• Granada

    So komm und schau:
    Die Stadt ist eine Dame, eines Berges Frau.
    Gürtelgleich umspannt ein Fluss ihres Leibes Schimmern,
    Blumenhaft an ihrem Halse die Juwelen flimmern


    (Ibn Zamrak, maurischer Dichter im 14. Jhd.)



    Granada, am Fuße der Sierra Nevada in Andalusien gelegen, war bis zur Kapitulation Abu Abd Allah Muhammads vor den Katholiken im Jahr 1492 maurische Königsresidenz. Heute ist Granada in erster Linie Provinz- und lebendige Universitätsstadt mit herausragender Architektur vergangener Jahrhunderte. Höhepunkt ist zweifelsohne die Alhambra, die weit oben über der Stadt thront. Auf sie werde ich im Laufe der Galerie zurückkommen.


    Vorher gibt es von mir einen kleinen Einblick in die Stadt.






    Die Alcaiceria war ehemals Markt- und Ladenviertel der Mauren, wo Stoffe und Gewürze gehandelt wurden. 1843 brannte das Viertel vollständig ab, wurde danach aber weitgehend original wiederaufgebaut. Heute gibt es eine Fülle an Souvenir- und Ramschläden, die fest in nordafrikanischer Hand sind.





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    Die Madraza ist eine im Jahr 1349 von Jusuf I. gegründete arabische Universität. Ab 1500, also 8 Jahre nach der katholischen Übernahme von Granada, diente es als Rathaus. Vermutlich irgendwann im 18. Jhd. wurde das Gebäude im Barockstil so verändert, wie es sich heute noch präsentiert.




    Die Capilla Real ist ein Anbau der Kathedrale Santa Maria de la Encarnación, die von 1505 bis 1521 unter Leitung von Enrique de Egas im spätgotischen Stil errichtet wurde. Die Capilla Real dient als Grabkapelle der katholischen Könige.




    Rechter Hand seht ihr die Kathedrale Santa Maria, die als bedeutendste Renaissancekirche Andalusiens gesehen wird. Sie wurde 1523 von Enrique de Egas spätgotisch begonnen und 1561 unvollendet eingeweiht. Von 1563 bis 1703 gingen die Aufbauarbeiten mit vielen zwischenzeitlichen Unterbrechungen weiter.





    Folgende Bilder zeigen das Viertel Albaicin, ein ehemals maurisches Viertel auf dem Hügel gegenüber der Alhambra gelegen. Es ist ein sehr altes - trotz vielen Bemühungen - ein ziemlich heruntergekommenes Altstadtviertel mit vielen engen Gassen, urigen Häusern und steilen Anstiegen. Heute wohnen vorwiegend junge Studenten in Albaicin, die sich mit provozierenden Revoluzzersprüchen an den Hauswänden munter gegen Verschönerungsabsichten im Viertel wehren.






    Erster Blick auf die Alcazaba (Festung) der Alhambra





    Ganz oben in Albaicin genießt man einen sehr schönen Blick auf die Alhambra.




    Von dort aus geht es wieder hinunter zur Plaza Nueva.





    Plaza Nueva






    weitere Ansichten von Granada





    Auch Historismus und Jugendstil haben sich in Granada verewigt.





    Die Alhambra


    Das Königreich ist von Gott
    Die Macht ist von Gott
    Der Ruhm ist von Gott


    Die bauliche Substanz der Alhambra lässt sich bis ins 9. Jhd. zurückverfolgen. Man nimmt aber an, dass es hier schon vor der Römerzeit eine Bebauung gab. Im 11. und 12. Jhd. kam es zu großen Einwanderungswellen nordafrikanischer Almorawiden und Almohaden in die Gegend von Granada. Al-Ahmar, Begründer der Nasriden-Dynastie, fühlte sich von den Sabika-Ruinen auf dem Gelände der heutigen Alhambra angezogen, und errichtete dort seinen Hof. Die Alhambra war geboren. Das Nasriden-Sultanat von Granada (1232 bis 1492) war die letzte muslimische politische Formierung in Spanien, deren Paläste den architektonischen Höhepunkt der Alhambra bilden. Besonders ausgetüftelt war das damalige Bewässerungssystem, das die Alhambra von einem Aquadukt aus via verschiedener Wasserwege, Brunnen und Warmbäder versorgte.


    Nach der Vertreibung der Muslime durch die Katholiken im Jahr 1492 ff, kam es zu einer regen Neu- und Umbebauung der Alhambra durch die katholischen Könige, so dass die Alhambra heute eine muslimische und christliche Attraktion zugleich ist.


    Als erstes zeige ich euch Bilder aus dem Generalife-Landgut. Generalife wird heute schlicht und ergreifend mit "Garten" übersetzt, und diente damals wie heute als Stätte der Ruhe und Erholung. Besonders eindrucksvoll - natürlich neben der Architektur der Gebäude, die zum Teil noch aus der Zeit der Mauren stammt -, sind die vielen Gärten, Brunnen und Wasserwege, die terrassenförmig an einem Hügel angelegt wurden.












    Blick vom höchsten Punkt der Generalife auf die Gegend westlich von Albaicin




    Blick auf Granada




    Der Palast Karls V. bildet den Höhepunkt der christlichen Alhambra, der im 16. Jhd. nach Plänen von Pedro Machuca errichtet wurde. Interessant an ihm ist, dass er außen geometrisch streng quadratisch angelegt ist, während er innen einen kreisförmiger Platz bildet. Die universelle Bedeutung von Himmel und Erde an diesem Renaissancepalast ist in Spanien einmalig.



    Auf dem Weg zum Karlspalast noch ein Detail maurischer Kunst an einem Gebäude.




    Detail Mittelrisalit des Karlspalastes




    Das Runde im Eckigen: Der Platz im Karlspalast.





    Kirche Santa Maria, von 1581 bis 1618 auf den Fundamenten der abgerissenen Hauptmoschee (angeblich wegen Einsturzgefahr) errichtet.




    Die Alcazaba (Festung) bildet eines der ältesten Zeugnisse der Alhambra. Sie stammt aus dem 11. Jhd. Später, vermutlich im 13. Jhd. wurden die auf dem Bild zu sehenden Türme errichtet.




    Jetzt kommen wir zu den Nasriden-Palästen, dem architektonischen Höhepunkt der Alhambra.


    Oh, Fundament des höchsten Königreiches
    Das Du eine bewundernswerte Art von Arbeit vorzeigst
    Du bist - und hoffentlich war es dem so - für einen Sieg geöffnet worden
    Und für die Schönheit des Werkes und dessen, der es schuf
    Ein Monument des Immam Muhammad
    Der Schatten des Erhabenen falle über ihn


    (Übersetzung der maurischen Inschrift über einem Mexuar-Portal)



    Der sog. Mexuar ist der Eingangsbereich zu den Nasriden-Palästen







    Fassade und Eingang in den Comares-Palast, gleichzeitig Grenze zwischen dem öffentlichen und privaten Bereich damals.




    Die Dachvorsprünge am Comares Palast gelten als schwer zu übertreffendes Meisterwerk des islamischen Zimmerhandwerks. Das gilt vermutlich auch für die vielen Details, die auf den folgenden Bildern zu sehen sind.






    Die Südfassade des Comares-Palastes



    Detail der sog. alhami, die früher als Ruhestätte diente




    Das Deckengewölbe des Comares-Palastes in seinen Originalfarben (leider ziemlich dunkles Foto)




    und noch ein 2 Ansichten des Comares-Palastes







    Der Löwenpalast, den Muhammad V. zwischen 1362 und 1391 errichten ließ.


    Gelobt sei, wer dem Immam Muhammad schöne Ideen gab,
    um seine Paläste auszuschmücken.
    Gibt es etwa in diesem Garten nicht Wunder,
    die Gott in ihrer Schönheit unvergleichlich gemacht hat
    und eine Perlenskulptur von durchsichtiger Klarheit,
    deren Ränder wiederum mit kleineren Perlen verziert sind?


    (Übersetzung von D. Canabelas und A. Fernandez)



    Ansichten vom Löwenpalast






    Die Muquarnas-Kuppel, ein achteckiger Stern, der den Abencerrajes-Saal schmückt, und den höchsten Glanz der Nasriden-Architektur und Dekoration widerspiegeln soll.



    Noch eine Ansicht, bevor es...




    ...in den Lindaraja-Bereich weitergeht. Von hier oben genießt man eine fantastische Aussicht auf das ehemals maurische Viertel Albaicin.




    Der Lindaraja-Hof erhielt sein gegenwärtiges Aussehen im 16. Jhd.




    Zum Schluss noch diese Ansicht. Ich hoffe, meine Galerie hat euch gefallen.



    Textquellen:
    Die Alhambra und der Genaralife
    Baedeker "Andalusien"


    Für weitere Infos zu Granada und der Alhambra stehen euch Quellen wie zum Beispiel Wikipedia zur Verfügung.



    Bilder stammen alle von mir!

  • Vielen Dank für die hervor ragenden Bilder sowie die anschauliche, informative Darstellung.
    Die Stadt hat offenbar einen eigentlich wilden Stilmix - trotzdem wirkt auf mich Vieles sehr harmonisch und angenehm. Kannst Du das bestätigen? Das Umland scheint ja auch nicht ganz vernachlässigenswert zu sein. Sehr schön :)

  • Ausgezeichnete Bilder, Cowboy, vielen Dank.


    Granada ist eine tolle Stadt! Die Innenstadt besteht in der Tat aus einem Mix aus Prachtstraßen und repräsentativen Bauten auf der einen Seite und engem Gassengewirr auf der anderen Seite. Beides zeigt die Serie von Cowboy ja bestens. Sehr groß wirkt die Stadt zwar nicht, klein und provinziell aber auch nicht. Eine angenehme Größe, würde ich sagen, und dabei ausgesprochen quirlig. Auch ziemlich stark studentisch geprägt, hatte ich den Eindruck.


    Der Tourismus ist auch recht deutlich wahrnehmbar, allerdings war ich auch im Mai dort. Das Umland ist dünn besiedelt und schon sehr vom nahen Hochgebirge geprägt. Der höchste Gipfel der Sierra Nevada ist erstaunliche 3.482 Meter hoch, bis zum Skigebiet Pradollano sind es nicht mal 40 Straßenkilometer.

  • Granada ist ein Paradies für Studenten - einfache Prüfungen - voll anerkannt in Dtland - hammer Leben - endlos warm - ends Frauen... ich empfehle jedem ein Studienjahr dort :D ich persönlich habs verschlafen eins zu machen :(

  • Granada an seiner Größe gemessen ist wohl das, was man in Deutschland eine mittelgroße Stadt nennt (sowas wie Mannheim oder Kassel). Interessanterweise schreibt der Baedeker Granada 285000 Ew zu, Wikipedia will lediglich 237000 Ew in der Stadt wissen. Egal, auf jeden Fall werde ich die Stadt in ebenso guter Erinnerung behalten wie Schmittchen.


    Vielen Dank für das Feedback und die guten Beurteilungen.