sinnvoll, aber eben eher als strikte Flankierung samt Hoffreihaltung denkbar.
    Hier mein Elaborat auf googlemaps-Basis sowie mittels copy&paste eines 60er-Blocks als Platzhalter. Das wäre das Maximum.



    Architekt Zanders Auftritt im OBR war natürlich allerlei schönfärbend, allein die gigantische Zahl der Baumfällungen wurde schwurbelnd abgetan. Immerhin scheinen die Entwürfe an sich recht gefällig. Sie seien aber noch längst nicht final, so Zander. Balkone nach außen sind nicht auch noch möglich, also gibts Nischen.
    Seitens der Bürger wurde leider wieder sinnlos mit Wäschestangen, Flugmüll und dem Hochhaus am Pirnaischen Platz (was kein Eigentum der Vonovia ist) "argumentiert" und nicht die städtebauliche Idee an sich grundhaft verneint.
    Der Witz ist, die Vonovia war "quasi mal so nett", und "beteilgte" mal die Anwohner. Das ist auch löblich. Die Anwohner können allerdings in keiner Weise etwas verändern, da schon immer Baurecht besteht nach §34. Der Vonovia MUSS Baurecht erteilt werden, sofern sie was will und keine rechtlich-relevanten Gründe (wie zB die Chemiebude) im Wege stehen. Damit ist die Sache hier wohl gelaufen. Wenn man dann auch noch Vonovia-Lokalgröße Frau Pansa lauschte, konnte jede Hoffnung in Grausen zergehen.


    Beschauen wir uns also nochmal das Elaborat aus der unheiligen Koop Zandcho-Pansa:



    ^ Blick entlang der Seidnitzer von West nach Ost, rechts die Blöcke Grunaer Strasse



    Quelle: OBR-Sitzung Altstadt, Entwürfe Zander Architects and Wohnhofia
    ^ letztes elend-breitgezogenes Bild ("da bleibt ja viiiel Platz") habe ich wieder etwas zusammengeschoben. :D

  • Nimm es mir nicht übel, aber ich finde den Zander- Entwurf gar nicht schlecht. Diese Polygone sind mir jedenfalls tausendmal lieber, als weitere Zeilenbauten. Davon hat Dresden nun wirklich mehr als genug. Absolut richtig finde ich es, hier in absoluter Innenstadtlage eine Verdichtung der Bebauung auszuführen. Wünschen würde ich mir geschlossene Karrees, doch das ist bei diesen denkmalgeschützten Gebäuden (aber realistisch gesehen auch bei den 0815- Zeilen der Vorstädte) nicht ausführbar. Zanders Häuser würden sich eindeutig von den Denkmalen abheben und trotzdem neue dichtere Stadträume ausbilden. Generell finde ich es schade, dass es hier keinen Architektenwettbewerb gegeben hat (oder?), denn es gibt sicher immer noch einen besseren Ansatz. Schon befürchtet, aber bisher nicht sicher gewusst, hatte ich um die Einschränkungen aus dem nahen Standort von GSK. Eigentlich ist das doch ein Skandal, dass hier eine gewerbliche Nutzung die Wohnnutzung verhindert. Doch der Drops ist dann ja schon lange gelutscht!

  • ^ Ich schrob ja, die Entwürfe für sich wirken zunächst gefällig. Wenns durchgeht, spielt auch die Chemiebude ggf nur im 40m-Umkreis eine Rolle. Meine Platzhalter müssen auch keine "langweiligen Zeilen" sein, links und rechts direkt an der Seidnitzer kann Zander sich meinetwegen austoben. Nach differenzierter Überlegung geht das Projekt auch für mich klar, auch weil es eine Erneuerung der Aussenbereiche und Gehwege geben wird. Die mittige Stopfung mittels Ufos zwischen die nördlichen, recht verträglich abständigen Blöcke hingegen, halte ich weiterhin für Gaga. Für die PKW-Parkierung wiederum ist nur Humbuk angedacht. Egal.


    Ich habe ja dabei gar nicht so ein Problem mit Nachverdichtung auch auf diese Weise, den leidigen Punkt hier sehe ich ebenso in fehlender "urbaner Aufwertung". Klar, das ist recht schwierig, aber es entstehen nur wieder "Siedlungsbauten" mit Monofunktion, es wird also niemals "Stadtleben" gefördert bzw die Defizite des "toten Strassenlebens" mittels dieser Nachverdichtung angegangen. Vorn zur Grunaer steht seit Jahren alles leer. Die Leute brauchen keine solche Struktur mehr.
    Es geht der Vonovia auch tatsächlich lediglich um Schaffung von Wohnfläche - als lukrative Einnahmequelle. Es geht ihr nichtmal erstrangig um bestimmte Wohnbedarfe, Barrierefreiheit, Alterswohnen.
    Ich weiß, daß "Reurbanisierung" in solchen Kontexten quasi kaum möglich ist, zu abwägig sind selbst vereinzelte Lädchen bzw öffentliche EG-Nutzungen, welche bissel Frequentierung bringen würden. Aber etwas Kritik an einem banalen Zustopfen freier Flächen - hier gar herrlich großzügigen Grünhöfen, die bewußt eine Nachkriegseinstellung bezeugen - sollte schon erlaubt sein. Wenn schon so platt, dann wie gesagt ist mE viel möglich direkt beidseits der Seidnitzer. Ich werde mit der neuen Situation dort gut leben können, ich wohne ja nicht da.

  • Deinen Argumenten kann ich folgen und teile sie auch. Auch mit diesen Polygonen oder meinetwegen auch UFOs erzeugt man keine Urbanität. Da hast Du recht. Dazu fehlen gemischte Nutzungen jedweder Art, reine Dichte reicht da nicht aus. Einzig die Art der Bebauung scheint mir etwas Spannung in die städtebaulichen Räume zu bringen.

  • ^ Genau, ich beziehe mich da gern auf Städtbauprof. Sulzers Siedlungsbaukritik (der ist ja hier in DD). Er brachte es auf die treffliche Formel: Die Städte erhalten keinen "Städtebau" mehr, sondern fast überall nur "Siedlungsbau". Bis auf paar Zentrenlagen stellt ein Großteil der - ohnhin investoren-dominierten - Bauten ebenjenen Siedlungsbau dar, welcher sich gar bis in die Zentren der Großstädte ausdehnt und tlw. vormals urbanere Bestände ersetzt. Das alles auch gern in Form des Großklotzes.


    Damit kommen wir zur entscheidenen "Stadt-Frage". Die Ursachen sind gesellschaftlich und zeittypisch - Siedlungsbau (ob EFH am Rand oder "leblose" Wohnstraßen in Städten) spiegelt eine individualisierte Gesellschaft. Und das nimmt noch zu. In DD besteht zudem der Eindruck, man habe "Urbanität" im Besonderen verlehrt, was an Kriegsfolgen und Seither-Bedingungen lag. Überall wirken seit Jahren allerlei Trends und Entwicklungen ein. Heute braucht man keine Nachbarschaftskontakte mehr, man zieht ja auch hin und her. Man braucht keine Geschäftsstrasse, da reicht im Alltag der Discounter im SP1, ein Imbiss und ebay. Wer länger entspannt auf der Strasse sitzt, ist ein Dealer oder "lebt auf der Strasse". In F-Stadt, so die SäZ vorgestern, wünschen sich die Leute "bloß keine Klamottenläden, dafür aber nen Bäcker und Fleischer". Ach gott, als ob je ein Klamottenladen in F-Stadt aufmachte, egal! Es verlagert sich eben doch vieles gen Web. Früher gingen die Leute gern "ins Café" und dgl., man traf sich real, Nachbarn waren Nachbarn, heute hat man 10000 Freunde bei face-Dingens oder daddelt in einem Bauforum rum. :D
    In solch Kontext ist an urbanen Städtebau kaum zu denken. Aber gut, das Thema ist zu groß hier.
    Ich schließe mit einem äußerst bemerkenswerten Zitat von Architekt Wolfgang Hänsch, der schon damals leicht frustriert zu sein schien: "Man muß natürlich sehen, daß die Dresdner hinsichtlich ihres räumlichen Erlebnisses regelrecht verdorben worden sind. Diese verdünnte Suppe, die in den 40 Jahren gebaut worden ist, nur um einen städtebaulichen Anschluß wiederzufinden, hat die Leute versaut. Ich kann es nicht anders sagen.", so Hänsch - zutreffend. Es war seine Reaktion auf stets wiederkehrende "Proteste", wenn auch nur eine Kuhwiese bebaut werden sollte. Ich glaube, ich habs kürzlich aus einem M.Lerm-Text.

  • ^
    Das liegt eher an Alten Bevölkerungsschichten aus diversesten Gründen, als an der Minderheit Junger Bevölkerung im Arbeitsfähigen Alter welches von ihrer Elterngeneration in die Konsumorientierte Hyperindividualisierung getrimmt wurde. Aber dagegen gibt es auch bereits einen breit angelegten Gegentrend welcher sich aber ebend in bestimmten Städten hochstapelt. Dabei spielt eben auch neben einer gewissen Urbanen Struktur eine flexible Städtische Kulturalität eine Rolle. Was in einer seit altersherr piefigen Residenzstadt eher nicht der Fall sein kann.


    Die gezeigten entwürfe sind viel zu gesetzt und oppotunistisch gedacht, bruch um des Bruches willen. Ohne Anständig an die Städtebauliche Struktur anzubinden sind es wie bereits hier angemerkt witzlose Solitäre mit seltsamen Blickbeziehungen und einen verbastelten Aussenraum. Die Architektur ist so glatt und im Detail hochgepokert, das wird am Ende um Welten schlechter und mehr nach Styrobomber aussehen. Auch die Rundungen an den Ecken der Polyederformen sind ziemlich aufgesetzt. Ich sehe da noch keinen Entwerferischen Roten Faden dahinter. Ich kann mir gut vorstellen das dass generische Schubladen-Architektur des Büros ist.

  • @ Elli_Kny
    Dem was Du schreibst, stimme ich erneut komplett zu. Man muss sich doch nur mit offenen Augen und etwas Phantasie mal mein liebes Striesen (Ost) ansehen. Hier gab es kaum Zerstörungen, die Stadtstruktur ist noch intakt. Doch gab es dort quasi früher an jeder Straßenecke vier Eckläden, teils noch einen kleinen Laden daneben. Was muss hier früher für ein Leben geherrscht haben. Heute ist dieses Viertel in dieser Beziehung auch eine Schlafstadt. Doch gibt es eben außer den fehlenden Läden eben auch Büros, Handwerksbetriebe usw. Das wiederum könnte ich mir auch für die reurbanisierten Gebiete der Innenstadt vorstellen. Bei der Form der Einkaufskultur ist der Wandel der Zeit einfach unaufhaltsam.

  • Um das Thema mal bissl aufzulockern.
    Neues von der Erweiterung des Dynamo-Stadions.


    https://www.tag24.de/nachricht…-tribuenen-209337#article


    Die erste Machbarkeitsstudie ist durch. Für 25Mio € soll es mithilfe von mehreren Oberängen auf ca 45000 Plätze erweitert werden. Durch eine spezielle Methode wird es aber kaum breiter. Es sollen auch nur die Süd-, West- und Nirdtribünen erweitert werden. Die Tribüne mit Glasfassade zur Lennéstraße bleibt dabei unberührt.


    Grundsätzlich können sich alle Beteiligten eine Erweiterung vorstellen, nur muss die Mietkosten Frage geklärt werden. Vorallem bei einem möglichen Abstieg in die 3. Liga


    Bilder der Studie(Quelle: Tag24):
    Draufsicht


    Innenansicht


    Schnitt

  • Als Freund der SGD sage ich "Ja, bitte!", als Architekturinteressierter sage ich "was für ein Gewürge". Das Stadion ist heute schlicht, aber durchaus elegant. Die Erweiterung würde diese Klarheit völlig zum Teufel schicken. Also bitte nicht!

  • Dass das bisherige Einrangstadion bei einem Umbau von seiner Eleganz einbüßen würde, hatte ich befürchtet. Lässt sich aber wohl kaum vermeiden, wenn man die Kosten im Rahmen halten möchte. Als größtes ästhetisches Manko erweist sich dabei aber wohl eher der Verzicht auf eine Anpassung des Lennéflügels.

  • Dynamo-Stadion


    http://www.sz-online.de/nachri…nach-dresden-3599678.html


    http://www.sz-online.de/sachse…8574.html?StoryId=3599678


    Die SZ hat noch ein paar bessere Visualisierungen und wird etwas konkreter.


    Die Projektgesellschaft zielt darauf, dass sich Dresden mit um die EM2024 bewirbt. Allerdings muss die Stadt dazu bis zum 17. Februar unverbindlich Interesse bekunden. So gibt es bestimmt auch noch eine Förderung vom DFB.
    Hat man damals ja beim Stadion-Neubau nicht genutzt als es um die WM2006 ging.


    Stadt und Verein werden die ganze Zeit in die Planungen mit eingebunden, aber letzendlich hat der Verein als Mieter nichts zu sagen, wenn die Projektgesellschaft ausbauen will.
    Denn die Projektgesellschaft will dadurch auch mehr Events, Konzerte, etc. gewinnen, um mehr Einnahmen zu generieren.
    Die erste positive Nachricht ist, dass die Miete für Dynamo sich nicht ändern soll. Die ist ja eh schon jetzt zu teuer.
    Die Projektgesellschaft weiß auch von dem Risiko, wenn Dynamo wieder absteigt und sagt dass das Stadion finanzierbar bleiben muss.
    Sie geht aber nicht davon aus. Sie geht eher vom Gegenteil aus.


    Außerdem würde die Projektgesellschaft befürworten, dass ein anderer Investor ein Hotel hinter der Westtribüne errichtet. Dafür müsste aber der Kunstrasenplatz weichen.


    Damit steht auch die grobe Bauzeit fest.
    Beginn fühestens nach Fertigstellung des neuen Trainingsgeländes im Ostragehege und zur EM2024 muss spätestens alles fertig sein.

  • Ich seh es wie Arwed: Ausbau ja, aber optisch ist das nicht wirklich schön. Nur welche Alternativen gibt es? Trotz hoher Kosten erscheint mir der Ausbau immer noch vernünftiger und realistischer als ein Komplettneubau. Zumal dann die Frage ist, was mit dem alten Stadion passieren soll. Den Bedarf für zwei Stadien sehe ich nicht und abreißen wird man es wohl kaum.


    Viel ärgerlicher ist, wieso man das Stadion damals nicht gleich mit größerer Kapazität gebaut hat. Sicher war es vernünftig, wenn man auf die damalige sportliche Situation der SGD blickt. Nur: hätte man nicht wenigstens eine mögliche Erweiterung mit in die Planung integrieren können?

  • Die aus für mich nachvollziehbaren emotionalen Gründen getroffene Entscheidung, dass neue Stadion am alten Ort zu bauen, führte zu einer enormen Einschränkung in Gestalt des zu geringen verfügbaren Platzes in 3 Dimensionen. Ich habe auch keine Idee, wie man die Entwicklungsbremse des zu kleinen Stadions für Dynamo reparieren soll - doch so definitiv nicht! Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass der Sport- und Bäderbetrieb die Verschattung des Arnholdbades hinnehmen wird und hoffe, dass das Landesamt für Denkmalpflege auch interveniert wegen der Höhe gegenüber dem Großen Garten. Doch all das wäre mir auch noch egal, wenn nur eine vernünftige Baugestalt entstünde. Ich habe mich immer über das Freiburger Dreisamstadion lustig gemacht. Das RHS sähe dann aber so ähnlich aus.