Mediaspree: Entertainment District an der UBER-Arena

  • Meine Güte, Berlin ist und bleibt eine Stadt der Kontraste. Es gibt eben Angebote für jeden Geschmack. Auch hier im konkreten Fall gibt doch genügend weitere kulinarische und sonstige Angebote selbst im näheren Umkreis. Man muss hier also nicht herkommen und essen, wenn man andere Präferenzen hat. Aber dieser Dünkel ist mE übertrieben. Ich gehe zumindest davon aus, dass hier nicht allein Barbaren und Banausen oder gar (Un-)Tote (Stichwort "toter Ort") verkehren werden, sondern durchaus normale Menschen, die einfach mal ein wenig Spaß und Zerstreuung suchen. Gerade als Jugendlicher und als Single wäre ich sicher selbst hin und wieder gerne hergekommen und hätte mich halb totgelacht über solche Kommentare wie sie hier momentan zum besten gegeben werden.


    Wer es unbedingt braucht, kann natürlich bewusst abwertend von Gewerbegebietcharme, Fressketten usw. sprechen und sich naserümpfend als der wahre Ästhet, Connaisseur und Kulturbürger gerieren. Für mich darf es in einem Entertainment District aber auch einfache, populäre (Ess-/ Bau-)Kultur sein. Zudem finde ich es nach wie vor erfreulich, dass man mit hochgewachsenen Bäumen sowie Wasser- und Lichtspielen durchaus in eine gefällige Gestaltung investiert. Wo in Berlin wird denn noch so maßgeblich und in ähnlicher Gestaltung in den öffentlichen Raum investiert? Wo gibt es überhaupt noch aufwändige Wasserspiele? Wo findet man dauerhafte Installationen mit Neon und LED? Ich denke da spontan nur an das Zeltdach des Sony Centers.


    Ich gehe davon aus, dass hier spätestens mit dem Wachsen der Türme, dem Schließen der letzten Brachen und dem Einfahren des Betriebs ein lebendiges Stück Stadt entstanden sein wird. In 10, 15 oder 20 Jahren gehen (so vorhanden) vielleicht sogar Eure eigenen Kinder gerne dorthin und amüsieren sich über die überkritischen, unentspannten Eltern ;)


    Damit will ich wohlgemerkt nicht gesagt haben, dass mir hier jede Fassade und jeder Stein gefällt. Aber nach dem, was ich erwartet hatte und was hier zu lesen war, bin ich doch deutlich erleichtert. Dabei schließe ich länger vorhandene und künftige bauliche Elemente wie die Mercedes Benz Arena oder die Türme allerdings irgendwo mit ein und betrachtete somit das gesamte Ensemble. Wenn ich jetzt allein die frisch entstandenen Bauten wie Music Hall oder Kino betrachten würde, dann reißt mich das natürlich auch nicht gerade vom Hocker.

  • ^Aber hätte man das nicht besser lösen können? Man muss doch kein Connaisseur und Kulturbürger sein um die Systemgastro abscheulich zu finden. Ich hab auch nichts gegen Burger, wobei ich den Kreuzbürger oder oder den Burge Joint bevorzuge. Und warum nicht mal ein gutes Berliner Bier in entsprechenden Ambiente anbieten. Eschenbräu aus dem Wedding fällt mir dazu ein. Aber eigentlich ist`s mir auch egal. Vertan ist vertan.

  • ^
    Ähm...am Platz gibt es drei mal Berliner/Deutsche Küche in der großen Arena auch noch mal.


    Man kann sich es auch weiter noch schlechter einreden...es wird dadurch aber nicht wahr.
    Scheint gerade groß in Mode zu sein mit den gefühlten Fakten.

  • Wer es unbedingt braucht, kann natürlich bewusst abwertend von Gewerbegebietcharme, Fressketten usw. sprechen und sich naserümpfend als der wahre Ästhet, Connaisseur und Kulturbürger gerieren.


    War ja klar, dass jemand Kritik an dieser Gegend als lächerlich und elitär abtut. Aber mir geht es gar nicht um die Qualität der Küche oder das Niveau des Kulturangebots. Ich gehe gerne in Eckkneipen und esse Schnitzel - und die meisten von denen kochen schlechter als ein Sausalitos. Nur fühle ich mich in einer Eckkneipe halt wohl, und die Atmosphäre in einer durchrationalisierten Spaß-Verwertungszone wie dem Mercedes-Platz empfinde ich als bedrückend.


    Das ging mir übrigens schon mit 20 so, als in Braunschweig das erste Cinemaxx aufmachte: Ich fand schnell, dass mir dort im Vergleich zu den ollen 50er-Jahre-Kinos etwas fehlte, obwohl der Ton besser und die Leinwand größer war. Und wenn es nicht nur ein Kino ist, sondern ein ganzes Viertel, das ausschließlich von Entertainment-Konzernen und Franchise-Läden bestückt wird, dann ist das halt nichts für mich.


    Ich habe betont, dass es sich dabei um meine Empfindungen handelt. Andere können gerne vor Begeisterung aus dem Häuschen sein und jedes Wochenende dort feiern gehen. Mit Fakten, ob gefühlten oder handfesten, hat das wenig zu tun, lieber Ostkreuzblog.

  • Architektenkind: Direkt lächerlich wollte ich die Kritik eigentlich nicht machen. Ich empfinde es nur als spannend, wie heftig sie ausfällt und muss darüber zugegeben schon etwas schmunzeln (aber nicht böse gemeint). So wie Du es jetzt ausführst, kann ich es auch durchaus besser nachvollziehen. Es klang für mich zunächst nicht nur von Dir als käme die Kritik schon stark wertend und von oben herab daher. Womit man sich selbst wohlfühlt, ist eine völlig andere Frage. Ich würde auch nicht extra dorthin fahren, um dort essen zu gehen. Aber wenn man ohnehin eine Veranstaltung vor Ort besucht und hungrig ist, könnte es schon passen. Ein wenig Ambiente werden auch diese Ketten schaffen. Schon damit mehr Leute dort konsumieren. Übrigens gehe ich stark davon aus, dass gerade viele junge Leute sich in solchen Gastroketten sogar wohler fühlen als in einer ollen Eckkneipe. Ein Problem sehe ich erst, wenn es irgendwann nur noch solche austauschbaren Ketten gibt. Das wird hoffentlich nie passieren. Hier wurde aber wie gesagt komplett neu gebaut. Eine heimelige Eckkneipe mit echter Patina bekommt man da kaum glaubhaft integriert. Ein paar hundert Meter weiter sieht die Sache aber wiederum komplett anders aus.

  • ^^
    Du wirst sicher zugeben müssen dass heute niemand in der Lage sein wird ein 50er Jahre Kino oder eine traditionelle Eckkneipe zu errichten. Das ist allein wegen diverser Brandschutz- und Fluchtwegvorschriften nahezu unmöglich.


    Selbst wenn Tante Erika, Eva und Magda eine Sauerkrautküche mit Schweinshaxe und Königsberger Klopsen am Platz eröffnen wollen würden, sie wären den gleichen Vorschriften ausgesetzt wie die herablassend bezeichneten "Fressketten" und am Ende würde alles ebenfalls in einem Betonbau unterkommen. Mit Sprinklern an der Decke, für Revisionen zugängliche Leitungen und mit grün beleuchteten Notausgangsschildern.


    Von daher stellt dein Anspruch jeden Investor an dieser Stelle vor eine unlösbare Aufgabe.


    Willkommen in den 2010ern.

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    Ähm...am Platz gibt es drei mal Berliner/Deutsche Küche in der großen Arena auch noch mal.


    Man kann sich es auch weiter noch schlechter einreden...es wird dadurch aber nicht wahr.
    Scheint gerade groß in Mode zu sein mit den gefühlten Fakten.


    Ja ok. Die Gastro ist phänomenal und die Architektur herausragend. Der Platz wird supi-dupi angenommen. Das sind die Fakten.

  • Ich hab auch nichts gegen Burger, wobei ich den Kreuzbürger oder oder den Burge Joint bevorzuge. Und warum nicht mal ein gutes Berliner Bier in entsprechenden Ambiente anbieten. Eschenbräu aus dem Wedding fällt mir dazu ein.


    Naja, witzigerweise sind sowohl Kreuzburger (4 Fillialen in BLN) als auch Tommi's Burger Joint (aus Island) am Ende Ketten, wenn auch vielleicht kleinere. Und Craftbeer hätte hier wohl nur im Amistyle als Großraumbar, bspw. als weiterer Brewdog hergepasst. Am Ende ist das dann allerdings alles genauso egal wie die persönlichen Bedürfnisse diverser Diskussionsteilnehmer, die halt eben nicht maßgeblich für eine Kommerzmeile sind. Angesichts der bisherigen kulinarischen Trostlosigkeit rund um den Ostbahnhof sind außerdem die Zalandos und Immoscouts ganz froh über die zusätzlichen Optionen, da nimmt man halt auch was man kriegt, ähnlich wie die künftigen Besucher von Mall, Kino und Konzerthallen.

  • Also ich finde es vom Konzept her gelungen. Man kann gut ohne Auto hin kommen, man kann dort einkaufen und bummeln, man kann eine Veranstaltung besuchen und vorher oder nachher noch essen gehen. Wenn man will und kann, könnte man dort sogar arbeiten und wohnen.


    Wenn ich das mal vergleichen darf mit dem Telekom Dome in Bonn (das ist eine kleinere Stadt hier in NRW ;) ), dorthin komme ich praktisch nur mit dem Auto, obligatorischer Stau bei Veranstaltungen inklusive und das Gastroangebot beschränkt sich auf Burger King !!!


    Man muss halt abwarten bis die Firmengebäude und Wohnhäuser in der Nachbarschaft fertig und bezogen sind, dann wird dort sicher auch tagsüber mehr los sein.

  • Der merkwürdig sterile, unberlinische Platz ist zumindest am Samstag Nachmittag bei gutem Wetter belebt. Die Lokale sind recht voll:


  • Auch wenn es nicht besonders einfallsreich ist - für Berlin ist es doch etwas besonderes: Die vielen Monitore und bewegten Bilder lassen den Platz doch jung und frisch erscheinen. Man hat sich sehr bemüht hier einen echten urbanen Stadtplatz zu entwickeln - auf einer vorher unentwickelten Brache.





  • ^ Eine kaum zun übertreffende Scheusslichkeit. Aber wer Spass an Systemgastronomie und Reizüberflutung hat, wird sich dort wohl aufgehoben fühlen.
    Mal davon abgesehen, dass sich wohl kein Berliner dort freiwillig aufhalten würde, habe ich gestern festgestellt, dass die Besucher überwiegend aus Touristenbussen und aus Ticketkäufer bestehen. Und selbst mit diesen wirkt der Möchtegernplatz billig aufgeladen.

  • Inzwischen haben wir ja festgestellt, dass der Platz an Wochenenden sowie bei schönem Wetter bereits recht gut angenommen wird. Gerade auch während der Abendstunden sieht das doch erfreulich belebt und urban aus. Wie schon richtig angemerkt wurde, war dort vorher Brache. Dafür ist die bisherige Entwicklung mE schon recht vorzeigbar. Wie sich das langfristig entwickelt, muss man jetzt mal abwarten.


    Witzig finde ich nach wie vor die heftige Ablehnung hier im Forum, weil es offenbar nicht die gewünschte Form von Urbanität trifft. Der Platz soll also "unberlinerisch" sein und der hohe Touristenanteil stört. Das ist sicherlich Geschmacksache. Aber wenn man mit offenem Auge durch die Stadt geht, findet man eine ähnliche Konstellation für gefühlt 80 Prozent der Innenstadt vor. Wie viele Berliner rennen schon regelmäßig über den Pariser Platz oder flanieren unter den Linden entlang? Der Berliner Zoo und die großen Museen und Bühnen der Stadt leben maßgeblich von auswärtigen Besuchern. Ob City West oder Ost oder auch Potsdamer Platz: Überall tummeln sich zahlreiche Touristen. In anderen großen Städten wie New York oder Paris ist es an den einschlägig bekannten Ecken nicht groß anders. Zumindest hat man bei Louvre und Times Square den gleichen Eindruck. Davon abgesehen gehen aber auch die Berliner u.a. in die Mercedes Benz Arena (zwei der Kritiker hier haben sich ja auch geoutet, dass sie selbst vor Ort waren und sei es aus kritischer Neugier). Gerade von jüngeren Leuten habe ich das schon oft gehört. Allein von den Berlinern könnte aber mancher Betrieb kaum leben. Ich sehe es daher ganz pragmatisch einerseits auch als wirtschaftlichen Gewinn für die Stadt (Tourismuseinnahmen funktionieren volkswirtschaftlich wie ein Exporterfolg). Und andererseits ergibt sich so eine ganz andere Bandbreite an Angeboten, die ich auch als Einheimischer nutzen kann. Und wenn ich das ein oder andere nicht ansprechend finde, gibt es immer noch genügend andere Optionen.


    Andere Kritikpunkte wie Reizüberflutung sind subjektiv. Wenn die Leute permanent auf ihr Smartphone starren, ist das mE auch nicht gerade besser. Da ist es vielleicht mal ein schöner Ansatz, über Wasserspiele und Lichteffekte den Blick auf die Umgebung zu lenken. Billig oder steril finde ich das Ensemble in diesem Sinne keinesfalls.

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    Mal davon abgesehen, dass sich wohl kein Berliner dort freiwillig aufhalten würde, habe ich gestern festgestellt, dass die Besucher überwiegend aus Touristenbussen und aus Ticketkäufer bestehen. Und selbst mit diesen wirkt der Möchtegernplatz billig aufgeladen.


    So ein Blödsinn...! Meine Berliner Freunde (in Berlin seit Geburt und inklusive Eltern UND Großeltern) haben lustigerweise sogar das "Hans im Glück" am M-Platz als Treffpunkt vorgeschlagen.


    Und die kommen aus Ost- und West-Berlin. Was du beschreibst hat wahrscheinlich wenig mit dem "Berliner" zu tun (wenn man das überhaupt definieren kann), sondern eher mit dem "Scheuklappen-Milieu" in dem du dich bewegst.

  • ^ Aha, führ' mal bitte "Scheuklappen-Milieu" aus.


    Ich denke, es ist ganz simpel: Vielen gefallen Systemgastro, Blinksäulen und Dauerbespaßung, vielen anderen nicht. Mir gefallen sie nicht - höchstens die Wasserspiele sind eine Viertelstunde lang ganz unterhaltsam.


    Was die Architektur betrifft, gibt es am Kino und an der Verti-Halle wirklich nichts zu retten. Das ist allerschlimmste Billigbauweise (und ich frage mich, wieso diese besseren Lagerhallen hier von jemandem verteidigt werden, dessen Hauptkriterium für gelungene Architektur sonst in der verbauten Stuckmenge besteht.)


    Das heißt natürlich nicht, dass ich die Verti-Halle boykottiere. Wenn dort ein interessantes Konzert stattfindet, gehe ich hin. Nur hätte das nichts mit einer Absolution für die schlechte Architektur und die vergebene Chance im Städtebau zu tun.

  • So ein Blödsinn...! Meine Berliner Freunde (in Berlin seit Geburt und inklusive Eltern UND Großeltern) haben lustigerweise sogar das "Hans im Glück" am M-Platz als Treffpunkt vorgeschlagen.


    Klar, Cindy aus Marzahn findet die Systemgastro auch ganz dufte. Sie kann sich nur nicht immer entscheiden, ob sie in`s East Gate gehen soll oder hier hin...


    Zur Architektur hat Architektenkind bereits alles gesagt. Ich spreche hier explizit von der Platz umgebenden Architektur. Die ist und bleibt gruselig.

  • Zur Architektur habe ich mich ebenfalls bereits geäußert und mein Urteil fiel nicht besonders gut aus.


    Trotzdem: Es handelt sich hier um einen (hässlichen) Stadtplatz mit gelungener Urbanität. Darum geht es hier. Abends ist das ganze aus meiner Sicht zumindest mit Gestaltungswillen illuminiert. Da gibt es genug Beispiele die nicht ansatzweise so etwas aus einer Brache hervorgebracht haben. Mit den geplanten Gebäude Stream und Edge, wird das ganze entsprechend abgerundet.


    Und Nein: Nicht nur "Cindys aus Marzahn" gehen in ansprechende "Systemgastronomie" liebe Anti-Kapitalisten ;)

  • Zur Architektur habe ich mich ebenfalls bereits geäußert und mein Urteil fiel nicht besonders gut aus.


    Okay, missverstanden.


    Abends ist das ganze aus meiner Sicht zumindest mit Gestaltungswillen illuminiert.


    Wenn es eines Scheinwerfer-Overkills bedarf, damit ein Gebäude wenigstens im Dunkeln halbwegs interessant wirkt, dann spricht das nicht für das Gebäude.


    Mit den geplanten Gebäude Stream und Edge, wird das ganze entsprechend abgerundet.


    Die beiden Hochhäuser spielen in einer ganz anderen Liga als die unmittelbare Platzbebauung und das Einkaufszentrum.


    Und Nein: Nicht nur "Cindys aus Marzahn" gehen in ansprechende "Systemgastronomie" liebe Anti-Kapitalisten ;)


    Auch das stimmt. In Göttingen waren Sausalitos, Vapiano & Co. immer vor allem von BWL-Studenten in Barbourjacken bevölkert. Noch ein Grund, warum mich das nicht ansprach. Dagegen kann es sehr interessant sein, mit Cindy und Kevin ein Bier in der Eckkneipe zu trinken. ;)

  • In Göttingen waren Sausalitos, Vapiano & Co. immer vor allem von BWL-Studenten in Barbourjacken bevölkert. Noch ein Grund, warum mich das nicht ansprach.


    Durchaus zutreffend. Trotzdem ist das Konzept der Systemgastronomie klug und daher auch weiter zunehmend. Bestimmte Anbieter finde ich durchaus "nicht schlecht" und in diesem kommerziellen Umfeld passend.

  • © DerBe: Ich teile Deinen Eindruck des Platzes und finde Deine Kurzbeschreibung ("Systemgastronomie und Reizüberflutung") ebenso treffend wie jene von Architektenkind ("Systemgastro, Blinksäulen und Dauerbespaßung"). Man sollte diese Kritik am Platz und an der dortigen Architektur aber m. E. nicht mit impliziten Abwertungen derjenigen verbinden, denen der Platz gefällt, das vertieft nur unnötig Gräben.