Bauakademie - Rekonstruktion und Geschichte

  • Finde ich schade, dass nun das AA einem IMHO häßlichem und in seiner Bedeutung überschätzten Klinkerbau zu einer m.E. unnötigen Renaissance verhelfen will. Schade, eine vertane Chance, an dieser Stelle was Neues, Vorwärtsgewandtes, zu kreieren.

  • Muss der Staat als wieder ran... Naja, zumindest gibt mir das erstmals das gute Gefühl, dass es mit dem Wiederaufbau dieses für Berlin bauhistorisch so bedeutsamen Gebäudes doch noch was werden wird.


    @ Tunnel - viel zu teuer und m.M.n. auch völlig unnötig.

  • Konstantin: Hast Du das mit Goethe-Institut und Institut für Auslandsbeziehungen irgendwo aufgeschnappt oder ist das jetzt Deine eigene Überlegung? Ich fände das nämlich in beiden Fällen eine wirklich gute Idee. Natürlich hätte sich für diesen Bau ein Architekturmuseum o.ä. geradezu angeboten. Aber so wäre es thematische eine wirklich reizvolle Ergänzung zum Humboldtforum. So würde sich Deutschland sozusagen mitten im Herzen der Hauptstadt nicht nur der Geschichte anderer Kulturen zuwenden, sondern eben auch den heutigen sprachlichen und kulturellen Austausch vorantreiben. Ich hoffe, dass es genau so kommt! :daumen:

  • jan85


    na ich kann mir nur schlecht vorstellen, dass sich das Goethe-Institut von seinem hippen Standort und auch sehr schönen für die Lehrtätigkeit sehr gut geeigneten Räumen in der Neuen Schönhauser Straße, quasi mitten im Leben des jungen Berlin... an diesen doch eher spröden und repräsentativen Ort bewegen läßt.
    Man hätte sich ja auch den Neu/Umbau für das Architekturskizzen-Museum in P'Berg kneifen können oder ich sehe hier auch einen wesentlich besseren Standort für das DAZ, das in der Köpenicker Straße auch nicht gerade zentral gelegen ist. Oder im Zuge der Umplanung für das Kulturforum vielleicht ein sehr viel besserer Standort für das Kupferstichkabinett…

  • Einen Teil der Räume wird doch wahrscheinlich weiterhin die Internationale Bauakademie Berlin beziehen??


    Dann noch das AA und der Bau ist ganz schnell belegt.

  • Warum sollte die da einziehen? Die Truppe um Kolhoff kriegt doch nichts, aber auch gar nichts auf die Kette. Aus welcher Quelle sollte die "Internat. Bauakademie" denn ihr Geld beziehen?


    Und: nicht die Läden im EG vergessen. Das war zu Schinkels Zeiten revolutionär: ein Staatsbau mit vermieteten Läden im EG - das bekommt der Senat heute nicht mehr hin, nirgends.

  • Da hast du absolut Recht Konstantin. Weiss man was zur Zeit Schinkels und später hier für Läden drin waren? Das schreit förmlich nach einem klugen- und durchdachten Konzept und hoffentlich nicht nach 08/15 Touristennepp.

  • Mh, das klingt ja alles noch nicht so, als wenn es schon unter Dach und Fach wäre. Ich finde, die entscheidende Frage ist, ob das Gebäude denn tatsächlich rekonstruiert werden soll oder auch nur als Kulisse aufersteht. Soweit ich das einschätzen kann, lag die Bedeutung des Gebäudes mindestens zur Hälfte in seiner Konstruktionsart. Der jetzige Ausstellungssaal ist ja auch in „historischer Bauweise“ erstellt worden. Interessant wäre bei einer echten Rekonstruktion, wie man mit der Brandschutzthematik und den energetischen Anforderungen umginge.

  • ^
    Diese Frage stellt sich auch Nikolaus Bernau in einem Artikel der Berliner Zeitung von gestern.
    Eine einfache "Betonkiste" mit historischen Gewand verbiete sich. Außerdem fragt er sich, ob ein zeitgenössischer Bau nicht besser zur Republik passe als Preußen-nostalgische Kulissenarchitektur.


    Artikel Berliner Zeitung

  • Außerdem fragt er sich, ob ein zeitgenössischer Bau nicht besser zur Republik passe als Preußen-nostalgische Kulissenarchitektur.


    Ähnliche Frage gab es ein paar Beiträge darüber:


    Schade, eine vertane Chance, an dieser Stelle was Neues, Vorwärtsgewandtes, zu kreieren.


    Warum bei jeder Rekonstruktion in einer Altstadt (die per se an die Geschichte einer Stadt erinnern soll) jemand Weltwunder zukunfstweisender Architektur just an dieser Stelle versprechen muss - für die es in der sonstigen Stadt genügend Platz gibt? Genügend Platz, nur die wirklich interessanten Neuschöpfungen bleiben fast komplett aus. Solange sie in der sonstigen Stadt nicht überufern (fast immer wird nur zum Millionsten Mal kopiert), zieht die reichlich ausgelutschte Frage nicht.


    Selbst die Kommunisten hatten keine Berührungsängste mit der Preußennostalgie, da sie den Alten Fritz wieder unter den Linden aufgestellt haben - noch weiter links sollte sich bitte keiner begeben (zumal es hier kein Herrscherdenkmal wird, sondern ein einst demokratischer Bau).


    nicht die Läden im EG vergessen


    Läden im EG würden helfen, das Vorhaben zu finanzieren. Zur Not könnte es von mir aus ein Einkaufszentrum mit Originalfassaden und einer kleinen AA-Ausstellung werden - besser als ein genauso drinnen wie draußen anonymer Klotz.

  • Der Artikel steht mE zumindest teils in Widerspruch mit der bei Wikipedia gelobten sachlichen und ausgewogenen Argumentation des Autors.


    Natürlich wäre es schade, gerade diesen Bau allein auf die Fassade zu reduzieren. Aber selbst das wäre mE noch besser als ein mE hier womöglich völlig unpassendes zeitgenössisches Gebäude zu errichten. Die Bauakademie wurde bei der Restaurierung des Schinkelplatzes und der Entwicklung des Umfelds doch immer schon still mitgedacht. Wie soll da ein moderner Bau hinpassen, es gibt genug andere Ecken wo das mehr Sinn ergibt und auch (auf teils durchaus erfreuliche Weise) umgesetzt wird.


    Es ist mE auch erschreckend schlechter Stil zu behaupten, Bundesbauten würden immer mehr den preussischen Stil bemühen und daraus dann eine vermeintlich negative Botschaft an die Welt abzuleiten. Zum einen trifft das architektonische bei den allermeisten modernen Bundesbauten ganz eindeutig nicht zu. Selbst wo sie wie im Falle des Bundestages oder nun des Humboldtforums historische Substanz nutzen bzw. rekonstruieren, werden ja moderne Elemente wie Kuppel oder Stella-Fassade hinzugefügt. Das weiß Herr Bernau sicher auch.


    Hier gibt es hingegen einen konkreten Anlass auf diese Weise zu bauen bzw. zu rekonstruieren, nämlich die historischen Bezüge dieses Areals sichtbar zu machen und die Wirkung als Ensemble zu gewährleisten. Zudem wird die Botschaft der Weltoffenheit ja durch den Inhalt transportiert. Ich glaube zudem, dass man auch in Frankreich im Verlustfall besonders bedeutende historische Gebäude an gleicher Stelle rekonstruiert hätte, statt sich zu freuen nun genau dort etwas völlig neu hinbauen zu können als gäbe es dafür keine anderen Flächen. Man kann ja auch das eine tun, ohne das andere zu lassen. Nur eben nicht an derselben Stelle.


    Schade, dass die Berliner Zeitung in solchen Belangen immer wieder launische bis polemische und mE unausgewogene Kommentare bemüht, um die Rekonstruktion solch relevanter Bauwerke zu torpedieren. Ich erwarte aber nicht, dass sich das Auswärtige Amt bei seiner Entscheidung davon wird beeinflussen lassen. Trotzdem ist der Ausgang natürlich weiter ungewiss, auch wenn das Auswärtige Amt entgegen Herrn Bernaus Behauptung sehr wohl auch offiziell Gespräche und die grundsätzliche Möglichkeit einer entsprechenden Entscheidung pro Rekonstruktion bestätigt hat.

  • Der Artikel von Bernau zeigt, dass Lernen eben nicht stattfindet. Kulissenarchitektur war auch das zentrale Argument gegen das Berliner und Potsdamer Stadtschloß, dabei ist auch das Original in beiden Fällen eine Kulisse gewesen, da man den Renaissancebau dahinter erhalten hat (wegen der Kosten, Ihr wisst schon: Preußen und so...).


    Deshalb gibt es jetzt einen Aufschrei, wenn EINMAL ein Bau von vor 1945 auf ALLEN Seiten wiederhergestellt werden soll. Bis dato hat es nur zu didaktizierente Hybriden gereicht wie dem Berliner Schloß mit Stellafassade, der Kommandantur mit Glas-Süd-Fassade und der Geschichtscollage Neues Museum. Warum darf da nicht wenigstens eine Ikone des Fortschritts wiederkommen?


    Vorherhängte Fassaden sind so alt wie die Architektur selbst. Die Schlösser in Potsdam und Berlin hatten sie schon im Barock, aus Kostengründen. So gesehen wäre mehr Preußen ein Gewinn.


    P.S. Unmittelbar vor Erscheinen des Ant-Bauakademie-Artikels schrieb Bernau ein flammendes Pladoyer für den Bau der ZLB auf dem Tempelhofer Feld.

  • Danke für den Artikel, Bato.


    Zitat: "In Deutschland hingegen wird das Antlitz der Republik immer Preußen-nostalgischer. Wollen wir uns so der Welt zeigen?"


    Das halte ich doch mal für sehr übertrieben, um nicht zu sagen etwas arg verwissenschaftlicht. Ich denke nicht, dass der Paris-Besucher das "Antlitz der französischen Republik" geprägt sieht durch moderne, mutige Bauten. Der Elysee-Palast spiegelt eine vollkommen andere Epoche wieder als das Bundeskanzleramt in Berlin.
    Hier ist Herr Bernau irgendwie auf dem Holzweg. Meines Erachtens geht die Politisierung des Projekts, die mit der Involviertheit des AA aufs Tablett gekommen ist, am Kern der Bedeutung der Bauakademie vorbei.


    Und persönlich muss ich sagen, mir wäre ein Betongerippe mit historischer Schinkel-Fassade durchaus recht.

  • Die von Nikolaus Bernau vertretene These, wonach das Antlitz der Republik immer "Preußen-nostalgischer" wird ist schlichtweg unhaltbar.


    Die entscheidenden Repräsentationsbauten der Republik sind durchweg Neubauten oder modern weiterentwickelte Altbauten, siehe Kanzleramt, Band des Bundes, Reichstag, Auswärtiges Amt.


    Für die Verwunderung des Autors über den Entschluss, die Bauakademie wieder zu errichten, gibt es meiner Ansicht nach nur zwei mögliche Erklärungen. Entweder Unkenntnis in Bezug auf die Materie oder bewusste Verzerrung der Tatsachen, um Polemik zu betreiben.


    Von all den Rekonstruktionen im Zentrum von Berlin, war meiner Erinnerung nach die der Bauakademie stets von einem breiten Konsens getragen. An der Stelle stand ein modernes Gebäude NIE zur Debatte. Wenn jetzt also theatralisch Verwunderung über die Rekonstruktion geäußert wird, so scheint es sich dabei eher um die "nächste Sau zu handeln", die von den Rekonstruktionsgegnern durch mediale Dorf getrieben wird. Dies vor allem, nachdem man sich wohl gegen den Wiederaufbau des Schlosses nicht mehr wehren kann und der offene Hof à la Braunfels wohl auch nicht mehr herbeizuführen ist, der übrigens eine vollkommen neue Verzerrung der Baugeschichte des Schlosses bedeutet hätte. Der Schlüterhof hatte nämlich seine Hauptfront im Osten, der Entwurf von Braunfels hätte eine Drehung der Fassade nach Westen bedeutet.

  • Dieses Gejammer über angeblich "zu viel Preußen" in Berlin ist auch in meinen Augen ziemlich dämlich. Man könnte im gleichen Atemzug sagen zu viel Sachsen für Dresden oder zu viel Bayern für München. Völlig absurd. Und das Landes- oder Bundeseinrichtungen die alten preußisch oder reichsdeutschen Verwaltungsgebäude weiter nutzen, liegt in der Natur der Sache. Wurde dafür bisher auch nur ein Gebäude von grundauf rekonstruiert? Fällt mir spontan kein Fall ein.

  • Wiederaufbau Bauakademie

    Aktueller Artikel der Welt zum Thema Wiederaufbau Bauakademie, sehr interessant wie ich finde. http://www.welt.de/kultur/kuns…ird-wieder-aufgebaut.html
    Ein wenig Hoffnung macht sich bei mir breit. Obwohl man auf Ankündigungen wie sie in diesem Artikel beschrieben werden mit Vorsicht reagieren sollte, ist die Vorstellung das die Bauakademie zusammen mit Stadtschloss fertiggestellt werden könnte verlockend.

  • Eigentlich erschließt sich mir ja auch nicht so richtig, warum wir Museen, Landtage oder Shoppingcenter brauchen, die wie Schlösser aussehen. Bei der Stadtschlossfassade bin ich noch nicht ganz überzeugt, ob sie so geeignet ist, Segelschiffe aus Ozeanien auszustellen. Wahrscheinlich gibt man da eine Menge Geld aus und bekommt am Ende ein Museum, das ziemlich ungeeignet ist.


    Aber bei der Bauakademie ist das anders: hier geht es nicht darum, eine Kulisse zu bauen oder ein Postkartenmotiv. Bei der Bauakademie geht es um eine Idee, um einen architektonischen Entwurf, der eng mit der Gründung einer Ingenieurs-Schule verbunden ist. Während die Schule in gewisser Weise noch heute besteht, funktioniert der Entwurf zunächst auch gut auf dem Papier.


    Anders als bei den Schlössern, spielt bei der Bauakademie die historische Dimension („…In diesem Saal hat der alte Fritz immer Bowling gespielt…“) eine untergeordnete Rolle. Aber grade weil die Idee im Zentrum steht, ist es auch wichtig, sie ernst zu nehmen. Nur wenn man die Bauakademie mit einem adäquaten Inhalt füllt und sich auch mit den frühindustriellen Baumethoden auseinandersetzt, kann sie authentisch werden. Dann hat man aber auch die Chance, einen echten Schinkel zu bauen.

  • Wolfgang Schoele äußert sich in einer Mitteilung des Fördervereins über die Berichterstattung der letzten Wochen:

  • "Es wäre jedoch schön, wenn die Bauakademie zusammen mit dem Humboldtforum im Jahr 2019 ihren Betrieb aufnehmen könnte."


    Ja, natürlich fände ich das auch schön.
    Aber noch schöner wäre es, wenn alle gegewärtig noch eifrig diskutierten Veränderungen wie z.B. der Molkenmarkt und die Projekte auf der Fischerinsel dann endlich, endlich fertig wären.


    Diese "ewigen Baustellen" seit 1990 nerven kolossal!